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Hate That I Love You

[OikawaxOC]
von

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you can be king again.


 


 

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Asuna lauschte den Erklärungen des Lehrers nur halbherzig, während sie mit ihrem Stift auf die abgenutzte Serviette zeichnete. Es war die Liste, die ihr Tōru damals im Flugzeug gegeben hatte und die sie seitdem mit sich trug. Gerade lag sie auf ihrem Englischbuch und lenkte sie davon ab, dem Unterricht zu folgen. Halb so schlimm, da sie in diesem Fach keine Probleme hatte. So konnte sie auf das Wort Date starren, als würde es sich dadurch verändern. Es weckte gute Erinnerungen an das vergangene Wochenende und deshalb kam es ihr zum ersten Mal vor, als wäre diese Liste tatsächlich der Schlüssel zu ihrer misslichen Gefühlslage.
 

»Weitergeben, Asuna«, ertönte es auf einmal und in ihrem Sichtfeld erschienen einige Arbeitsblätter, die ihr netterweise von Jana gereicht wurden. Aus ihren Gedanken gerissen sah sie auf. Ihre beste Freundin musterte sie mit hochgezogenen Augenbrauen, was sie mit einem Augenverdrehen quittierte. Sie tat wie gewünscht und gab die Papiere weiter. Als sie wieder auf den Tisch blickte, seufzte sie tief und auch ein wenig ertappt. Wie ein schwer pubertierendes Mädchen hatte sie ein Herz auf die Serviette gemalt, sodass an dieser Stelle der Stift beinahe durchgedrungen wäre. Die gesamte Zeit über, in der sie an das Date und ihre Erkenntnis gedacht hatte, war ihre Hand selbstständig geworden. Sie zeichnete oft verschiedene Symbole wie Herzen, weil es einfach war und schön aussah, aber gerade jetzt hatte sie es in Verbindung mit Tōru getan. Es spiegelte tatsächlich ihre Überlegungen wider. Nachdem sie am Samstag nachhause gekommen war und schlafen gehen wollte, hatte sie natürlich kein Auge zugemacht. Ihre Gedanken kreisten durchgehend um Tōru und den gemeinsamen Tag. Obwohl sie so nervös gewesen war, hatte er es ihr einfach gemacht. Im Gegensatz zu ihr war er völlig gelassen gewesen. Zumindest hatte es für sie diesen Anschein gemacht. Außerdem hatte es sich so angefühlt, als würden sie ständig Zeit gemeinsam auf diese Weise verbringen. Es war so einfach, in seiner Nähe sie selbst zu sein. Jedes Gespräch, jede Handlung war so selbstverständlich. Selten hatte sie so viel gelacht wie an diesem Tag. Und durchgehen hatte ihr Herz verräterisch in ihrer Brust geschlagen. Kein einziges Mal hatte sie gedacht, dass es langweilig war. Im Gegenteil. Es hatte ihr schlichtweg bewiesen, dass sie keine nackte Haut brauchten, um sich nahe zu sein. Seine Hand zu halten und das damit einhergehende Kribbeln auf jedem Zentimeter ihres Körpers hatte ihr gereicht. Sie war froh, dieser Liste zugestimmt zu haben. Es half ihr, sich auf wesentliche Punkte zu konzentrieren. Das brauchte sie einfach, so wie ihre To-Do-Listen, die sie gerne fürs Lernen erstellte.
 

Da sie viele Dinge im Kopf hatte, verging der Schultag wie im Flug. So war sie gerade mit Jana auf dem Weg, um sich einen Kaffee zu holen. Sie würden beide gemeinsam an diesem Mittwochabend lernen und da die Nachhilfe mit Tōru aufgrund des bevorstehenden Turniers ausgefallen war, musste sie sich umso mehr auf Mathematik konzentrieren. Iwa hatte ebenfalls mit dem Training zu tun, weshalb Jana ausnahmsweise motivierter war. »Du bist mit deinen Gedanken eindeutig noch immer bei eurem Date«, stellte die Dunkelhaarige richtig fest.
 

»Erwischt, aber wie könnte ich auch nicht? Am liebsten würde ich ihm das gerade sagen. Ihn jetzt darauf anzusprechen wäre aber...echt umsonst.« Sie hatte seit Samstag nicht wirklich mit ihm gesprochen. Man sah ihm an, dass er nur an das Frühlingsturnier dachte. Von Jana wusste sie, dass er deutlich gereizter war und sie ihn förmlich nach dem Training aus der Halle zerren mussten. Unweigerlich hatte sie dabei an sein Knie gedacht und hoffte inständig, dass er es nicht übertreiben würde.
 

»Hm, zum Glück dauert das Turnier nicht lange. Danach hat er bestimmt genug Zeit.«
 

Asuna zweifelte an ausreichender Zeit. Nach diesem Turnier waren es nur noch wenige Wochen bis zu den Abschlussprüfungen und das bedeutete mehr Stress für sie. »Zeit ist ein Thema, an das ich nicht denken möchte.« Nur noch wenige Monate in der Oberschule. Nur noch wenige Monate mit all ihren Freunden und auch...Tōru. Bei dem Gedanken wurde ihr übel.
 

»Okay, dann Themenwechsel. Du gehst doch hoffentlich übermorgen mit, oder?«, fragte sie neugierig, kannte aber die Antwort schon.
 

Asuna nickte. »Ja, ich hab es versprochen. Ich hoffe wirklich, dass sie gewinnen werden«, meinte sie und erntete ein Grinsen seitens Jana.
 

»Wer hätte vor einem halben Jahr gedacht, dass du freiwillig zu einem Volleyballspiel von Oikawa Tōru gehen würdest? Die alte Asuna hätte mich mit einem mörderischen Blick gestraft und mich für verrückt erklärt.«
 

»Damals war ich aber auch noch der festen Überzeugung, dass es einfach ist, körperliche und emotionale Anziehung zu trennen. Ich kann nicht glauben, dass ich mich so geirrt habe«, gab sie zu. Sie hasste es einfach, sich zu irren.
 

»Ich finde, dass du es aber ziemlich lange durchgezogen hast. Wie lange lief das zwischen euch? Fast ein Jahr?«
 

Kurz nach ihrem 17. Geburtstag. Sie erinnerte sich daran, als wäre es gestern gewesen. »Ja, weil ich mich meistens nur auf das Wesentliche konzentriert habe. Als wir aber mehr miteinander geredet haben und einer von uns nicht sofort nach dem Sex verschwunden ist, hat die Verwirrung angefangen. Am schlimmsten war es damals, als er mich einfach so geküsst hat und mich dann völlig vor den Kopf gestoßen alleine gelassen hat.«
 

»Aber es zeigt eindeutig, dass es ihm nicht anders geht. Sonst hätte er diese Liste nicht erstellt«, meinte Jana dazu und hatte nicht unrecht.
 

»Wie auch immer. In den nächsten Tagen ist dieses Thema Nebensache. Tōru wird den Kopf voller Volleyball haben und ich nutze die Zeit zum Lernen.«
 

»Dann kommst du morgen nicht zu der ersten Runde?«
 

»Doch schon, aber ich weiß nicht, ob ich es rechtzeitig schaffe. Ich wollte noch in der Bücherei meine Aufgaben erledigen.«
 

»Streber«, murmelte Jana liebevoll, »und pack dein Geld weg. Der Kaffee geht auf mich.«
 

♛♔
 

Asuna band sich hastig einen hohen Zopf, da sie bereits spät dran war. Bevor sie zum Sendai City Gymnasium aufbrach, wollte sie noch unbedingt die Schuluniform loswerden und wärmere Kleidung anziehen. Deshalb lief sie in ihrem Zimmer herum und versuchte, alles gleichzeitig zu erledigen. Mit der Zahnbürste im Mund vernahm sie ein Klingeln. Weil sie keine Zeit verlieren wollte, öffnete sie die Tür. Ein Lieferant stand vor ihr und hielt ihr ein elektronisches Kästchen entgegen. Er wunderte sich nicht über ihr Aussehen. Anscheinend hatte er schon Schlimmeres gesehen. Ohne etwas zu sagen, unterschrieb sie und nahm das Päckchen an. Es war halbherzig eingepackt und fühlte sich weich an. Stirnrunzelnd suchte sie nach einer kleinen Karte, um den Absender zu ermitteln, doch sie fand nichts. Merkwürdig, dachte sie sich und legte es auf den Tisch, damit sie schnell ins Bad verschwinden konnte.
 

Mit frisch geputzten Zähnen ging sie zurück und riss ungeduldig die Verpackung auf. Etwas Weißes kam zum Vorschein und schnell entdeckte sie auch den türkisen Schriftzug. Noch bevor sie das Geschenk zur Gänze gesehen hatte, schloss sie die Augen und legte ihren Kopf in den Nacken, während sie tief Luft holte und an Tōrus Verstand zweifelte. »Das ist nicht sein Ernst, oder?«, stellte sie die Frage in den leeren Raum. Sie griff nach dem T-Shirt und hielt es ausgebreitet vor sich. Das in Farbe geschriebene Oikawa und die große 1 darunter waren...nicht zu übersehen. Nope. Nein. Das würde sie nicht anziehen. Da konnte sie sich gleich Fangirl auf die Stirn tätowieren. Sie konnte nicht glauben, dass er sich neben dem Training und Schulpflichten hierfür Zeit genommen hatte. Das konnte sie wirklich nicht anziehen. So sehr er sich hierfür auch bemüht hatte. Im Ernst...sie konnte doch nicht einfach damit herumrennen, als wäre es ein normales T-Shirt. Alle Mädchen ihrer Schule würden sie hassen. Noch mehr als ohnehin schon. Sie wollte wirklich keinen Stress, aber natürlich wollte ein Teil von ihr Tōru einen Gefallen tun. Nicht umsonst hatte er sich die Mühe gemacht. Hätte er sich nicht etwas Dezenteres aussuchen können? »So ein Idiot«, brummte sie und legte das Oberteil in ihr Zimmer. Sie würde es nicht anziehen und beließ es bei ihrem schwarzweiß karierten Rock, dem dunklen Oberteil und den Overknees.
 

Beim Stadion angekommen, war sie überwältigt von der Menge an Zuschauern. Sie kannte sich nicht mit den Turnieren aus, aber anscheinend war es das wichtigste im ganzen Jahr. Es würde auch die Fans, die unheimlichen Lärm machten, erklären. Jana war schnell gefunden und während sie zwischen den Reihen anderen die Sicht versperrte, erkannte sie, dass Aoba Johsai gegen eine Schule namens Niiyama Tech spielte und drei Punkte in Führung war. »Wir dachten schon, du kommst nie!«, wurde sie von Jana begrüßt und erst jetzt entdeckte sie Mia, Suki und Lu.
 

»Sorry, ich wurde des Öfteren aufgehalten.« Sie dachte an ihr T-Shirt und an eine blöde Formel, die ihr bestimmt eine Stunde gekostet hatte. »Wie schlagen sie sich?«
 

»Ganz gut soweit. Die andere Schule versucht alles Mögliche, aber ihre Angriffe sind ziemlich vorhersehbar«, bekam sie von Lu die Zusammenfassung.
 

Asuna sah auf das Spielfeld. Ein Team hatte gerade ein Time-out genommen, sodass die Zuschauer laut geworden waren. Die Jungs wirkten entspannter, aber nach wie vor ernst. Zumindest ließ Tōrus Blick darauf schließen. Da es bald weitergehen würde, zog sie sich die schwarze Jacke aus und wie aufs Stichwort ertönte der Pfiff des Schiedsrichters. Das Team rund um Iwa und Tōru machte sich bereit, den Satz zu gewinnen, und während die anderen stur auf den Boden starrten, fixierte Tōru die Zuschauerränge. Er hatte die Aufmerksamkeit schon immer geliebt, aber es war eher eine Person, die er suchte. Asuna beobachtete ihn, als er fragend auf sich selbst zeigte und mit seinen Lippen einen Satz formte. Sie brauchte einen Moment, um ihn zu verstehen. Er wollte wissen, ob sie sein Shirt bekommen hatte. Ihre Augen verdrehend schüttelte sie den Kopf und es fühlte sich echt mies an, ihn enttäuschen zu müssen. Und sein Gesichtsausdruck machte es nicht besser. Sein Grinsen verschwand und binnen weniger Sekunden hatte er den Blick abgewandt. Hätte sie lügen sollen? Das schlechte Gewissen machte sich in ihr breit.
 

»Was sollte das denn?«, fragte Jana mit hochgezogenen Augenbrauen.
 

»Erzähle ich dir später«, erwiderte sie und verfolgte von da an das Spiel, welches nach einer Dreiviertelstunde vorbei war. Seijoh hatte gewonnen und stand in der nächsten Runde. Diese würde bereits in einer Stunde beginnen, weshalb sie sich etwas zu trinken holen wollte.
 

Jana begleitete sie und war natürlich auf Tōrus Seite, was das Shirt betraf. »Wieso hast du es nicht an?«
 

»Wieso ich es nicht anhabe? Es wäre wie eine Liebeserklärung an die gesamte Schule.« Trotz ihrer Worte musste sie an seinen Ausdruck denken. Er hatte wirklich gehofft, sie würde es tragen.
 

»Du hast ja recht, aber du hättest einen Pullover darüber ziehen können. So hättest du es nicht gleich jedem gezeigt und Oikawa würde zumindest ein wenig motivierter in das nächste Spiel gehen.« Schulterzuckend drückte sie sich eine Wasserflasche aus dem Automaten. Dass Jana ihrem schlechten Gewissen beipflichtete, war nachvollziehbar und deshalb nervte es so sehr.
 

»Hätte ich tun können, aber daran habe ich nicht gedacht«, gab sie murrend zu. Anscheinend ließ ihre Logik stark nach, sobald es um Tōru ging. »Vielleicht trage ich es morgen, vielleicht auch nicht. Was ich aber eindeutig weiß, ist, dass ich jetzt Eistee möchte. Zitrone.«
 

»Zitroneneistee und Zitroneneis? Das ist merkwürdig«, ertönte es hinter ihnen, woraufhin ihr heiß und kalt zugleich wurde. Tōru und Iwa waren anscheinend ebenfalls auf der Suche nach Ruhe. Mit ihrem Herz, das bei seiner Anwesenheit verräterisch auf und ab hüpfte, drehte sie sich zu ihnen.
 

»Möglicherweise fühle ich mich zu Merkwürdigem hingezogen?«, formulierte sie zweideutig und sowohl Jana als auch Tōru hoben die Augenbrauen. Nur Iwa grinste offensichtlich.
 

»Was meinst du, Jana? Lassen wir die zwei Merkwürdigen alleine?« Das Ass des Teams nahm seine Freundin bei der Hand und zog sie mit sich. Elegant gelöst, dachte sich die Blondhaarige sarkastisch. Sie drehte an dem Verschluss ihrer Flasche und lehnte sich gegen die Wand. Erst jetzt viel ihr auf, wie ruhig es hier im Gegensatz zu den kleinen Ständen am Eingang war. Als sie Tōru ansah, der entweder mit seiner Hand durch die Haare fuhr oder mit dem Zip seiner Trainingsjacke spielte, wurde ihr bewusst, wie unruhig er gerade war. Und wie sehr sie gerade seine Hand halten wollte. Nicht nur, um ihm etwas von seiner Nervosität zu nehmen, sondern weil sie das Gefühl vermisste.
 

»Es ist schön, das du hier bist«, meinte er plötzlich und riss sie aus den Gedanken.
 

»Klar. Ich hab es immerhin versprochen. Und was das Shirt angeht-«, begann sie, wurde jedoch unterbrochen.
 

»Vergiss es. Du musst es natürlich nicht tragen. Das war eine idiotische Idee.« Tōru mied ihren Blick, doch sie wusste genau, dass sie es nicht einfach so vergessen konnte. Nicht wenn er sich zwischen all dem Training die Mühe gemacht hatte und seine Reaktion weit davon entfernt gewesen war, um es jetzt einfach zu vergessen.
 

»Morgen. Ich werde es morgen tragen. Vorausgesetzt ihr gewinnt euer nächstes Spiel. Aber ich muss gestehen, dass ich Gefallen daran gefunden habe, dir beim Spielen zuzusehen.« Sie schmunzelte und wusste genau, dass sie seinem Ego damit einen mächtigen Gefallen getan hatte. Jedoch scherzte sie nicht. Seine Leidenschaft, seine Ernsthaftigkeit und sein Kampfgeist inspirierten sie ungemein.
 

»Tatsächlich?« Er schob seine Hände in die Taschen seiner Trainingshose. »Darauf kommst du aber reichlich spät.« Nun musste er doch leicht grinsen.
 

»Besser spät als nie«, meinte sie mit einem Schulterzucken, »aber das heißt, dass ihr heute gewinnen müsst. Sieh mich nicht so an! Das meine ich todernst.«
 

Sein anfängliches Schmunzeln verschwand nach und nach und machte Platz für einen Blick, den sie nur zu gut kannte. »Okay, aber was bekomme ich dafür...von dir?« Er machte einen deutlichen Schritt nach vorne und beinahe hätte sie gelacht. Einfach, weil diese eine kleine Aussage sie so sehr an die damaligen Spielchen zwischen ihnen erinnerte.
 

»Ganz schön mutig, weitere Forderungen zu stellen. Ist es nicht genug, dass ich deinen Nachnamen für jeden sichtbar auf meinem Rücken stehen haben werde?« Ihr wurde ungemein heiß, wenn sie an den großen türkisen Schriftzug dachte. Nicht ausschließlich vor Freude, denn es kostete sie große Überwindung, das zu tun.
 

Er streckte seinen Arm nach ihr aus, um ihre Haare nach hinten zu streichen und einen freien Blick auf ihren Hals zu haben. Seine kalten Finger verharrten auf ihrer erhitzten Haut. »Dieser Gedanke motiviert mich ungemein, wenn ich ehrlich bin. So weiß jeder, dass du zu mir gehörst.«
 

Asunas Puls schnellte bei diesen Worten in die Höhe und wie so oft in letzter Zeit verspürte sie den Drang, ihn zu sich zu ziehen und ihre Lippen auf seine zu legen. »Seit wann gehöre ich denn zu dir?«, erwiderte sie fragend und mit rauer Stimme. Dass er dies wie aus dem Nichts gesagt hatte, hatte sie...unerwartet getroffen.
 

Tōru sah sie eindringlich an, ließ seine Finger ihre Seite entlang wandern und stoppte erst, als seine Hand auf ihrer Hüfte lag. »Ungefähr seit Juli letzten Jahres?«
 

Diese Antwort brachte sie zum Lachen. Ausgelassen, wie sie es selten tat. Mit einer kleinen Bewegung kam sie ihm näher, während nach wie vor ein gut gelauntes Lächeln ihre Lippen zierte. »Ich wusste nicht, dass dieser einfache Kuss so ernst gewesen ist.«
 

»Einfacher Kuss? Nette Zusammenfassung für diese...aufregende Nacht. Die übrigens dank dir stattgefunden hat.«
 

»Ach ja?«, hakte sie nach, erinnerte sich aber genau an das Drama, welches sie vor dem Abschicken der Nachricht veranstaltet hatte.
 

»Ja? Muss ich dich etwa an deine Worte von damals erinnern?«
 

»Die hast du dir gemerkt?« Verblüfft hob sie ihre Augenbrauen.
 

Als hätte er auf den Moment gewartet, räusperte er sich. »Ich bin nicht hier, um Smalltalk zu führen, um Freundschaft zu schließen oder, Gott bewahre, mich in dich zu verlieben. Also halt die Klappe, zieh dich aus und fick mich.« Mit jedem Wort wurde sein Grinsen breiter und Asunas Augen größer.
 

»Das...Niemals habe ich das F-Wort benutzt«, versuchte sie die Situation zu retten, wusste aber genau, dass es tatsächlich ihre Worte gewesen waren. Außerdem hatte Tōru ein verdammt gutes Gedächtnis. Je länger sie aber darüber nachdachte, desto absurder klangen ihre eigenen Worte. Nach all den Monaten fragte sie sich, was ihr damals durch den Kopf gegangen war. Sie mochte den Smalltalk mit ihm. Jeden einzelnen davon. Sie hatten Freundschaft geschlossen. Mehr sogar. Und was das letzte betraf...
 

»Hast du. Zusammen mit deinem verführerischen Anblick warst du ziemlich überzeugend. Wie hätte ich dabei also einen Rückzieher machen können?«
 

»Scheint, als könnte ich überzeugend sein, wenn ich es darauf anlege«, meinte sie schmunzelnd. Diese erste gemeinsame Nacht tauchte oft in ihren Erinnerungen auf. Sie war aufregend, elektrisierend und heiß gewesen. Noch heute war sie stolz auf sich selbst, dass sie ihre Zweifel beiseitegeschoben und auf senden geklickt hatte.
 

»Wie bescheiden formuliert, wenn du mich damals völlig in der Hand gehabt hast.« Tōru stützte sich mit seinem Arm neben ihr ab und machte es ihr unmöglich, sich von ihm zu entfernen. Nicht, dass sie es vorgehabt hatte.
 

»Gehabt hast?« Provokant runzelte sie die Stirn und erntete ein amüsiertes Grinsen.
 

»Sagte ich bescheiden?«, begann er und warf einen schnellen Blick auf die Uhr an der Wand. Widerwillig ließ er seine Arme sinken und entfernte sich von ihr. »Anscheinend musst du mir nächstes Mal auf die Sprünge helfen. Wie sehr hast du mich noch immer in der Hand?« War das eine Herausforderung? Asuna sah ihn forschend an und verfluchte die mangelnde Zeit, die ihnen gerade blieb. Gerade fing es an, interessant zu werden. Dabei störte es sie nicht, dass es morgen vielleicht wieder anders zwischen ihnen sein würde. Weniger spielerisch und dafür ernster. Umso mehr genoss sie diese lockere Atmosphäre.
 

»Ich bin mir nicht sicher, ob du die Antwort verkraftest.« Sie stieß sich von der Wand ab und genau in diesem Moment kamen Jana und Iwa um die Ecke.
 

»Bereit, Bakakawa? Wir müssen ein Spiel gewinnen.« Iwa ließ die Hand seiner Freundin los, um sich ausgiebig zu strecken.
 

»Und wie ich bereit bin, Iwa-chan.« Tōru schien gelassener zu sein als zuvor und das freute Asuna ungemein. Es stand ihm besser als diese nachdenkliche Furche auf der Stirn.
 

Während Jana Iwa auf ihre Art und Weise Glück wünschte, meinte Asuna zu Tōru: »Ich will ja keinen Druck ausüben, aber es wäre wirklich nicht schlecht, wenn ihr gewinnen würdet. Du weißt schon, damit ich dein Shirt tragen kann.« Sie versuchte eine ernste Miene beizubehalten, musste aber schlussendlich dezent lächelnd.
 

»Beinahe hätte ich vergessen, wie motivierend du sein kannst. Danke.« Mit einem Grinsen verabschiedeten sie sich. Unnötig zu erwähnen, dass sie auch das zweite Spiel am Tag gewannen. Nächste Runde? Karasuno.
 

♛♔
 

Am nächsten Tag betrachtete sie das Shirt auf dem Schreibtisch. Zumindest hatte sie Tōrus enttäuschten Gesichtsausdruck direkt wieder vor Augen. Wie bei einem Kind, dem man das Eis weggenommen hatte. Nur Millionenmal schlimmer. Frustriert stöhnte sie auf und wechselte ihr Oberteil. Erstaunt hob sie ihre Augenbrauen. Es passte wie angegossen, weshalb sie Tōru ein indirektes Lob aussprechen musste. Grundsätzlich sah es aus wie ein eng anliegendes Oberteil für das Frauenteam, wenn es in der Seijoh eines geben würde. Asuna drehte sich um und sah über ihre Schulter. Ihre Haare verdeckten so gut wie gar nichts, doch ändern wollte sie ihre Frisur nun auch wieder nicht. »Wenn sie heute nicht gewinnen...«, murmelte sie, bevor sie sich einen Pullover schnappte, der sonst in ihrem Kasten verstaubte, aber dank der außergewöhnlichen türkisen Farbe heute gut zu ihrem Outfit passte. Außerdem offenbarte sie so nicht sofort das Shirt für alle Anwesenden.
 

Ihren Schlüssel nehmend verließ sie die Wohnung. Wie auch das letzte Mal waren all ihre Freunde anwesend und fieberten dem Spiel entgegen. Das Halbfinale gegen Karasuno. Wenn sie sich recht erinnerte, dann war dieser Kageyama in diesem Team. Jemand, der mehr Talent besaß als Tōru. Zumindest waren das seine Worte gewesen. Und wenn sie an damals dachte, dann hatten sie damals nicht überlegen, aber dennoch klar gewonnen.
 

»Hier. Dieses Mal habe ich vorgesorgt«, meinte Jana, als sie ihr eine Flasche Eistee in die Hand drückte.
 

»Danke.« Sie schmunzelte ihrer Freundin entgegen. Die Teams waren dabei, sich einzuspielen und da erkannte Asuna auch diesen Kageyama. Dieser war weniger auffällig als sein orangehaariger Freund. Dieser war recht laut, sodass sie ihn bis hierher hören konnte. Wenn sie sich die Spieler und vor allem Tōru genauer ansah, dann konnte sie eindeutig die forschenden Blicke erkennen, die er dem Schwarzhaarigen zuwarf. Man sah den beiden an, dass sie an nichts anderes als Volleyball dachten.
 

»Ich bin mir unsicher, ob Oikawa das hier gerade genießt, oder ob er richtig angepisst ist. Man! Er ist echt schwer zu durchschauen«, murmelte Suki zu ihrer Linken.
 

Asuna legte ihren Kopf schief und musterte den Setter. Er war wie so oft beim Spielen höchst konzentriert, schaffte es aber immer wieder, herumzualbern. »Ich glaube, es ist eine Mischung aus beidem. Tōru ist vollkommen unter Spannung, während er sich aber furchtbar darauf freut, überhaupt zu spielen. Ein Teil von ihm ist aber auch nervös, weil es die Qualifikation für das letzte Frühlingsturnier der Drittklässler ist. Zu guter Letzt möchte er keinesfalls gegen Kageyama verlieren, weil er weiß, wie gut er ist«, erklärte Asuna und nahm ihre Augen nicht von Spielfeld.
 

»Das...fasst es wohl gut zusammen«, bemerkte Lu und auch Suki meinte, dass das durchaus Sinn machte und der Setter wirklich durchgeknallt war.
 

Jana neben ihr hatte jedoch schwer geseufzt und murmelte mehr zu sich selbst: »Könnt ihr bitte einfach zusammenkommen? Ihr seid so offensichtlich.«
 

»Halt die Klappe«, gab sie nur zurück und konnte sich einen Hieb mit dem Ellbogen nicht verkneifen. Was hieß offensichtlich? Unweigerlich zog Asuna an ihrem Pullover. Immerhin hatte ihre beste Freundin das Shirt noch gar nicht gesehen. Jetzt konnte sie es noch weniger herzeigen, ohne von den anderen aufgezogen zu werden.
 

Das Spiel begann und es war...durchwachsen. Seijoh hatte Probleme zu Punkten und es war in der gesamten Halle zu spüren, dass die Jungs sich darüber zu sehr den Kopf zerbrachen. Asuna erwischte sich, wie sie nervös an ihrem Nagel biss, was sie normalerweise nicht tat. Sie fühlte sich, als würde sie selbst auf dem Feld stehen. Wie ertrug Tōru das, der noch dazu der Kapitän des Teams war? »Wenn das Spiel vorbei ist, betrinke ich mich«, kommentierte Jana die Anspannung auch auf den Zuschauerrängen und sprach Asuna aus der Seele. Der gesamte Satz war schwer mitanzusehen und als sie diesen verloren hatten, musste sie erst mal tief Luft holen. Wie sollte sie zwei weitere Sätze überleben? Bei der Aufregung wurde ihr furchtbar warm und ruhig sitzen war unmöglich. Aus diesem Grund stand sie auf und stellte sich an das Geländer. Die Anfeuerungsrufe, die laut zu ihr drangen, blendete sie so gut es ging aus. Sie verbarg es nicht, dass sie Tōru offensichtlich anstarrte. Asuna wollte wissen, wie es ihm gerade ging, denn den ersten Satz zu verlieren, war eine harte Probe für das Team. Gespannt verfolgte sie seine Bewegungen. Meistens alberte er herum, aber wenn niemand hinsah, verblasste seine Lockerheit und er sah nachdenklich auf seine Hände. Als der nächste Satz begann, setzte sich Asuna wieder. Ihre Hände waren eiskalt, obwohl ihr Puls unnatürlich hoch war. In der nächsten halben Stunde musste sie einige Nerven raubende Momente überstehen, doch schlussendlich konnten sie den Stand ausgleichen. Ehe sie sich versah, war der dritte und entscheidende Satz angebrochen. Ah, scheiß drauf, dachte sie sich und zog den Pullover aus. Erleichtert seufzte sie auf, als die Hitze augenblicklich weniger wurde.
 

»Kurz habe ich an dir gezweifelt«, kam es von Jana lachend.
 

»Oh, Asuna. Hat das etwas zu bedeuten, oder...?« Mia rutschte aufgeregt hin und her.
 

Hastig schüttelte sie den Kopf. »Nein, auch wenn es so aussieht...sind wir nicht zusammen. Es ist eher...wie soll ich sagen...«, sie rang nach den richtigen Worten, scheiterte dabei aber. Es zu benennen, war ein Ding der Unmöglichkeit.
 

»Was auch immer es ist, Oikawa scheint es zu gefallen«, kam es belustigt von Suki, die auf das Spielfeld deutete.
 

Asuna fühlte, wie die Wärme urplötzlich zurückkam und dieses Mal in ihr Gesicht schoss. Sie konnte die anderen Schülerinnen bereits in ihrem Kopf lästern hören, als sie sich umdrehte und sich ihr Blick mit dem von Tōru kreuzte. Er hatte nicht viel Zeit, aber sie konnte klar und deutlich das Lächeln und das Danke, welches er mit seinen Lippen formte, erkennen. Die Aufregung, die positiv durch ihren Körper strömte, brachte sie ebenfalls zum Lächeln. Vergessen war das merkwürdige Gefühl, sich so offensichtlich als Fan zu präsentieren. Eigentlich...sollte sie es mit mehr Stolz tragen. Das Team und vor allem Tōru gab alles, um in das Finale zu kommen. Mehr als sie anzufeuern konnte sie nicht tun. Deshalb erwiderte sie: »Ich glaube an dich.« Viel zu leise, damit er sie hören konnte, aber in diesem Fall verstanden sie sich auch ohne Worte. Zuversichtlich wandte er sich zu seinem Team und auch Asuna setzte sich wieder auf ihren Platz.
 

Wenn sie gedacht hatte, dass die letzten beiden Sätze nervenaufreibend gewesen waren, dann wurde sie jetzt eines Besseren belehrt. Sie erwischte sich ein paar Mal, wie sie während mancher Ballwechsel die Luft anhielt. Je länger das Spiel dauerte, desto mehr ging ihr Karasuno auf die Nerven. Sie waren so gut, dass sie nicht mal verärgert sein konnte, wenn sie einen Punkt machten. Dennoch ballte sie ihre Hände zu Fäusten, als dieser orangehaarige Zwerg einen schnellen Angriff startete. Asuna hätte nie gedacht, dass sie eines Tages so gefesselt bei einem Volleyballspiel sein würde. Und all das nur dank Tōru. Dieser war indes völlig fokussiert auf den Ball. Es war wohl der Moment, den man an Spannung nicht übertreffen konnte. Karasuno hatte Matchball und Seijoh stand mit dem Rücken zur Wand. Ein kleiner Fehler, eine kleine Unachtsamkeit und das Spiel wäre verloren. Mit einem ungesunden hohen Puls vergrub Asuna ihr Gesicht halb in ihren Händen. Sie konnte kaum hinsehen und schnappte nach Luft, als Tōru aus dem Feld lief, um den Ball im Spiel zu halten. Mit einem Krachen fiel er gegen Stühle und Tische, rappelte sich aber so schnell auf, dass sie kaum darauf reagieren konnte. Allerdings war sie gemeinsam mit Jana und den anderen sofort aufgesprungen. Spätestens jetzt war es unmöglich, sich auf den Plätzen zu halten. Nur nebenbei nahm sie war, wie ihre Freundin nach ihrem Arm griff und diese nahezu zerquetschte. Ihr Blick lag auf dem Ball, der von Iwa auf die andere Seite geschmettert wurde. Doch selbst dieser perfekte Angriff konnte keinen Punkt erzielen. Immer wieder wurde der Ball vom Boden ferngehalten und auch als es knapp wurde, konnte Kyotani gerade noch seinen Arm ausstrecken. Ihre Augen weiteten sich jedoch, als der Orangehaarige auf das Netz zulief und seine Hand ausstreckte. Viel zu viel passierte auf einmal und ehe sie sich versah, schoss der Ball über das Netz. Tōru hielt seine Arme in die Flugbahn, doch...
 

Urplötzlich war es totenstill in der großen Halle. Janas Griff lockerte sich zugleich und Asuna ließ ungläubig die Arme sinken. Sofort suchten ihre Augen nach Tōru. Der Jubel von Karasuno drang unangenehm laut zu ihr und als einige Zuschauer einstimmten, musste sie ein frustriertes Seufzen zurückhalten. Enttäuscht, wenn nicht sogar verärgert, umklammerte sie das Geländer so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Sie hatten es sich so verdient. Jeder einzelne von ihnen und plötzlich war der Traum vom Frühlingsturnier zerplatzt. Tōru stand indes dem Jungen namens Kageyama gegenüber und betrachtete ihn mit starrer Miene. Viel zu unergründlich war sein Blick und fast schon zu leer, um etwas daraus lesen zu können. Im Gegensatz zu Iwa, Matsu und den anderen. Ihnen war es anzusehen, dass sie um Selbstbeherrschung rangen. Asuna spürte, wie die verkrampfte Haltung nachließ, als sich die Spieler an der Linie aufstellten und sich anschließend bei den Zuschauern bedankten. Sie klatschte, biss sich aber zugleich auf die Innenseite ihrer Wange. Tōru mied tunlichst den Augenkontakt und starrte vehement auf den Boden. Auch während die anderen sich über Karasuno ausließen, sagte er nichts dazu. Es dauerte demnach nicht lange, bis Seijoh und Karasuno vom Platz verschwanden. Zum ersten Mal hatte Asuna das Gefühl, wieder atmen zu können. Erschöpft, obwohl sie nur zugesehen hatte, setzte sie sich.
 

»Ich kann nicht glauben, dass wir verloren haben«, murrte Suki enttäuscht und wenn sie sich nicht irrte, dann klang ihre Stimme brüchig.
 

Lu nickte zustimmend und räusperte sich. »Das war schmerzhaft.« Damit sprach sie wohl jedem aus der Seele.
 

Asuna sagte nichts dazu, denn ihre Gedanken kreisten durchgehend um Tōru. Sie wusste, dass er oftmals den unbeschwerten Kindskopf mimte, doch gerade schien er sich schwer damit zu tun, überhaupt zu reagieren. Vermutlich würde er erst mal versuchen, die Niederlage zu verdrängen. Sie herunterspielen, bis er alleine war. Schwäche vor anderen zu zeigen, war nicht seine Art. Seufzend griff sie nach ihrem Pullover und ihrer Tasche. Dieser große Raum bedrückte sie ungemein, weshalb sie von hier verschwinden wollte. Die anderen schienen nichts dagegen zu haben. Insgeheim hielt sie nach Tōru Ausschau, als sie durch die Gänge gingen. Erfolglos. Sie trafen Kyotani, Kindaichi und Hanamaki, doch von dem Setter fehlte jede Spur. Als Jana jedoch mit Iwa sprach, machte sie sich ohne viel zu sagen auf den Weg zu den Umkleiden. Nachdem alle anderen vor dem Eingang versammelt waren und größtenteils bereit waren, nachhause zu fahren, gab es nicht mehr viele Möglichkeiten, wo er sein konnte.
 

Als sie schließlich vor der Tür stand, zögerte sie. Zu Beginn hatte sie noch geglaubt, dass das eine gute Idee war. Sie wusste, dass Tōru in diesem Raum war, aber sie wusste nicht, ob er sie sehen wollte. Ob er überhaupt jemanden sehen wollte...Dennoch sagte ihr etwas tief in ihrem Inneren, dass er nicht alleine sein sollte und wollte. Vielleicht war es aber auch einfach nur ihr Wunsch, jetzt gerade bei ihm sein zu wollen. Zumindest würde sie es sich wünschen, wenn ihr Traum, der bis vor kurzem noch in greifbarer Nähe war, zerplatzt war. Sie biss sich auf die Unterlippe und öffnete die Tür. Es war dunkel und anstatt eines Fluchens kam...nichts. Es war totenstill. Leise schlich sie hinein und schloss die Tür hinter sich. Einen Moment verharrte sie an Ort und Stelle und wartete, ob er sie sofort wegschicken würde. Sie konnte sich nicht hineinversetzen, wie es war, ein so wichtiges Spiel zu verlieren. Sie hatten alles gegeben, aber manchmal war selbst alles nicht genug. Tōru würde es im Moment nicht verstehen wollen und von der Enttäuschung überrollt werden, doch sie würde dafür sorgen, dass er in dieser Zeit nicht alleine war. Ob er sie überhaupt sehen wollte, war Nebensache.
 

Sie entdeckte ihn am Ende des Raumes, und mit jedem Schritt, den sie machte, fühlte sie sich schwerer. Er reagierte nicht auf sie, sondern kniete auf dem Boden. Asuna wollte etwas sagen, verkniff es sich aber. Sie glaubte nicht, dass sie die richtigen Worte finden würde und vielleicht war es dieses Mal besser, nichts zu sagen. Sie legte ihren Pullover und die Tasche ab, umrundete ihn langsam und kniete sich ebenfalls auf den Boden. Sie hob ihre Arme und platzierte ihre Hände auf seine angespannten Schultern. Dieser Anblick machte es ihr unheimlich schwer, sich zusammenzureißen. Asuna schluckte, während sie ihre Finger zu seinem Nacken wandern ließ und er als Reaktion tief Luft holte. Tōru beugte sich nach vorne und vergrub ihr Gesicht in ihre Halsbeuge. Seine Hände klammerten sich fest in ihr Oberteil, als würde sein Leben davon abhängen. Sein gesamter Körper bebte und sie spürte, wie etwas in ihr in tausend Stücke zerbrach. Oikawa Tōru, der bis vor wenigen Minuten noch jeden einzelnen seiner Mitspieler aufmunternde Worte zugerufen hatte, war am Boden zerstört. Asuna presste ihre Lippe aufeinander und festigte ihren Griff. Sie spürte seine Enttäuschung im gesamten Raum und noch nie in ihrem Leben war sie sich bei einer Sache so sicher. Sie wollte ihn nie wieder so sehen. Es war schmerzhaft und überwältigend.
 

Die Sekunden, die vergingen, zählte sie nicht. Selbst wenn es Stunden gedauert hätte, wäre sie in dieser Position verharrt. In diesem Moment wollte sie die Stütze für ihn sein, auch wenn er die Last schlussendlich alleine tragen mussten. Geduldig wartete sie darauf, bis sich die verkrampften Muskeln lockerten. Als er seinen Kopf hob, vermied er es tunlichst, sie anzusehen. Es war viel zu dunkel in diesem Raum, um überhaupt etwas zu sehen, doch sie erkannte klar und deutlich seinen fast schon verzweifelnden Blick. Wie als würde er gerade gegen sein inneres Chaos kämpfen und dabei kläglich scheitern. Asuna legte ihre Hand auf seine Wange und drehte seinen Kopf in ihre Richtung. Besorgt betrachtete sie sein Gesicht und fuhr mit ihrem Daumen über seine Wange. Deutlich konnte sie die Feuchtigkeit spüren, suchte mit ihren Augen jedoch seine. Unheimlich viel ging ihr durch den Kopf, aber es war vermutlich nichts im Vergleich zu Tōrus Gedanken. Sie wollte...ihm dieses Chaos nehmen. Irgendwie. Deshalb legte sie zum ersten Mal von sich aus die Arme um seinen Oberkörper, um ihm die Umarmung zu geben, die er brauchte. Und um ihm indirekt zu sagen, dass sie bei ihm war. Nicht nur heute, sondern auch morgen und an den Tagen danach.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo! :D

Also das hier ist nicht wirklich das Kapitel, das ich versprochen habe. Irgendwie habe ich vergessen, dass ich diesen traurigen Moment in Seijohs Volleyballkarriere einbauen wollte. haha Ich war übrigens richtig genervt, als ich mir die Folgen nochmal angesehen habe. Wer mir auf Instagram [lena.distortion] folgt, weiß auch warum. Aber guuuuut. Oikawa ist nicht der Main Character, also ergibt der Ausgang durchaus Sinn xD

Wobei mir dieser Moment am Schluss richtig gut gefällt. Diese Szene hatte ich auch schon ewig im Kopf und hab einen Teil davon auch schon vor Monaten geschrieben. :3 e

Dafür wird der Plot des nächsten Kapitels so, wie ich (und ihr alle) es mir ausgemalt habe. Ich freu mich schon tierisch darauf. Spoiler: It's gettin' kinda hot. *hust*

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