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Hate That I Love You

[OikawaxOC]
von

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worries and clichés


 


 

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Asuna machte sich am Montag nach der Schule auf den Weg zu der Sporthalle, um Oikawa abzuholen. Wie versprochen. Es war 15 Uhr 35, also musste er seit einer Stunde hier sein. Bereits von Weitem hörte sie das Aufprallen des Balls, da zu ihrer Überraschung die Tür offenstand. Sie betrat die Halle nicht, sondern blieb in der Tür stehen. Sie hatte natürlich nicht vergessen, dass er sich bereits Anfang der Woche merkwürdig verhalten hatte. In den letzten Tagen hatte sie jedoch nicht mit ihm gesprochen und gesehen hatte sie ihn am Wochenende auch nicht. Vielleicht hatte er sich mittlerweile...beruhigt, doch wenn sie ihn sich so ansah, dann schwand ihre Hoffnung. Es war auch naiv von ihr zu glauben, dass negative Emotionen einfach so verschwanden. Neugierig musterte sie den Setter, der sie noch nicht bemerkt hatte. Er hatte sich seine Sportkleidung angezogen und stand bei der letzten Linie. Vermutlich um aufzuschlagen. Etwas anderes war ohne weitere Spieler auch nur schwer möglich. Asuna fiel allerdings schnell auf, dass er sich auch hier anders verhielt. Er starrte lange auf den Ball in der Hand, ehe er einige Schritte zurückging und den Ball routiniert aufprallen ließ. Oikawa warf den Ball hoch und stieß sich fast im selben Augenblick ab. In einer eleganten Bewegung, die zugleich an Aggressivität nicht zu überbieten war, traf er das Objekt seiner Begierde mit voller Wucht.
 

Es war wie eine Kanonenkugel und Asuna war froh, dass sie nicht auf der anderen Seite stehen musste. Im Vergleich zu den Aufschlägen, die sie bis jetzt in Matches von ihm gesehen hatte, war dieser hier geprägt von Frustration, aber auch Ärger über genau diesen Frust. Sie fragte sich, woher diese Emotion kam, aber es war nebensächlich, als er wieder am Boden aufkam und mit seinem rechten Bein beinahe einknickte. Asuna, die bis jetzt am Türrahmen angelehnt stand, richtete sich erschrocken auf. Oikawa griff sich indes an das Knie und biss seine Kiefer fest aufeinander, während er seine Augen hartnäckig auf den Boden richtete. Sie wusste nicht wieso, aber der anfängliche Schock wurde schnell ersetzt durch ein anderes Gefühl. Wut.
 

»Baka«, hörte sie sich selbst sagen. Das Wort klang unnatürlich laut in der leeren Sporthalle.
 

Oikawa, der trotz Abmachung überrascht über ihre Erscheinung war, sah auf. Der verbissene Ausdruck schwächte ab. »Seit wann stehst du schon da?«, fragte er und ignorierte ihre dezente Beleidigung. Seine Hand lag nach wie vor auf seinem Knie.
 

»Dafür, dass du ziemlich klug bist, bist du manchmal richtig dumm.« Sie konnte den Ärger in ihrer Stimme nicht unterdrücken. »Wie lange?«, stellte sie ihm schließlich die knappe Frage und musste gar nicht näher auf das Was eingehen.
 

Er richtete sich auf, zuckte mit den Schultern und erwiderte, als wäre es etwas völlig Normales und Nebensächliches: »Ungefähr seit einem halben Jahr.«
 

»Seit einem...halben Jahr?«, begann sie ungläubig und musste sich zusammenreißen, um ihm nicht mit ihrer Umhängetasche eine überzuziehen. Doch was hatte sie erwartet? Es war Oikawa. Weder eine Verletzung noch Schmerzen würden ihn davon abhalten, Volleyball zu spielen. Aus diesem Grund war es einfach aussichtslos, sich über ihn Sorgen zu machen. Seufzend ließ sie ihre Schultern sinken. »Weiß du was? Vergiss es. Ich warte hier auf dich, falls du dich noch umziehen möchtest.« Egal was sie sagen würde, Oikawa würde schief grinsen, es ins Lächerliche ziehen und das Gespräch in eine völlig andere Richtung lenken. Es war oft so und es war genau wie damals, als er nachts in ihrem Zimmer gestanden und sie geküsst hatte. Wenn Asuna darüber nachdachte, dann erinnerten sie viele Gespräche und Aussagen von dem Setter in den letzten Wochen an damals.
 

»Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht«, meinte Oikawa plötzlich und sah nicht aus, als würde er das hier und jetzt klären wollen.
 

»Wenn du das sagst.« Asuna sah ihn nicht an und griff nach einem der unzähligen Bälle, die auf dem Boden lagen. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie man ihn auch nur ansatzweise bewusst über das Netz schlagen konnte.
 

Etwas überrascht über ihre teilnahmslosen Worte, hob er seine Augenbrauen. »Du bist tatsächlich wütend«, stellte er fest.
 

Kurz schwieg sie, während sie den Ball in ihrer Hand drehte. »Bin ich nicht.« War sie.
 

»Bist du. Und es stimmt. Es ist wirklich nicht so schlimm wie es aussieht. Ich war beim Arzt und der hat mir das Okay geben.«
 

Asuna seufzte abermals tief bei seiner Erklärung. Selbst wenn er das Okay des Arztes hatte, wusste er bestimmt nicht, wie viel Oikawa tatsächlich spielte. Er kam als Erster zum Training und ging als Letzter. Er verausgabte sich ständig, weil er niemanden enttäuschen wollte. Mag sein, dass ihm der Sport alles bedeutete und er seine Teamkollegen nicht im Stich lassen wollte. Dafür brauchte sie gar nicht beim Training dabei sein. Es war einfach typisch Oikawa. Am Ende stellte er Volleyball über seine eigene Gesundheit. Und genau deshalb war sie so verärgert darüber. Dennoch meinte sie: »Wütend oder nicht, du brauchst dich nicht zu rechtfertigen. Es ist deine Sache.«
 

»Sicher? Es gefällt mir nämlich nicht, wie du das sagst«, murmelte er.
 

»Wieso? Ich sagte doch, dass es deine Sache ist.«
 

»Das ist es ja. Du sagst es, meinst es aber nicht.« Mittlerweile war er es, der fast schon wütend klang.
 

»Schön«, begann Asuna und schmiss ihm fest den Ball, den er mit Lockerheit fing, zu, »ich bin wütend. Warum? Weil du in letzter Zeit anscheinend ganz auf deine Gesundheit vergisst und dich der Druck, den du dir selber machst, offensichtlich so sehr stresst, dass du nicht mal mehr auf andere Schülerinnen reagierst, wenn sie mit dir flirten.« Sie verschränkte ihre Arme und sah ihn vorwurfsvoll an. »Du verhältst dich nicht wie sonst.«
 

»Also wäre es dir lieber, wenn ich mich darauf einlassen würde?«, erwiderte er mit hochgezogenen Augenbrauen.
 

»Verdreh nicht meine Worte. Das wollte ich nämlich nicht damit sagen.« Asuna ließ ihre Tasche fallen und krempelte die Ärmel ihrer Bluse nach oben. »Ich weiß, dass es eure letzte Meisterschaft vor dem Abschluss ist, aber deshalb solltest du dich nicht zu Tode trainieren. Das hilft weder dir noch deinem Team. Volleyball soll Spaß machen, schon vergessen?«
 

»Es macht doch Spaß«, grummelte er fast schon beleidigt, »Es ist nur so, dass ich...gewinnen will. Um jeden Preis. Mir ist egal, ob ich dabei Schmerzen habe. Außerdem...will ich niemanden enttäuschen.«
 

»Ich weiß, dass du gewinnen willst. Auch weiß ich, dass du niemanden enttäuschen möchtest.« Sie war sich allerdings sicher, dass er das niemals konnte. Niemand würde ihm die Schuld für eine Niederlage geben. Immerhin wusste jeder, wie hart er arbeitete. Aus diesem Grund fügte sie hinzu: »Du sollst dir nur keine ernsthaftere Verletzung zuziehen. Das ist alles.« Asuna schob mit ihrem Fuß die Tasche auf dem Boden zur Seite und anschließend trat sie einen Ball aus dem Spielfeld, damit er nicht störte.
 

»Deshalb warst du so wütend,« begann er ahnend, nachdem er sie kurzzeitig eingehen gemustert hatte, »du machst dir Sorgen.«
 

Als sie diese Worte hörte, spürte sie die Hitze, die in ihre Wangen stieg. Natürlich machte sie sich Sorgen um ihn. Es war nicht so, als wären sie einfach nur Bekannte. Oikawa bedeutete ihr...viel. Um das zu wissen, brauchte sie keine Liste. »Natürlich tue ich das. Vor allem da ich weiß, dass du viel zu stur bist, um auf mich zu hören. Auch ist mir bewusst, dass Volleyball deine Nummer eins ist, also kann ich es auch irgendwie verstehen.« Sie mied seinen Blick, indem sie den Ball in seiner Hand fixierte. »Wie wäre es, wenn wir das Gespräch beenden und stattdessen eine Runde spielen?«, machte sie den Vorschlag, da sie hastig davon ablenken wollte, dass sie ihm Recht gegeben hatte.
 

»Interessant, dass du wütend wirst, wenn du besorgt bist. Das...du bist...niedlich.« Er ignorierte mit einem dezenten Schmunzeln ihre Worte. Das wusste Asuna, auch ohne ihn anzusehen.
 

»Also...spielen wir?« Sie nahm ihm wieder den Ball aus den Händen. Zumindest wollte sie das tun, doch Oikawa gab ihn nicht her.
 

»Unter einer Bedingung«, erwiderte er und zog mit einem Ruck den Ball und somit auch Asuna näher zu sich. Beinahe wäre sie gestolpert.
 

»Die wäre?« Sie runzelte ihre Stirn und ließ schnell los, da seine Bedingungen nie wirklich zu ihren Gunsten ausfielen.
 

»Du hörst auf, dir Sorgen zu machen.« Sein anfänglicher gelassener Blick wandelte sich zu einem ernsten.
 

Asuna verdrehte darüber die Augen. Sie hatte so etwas geahnt. »Man kann nicht einfach aufhören, sich Sorgen zu machen. Das ist ein...natürliches Gefühl, welches nicht unterdrückt werden kann.«
 

»Mag sein, aber ich mag es nicht, wenn du wütend auf mich bist. Also lass das.«
 

Natürlich gab er nicht nach, weshalb sie ihn im ersten Moment einfach nur anstarrte. Er war nicht nur stur, wenn es um Volleyball ging. So war es einfach immer. »Kann ich leider nicht versprechen«, gab sie deshalb zurück und blieb genauso hartnäckig. Um ihren Worten Ausdruck zu verleihen, riss sie ihm den Ball aus der Hand. »Zeig mir lieber, wie man diesen Sprung macht, um schnell zu punkten.« Sie hatte genug von dieser Diskussion, wenn sie ehrlich war.
 

»Das nennt sich Spike«, sagte er fast schon genervt von ihrer Unwissenheit über seinen Lieblingssport, »und nein. Wozu? Du kommst doch nicht mal bis zur Netzkante, wenn du springst.«
 

»Sagt wer?« Provokant reckte sie ihr Kinn nach oben, froh darüber, dass sie vom eigentlichen Thema abgewichen waren.
 

»Ich weiß nicht. Das metrische System vielleicht?«, erwiderte er sarkastisch und musste zugeben, dass er diese Diskussion gewonnen hatte.
 

»Das metrische System...«, wiederholte sie leise und schüttelte ihren Kopf. Sie drehte Oikawa den Rücken zu und machte ein paar Schritte in Richtung Netz. Jetzt, wo sie dicht davor stand, kam es ihr noch höher vor als ohnehin schon.
 

Oikawa war ihr gefolgt und sah sie mit verschränkten Armen abwartend an. »Willst du mir jetzt beweisen, dass ich Recht habe, oder...?« Er ließ die Frage offen im Raum stehen und obwohl sie natürlich von Anfang an gewusst hatte, dass sie nie im Leben die Netzkante erreichen konnte, antwortete sie: »Sieh zu und lerne, Oikawa.« Asuna räusperte sich. Anschließend ging sie in die Knie und sprang hoch. Sie streckte ihren Arm aus, berührte das Netz und landete sofort wieder auf ihren beiden Beinen. »Bist du sicher, dass das richtig eingestellt ist? Ich meine...ist das die richtige Höhe für ein Volleyballnetz?«, fragte sie, nachdem sie sich wieder zu Oikawa gedreht hatte. Dieser unterdrückte offensichtlich sein Grinsen, doch Asuna reagierte nicht darauf. Wie zum Teufel konnte jemand so hoch springen?
 

»Für Männer, ja. Für Frauen wäre es etwas niedriger. Aber sag mir, was genau ich dabei hätte lernen sollen? Wie ich gerade mal bis hierhin«, er deutete auf eine Höhe, die ungefähr 20cm unter dem weißen Rand endete, »komme? Wirklich lehrreich, Kurasaki.« Auch ohne sein Grinsen war klar, dass er sich lustig über sie machte, allerdings störte es sie nicht. Damit hatte sie ihr Ziel, ihn auf andere Gedanken zu bringen, fast erreicht
 

»Ich frage dich jetzt nicht, ob du es mir zeigen kannst. Weißt du warum? Weil ich weiß, dass du gefühlt hundert Meter springen kannst. Das habe ich mit meinen eigenen Augen gesehen.«
 

»Bist du betrunken?«, fragte Oikawa plötzlich ungläubig.
 

»Was? Wie kommst du denn darauf?«
 

»Du...redest mehr als sonst.«
 

»Liegt vielleicht daran, dass du mir dafür meistens nicht genug Zeit gelassen hast.« Sie zuckte mit den Schultern und irgendwie kam es ihr gerade vor, als hätten sie Rollen getauscht.
 

Anscheinend empfand Oikawa dasselbe, denn er hob fast schon belustigt seine Augenbrauen. »Willst du etwa über meine Ungeduld reden? Ausgerechnet du?«
 

»Ich weiß nicht, was du meinst«, erwiderte sie abtuend.
 

»Ich lasse das so durchgehen, weil dein Sprung echt lächerlich war. Fürs Erste. Das nächste Mal erinnere ich dich aber daran.« Er stoppte, da ihn sein eigenes Das nächste Mal kurzzeitig irritierte. Allerdings fing er sich schnell wieder. »Und jetzt lass uns gehen. Wir zwei haben ein Date in der Bücherei.« Er begann die Bälle aufzusammeln, die vereinzelt herumlagen.
 

»Warte! Das ist aber nicht dieses Date, das auf der Liste steht, oder?« Zweifelnd sah sie ihn an. Sie hatte natürlich nicht diese vier Punkte vergessen. Eine Umarmung, ein Kuss, eine Nacht und ein Date.
 

»Natürlich nicht. Als ob ich Kurasaki Asuna ernsthaft für ein Date in die Bücherei bringen würde.« Er schnaubte bei dieser Vorstellung.
 

Es war eine eher rhetorische Frage, denn es hätte sie gewundert, wenn es so gewesen wäre. Sie hatte Oikawa noch nie in der Bücherei gesehen und sie selbst glaubte nicht, dass dieser Ort in irgendeiner Weise für ein Date geeignet wäre. Sie ließ seine Aussage jedoch unkommentiert und half ihm dabei, die Bälle zurück in den kleinen Wagen zu geben. Anschließend wartete sie, bis er sich umgezogen hatten, sodass sie gehen konnten. Asuna hatte sich bereits gedacht, dass Oikawa noch nicht oft in der Bücherei gewesen war und es wurde ihr bestätigt, als er nach einer Minute im weitläufigen Raum von der Bibliothekarin ermahnt wurde.
 

»Ich wusste nicht, dass man hier so leise sein muss.« Oikawa verdrehte die Augen, als sie ganz hinten einen Platz gefunden hatten, bei dem es genug Tageslicht gab.
 

»Das haben Büchereien so an sich.« Sie ließ sich auf den Stuhl fallen und holte ihre Bücher aus der Tasche.
 

»Womit willst du eigentlich beginnen?«, fragte er und beugte sich neugierig nach vorne zu ihren Büchern. Im Gegensatz zu ihr schien er motiviert zu sein.
 

»Integrale, Extremwertaufgaben und analytische Geometrie sind die Themengebiete, die mir absolut nicht liegen.«
 

»Also brauchst du Hilfe bei fast der Hälfte des gesamten Stoffes?« Oikawa hob seine Augenbrauen und wusste nicht, ob er lachen oder den Kopf auf die Tischplatte knallen sollte.
 

Asuna meinte dazu fast schon beleidigt: »Sieh mich nicht so an. Ich kann die Basics, aber irgendwie...ich weiß auch nicht.« Frustriert verschränkte sie die Arme und dachte an die bescheuerten Fehler, die sie jedes Mal machte.
 

»Kaum zu glauben, dass du in allen anderen Fächern besser bist als ich.«
 

»Weil alle anderen Fächer einfacher zu lernen sind. Außerdem kann ich nicht gut mit Zahlen umgehen. Das ist alles.«
 

»Naja, wenn man bedenkt, dass viele Schüler für deine Noten töten würden...Bist du nicht in jedem anderen Fach auf Platz eins?«
 

»Nicht in jedem. In Naturwissenschaften bin ich auf Platz 3 und Mathe weißt du doch am besten.« Seit sie denken konnte, stand er auf der Liste nach jeder Prüfungswoche ganz oben. Es hatte sie immer so verdammt geärgert, da sie wusste, dass er seine Energie in Volleyball und nicht Mathe investierte. Es war für sie auch unverständlich, wie jemand klug, gutaussehend und sportlich auf einmal sein konnte. War das nicht unfair?
 

»Ja. Letztes Mal hätte ich deinen Namen beinahe nicht gefunden«, meinte er und sorgte bei Asuna für ein Augenverdrehen. Vor allem, weil sie dennoch in den Top 10 der Seijoh war.
 

»Wie lustig«, murrte sie. Sie zweifelte daran, dass sie bei den Abschlussprüfungen besser sein würde als er, aber sie würde es zumindest versuchen. Und deshalb legte sie alle Bücher, Stifte und Zettel auf den Tisch, die sie brauchte. Es dauerte genau 26 Minuten, bis sie frustriert ihren Kopf auf den Tisch legte und ihre Haare raufte. »Unlogisch. Wieso stimmt das nicht?« Ohne Anstalt zu machen, weiter zu rechnen und zu grübeln, verharrte sie in ihrer Position.
 

Oikawa, der nach 20 Minuten aufgestanden war und sich für den Zeitvertreib einige Bücher in den Regalen angesehen hatte, kam auf sie zu. Er stellte sich hinter sie und beugte sich nach vorne. Mit einer Hand stützte er sich auf dem Tisch ab, mit der anderen hielt er sich an der Lehne ihres Stuhls fest. Asuna war wie auf Knopfdruck hellwach. Zumindest hatte sie nicht mehr das Bedürfnis, ihren Kopf auf der Tischplatte abzulegen. Sie richtete sich etwas auf und sah kurz nach links. Das letzte Mal, dass er ihr so nahe war, war vermutlich beim Rückflug von Okinawa gewesen. Ihre Augen glitten über sein faszinierendes Seitenprofil und unweigerlich stieg ihr sein unverkennbarer Geruch in diese Nase. Auch damals hatte sie sich kurzzeitig gedacht, dass dieser Duft, so banal es auch klingen mag, verdammt anziehend war. Sie rief sich allerdings hastig wieder zur Besinnung, da es lächerlich war, sich davon beeinflussen zu lassen. Stattdessen fragte sie nach dem Fehler.
 

»Naja«, begann er nachdenklich, »du hast richtig begonnen, aber dann einen Flüchtigkeitsfehler gemacht. Du warst...bist unkonzentriert und hektisch. Warum?« Er sah sie unverständlich an, während Asuna bei diesem eindringlichen Blick wahrnahm, wie ihr Puls sich ein wenig, aber deutlich spürbar beschleunigte.
 

Sie zögerte, bevor sie antwortete. Stattdessen rutschte ihr Blick immer wieder zu seinen einladenden Lippen. »Keine Ahnung«, murmelte sie und starrte schnell wieder auf ihre Berechnung. Was war bloß los mit ihr? Hatte ihr die staubige Luft in der Bücherei etwa bereits den Verstand benebelt? Diese Umgebung sollte keine sein, die ihre Gedanken in diese Richtung lenkte. Dass es damals in ihrem Zimmer, als er ihr auch eine Rechnung erklären wollte, mit wenig Kleidung geendet hatte, machte es dennoch nicht besser. Nicht, dass sie in erster Linie daran gedacht hätte, aber in letzter Zeit holte sie dieses Gefühl eines Déjà-vus öfters ein, als ihr lieb war.
 

»Keine Ahnung? Wenn du 100%ig bei der Sache wärst, wäre dir dieser Fehler nicht passiert. Ich weiß, dass dich diese Abschlussprüfungen stressen, aber versuche, dich zu konzentrieren.« Er sagte dies so ernst, dass Asuna beinahe ein schlechtes Gewissen bekam. Es war nur schwer, sich nicht stressen zu lassen. Bis jetzt hatte sie nie wirklich Probleme mit ihren Noten gehabt. Doch seit einem halben Jahr hatte sie gemerkt, dass sie für ihre Verhältnisse absolut nachließ. Eigentlich hatte es angefangen, seit sie...seit sie aufgehört hatte, mit Oikawa zu schlafen. Asuna stockte. Das war doch ein schlechter Scherz, oder? Sie seufzte tief. Vermutlich lag es daran, dass gute Noten damals für kurze Zeit nicht ihr Lebensmittelpunkt gewesen waren und sie andere Sorgen gehabt hatte. Allerdings hätte sie nicht gedacht, dass es sich so lange hinziehen würde. Spätestens jetzt musste sie wieder zurück zu ihrem alten Ich finden können, oder?
 

»Ich versuche es ja«, erwiderte sie fast schon kleinlaut.
 

Oikawa stieß sich ab und entfernte sich wieder von ihr. »Weißt du, was ich tue, wenn ich mich beim Volleyball nicht konzentrieren kann?«
 

»Nein, aber kommt das überhaupt irgendwann vor?«, stellte sie die Gegenfrage.
 

»Ab und zu«, er grinste, wurde jedoch schnell wieder ernst, »aber in erster Linie denke ich an Dinge, die ich kann und...mag.«
 

Asuna hob doch überrascht über diese Antwort ihre Augenbrauen. »Ach ja? Das hat allerdings nicht nur etwas mit Volleyball zu tun, oder?«
 

»Nein, im Gegenteil, aber gerade deshalb hilft es. Es bringt mich für kurze Zeit auf den Boden der Tatsachen und genau diese Zeit brauche ich, um mich wieder auf das Wesentliche zu fokussieren.«
 

Etwas baff über diese ehrliche Antwort, musterte sie ihn stumm. Ihr war bewusst, dass Oikawa ein tiefgründigerer Mensch war, als es im ersten Moment den Anschein machte. Er war ein Mensch, der unheimlich viele Facetten hatte. Das hatte sie sich bereits unzählige Male gedacht und dennoch überraschte er sie jedes Mal aufs Neue. »Okay. Hört sich nach einem Plan an.« Sie unterbrach den Blickkontakt und machte sich daran, die nächste Aufgabe zu lösen. Dieses Mal funktionierte es tatsächlich besser und somit war das Ergebnis korrekt. Es blieb aber keine Zeit für Freude. Sie wollte auch die restlichen Aufgaben lösen und so saß sie in den nächsten 45 Minuten ruhig auf ihrem Platz, während Oikawa ihr ab und zu Hilfestellungen gab, wenn sie nicht weiterwusste. Es war anstrengend, weshalb sie aufstand und sich ausgiebig streckte. Außerdem waren ihr die Aufgaben zu dem Thema ausgegangen. »Warte kurz. Ich suche nach einem Buch für neue Aufgaben«, meinte sie deshalb und ging zwei Reihen nach hinten, wo die Mathematikbücher standen. Sie war schon öfters hier gewesen, also wusste sie genau, wo sie suchen musste. Da gab es allerdings ein Problem. Das, was sie brauchte, stand ganz oben. »Natürlich«, murmelte sie genervt und stellte sich auf Zehenspitzen, um vielleicht doch an das Buch zu gelangen. Der Tag dauerte bereits viel zu lange...
 

»Nach Hilfe zu fragen war noch nie deine Stärke, oder?«, ertönte es hinter ihr, während eine Hand nach dem Buch griff, welches sie nie erreicht hätte.
 

Asuna verharrte in ihrer Position, bis sie Oikawas Körper nicht mehr an ihrem spüren konnte. Erst dann drehte sie sich langsam um. Sie hob ihren Kopf, um ihm in die Augen zu sehen. »Anscheinend kennst du mich zu gut«, entgegnete sie mit einem seichten Lächeln im Gesicht, bevor sie ihm das Buch abnahm. Sie lehnte sich gegen das Regal und wartete darauf, dass Oikawa einen Schritt nach hinten machte, jedoch passierte nichts dergleichen. »Das ist gerade sehr klischeehaft«, murmelte sie schließlich auf ihre Situation bezogen.
 

»Sind Klischees denn schlecht?« Er legte seinen Kopf schief und musterte sie eingehend.
 

»Nein. Eigentlich nicht. Vielleicht hätten wir Klischees auf unsere Liste setzen sollen?«, fragte sie stattdessen.
 

»Hast du es so eilig, endlich etwas von dieser Liste abzuarbeiten?«
 

Sie runzelte die Stirn bei dieser Frage. Es war genau das Thema, welches sie mit Jana besprochen hatten. Das Schuljahr dauerte nicht mehr ewig und wer wusste, was dann passieren würde. »Ehrlich gesagt, ja«, hörte sie sich selbst sagen. »Also es ist nicht nur die Liste, sondern...« Sie suchte nach den richtigen Worten, die ihr in seiner Gegenwart nicht zum ersten Mal fehlten.
 

Oikawa bemerkte ihren inneren Kampf. »Ich weiß ausnahmsweise, was dir durch den Kopf geht«, fing er an und stützte sich mit seinem Arm hinter ihr ab. Hatten sie nicht gerade von Klischees gesprochen? »Ich denke aber, dass wir das schneller geklärt haben, als wir denken.«
 

Asunas Griff um das Buch festigte sich. »Was macht dich da so sicher?«
 

»Intuition des besten Setters? Oder weil wir rein theoretisch all diese Dinge auf der Liste innerhalb einer Nacht erledigen könnten?«
 

»Rein theoretisch. Klar«, wiederholte sie und war nicht wirklich schlauer als zuvor. »Also hast du...haben wir das vor? Alle Dinge in einer Nacht erledigen?« Gott, das klang wie ein Raubüberfall. Oder wie eine Einkaufsliste.
 

»Wow, sprich es nicht so aus, als wäre es etwas Schlechtes.« Er kniff seine Augenbrauen zusammen. »Und nein, haben wir nicht. Ich glaube nur, dass es einfach schneller geklärt sein wird. Nicht mehr und nicht weniger.« Er zuckte mit den Schultern.
 

»Habe ich nicht«, erwiderte sie. »Es wäre nur schön, wenn wir es klären würden, bevor ich nach Tokio gehe und du...keine Ahnung.« Sie klang unzufrieden und das war sie auch. Das Ganze machte sie verrückt und dabei war sie doch selber schuld. Wieso konnten sie das nicht regeln, wie zwei normale Menschen? Wieso den umständlichen Weg gehen?
 

»Woah! Hör auf, mit der Stirn zu runzeln. Das gibt Falten.« Er schmunzelte, als die Furche nur noch tiefer wurde. Jedoch schwand das Grinsen schnell wieder. »Vertraust du mir?«, fragte er und überraschte sie ungemein.
 

»Ob ich...? Ehm, ich denke schon?« Es war eher eine Frage als eine Antwort, aber Oikawa schien sich nicht daran zu stören.
 

»Gut, dann...vertrau mir. Wir werden bald beide wissen, was wir wollen. Dafür sorge ich.«
 

Asuna sah ihn an. »Okay.« Es war schwer zu beschreiben, aber seine Worte beruhigten sie ungemein. Sie wusste nicht, ob er seine Worte selbst glaubte, aber sie tat es. Irgendwie. Deshalb nickte sie und wollte etwas sagen, doch jemand kam ihr zuvor.
 

»Was soll das? Ist die Jugend heutzutage überhaupt noch zu retten? Auseinander! Sofort!« Die schrille Stimme brachte sie beide auf den Boden der Tatsachen zurück. Sie starrten die Bibliotheksleiterin an und entfernten sich langsam voneinander, obwohl sie nichts Verbotenes oder Unsittliches getan hatten. Zu perplex, um sich zu erklären, entschuldigten sie sich einfach und verschwanden auf ihre Plätze. Sie sollten ohnehin lieber weiterlernen, anstatt zu trödeln. Jedoch hatte sie die Rechnung ohne Oikawa und seinen Drang nach Reden und Bewegung gemacht.
 

»Ich kann nicht glauben, dass du ernsthaft von der Bücherei verband wurdest«, murmelte Asuna, als sie das Gebäude verließen und die Nachhilfe frühzeitig beendeten. Sie war glimpflich davongekommen, nachdem sie fast jede Woche hier war, um zu lernen oder ein Buch auszuborgen.
 

»Gibst du mir die Schuld für die nicht vorhandene Toleranzgrenze dieser Hexe? Außerdem konnte sie mich ab der ersten Sekunde nicht leiden. Sie hat ganz klar Vorurteile.«
 

»Sie hat tatsächlich eine geringe Toleranzgrenze...«, gab sie zu, während sie in Richtung Bushaltestelle gingen, »Aber was heißt hier Vorurteile?«
 

»Ich bin männlich und spiele Volleyball.« Er zuckte mit den Schultern, als wäre der Grund offensichtlich gewesen.
 

»Also du willst damit sagen, dass sie Schülerinnen bevorzugt, die keinen Sport machen?« Asuna runzelte die Stirn, weil es für sie surreal klang.
 

»Jap. Ich meine, sieh dich an. Du bist Schulsprecherin, Vorzeigeschülerin, Höflichkeit in Person und wunderschön. Außerdem wirst du an die Universität in Tokio gehen und erfolgreich sein. Sie hätte dich vermutlich gerne als Schwiegertochter.«
 

Das Wort wunderschön trieb ihr die Hitze ins Gesicht. Schnell erwiderte sie: »Sie weiß nicht, dass ich studieren werde. Und ich bin definitiv nicht die Höflichkeit in Person.«
 

»Nicht höflich? Du bist zu jedem nett, außer zu Leuten, die deine Nettigkeit nicht verdient haben. Und ich will deine Blase nicht platzen lassen, aber man sieht es dir an, dass du an einer guten Universität studieren wirst. Du hast diese...Aura.«
 

Sie musste zugeben, dass er nicht unrecht hatte. Selbst zu Hina war sie lange genug nett gewesen. Gut, nicht immer, aber sie hätte auch gemeiner sein können. »Welche...Aura?« Sie wusste nicht, dass er an dieses Zeug glaubte. Tat er das überhaupt?
 

»Na diese reiche Ich werde es zu etwas bringen-Aura.«
 

»Wenn ich diese Aura habe, welche hast dann du?« Fast schon spöttisch hob sie ihre Augenbrauen.
 

Er zuckte mit den Schultern. »Ich brauche keine. Ich habe mein Gesicht und meinen Körper. Das reicht.«
 

»Du bist mehr als gutes Aussehen, Baka. Du bist der beste Volleyballspieler, den ich kenne.«
 

»Ich bin abgesehen vom restlichen Team und von Kageyama auch der einzige, den du kennst«, warf er wenig beeindruckt ein.
 

»Bist du, aber wenn du mich ausreden lassen würdest, hätte ich dir gesagt, dass ich dir eine ganze Liste über deine...Aura geben kann.« Das Wort war nach wie vor merkwürdig.
 

»Tatsächlich?« Er sah sie von der Seite an. »Dann schieß los!«
 

»Chance verspielt«, schmunzelte sie, obwohl sie ihm natürlich einige Punkte aufzählen könnte, aber den Gefallen wollte sie seinem Ego nicht machen.
 

»Irgendwann wirst du es mir sagen«, meinte er zuversichtlich, doch zum Glück trennten sich hier ihre Wege.
 

Deshalb ignorierte sie seine Worte und bog nach links ab. »Wir sehen uns«, erwiderte sie und hob ihren Arm. Sie musste grinsen, als sich ihre Blicke kreuzten. Oh, wie ihn das nervte, dass sie es ihm nicht erzählt hatte. Sie konnte seine Unzufriedenheit in seinem Gesicht ablesen. Obwohl sie die Nachhilfe früher beenden mussten, war es doch ein guter Tag. Sie war froh, dass Oikawa nach dem Gespräch in der Sporthalle fast wieder zu seinem üblichem Ich zurückgekehrt war. Mission erfolgreich, würde sie sagen. Auch wenn es keine wirkliche Mission war. Es hatte sie schlichtweg gestört, dass er seit der Abschlussreise viel zu ernst war. Sie hatte seine blöden Sprüche und sein dämliches Grinsen vermisst. Auch wenn es noch nicht so war wie zuvor, waren die letzten Stunden doch sehr erleichternd für sie.
 

♛♔
 

Fünf Tage später war sie gemeinsam mit Jana auf dem Weg zu Tsuyus Geburtstagsfeier. »Es ist so schlimm, dass ich in Englisch denke. Argh! Mein Kopf brummt.« Ihre beste Freundin verzog ihr Gesicht. Das Lernen für den Englischtest hatte es in sich gehabt. Selbst für Asuna und sie war es eigentlich gewohnt.
 

»Dafür bekommst du jetzt das, was du wolltest«, erwiderte Asuna, während sie die Treppen zu dem Haus hinaufgingen. In ihrer Hand hielt sie die Tüte mit dem Geschenk von ihnen beiden. »Versprich mir aber, dass du dieses Mal niemandem vor die Füße kotzt.«
 

Jana lachte bei diesen Worten. »Aber nur, wenn du dieses Mal nicht beinahe mit Oikawa schläfst.«
 

Sie hatte damit gerechnet und musste auch irgendwie grinsen, weil sie ebenfalls die Nacht von damals noch so gut in Erinnerung hatte. »Keine Sorge. Das wird nicht passieren. Ich bin gut darin geworden, mich nicht von seinem Aussehen beeinflussen zu lassen.«
 

»Irgendwie bezweifle ich das stark«, lachte Jana, »aber ich bewundere deine Überzeugung.«
 

»Das ist mein Ernst!«, widersprach sie sofort, bevor sie die Klingel betätigte. »Auch wenn ich ihn nach wie vor furchtbar attraktiv finde, kann ich besser damit umgehen. Und das liegt daran, dass ich nicht sofort an Sex denke, wenn ich ihn sehe.«
 

»Nicht sofort heißt...?«, hakte sie grinsend nach.
 

Asuna verdrehte die Augen und murmelte ein »Halt die Klappe, ehe die Tür von dem Geburtstagskind höchstpersönlich geöffnet wurde. Die Musik drang bereits zu ihr und nach der üblichen Begrüßung und dem Überreichen des Geschenks begaben sie sich in das Innere. Es sah aus, als wäre die halbe Klasse hier versammelt. Von wegen nur im kleinen Rahmen, dachte sie sich und musste ein Augenrollen unterdrücken. Außerdem versprachen diese Becher in den Händen der anderen nichts Gutes.
 

»Hier. Einmal Sprite mit Wodka oder auch Wodka mit Sprite, wenn man so will. Und für Asuna ein superschwaches Gin Wildberry für unser besonders kleines Mädchen.« Suki drückte ihnen Getränke in die Hand, die sie bereits in Okinawa getrunken hatten. Dieses Mal hatten ihre Haare einen dunkelvioletten Ton. Es stand ihr.
 

»Oh, wenn ich euch so sehe, bekomme ich krasse Flashbacks«, meinte Mia, die quer durch das Wohnzimmer auf sie zu kam.
 

Prompt verzog Asuna das Gesicht. »Erinnere mich nicht daran. Ich habe einen guten Grund, mehr Wildberry als Gin zu trinken.«
 

»Keine Lust, heute wieder abzutanzen und eine Runde Ich habe noch nie zu spielen?« Mia grinste.
 

»Das ist das Letzte, was ich heute tun werde.« Sie erwiderte das Grinsen mit einem Schmunzeln und nahm zum ersten Mal einen Schluck von dem Getränk. Mit wenig Alkohol schmeckte es tatsächlich lecker.
 

»Warte ab! Ich habe gehört, dass Tsuyu noch eine Menge geplant hat.« Sukis Worte klangen unheilvoll und sofort verzogen Mia und Asuna das Gesicht. Sie waren beide keine Fans von solchen Gesellschaftsspielen. Damals war es eine Ausnahme gewesen, weil sie in einer kleinen Freundschaftsgruppe waren.
 

»Was denn? 7 Minuten im Himmel? Flaschendrehen? Oder doch das gute, alte Pflicht, Wahl oder Wahrheit?«, zog Mia die typischen Partyspiele ins Lächerliche.
 

Jana, die auf solche Dinge stand, erwiderte: »7 Minuten im Himmeln fand ich eigentlich schon immer ziemlich witzig. Man wird mit einem Typen in einem Raum eingesperrt und kann sieben Minuten lang tun, was man will.«
 

»Und meistens bestehen diese Minuten aus peinlichem Schweigen oder Bereuen, dass man mitgemacht hat. Hinzu kommt, dass man genau so gut in einem leeren Zimmer rummachen kann, anstatt in einer kleinen Abstellkammer. Also 7 Minuten in der Hölle wäre da der bessere Titel«, erklärte Mia aus ihrer Sicht.
 

Suki musste lachen. »Hattest du mal eine prägende Erfahrung, oder wieso so abgeneigt?«
 

»Also es war definitiv nicht Hanamaki, denn dann wären ihr sieben Minuten zu wenig gewesen.« Jana wackelte mit den Augenbrauen und Asuna konnte sich ein kleines Lachen nicht zurückhalten. Ahhhh, sie hatte diese Geschichte mit dem Schwimmbad beinahe vergessen.
 

»Ach, haltet die Klappe«, murrte Mia und vergrub ihr Gesicht in beide Hände, was die anderen zum Lachen brachte.
 

In der nächsten Stunde unterhielt sich Asuna mit all möglichen Leuten. Selbst mit Maya hatte sie über ihr verpatztes Vorhaben, Oikawa um ein Date zu bitten, gesprochen. Sie selbst hatte nicht viel dazu zu sagen gehabt und meinte, dass ihm wohl derzeit viel durch den Kopf ging. So war es auch und da sie Oikawa nie gefragt hatte, warum er abgelehnt hatte, war dies für sie die logische Erklärung. Als sie in einer Mädchenrunde stand, unter der auch Jana und Mia anzutreffen war, und gerade detailliert darüber gejammert wurde, dass es kaum vernünftige Jungs an unserer Schule gab, wurde es irgendwie lauter in dem Raum. Es lag definitiv nicht an der Musik, weshalb sie einen Blick über ihre Schulter warf. Natürlich. Tsuyu hatte es sich nicht nehmen lassen, das Volleyballteam einzuladen.
 

Sie konnte es sich nicht nehmen lassen und hielt nach Oikawa Ausschau. Seit Montag hatte sie nicht mehr mit ihm gesprochen und auch hatte sie ihn kaum gesehen. Man merkte, dass die Meisterschaft sowie die Abschlussprüfungen näherkamen. Es blieb kaum Zeit für irgendetwas außerhalb der Schule. Aber sie war froh, das Team hier zu sehen. Ablenkung tat manchmal gut, weshalb sie Jana eigentlich danken musste, dass sie der Einladung auch in ihrem Namen zugesagt hatte. Wenn sie sich jedoch Oikawas Gesichtsausdruck so ansah, dann war sie sich nicht sicher, ob er für diese Art von Ablenkung derzeit zu haben war. Insbesondere wenn man es den weiblichen Gästen beinahe ansehen konnte, dass sie plötzlich allesamt für Spiele wie 7 Minuten im Himmel und eine Chance, mit dem Setter alleine zu sein, jegliche Prinzipien über Bord werfen würden.
 

Allerdings musste neidlos zugeben, dass er wie immer verdammt gut aussah. Außerdem musste sie ebenfalls neidlos zugeben, dass es oftmals einer ihrer ersten Gedanken war, die ihr durch den Kopf schoss. Es war nicht der wichtigste, aber der, der als erstes ihr Herz zum Rasen brachte. Und natürlich war es bei vielen anderen hier nicht anders. Nur er schaffte es, in einer schlichte dunklen Jeans und einem grauen dünnen Pullover mehr als nur attraktiv auszusehen.
 

Asuna seufzte und trank ihr Getränk zur Gänze aus. Sie hatte gedacht, dass es ein ereignisloser und gemütlicher Abend werden würde und jetzt bekam sie langsam Panik, weil sich ein dummer und nicht förderlicher Gedanke in den Vordergrund drängte.
 


 

Wie wäre es, wenn sie einen Punkt von der Liste bereits heute abhakten würden?


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo!
Ich bin zurück mit einem neuen Kapitel. Wieder Slice of life und wieder eher ein Zwischenkapitel, bevoooooor es an die Liste geht. Ich weiß, welcher Punkt als erstes kommt, ihr auch? :]

Also wie man sieht, war mir hier wichtig, dass es bei Oikawa und Asuna eben nicht nur um das Körperliche geht. Natürlich ist gutes Aussehen immer ein Bonus. Das hat auch Asuna wieder mal gemerkt haha. Ich will die folgenden Kapitel nutzen, um deren Freundschaft, die Unterstützung für den anderen und das Verständnis für die inneren Konflikte deutlich zu machen.
Wir alle wissen ja, dass für Oikawa die Meisterschaft eigentlich alles bedeutet. Bei Asuna hingegen geht es um ihre guten Noten. Vielleicht etwas banal und dass sie wegen ihren Leistungen in Mathe, die noch immer sehr gut im Vergleich zu anderen sind, so am Verzweifeln ist, wird für manche vermutlich als "Jammern auf hohem Niveau" abgestempelt. [Im ersten Moment wirkt (!) es auch bei Oikawa so] Man darf nur nicht vergessen, dass das ganze in Japan spielt, wo der Leistungsdruck noch krasser ist als bei uns und dass sie nun mal Eltern hat, die einiges von ihr erwarten [hab ich in letzter Zeit nicht wirklich eingebracht [Why? haha], also nur ein kleiner Reminder :D]
Deshalb verzeiht ihr mir hoffentlich die eher actionfreie Kapitel. Für mich sind die beiden eigentlich sehr normale Charaktere mit einem stabilen Leben, wenn ich ehrlich bin. Natüüüüürlich geht immer mehr Drama, aber ja :)

Wie findet ihr eigentlich diese Spiele, die oft bei Partys gespielt werden? Ich mag 7 Minuten im Himmel ja irgendwie. [Einziges Spiel, dass ich noch nie gespielt habe tatsächlich haha] Gibt ja auch genug Storys, die diese Spiele einbauen. Ich frag nur, weil ich gerade fürs nächste Kapitel am Überlegen bin.... *hust* Ich bin noch im Zwiespalt, was das angeht. Ich werde rein aus Interesse auch eine Umfrage auf Instagram [lena.distortion] starten. :)

Das wars von mir. Ich versuche natürlich wie immer das nächste Kapitel so schnell wie möglich fertigzuschreiben. Da ich die Idee dafür bereits im Kopf habe, sollte das hoffentlich etwas leichter von der Hand gehen. [Plz pray for me] :3

LG
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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Rina2015
2022-11-28T15:15:59+00:00 28.11.2022 16:15
Ich lasse mich bezuglich der Liste überraschen 😊😊😊
Ich finde die zwischenkapiteln sehr wichtig aber freue mich schon sehr auf die nächsten 😊😊😊😊
Du hast der Geschichte so viel Tiefgang geschenkt!!!! Daher freue ich mich schon sehr auf die nächsten Ideen 😊😊😊😊


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