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Hate That I Love You

[OikawaxOC]
von

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how good do I really know him?


 


 

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Asuna war froh über das Wochenende. Abgesehen von den Tests und den Hausaufgaben, die wenig Lust auf Schule gemacht hatten, konnte sie die zwei Tage in Ruhe kaum erwarten. Hina hatte ihr auf den Gängen stets flüchtige Blicke zugeworfen, die nicht gerade vor Nettigkeit und Sympathie gestrotzt hatten. So ganz konnte sie es der Zweitklässlerin nicht verübeln. Immerhin war sie ein wenig unfair zu ihr gewesen. Hinzu kam noch Oikawa, der keine Gelegenheit ausließ, um seine innige Freundschaft mit Hina zu zeigen. Dank des Fotos von Hina ging das Gerücht um, dass die beiden zusammen waren. Jana zufolge, die mit Iwa natürlich eine vertrauliche Quelle an ihrer Seite hatte, widerlegte dieses Gerücht allerdings. Anscheinend hatten Oikawa und Hina noch nicht darüber gesprochen, obwohl sie sich wie ein Paar verhielten. Asuna konnte das aber auch egal sein. Die beiden so vertraut zu sehen, war...schmerzhaft. Ob Beziehung oder nicht, das reichte ihr. Jana hatte aber recht gehabt. Sie musste dieses Gefühl akzeptieren und hinnehmen. Auch wenn sie Eifersucht bis vor kurzem nicht gekannt hatte, musste sie lernen, damit umzugehen.
 

Als sie zu Hause war, brachte sie ihre Schulsachen in ihr Zimmer und aß anschließend die Misosuppe von gestern. Danach ging sie sofort zu ihrem Laptop, um Skype zu starten. Es war kurz nach 15 Uhr, weshalb es in Los Angeles derzeit 23 Uhr abends war. Da sie ihren Eltern geschrieben hatte, wusste sie, dass diese im Zimmer waren. Ihre Chance, um wieder einmal mit ihnen zu reden. Fast schon ungeduldig wartete sie darauf, dass ihr Vater den Videoanruf bestätigte. Obwohl da noch immer die Diskrepanz bezüglich Berufswahl zwischen ihnen stand, konnte sie ein freudiges Strahlen nicht verhindern, sobald die Gesichter ihrer Eltern auf dem Bildschirm erschienen.
 

»Ich bin echt froh, euch zu sehen.« Asuna schob die Ärmel ihrer Bluse nach oben. Sie hatte sich noch keine Zeit genommen, um sich überhaupt umzuziehen. Der Videoanruf war gerade wichtiger.
 

»Wir auch, Süße.« Ihre Mutter schenkte ihr ein Lächeln.
 

Ihr Vater lockerte die Krawatte. Anscheinend waren sie auch noch nicht lange in ihrem Zimmer. »Wie war die Schule? Hast du schon gegessen?«
 

»Wie immer eigentlich. Und ja, hab ich. Da brauchst ihr euch keine Sorgen zu machen.«
 

»Ich frage nur, weil ich finde, dass du abgenommen hast.« Auf der Stirn ihres Vaters hatte sich eine tiefe Falte gebildet.
 

»Dein Vater hat recht. Du siehst dünn aus. Iss bitte mehr, Schatz.« Der strenge Ton ihres älteren Ebenbildes ließ keine Widerrede zu und beinahe hätte die Schülerin ihre Augen verdreht. Dennoch waren es die typischen Sorgen von Eltern, weshalb Asuna lächeln musste.
 

»Werde ich«, versprach sie. »Wie ist LA so? Irgendetwas Neues auf dem Kongress erfahren?« Sie wollte nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen und versuchte, Smalltalk zu führen.
 

»Ach, LA würde dir gefallen. Sehr bunt und laut, so wie du es magst. Nächstes Mal könntest du ja mitkommen.« Das bezweifelte Asuna, aber nett, dass ihre Mutter gefragt hatte. »Der Kongress ist außerordentlich spannend, aber lass uns nicht davon reden.«
 

»Wir freuen uns schon wieder auf Japan. Das Essen hier ist zwar toll, aber kein Vergleich zu unserem.« Asuna nickte verstehend. Sie hatte gehört, dass Amerika bekannt für die vielen üppigen Gerichte war. Sie verfolgte auch die weiteren Erzählungen interessiert. Sie mochte es, wenn ihre Eltern von anderen Ländern erzählten. Sie hoffte, irgendwann auch mal so viel reisen zu können. Ihr erstes Ziel wäre Südamerika. Vielleicht Brasilien. Oder auch Argentinien. Wo sonst war es bunter und lauter? »Wann kommt ihr denn nachhause? Ihr wisst ja, dass ich in zwei Wochen mit der Klasse nach Okinawa fliege. Seid ihr davor mal zuhause, oder nicht?« Sie hatte ihre Eltern wieder länger nicht gesehen, was ihr aufgrund der kleinen Auseinandersetzung im Restaurant eigentlich gelegen gekommen war. Mittlerweile vermisste Asuna sie einfach nur schrecklich.
 

»Ja, wir fliegen in ein paar Tagen zurück und bleiben zwei Wochen, da wir ein paar Termine in Tokio und Hiroshima haben.« Ihre Mutter unterdrückte ein Gähnen, sobald sie ihren Satz zu ende gesprochen hatte. Kein Wunder. In LA war es bald Mitternacht.
 

Die Neuigkeit über das Heimkommen stimmte Asuna mehr als nur froh, dennoch war da noch eine Sache, die sie ansprechen musste. »Ehm, wegen damals. Ihr wisst schon. Das im Restaurant.« Sie seufzte und rieb sich über die Augen, um etwas Zeit hinauszuzögern. »Ich möchte nochmal darüber sprechen.«
 

»Du hast recht. Das sollten wir.« Ihre Mutter warf ihrem Mann einen Blick zu. »Wir haben oft über dein Anliegen geredet und sind nach wie vor nicht wirklich begeistert darüber.«
 

Asuna kaute nervös auf ihrer Unterlippe herum. Das hörte sich ja nicht gerade berauschend an. Sie hatte sich unzählige Male darüber den Kopf zerbrochen, was sie tun würde, wenn ihre Eltern auf ihrer Meinung beharrten. Sollte sie einfach nachgeben?
 

»Aber,« fing ihr Vater an und plötzlich war Asuna hellwach, »wir verstehen deine Wünsche und nehmen diese sehr ernst. Das sollst du wissen. Du bist unsere Tochter. Unser ein und alles. Wir wollen, dass du glücklich bist.«
 

»Heißt das, dass ihr...dass ich das studieren darf, was ich möchte?«, hakte sie vorsichtig nach. Sie rieb ihre kalten Handflächen aneinander.
 

»Ja. Ja du darfst das studieren, was du möchtest. Immerhin kann es von Vorteil sein, eine Anwältin als Tochter zu haben.« Ihr Vater grinste über seinen eigenen Witz und erntete einen Hieb auf seinen Oberarm von ihrer Mutter.
 

Asuna fing ebenfalls an, breit zu grinsen. Eine enorme Last fiel ihr von den Schultern, als sie diese Antwort von ihrem Vater bekam. Erleichtert ließ sie sich tiefer in den Schreibtischstuhl sinken. Sie fühlte, wie ihre Augen feucht wurden, konnte aber Gröberes zurückhalten. Sie hatte gewusst, dass der Streit sie sehr mitgenommen hatte. Zu wissen, dass ihre Eltern ihre Wünsche berücksichtigen und von ihren eigenen Vorstellungen abließen, bedeutete ihr unheimlich viel. Klar, eigentlich sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass Kinder ihren eigenen Weg gehen dürfen, aber wenn ein Familienunternehmen über Jahre hinweg aufgebaut worden war, dann kam es vor, dass dieser Weg bis zu einem gewissen Grad vorgegeben wurde. Das hatte sie immer gewusst, nur diese Tatsache zu akzeptieren war nicht leicht gewesen.
 

»Ich weiß, dass wir dennoch noch einiges zu klären haben und der...Streit nicht zur Gänze mit diesem kurzen Videoanruf abgetan ist. Ich denke, dass wir das trotzdem später klären sollen. Lass uns also über alles weitere reden, wenn wir zu Hause sind.« Ihre Mutter schenkte ihr ein warmes Lächeln, was Asuna nur erwidern konnte. Gerade jetzt wünschte sie sich eine feste Umarmung ihrer Eltern. Umso mehr freute sie sich auf den Tag, an dem sie wieder nach Hause kommen würden.
 

»Gute Idee. Bis in ein paar Tagen.« Sie hob ihre Hand und wank in die Kamera.
 

»Vergiss nicht, mehr zu essen«, mahnte ihre Mutter nochmals.
 

»Gute Nacht. Ihr auch und überanstrengt euch nicht. Wir sehen uns dann zuhause.« Sie schloss Skype und legte den Kopf in den Nacken. Zufrieden streckte sie sich. Obwohl das Gespräch nicht lange gedauert hatte, war es doch besser verlaufen als gedacht. Es war zwar noch nicht alles geklärt und alles besprochen, aber es erleichterte sie ungemein, dass das mit ihrem Studium geklärt war. Nun konnte sie sich voll und ganz auf das Lernen für die Aufnahmeprüfung konzentrieren. Asuna erhob sich, zog sich ihre Schuluniform aus und machte ihre Hausaufgaben.
 

Der restliche Tag verlief unspektakulär. Um 18 Uhr bekam sie allerdings eine Nachricht von Riku, der ihr, wie in den letzten Tagen, in den Ohren lag, dass sie sich schon lange nicht mehr gesehen hatten und er sie vermisste. Eigentlich hatte sie nicht wirklich Lust auf das Treffen und wenn sie ehrlich war, dann nahm sie es ihm noch immer sehr übel, dass er sie vor allen geküsst hatte. Dennoch war es an der Zeit, diese Sache mit dem Schulsprecher zu klären, weshalb sie kurzerhand ein Treffen mit ihm für morgen ausmachte.
 

♛♚
 

Am späten Nachmittag begab sie sich am nächsten Tag auf den Weg zu seiner Wohngegend. Sie musste mit dem Bus fahren, allerdings konnte sie sich so zurechtlegen, was sie ihm sagen würde.
 

»Hey. Tut mir leid, dass du den ganzen Weg bis zu mir nehmen musstest. Ich muss nur schnell etwas erledigen. Ich hoffe, das ist okay.« Riku begrüßte sie direkt mit einer Entschuldigung, als er die Tür zu seiner Wohnung öffnete. Eigentlich wollte sie sich an einem neutraleren Ort treffen, aber er musste auf irgendjemanden warten. Fast hätte sie es deshalb noch länger hinausgezögert, willigte aber schließlich doch ein.
 

Asuna schüttelte sofort den Kopf. »Alles okay. Ich habe sowieso nicht allzu lange Zeit.« Jana hatte mal zu ihr gesagt: Wenn du du etwas schnell beenden möchtest, dann sag einfach, dass deine Zeit begrenzt ist. Sie folgte ihm ins Wohnzimmer, welches sehr schlicht aber schön eingerichtet war. Sie wusste von ihm, dass seine Eltern ebenfalls nicht sehr oft zuhause waren.
 

»Wie fandest du eigentlich den Englischtest diese Woche?«, fragte er neugierig, während er ihr etwas zu trinken machte.
 

»Er war ganz okay. Die Zeit war nur etwas knapp.«
 

»Fand ich auch. Die Aufgaben selbst waren nicht so das Problem.« Er kam mit zwei Gläsern zurück und deutete auf die Couch. Asuna ließ sich darauf nieder und nahm den Eistee dankend an.
 

»Das wundert mich nicht. Du bist immerhin unser Sprachengenie.« Sie legte ihren Kopf schief und musterte den Dunkelhaarigen. Wieder kam ihr in den Sinn, dass einige Mitschüler dafür töten würden, um mit ihm in seinem Wohnzimmer zu sitzen. Asuna hingegen fühlte nichts weiter, außer freundschaftliche Gefühle, wenn sie mit ihm alleine war. Alles Anzeichen, dass zwischen ihnen nie mehr als Freundschaft möglich sein würde. Von ihrer Seite aus zumindest. Dass er dies anders sah, wusste sie.
 

Als sie auf ihr Getränk starte, lenkte er das Gespräch in die Richtung, die sie begrüßte. »Asuna? Es tut mir leid, dass ich dich vor ein paar Tagen einfach so geküsst habe. Ich weiß, dass ich dich damit sehr überrumpelt habe.« Er lächelte verlegen, doch irgendetwas in seinem Blick sagte ihr, dass er es nicht ganz so sehr bereute wie es den Anschein machte.
 

Asuna erwiderte sein Lächeln nicht, denn dieser Kuss war alles andere als ein unbeschreibliches Erlebnis für sie gewesen. »Das hat mich wirklich sehr überrascht und um ehrlich zu sein, war ich ziemlich wütend deshalb«, gab sie zu und dachte zurück. Diese Aktion hatte nicht nur für reichlich Gespräche in der Schule gesorgt, sondern auch für Chaos. Inmitten dieser Aspekte gab es aber auch einen Vorteil. Zumindest wusste sie jetzt mit Sicherheit, dass sie nichts für Riku empfand und es auch nicht tun würde. Es war dumm zu denken, dass es sie...ablenken würde.
 

Riku fuhr sich mit seiner Hand durch die dunklen Haare und seufzte. Anschließend drehte er sich zu ihr. Ihre Beine berührten sich beinahe und kurz überlegte Asuna, ob sie nicht weiter nach hinten rutschen sollte. Allerdings verwarf sie diesen Gedanken schnell. Es wäre irgendwie lächerlich. Deshalb verharrte sie in ihrer Position. »Weiß du? Obwohl es mir leid tut, dass ich dich geküsst habe und du offensichtlich nicht begeistert warst, bereue ich es nicht wirklich.« Er schmunzelte und suchte ihren Blick. Asunas erwiderte ihn, aber veränderte ihre Miene nicht.
 

»Wieso nicht?«
 

»Weil ich jetzt weiß, wie sich deine Lippen auf meinen anfühlen.«
 

Asuna hätte am liebsten frustriert aufgestöhnt und ihren Kopf in den Nacken geworfen. Das war genau das, was sie nicht hören wollte. Statt ihren Emotionen freien Lauf zu lassen, richtete sie den Blick auf ihre Finger, die sie ineinander verschränkt hatte. »Was das betrifft-«, fing sie zaghaft an, wurde aber von dem Schulsprecher unterbrochen: »Warte!« Die Dunkelblonde schwieg und hob ihren Kopf, sodass sie nicht anders konnte, als Riku anzusehen. Dieses Mal hatte er kein Lächeln im Gesicht, sondern wirkte viel ernster. »Lass es mich nochmal tun.«
 

»Was?«, kam es überrascht über ihre Lippen.
 

»Ich möchte dich küssen und dich überzeugen.«
 

Wow. Als Asuna hierher gekommen war, hätte sie nicht mit dieser Bitte gerechnet. Irgendwie tat es ihr leid, dass sie nicht dasselbe fühlte wie Riku. Vor allem wenn er sie so ansah wie gerade. »Ich denke nicht, dass das eine gute Idee ist«, äußerte sie ihre Bedenken und seufzte. »Du bist unheimlich toll, Riku, aber ich bin gerade nicht an einer Beziehung oder etwas dergleichen interessiert.« Innerlich fiel ihr ein Stein vom Herzen. Die erste Hürde war geschafft, doch wenn sie sich den Schulsprecher so ansah, dann sah er die Sache etwas anders. Es war nämlich nicht zu übersehen, dass ihn die Worte hart trafen. Um weiteren Schaden zu vermeiden, machte sie Anstalten, aufzustehen. Kurz und schmerzlos sollte es werden. »Vielleicht wäre es besser, wenn ich jetzt gehe.« Sie erhob sich uns sofort tat es Riku ihr gleich.
 

»Ich versteh dich nicht. Woher willst du wissen, ob du eine Beziehung willst, wenn du es nicht versuchst? Was, wenn wir wie für einander geschaffen sind, du es aber nicht herausfindest, weil du dich nicht darauf einlässt?« Verständnislos sah er sie an und wirkte dabei fast schon wütend. Asuna war zudem über dessen Ton verblüfft und kniff ihre Augen zusammen.
 

»Du verstehst das nicht? Ich habe versucht, mich darauf einzulassen, erkannt, dass es einfach nicht passt und das war's.« Vielleicht klang sie ein wenig harsch, aber seine Tonlage hatte ihr nicht gefallen. Er hatte geklungen, als wären ihre Gefühle...falsch.
 

Rikus Lippen verzogen sich zu einem Grinsen, welches zu einem verächtlichen Lachen wurde und gar nicht zu ihm passte. »In welcher Welt hast du dich darauf eingelassen? Ich kenne die Art und Weise, wie du dich auf jemanden einlässt. Das war sie nicht.«
 

Asuna stockte. »Was genau willst du jetzt damit sagen?«, erwiderte sie eisig. Die Richtung, in die dieses Gespräch verlief, gefiel ihr nicht. Auch die Art und Weise, wie er sie ansah, störte sie. Missachtend und überheblich. Nicht so, wie sie es sonst von im gewohnt war. Sie war hier her gekommen, um mit Riku über ihre Gefühle zu reden. Nicht mehr und nicht weniger, aber seine Anschuldigungen und Vermutungen machten es schwer, sachlich zu bleiben.
 

»Tu nicht so, als wüsstest du das nicht. Die Sache mit dir und Oikawa ist-««, fing er an, wurde aber von Asuna unwirsch unterbrochen. »Diese Sache geht dich überhaupt nichts an.« Langsam fing sie an, ihre Freundschaft mit Riku zu hinterfragen. Ihre Freundschaft und auch dessen Charakter selbst. Was zum Teufel sollten diese Aussagen? Wollte er ihr gerade vorwerfen, wieso sie sich auf Oikawa eingelassen hatte und nicht auf ihn? Wie sehr konnte man sich in einem Menschen täuschen? Riku war doch schon so lange ihr Freund gewesen...
 

»Mag sein.« Riku verschränkte seine Arme und in seinen Augen war eine ungewöhnliche Kälte zu sehen. »Aber ich finde es dennoch merkwürdig, dass du mit ihm einfach so ins Bett springst und dich bei einem kleinen Kuss anstellst, wie ein kleine Jungfrau.«
 

Asuna glaubte, sich verhört zu haben, weshalb sie kurz die Kontrolle über ihre Gesichtszüge verlor. Das hatte er nicht wirklich gesagt? »Wow. Okay«, brachte sie nur fassungslos hervor. Fast entkam ihr ein ungläubiges Lachen. »Ich gehe. Danke für die Einladung.« Sie war bereits viel zu lange hier. Sie hätte bereits abhauen sollen, als er sich so merkwürdig verhalten hatte. Sie war mehr als nur irritiert über diesen Stimmungswechsel, während sie sich umdrehte. Allerdings kam sie nicht weit, denn Riku griff nach ihrem Handgelenk. Fast schon zu fest, sodass es schmerzte. »Au! Riku! Was soll das?«, murmelte sie sofort. Statt zu antworten, zog er sie unsanft zurück. Asuna kam es vor, als wäre sie in einem verdammt schlechten Film.
 

»Asuna«, begann er und klang dabei so, wie sie ihn eigentlich kannte. Charmant und freundlich.
 

»Lass mich bitte los.« Sie versuchte es höflich, obwohl sie ihn am liebsten angeschrien hätte. Zusätzlich zog sie an dem Arm, aber vergeblich.
 

»Noch nicht.« Seine Augen fixierten ihre Lippen, die sie zusammengepresst hatte. Seine Kopf näherte sich ihrem und sofort begann sie wieder mit dem Versuch, sich aus seinem Griff befreien zu wollen. Vergeblich. So war es unvermeidlich, dass er seinen Mund auf ihrem platzierte und sie so zum zweiten Mal ungefragt küsste. Der einzige Unterschied war jedoch, dass viel mehr Aggressivität im Spiel war. Asuna legte eine Hand auf seine Brust und stemmte sich mit aller Kraft dagegen, während ihren Kopf auf die Seite drehte. Ein gedämpftes Geräusch bildete sich in ihrem Hals. Die Situation überforderte sie maßlos und auch die Angst wuchs mit jeder Sekunde. Was passierte hier gerade? Was sollte sie tun? Das war doch nicht der Riku, den sie kannte!
 

Panisch sammelte sie all ihre Kraft, schaffte es aber nicht sofort, ihn von sich zu drücken. Sie überlegte fieberhaft, wie sie sich aus seinem Griff befreien konnte, doch der Kräfteunterschied war zu groß. Irgendwie schaffte sie es in einem kurzen Moment, ihren Arm zu befreien. Sie langte nach seiner Wange und drückte ihn mitsamt ihren Nägeln von sich. Dabei kratzte sie über seine Wange, was rote Spuren hinterließ. Asuna starrte ihn folglich entgeistert an, während ihr Herz das Adrenalin heftig durch ihren Körper pumpte und dafür sorgte, dass sie wie festgefroren vor ihm stand. Riku griff sich indes an seine Wange, an der aus einem Kratzer ein wenig Blut sickerte. Als sie ihn regungslos beobachtete, wusste sie, dass das ein Fehler gewesen war. Der Schmerz, denn sie in dieser Sekunde verspürte, bestätigte ihre Annahme. Sie zischte auf, als sich ein heftiger Schmerz unter ihrem Auge ausbreitete. Fassungslos fasste sie sich an ihr Jochbein und zuckte zusammen. Sie konnte im ersten Moment gar nicht reagieren und nahm Rikus entsetztes »Scheiße« nur gedämpft wahr. Er hatte sie tatsächlich geschlagen.
 

»Fuck, Asuna. Es tut mir so leid. Das...Das wollte ich nicht.« Plötzlich klang er nicht mehr so gefühlskalt und überheblich, sondern richtig reuevoll. Doch das war ihr absolut egal.
 

Stattdessen schlug sie seine Hand weg, die er nach ihr ausgestreckt hatte. »Fass mich verdammt nochmal nicht an«, zischte sie eisig und merkte, wie ihre Stimme brüchig wurde. Sie richtete sich auf und begab sich mit großen Schritten Richtung Tür. Das hätte sie schon viel früher tun sollen.
 

»Warte! Asuna!«
 

Die Angesprochene ignorierte seine Rufe. Alles was sie wollte, war nachhause. Kopflos lief sie durch die kleine Stadt, ignorierte andere Passanten, die ihr einen zweifelhaften Blick zuwarfen. Sie musste furchtbar verstört aussehen, doch darüber verschwendete sie keinen Gedanken. Alles woran sie denken konnte, war Riku und seine dunklen Augen, die ihr plötzlich so Angst gemacht hatten. Nie im Leben hätte sie damit gerechnet, dass er so dachte. Dass er sie...schlagen würde. Was sollte das? Wie von selbst beschleunigte sie ihre Schritte und stieg in den Bus, der rechtzeitig gehalten hatte. Sie ließ sich weiter hinten nieder und rutschte tief in den Sitz. Ihre Hand suchte automatisch ihr Handy, allerdings zögerte sie. Sie hatte gerade kein Bedürfnis, jemanden davon zu erzählen. Weder Jana noch ihren Eltern. Während der Fahrt spielte sich die Szene immer wieder in ihrem Kopf ab. Der Schock saß tief und selbst als sie die Wohnungstür hinter sich zuschlug, war sie weit davon entfernt, diese Sache überwunden zu haben. Asuna starrte auf ihre Hände, die merklich zitterten, und lehnte sich gegen das Holz der Tür. Sie fühlte sich schwer und rutschte auf den Boden. Regungslos verweilte sie in dieser Position.
 

Was war gerade passiert?
 

♛♚
 

Am Montag haderte Asuna bereits früh morgens mit sich selbst. Obwohl sie gerne in die Schule ging, war es heute eine enorme Überwindung. Dennoch hatte sie sich aus dem Bett gequält, war ins Bad gegangen und hatte dort erstmal eine halbe Stunde verweilt. Neben ihrer Morgenroutine war etwas anderes hinzugekommen. Das Auftragen von Make-Up. Gestern war sie noch optimistisch gewesen, dass die dunkelrote Umrandung um ihr linkes Auge verschwunden sein würde, doch das Gegenteil war der Fall. Es leuchtete einem zwar nicht bereits aus einem Kilometer Entfernung zu, aber man konnte die Blessur durchaus erkennen. Eine Blessur, die darauf hinwies, dass etwas ganz und gar nicht bei der Klassensprecherin okay war. Der Concealer tat allerdings seinen Job richtig gut.
 

Seufzend strich sich Asuna ihre Bluse zurecht und legte eine verwirrte Strähne zurück an ihrem Platz. Normalerweise band sie sich ihre Haare für die Schule stets zu einem hohen Zopf zusammen oder entschied sich für einen unordentlichen Dutt. Heute hatte sie sich aber aufgrund der Umstände mehr Mühe gemacht. Es sollte von ihrem sonst so beschissenen Auftreten ablenken. Denn anders konnte sie es nicht beschreiben. So wenig wie in den letzten zwei Tagen hatte sie selbst nach der Sache mit Oikawa nicht geschlafen und das hatte sich deutlich auf ihr Äußeres ausgewirkt. Ein letztes Mal betrachtete sie sich in dem Spiegel, überlegte kurz, ob sie nicht übertrieben hatte. Ach, scheiß drauf.
 

Sie verließ das Bad, holte sich ihre Schulsachen und verließ die Wohnung. Den gesamten Schulweg über fühlte sie sich merkwürdig. Es lag nicht an der schwarzen Sonnenbrille, die sie aufgesetzt hatte, um ihre Blessur abzudecken, denn sie trug öfters dieses Accessoire. Jedoch kam es ihr so vor, als würde jeder Bescheid wissen und sie anstarren. Deshalb ging sie auch zu Fuß, anstatt den Bus zu nehmen. So vermied sie es, andere zu begegnen. Das funktionierte auch so lange, bis das Schulgelände in Sichtweite war. Abrupt hielt die Blondhaarige inne, nur um ihre Sonnenbrille zurecht zu rücken und die Schultern zu straffen.
 

Erhobenen Hauptes setzte sie ihren Weg fort und betrat das Gelände. Sie sah vermutlich gerade aus wie eine dieser arroganten Schülerinnen aus den koreanischen Dramen, die sie ab und zu schaute. Zumindest ahnte sie es dank der Blicke, die ihr von anderen Mädchen zugeworfen wurden. Sie seufzte und festigte den Griff um den Träger ihrer Tasche. Während sie die letzten Meter zum Eingang überbrückte, kam ihr in den Sinn, dass sie noch nicht daran gedacht hatte, wie sie auf Riku reagieren sollte. Es war unausweichlich, dass sie ihm in der Schule begegnen würde. Immerhin war er Schulsprecher und sein Klassenraum war gleich um die Ecke von ihrem. Dieser Gedanke verursachte ein unangenehmes Gefühl in ihrer Magengegend. Ihr war bewusst, dass er nicht einfach so darüber reden würde. Nicht hier. Aber wollte sie überhaupt mit ihm darüber sprechen?
 

Etwas zaghaft schob sie die Brille nach oben, sodass sie die vorderen Haare zurückschob. Sie fühlte sich plötzlich nackt. Was wenn man es sofort sah? Wenn man sie sofort darauf ansprechen würde? Diese Fragen begleiteten sie bis in den dritten Stock, wo sich die Räume der Abschlussklassen befanden. Der Lärm aus den Klassen drang zu ihr, was naheliegend war, denn bis der Unterricht anfing, waren es nur noch zehn Minuten. Sie wollte am liebsten umkehren, nach hause gehen und sich wieder in ihrem Bett verkriechen. Erbärmlich, aber sie fühlte sich einfach nur schlecht. Ihre Gedanken zogen sie wie Blei nach unten, weshalb es ihr schwer fiel, gute Laune zu mimen. Völlig teilnahmslos ging sie durch den Flur, hielt ihren Kopf gesenkt, um mögliche Blicke zu entgehen. Unnötig, denn es war kaum jemand auf den Gängen unterwegs.
 

Plötzlich packte aber jemand ihr Handgelenk, was sie dazu veranlasste, zusammenzuzucken. Panik nahm von ihr Besitz und als sie in einen kleinen Raum gezogen wurde, riss sie sich mit aller Kraft los.
 

»Lass mich los!«, zischte sie und drängte sich an die Wand hinter ihr. Ihr Körper reagierte auf eigene Faust, aber der erste Gedanke, der ihr gekommen war, war nicht sonderlich positiv.
 

»Beruhige dich.«


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hoffe, euch hat das Kapitel gefallen. :D
Riku ist noch ein größerer Arsch geworden als zuvor. Wer hätte das gedacht? haha
Bis nächste Woche! Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  sakugirl
2020-11-03T17:10:49+00:00 03.11.2020 18:10
oh wie spannend und so ein tolles Kapitel!
Bitte lass es Oikawa sein! Wenn er es bemerkt, will er sicher Riku schlagen *gespannt bin* *kein Mitleid hab*
Ich mochte ihn nieeeee!
Antwort von:  SocialDistortion
13.11.2020 23:58
Tjaaaa. Riku ist selber schuld. Er hätte nur nett zu Asuna sein müssen... :D
Von:  Rina2015
2020-11-03T15:32:39+00:00 03.11.2020 16:32
Ich war bei dem Kapitel total im Zwiespalt 🤣🤣🤣 ich will es lesen.... Es ist spannend..... Oh nein.... Jetzt gleich endet es.... Ich mache lieber irgendwas anderes und lese es heute Abend in Ruhe..... Ich habe es nicht geschafft mich mit irgendwelchen anderen Tätigkeiten zu beschäftigen.... Auch wenn es nur fünf Minuten gedauert hätte 🤣🤣🤣 freue mich auf nächste Woche 😊
Antwort von:  SocialDistortion
13.11.2020 23:58
Hahaha gut, dass es dich irgendwie so beschäftigt hat. xD


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