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SHaRKY SCaM

SouRin
von

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сука

Tatsächlich wachte Sousuke in dieser Nacht ein paar Mal auf und Rin streichelte ihn daraufhin immer wieder, bis dieser sich beruhigte und einschlief. Welche schlimmen Dinge man dem Größeren angetan hatte, konnte sich Rin gar nicht vorstellen und war sich auch nicht sicher, ob Sousuke zuvor ehrlich gewesen war, als er die Frage, ob seien Mutter ihn zum Sex gezwungen hatte, verneint hatte.

Nicht nur mit der Aufgabe, seinen traumatisierten, unruhig schlafenden Freund zu bewachen, sondern auch von den Gedanken um dessen Misere, beschäftigt, bekam Rin auch nicht viel Schlaf, weswegen er am folgenden Tag auch aussah, als wäre ihm der Eyeliner verwischt.

Hätten sie nicht so früh aus dem Bett gemusst, hätten die beiden den Tag wohl in diesem verbracht, doch es war erst Freitag. Das bedeutete, sie mussten jeweils noch eine Therapiestunde durchstehen, bevor man sie für zwei Tage in Ruhe ließe.
 

Vollkommen unmotiviert, begab sich Rin ins Bad und wusch sich, um sich wenigstens ein wenig frischer zu fühlen. Das kalte Wasser im Gesicht half, dass sein Kreislauf in Schwung kam, doch an seiner allgemeinen Erschöpfung änderte es nichts.

Als er ins Zimmer zurückkehrte, saß Sousuke gähnen auf seinem Bett und sah nicht viel besser als er aus, auch wenn er von Augenringen verschont geblieben war. Dafür wirkte sein Blick glasiger als sonst, als er den Kleineren ansah.
 

„Wie geht’s dir?“, trat Rin zu seinem Freund, beugte sich nach unten und küsste diesen liebevoll.
 

Sousuke erwiderte zwar nicht, sah danach aber schon wesentlich besser aus, jedenfalls bis sein Blick zum Hals des Kleineren wanderte, an welchem er verweilte. Ein kritischer Blick verriet diesem, dass da offenbar etwas war, das dem anderen nicht gefiel, oder ihn zumindest nachdenklich stimmte.
 

„Ist was?“, wollte Rin verunsichert wissen und fasste sich automatisch an die Stelle, die so eindringlich vom Größeren angestarrt wurde.
 

Was war das? Das fühlte sich wie…
 

„Ich glaube, du hast Kiemen…“, kam es im dem Moment, als der Hai es selber auch bemerkte, von Sousuke, der ihn daraufhin mit einer Mischung aus Unglaube und Skepsis ansah.
 

„Was?“, kam es ebenso verwirrt von Rin, der wieder ins Bad zurückrannte, um sich im Spiegel betrachten zu können.
 

Sousuke stand auf und folgte ihm, da er ohnehin noch duschen wollte und fand seinen Freund dann mit der Nase schon fast an den Spiegel gepresst vor. Dessen Augen verrieten, dass er das alles nicht wahrhaben wollte, aber auch zu verstehen begann, was mit ihm und den Untersuchungen los war.
 

„…was hat das zu bedeuten?“, flüsterte Rin und fuhr sich immer wieder über den Hals, an welchem sich drei kleine Spalte aufgetan hatten, die tatsächlich wie Kiemen aussahen.
 

Diese wurden allerdings immer kleiner und schlossen sich bald darauf ganz, wodurch der Rothaarige allerdings nicht wirklich beruhigt wurde. Im Gegenteil: Diese Transformation seiner Haut, fand er äußerst beunruhigend.

Aber wenigstens wusste er nun, weswegen Dr. Masefield letztens so begeistert bei seinen Untersuchungen an ihm mit Wasser gewesen war…
 

„Ich weiß es nicht“, erwiderte Sousuke, vollkommen von seinen eigenen Problemen abgelenkt, doch trotzdem nachdenklich gestimmt. „Anscheinend hast du mehr von einem Hai, als nur die Zähne.“
 

„Das darf doch alles nicht wahr sein“, seufzte Rin genervt und schloss für einen Moment die Augen, ehe er sich wieder ansah.
 

„Glaubst du, es liegt an der Behandlung?“, wollte Sousuke wissen, der auch nicht wusste, was er davon halten sollte.
 

„Keine Ahnung“, drehte sich der Kleinere um und schritt dann aus dem Bad. „Aber geh du erstmal duschen…ich hab Hunger.“
 

„Okay, bis gleich“, nickte der Größere daraufhin und schloss die Tür hinter sich.
 

Eine Viertelstunde später machten sich die beiden Jugendlichen auf den Weg zum Frühstück und trafen dann auf Kisumi und Chigusa, die sich bereits an den üblichen Platz gesetzt hatten. Die Brünette wirkte seltsam abwesend, während ihr bester Freund versuchte, sie aufzumuntern, das jedoch kläglich scheiterte.

Irgendwie hingen allen ihren Gedanken nach, abgesehen von Kisumi, der sich wunderte, was mit seinen Freunden los war. Bei ihm konnte man allerdings auch eine Veränderung bemerken, denn der sonst so freche junge Mann, hielt sich an diesem Tag im Zaun.

Selbst im Unterricht störte er ausnahmsweise nicht und bereitete Miho somit auch keinen Ärger, die sich freuen würde, hätte sie die allgemein bedrückte Stimmung nicht schon längst bemerkt.

Die junge Lehrerin hoffte darauf, dass sich die Situation nach dem Wochenende bessern würde, sonst müsste sie doch einschreiten – auch wenn sie sich nicht sicher war, wie sie das tun sollte. Irgendetwas konnte man aber immer bewirkten, selbst wenn man nur zuhörte, doch dazu musste sich das Gegenüber einem öffnen.
 

Am Mittag in der Mensa, war die Stimmung noch immer nicht viel besser, auch wenn Rin sich langsam mit seinen neusten Erkenntnissen abzufinden begann. Dafür wurde Kisumi Zusehens ruhiger und stocherte nur in seinem Essen herum, es anstarrend, als könne es etwas für seine Gedanken, die er nicht denken wollte.

Chigusa sah unterdessen wirklich nicht gut aus und fummelte schon die ganze Zeit an ihren Ärmeln herum, die eigentlich viel zu lang für diese Jahreszeit waren.
 

„Alles okay bei dir? Du siehst so blass aus“, wollte Rin wissen, als sie in den Fahrstuhl stiegen, um zu ihren Zimmern zurückzukehren.
 

„Ähm…ja klar“, zuckte sie sich ertappt fühlend zusammen und blickte dann schnell zum Rothaarigen nach oben, sich ein Lächeln abringend.
 

„Wenn was ist, sag es mir, okay?“, meinte dieser nur, denn es war offensichtlich, dass es dem Mädchen nicht gut ging.
 

„Okay, danke“, senkte Chigusa den Blick wieder und seufzte leise, ließ den Stoff ihres Oberteils aber nicht los.
 

Sousuke besah die Szene mit einem kritischen Blick, denn auch wenn er wusste, dass er nichts zu befürchten hatte, holte ein Anflug von Eifersucht ihn aus seinen plagenden Erinnerungen zurück, die ihm seit dem letzten Abend durch den Kopf spukten. Er wollte sich nicht erinnern und verdrängte bisher erfolgreich das, was ihn so apathisch machte.

Nur weil Rin nett zu jemand andere war, sollte er sich wirklich nicht so fühlen, doch Sousuke konnte nichts daran ändern, dass er es gar nicht gerne sah, wenn sein Freund sich so verhielt – obwohl wirklich nichts Verwerfliches daran war, jemandem seine Hilfe anzubieten.
 

„Und was ist mit mir~?“, schaltete sich nun Kisumi dazwischen, der sich diese Gelegenheit trotz, oder gerade wegen seines Zustands nicht entgehen ließ.
 

„Dir geht’s auch nicht gut?“, kam es daraufhin mit hochgezogener Augenbraue von Rin, der bisher nicht so viel auf den Rosahaarigen geachtet hatte, weil dieser sich noch am normalsten von ihnen verhielt.
 

„Du kannst so gemein sein“, schmollte dieser nun gespielt. „Sou-chan färbt auf dich ab.“
 

„Wenn du meinst“, rollte der Kleinere darauf nur mit den Augen, weil er diese Aussage nicht ernstnahm und auf eine von Kisumis Launen schob.
 

Meistens lag man mit dieser Vermutung richtig und Kisumi meinte vieles nicht ernst, doch ab und an rutschte ihm auch etwas heraus, das wirklich sehr ernst war. Nur erkannte man diese Hilferufe nicht, weil er mit seiner ironischen Art dafür gesorgt hatte, dass sie versteckt und ungehört blieben.
 

„Chi-chaaaaan“, beschwerte Kisumi sich nun und suchte bei seiner besten Freundin Schutz, indem er sich an sie klammerte. „Du kümmerst dich doch um mich, oder?“
 

„Natürlich“, gab diese sehr schnell nach.
 

Und so kam es dann auch, dass sich ihr Anhängsel als der Fahrstuhl im 2. Stockwerk ankam, nicht auf sein Zimmer verzog, sondern mit zu ihr kam. Sie hatten beide ein wenig Aufmunterung nötig, bzw. Gesprächsbedarf.

Sousuke und Rin eher weniger, weil sie sich meist alles erzählten, doch dafür konnten sie andere Zuwendung gebrauchen.

Ziemlich unerwartet, schmiegt sich der Größere gleich nachdem die Tür hinter ihnen zugefallen war, an den Kleineren und schlang seine Arm so um ihn, dass es wirkte, als wolle er ihn gar nicht mehr loslassen.
 

„Sousuke? Was ist denn los mit dir?“, gab Rin überrascht, aber nicht abgeneigt von sich und tat auch nichts, ums ich aus seiner Lage zu befreien.
 

„Weiß nicht“, murmelte dieser nur leise und schloss die Augen.
 

„Und ich hatte schon die Befürchtung, du würdest dich nach dem von heute Morgen vor mir ekeln“, lachte der Hai leise, auch wenn ihm dieser Verdacht tatsächlich schon aufgekommen war.
 

„Nein…“, stellte Sousuke klar, dass ihm das ziemlich egal war.
 

Sichtlich erleichtert entspannte sich Rin nun und legte seine Hände an Sousukes Unterarme, da er an etwas anderes nicht rankam. Auch lehnte er sich nun gegen den Größeren und schloss die Augen.

Zwar war ihre Gesamtlage alles andere als schön, doch es tat gut, wenn man jemanden hatte, auf den man sich verlassen und an den man sich anlehnen konnte.
 

„Du hast mir immer noch nicht gesagt, was du zum Geburtstag willst“, griff Sousuke völlig aus dem Blauen wieder das Thema auf, das ihn mehr als es sollte zu beschäftigen schien.
 

„Aber das ist doch jetzt schon ewig her“, wurde Rin aus unerfindlichen Gründen rot und schlug die ebenso roten Augen auf. Offenbar wollte er sich um die Antwort drücken.
 

„Trotzdem…“, ließ sein Freund nicht lockern und erwartete nun die richtige Antwort.
 

„Hm…also wenn du es wissen willst: Du hast mir schon gestern mein Geschenk gegeben“, nuschelte Rin und war gerade froh, dass er den anderen bei diesem Geständnis nicht ansehen musste.
 

„…wie?“, verstand Sousuke nicht so ganz, was damit gemeint war, auch wenn man es sich denken konnte.
 

„Na du hast…das mit mir gemacht“, wurde Rin immer leiser, sowie röter.
 

„Oh…ach so“, verfärbte sich die Haut um die Nase des Größeren nun auch ein wenig, da er begriff. „Das war wirklich, was du wolltest?“
 

„Ja“, gab Rin kleinlaut zu, weil es ihm so peinlich war, da er sich gerade sehr gierig und notgeil vorkam.
 

Schlimm fand Sousuke das nicht, nur hatte er es einfach nicht erwartet, da er es nicht so ganz nachvollziehen konnte. Obwohl, wenn er so darüber nachdachte, mochte er es auch sehr, wenn sein Freund ihm diese Art der Aufmerksamkeit schenkte – auch wenn er sie bedingt durch seine Vergangenheit nicht so nötig wie der dieser hatte.

Viel interessanter fand der Dunkelhaarige es im Moment, was mit Rins Körper passierte, da dieser doch sehr ungewöhnliche Merkmale aufwies, die ihn nicht störten, aber nachdenklich stimmten. Sicher stand auch nicht, ob diese auf natürliche Weise hervortraten, sobald sie die Haut mit Wasser in Berührung geriet, oder ob Dr. Masefield irgendwas mit seinem Patienten angestellt hatte. Wie auch immer er diese Veränderungen hervorrufen sollte, Sousuke erwartete an diesem Ort alles. Hormonelle Behandlungen bei Fröschen hatten beispielsweise auch schon zur vollständigen Geschlechtsumwandlung geführt und bei Menschen war das teilweise auch möglich…warum sollten dann nicht auch andere genetische Veränderungen möglich sein?

Zwar gab es Gesetzte diesbezüglich, doch ob man sich in dieser Anstalt an diese hielt, wagte er zu bezweifeln. Das, was man mit ihm und auch mit Rin anstellte, war sicher nicht legal. An Kisumi wurden offenbar auch Experimente durchgeführt, wie es bei Chigusa aussah, wusste er nicht.

Diese war auch ungewöhnlich still heute. Ob es ihr gut ging?
 

„Du, Rin?“, wollte Sousuke den Kleineren nun auf dieses Thema ansprechen, auch wenn er zuvor noch ein wenig eifersüchtig gewesen war, da sich die beiden nun auch so nahe standen. „Glaubst du, Chigusa geht es gut?“
 

„Ich weiß nicht“, öffnete dieser die Augen langsam und sah nachdenklich ins Leere. „Ich hoffe es.“
 


 

Unterdessen saß Kisumi auf dem Bett seiner besten Freundin und laberte sie mal wieder mit allem möglichen zu, hauptsächlich ums ich selbst von seinen Gedanken abzulenken. Auch ihn plagten Erinnerungen, doch auf andere Weise als wohl Sousuke und Chigusa.

Als er eine Pause einlegte und sich die Kleinere genauer ansah, stellte er erneut fest, wie blass sie doch um die Nase war und auch, dass sie den Stoff ihrer Ärmel gar nicht loslassen wollte.
 

„Chi-chan…geht es dir gut?“, sahen die violetten Augen das Mädchen besorgt an.
 

„Ich…also“, wandte sie den Blick ab, da sie nicht lügen konnte, aber auch nicht wusste, wie sie ihr Erlebnis am Vortag schildern sollte.
 

Dafür ließ sie nun ihr Oberteil los und atmete tief ein und aus. Vielleicht wäre es gut, darüber zu sprechen, auch wenn es sich seltsam anhören würde. Andererseits war Kisumi so gut wie unverwundbar, Sousuke schien auch schnell zuheilen und mit Rin stimmte auch etwas nicht. War es da so komisch, dass sie mit ihren Schreien ein ganzes Zimmer verwüstet hatte?
 

„…was ist das?“, kam Kisumi ihr näher und beugte sich vor, um ihre Unterarme näher zu betrachten, da der Stoff dort ein wenig nach oben gerutscht war.
 

Schnell wollte Chigusa den Ärmel wieder nach unten ziehen, doch der andere war schneller und hielt sie auf, indem er ihren Unterarm packte. Zwar nicht fest, doch wegen ihrer selbst zugefügten Kratzer, tat es weh und sie zuckte zurück.
 

„Haben sie dir was angetan?“, wollte Kisumi weiter wissen, ließ sie aber los, da er verstand, dass er ihr weh tat.
 

„Nein, das war ich selber“, traute sie sich ihm nicht in die Augen zu sehen.
 

„Was ist passiert?“, hakte der Größere weiter nach, welcher nun vollkommen von seinen aufkeimenden Erinnerungen abgebracht wurde.
 

Sie schilderte ihm die Ereignisse, welche sich während ihrer Therapie am Vortag zugetragen hatten, während seien Augen immer größer wurden. Offenbar war es trotz all der bizarren Fähigkeiten, die die Jungs zu haben schienen, beunruhigend zu hören, zu was sie fähig war. Kisumi schien das Ganze eher interessant zu finden, doch von seinem Urteil ausgehend, konnte man unmöglich auf das anderer schließen. Immerhin war er ein Psychopath, der so ziemlich alles amüsant fand und nur ernst wurde, wenn es um sie, oder Hayato ging; also Menschen, die er liebte. Doch das vermutete Chigusa nur, sicher war sie sich auch dessen nicht. Zwar hatte Kisumi sie vor Ryan gerettet, doch das war teilweise auch zu seiner Belustigung geschehen. Die Sache mit seinem Bruder war etwas vollkommen Anderes: Er redete nicht wirklich über seine Familie, aber wenn, dann hieß es immer nur ‚Hayato, Hayato, Hayato‘, daher ging sie davon aus, dass Kisumi seinen kleinen Bruder wirklich sehr gern haben musste. Das war gruselig, wenn man bedachte, was er mit anderen Kindern angestellt hatte, doch wollte sie nicht vom Schlimmsten ausgehen.
 

„Irgendwie ist das cool, dass du sowas kannst~“, grinste Kisumi vor sich hin, bevor ihm der Ernst der Lage wieder bewusst wurde. „Also…abgesehen von…du weißt schon.“
 

„Ist schon okay“, schüttelte Chigusa leicht lächelnd den Kopf, da sie ihren besten Freund kannte und ihm die Bemerkung nicht übel nahm.
 

„Ist aber schon komisch, dass wir alle irgendwas mit unseren Körpern anstellen können, oder dass was Komisches passiert“, bemerkte er danach.
 

„Ja, das stimmt…ich hab mir dazu auch schon einiges notiert“, erwiderte sie daraufhin und holte ihr Notizbuch aus ihrer Nachttischschublade. „Ich bin aber noch nicht dazu gekommen, mir das von gestern aufzuschreiben.“
 

„Hm, wäre cool, wenn du was herausfinden würdest“, nickte Kisumi. „Klar…hattest wahrscheinlich mit anderem zu kämpfen.“
 

„Kann man so sagen, ja“, seufzte die Brünette leise auf, bevor sie ihren Stift zückte und dann doch die Umstände um ihre eigenen versteckten Talente zu notieren begann. Irgendjemand musste schließlich Ordnung in dieses Chaos bringen…
 


 

Am Nachmittag hatte Rin das Glück, dass Dr. Masefield durch Chigusas Einwirken soweit unfähig war, ihn weiter nach Plan zu behandeln, dass er ihn nach einer halben Stunde bereits wieder gehen ließ. Diese war aber auch mehr als genug, da er während der dreißig Minuten immer wieder mit Wasser bespritzt wurde, sodass sich der Rothaarige irgendwann gefragt hatte, ob das eine Art Fetisch des Arztes war.

Da er aber nun um seine Kiemen wusste, schob er es darauf, dass Dr. Masefield diese nur wieder sehen wollte. Das beruhigte ihn nur mäßig, war aber noch immer erfrischender als mit der Vorstellung leben zu müssen, dass ein alter Sack sich an ihm aufgeilte.
 

Zurück im Zimmer, schmiss sich Rin aufs Bett und schaltete Musik an, die er über seine Kopfhörer hörte. Er hoffte nur, dass es Sousuke genauso gut erging und er nicht wieder halb gefoltert wurde.

Dr. Kuznetsov besaß nur leider noch sadistischere Züge als sein Kollege und folterte nicht nur halb, sondern ganz. Natürlich alles zu Forschungszwecken bzw. um dessen Grenzen zu testen.

Sousuke sollte es nicht so glimpflich wie am Tag zuvor treffen, an dem er schnell wieder weggeschickt worden war, denn heute schien der Doktor das nachzuholen, das er verpasst hatte zu tun.
 

Demzufolge musste der Dunkelhaarige so einiges über sich ergehen lassen. Als hätte er wegen seiner hochkommenden Erinnerungen an seine Mutter nicht schon genug um die Ohren, kam nun auch noch die psychische Folter dazu, welche ihn auf eine harte Probe stellte.

Mit körperlichen Schmerzen konnte Sousuke umgehen, doch sobald man auf seinen Schwächen und seiner Vergangenheit herumhackte und ihm falsche Vermutungen unter die Nase rieb, die seine Mutter beleidigten, brach er so weit zusammen, bis ihm eine Sicherung durchbrannte.

In dieser Sitzung schaffte es Dr. Kuznetsov es allerdings nicht, Sousuke wieder so weit zu reizen, als dass er sich losriss und oder einen Tisch zertrümmerte. Dafür war dessen Verstand zu sehr von seiner Vergangenheit umnebelt, als dass er sich großartig auf die Worte konzentrieren konnte, welche ihm in seiner Muttersprache an den Kopf geworfen wurden.

Erst als es persönlicher wurde und Rin wieder zur Sprache kam, wurde Sousuke hellhörig. Er konnte Russisch nicht so gut ausblenden wie zum Beispiel Japanisch, oder Englisch, auch wenn er erstere fast genauso gut beherrschte. Das lag einfach daran, dass es die erste war, die er gelernt hatte, auch wenn er mehr oder weniger zweisprachig aufgewachsen war. Des Weiteren hatte seine Mutter nicht ganz so gut Japanisch gesprochen – mit einem starken Akzent – und somit hatten sie meist auf Russisch kommuniziert. Daher hatte er eine starke Bindung zu dieser und konnte aus selbsterklärenden Gründen auch einfach nicht ignorieren, wenn man Rin beleidigte.
 

Der Russe wusste wirklich nicht, wo Grenzen anfingen und welche man besser nicht überschreiten sollte. Oder es war so, dass er es eben ganz genau wusste und gezielt Sousukes Knöpfe drückte, um diesen zu einer Reaktion zu zwingen. Die zweite Möglichkeit war die wahrscheinlichere und richtige, welche außerdem zu einem Programm gehörte, das sich die beiden Schreckensärzte gemeinsam überlegt hatten, um die Jugendlichen zu testen.

Spätestens als Dr. Kuznetsov Rin als ‚Flittchen‘ bezeichnete, verlor Sousuke die Geduld. Er knurrte und blickte von unten zu dem Arzt hoch, den er aus zornigen Augen anfunkelte.

Man hatte ihn wieder an eine Wand angekettet, doch hatte er dadurch mehr Bewegungsfreiheit, dass sich die Fesseln nur an seinen Handgelenken befanden. So hing sein Körper von den Schlägen zuvor ermüdet, schlapp nach vorne und er kniete auf dem kalten Fliesenboden, der selbst um diese Jahreszeit noch keine Wärme absonderte und sich kalt durch den Stoff der Jogginghose anfühlte.
 

Sousukes Blick sprach mehr als tausend Worte und hatte so viel zu bedeuten wie: Sag das noch ein Mal und ich schlag dir die Fresse ein.

Doch davon ließ sich der Russe nicht beeindrucken und hatte einen Anflug eines dreckigen Grinsens auf dem Gesicht, als er die Lippen zu dem Wort „сука“ formte.

Mit zusammengepressten Zähnen, schnellte der Gefesselte in die Höhe und wollte nach dem Arzt treten, doch dieser hatte bereits mit so einer Reaktion gerechnet, war zurückgewichen und grinste nun breit.
 

Die folgenden Minuten musste Sousuke sich alles Mögliche von Dr. Kuznetsov anhören, der kein Blatt vor den Mund nahm und über wirklich alles und jeden herzog, an dem seinem Opfer etwas lag.

Dieser hörte nicht tatenlos zu, fügte sich aber mit seinen Befreiungsversuchen nur selbst Schmerzen zu und erreichte damit nichts, außer dass er dem anderen gab, was dieser sehen wollte.
 

Sehr zufrieden mit sich, griff der Arzt dann zu einer Spritze, die er mit einer klaren Flüssigkeit auffüllte, ehe er zu Sousuke schritt. Mit einer gezielten Bewegung stach er die Nadel, ohne dass dieser sich großartig wehren konnte, in den Hals, dessen Venen, durch den Stress ausgelöst, hervortraten.

Das Anästhetikum wirkte beinahe sofort, sodass Sousuke schwummrig vor Augen wurde und er seine Bewegungen kaum mehr kontrollieren konnte. So konnte er losgebunden werden, ohne dass die Gefahr bestand, dass er jemanden verletzte, war aber trotzdem noch in der Lage, selbstständig zu laufen.

Normalerweise wäre eine Aufsichtsperson nötig gewesen, um zu gewährleisten, dass Sousuke unbeschadet zu seinem Zimmer zurückkam, aber wie zu erwarten war, bekam er eine ‚Sonderbehandlung‘.
 

„Wir sehen uns dann am Montag wieder“, schob Dr. Kuznetsov seinen Patienten aus der Tür und schloss sie augenblicklich hinter diesem.
 

Kaum fähig, einen klaren Gedanken zu fassen, fasste sich Sousuke an den Hals, dann an die Schläfe, da sein Kopf sich schwer anfühlte. Die Erinnerung an die Therapiesitzung, die eher einer Folter glich, verblasste dank des Wirkstoffs und er konnte froh sein, dass er noch wusste, wo er hin musste.

Sein Orientierungssinn in Kombination mit dem Anästhetikum bewirkten, dass der Dunkelhaarige viel länger brauchte, um den richtigen Gang einzuschlagen, sodass er viel später als gewöhnlich an 207 angelangte.
 

Die Dosierung war nicht hoch gewesen, dafür intravenös, wodurch der Effekt des Trance-ähnlichen Zustands bereits nachließ, Sousuke sich aber nicht mehr richtig an die Behandlung erinnern konnte.

Seine Sorgen wegen der Erinnerungen an seine Kindheit und frühe Jugend waren kurzzeitig auch gewichen, doch er wusste, dass sich etwas in seinem Unterbewusstsein befand, das hinaus wollte.

Es kroch bereits wieder nach oben, wollte durchbrechen.
 

„Sousuke!“, richtete sich Rin erschrocken auf, als die Tür aufging und er seinen Freund, der gar nicht gut aussah, erblickte. „Wo warst du so lange? Was ist passiert?“
 

Der Ausdruck in seinen Augen war melancholisch, aber auch verwirrt und vor allem trostlos. Er konnte einem einfach nur leid tun.
 

„Ich weiß nicht genau“, erwiderte Sousuke zögerlich und veranlasste Rin dazu, sich zu erheben.
 

Dieser sah auf eine liebevolle Weise besorgt in die türkisenen Augen und strich dann sanft über die leicht stoppelige Wange des Größeren, als er flüsterte: „Es wird alles gut.“
 

Unfähig zu antworten, da Sousuke wusste, dass etwas nicht stimmte, aber dank des Anästhetikums unfähig war dessen Ursache zu orten, und wahrscheinlich auch nichts gut werden würde, reagierte er für eine Weile nicht. In dieser Zeit blinzelte er auch nicht, sein Blick ging nur starr geradeaus.

Als er erkannte, wohin er sah und dass es die besorgten Augen seines Freundes waren, schlug er die Augen nach einem kurzen Lidschlag aus und sie gewannen an Glanz und Klarheit, auch wenn ihm nach wie vor verborgen blieb, was in den letzten zwei Stunden geschehen war.
 

Rin sah erleichtert aus, doch füllten sich seine Augen unweigerlich mit Tränen, die er schnell mit dem Ärmel wegwischte und Sousuke stattdessen ein mildes Lächeln schenkte.
 

„…ich weiß gerade einfach nichts mehr“, gab Sousuke dann überraschend gefasst von sich. „Aber es ist etwas falsch mit mir, oder?“
 

„Nein!“, entgegnete der Kleinere energisch. „Mit dir ist nichts falsch!“
 

„Rin…?“, legte der Dunkelhaarige den Kopf leicht schief und sah dabei ganz schön überrascht, fast ein wenig erschrocken aus.
 

Du hast nichts falsch gemacht…was auch immer dir deine Mutter und diese Leute angetan haben, war nicht deine Schuld!“, erklärte Rin sich und griff dabei nach Sousukes Händen, die er in seine nahm und drückte.
 

Sousuke blickte überrascht von den Händen wieder zu den roten Augen auf, die ihn nach wie vor in ihren Bann zogen, bevor er fähig war das gesagt zu verarbeiten. Auch wollte er nicht verneinen, dass etwas nicht seien Schuld gewesen war, Seiner Meinung nach, war er alleine deswegen schon schuld, weil er sich nicht gewehrt hatte…was auch immer es war, gegen was er sich hätte wehren sollen. Es war ihm für den Moment entfallen, doch unterbewusst enthalten.
 

„…aber es stimmt trotzdem was nicht mit mir. Ich weiß nur nicht, was“, antwortete Sousuke und senkte den Blick.
 

Rin musste wohl oder übel zugeben, dass er darauf keine Antwort wusste und ihm auch irgendwie klar war, dass sein Freund nicht ‚normal‘ war. Egal, ob dessen Verhaltensweisen nun durch seine Traumata ausgelöst worden waren, oder er einige davon schon zuvor besessen hatte, es interessierte ihn nicht.

Insofern, dass er den anderen nicht deswegen verurteilte und ihn so nahm wie er war. Natürlich erschwerte das ihr Zusammenleben, aber es gab wohl immer Streitigkeiten und Schwierigkeiten in einer Beziehung, also konnte Rin sich genauso gut damit auseinandersetzen, wie mit gewöhnlicheren Problemen.

Des Weiteren gab es absolut niemanden, für den er derartig starke Gefühle wie für Sousuke hegte, durch welche ihm Kraft verliehen wurden, diesem zu helfen.
 

„Es ist egal, was es ist…ich werde dir beiseite stehen“, legte Rin nun fest und zog den Größeren zum Bett, auf welches er diesen platzierte.
 

Sousuke hatte es auch nötig, sich mal wieder hinzusetzen, denn er wirkte so, als würde er jeden Moment umkippen. Die Nebenwirkungen machten sich bemerkbar.
 

„Danke“, murmelte er dann, als er saß und die Augen schloss während er sich die Schläfen rieb. „Ich wüsste nicht, was ich ohne dich machen soll.“
 

Die Ernsthaftigkeit dieser Worte, ließ Rin kurz zusammenzucken, bevor er sich besann und neben den anderen setzte. Sousukes breiten Rücken streichelte er behutsam auf und ab, um ihn zu beruhigen und ihm das Gefühl zu vermitteln, dass er nun in Sicherheit war.

Hätte Rin gewusst, was den anderen beschäftigte und was vorgefallen war, hätte er ihm besser helfen können, doch wenn Sousuke nicht einmal selbst wusste, was los war, gab es keinen anderen Weg als darauf zu warten, dass dessen Erinnerungen zurückkehrten.

Ob diese Wiederkehr unbedingt hilfreich wäre, konnte man anzweifeln. Vielleicht wäre die Erkenntnis gut dafür, um das Geschehene zu verarbeiten. Vielleicht konnte man bestimmte Dinge auch einfach nicht verarbeiten und die Erinnerung würde den Verstand auf ewig belasten und sich davon nähren.

War es da besser sich nicht zu erinnern und mit der Unwissenheit zu leben, oder sich über allem im Klaren zu werden und dann damit kooperieren zu müssen?



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