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Die Sonnenprinzessin und der Koboldprinz

Fortsetzung von "Prinzessin Aline und die Groblins"
von

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Die plötzliche Reise ins Ungewisse

Kapitel 42 – Die plötzliche Reise ins Ungewisse
 

Große freudige Aufregung ereilte sich in der Königshöhle. Trotz der Müdigkeit, die Froschlippe quälte erhellte es jedoch seine Freude. Aline hatte sich die letzten Monate zurückgezogen um sich vermehrt ihrem Sohn zu widmen. Zu Anfang hatte es Schwierigkeiten gegeben, da er nicht essen wollte, zum Säugen seine Zähne aber bereits zu groß waren. Aline hatte versucht es so lange wie möglich auszuhalten, bis ihre Nippel ganz blutig waren. Feste Speisen jedoch rührte ihr Drache nicht an. Misstrauisch roch er daran, schnupperte und leckte vielleicht einmal, doch wand er sich immer desinteressiert ab.

Das hielt ein paar Tage an und Aline befürchtete ihn zu verlieren, bis sie auf eine Idee gekommen war. All die Zeit hatte sie gedacht das er doch frisches Fleisch mögen müsste, doch ein Drache spie Feuer und das musste einen besonderen Grund haben, außer das er seine Feinde verbrennen könnte. So gab sie ihm gebratenes Fleisch und kaum hielt sie es ihm hin, schnappte er hungrig danach und hatte dabei ihre Finger verletzt.

So überlegte sie welche Befehle sie ihm beibringen könnte. Er war ihr Sohn, doch vergaß sie nie das er auch ein Drache war. Es sollten aber keine einfachen Wörter sein, wie man sie einem Hund beibringen würde, das wäre unwürdig für ihren Jungen.

Also dachte sie sich die Befehle in groblischer Sprache auszusprechen. Zumindest wie die Schrift von Menschen gesprochen werden würde, versuchten sie, sie zu lesen. Die Sprache war schließlich die Selbe.

„Fyr 'rye“, flüsterte Aline vor sich hin. Sie hatte sich das Wort nur gedanklich vorgestellt und überlegt wie man es aussprechen könnte. Ihr Sohn ließ von seiner Mahlzeit ab und blickte neugierig zu ihr auf.

„Silki, lauf zu Golaka und lass dir rohes Fleisch bringen“, befahl sie und ließ ihren Sohn nicht aus den Augen.

Eilig kehrte Silki zurück und hielt ihr den Teller hin. Aline griff nach einem Stück, legte es vor Dragonar und blickte ihm eindringlich ins Gesicht während sie sagte: „Fyr 'rye.... fyr 'rye. Verbrenn es Dragonar. Fyr 'rye.“

Der Drache blickte das Stück Fleisch an, drehte seinen Kopf auf die eine, dann auf die andere Seite. Tapste mit seinen Füßen und schien nicht ganz zu verstehen was man von ihm erwartete. Doch dann holte er tief Luft und pustete sie wieder aus. Rauch stieg aus seinem Rachen, doch nicht mehr.

„Fyr 'rye“

Wieder prustete und keuchte der Kleine und für einen kleinen Augenblick war eine blaue Stichflamme zu sehen, doch ging auch diese wieder in Rauch auf.

„Gib nicht auf, du kannst es. Fyr 'rye“

Dragonar richtete sich zu seiner vollen Größe auf, breitete die Flügel aus, holte tief Luft und ein schmaler Feuerstrahl versengte das Fleisch zu einem schwarzen Klumpen.

Aline klatschte voller Freude in die Hände und legte ihm ein neues Stück hin.

„Dieses Mal mit etwas weniger Enthusiasmus. Fyr 'rye.“

Die geflügelte Echse speite wieder Feuer, jedoch mit etwas mehr Achtsamkeit und nur für kurze Zeit, so dass das Fleisch gut durchgebraten war und er es verschlingen konnte. Nach einigen kleinen Flugversuchen, in denen Alines ausgestreckte Hände als Anhöhe dienten, wurde Dragonar mit jeder Woche kräftiger und nach zwei Monaten schaffte er es tatsächlich sich in der Luft zu halten. Einen weiteren Monat hatte er verbracht Flugübungen zu machen, landete auf allen Möbeln und Gegenständen, schmiss dabei viel zu Bruch, zerkratzte das Holz.
 

Heute nach drei Monaten und an dreifacher Größe gewonnen, flog er mit kraftvollen Flügelschlägen über sie hinweg, voraus in die Königshöhle, in den großen Saal in dem sich bereits alle Groblins versammelt hatten. Dragonar zog Kreise an der Decke und setzte sich erst auf die steinerne Rückenlehne des mittleren, großen Throns nachdem Aline auf der Armlehne an Froschlippes Seite Platz genommen hatte.
 

Kaum das Froschlippe ein Wort sagen konnte rief eine entfernte Stimme: „Menschen! Menschen auf Groblin-Territorium!“ Alle wendeten sich der Treppe zu, auf der eilig einer der Wachen die Stufen hinunter stolperte. „Menschen sind im östlichen Teil des Tunnelsystems eingedrungen und sind auf dem Weg hierher.“

Eine große Unruhe brach aus und die Groblins liefen verängstigt und verwirrt durch den Saal.

„RUUHHHHEEE!“, rief Froschlippe. „Brecht nicht in Panik auf. Der westliche Teil ist weit und besteht aus vielen Gängen, sie werden noch Stunden benötigen um hier anzukommen. Unsere Abreise wurde ohnehin geplant, nun findet sie heute statt. Jeder geht in seine Behausung zurück und packt schnell alles zusammen was ihr tragen könnt. Die Wachen machen sich auf zu der westlichen Seite des Berges und verschütten die Gänge. Silki, sorge dafür das ein Karren zu unseren Gemächern gebracht wird. Gebt Alarm in der Stadt.“
 

Es ging alles sehr schnell und Aline wusste nicht so recht was nun geschah. Sie war sehr besorgt um ihre Lieben und ihr Herz wollte nicht mehr aufhören wild zu pochen. Ein männlicher Diener und Silki waren schnell bei ihrem Schlafgemach und hatten einen Karren gebracht, welcher von einem großen blauen, Drachen ähnlichem Wesen ohne Flügel gezogen wurde. Aline ließ ihre Möblierungen hier, jedoch nahm sie ihren Spiegel mit, welchen die Groblins für sie gemacht hatten und ihre Truhe, die sie damals bei der Hochzeit als Mitgift bekommen hatte. Ansonsten fanden nur noch Felle, Kissen und Decken Platz auf dem Wagen. Glücklicherweise hatte sie sonst nichts zurücklassen müssen. Da der Umzug ohnehin geplant war, hatten die meisten Groblins schnell ihre Habseligkeiten beisammen und schnell war die Stadt leer gewesen. Eine riesige Masse an Groblins hatte sich auf den Weg zum neuen Domizil gemacht. Einige der Groblin-männer, die in den Jahren dort gearbeitet hatten waren voraus gegangen und führte die Unmenge an Groblins durch die Tunnel. Die Königsfamilie bildete mit ihren Wachen die Nachhut.

„Sind denn wirklich alle hier?“, fragte Aline besorgt und blickte hinunter auf die Stadt.

„Das können wir nicht überprüfen“, gab Froschlippe zurück. „Wer jetzt nicht durch diesen Tunnel verschwunden ist, ist verloren.

„Aber...“

„Kein aber, wir haben zu viel Zeit verloren.“

„Die westlichen Tunnel sind doch verschüttet worden.“

„Das hält sie nicht ewig ab. Sie werden auch nicht lange brauchen zu verstehen das die Stadt leer ist und dann werden sie weiter nach uns suchen.“

„Was ist wenn wir ihnen eine falsche Fährte legen?“

„Was meinst du?“

„Wir zerstören die Stadt, lassen es so aussehen als wären wir bereits angegriffen worden.“

„Wie sollen wir das nun anstellen?“

Aline lächelte Froschlippe an und sah Dragonar bedeutungsschwer an. Dieser saß auf ihrem Karren, der ihnen vorne wegfuhr.

Dragonar Körper mochte nur so groß sein wie ein kleiner Hund, beachtete man nicht die Länge seines Halses und Schwanzes. Doch seine Stichflamme sprühte drei Meter weit und war bereits zerstörerisch für seine Umgebung. Aline blickte ihren Sohn intensiv an und sagte: „Fyr 'rye“.

Sogleich gab er ein stolzes Gebrüll von sich und flog in die Stadt hinunter. Jede Brücke unterlag seinem Feueratem. Der Stein wurde spröde und porös. Auch die hohen Steintürme verbrannte er an der schmalsten stelle und schaffte es die Behausung darüber zum Einsturz zu bringen. Er flog mehrere Runden, spie seinen Atem in die Fenster, so das alles Brennbare darin zu lodern anfing und die riesige Höhle bald immer mehr in einer Rauchwolke stand. Er hatte sich nur auf den vorderen Teil der Stadt konzentriert, welche für die Menschen als erste zu sehen sein würde. Denn um so eine große Stadt zu beschädigen war er noch zu klein. Die letzten Wachen und einige andere Groblins kamen herbei gelaufen, welche sich noch in der Stadt befunden hatten und sorgten dafür das die Spuren all der Groblins verwischt wurden. Ebenso wurde der Tunnel, der zum neuen Reich führte ebenso eingestürzt, doch dafür waren extra große Brocken bereit gelegt worden. Nach getaner Arbeit flog Dragornar zurück zu seiner Mutter und landete auf den Fellen ihres Wagens. Stolz reckte er seine Brust und seine Augen glühten. Froschlippe konnte sich einen anerkennenden Blick nicht verkneifen und blickte den Drachen noch einmal genau an. Nun, wo er gewachsen war, hatten sich seine Augen auch verändert. Seine Augen waren unterschiedlich. Eines gelb, eines blau. Da er noch nie einen Drachen gesehen hatte, konnte er nicht sagen ob es typisch für einen Drachen war.

Lange waren sie unterwegs. Hin und wieder hob Froschlippe Aline auf den Karren, damit sie sich ausruhen konnte.

Die Reise war für alle Stadtbewohner beschwerlich gewesen, denn sie waren viele und die Gänge waren teilweise eng und die Luft wurde schnell knapp. So mussten sie Gruppen bilden und da Aline und Froschlippe das Schlusslicht bildeten war es lange nicht mehr voran gegangen. So lange das Aline befürchtet hatte, das die Menschen die Stadt finden, sie überqueren und den Weg zum neuen Reich finden und ausgraben könnten.
 

Stunden waren vergangen ehe Froschlippe den Befehl erteilte loszumarschieren. Es ging jedoch nur langsam und beschwerlich voran. Der Weg ins neue Reich war ganz und gar unbehandelt und so wie die Natur ihn geschaffen hatte. Der Boden war uneben, mal rutschig durch einen Wasserlauf oder steinig, mal glatt, mal hatte er viele Löcher.

Auf dem Weg erklärte Froschlippe das es aus Zeitnot nicht möglich gewesen war Stufen in den Stein zu schlagen oder sich Felsen zurecht zu legen um einen anständigen Weg zu formen oder gar Treppen zu erbauen. Doch so war es ohnehin besser, den Menschen sollte es nicht zu leicht gemacht werden. Kannte man sich in den Höhlen nicht aus, wusste man nie wo der Weg hinführte, denn der Pfad war sehr abwechslungsreich. Die Tunnel verliefen nach rechts, links, verliefen in die Tiefen des Berges oder es wurde steil und eng und man versuchte möglichst nicht hinunter in die schwarze Schlucht zu sehen, die wie ein stilles Raubtier darauf wartete, das jemand unachtsam war.

Für Dragonar war es schwierig so lange still bleiben und nicht fliegen zu können. So verbrachte er die meiste Zeit liegend auf dem Karren, doch an dem peitschen seines Schwanzes konnte Aline erkennen, das ihm das stillsitzen gar nicht passte.

Nach drei Tagen wurde die Reise sehr beschwerlich. Das Proviant ging aus, was auch immer in den Höhlen lebte, würde von den Groblins die vor ihnen die Wege passiert hatten, gefunden und verspeist werden. Die Müdigkeit übermannte Aline und auch sie lag nun viel auf dem Karren. Die Luft war teilweise sehr dünn und verbraucht und so war die Müdigkeit sehr bleiernd und ihr Körper ließ sie in den Glauben sie wäre um jahrzehnte gealtert. Dragonar wurde immer aggressiver und auch für seine Mutter wurde es schwer ihn im Zaum zu halten. Das lag nicht zuletzt daran das Froschlippe ihn provozierte. Ihr Gatte zerrte an sienen Kräften und musste immer Stärke ausstrahlen und so war dieser bis aufs äußerste gereizt, zumal der Drache begonnen hatte nachts seine Nähe zu suchen. Doch Froschlippe wies ihn immer wieder ab, denn er sah in Dragonar nichts weiter als eine Waffe, welche im Augenblick nicht viel anrichten konnte. Mit trockener Kehle und schmerzendem Kopf lag Aline auf dem Karren und dämmerte in einem seichten Schlaf vor sich hin. Dragonar kam, zerrte an ihrer Kleidung, saugte an ihren Nippeln, doch war nichts mehr zu holen. Er versuchte es abwechselnd immer wieder den runden weichen Dingern die leckere, süße Milch herauszulocken, doch durch das Hungern und der kargen Mahlzeiten der letzten Tage hatte Aline nichts zu bieten. Wütend gurrte und motzte Dragonar.

„Geh weg, es ist nichts mehr da, mein Schatz“, krächzte Aline mit trockener Stimme und schob ihn beiseite. Doch Dragonar zwickte ihr in die andere Brust, brüllte ihr ins Gesicht und flog davon wobei er sie mit dem Schwanz gepeitscht hatte. Erschrocken und etwas verängstigt blieb Aline zurück.

„Ein Drache ist kein zahmes Tier, selbst für die eigene Mutter“, kommentierte Froschlippe und beobachtete Dragonar in seinem Flug.

Am vierten Tag der Reise war die Stimmung der Truppe zum Bersten gespannt und niemand sprach mehr ein Wort, da jedes Wort zu einer sprichwörtlichen Explosion führen konnte. Aline lebte tagelang in Angst das Froschlippe seine Herrschaft verlieren könnte. Sie waren umzingelt von vielen Groblins, es waren nur wenige Wachen dabei, welche ebenso ihre Ansicht über die Königsfamilie ändern konnten und ein hungriger Untertan ohne eigene Behausung konnte zu einer Gefahr werden, vor allem wenn es viele waren.
 

„Vorsicht, passt auf wo ihr hintretet“, hallte es von weit vorne. Ein unterirdischer See erstreckte sich einige Meter unter ihnen und der Weg war schmal. So das nur ein Karren Platz hatte. Als der Karren von Aline auf den schmalen Pfad fuhr, rutschte sie zum Rand und blickte hinunter. Bei dem Anblick wurde ihr schwindlich als sie sich vorstellte da hinunter zu stürzen. Mit einem begeisterten Kreischen zog Dragonar an ihr vorbei und stürzte sich ins kalte Nass und kaum hatte Aline sich an die Brust gefasst und voller Angst aufgeschrien, war er aus den Fluten wieder hervorgeschossen gekommen, flog wenige Meter neben ihr, warf den Fisch den er gefangen hatte in die Luft, zielte sein Feuerstrahl darauf und fing diesen wieder auf um ihn zu verschlingen.
 

„Das ist es. Aline, lass ihn so viele Fische fangen wie er kann, wir brauchen alle etwas zu essen.“

„Das schafft er unmöglich, wir sind zu viele“, erwiderte Aline. Doch sie hatte eine andere Idee. Mit Seilen wurden ein paar Groblins hinunter gelassen und zu deren Glück war das Wasser nicht tief. So scheuchten sie die Fische zum Rand, wo Dragonar auf sie wartete und seinen Feuersturm auf das Wasser losließ. Für die Groblins wurde es sehr heiß, obgleich sie ein paar Meter Abstand hielten, doch funktionierte es wunderbar, denn die toten Fisch trieben an der Oberfläche und mussten nur eingesammelt werden. Das wiederholten sie einige Male bis sich keine Fische mehr dort fanden.

Es reichte aus das jeder eine große Mahlzeit erhielt, jedoch nur eine.

So würden sie für die nächsten Tage wieder etwas neues finden müssen.

Zwei Tage später fanden sie sich in einer großen Höhle wieder in der Dragonar frei fliegen und die Groblins Abstand zueinander gewinnen konnten. Dieser benutzte wieder seinen Feueratem und röstete den riesigen Fledermaus-Schwarm, welcher sich an der Decke gehangen hatte.

Und wieder hatte Dragonar dazu beigetragen das die Groblins weder verhungerten, noch einen unnötigen Streit vom Zaun brachen.
 

Nachdem sie nun schon sieben lange Tage unterwegs gewesen waren, hatten sie eine sprichwörtliche Oase gefunden. Denn die Gruppe hatte sich an den Gemüse- und Obstbeten wiedergefunden, die Aline noch im letzten Jahr mühselig mit den anderen Frauen angelegt hatte. Von dem Wasservorrat, welches durch ein hölzernes Rohrsystem in große Becken gesammelt wurde, war nur leider nicht mehr viel übrig. Ein jeder konnte nur seinen staubtrockenen Hals benetzen, doch für mehr reichte es nicht aus. Nach einer weiteren harten Woche kamen die schwachen und herunter gekommenen Groblins an. Zwei harte Wochen in der sie hungern, dürsten und ihre Füße wund laufen mussten.
 

Aline, welche wie die meisten anderen das erste Mal einen Blick aufs neue Reich werfen konnte, kam aus den Staunen nicht mehr raus. Denn es war ein Reich im Sonnenlicht. Der Berg war zum Teil mit großen Löchern durchzogen, welches das Sonnenlicht einließ. Wie im alten Reich lag die Stadt in einer riesigen Höhle und die Häuser waren weniger grob in Stein gehauen, sondern erinnerten an die verzierten Häuser einer menschenlichen Stadt.

Froschlippe führte sie auf dem Karren sitzend durch die Straßen, welche sich alle in einer leichten Steigung nach oben führten, bis die Stadt mit einem größeren Abstand zu einem steinernen Schloss endete. Die monströse Wand des Schlosses war zum Teilen durch Steinhauer bearbeitet worden, wodurch der Eindruck entstand, das es durch einzelne Steine zusammengesetzt worden war. Jedoch waren die Arbeiten im unteren Drittel beendet worden. Das Tor war wie bei den Menschen aus Holz, verziert mit großen metallenen Scharnieren.

„Öffnet das Tor“, hallte eine Stimme zu ihnen hinunter und Aline konnte erkennen das sich Fenster oder gar ein ganze Weg, mit Säulen geziert am oberen Ende befanden musste. Dröhnend und den Boden zum Erbeben bringend, bewegten sich langsam die schweren Tore und gaben ihnen den Weg frei. In einem mittelgroßem Innenhof, welcher an den ihres Vaters Schlosses erinnerte. Von dort aus waren sie umgeben von verschieden hohen Wänden, mit Fenstern, Treppen und Türen, mit ebenfalls begonnen Steinhauerarbeiten, was ihr ein Gefühl von Zuhause gab. Von dem Zuhause das sie in ihrer Kindheit kennengelernt hatte, welches ihr ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit gab.

Der Anblick überwältigte Aline, denn Froschlippe hatte ihr etwas überwältigendes geschenkt. Ein Schloss, erbaut in einem Berg, die perfekte Mischung aus der Baukunst der Menschen und Groblins.

Vergessen war der Hunger, vergessen war der verzehrende Durst oder die bleierne Müdigkeit und auch die Schmerzen in den Gliedern.

„Wie hast du...?“, fragte Aline und auch Dragonar kam aus dem Staunen nicht mehr raus.

„Bei dem Angriff auf euch, als ich dich entführt hatte, hab ich mich genau umgesehen. Der Sonnenknabe hatte mich in seiner Unwissenheit durchs Schloss geführt und direkt in dein Kinderzimmer. Ich sah euren Protz, eure Eleganz, eure verschwenderische Lebensweise und wollte für uns Groblins das gleiche schaffen.“

„Es ist überwältigend“, schluchzte Aline und warf sich in seine Arme. „Mögen deine Absichten auch anders gewesen sein, aber du hast mir hier ein Zuhause geschaffen, in dem ich mich wohlfühlen kann.“

Froschlippe war nach den letzten Monaten der Entfremdung zu seiner Königin überfordert und nur langsam sickerten ihr Worte in sein Verstand, doch drückte er sie fest an sich. So lange hatte er auf solch eine Berührung verzichten müssen und nun fühlte es sich an als wäre er von aller Last befreit. Die schwere Last der letzten Monate, sogar der letzten Jahre fielen von ihm ab und er konnte sich ein breites Lächeln nicht verkneifen. Tränen drängten sich in seine Augen, doch kämpfte er sie nieder und gewährte keiner Träne über seine Wange zu fließen. Sein Gesicht zu einer grotesken Miene verzerrt, spürte er die verwunderten Blicke der anderen Groblins auf sich, doch sagte niemand etwas. So viel Gefühl, Glück und Leid verbunden in seinem sonst so stolzen und gehässigen Antlitz zu sehen, war ein sehr ungewohnter Anblick.

Froschlippe führte Aline mit festem Griff und schnellem Schritt durch ein weiteres Tor, welches einen langen Flur frei gab. Am Ende befand sich wieder eine hölzerne, Flügeltür und Aline glaubte zu wissen was sich dort befand. Ihr Gatte stieß die Türen auf und ein großer mit Säulen gestützter Raum wurde frei gegeben, am Ende ein große, breite Treppe, die zu einem Podest hinaufführte. Der imposante Raum durchflutet von warmen Lichtstrahlen, welche durch Öffnungen im Berg ihren Weg fanden.

„Die Throne sind noch nicht fertig gestellt, denn ich wollte sie gemeinsam mit dir entwerfen.“

Über dem vermeintlichen Platz der Throne hing eine riesige Fahne, welche bis fast zum Boden hinunter hing. Auf schwarzem Grund zwei Tauben, mit gespannten Flügeln, welche sich anblickten. Inder Mitte eine geöffnete Rose und darüber eine Silhouette eines Groblinkopfes. Nun erinnerte sich Aline an das Wappen ihres Vaters. Zwei weiße Tauben, darüber eine Krone auf blauen und violettem Grund. Froschlippe hatte Bezug darauf genommen und statt der Krone eine Rose zwischen die Tauben gebettet, als Zeichen ihrer Herkunft und ihrer Großmutter.

„Nun werde ich es aber wieder verändern müssen, wo wir nun ein neues Mitglied in unserer Runde haben“, gestand Froschlippe. „Die Näherinnen werden mich lynchen.“

„Was fehlt denn noch?“, fragte Aline begriffsstutzig, denn sie empfand die Flagge als Vollkommen.

Bedeutungsschwer blickte Froschlippe auf Dragonar, der begeistert durch den großen Saal flog und sein kreischen von den Wänden hallte.

Aline rührte es von Herzen das Froschlippe nun begann Dragonar anzunehmen doch ehe sie es sichs versah sagte er: „Jeder soll wissen was für eine unbesiegbare Waffe wir haben.“

Wieder kehrte der Kummer mit vollem Schlag in sie zurück. Sie begann allmählich zu zweifeln das Froschlippe ihren Sohn jemals anerkannte.

Ohne ihre plötzliche, stille Veränderung wahrzunehmen zog Froschlippe sie weiter und führte sie einige weitere Gänge und Flure hinauf. Allmählich wurde es wieder enger und weniger imposant, sondern mehr gemütlich.

„Was ich an eurer Bauweise am liebsten mag sind geschlossene Räume und Türen. Wenn uns niemand mehr sehen und hören kann ist es doch viel schöner mit dir“, seuselte Froschlippe und öffnete eine Tür, welche eine metallene Krone zierte.

Diese führte in große, gemütliche Wohnräume, die offensichtlich nur für wenige Groblins ausgelegt waren. Ein kleiner runder Flur führte in mehrere Räume, doch Froschlippe zog sie zu einem bestimmten Raum.

„Schließ' die Augen“, flüsterte er in ihr Ohr und legte zur Verdeutlichung seine große Hand vor ihren Lidern. Die Tür öffnete sich und sanft führte er sie hinein. Sie konnte spüren das der Raum nicht all zu groß sein konnte und fühlte sich gemütlich an, obgleich sie nichts sehen konnte. Die Hand vor ihrem Kopf verschwand und gab ihr den Blick frei.

Als Aline die Augen öffnete begann ihr Herz wild zu pochen denn sie stand in ihrem Kinderzimmer. Oder in einer ähnlichen Version davon. Es war sich bemüht worden die Wände gerade zu hauen, damit das gemach viereckig war, eine hölzerne Zierleiste, welche ihr bis zu den Hüften ging, verschönerte den Raum und gab den geweißten Wänden etwas warmes. Ihre Füße standen auf warmen Holzleisten und durch den Fenstern drang helles Licht. Richtige Fenster aus Glas, wie sie sie von ihrem Zuhause kannte, erhellten den Raum und sogar ein Bett, wie sie es zurücklassen musste stand mittig in dem kleinen Raum. Gegenüber eine Frisierkommode.

„Ich kann es nicht glauben“, weinte Aline gerührt und trat auf zittrigen Beinen weiter in den Raum hinein.



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