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Die Sonnenprinzessin und der Koboldprinz

Fortsetzung von "Prinzessin Aline und die Groblins"
von

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Der Ring

Kapitel 33 – Der Ring

 

Froschlippe trat im Thronsaal auf und ab, fahrig und unruhig, wie ein wildes Tier im Käfig. Die Groblins um ihn herum beobachteten ihn still und folgten ihm mit den Augen, bei jedem Schritt, den er tat. Niemand wagte es ein Wort an ihn zu richten, denn jeder wusste wie ungehalten die Wut des Groblinkönigs auf einen einstürmen konnte, wenn sie freigelassen würde.

„Wo ist sie? Wo ist sie? WO IST SIE?“, rief Froschlippe immer lauter und zog seine Runde während sein Umhang sich angst einflößend hinter ihm aufbauschte. Von hinten ließ es ihn aussehen wie eine übergroße Fledermaus.

Eine Gruppe Groblins kam in den Saal gerannt und zogen die Aufmerksamkeit auf sich.

„König Froschlippe, wir sind ihrer Spur gefolgt. Sie ist auf einem Pferd gestiegen und deren Spuren führen zum Schloss.“

„Was? Wie kann das sein?“

„Fünf Pferde hatten ihre Spur umzingelt, bis ihre Fußabdrücke enden.“

„Er hat sie mir gestohlen“, flüsterte Froschlippe zu sich selbst. „ER HAT SIE MIR GESTOHLEN!“

„Wir haben das Schloss in der Beobachtung, Kundschafter haben es nach Fallen und Eindringungs-möglichkeiten abgesucht. Seit dem letzten Mal haben sie die Mauern verstärkt und auf den Zinnen Speerspitzen angebracht. In der Mauer gibt es keine maroden Stellen oder Öffnungen. Aktuell wird unter der Erde der Boden untersucht, doch das benötigt noch etwas Zeit.“

„WIR HABEN KEINE ZEIT!“

Froschlippe fasste sich an die Brust und sein Herz pochte wild gegen seiner Handfläche. Es drohte aus seinem Körper zu springen, so wild schlug es in seiner Brust.

Der Gedanke sie nie wieder zu sehen drohte ihm den Verstand zu rauben.

„Majestät“, kam eine flüsternde, krächzende Stimme aus einer Ecke des Saals.

Silki lag dort, noch benommen von den Schmerzen, denen Froschlippe ihr angetan hatte. Mehrmals war er auf ihre Füße getreten und hatte sie gewürgt, wobei seine Krallen Spuren in ihrem Hals hinterlassen hatten.

„WAS?“, wirbelte Froschlippe zu ihr herum und durchbohrte sie mit ihren Augen.

Wutentbrannt stampfte er zu ihr, packte sie an ihren Haaren und zog ihren Kopf zu sich.

„Wie kannst du es wagen noch ein Wort an mich zu richten“, flüsterte er in ihr Ohr.

„Der Ring. Der Ring kann sie finden“, schluchzte sie und sah ihn flehend an.

Plötzlich öffnete sich Froschlippes Faust und gab Silkis Haare frei, wodurch sie unsanft mit dem Kopf auf den Steinboden aufschlug.

Der Ring.

Sogleich kam die Erinnerung zurück an Früher. Als die junge Prinzessin Aline, den Sonnenknaben im Schlepptau hatte und im königlichen Schlafgemach seiner Eltern entdeckt wurde, hatte sie entkommen können. Indem sie sich an etwas festgehalten und in einer Schlucht, in der sie hätte am Boden aufschlagen und sterben müssen, wie an einem Seil herunterrutschen konnte. Er hatte es nicht greifen können mit seinem Verstand, er hatte nie verstanden was in diesem Moment geschehen war. Bis er sie gefunden hatte, fast zu Tode gewürgt, durch etwas, das er nicht sehen, aber deutlich Spuren an ihrem Hals hinterlassen hatte. Nur ein zartes Schimmern war zu sehen gewesen, ein unsichtbarer Faden. Er hatte ihr den Ring weg genommen. Der Ring der ihr jetzt einen Fluchtweg aufzeigen könnte. Aus der Sicht des Sonnenkönigs war sie geschändet und mit einem Kind im Bauch, nutzlos. Ihr Leben stand auf dem Spiel. Er musste sie finden. Doch wo hatte er den Ring hingeschmissen?

Wie in Trance stand er auf, ignorierte Silki, seine Eltern und den Rest der versammelten Groblins und rannte aus dem Thronsaal hinaus. In der Nähe ihres gemeinsamen Schlafgemachs, dort war eine Schlucht, er hatte den Ring in die Dunkelheit geschmissen. An der Klippe angekommen, den Rand unter den Spitzen seiner Zehen spürend sprang er, drehte sich in der Luft und hielt sich mit seinen Händen an der Klippe fest, bis er sich hinuntergleiten ließ, mit Hilfe seiner Krallen. In der kalten Dunkelheit angekommen benötigten seine gelben Augen einen Moment um sich an die wenigen Lichtverhältnisse anzupassen. Er suchte lange. Lange durchsuchte er den Dreck, die Erde, die Felsen und die Steine. Oft griff er ins Leere, wenn er glaubte etwas gefunden zu haben. Tränen begannen sich in seinen Augen zu bilden, als sich der Gedanke aufdrängte, das er den Ring niemals finden würde.

Sein Herz drohte zu zerplatzen, seine Atmung wurde immer schneller und bald hatte Froschlippe das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Er lehnte sich an die Steinwand und griff sich mit seinen kaputten Krallen an die Brust, bohrte sie in seine Haut, ein schmerzhafter Kloß hatte sich in seinem Hals gebildet. Zischend sog er die Luft durch seine Zähne und griff sich an den Hals, es wurde immer schlimmer, immer unerträglicher. Sein Mund war staubtrocken, er begann zu Husten und wusste nicht was mit ihm geschah. Angst drängte sich in sein Bewusstsein, so groß, wie er es noch nie in seinem Leben gefühlt hatte. Das Husten ging in ein Keuchen und Stöhnen über, bis ein befreiender Schrei aus seiner Kehle drang, der sich mit viel Kraft aus seiner Kehle befreit hatte. Der Schmerz in seinem Hals ließ nach und die Tränen liefen ihm die Wangen hinunter.

Es war das erste Mal in Froschlippes Leben das er weinte. Groblins weinten nicht. Sie waren wütend, enttäuscht oder genervt. Selbst frustriert können sie sein. Aber niemals weint ein Groblin. Froschlippe hatte die Kontrolle über seinen Körper verloren. Er fühlte sich elend, als wäre die Welt ein schwarzer Ort und sein Leben würde nie wieder so werden wie früher. Als hätte ihm jemand seine Fröhlichkeit und seine Lebenslust geraubt. Diese unbekannten, starken Gefühle in seinem Inneren brachten ihn förmlich um und seine Augen hörten nicht auf Tränen hinauszupressen. Er zog die Knie an seinen Körper und umarmte sich selbst. Die Hilflosigkeit, die über ihn Besitz ergriff zog ihn in einen Strudel des Grauens.

Während er so weinte und nichts mit sich anzufangen wusste, blickte er auf die Seite und bemerkte etwas am Rande seines Blickwinkels. Sein Kopf dröhnte und langsam drehte er sich hin um genau blicken zu können, doch konnte er es noch immer nicht erkennen. Mit schmutzigen Händen rieb er die Tränen weg und blinzelte mehrmals, ehe er wieder hinsah.

Der Ring.

Dort lag er.

Schmerzend begann sein Herz rasend in seiner Brust zu pochen und Hoffnung keimte in ihm auf. Unscheinbar lag er in seiner Hand. Ein schlichter goldener Ring, mit einem Vierpass-förmigen Aufsatz. Er blickte genau hin, doch da schimmerte nichts. Froschlippe konnte auch nichts fühlen, keinen Faden, der vom Ring abging.

„Bist du kaputt, du dummes Ding. Aline ist verschwunden, such sie gefälligst“, zischte er.

Die Verzweiflung nahm wieder das Kommando in seinem Körper auf. Wieder traten Tränen in seine Augen. Der Ring war nutzlos, doch wollte er ihn wie einen kostbaren Schatz nicht verlieren. Er betrachtete ihn traurig und die Tränen vielen auf den Vierpass. Entschlossen hier nicht länger herumsitzen zu können, zog ihn sich über seinen kleinen Finger und wollte sich aufrichten, doch plötzlich erschien eine lichte, helle Gestalt vor ihm. Das strahlende Licht verursachte kurz Schmerzen in seinen Augen, bis er sie zusammenkniff und sich die Hände davor hielt.

Die Hand als Sichtschutz benutzend blinzelte er und erblickte eine ältliche Frau mit bis zum Boden reichende weiße Haare, in einem weißen Kleid.

 

„Ich hätte niemals gedacht, das ich einmal vor dir stehen würde“, sagte sie mit zusammengekniffenen Lippen. Es war offensichtlich das sie nicht begeistert war ihn zu sehen.

„Aline ist verschwunden“, ignorierte er ihren Kommentar.

„Sie ist nach Hause zurückgekehrt.“

„Aber nicht freiwillig oder?“

„Nein, tatsächlich nicht.“

„Ich muss sie finden und du musst mir helfen.“

„Ich muss gar nichts. Aber die letzten Jahre war ich nie weit weg gewesen und habe gesehen was Aline hier unten erreicht hat. Darum werde ich darüber nachdenken dir zu helfen.“

„Was soll das heißen?“

„Als Aline damals ihren Weg zu mir gefunden hatte, hatte ich sie vor einer großen Gefahr gewarnt und ihr den Ring geschenkt, der sie beschützen sollte. Tatsächlich hatte es nicht so funktioniert, wie ich es erhofft hatte. Du hast geschafft sie zu entführen und hast ihr den Ring geraubt“, zischte sie.

„Ich weiß, aber jetzt ist alles anders. Sie ist fort und sie muss wieder zu mir zurück.“

„Warum muss sie das? Sie ist dort Zuhause.“

„Seit Jahren nicht mehr. Sie erwartet mein Kind, sie gehört nicht mehr zu den Sonnenmenschen, ihr Vater wird ihr etwas antun. Du musst es nicht für mich tun, ich will nur das ihr nichts geschieht. DU MUSST IHR HELFEN!“, rief Froschlippe verzweifelt und so sehr er es in diesem unsäglichen Augenblick nicht gebrauchen konnte, rannen wieder die Tränen über seine Wangen.

„Bitte, hilf ihr. Wenn sie nicht zurückkehren möchte, gut, aber nicht wenn sie dort gefangenhalten wird. Man wird ihr etwas antun, sie trägt ein Groblinkind in sich. Wenn sie mir persönlich sagt, das ich verschwinden soll, dann werde ich es tun. Aber ich muss wissen das es ihr gut geht.“

„Du hast recht“, sagte die weißhaarige Frau stoisch. „Sie ist in Gefahr. Doch sie muss ihre eigene Magie finden, ich habe nicht unendlich Kraft zur Verfügung und kann nicht für immer für sie da sein.“

Übelkeit stieg in Froschlippe auf und er schluckte den aufgestoßenen, ekligen Geschmack hinunter, ehe er sich mit zittrigen Händen auf den Boden kniete.

„Rette sie und das Kind und du bekommst alles von mir was du wünscht.“

„Vielleicht....“, dachte die Großmutter Alines in Gedanken verloren laut nach. „Vielleicht hat sie den Kern ihrer Magie bereits gefunden. Gut, ich werde dir helfen. Der Faden wird dir den Weg weisen, du solltest dich beeilen. Meine Kraft kann ich dir so nicht geben, doch sobald sie dich sieht, wird sie es aktivieren können. Wenn sie es zulässt. Ich wünsche dir Glück Groblin. Ich gebe dir den letzten Rest den ich habe, ich werde Aline nicht mehr beschützen können. Also wirst du es ab jetzt tun müssen. Sag ihr, das sie ihre Magie niemals verlieren kann, es sei denn sie glaubt nicht mehr daran. Lebewohl Groblin und pass gut auf meine Ururenkelin auf.“

Und somit entschwand der große, schlanke Körper, verlor die Form und nur eine helle Kugel blieb zurück, welche sich in dem Vierpass des Rings niederließ und sich in dieses einsog.

Plötzlich stoben Funken aus dem Ring in Form eines Fadens, welche aus der Schlucht hinausführte und ihm den Weg zu Aline wies.

Entschlossen sprang Froschlippe auf, kletterte den Weg hinauf, rannte in den Thronsaal zurück und mobilisierte seine Groblins.



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