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Die Sonnenprinzessin und der Koboldprinz

Fortsetzung von "Prinzessin Aline und die Groblins"
von

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Das Leben am Hof

Kapitel 31 – Das Leben am Hof

Die Kammerzofe führte mich durch die einst vertrauten Gänge meines ehemaligen Zuhauses. Zu meiner Überraschung aber fühlte es sich nicht mehr so an. Noch lange nach meiner Entführung hatte ich gehofft nach Hause zu kommen und nicht mehr im Dunkeln leben zu müssen, umgeben von Stein, Dreck und Erde. Doch die glänzenden, gewienerten Böden, die geputzten Fenster, die geschmückten Wände, nichts davon rührte etwas in meinem Inneren. Es war alles sehr sauber, hell und ich fühlte mich wohl, doch.... etwas fehlte. In meinen Gedanken versunken achtete ich nicht darauf wo ich hinlief, doch benötigte ich mehrere Anläufe um zu bemerken das ich nicht in meinem ehemaligen Kinderzimmer war. Und ich glaubte auch zu wissen warum, schließlich hatte ich mir meine Möbel in den Untergrund bringen lassen, es musste also größtenteils leer stehen. Die Räumlichkeiten in die ich geführt worden war, waren klein und gemütlich. Der Kamin war angeschürt worden um Wärme in die kalten Mauern zu bringen. Es gab ein Bett, ein Schrank, ein Tisch und einen gepolsterten Stuhl am Kamin. Eines der vielen Gästezimmer. Angrenzend gab es ein Ankleidezimmer mit Badezuber und Waschschüssel.

Kaum hatte ich die Schwelle in das Zimmer hinein überschritten, hatte ich mir schon die Weste vom Leibe gerissen und auf den Boden geschleudert. Die Wut über dieses misslungene Wiedersehen mit meinem Vater, die bloße Existenz seiner Ehefrau. Warum gab es sie überhaupt? Er hatte nach dem Tod meiner Mutter nie wieder übers Heiraten nachgedacht. Mit zittrigen Fingern ergriff ich den Saum meines Kleides und schälte mich daraus hinaus. An dem überraschten Blick meiner zugeteilten Zofe erkannte ich, das ich mich wohl schon mehr an den Sitten der Groblins gewöhnt hatte als ich selbst eingeschätzt hätte. Nackt wie ich war lief ich durch meine Räumlichkeiten und ließ mir in den Badezuber helfen. Das heiße Wasser war sehr angenehm und entkrampfte meinen Körper.

Gedankenverloren strich ich über meinen gewölbten Bauch und lächelte als das mit Trampeln von dem kleinen Wesen in mir beantwortet wurde. Warum hat mein Vater geheiratet? Bei dem Gedanken an meine Stiefmutter hätte ich am liebsten vor Wut geheult. Viele Gedanken strudelten durch meinen Kopf, bis er zu schmerzen begann. Ich weiß nicht wie lange ich in dem Wasser saß, aber meine Finger waren zum Schluss ganz schrumpelig gewesen. Nachdem das Wasser kühl geworden war und ich das Gefühl hatte das mir schwindelig wird, stand ich auf und die Zofe legte mir ein Handtuch um meinen Leib.

Im Schlafgemach angekommen bemerkte ich schockiert das meine Sachen verschwunden waren. Auf meinen fragenden Blick hin, zuckte die junge Zofe zusammen und erklärte mir, das die Königin befohlen hatte mir angemessene Kleidung zu bringen.

Beruhige dich, Aline. Du bist nicht in deinem eigenen Reich. Füge dich und pass dich an. Morgen geht es wieder nach Hause, beschloss ich.

Es war mehr als ungewohnt wieder in ein normales Kleid zu schlüpfen und erfreute mich kurz darüber wie weich der Stoff auf meiner Haut war. Bis mir die Korsage hingehalten wurde.

„Nein“, sagte ich bestimmt.

„Aber Prinzessin, das gehört dazu.“

„Ich bin hochschwanger.“

„Es stört dem Kind nicht. Alle tragen....“

„Ich fühle mich nicht wohl wenn etwas an meinem Leib drückt.“

„Die Königin wird wütend werden, ich bitte Euch....“, flehte die junge Zofe und ich sah die Angst in ihren Augen.

„Das werde ich mit ihr klären, hab keine Angst. Es wird nicht auf dich zurückfallen.“

Plötzlich klopfte es an der Tür und für einen kurzen Moment stand ich verwirrt da und wusste nicht was ich tun sollte. Bis mir peinlichst bewusst wurde das ich die Person herein rufen musste, sonst würde sie draußen stehen bleiben.

„Komm herein“, sagte ich plump und fühlte mich wieder einmal völlig fehl am Platz.

Das Tränen überströmte Gesicht welches mir entgegenblickte kam mir bekannt vor und mein Herz begann zu springen, noch ehe mir der richtige Gedanke mit dem dazugehörigen Namen in den Sinn kam.

„Lottie!“, rief ich überrascht aus und diese riss mich sofort in die Arme und weinte kläglich.

„Ich kann nicht glauben das du hier bist. Ich dachte ich würde dich nie wieder sehen. Wie hast du entkommen können? Du bist so groß geworden, ich habe dich so vermisst. Bitte geh nie wieder weg.“

Sie hatte mich so überrumpelt das ich selbst den Tränen nahe war. Wie ein Kind klammerte ich mich an sie und weinte. Auf die Fragen konnte ich keine Antwort geben, weil sich ein schmerzlicher Kloß in meinem Hals gebildet hatte. Meine Zofe hatte sich respektvoll zurückgezogen. Lange waren Lottie und ich uns in den Armen gelegen, denn während Vater immer viel unterwegs gewesen war und ich meine Mutter nie kennengelernt hatte, war sie die einzige Person zu der ich einen familiären Bezug hatte.

„Es tut mir so leid, mein Kind, wir haben dich nicht davor bewahren können von diesen Teufeln entführt zu werden und jetzt das...“, deutete sie auf meinen Bauch.

„Lottie hör mir zu, es geht mir gut, wirklich. Es war schwer damals, aber man hat mir nie etwas getan. Ich bin die Königin der Groblins und sie folgen mir.“

„Heißt das.... du hast das Kind freiwillig empfangen?“, fragte sie mich ungläubig.

„Ja“, beantwortete ich diese unangenehme Frage kurz angebunden.

Ich erklärte ihr so gut ich konnte, ohne ihr die Pläne der Groblins zu verraten wie es mir ergangen war und das ich mich wirklich glücklich fühlte. Die alt gewordene Lottie, griff sich immer wieder nachdenklich an die Haube und hier und da konnte ich einen Blick auf ihre grauen Haare werfen. Um ihre Augen hatten sich viele kleine Fältchen gebildet, ebenso um ihre Mundwinkel.

„Sie werden dich nicht gehen lassen, Kind.“

„Ich muss. Vater wird mich bestimmt verstehen. Morgen kehre ich wieder zurück. Man macht sich Sorgen um mich.“

„Aline, es ist nicht mehr so wie früher.“

Kaum hatte Lottie das geäußert, klopfte es an der Tür und meine Zofe trat wieder ein.

„Ihre Majestät die Königin und der König lassen nach Euch schicken. Sie erwarten Euch zum Abendessen. Wollt Ihr sicherlich nicht die Korsage anlegen?“, fragte sie noch einmal mit flehendem Blick.

Mit hocherhobenen Hauptes ließ ich mich in den Speisesaal führen und fühlte mich nicht mehr ganz so unbehaglich, mit dem reich besticktem Kleid. Doch meine neue Stiefmutter wusste wie sie das ändern konnte.

„Prinzessin, Ihr seht schon viel annehmbarer aus. Hat Marie Euch nicht in die Korsage geholfen?“

„Das wollte sie, aber ich habe abgelehnt, ich fühle mich damit nicht wohl.“

„Mit frisierten Haaren offensichtlich auch nicht. Selbst Bäuerinnen tragen ihre Haare geschlossen“, spielte sie auf meine offene, lockige, rote Haarpracht an, welche mir über den Rücken, bis hin zum Gesäß fiel.

„Ich trage sie gerne offen.“

„Ungewöhnlich. Tun das nicht nur die bösen Frauen? Wie schimpfen sie sich noch? Hexen.“

„In meinem Reich tragen stolze Frauen sie offen zur Schau. Wir haben nichts zu verstecken.“

„Das habe ich gesehen, nackt wie Ihr herumgelaufen seit.“

„Margarete“, zischte mein Vater mit bösem Blick zu ihr, was mir ein überhebliches Lächeln aufs Gesicht zauberte.

„Verzeiht meine Neugierde Prinzessin, es ist für mich sehr ungewöhnlich. Ich habe in meiner Kindheit eine strenge Erziehung genossen. Aber ich hatte auch das Glück meine Mutter an meiner Seite zu haben, das muss ich gestehen.“

Unglaubliche Wut brannte in meinem Herzen und am liebsten hätte ich ihr die Leviten gelesen, doch fühlte ich mich wieder unwohl. Unwohl in diesen langen Kleid, was mich in meiner Bewegung einschränkte, unwohl in dieser penibel sauberen Umgebung. Die Menschen mit der tadellosen Kleidung ohne Dreck, hochgeschlossen angezogen und mit streng gekämmten Haaren.

Ich passte nicht mehr in diese Welt. In meinem eigenen Zuhause fühlte ich mich fremd.

„Vater, ich finde es wunderbar dich wiederzusehen. Jedoch möchte ich morgen wieder zurückkehren. Die Geburt....“

„Was? Du kannst nicht zurückkehren. Du wirst nicht mehr zurückkehren.“

„Prinzessin, ihr müsst nicht ganz bei Sinnen sein. Warum wollt ihr in diese Hölle zurück kehren? Haben diese Teufel Euch den Kopf verdreht?“

„Nein, aber man macht sich sorgen und ich....“

„Sorgen?“, lachte die Königin schrill. „Diese Biester wissen gar nicht wie sich so etwas anfühlt. Sei nicht albern, du kannst so lange hier leben wie du möchtest. Zumindest bis wir einen passenden Mann gefunden haben.“

„Aber....“

„Ich verstehe das es gerade noch alles zu viel und überwältigend für dich ist. Schließlich warst du jahrelang eingesperrt. Sicherlich kannst du dir inzwischen gar nicht mehr vorstellen wie es ist in Freiheit zu leben. Aber es wird besser werden mit der Zeit. Mein Liebster, wir sollten nach dem Pfarrer rufen lassen, er soll für sie beten und sie segnen. Womöglich ist sie noch vom Teufel besessen.“

„Vater bitte, lasst uns alleine sprechen. Ich erkläre Euch alles.“

„Mein Kind, du bleibst hier. Ich kann nicht zulassen das du wieder dorthin zurückkehrst. Ich weiß das es dir gerade noch ungerecht erscheint, aber du wirst mir noch dankbar sein.“

Mit Tränen in den Augen starrte ich auf den Teller, mit dem leckeren Essen, nachdem ich mich so lange gesehnt hatte und stellte fest, das ich eine Gefangene war.



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