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Die Sonnenprinzessin und der Koboldprinz

Fortsetzung von "Prinzessin Aline und die Groblins"
von

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Eine Münze

Kapitel 28 - Eine Münze

 

“Ich habe mich vor allen im Thronsaal ergeben. Ich habe es getan, ich habe Schwäche gezeigt. Es ist vorbei, sie werden mich nicht mehr akzeptieren”, klagte ich an Froschlippes Schulter mein Leid.

“Keine Sorge, es sind schon ganz andere Dinge im Thronsaal geschehen.”

“Aber ihr seit keine Menschen.”

“Morgen werde ich verkünden das mein erster Nachfolger auf dem Weg ist, das wird sie alles vergessen lassen.”

Vergessen war das richtige Wort, doch konnten sie vergessen das ich ein Mensch war? Ich wusste nicht warum, aber ich zweifelte an meinem Ansehen und meiner Stellung. Obgleich ich nun glücklicher sein sollte, da ich den ersehnten Erben endlich in mir trug, wo schon so manches mal getuschelt wurde ob es jemals einen geben würde und ob die Dynastie nicht mit Froschlippe enden würde.

Froschlippe blieb für den restlichen Tag bei mir und ließ niemanden mehr zu mir. Immer wieder legte er seine Hand auf meinem Bauch und suchte ständigen körperlichen Kontakt zu mir.

 

Am nächsten Tag versammelten sich wieder alle höherrangigen Groblins in den Thronsaal und dort saß ich, mit hocherhobenen Hauptes auf der Armlehne des steinernen Thrones, an der Seite von Froschlippe. Dabei trug ich die Weste, welche ich an Froschlippes Rückkehr als Geschenk erhalten hatte, welche mir ein dominantes und autoritäres Äußeres verlieh. Doch ich fühlte mich keines Falls so. Die Nerven am Ende und der Körper schmerzhaft angespannt. So saß ich da und konnte kaum atmen. In meinem Inneren ein schlechtes Gefühl, ohne zu wissen weshalb und woher es kam. Äußerlich aber ließ ich mir nichts anmerken.

Stärke ist alles.

Mein Unrat, welches ich hier vor meinen Füßen ausgespien hatte, war bereits verschwunden und ich konnte zum Glück auch nichts mehr davon riechen.

“Ich habe euch etwas zu verkünden, Groblins. Heute ist ein großer, denkwürdigen Tag, den es zu Feiern gilt. Meine Gattin war es gestern schlecht ergangen, wie ihr mitbekommen hat.”

Ein leises Tuscheln ging durch die Reihen und ich glaubte missbilligende Blicke in den Mengen zu sehen. Froschlippe ließ jedoch keine Zeit zum Tratschen und nachdenken, denn er sprach sogleich weiter und ignorierte das Gerede.

“Wie ihr wisst sind Groblins sehr starke Geschöpfe und wie es sich für einen solchen Verhält hat mein Nachfolger auf sich aufmerksam gemacht.”

Überraschte Blicke, gespitzte Ohren, Gemurmel und Getuschel war in der ganzen Halle zu vernehmen.

“IHR VERMUTET RICHTIG, MEIN KIND HAT SICH BEMERKBAR GEMACHT, IM BAUCH MEINER GATTIN. UND DAS GENAU IM RICHTIGEN MOMENT, DENN ER WUSSTE DAS SEINE UNTERTANEN ANWESEND SIND. BEGRÜSST ALSO MEIN KIND UND ZEIGT IHM DAS IHR HIER SEID”, rief er freudig, stellte sich hin, schob mich vor sich und zu meinem Entsetzen hatte er die Weste geöffnet und zeigte ihnen mein Unterleib. Nur bedeckt von dünnem Stoff meines Kleides. Automatisch, wie zum Schutz hatte ich reflexartig meine Hände an meinen Unterleib gelegt, was den Anwesenden, wie ein Beweis erschienen sein musste. Nach kurzem Schock, indem die Groblins wie gefroren gewirkt hatten, begannen sie sich nach und nach aus der Starre zu lösen und riefen ihre Glückwünsche aus. Das hätte mich glücklich machen sollen, das war genau das, was ich erhofft hatte. Doch konnte ich mich nicht damit zufrieden geben, denn in der Menge sah ich einzelne Gesichter die nicht in dem Jubel mit einstiegen, sondern mit zusammen gekniffenen Lippen dastanden und betrübt vor sich hinstarrten.

Hannelore und Helmut versperren jedoch meine Sicht und gratulieren uns herzlich. Selbst Hannelore hatte mich in die Arme geschlossen und hatte mich an sich gedrückt. Helmut war etwas zurückhaltender und ich glaubte Tränen in seinen traurigen Augen zu sehen. Ich konnte jedoch nicht weiter darüber nachdenken, da Froschlippe alle in den Speisesaal rief um zu feiern. Den ganzen Tag wurde ausgelassen gefeiert und immer wieder kamen Groblins zu mir um zu gratulieren. Ich nahm die Glückwünsche dankend an und so langsam fiel meine Anspannung von mir ab und vergaß die Sorgen. Die Männer klopften Froschlippe anerkennend auf die Schulter und die Frauen erzählten mir kurze Anekdoten aus ihren Schwangerschaften. Das ließ mich aufatmen und ich ließ mich auf die Freude einer werdenden Mutter ein. Später zog mich Froschlippe in die Kutsche, um durch die Stadt zu fahren. Alle sollten davon erfahren und mich sehen. Er hielt es für wichtig das sie an den wichtigen Ereignissen der Königsfamilie teilhaben konnten. Nach einem anstrengenden Tag, der aus Glückwünschen und Händeschütteln bestand, nahm ich von einer alten Groblindame die letzten Glückwünsche an.

“Ich wünsche euch alles Glück der Welt, meine Königin. Möge die Münze auf die richtige Seite fallen.”

Verdutzt blickte ich sie an, doch hatte Froschlippe sogleich zum Weiterfahren befohlen. Ich drehte mich noch um, suchte das Gesicht der Alten. “Was meinst du damit?”, rief ich in die Menge, doch war sie schon verschwunden.

Sogleich war meine Unruhe wieder da.

“Geht es dir nicht gut?”, fragte der vor Stolz platzende werdende Vater.

“Die alte Frau sagte was davon das sie hoffe, das die Münze auf die richtige Seite fällt. Was soll das bedeuten?”

“Wer weiß, vielleicht ist es so eine Sache unter Alten. Mach dir keine Gedanken.”

Die ersten Wochen war mir noch sehr oft schlecht. Die morgendliche Übelkeit raubte mir alle Kraft. Oft saß ich im Bett, einen Eimer umklammert und brach alles aus mich heraus, was ich den Vortag noch gegessen hatte. Es hielt nie lange an, aber es war sehr anstrengend. Man fühlte sich schwach, schwindelig und man hatte keine Kontrolle mehr darüber was der eigene Magen alles zur falschen Seite hinausließ. Oft wurden meine Beine wackelig und ich eilte dann schnell ins Bett um nicht Gefahr zu laufen, letztendlich auf dem kalten Steinboden zu liegen und zu warten das sich das Drehen um einen herum aufhörte. An wenigen Tagen war es so schlimm, dass ich dachte ich müsse nun sterben. Doch schon nach einer Stunde war meist alles wie vergessen. Mein Körper fühlte sich wieder wie mein Körper an und ich bekam hunger. Jedoch nicht so wie zuvor. Ich hatte Gelüste nach Kombinationen, die ich mir früher niemals hätte ausdenken können. Saures mit süßem oder bitteres mit süßem. Alles was normalerweise nicht zusammen passte, wollte ich haben. Froschlippe betrachtete mich das eine oder andere mal als wäre ich eine fremde Spezies, doch Hannelore quittierte das nur mit einem wissenden Lächeln. Mein Körper benahm sich völlig fremd und irgendwann bemerkte ich, dass meine Brüste spannten und teilweise empfindlich waren. Wenn Froschlippe und ich uns in, inzwischen, seltenen Fällen miteinander Liebe machen wollten, dann war es nicht angenehm wenn er meine Brüste drückte. Obgleich das zuvor immer meine liebsten Berührungen seinerseits gewesen waren, da es mich besonders erregte. Nach einigen Wochen erkannte man bereits eine Wölbung an meinem Bauch und ich musste Kleider in Auftrag geben, die um den Bauch herum weiter geschneidert waren. Denn schnell wurde es unangenehm und drückte mich. Während ich neue Gewänder anprobierte kam Tambelina zu mir und bat darum mich untersuchen zu können. Was jedoch mehr aus Fragen bestand, als nach körperlichen Untersuchungen. Sie fasste nur einmal nach meinem Bauch, hielt wieder ihr Rohr daran um den Herzschlag des Kindes zu hören, wie sie mir erklärte. Das merkwürdige war, das sie bat, das ich meine Unterwäsche ausziehen und mich breitbeinig am Rand des Bettes setzen solle. Sie warnte mich vor, doch erschrak ich dennoch, als ein Finger in meine Scham glitt und als wäre das nicht merkwürdig genug, roch sie daraufhin an ihren feuchten Finger.

“Es scheint alles in Ordnung zu sein. Doch bitte, seit vorsichtig, wenn der König sich zu euch legt. Viele verüben noch den Beischlaf während die Frauen guter Hoffnung sind, mehr als man meint, doch wird das Kind größer und nimmt mehr Platz ein. Es könnte zu Schaden kommen wenn der Mann zu wild ist. Lasst es besser ganz bleiben, doch wenn er drängen sollte, dann gemahnt ihn zur Sanftheit und legt euch auf die Seite, er solle nur noch von hinten in Euch dringen und sich nicht auf Euren Bauch legen”, sagte Tambelina streng.

Die Röte in meinem Gesicht konnte ich nicht verhindern. Mit so etwas hätte ich nun nicht gerechnet. Schnell zog ich mir meine Unterwäsche wieder an und versuchte das merkwürdige Gefühl in meiner Scham zu ignorieren. Außer Froschlippe hatte bisher noch nie jemand dorthin gefasst. Für mich war es unendlich peinlich und ich versuchte hastig davon abzulenken.

“Sieh nur Tambelina, ich habe bereits Säuglingskleidung anfertigen lassen. Sieh wie klein das ist, ist das nicht süß?”, präsentierte ich stolz meine kleine Sammlung.

Tambelina sah aber nur bedrückt drein und sah mich ernst an. Das zog mich wieder hart in die Realität und so setzte ich mich wieder aufs Bett.

“Das letzte Mal ließ mir der König keine Gelegenheit, meine Arbeit zu tun und seither hatte man mich nicht mehr hierher gerufen”, sagte sie und ich hörte ihren Zorn heraus.

“Tambelina, das….”

Mit einer schnellen Handbewegung brachte sie mich zum Schweigen und ich fühlte mich wie ein unartiges Kind.

“Ihr tragt ein Groblinkind in Euch und das dürft ihr niemals vergessen. Groblins sind stark und benötigen viel zu Essen. Esst jeden Tag so viel ihr könnt. Schont Euch so viel ihr könnt. Es ist Eure erste Schwangerschaft, das macht es natürlich nicht leichter. Ihr habt nun die Verantwortung für ein anderes Lebewesen, nicht mehr nur für Euch selbst. Dieses Kind wird Euch herausfordern. Es gibt nicht viel Erfahrung mit Mischlingskindern. So Etwas passiert sehr selten. Das letzte Mal als unser König Helmut….. Nun ja. Ich bin nicht berechtigt, darüber zu sprechen.”

“Er hat mir davon erzählt. Ich weiß Bescheid. Kanntest du seine erste Frau?”

“Ja, ich kannte Sharon.”

“Sharon. Wie war sie so?”

“Sie war ein sehr warmherziger, fröhlicher Mensch. Du siehst ihr ähnlich. Nur das ihre Haare golden waren.”

“Es ist schrecklich was die Menschen mit ihr getan haben.”

“Wie kommst du darauf das es Menschen waren?”

Erschrocken horchte ich auf.

“Er wird dir erzählt haben das man allgemein nicht begeistert war von dieser Vermählung.”

“Aber sie war….”

“An der Oberfläche? Das muss nichts bedeuten.”

“Doch die Wunden sind doch von einem Messer….”

“Groblins sind schlau genug es so aussehen zu lassen dass es aussah wie von Menschenhand. Damals gab es große Unruhen wegen dieser Geschichte. Man fürchtete einen Krieg und den Einzug in die Groblins Stadt durch die Menschen. Es hatte teilweise Kontakt zwischen Groblins und Bergleute gegeben, da diese immer näher kommen und hier und da auf verlassene Behausungen von uns gestoßen sind. Es kam auch zu direkten Kontakt in den Tunneln, welche dann von uns schnell umgeleitet und geschlossen werden mussten. Es gibt nicht immer nur Feinde aus einer Seite, merkt Euch das, mein Kind.”

“Glaubst Du es könnte sich wiederholen?”, fragte ich ganz wie betäubt, mein Herz schlug mir bis zum Hals.

“Ich weiß nicht, es ist anders. Es ist viel Zeit vergangen, es gibt eine neue Generation und Froschlippe hatte sie erfolgreich zum Schloss geführt. Und da ihr nach dem Sonnenmenschen-Recht vermählt seit und seit Jahren hier lebt, ist es anders. Die Groblins konnten sich an Euch gewöhnen, ihr habt viel getan und nun mit dem Kind ist die Verbindung zu den Groblins besiegelt. Doch wirst du immer auf ältere Leute stoßen, die die Sache anders betrachten. Du kannst die eigenen Werte und die Erfahrungen eines Groblins nicht ändern. Es ist normal das sich die Alten schwer damit tun sich auf neue Dinge einzustellen. Es ist nicht immer böse gemeint, manchmal können sie selbst nichts dafür. Meine eigene Mutter schalt mich eine Verrückte als ich ihr beichtete, ich wolle Heilerin werden und keine vielfache Mutter, gefesselt an Heim und Hof”, muntere sie mich auf.

“Eine Alte in der Stadt hatte mir damals als die Schwangerschaft verkündet wurde gesagt, das sie hoffe, das die Münze auf die richtige Seite fällt. Was bedeutet das?”

“Altweibergeschichten. Zumindest werden sie so abgetan. Wie gesagt, man weiß nicht sehr viel über Mischlingskinder. Es heißt, dass wenn ein Kind gezeugt wird, halb Groblin, halb Mensch, dann werfen die Götter eine Münze. Entweder wird das Kind vernunftbegabt wie alle anderen Kinder auch oder die Seite des Groblins nimmt über die menschliche Hälfte überhand und mehr als es gut ist. Sie werden wild, unberechenbar, verrückt. Das pure Böse soll in ihnen herrschen. Selbst Groblins können sie nicht bändigen.”

Die Angst nahm überhand und die Tränen konnte ich nicht mehr zurückhalten.



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