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Die Sonnenprinzessin und der Koboldprinz

Fortsetzung von "Prinzessin Aline und die Groblins"
von

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Guter Hoffnung

Kapitel 27 – Guter Hoffnung

 

Nach unserer traumhaften letzten Nacht war Froschlippe aufgefallen, das mein Drachenei umringt von Kerzen direkt neben meiner Seite des Bettes ruhte. Er hatte dazu nichts gesagt, aber sein Blick hatte mir verraten das es ihm gefiel. Doch in der nächsten Nacht war dem nicht mehr so. Nachdem ich danach gegriffen und es mir an den Bauch gelegt hatte, während ich zusammengerollt auf der Seite lag, da hatte er mich mit einem unverständlichen Blick beäugt, welches mir zutiefst Schmerzen bereitete. Ein Blick dem man wohl Verrückten angedeihen lassen würde.

 

“Was tust du da?”, fragte er und rümpfte die Nase als hätte er etwas Faules gegessen.

“Ich schlafe gern mit dem Ei”, entgegnete ich kleinlaut, denn auf die Schnelle fiel mir keine Ausrede ein, die plausibel wäre.

“Warum um alles in der Welt tut man das?”

“Nun ja, ich war bisher allein und mir ist danach. Es ist so schön warm an meinem Körper.”

“Es ist aus Stein!”, plärrte er mir entgegen, als würde es alles erklären und griff danach.

“WARTE!” rief ich erschrocken und mein Herz begann wild in meiner Brust zu pochen. Mein Ei, er nahm mir mein Ei weg. Es schmerzte in meiner Brust und verspürte unsägliche Angst das dem Ei etwas passieren könnte.

Froschlippe hielt das Ei in seinen Händen, legte es von einer in die andere Hand und wieder zurück. Er drehte und begutachtet es und warf mir einen bösen Blick zu.

“Sag nicht das du hier ein Feuer entfachst um es hier reinzulegen. Du weißt das wir hier kein ständiges Feuer haben können in der Stadt. Die Sonnenmenschen…..”

“Das tu ich gar nicht. Ich entzünde nur die Kerzen während der Zeit vorm Zubettgehen.”

“Wie kannst du dich dann daran erwärmen, es ist doch kalt. Du frierst doch so leicht. Du kannst nicht einmal ohne Fell auf dem Thron sitzen.”

“Nein, es ist nicht kalt, für mich ist es warm.”

“Kalt.”

“Außerdem….”

“Was?”, fragte er aufgebracht, streckte sein Arm aus und hielt mich mit dem anderen zurück sodass ich es nicht greifen konnte.

“Es ist ein Geschenk von dir. Das macht es zu etwas Besonderem. Während du weg warst habe ich dich vermisst und das Ei war das Einzigste was ich von dir hatte”, berichtete ich nun und Tränen bildeten sich in meinen Augen.

Wie ein kleines Kind dass das Weinen nicht mehr zurück halten konnte, rinnen mir die salzigen Tropfen die Wangen hinunter. Ich zog die Knie an meinem Körper und legte die Decke um mich. Würde er mir das Ei nun wegnehmen?

Plötzlich war eine Hand in meinem Blickfeld, griff nach meinem Kinn und zwang mich Froschlippe in die Augen zu sehen.

Sein Blick jagte mir einen Schauer über den Rücken und ich spürte so viele Gefühle gleichzeitig, dass es mir schwindlig wurde und mein Herz völlig aus dem Takt geriet. Meine Worte schienen einen Bereich in Froschlippes Inneren berührt zu haben, der nur selten an die Oberfläche trat. Mit glänzenden Augen blickte er mich so voller Gefühl an, dass es mir das Herz sprengte. Die Situation war für mich so unwirklich und ungewohnt, das ich mich gänzlich unbeholfen fühlte. Er schien mir mit seinem Blick etwas sagen zu wollen und sein Mund öffnete und schloss sich ein paar Mal, doch brachte er keinen Ton heraus. Stattdessen griff er mir in den Nacken und zog meinen Kopf zu sich, küsste mich auf die Stirn und kam mir näher, so dass seine Stirn an meiner lag. Wir schlossen unsere Augen, unsere Nasen berührten sich und für einen Augenblick stand die Zeit still und wir beide sogen zum selben Takt die Luft ein. Ohne zu wissen was hier geschah hatte er sich meinem Atem angepasst und so teilten wir die gleiche Luft. Mein Herzschlag beruhigte sich und ich wusste nicht woher, aber ich war überzeugt das in diesem Augenblick unsere Herzen im Gleichklang schlugen.

Plötzlich zog er seinen Kopf wieder weg und Enttäuschung machte sich in mir breit. Doch das musste nicht sein, denn besitzergreifend hatte er mich zu sich gezogen, die Decke über uns gelegt und mir mein Ei an mein Bauch gelegt, während er sich hinter mir positionierte um eine gute Schlafposition zu finden. Mit seiner Wärme hinter mir und der des Dracheneis vor mir, stand mir der beste Schlaf meines Lebens bevor.

 

*****

 

Seit vier Wochen war Froschlippe wieder bei mir und ich fühlte mich wie im siebten Himmel. Immer wieder erwischte ich mich dabei wie ich den Blick nicht von ihm lassen konnte. Ich war glücklich, so viel war sicher. Jedoch blieben Streitereien weiterhin nicht aus. Oft verhielt er sich wie ein grober Klotz, doch zeigte sich seine sensibler Seite immer öfter.

 

Heute war seit seiner Rückkehr wieder eine Versammlung im Thronsaal. Bisher konnten alle Familien ihre verlorene Zeit aufholen. Doch heute wurden die nächsten Schritte geplant. Hauptsächlich ging es darum die Gänge, welche zu den Sonnenmenschen führten zu schließen. Natürlich war Froschlippe akribisch in seiner Anweisung, es durfte nicht einfach ein Loch mit Sand gefüllt werden. Viele Meter dick mussten die Tunnel geschlossen werden, damit die Menschen nicht einfach schnell hindurch brechen konnten. Zudem musste so gut gearbeitet werden, dass es nicht nach einem verschlossenen Tunnel aussah, sondern nach einem Tunnel, in dem nicht weiter gegraben worden war.

Es war eine lange Besprechung und es fiel mir schwer konzentriert zu bleiben. Ich fühlte mich etwas schwach und wackelig auf den Beinen, doch das schlimmste war die aufkeimende Übelkeit und der Schwindel. Als Königin der Groblins konnte ich keine Schwäche zeigen. Ich musste mich zusammenreißen, dachte ich mir während ich an Froschlippes Seite auf der steinernen Armlehne saß. Plötzlich legte Helmut zu meiner rechten Seite seine Hand an meinem Arm, ehe ich schwankte, mich nach vorne beugte, ohne Kontrolle darüber zu haben und mich vor allen Anwesenden heftig übergab. Ich spürte den festen Griff Froschlippes um meine Hüften, welche mich davor bewahrt hatten, auf dem harten Boden aufzuschlagen. Indes schüttelte es mich und würgte immer wieder die saure Brühe heraus, welche in meinem Hals ein Kratzen verursachte.

“TAMBELINA!”, rief Helmut neben mir lautstark, mit einer Kraft, die ich dem alten Groblins nicht zugetraut hatte.

“Leg sie hin”, wies Hannelore ihren Sohn an und Strich mir die Haare aus dem Gesicht. Ich musste meine langen, roten Locken erwischt haben, doch das kümmerte mich im Augenblick nicht im geringsten.

Der Schwindel zog noch immer durch meinen Körper, ich fühlte mich als würde mein Kreislauf mich gänzlich verlassen. Es drehte sich alles um mich herum und selbst wenn ich gewollt hätte, könnte ich nicht aufstehen. Für einen Augenblick wurde es unerträglich warm und der Schweiß trat an meinem gesamten Körper aus meiner Haut. So schnell das aber gekommen war, so schnell war es auch wieder vorbei und ich begann mich besser zu fühlen.

Tambelina war inzwischen angekommen und forderte meinen Gatten auf, mich ins Schlafgemach zu bringen. Dort angekommen hatte er mich ins Bett gelegt und musste förmlich von Tambelina hinaus gejagd werden, denn er hatte nicht von meiner Seite weichen wollen. Die Farbe war ihm völlig aus dem Gesicht gewichen und Angst hatte ich in seinen Augen sehen können.

Nachdem mich Tambelina gründlich von allen Seiten überprüft hatte und dabei gedanklich eine Liste von Fragen abzuarbeiten schien, wurden diese immer absurder.

“Wann hattest du deine letzte Blutung?”

“Was?”, errötete ich bei der Frage.

“Keine Scheu, die ist nun fehl am Platz.”

“Ich weiß nicht. Vor einem Monat?”

“Bist du sicher?”

“Nein. … Ich denke…. Das muss schon etwas länger her sein. Einem halben Monat bevor die Männer zurückgekehrt waren.”

“Mmh”, überlegte Tambelina und Angst machte sich in mir breit.

“Ich hätte sie bereits bekommen müssen. Kann ich keine Kinder mehr bekommen?”, wurde ich panisch.

Tambelina indess suchte etwas in ihrem Reff und schien es nicht sofort zu finden, was mich wahnsinnig werden ließ vor Anspannung. Sie arbeitete so seelenruhig vor sich hin, wie an jedem anderen Tag, während ich mir Sorgen um meine Stellung bei den Groblins machte. Ich hatte mich vor allem im Saal übergeben, zudem war ich auch noch zusammengebrochen. Ich war schwach. Sie würden mich niemals mehr respektieren können. Was würde nun mit mir passieren? Als ich mich schon dem Wahnsinn nahe fühlte, zog Tambelina etwas aus einem ledernen Beutel, das wie ein Rohr aussah. Sie legte es mir an den unteren Bauch und ermahnte mich still zu sein. Sie legte ihr Ohr an das andere Ende des Instruments und schien auf etwas zu warten.

Plötzlich begann sie zu lächeln und legte das Rohr weg.

“Du bist guter Hoffnung, Aline.”

“Wie?” Mein Ohren hatten jedes Wort verstanden, doch mein Kopf wollte nicht so schnell verstehen, als würden die Worte nicht durchdringen können.

“Du erwartest ein Kind.”

Sogleich wurde mir wieder schwindelig und ich war dankbar dafür bereits im Bett zu liegen.

“LASST MICH ENDLICH REIN!”, hörte ich Froschlippes Stimme lautstark durch die Tunnel hallen. Beruhigende Worte waren zu hören, ich verstand den Inhalt nicht, doch war ich mir sicher das seine Eltern ihn zurück zu halten versuchten.

“Treten Sie ein, mein König”, sagte Tambelina, die zum Eingang gelaufen war um nachzusehen was da los war.

In Windeseile war Froschlippes an unser Bett getreten und betrachtete mich besorgt.

“Geht es dir wieder besser?”, fragte er voller Hoffnung und diese Verletzlichkeit in seinen Augen zu sehen. Auch wenn er sich erfolgreich bemühte sie nicht in seiner Stimme aufkeimen zu lassen, damit Tambelina nichts bemerkte, brach mir dieser seltene, wertvolle Anblick das Herz.

“Ja, mir ergeht es gut. Es scheint mir nur in letzter Zeit schlecht zu werden, weil ich schwanger bin.”

“Es ist so….”, wollte Tambelina zu einer Erklärung ansetzen, doch bedeutete Froschlippes Handzeichen ihr zu schweigen und schickte sie auf die gleiche Weise hinaus.

Seine Gesicht in dieser Zeit zu einer steinernen Maske erstarrt, wusste ich nun nicht was mich erwarten würde.

War es ihm nicht recht? Mir lief ein Schauer über den Rücken.

Sobald Tambelina außer Hörweite war entspannten sich seine Gesichtszüge und seine Brust hob und sank sich plötzlich schneller. Scheinbar hatte er den Atem angehalten um vor der Heilerin nicht die Kontrolle zu verlieren. Die Verletzlichkeit, die sich mir zuvor kurz gezeigt hatte, erschien wieder in den Vordergrund. Behutsam setzte er sich neben mich, legte behutsam seine große Hand auf meinen Unterbauch und war bedacht darauf das seine spitzen Nägel meine Haut nicht berührten.

Verwundert, neugierig und mit der Situation völlig überfordert betrachtete ich dieses Schauspiel. Ich gestattete mir nicht einmal zu blinzeln, da ich befürchtete, etwas zu verpassen. Langsam senkte er seinen Kopf zu meinem Bauch und legte sein Ohr an die Stelle, an der Tambelina zuvor noch mit dem Rohr gehorcht hatte. Ich wusste nicht was hier geschah. Gab es etwas zu hören? Wollte er nur seinem Kind nahe sein? Aber hatte Tambelina nicht das Rohr verwenden müssen oder war es nicht zum Hören gedacht?

Nach all den Jahren waren die Groblins noch immer sonderbare Wesen für mich. So lag er da, mehrere Minuten, so schien es mir. Die Hände sanft um meine Hüften gelegt, der Kopf nur mit leichtem Druck auf meinem Bauch, als befürchtete er etwas kaputt zu machen.

“Du bist die beste Frau, die ich mir vorstellen könnte.”

Mein Herz blieb stehen vor Schreck, meine Hände wurden schweißig und ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Nie hatte ich mich beschwert das ich zu wenig Liebesbekundungen bekam, ich wusste das es bei den Groblins, andere Gepflogenheiten gab.

Doch dieser unglaubliche Moment, der sich hier gerade abspielte, lockte mich gänzlich aus der Reserve und kostete mich alle Selbstbeherrschung. Die Tränen rannen wie Flüsse von meinen Augen und ich konnte nicht mehr an mich halten. Ich strich Froschlippes liebevoll durchs Haar und zu meinem Erstaunen sah ich auch seine Augen glänzen. Er legte sich an meiner Seite und zog mich in seine Arme. Und nach all den Jahren des Stärke beweisens, riss ich nun alle Mauern um mich herum ein und gestattete mich an seiner Schulter zu stützen und schwach zu sein.  



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