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Die Sonnenprinzessin und der Koboldprinz

Fortsetzung von "Prinzessin Aline und die Groblins"
von

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Abschied und Sehnsucht

Kapitel 25 – Abschied und Sehnsucht

 

Es war nur eine Frage der Zeit bis Froschlippe sich mit allen Männern, jeweils einen aus jeder Familie aufbrach, um unsere neue Heimat zu erbauen. Mir wären fast die Tränen gekommen als ich Froschlippe verabschieden musste, die letzten Wochen waren so schön gewesen und erregend. In den gemeinsamen Tagen und Nächten hatte ich meinen Ehemann besser kennen gelernt und nun so lange ohne ihn zu sein, erzeugte einen Kloß in meinem Hals.

„Pass auf dich auf“, hauchte er, nahe an meinem Gesicht und küsste mich.

Ich schlang meine Arme um seinen Hals wie eine Ertrinkende und küsste ihn als wäre es das letzte Mal. Tief sog ich seinen Duft in mich ein, was meine Augen gefährlich feucht werden ließ und versuchte mir diesen speziellen Geruch einzuprägen.

Für einen Augenblick wünschte ich mir in diesen Wochen geschwängert worden zu sein, um wenigstens einen Teil von ihm bei mir zu haben. Doch bei näherer Überlegung verspürte ich bei dem Gedanken noch zu große Angst, da ich mich zu jung und unerfahren fühlte. Königin hin oder her.

Der Tag des Abschieds und auch noch für eine Woche danach, fühlte ich mich elend und traurig. Ich vermisste ihn und schlief nicht mehr so gut, nun wo er nicht mehr neben mir lag. Nach einer ausführlichen Rede von Froschlippe wurden den Groblins Instruktionen gegeben, so das es für mich erst einmal nichts zu tun gab. Die Frauen waren damit beschäftigt ihren Alltag ohne ihre Männer oder Söhne zu gestalten. Schließlich war es eine große Umstellung. So behielt ich mir den Luxus vor mich zurück zu ziehen und mich meinen elenden, niederschmetternden Gefühlen hinzugeben. Während ich so dalag fiel mir wieder Froschlippes Geschenk ein, welches noch immer in meiner Truhe lag.

Mit sogleich schneller klopfenden Herzen holte ich es mir in mein Bett und betrachtete es. In meinen klammen Fingern fühlte es sich etwas warm an, was angenehm war. Die kleine Fläche die nicht versteinert war, ergriff sofort die Kontrolle über mich. Das dunkle Schimmern erinnerte mich an das schwarze Meer, in dem das leuchten der Sterne zu sehen war. Wie ein mit niedlichen Tieren besticktes Kissen, das man Kindern gab, hielt ich stundenlang das Ei in meinen Händen und drückte es an meine Brust.

Die Pflicht rief mich alsbald auf den Thron. Mein Volk brauchte Sicherheit in dieser außergewöhnlichen Situation und forderte die Anwesenheit der Königin. Der älteste oder nächst jüngste Sohn übernahm die Arbeiten des Vaters. Bei den Familien wo es keine Söhne gab, blieben Frauen und Töchter nichts anderes übrig als die Arbeiten zu übernehmen. Frauen die nun ohne Mann dastanden und keine Kinder hatten, waren für sich allein. Doch glücklicherweise halfen sich Nachbarn, Freunde und Verwandte gegenseitig.

Während Froschlippe sich wieder auf seiner Mission befand, hatte ich mir zwei große Projekte erwählt um das zukünftige Leben der Groblins zu verbessern. Wir mussten selbst unsere Kräuter anbauen können und unser eigenes Salz gewinnen um uns ein besseres Leben zu garantieren. Dafür brauchte ich Männer wie Frauen. Also erstellte ich im Kopf den Plan das ich nur Söhne aus Familien nahm, wo es mehr als einen gab. Und Frauen nur von Familien wo es eine Tochter gab, denn die Mutter als Familienoberhaupt musste in ihrem Haushalt bleiben.

Nun standen die Damen und wenige junge Männer vor mir und man sah ihre Hilflosigkeit direkt an. Keine von Ihnen war bisher hier im Thronsaal gewesen, für gewöhnlich waren die höchsten Männer der Stadt hier zu sehen, bei Festivitäten, deren Frauen. Nun beäugten mich die Frauen und Mädchen misstrauisch und ich sah die Angst in ihren Augen.

„Meine Damen und die wenigen Herren. Wir leben ins schwierigen Zeiten, fast all unsere Männer sind in der Ferne und haben uns mit all der Verantwortung allein gelassen. Während unsere Männer unser neues Zuhause errichten, müssen wir dafür sorgen das wir mit der Zeit gehen. Die Menschen haben Gewürze, wie Salz und Pfeffer und bauen Obst und Gemüse an während hier unten das Essen fad und einseitig ist. Wir Groblins haben das gleiche Recht uns an der Vielfalt der Natur gütlich zu tun.“

„Verzeiht meine Königin, doch wie sollen wir das machen? Wenn wir den Berg verlassen um....“

„Ich verstehe eure Sorgen, aber ihr werdet das Leben eurer Familien nicht gefährden. Es gibt Höhleneingänge, welche zum Meer hinaus münden. Dort sehen uns die Menschen nicht und dennoch haben wir das Licht der Sonne. Ich weiß das eure Augen empfindlich auf das Licht reagieren, darum beginnen die Arbeiten erst bei Sonnenuntergang. Da ich denke das die Höhleneingänge teils zu sandig sind, werden wir frische dunkle Erde benötigen, doch von dieser finden wir ja hier genug. Die benötigten Samen habe ich bereits von meinem Vater erworben. Für die Salzgewinnung benötigen wir nur Meerwasser, welches in der Sonne trocknen muss, aber es gäbe noch andere Möglichkeiten.“

Es war sehr mühselig den Frauen die Angst zu nehmen, ich hatte die Hilfe von Helmut und Hannelore benötigt, welche von den leckeren Speisen schwärmten und die Groblins dadurch motivierten. Glücklicherweise hatte ich daran gedacht Golaka, unsere Köchin noch etwas zubereiten zu lassen, welches man von ein paar Groblins probieren lassen konnte. Die Vorteile, das sich aus Gewürzen und Kräuter Medizin herstellen ließ, sorgte für freudige Zustimmung.

Die nächsten Monate waren wir sehr beschäftigt. Durch die Entfernung der Höhlen dauerte alles sehr lange. Diese waren nicht so weit wie unser neues Reich, doch lagen sie auf den Weg. Die Fußabdrücke der Männer waren zu finden und wir folgten denen eine Zeitlang, bis wir zwei große Höhlen gefunden hatten. Spontan entschied ich das eine für Gemüse, die andere für Obst dienen sollte. Die wenigen jungen Männer ließ ich zunächst noch in der Stadt, denn die würde ich zu einem anderen Zeitpunkt benötigen. Zwei Gruppen von Groblindamen waren bereit dort zu bleiben um die Vorarbeit zu leisten.

Dies war jedoch ein großer Schritt und hat eine lange, mühselige Diskussion verursacht.

„Sollten wir nicht besser warten bis die Männer wieder kommen, wir haben bis jetzt auch ohne die oberen Erdenfrüchte gelebt.“

„Ja, das denk ich auch, wir sollten warten.“

„Die Männer sind nicht da, das schaffen wir auch allein“, mischte sich eine junge Groblindame an. Sie musste in meinem Alter gewesen sein.

„Nun kommt wieder das alte Lied der Unabhängigkeit. Hör auf mit deinen Träumereien und komm in der Realität an, Tochter.“

„Ich finde sie hat recht. Wir sind so stark Groblins auf die Welt zu bringen und halten die Familie zusammen. Was Männer können, können wir auch.“

„Hört euch die jungen Dinger an, kaum sind die Männer nicht mehr da, glauben sie, sie hätten das sagen“, schnarrte eine ältliche Groblinfrau.

„Meine Damen“, mischte ich mich ein, „ich habe noch nie in meinem Leben etwas angebaut, geschweige irgendetwas mit meinen Händen gemacht. Aber ich habe alles darüber gelesen und werde alles mit euch gemeinsam durchstehen.“

Die Blicke die mir zugeworfen wurden, waren legendär.

„Ihr wollt hier bei uns bleiben?“, fragte die ältliche Groblindame, welche eben noch die Jüngeren gerügt hatte.

„Das werde ich. Willst du mich unterstützen?“, fragte ich und sah ihr auffordernd in die Augen. Innerlich betete ich, das mir die Groblins nicht in den Rücken fielen. Mir war bewusst das es ein großes Experiment und eine riesige Herausforderung war, was Froschlippe und ich von ihnen erwarteten.

„Mit dem größten Vergnügen“, lächelte die Alte und deutete eine Verbeugung an.

Und so machten wir uns an die Arbeit.

Der Sand musste aus der Höhle entfernt werden, die Erde darunter tief genug aufgelockert und mit weiterer Erde aufgestockt werden. Großzügige Beete wurden angelegt und durch Umrandungen aus Steinen getrennt. Die größte Herausforderung war die Bewässerung. Der See an der Stadt war Süßwasser, doch es war zu weit weg um das Wasser zu transportieren. Der Regen würde sich größtenteils selbst darum kümmern, doch weiter hinten in der Höhle kam dieser nicht an und es gab Zeiten wo es sehr heiß und trocken war. So bauten wir am Rande der Höhle ein Rohrsystem aus. Diese bestanden aus ausgehobelten Baumstämme. Diese mündeten nach hinten in der Höhle, wo sie das Wasser in große Fässer abtransportierten. Es standen mehrere Fässer bereit, jedoch musste das letzte Rohr immer mit Groblinkraft umgeleitet werden, falls ein Fass vollständig gefüllt war. Es war nicht perfekt, doch für den Anfang mochte es gehen und für den Fall das wir genug Wasser gelagert hatten, konnte man die Rohre so umleiten, dass das Wasser ins Meer leitete.

Nach ein paar Wochen belohnten die Beete unsere Mühe mit vielen kleinen Setzlingen.

Die Salzgewinnung war noch eine andere Herausforderung. Durch den weiten Weg zu dem Meerzugang, welchen ich gefunden hatte, würden Groblins gezwungen sein dauerhaft dorthin zu ziehen. Da wir um unsere Stadt herum auch kleinere Siedlungen hatten, auch Eremiten und auch diese ohnehin gezwungen waren ihr Haus aufzugeben, weil sie zu nahe der Stadt waren. Die Chance von eindringenden Menschen gefunden zu werden war einfach zu hoch. Daher hatte ich gute Chancen Familien zu finden, die sich als Fischer und Salzsieder, am Meerzugang niederlassen sollten.

Nachdem ich zwei Monate damit zugebracht hatte mit den Groblinfrauen die Beete zu errichten, kam ich müde und völlig erschöpft in die Stadt zurück. Zurück in meine Gemächer, mein geliebtes Bett und als ich es sah, kamen mir die Tränen. Mein Drachenei. Jetzt wo ich keine Stärke zeigen musste und den Genuss der Privatsphäre wieder hatte, ließ ich die Gedanken an Froschlippe zu. Das warme Ei drückte ich mir an die Brust und legte mich damit ins Bett. Wie lange ich dort gelegen hatte, wusste ich nicht, doch die Erschöpfung schien mit jeder Stunde größer zu werden. Während meine körperliche Anspannung nachließ, umso mehr schmerzten mir die Glieder. Nachdem ich mich eine Woche ausgeruht hatte, packte ich das Ei in eine Umhängetasche und nahm es zu der nächsten Reise mit mir. Tambelina begleitete mich, denn als Heilerin kannte sie die Wege zu den ferneren Siedlungen und den Eremiten, welche im Berg verteilt lebten. Nachrichten kamen zu ihnen auch meist nur durch die Wanderheiler, welche nur innerhalb eines halben Jahres vorbeisehen konnten. Es war völlig absurd mit einem versteinerten Ei durch die Weltgeschichte zu reisen, doch vermisste ich Froschlippe unheimlich und hatte nichts anderes was mich an ihn erinnern würde.

In der ersten Siedlung fanden wir in einem Tunnelgang fünf Behausungen. Größer war diese kleine Gemeinschaft nicht. Tambelina erzählte mir das drei dieser Behausungen ehemals zwei Familien gehörten, welche sich über die Jahre miteinander verbunden hatten. Begonnen hatte die Siedlung mit fünf verschiedenen Familien, vor zwei Generationen. Doch die Gemeinschaft blieb klein, weil es die jungen Erwachsenen meist in die Stadt zog.

Mit Begeisterung luden sie uns als Gast in ihr Lager, nachdem sie erkannten das ihre Königin sie besuchte. Auf mich wirkten sie recht misstrauisch, doch Tambelina versicherte mir, das sie mir sehr wohl gestimmt waren.

Am Abend saßen wir an einem kleinen Feuer. Hier außerhalb und in dieser Höhe, waren die Höhlen recht zugig und kalt. Nachts konnte der Rauch ohnehin von den Menschen nicht sehen werden und wurde durch die Weiten des Berges geweht. Es war angenehm am Feuer und ich lauschte dem fremden Akzent, den sie sprachen. In Gedankenversunken hatte ich meine Hand in meiner Tasche um mein Ei berühren zu können. Es war so albern das ich hoffte niemand würde es bemerken und hatte extra meinen Umhang über die Tasche gelegt. Aber der Drang nach dieser Berührung war groß.

 

Die Groblins unterhielten sich miteinander und Tambelina erzählte ihnen jede Neuigkeit, darunter auch Klatsch und Tratsch. Ich starrte ins Feuer, genoss die Wärme die es meinem Körper spendete und erträumte mir süße Umarmungen von Froschlippe. Meine Haltung war nicht mehr so angespannt und ich hatte es mir auf meinen Fellen gemütlicher gemacht.

Plötzlich eine Rasche Bewegung, mein Umhang glitt zur Seite und die Schuppen meines Dracheneis, glitten an meiner Handfläche vorbei. Ehe ich den Groblin identifizieren konnte, der mir mein Ei gestohlen hatte, fiel es vor meinen Augen ins die Flammen des Feuers und Funken stoben auf.

„Für Drachen bedeutet Feuer Leben“, sagte die rauchige, tiefe Stimme und nun blickte ich in den Falten umrandeten gelben Augen.

Wieder blickte ich zurück ins Feuer, wo mein geliebtes Ei lag, umschlungen von den Flammen, noch immer sprühten ein paar Funken. Wie aus Reflex griff ich hinein und holte es hinaus. Ein spitzer Schrei schmerzte mir in meinen Ohren und krallenbesetzte, rauhe Hände rissen mir das Ei aus den Händen.

Tambelina jaulte auf, hielt die Hände mit Schmerz verzehrtem Gesicht vor sich und pustete sanft. Wieder griff ich nach meinem Ei und blickte wutentbrannt zu dem alten Groblin.

„Was fällt dir ein?“

„Verzeiht Majestät, ich sah dieses kleine Wunder in eurer Tasche, in einem eurer unaufmerksamen Augenblicke und die Neugierde ergriff die Überhand. Verzeiht einem alten Jäger, wenn man viel Zeit allein verbringt, umringt von wilden Tieren, dann legt man so manche Gepflogenheiten, ab.“

„Was sagtet ihr über das Feuer.“

„Feuer ist Leben.“

„Aber es ist doch versteinert und es ist kein Drachenfeuer.“

„Wir wissen alle das diese prächtigen Wesen ausgestorben sind, Majestät, aber wir Groblins ehren starke Tiere. Wie ihr sicher wisst, bedeutet Stärke für uns sehr viel. Ehrt die Drachen und legt das Ei in Feuer um ihnen zu preisen.“

Das angenehm warme Ei drückte ich mir an die Brust und blickte dem Alten ängstlich entgegen.

„Kann es nicht kaputt gehen?“

„Nicht durch Feuer, Eure Hoheit.“

Mit ungutem Gefühl legte ich mein Ei wieder zurück in das Feuer. Mir war klar das es nicht nur um das Ei ging. Wenn ich mit meinen Vorhaben etwas erreichen wollte, musste ich mich anpassen. Ungläubig hatte Tambelina das ganze beobachtet, denn sie hatte nicht gewusst das sich ein Drachenei in meinem Besitz befand. Erstaunter war sie, als sie hörte von wem ich das Ei bekommen hatte. Bedeutungsvolle Blicke hatte sie mir gesendet, doch war ich schon damit beschäftigt die Groblins von meiner Idee zu überzeugen und das Ei dabei nicht aus den Augen zu lassen. Und im Nachhinein glaubte ich, das mir das Ei zu dem Erfolg verholfen hatte.



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