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Die Sonnenprinzessin und der Koboldprinz

Fortsetzung von "Prinzessin Aline und die Groblins"
von

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Zuneigung

Kapitel 24 – Zuneigung

 

Alsbald hatte Helmut uns wieder allein gelassen. Erschrocken und in Gedankenversunken standen wir da und wussten zunächst nichts mit den eben Gehörten anzufangen. Eine Frau aus dem Schloss. Meine Mutter war bei meiner Geburt gestorben, ihr Grab hatte ich oft auf dem Burgfriedhof besucht. Eine Frau von hohem Stand. Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Mein Vater hatte einmal traurig erwähnt das er eine jüngere Schwester gehabt hatte. Lottie und eine andere Dienerin hatte ich einmal über meine Tante sprechen hören. Wenn sie damals nicht getötet worden wäre, dann wäre ich nicht allein als Mensch hier unten. Ob ich dann überhaupt hier unten leben würde? Froschlippe wäre ein halber Mensch.

Wer hatte meine Tante so grausam hingeschlachtet?

Wer tötete grundlos eine schwangere Frau?

Ob die Mörder oder der Mörder gewusst hatte wer sie gewesen war?

Starr stand ich da wie eine Säule, meine Fersen schmerzten auf dem harten Steinboden, doch spürte ich es kaum, als befände sich mein Geist von einem dichten Nebel umgeben. Aus meiner Betäubung gerissen, spürte ich zwei starke Arme um meine Schultern, die mich an einen warmen Körper zogen.

Wie aus der Trance gerissen strömte der Schmerz meiner Füße unangenehm in meine Schienbeine und ich spürte die salzigen Tränen auf meinen Wangen.

„Ich habe das nicht so gemeint. Du hast eine schöne weiche Haut, niedliche kleine Zehen und bist wunderschön“, flüsterte Froschlippe in mein rechtes Ohr.

Mit einem Lächeln, das durch die Tränen kläglich aussehen musste, drehte ich mich zu ihm um und legte meinen Kopf an seine Brust.

„Es tut mir auch leid“, flüsterte ich mit heiserer Stimme und konnte nicht verhindern das mir weiter die Tränen hinunterliefen.

„Weißt du wer sie war?

„Ich denke meine Tante. Die jüngere Schwester meines Vaters. Er hat nie über sie gesprochen. Ich weiß nur das es sie gegeben hatte, jedoch wusste ich nie was aus ihr wurde.“

„Warum weinst du?“, fragte Froschlippe überfordert.

„Ich weiß es nicht. Es ist so traurig und erschreckend. Eine unschuldige Schwangere musste sinnlos sterben wegen.... man weiß es nicht.“

„Vielleicht weil sie bei uns lebte.“

Ein Schauer durchfuhr meinen Körper. Ob mir andere Menschen auch so etwas antun würden? Meine Hände zitterten und ich krallte mich in seinen Umhang.

„Hab keine Angst. Ich werde niemals zulassen das dich jemand in die Hände bekommt“, raunte Froschlippe und drückte mich noch fester an sich.

Diese Äußerung war Balsam für meine Seele und wie warmer Honig lief er über meinen Körper und beruhigte mein Herz, wie auch meine zittrigen Hände.

Wie ich so in seiner Umarmung lag bemerkte ich wie sich das Gefühl dabei verändert hatte. Es war keine Angst und Abscheu mehr, keine befürchtete Erwartung. Nicht wie Begehren oder Lust. Sondern Geborgenheit. Ich fühlte mich wohl, ich wusste das ich bei Froschlippe sicher war. Hier bei ihm würde mir nichts passieren. Es würde nicht mehr lange dauern bis er wieder fort sein würde. Bereits zwei Wochen war er hier, wir hatten also die Hälfte der Zeit erreicht.

„Komm mit“, sagte er sanft, nahm meine Hand und zog mich mit sich. Im Vorbeigehen nahm er sich einen der leuchtenden Kristallen aus der Verankerung und führte mich hinaus aus unserem Reich.

„Wo gehen wir hin?“, fragte ich, doch gab es keine Antwort. Wie lange konnte ich nicht einschätzen, doch begannen meine Füße zu schmerzen, ehe er mich in eine unbekannte Höhle führte, fern der mir bekannten Gänge, in diesem riesigen Berg. Ich spürte einen kühlen, frischen Lufthauch und dort oben über uns, sah ich einen Lichtschein der auf uns herab schien.

„Wie kann das....“, wollte ich beginnen, doch brach plötzlich das Mondlicht durch die Wolken und erhellte den Raum in dem wir uns befanden. Das Licht des Kristalls tat sein übriges und wie von selbst zog es meinen Blick vom Mond weg, zur meiner Linken. Dort hatte ich im Augenwinkel etwas gesehen und nun blickte ich auf unzählige kleine und größere, gläserne Kristalle. Sechskantige, spitze Kristalle, in unzählig verschiedenen Größen. Manche klar, manche weißlich oder gelblich. Die Wände der Höhle war geziert von dieser Schönheit. Hingen an den Wänden als hätten sie nie etwas anderes getan. Nein, sie waren die Wand. Dort wo das Licht des Mondes traf, dort teilte sich der Schein in viele kleinere und größeren Strahlen und wurde weiter durch den Raum geworfen. Die Höhle erhellte sich selbst.

Ungläubig und auf wackligen Knien lief ich auf die Steine zu, spürte kaum noch den Schmerz in meinen Sohlen oder den harten, sandigen Boden. Meine Hände streckte ich aus als betete ich zu einer höheren Macht. Noch ehe meine Fingerspitzen die gläsernen Schönheiten berührten spürte ich ein Pulsieren in meinen Händen und ein Rauschen in meinen Ohren. Gänzlich aufgeregt fühlte ich mich als hätte man mir das größte Geschenk gemacht. Die kühle Oberfläche der Steine brannte förmlich auf meiner heißen Haut. Der eine Stein war glatt, den anderen durchzog ein Krater, als wäre ein Stück abgebrochen. Auf der einen Oberfläche spürte man zarte Risse, andere fühlten sich rauh an.

Meine Mundwinkel begann zu schmerzen, weil ich nicht aufhören konnte zu lächeln. Hier im Berg befand sich ein riesiger Schatz. Froschlippe zog mich, für mein Empfinden, zu schnell wieder mit sich. Der Marsch ging weiter und wir wanderten in die Höhen und Tiefen des Berges. Selbst die Temperatur stieg und fiel, je nachdem wo wir uns befanden. Er zeigte mir blaue, glänzende und goldene Steine, welche aus der Erde in den Höhlenwänden und Boden blitzten. Blumen die im dunklen Leuchteten. In manchen Höhlen war es feucht und die Wände waren mit grünem Moos bedeckt. Am Seitenarm des Sees unserer Stadt, im inneren unseres Berges, befanden sich kleine Fische und Aale. Algen wuchsen an den feuchten Wänden. Fledermäuse begegneten uns und erschreckten mich zu Tode. Eidechsen leuchteten im Schein des Kristalls. Sonderbare Insekten fand man in den Grotten. Es war eine ganz eigene Welt und ich schämte mich, weil ich erst jetzt begriff das dieser Berg nicht nur aus Stein, Erde und Sand bestand. Es war eine ganz eigene Welt.

Während er mich durch die Grotten und Gänge führte begann ich zu begreifen, das Froschlippe mir vertraute. Das erste Mal hatte er mir diesen Berg, sein Zuhause, das er zu schützen versuchte, mir in seiner ganzen Pracht präsentiert. Und mit einem Stich in der Brust wusste ich was die Aufgabe der Bergleute waren, die hier ihre Arbeit verrichteten. Den Groblins war es nicht erlaubt an die Oberfläche zu gehen. Doch die Menschen hatten ihre eigene Ansicht über Grenzen und gerecht verteiltem Eigentum. Der Sparziergang endete an einer kleinen Klippe, welche über den Rand des Berges führte. Der Himmel erhellte sich und gleich würde die Sonne aufgehen während wir hier saßen und das große Meer unter uns hatten. Erschöpft lehne ich mich an ihn und sog seinen leicht mit Schweiß überdeckten Duft ein. Er roch gut. Sein Schweiß roch gut. Während ich hier so darüber nachdachte was ich an ihn mochte begann mein Herz wild zu pochen.

Ob ich ihn Liebte? Fühlte es sich so an?

Inzwischen glaubte ich das die Meinung meines Vaters mich tief verletzen würde, doch würde es mich nicht abhalten bei ihm zu bleiben. Nun wieder zu den Menschen zurück zu kehren fühlte sich falsch an. Hätte ich mich nicht ohnehin zu sehr verändert um dort noch zurecht zu kommen? Mir fehlte die Vorteile und Komfort einer normalen, menschlichen Behausung. Auf dem Boden laufen zu können ohne das die Schuhe dreckig wurden und die Sonne einem ins Gesicht schien während man im Bett lag. Noch immer hörte ich die Beleidigungen die andere Menschen mir wohl angedeihen lassen würden. Oder es vielleicht sogar taten.

Rassenschande.

Groblindirne.

Ich seufzte und kuschelte mich mehr an Froschlippe, was ihn veranlasste seinen Arm um mich zu legen.

Denk nicht an so etwas, Aline.

Es bringt nichts sich selbst fertig zu machen.

„Aline?“

„Ja?“

„Wir sollten wieder zurück gehen. Bevor alle in Panik ausbrechen.“

„Mmh-mmh“, gab ich nur einen bestätigenden Laut von mir und wurde traurig.

Mir schmerzten die Beine und hatte auf etwas Romantik gehofft. Irgendwie musste ich schließlich herausfinden ob ich ihn liebte.

„Aaaargh“, erschrak ich, da mir plötzlich der Boden unter den Füßen weg gerissen wurde.

Froschlippe hatte mich einfach hochgehoben und trug mich wieder hinein in die Dunkelheit, die aufgehende Sonne im Rücken, was seine tiefrosa Haare leuchten ließ.

Ja, die Sonne musste ihm in den Augen schmerzen, daran hatte ich nicht gedacht. Kaum waren wir im Schatten der Höhle blieb er stehen und blickte auf mich herab. Verwundert sah ich ihm entgegen. Nun, zumindest in die Richtung in der ich seine Augen vermutete, denn ich war vom hellen im dunkeln, nun im Moment blind wie ein Maulwurf und rote und gelbe Flecke tanzten mir vor den Augen herum.

„Was ist?“, fragte ich unsicher, da die andauernde Stille mich nervös machte.

Warum sagte er nichts?

Ein Ruck durchzog den größeren, muskulösen Körper und hob mich kurz weiter nach oben, bis seine Lippen meine trafen. Der Kuss war kurzweilig, jedoch leidenschaftlich.

„Wenn wir wieder zurück sind, gehen wir baden“, drang seine rauhe Stimme an mein Ohr und ein Blitz aus Erregung schoss mir durch den Körper und zentrierte sich in meiner Scham.



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