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Die Sonnenprinzessin und der Koboldprinz

Fortsetzung von "Prinzessin Aline und die Groblins"
von

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Regieren will gelernt sein

Kapitel 18 – Regieren will gelernt sein

 

„Hier, siehst du? Wir haben nicht eins zu eins so ein Alphabet wie ihr. Bestimmte Zusammensetzungen an Buchstaben haben wieder ihr eigenes Zeichen. Zum Beispiel TZ oder CH oder SCH. Auch bei den Lauten Ä, Ü und Ö sehen die Zeichen wieder ganz anders aus und sind nicht nur durch zusätzliche Punkte gekennzeichnet“, erklärte Helmut, der ehemalige König der Groblins geduldig.

Er hatte mir die Zeichen der Groblins von oben nach unten aufgeschrieben und daneben unsere Buchstaben. Es war interessant wie zwei Völker die gleiche Sprache nutzten, aber verschiedene Schriften führten.

„So, nun musst du sie nur noch üben. Ich bin mir sicher das du sie schnell gelernt hast“, sagte Helmut aufmunternd.

Ich hatte Helmut wirklich gern. Er war so ungroblinhaft im Vergleich zu den anderen. Woran das wohl liegen mochte.

„Ich danke dir für deine Zeit. Ich werde später gleich mit dem Üben beginnen.

„Hast du etwas vor?“

„Ja, ich möchte mir das Haus ansehen, was nun unser Hospital sein wird.“

„Tu das, ich bin neugierig zu erfahren wie das klappen wird.“

 

Eine Stunde später befand ich mich mit der selben Kutsche mit der ich mit Froschlippe in die Stadt gefahren war auf dem Weg in die Stadt, Silki neben mir als meine Begleitung. Das Hospital war ein unscheinbares, etwas heruntergekommenes Haus nahe dem Zentrum in einer kleinen Seitenstraße. Es hatte wohl einer kleinen Familie gehört und Kafka, der Familienoberhaupt war mit seiner Frau und den zwei Kindern ins Nachbarreich gezogen, da er, wie ich nun erfuhr keinen Menschen als Königin haben wollte. Das untere Geschoss bestand aus einem großen Raum, eine steinerne Treppe führte ins obere Geschoss in dem es zwei Räume gab. Es war schmuddelig, Schmutz und Essensreste oder was da auch in den Ecken gelegen haben mochte, lagen überall, aber vor allem am Rand und in den Ecken. Es roch unangenehm und bereits hatte man weiße Linien auf dem Boden gezogen, die in Reih und Glied Vierecke bildeten, was ich als Lager identifizierte, mit je einem Stein als Kissen am Kopfende. Tambelina kam die Treppe herunter und begrüßte uns.

„Hallo Aline, schön dich zu sehen“, sagte sie und ehe ich mich über die intime Ansprache außerhalb meines Schlafzimmers wundern konnte, ergänzte sie, „ich bin hier allein. Wie findest du es hier?“

„Tja nun. Das Haus ist an sich in Ordnung, es ist nur so... schmuddelig.“

„Schmuddelig?“

„Nun, bei mir auf dem Schloss war es überall immer sehr sauber. Es gab mehrere Bedienstete die sich um alles gekümmert hatten. Und meine Kinderfrau erzählte mir das es bei den Bauern und einfachen Leuten nicht so sauber war. Wenige Male waren wir in der Stadt und auch einmal in einem Dorf und.... vor allem in der Stadt war es.... sehr sehr dreckig und es stank an manchen Ecken zum Himmel. In der Stadt, obwohl dort genauso viele Menschen lebten wie im Schloss, starben dort jedes Jahr viel mehr Menschen. Natürlich gibt es Geldstrafen wenn man seine Fäkalien auf die Straße schüttet und die Latrinen werden regelmäßig geleert. Aber das Schmutzwasser, was zum Waschen, Putzen oder Spülen verwendet wird, landet oft auf der Straße, obwohl ebenfalls eine kleine Strafe darauf steht. Und obwohl jeder die Straße vor seinem Haus sauber halten muss. Was ich sagen möchte. Haltet alles sauber. Kehrt den Boden, bringt allen Schmutz hier raus, nehmt euch sauberes Wasser und wischt den Boden ab.“

„Oh … natürlich. Komm... Komm mit nach oben. Dorthin haben wir unsere Vorräte gebracht“, sagte sie begeistert und führte Silki und mich nach oben in das hintere Zimmer, welches die Sicht auf die Straße darunter hatte. Ein einfacher Holztisch und Stühle, eine Kommode und ein Schrank waren die ganze Einrichtung und es roch nach Algen, Pilzen, Kräutern und … Tatsächlich befanden sich tote Insekten in Schälchen.

„Tambelina, wie viele Heiler seit ihr?“

„Wir bestehen aus sechs Wundärzten und drei Hebammen hier in der Stadt.“

„Wie viele Bürger habe ich?“

„Etwa Zehntausend. Natürlich sind nicht alle hier in der Stadt. Die Hälfte etwa befindet sich außerhalb in verschiedenen Tunneln des Berges.“

„Aber das ist zu wenig. Um wie viele Schwangere kümmert sich eine Hebamme?“

„Lass mich überlegen. Während eines Jahres müssen es etwa Zweihundert sein.“

„Oh mein Gott.“

„Es gebären nicht alle gleichzeitig, doch es sterben viele Kinder und oft auch die Mütter, weil niemand da ist ihnen zu helfen.“

„Wäre es nicht besser wenn es ein Frauenhaus... also... wie könnte man es nennen? Wir sollten ein Geburtshaus einrichten. Aber nicht hier mit den Kranken zusammen. Wir brauchen ein weiteres Haus.“

„Gestern ist die alte Illy gestorben, sie hatte allein gelebt. Das Haus wäre frei. Doch, ob Froschlippe das erlauben würde?“

„Mmpff, ich bin die Königin und ihm gleichgestellt, in seiner Abwesenheit habe ich die alleinige Entscheidungsgewalt. Außerdem kann es nur in seinem Sinne sein wenn mehr gesunde Groblins auf die Welt kommen“, sagte ich patzig.

Es tat mir sogleich leid Tambelina so angeschnauzt zu haben, doch war ich von seinem Brief noch immer gereizt.

„Woher wissen die Groblins das hier nun ein Hospital ist?“, fragte Silki und begann gleich eine Lösung zu finden. „Man könnte etwas von außen groß an die Wand schreiben.“

„Der Nachtwächter könnte darauf aufmerksam machen“, ergänzte Tambelina.

„So soll es sein“, sagte ich und veranlasste später die Befehle.

***

„Wie kannst du das ohne uns entscheiden“, schimpfte Hannelore drauf los, nachdem ich sie und Helmut darüber unterrichtete.

„Es war eine spontane Eingebung und wenn mehr gesunde Nachkommen auf die Welt kommen und weniger Mütter sterben müssen haben wir viel gewonnen.“

„Ich bin auf jeden Fall gespannt welche Ergebnisse dabei herauskommen werden“, sprach Helmut aufmunternd. „Wie soll das Ganze vonstatten gehen mit den Kranken und Gebärenden?“

„Nun, wenn jemand stärker erkrankt ist das er sich nicht mehr selbst um sich kümmern kann, dann muss er ins Hospital. Kleinere Erkrankungen wie Schnupfen oder Halsschmerzen kann man denke ich gut selbst kurieren und es gibt ja noch immer Wanderapotheker. Bei den Schwangeren ist es so das sie kurz vor der Niederkunft ins Geburtshaus kommen können und dort rund um die Uhr versorgt werden. So kann eine Hebamme sich um mehrere Gebärende gleichzeitig kümmern.“

„Ich bin nicht sicher ob die Groblins das nutzen werden“, überlegte Hannelore.

Inzwischen begann ich ihre Äußerungen nicht mehr so sehr als Kritik zu begreifen. Mittlerweile begann ich zu verstehen das sie manchmal einen anderen Ton an den Tag legte als sie eigentlich meinte. Weswegen ich einiges immer anders aufgefasst hatte. Die offenen Sticheleien die es früher gegeben hatte waren echt gewesen, es war nichts was ich mir eingebildet hatte, doch bemerkte ich das seit ich den Thron an mich gerissen hatte, sie eine gewisse Akzeptanz zu mir hegte.

Ihre Äußerungen halfen mir inzwischen meine Vorhaben zu überdenken und aus einer anderen Sicht zu sehen.

„Ich rechne damit das es am Anfang nicht so genutzt werden wird, da Groblins ja auch stolz sind und vielleicht nicht von jemanden im Hospital gesehen werden wollen. Es wird Zeit brauchen, aber ich bin zuversichtlich.“

***

Nach einem Monat hatte ich einen weiteren Brief von Froschlippe erhalten. Dieses Mal benötigte ich keine Übersetzerin, denn mit Helmuts Anleitung konnte ich es langsam, Zeichen für Zeichen übersetzen. Dieses Mal würde ich ihm auch in den Zeichen antworten, da wird er blöd dreinschauen, grinste ich in mich hinein. Zunächst schrieb ich gewohnt mit der Menschenschrift und würde es dann noch einmal in Groblin-Schrift niederschreiben.

 

Meine Frau,

ich verstehe das ihr Menschen weicher seit als wir und mehr Gefühle habt, aber sieh zu das du Essen heranschaffst. Um dein Hospital werde ich mich kümmern wenn ich wieder zurück bin. Sieh meine Abwesenheit als Freiraum für Spielereien. Doch wenn ich wieder zurück bin räume ich auf. Kümmere dich um die Essensbeschaffung. Vielleicht sollte ich erwägen nach der Hälfte der Zeit für eine kurze Weile zurück zu kommen, nur um dich aufs Bett zu werfen und daran zu erinnern wer der König ist.

Froschlippe

 

Dummkopf. Dummkopf. Ein Volltrottel ist er. Nichts traut er mir zu, aber dem werde ich es zeigen. Er wird sehen was mein Hospital und mein Geburtshaus, von dem er wohl noch nichts wusste ausmachen wird. Hoffte ich. Für einen Augenblick verließ mich der Mut. Doch was ich bei den Menschen beobachtet und mitbekommen hatte, musste doch auch bei Groblins funktionieren. Oder nicht? Waren wir doch so unterschiedlich? Der letzte Satz machte mich wütend und gleichzeitig spürte ich das lustvolle Ziehen in meiner Scham. Warum musste mir diese Nacht so gefallen haben? So oft wir uns missverstanden, so oft konnte er auf seine Art aufregend sein. Ob ich mich langsam an ihn gewöhnte? Wobei man nach einem Jahr Trennung kaum von gewöhnen sprechen konnte. Doch schien es im Nachhinein keinen Schaden genommen zu haben das wir nach der Hochzeit zunächst für uns alleine geblieben waren um uns an den Gedanken des Miteinanders zu gewöhnen.

 

 

***

6 Monate später

 

Tatsächlich war es so wie ich es mir gedacht hatte. Argwöhnisch hatten die Groblins das Haus in dem niemand privat wohnte, mit der großen Schrift über der Tür betrachtet. Der Nachtwächter hatte zwar zwei Mal in der Nacht ausgerufen das es das Hospital nun gebe, aber der Zulauf blieb die ersten Tage völlig aus. Bis ein junger Groblin seine kranke Mutter gebracht hatte, weil er befürchtete das sie sonst demnächst sterben würde. Nachdem diese sich erholt und sich positiv geäußert hatte, wurden die Groblins zutraulicher und es kamen mit der Zeit mehr. Immer wieder musste an der Struktur etwas geändert werden. Irgendwann kamen Groblins die einfach nur Zutaten kaufen und nicht auf die Wanderapotheker warten wollten, welche sonst nur zwei Mal im Jahr vorbeikamen, da sie alle bewohnten Tunnel abklopfen mussten. Dann gab es irgendwann einen gegenteiliges Verhalten, sie kamen obgleich sie nur einen leichten Schnupfen hatten. Nach vielen anfänglichen Fehlern stellten wir immer mehr Regeln auf um dem Sinn des Hospitals gerecht zu werden. Bis es so richtig ins Laufen kam dauerte es sechs Monate. Da sich mehrere Heiler gemeinsam bei der Arbeit beobachten konnten entstand ein gemeinsames Lernen. Ein jeder hatte seine Erfahrungen mit unterschiedlichen Methoden des Pflegens oder Rezepten für Tinkturen gemacht und nun tauschten sie sich rege aus und auch da wurde eine Art Maßstab für alle Pfleger entwickelt.

 

Mit dem Geburtshaus, das es kurz nach dem Hospital gab verhielt es sich ähnlich. Die Koboldinnen wollten überwiegend schon in die Obhut der Hebammen. Denn die Angst vor dem Tod des Kindes und dem eigenen war größer als der Stolz. Das Problem das sie hatten waren ihre Männer. Groblins wollten ihre Frau nicht alleine und nicht aus ihrer Kontrolle lassen. Manchmal war es auch das Problem der Kinderbetreuung während die Mutter weg war und der Vater überfordert, nicht da oder nicht vorhanden. Es gab vieles das es zu ändern gab. Jedoch hatte mir Helmut gleich zu verstehen gegeben das ich nicht wild um mich herum verändern konnte wie ich lustig war. Man musste dem Volk Zeit geben sich an neue Strukturen zu gewöhnen, anzunehmen und als etwas Positives zu verstehen.

 

So blieb es für Mehr keinen Spielraum in diesem Jahr.

 



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