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Kill this Killing Man (III)

Ein neuer Anfang
von

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Cats in the Cardle

128) Cats in the cradle
 

Draußen war es ungemütlich.

Sam hatte es sich auf der Couch bequem gemacht und blätterte in einem Möbelprospekt.

Der Umzug kam näher und ihnen fehlte noch so gut wie alles für ihre Zimmer. Immerhin die Küche war bestellt und sollte spätestens Anfang Dezember geliefert werden.

Er stand auf und holte sich einen Milchkaffee, als er die Feuerwehrsirenen näherkommen hörte. Blaulicht zuckte über die Decke und dann wurde der Sirenenton wieder leiser.

Dean hatte Dienst, überlegte er. Ob er auch dabei war? Wieder jagte ein Feuerwehrwagen an ihrem Haus vorbei.

Sam ging zum Fenster und schaute hinaus, doch außer den zuckenden blauen Lichtern, die die kahlen Äste der Bäume schaurig beleuchteten, konnte er nichts erkennen.

Er ging zurück zu seinen Möbelkatalogen. Seine Gedanken blieben allerdings bei seinem Bruder und wie gut sie sich in diesem Leben eingelebt hatten. Gerade Dean hatte am Anfang ja seine Schwierigkeiten. Nein! Die hatte er nicht mit dem Leben, die hatte er mit der Schicht von Grady und der war Geschichte! Dean hatte nie wieder ein Wort über diesen Menschen verloren und er selbst wusste nur, dass der achtkantig gefeuert worden war. Miller und die anderen beiden, die Dean schikaniert hatten, waren freiwillig gegangen.

Er schob die Gedanken beiseite. An solche Menschen sollte er keine Minute verschwenden.
 

Die Männer der Wache 2 brauchten nicht lange, um den Brand zu löschen. Schon bald räumten sie ihre Geräte wieder weg.

„Der Held rettet die Jungfrau“, grinste Jared und packte den Schlauch in das Fach.

„Held vielleicht“, sagte Dean, der ebenfalls einen Schlauch in der Hand hatte, „Jungfrau bezweifle ich. Möchtegernhexe trifft es eher.“

„Nur, weil sie schwarze Haare hat und schwarze Kleidung trägt?“ Robert Urban musterte Dean skeptisch.

„Eher wegen des verwischten Pentagramms und der fünf schwarzen Kerzen, von denen eine viel zu dicht unter dem Vorhang stand und so wohl den Brand verursacht hat.“

„Du befasst dich mit Hexerei?“, hakte Captain Trudeau nach.

„Wenn du deine Kindheit in unzähligen Motels verbringst, von denen die wenigsten auch nur die kleinste Möglichkeit haben, ein Kind zu beschäftigen, hast du irgendwann alles gesehen, was im Fernsehen läuft, auch solche Mädchenserien.“

„In unzähligen Motels?“ Trudeau schaute ihn irritiert an.

„Unser Erzeuger zog von einem schlecht bezahlten Job zum nächsten, von einem miesen Motel zum nächsten und wir mussten mit“, erklärte Dean lapidar. Grob betrachtet war das sein Leben als Kind. Die Feinheiten würde er niemandem erzählen.

„Das klingt nach keiner schönen Kindheit.“

Dean zuckte mit den Schultern. „Als Kind habe ich es gehasst, als Teenager war es ganz cool. Irgendwann gewöhnt man sich dran, dass es so ist.“

Es war diese Ruhe in der Stimme seiner rechten Hand, die Trudeau wirklich entsetzte.

„Hey! Fertig werden“, rief Lt. Murray und schlug mit der Hand gegen seine Tür.

Dean schloss das Rollgitter und lief zum Wagen der Rüstgruppe.

Trudeau schaute ihm kurz hinterher, dann wandte er sich der Straße zu. Wieder ein Puzzleteilchen, um einen Menschen zu verstehen. Viel wussten sie ja noch nicht voneinander, waren sie doch eine der zwei oder drei Schichten der Feuerwehr Bloomington, die komplett neu zusammengestellt worden waren. Dafür verstanden sie sich allerdings schon richtig gut. Er hatte mit mehr Problemen gerechnet. Aber vielleicht kamen die ja noch?
 

Zurück in der Wache kochte Dean frischen Kaffee. Den alten Filter schaffte er, zusammen mit einigen anderen Abfällen zum Container. Der Himmel hatte seine Schleusen geöffnet und er wollte so schnell wie möglich zurück in die Wache, als er ein Geräusch hörte. Es klang wie ein Wimmern.

Er holte seine Taschenlampe hervor und ging langsam um den Container. Hatte er sich geirrt? Fast hatte er seine Runde beendet, als er einen Karton fand. Irgendwie wackelte der. Dean ging in Deckung. Zu oft enthielten die harmlos aussehenden Dinge die schlimmsten Überraschungen.

Der Karton wimmerte wieder. Er zog ihn zu sich und öffnete ihn vorsichtig. Immer bereit den größtmöglichen Abstand zwischen sich und das Ding zu bringen. Er schielte hinein und kniete sich, über seinen Anflug von Paranoia lachend, daneben. Kleine Kätzchen lagen nebeneinander. Er hielt die Hand hinein und streichelte sie. Flauschig weich hatte er erwartet. Nass und zitternd war das, was er fühlte. Schnell klappte er den Deckel wieder zu und hob den Karton auf. Hoffentlich hielt der noch bis in die Wache! Er drückte ihn an sich und lief so schnell er konnte zurück in die trockene Wärme.

„Holt mal Handtücher, Jacke, Pullover! Ich habe hier neue Anwärter!“, rief er und stellte den Karton auf dem Tisch ab.

„Was bringst du denn hier an? Ratten?“, fragte Jared und musterte das, was Dean aus den zerfallenden Karton schälte.

„Ich hasse Ratten“, erklärte Dean voller Inbrunst. Er nahm Jared ein Handtuch aus der Hand, hob ein Kätzchen aus den Resten des Kartons und begann es vorsichtig trocken zu reiben.

„So süß könnte keine Ratte aussehen!“

„Du würdest dich wundern, wie niedlich Ratten sein können“, erklärte Fleur und nahm auch ein Kätzchen. Patric und Max taten es ihnen gleich. Robert nahm sich das fünfte zitternde Wesen.

„Vier Wochen, höchstens fünf“, sagte er nach einem ausgiebigen Blick. „Die hat ein Tierfreund ausgesetzt.“ Er drückte Jared das Kleine in die Hand und holte sein Handy hervor und ging etwas zur Seite.

Inzwischen setzte Dean das erste Kätzchen in ein Nest aus Pullovern und Handtüchern. Er nahm sich das nächste.

Nach und nach wurden alle acht Kätzchen aus dem Karton geholt, trockengerubbelt und in relative Wärme der Pullover gelegt.

„Und jetzt?“, fragte Fleur. „So kriegen wir sie auf Dauer nicht warm und Hunger haben sie bestimmt auch.“

Gerade in dem Moment kam Robert wieder. „Ich habe mit dem Tierheim telefoniert. Die Polizei hat gestern die Farm eines Tiersammlers ausgehoben. 77 Katzen und 25 Hunde, Vögel, Schlangen und 3 Ponys, Ziegen und 2 Esel. Alle wurden in erbärmlichem Zustand ins Tierheim gebracht. Die Tiere sind Beweisstücke und müssen vorerst zusammenbleiben. Die haben Räude und was weiß ich noch. Das Tierheim hat mir abgeraten, die Kätzchen zu bringen. Das andere Tierheim und die Katzenhilfen sind allerdings auch voll, weil die ihre Tiere abgeben mussten, um dieses Sammelsurium aufnehmen zu können. Ich habe auch mit meiner Schwägerin gesprochen. Die züchtet Katzen, will unsere allerdings auch nicht aufnehmen, da sie selbst Kätzchen hat und Krankheiten fürchtet. Aber sie bringt uns Futter, Milch und eine Wärmelampe mit, damit wir sie hier erstmal über die Zeit kriegen.“

„Solange wir Schicht haben ja, aber was ist in den nächsten zwei Tagen?“, wollte Stephanie jetzt wissen.

„Zur Not wechseln wir uns ab. Jeder kommt mal her und kümmert sich. Ist ja nur für ein paar Tage“, erklärte Fleur bestimmt. Auffordernd schaute sie sich um.

„Ich rede mit der C-Schicht“, bot Trudeau an und zückte sein Handy.

Noch während er telefonierte, kam Roberts Schwägerin mit einem großen Korb auf die Wache. Sie zeigte den Männern, wie sie den Kleinen am besten die Flasche geben konnten, wie sie sie immer wieder auf´s Katzenklo setzten und wie sie ihnen schon immer mal kleinere Happen festes Futter anbieten konnten. Danach bauten sie im Aufenthaltsraum eine ruhige Ecke für die Kleinen und befestigten den Wärmestrahler.

„Warum setzt jemand solche Kätzchen aus?“, wollte Stephanie wissen, während sie eines fütterte.

„Ich vermute mal, dass die keine reinrassigen Tiere sind. Die Farbe der eher weißen deutet auf Birma oder Ragdoll hin aber fast alle haben Streifen und einige Pinsel an den Ohren. Da ist Waldkatze mit drin und sowas bringt nicht so viel Geld.“

„Trotzdem verstehe ich es nicht!“, sagte Stephanie und kraulte das Kleine.

„Musst du auch nicht“, erwiderte Fleur. „Sie haben überlebt. Das zählt.“

Captain Trudeau stand schon eine Weile da und schaute auf die Kätzchen, die sich satt und zufrieden aneinander kuschelten und schliefen.

„Wir sollen der C-Schicht erklären, was wir gemacht haben, sie werden versuchen sich um die Kleinen zu kümmern, sonst rufen sie uns an.“

„Okay“, freute sich Stephanie.

In den folgenden Wochen entwickelten sich die Kleinen ganz gut. Nur ein Kätzchen war zu geschwächt. Es hatte den ersten Tag nicht überlebt.
 

Am folgenden Nachmittag saßen die Brüder, wieder einmal, in ihrer Lieblingsbäckerei. Sie wollten gleich noch Einkaufen fahren. Dean erzählte von den Kätzchen. „Wie kann man die aussetzen? Was sind das für Menschen?“, schimpfte er.

„Vielleicht, weil sie mit denen nicht genug Geld verdienen oder weil sie ihren Ruf als Züchter beschädigt sehen, wenn sie Mischlinge haben?“

„Dann sollen sie sie unter einem anderen Namen weggeben oder gleich nach der Geburt töten. Aussetzen ist ...“ Dean schüttelte den Kopf.

„Was wird jetzt mit denen?“

„Erstmal bleiben sie in der Wache und dann sehen wir weiter.“ Er schaute sich um und rieb sich den Nacken. „Vielleicht können wir ja eine oder zwei nehmen?“ Er schaute fragend zu Sam.

Sam zuckte mit den Schultern. „Im Haus wäre genug Platz.“ Er schnaufte. „Eigentlich hatte ich auf einen Hund gehofft.“

„Du wünscht dir Bones“, stellte Dean ruhig fest.

„Ja, irgendwie schon“, nickte Sam.

„Sollst du haben. Allerdings würde ich damit warten, bis du mit dem Studium fertig bist. Jetzt wäre er zu lange allein. Katzen ist das egal, die schlafen 20 Stunden. Ein Welpe will erzogen werden“, Dean zuckte die Schultern. „Ich kann ihn vielleicht mit zur Wache nehmen und später auch zur Werkstatt, aber es soll ja dein Hund sein, oder? Wenn dir das allerdings egal wäre, kannst du zum Geburtstag gerne einen kriegen.“

Da brauchte Sam nicht lange zu überlegen. Er wollte gerne einen Hund. Aber ER wollte ihn und er wollte ihn nicht an Dean abschieben. Da konnte er das eine Jahr auch noch warten.

„Wenn ich mein Studium beendet und eine Stelle habe, dann will ich den Hund“, erklärte Sam ruhig, aber bestimmt.

Dean nickte nur. So hatte er sich das gedacht und so sollte es sein. Er bedeutete der Bedienung, dass sie zahlen wollten.
 

Auf dem Weg zum Impala begann Sam Handy zu klingeln. Er schaute auf das Display.

„Bobby“, sagte er, nahm das Gespräch an und stieg ein. Bobby und Jody hatten sich angewöhnt, die Brüder immer abwechselnd anzurufen.

„Bobby!“, begrüßte Sam den Freund. Er hatte das Gespräch auf laut gestellt.

„Hey, Bobby“, tönte jetzt auch Dean. Er war ebenfalls eingestiegen und schloss die Tür. „Wie geht’s euch?“

„Hallo Jungs“, kam Jodys Stimme aus dem kleinen Gerät. „Ganz gut, denke ich.“

„Jody“, freuten sich die Brüder fast einstimmig.

„Wir haben uns endlich entschieden, wie wir zu deinem, eurem Vorschlag stehen“, begann sie etwas umständlich. „Das heißt, ich habe mich entschieden. Für Bobby stand es, glaube ich, schon länger fest.“

Sam verdrehte die Augen und Dean grinste kurz. „Und?“, fragte der dann, damit der Klumpen in seinem Magen nicht noch größer werden konnte.

„Wir ziehen zu euch.“

„Jah!“, jubelte Dean.

„Das ist so toll! Ich freue mich! Ihr hier! Endlich ist die Familie vereint!“, freute sich Sam.

„Ihr seht uns als Familie?“, musste Jody einfach nachhaken, obwohl die Jungs das schon öfter gesagt hatten.

Sam schnaubte.

„Natürlich“, erklärten die Brüder einstimmig.

„Gut“, brummelte Bobby gutmütig. „Dann habt ihr uns demnächst am Hals.“

„Na hoffentlich bald!“, lachte Dean.

„Ich habe über Thanksgiving frei und wir dachten, wir kommen zu euch? Wenn´s euch recht ist. Dann könnten wir schon ein paar Sachen mitbringen“, erklärte sie.

„Gerne“, erklärten die Beiden.

„Ihr könnt bei uns schlafen. Wenn ich zu Sam ziehe, dann ist mein Zimmer frei.“

„Wir suchen uns ein Motel. Wäre ja noch schöner, wenn wir dich schon wieder vertreiben.“

„Wieso schon wieder?“, fragte Dean.

„Als du mich von Bellows befreit hast, hast du vor dem Bett geschlafen!“, noch immer schwang der Unglaube und ein leichter Vorwurf in ihrer Stimme mit.

„Hab schon schlimmer geschlafen“, erklärte Dean ruhig und schaute fragend zu Sam. Den Umstand hatte er schon lange vergessen.

Sam nickte nur.

„Egal. Ich freue mich jedenfalls, dass ihr kommt und noch mehr, dass ihr bald für immer hier seid!“

„Ich mich auch!“, pflichtete Sam ihm bei.

Sie unterhielten sich noch kurz über Alltägliches, bevor sie auflegten und die Brüder zum Einkaufen fuhren.
 

O´Flannagáin erschien im Schatten der Linde vor dem Haus. Misstrauisch schaute er sich um, denn er wollte den kleinem Winchester nicht wieder vor die Füße laufen. Seitdem der ihn mit den Nägeln erwischt hatte, zappte er sich nicht mehr ins Haus. Von seinen Kontrollgängen ließ er sich dadurch aber nicht abhalten. Er wollte wissen, was mit dem Haus passierte, das Mrs. Elisabeth ihm anvertraut hatte und weshalb er denen die Rechnungen bezahlte. Inzwischen war er sich sogar sicher, dass diese Beiden eine Vorstellung für das Anwesen hatten und sogar wussten was sie taten. Stumm leistete er ihnen ein kleines bisschen Abbitte. Trotzdem würden sie noch viel machen müssen, bis er sein Misstrauen gegen die beiden Lulatsche komplett ablegen würde.

Langsam ging er um das Haus. Auf der rechten Seite hatte es im Obergeschoss neue Fenster bekommen, stellte anerkennend fest. Sonst hatte sich seit seinem letzten Besuch nichts verändert. Aber gut. Es ging voran.

Schnell verschwand er wieder.



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