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Kill this Killing Man (III)

Ein neuer Anfang
von

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I´ll be there

035 I‘ll be there
 

Er schaute dem kleinen Trupp hinterher, der seinen Bruder entführte. Erst als sie im Krankenhaus verschwunden waren, parkte Dean den Impala um. Schnell füllte er die Formulare aus, die die wütend blickende Schwester ihm auf den Tresen klatschte. Wahrscheinlich war sie stinkig, dass sie am heiligen Abend arbeiten musste. Und? Es war ihm egal! Er musste auch arbeiten!

Müde schlurfte er, nachdem alles eingetragen war, nach draußen. Er zog sein Handy aus der Tasche und rief Bobby an.

"Hey", begann er, kaum dass Bobby sich gemeldet hatte. "Ich habe Sam gerade ins Krankenhaus gebracht. Blinddarmentzündung. Sie haben ihn sofort in den OP gefahren."

"Oh mein Gott, Junge." Bobby atmete tief durch. "Ich hatte wirklich gehofft, dass ihr wenigstens diesen Abend gemütlich unterm Weihnachtsbaum sitzen könnt, wenn du schon arbeiten musst."

"Ist ja nicht das erste Weihnachten, das so in die Hose geht", erklärte Dean müde.

"Nein, leider nicht. Aber es klingt nach einer neuen Stufe von miesen Weihnachten. Im Krankenhaus war noch nie einer von euch an diesem Tag."

Dean nickte, bis ihm auffiel, dass Bobby ihn ja nicht sehen konnte. "Stimmt", antwortete er reichlich verspätet.

"Du gehörst eigentlich in ein Bett", stellte Bobby ruhig fest.

"Sam ist ..."

"Versuch trotzdem etwas zur Ruhe zu kommen. Du hast einen langen Arbeitstag vor dir."

"Mache ich", sagte Dean wenig überzeugen. "Lasst euch den Abend nicht verderben. Ich melde mich, wenn ich mehr weiß."

"Na du bist gut", grummelte Bobby. "Halte die Ohren steif und gib Bescheid", verabschiedete er sich und fügte ein: "Du bist nicht schuld!" an, bevor er auflegte.

"Klar. Ich habs ja gestern auch übersehen", ignorierte Dean den letzten Satz. Er wählte die nächste Nummer auch Tylor und Mitena hatten es verdient wenigstens informiert zu werden.

Leider ging weder der eine noch die andere ran und so sprach er ihnen nur eine Nachricht auf den Anrufbeantworter und beeilte sich, wieder in die relative Wärme des Wartebereiches zu kommen. Es war verdammt kalt hier draußen.

Er schlurfte zu einem Platz, neben einer Säule und ließ sich darauf fallen. Es dauerte nicht lange, bis ihm die Augen zufielen.

Als sein Kopf etwas unsanft mit der Säule Bekanntschaft schloss, stand er auf und ging noch einmal kurz nach draußen. Doch die frische Luft brachte den gewünschten Effekt nicht, also kam er wieder rein und begann unruhig hin und her zu laufen, egal ob er die wartenden Patienten damit nervte.

Immer wieder schaute die Schwester nach diesem unflätigen Typen, der es geschafft hatte, die Aufmerksamkeit eines Arztes auf sich zu ziehen, obwohl noch mindestens 15 Patienten vor ihm dran gewesen wären! Sie konnte einfach nicht glauben, dass der keinen weiteren Aufstand proben wollte. Solchen Leuten dauerte doch immer alles zu lange! Der Kerl latschte zwar Rinnen in den Linoleumboden, doch sonst war er ruhig. Ruhig! Dass sein Bruder, klar Bruder, sie schnaubte abfällig, wirklich einen vereiterten Blinddarm hatte, der sofort operiert werden musste, spielte bei ihrer Betrachtung keine Rolle! Bei ihr hatte alles der Reihe nach zu gehen, vordrängeln durften sich lediglich die Patienten die wirklich im Rettungswagen kamen!

Irgendwann konnte Dean einfach nicht mehr. Immer wieder stolperte er über seine eigenen Füße, also ließ er sich doch wieder auf den Stuhl fallen und war Augenblicke später eingeschlafen.
 

„Mr. Winchester?“

Sofort war Dean wach. Er sprang regelrecht von seinem Sitz hoch und schaute sich verwirrt um. Das Wartezimmer hatte sich ziemlich gelehrt. Er sah den Arzt im Gang stehen und ging zu ihm.

„Ja? Wie geht’s meinem Bruder? Kann ich zu ihm?“

Der Arzt lächelte unweigerlich. Eine schlechte Nachricht schien für diesen jungen Mann nicht möglich zu sein. „Die OP ist gut verlaufen. Sie sind gerade noch rechtzeitig gekommen. Ein paar Stunden später ...“ Er ließ die Konsequenz offen.

„Kann ich zu ihm?“, fragte Dean erneut.

„Können Sie. Er wurde gerade auf sein Zimmer gebracht. Folgen Sie mir.“

Vor dem Zimmer hielt der Arzt Dean noch einmal kurz zurück. „Ihr Bruder wird noch sehr müde sein.“

Dean nickte. Es war ja nicht das erste Mal, dass sie in einem Krankenhaus lagen. „Danke Doktor.“ Erleichterung schwang in seiner Stimme mit.

„Gern geschehen.“

„Wie lange muss er hier bleiben?“

„Wenn es keine Komplikationen gibt, bis übermorgen.“

„Okay, danke.“ Jetzt endlich durfte Dean die Klinke herunterdrücken und das Zimmer betreten. Es war ein Dreibettzimmer und Sams Bett stand in der Mitte. Mit einem stummen Nicken grüßte er den Mann, der am Fenster lag und ihn neugierig anstarrte, und wandte seine Aufmerksamkeit danach sofort seinem Sammy zu.

„Hey“, grüßte er lächelnd, als er sah, dass Sams Lider flackerten.

„Was ist passiert?“, wollte der leise wissen und versuchte Dean zu fokussieren.

„Du hast eine schicke neue Narbe“, informiere der ihn. Sams Gesicht war ein einziges Fragezeichen.

„Deine Magen-Darm-Grippe war ein vereiterter Blinddarm“, erklärte er ruhig.

Sam schaute schuldbewusst. „Ich habe es vermutet.“

„Wann?“

„Als du zur Arbeit warst.“

„Es sei dir verziehen.“, sagte Dean huldvoll, nur um gleich wieder ernst zu werden. „Tu das nie wieder, hörst du?“

„Der Mensch hat nur einen Blinddarm.“

„Blödmann“, schimpfte Dean grinsend.

„Trottel“, nuschelte Sam.

„Schlaf jetzt“, forderte der Ältere. Er zog sich einen Stuhl heran und versuchte eine etwas bequemere Haltung zu finden.

„Du musst gleich wieder arbeiten. Du solltest in ein richtiges Bett!“, stellte Sam matt, aber entschieden fest.

„Willst du hier auf dem Stuhl hocken?“

„Nein, du ...“

„Ich werden nicht fahren. Ich mach mir schon genug Vorwürfe, weil ich dich nicht schon gestern“, er schaute auf die Uhr, „okay vorgestern ins Krankenhaus geschleift habe!“

„Dean, du ...“

„Schlaf! Sammy!“, sagte er ruhig, verschränkte die Arme vor der Brust und schloss demonstrativ die Augen. Sam seufzte. Er war müde und wollte nicht mit seinem Bruder diskutieren und es fühlte sich gut an, mal wieder Deans volle Aufmerksamkeit zu haben, auch wenn es auf dessen Kosten war. Vielleicht konnte er ihn ja sogar noch einmal auf seine Wache ansprechen? Sein Blick wanderte zu dem Nachbarbett.

Nein, nicht hier. Nicht vor fremden Zuhörern! Er ließ sich tiefer in die Kissen sinken und war fast augenblicklich eingeschlafen.

Dean musterte seinen Bruder aufmerksam und erhob sich, als er sich sicher war, dass der wirklich schlief. Er ging ins Treppenhaus und gab Bobby Entwarnung, bevor er Tylor und Mity eine Nachricht schrieb und dann wieder zu seinem kleinen Bruder zurückkehrte. Er ließ sich auf den Stuhl fallen, atmete tief durch und schloss die Augen. Es war mal wieder gut gegangen.

Zweimal schaute die Schwester in dieser Nacht in das Zimmer und beide Male wurde sie kurz von dem Mann, der neben dem mittleren Bett saß, angeblinzelt. Sie akzeptierte ihn, da er niemanden behinderte. Richtig fand sie es nicht, aber solange er niemanden störte. Komisch fand sie es trotzdem und am Morgen würde sie ihn rausschmeißen.

Soweit kam es jedoch nicht.

Kurz nach vier vibrierte Deans Handy. Er blinzelte in das trübe Nachtlicht. Kniff die Augen zusammen, öffnete sie wieder und erhob sich. Solange seine Muskeln brauchten, um sich wenigstens ein bisschen zu lockern, beobachtete er seinen Bruder. Sams Atem ging ruhig. Kein Vergleich zu dem gepressten Nach-Luft-Schnappen gestern Abend außerdem sah er viel besser aus. „Bis später, Sammy“, wisperte er leise und schlich aus dem Zimmer.

„Ich muss zum Dienst“, meldete er sich bei der Schwester ab. „Sagen Sie meinen Bruder, dass ich ihn morgen früh besuchen komme?“

„Morgen erst?“, wunderte die sich. Erst hockte er die ganze Nacht hier und dann kam er einen ganzen Tag nicht?

„Ich habe ein 24-Stunden-Schicht vor mir.“

„Oh, das tut mir leid.“

Dean zuckte mit den Schultern. „Frohe Weihnachten“, wünschte er und ging.

Er fuhr ins Motel, um zu duschen und dann auf die Wache.
 

Der Tag war für ihn die Hölle und dabei verzichteten Lt. Miller und Coon darauf, ihn mit irgendwelchen Aktionen zu nerven. Aber er war noch immer nervlich angefressen von Sams fast-Blinddarmdurchbruch und die beiden mehr oder weniger durchwachten Nächte trugen auch nicht zur Entspannung bei. Gut, dass er dann erstmal einen freien Tag hatte, wenn er morgen früh fertig war. Und wenn er Sam gleich noch mitnehmen konnte, wäre seine Welt auch wieder in Ordnung.

Irgendwie verging der Tag. Dean bemerkte es erst, als sich Miller und die Anderen umzogen und die zweite Schicht eintrudelte.

Kaum hatte die Ablösung stattgefunden, zog Lt. Pratt Dean zur Seite. „Was ist los? Du siehst beschissen aus!“

„Danke!“, nuschelte Dean und versuchte ein Grinsen.

„Ich meine es ernst! Was ist los?“

Dean atmete kurz durch. „Mein kleiner Bruder ist im Krankenhaus. Er hatte einen Fast-Blinddarmdurchbruch. Letzte Nacht hab ich ihn eingeliefert. In der Nacht davor dachten wir noch, dass er sich wohl eine Magen-Darm-Grippe eingefangen hat.“

„Du hängst sehr an deinem kleinen Bruder“, stellte Ben fest.

„Er ist meine Familie“, erklärte Dean ruhig.

„Okay. Du legst dich erstmal hin. Schlaf ein paar Stunden. Wenn´s ruhig bleibt, wecken wir dich zum Essen.“

„Aber ich kann ...“

„So taugst du nichts. Wir haben heute keinen hier, der Grady besonders nahe steht, also musst du dir darüber keine Gedanken machen. Geh hoch und schlaf.“

Dean nickte und schlurfte davon. Er hatte eh nur pro Forma Widerstand geleistet.

Leider waren ihm nur ein paar Stunden vergönnt, dann mussten sie zu einem Brand in einem Schuppen ausrücken. Doch diese wenigen Stunden hatten Wunder gewirkt. Dean war fit und brannte regelrecht auf den Einsatz.

Trotzdem war er froh, als der Feierabend endlich kam. Er nahm sich kaum Zeit zum Umziehen und fuhr natürlich sofort ins Krankenhaus.

„Dean“, wurde er von Sam empfangen, kaum dass er die Schwelle übertrat.

„Ja?“

„Fahr nach Hause, schlaf dich aus. Du verpasst hier nichts.“

„Ich wollte dich mitnehmen. Ausschlafen kann ich, wenn wir zuhause sind“, versuchte er abzuwiegeln. Leider gingen die letzten beiden Worte fast in seinem Gähnen unter.

Sam grinste breit. „Kannst du. Du kannst dich aber auch jetzt ausschlafen. Ich darf eh noch nicht hier raus und ich bin hier ganz gut aufgehoben. Geh ins Bett. Okay?“

Mit einem kurzen Nicken gab sich der Ältere geschlagen. Er drehte auf dem Absatz um und fuhr in ihre Wohnung, wo er es noch nicht mal schaffte, sich richtig auszuziehen, bevor er ins Bett fiel.
 

„Dein Freund ist ja richtig niedlich“, erklärte Sams Bettnachbar, kaum dass sich die Tür hinter Dean geschlossen hatte.

„Er ist nicht ...“, begann Sam sich zu wehren. Aber warum überhaupt. Dean war so viel mehr für ihn als nur ein Bruder. Er war Freund und Partner, Bruder und Elternersatz. Er war immer da, wenn er ihn brauchte und er versuchte ihm das Leben so einfach wie möglich zu gestalten, auch wenn er das als Kind nie so gesehen hatte.

Er schaute zu dem Mann im Bett am Fenster und beendete seinen Satz: „... Er ist nicht niedlich. Diese Bezeichnung hasst er.“

„Och“, meinte der Mann. „Wenn ich auf Männer stehen würde ...“

Sam grinste. Er ließ sich in das Kissen sinken und schloss die Augen.

Schnell war er wieder eingeschlafen.



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