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Kill this Killing Man (III)

Ein neuer Anfang
von

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Abschied ist ein bisschen wie sterben

017) Abschied ist ein bisschen wie sterben
 

Der folgende Morgen begann ruhig. Sie waren wohl alle noch nicht ganz ausgeschlafen. Aber noch länger in den Betten zu bleiben, konnten und wollten sie sich nicht leisten. Außerdem ging Nicks Flieger in drei Stunden.

Jody stand schon am Herd brutzelte Speck und Würstchen und in eine zweite Pfanne kippte sie gerade eine Kelle Teig für Pfannkuchen.

„Kann ich dir helfen?“, fragte Sam und wunderte sich, mal wieder, wie diese Frau all die Töpfe und Pfannen handhaben und überwachen konnte und wie sie es immer wieder schaffte, alles gleichzeitig fertig auf den Tisch zu kriegen. Phne dass auch nur ein Teil angebrannt war.

„Wenn du dich um die Pfannkuchen kümmerst?“ Mit einem Lächeln überreichte sie Sam die Kelle. Er hatte so oft mitgemacht, dass er die inzwischen fast perfekt hinbekam.

Langsam wuchs der Berg auf dem Teller.

Als der letzte Rest Teig in der Pfanne war, kam Nick in die Küche.

„Hier richt´s ja gut“, stellte er fest und schaute sich um. „Kann ich was helfen?“

„Du könntest uns Kaffee kochen. Die Tassen sind im Schrank über der Maschine.“

Sofort machte sich Nick daran, die Bitte umzusetzen. Neben den Tassen entdeckte er Teller und begann nebenher den Tisch zu decken.

„Oh super, danke Nick“ freute sich Jody. Sie stellte Würstchen und Speck auf den Tisch und machte sich daran, Rühreier zu machen.

Auch Sam beendete sein Tun und stellte den Berg Pfannkuchen auf den Tisch. Er holte Ahornsirup aus dem Schrank.

Genau in diesem Moment kam Bobby mit Marley in den Raum. Schnell füllte Sam ihren Napf. Nicht dass sie sich auf dem Tisch bediente, denn auch das hatte sie schon getan und wenn es auch mächtig Ärger gegeben hatte, so wollte Sam seine Hand nicht dafür ins Feuer legen, dass das nie wieder passieren würde.

Die Hündin stürzte sich auch sofort auf ihre Futter.

Bobby grinste dann deckte er den Tisch fertig und setzte sich dann zu Nick.

„Wir hätten sie Deana nennen sollen“, überlegte Bobby und nahm sich eine Scheibe Toast vom Teller, den Jody gerade auf den Tisch stellte. Sie setzte sich neben ihn.

Sam schaute grinsend zu der Hündin und Nick schaute fragend.

„Ganz so schlimm ist Dean eigentlich nicht“, überlegte Sam laut. „Er hilft zumindest beim Kochen und Backen“, Sam grinste, „und er schmatzt nicht ganz so laut.“

„Immer über die lästern, die nicht da sind.“ Jody schüttelte den Kopf. Auch ihr Gesicht zierte ein Lächeln. „Aber du hast schon Recht. Dein Bruder verputzt genau diese Mengen in genau der selben Zeit.“

„Jetzt lasst uns essen. Dean klingeln die Ohren bestimmt schon genug.“

Sam und Jody nickten und begannen grinsend ihre Teller zu füllen.

„Wann willst du nach Bloomington aufbrechen?“, wollte Nick von Sam wissen.

„Morgen am späteren Vormittag.“

„Fährst du oder fliegst du?“

„Nein, ich fahre. Ich werde in Bloomington ein Auto brauchen und so kann ich auch ein bisschen mehr mitnehmen. Nicht, dass ich viel hätte. Aber etwas mehr als als Handgepäck zulässig ist schon.“

„Und was macht ihr heute noch, ober packst du nur?“

„Nein, wir wollen nachher noch was zusammen unternehmen. Wer weiß schon, wann wir uns mal wieder sehen.“

„Wir fahren Minigolf spielen und danach machen wir ein Picknick an den Fällen“, warf Jody ein.

„Ach deshalb das Hähnchen im Ofenrohr“, stellte Nick kauend fest.

„Genau. Wir werden hier restlos verwöhnt“, erklärte Bobby und Sam nickte. „Ich glaube, ich sollte sie mitnehmen. Allerdings würde ich dann wohl in kürzester Zeit zur Uni rollen müssen.“

„Nah“, begehrte Jody jetzt auf. „Du lebst schon ein halbes Jahr hier und mit meiner Küche und bist immer noch rank und schlank.“

„Es kostet mich aber auch jeden Tag jede Menge Beherrschung nicht alles aufzuessen, so gut wie das schmeckt.“

„Gut“, lachte Jody. „Das wollte ich hören.“
 

In aller Ruhe frühstückten sie. Danach packte Nick seine Tasche in den Mietwagen, verabschiedete sich ganz herzlich von allen.

„Wenn du mal wieder in der Gegend sein solltest, komm vorbei“, bat Jody den Agenten und Bobby nickte zustimmend.

„Das werde ich tun“, versprach Nick. „Vielen Dank für diesen schönen Abend und das opulente Frühstück.“ Dann drehte er sich zu Sam um. „Und du fahr vorsichtig, komm gut an und grüße deinen Bruder von mir.“

„Mache ich.“ Sam umarmte den Freund. „Melde dich mal, nicht erst, wenn du in Indianapolis bist.“

„Wir sehen uns, Sam.“ Nick drückte ihn noch einmal und ging dann zu seinem Wagen. Er stieg ein und startete den Motor.

Ein kurzes Hupen und dann entschwand der Agent auf die Straße.

‚So wie Sam morgen‘, überlegte Bobby. Er schluckte und verdrängte den Klos aus seinem Hals.

„Lasst uns aufräumen und dann das schöne Wetter genießen!“

Sie gingen zurück ins Haus und während Jody alles für ihr Picknick vorbereitete und zusammenpackte, räumten die Männer die Küche auf.
 

Als sie zum Minigolf aufbrachen, nahmen sie Marley mit. Leider musste die Hündin die ganze Zeit an der Leine bleiben und durfte keinem der so verführerisch an ihr vorbei sausenden Bälle nachjagen. Egal wie bettelnd sie ihre Menschen ansah.
 

Nach dem Minigolf fuhren sie zu den Wasserfällen.

Hier durfte Marley endlich frei laufen. Sam holte eines ihrer Lieblingsspielzeuge hervor und warf es immer wieder, damit sie es apportieren konnte.

Erst als sie mit hängender Zunge neben Bobby ins Gras plumpste, ließ sich auch Sam auf der Decke nieder, die Jody und Bobby inzwischen ausgebreitet hatten. Sein Blick wanderte immer wieder zu den Wasserfällen. Vor ungefähr einem Jahr war er hier mit Dean über die Steine geklettert und Bobby hatte ein paar Bälle mit ihm geworfen. Gott! War das wirklich erst ein Jahr her? Es kam ihm vor wie in einem anderen Leben.

„Worüber denkst du nach, Sam?“, fragte Jody leise.

„Darüber, dass wir vor zehn Monaten hier waren und dass die Vorzeichen damals ganz andere waren und doch irgendwie die gleichen. Wir sind ausgezogen.“ Er schaute ihr in die Augen und konnte die Trauer in seinen nicht verbergen, genauso wie er die in ihren sah.

„So ist der Lauf der Zeit“, erklärte Bobby etwas heiser. „Kinder ziehen aus, gehen auf´s College und zur Uni.“

„Ja. Aber sie hatten viele Jahre ein Zuhause“, sprach Sam den ersten Gedanken aus, der ihm in den Kopf kam.

„Und die Meisten sind froh endlich raus zu kommen!“, erklärte Jody.

Sam schüttelte den Kopf. So gerne er auch über Gefühle reden wollte, heute würde so ein Gespräch die grade eh schon gedrückte Stimmung nur noch weiter in den Keller reißen und das wollte er nicht. Er wollte diesen Tag genießen und das würde er auch. Seinem Weltschmerz konnte er sich morgen ergeben. Morgen Abend, wenn er alleine in einem Motelzimmer hockte und darauf warten würde dass er einschlafen und am nächsten Tag zu Dean fahren würde.

„Lasst uns den Tag genießen. Trübsal blasen können wir auch morgen noch“, bat er. Er warf noch einen Blick auf die Fälle, ganz so, als wollte er sich das Bild einprägen, wusste er doch nicht ob er sie je wiedersehen würde. ‚Schon komisch‘, überlegte er. Früher hatte er auch nie gewusst, ob er einen Platz je wiedersehen würde und doch hatte es ihm nie etwas ausgemacht. Hieß das jetzt, dass er alt wurde? Oder war es einfach weil er sich hier wohl fühlte? Weil seine Familie hier war? Mit Mühe riss er sich von dem Anblick los, stand auf und begann den Picknickkorb auszuräumen.

Ihr Gespräch drehte sich während des Essens um die Natur allgemein und um den Platz hier. Sam überlegte, dass ihm Marley fehlen würde, die Spaziergänge mit ihr. Dean arbeitete ja im Schichtdienst. Außerdem war er noch nie ein Freund von Joggen oder Spaziergängen.
 

Der Nachmittag verging viel zu schnell, genau wie der Abend.

Trotzdem war Sam froh, als er im Bett lag. Der Abend hatte sich wie Kaugummi gezogen, wie ein ausgekauter Kaugummi. Sie wollten sich noch so viel erzählen und hatten sich doch nichts zu sagen. Der kommende Abschied schlug ihnen allen auf´s Gemüt. Selbst Marley lag nur auf ihrer Decke. Sonst hatte sie immer von einem zum anderen geschaut und darauf gewartet, dass etwas für sie abfiel.
 

In dieser Nacht schlief Sam nicht besonders. Lange bevor ihn der Wecker wecken konnte, lag er wach und überlegte, ob er alles eingepackt hatte.

Plötzlich hörte er ein Geräusch im Erdgeschoss. War ein Einbrecher im Haus? Aber warum hatte Marley dann nicht angeschlagen?

Er stand auf und schlich nach unten.

Die Geräusche kamen aus der Küche.

Vorsichtig öffnete er die Tür und erstarrte. Jody stand am Herd.

„Du musst keine Frühstück machen, nicht für mich. Ich kriege heute eh nichts runter“, erklärte er leise.

Jody zuckte zusammen und drehte sich hastig um. „Ich mache kein Frühstück, jedenfalls noch nicht“, erwiderte sie nachdem sie sich von dem Schrecken erholt hatte.

„Was machst du dann?“

„Wegzehrung für dich und Leckereien für Dean.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ich konnte nicht schlafen.“

„Du auch nicht?“ Sam löste sich von der Tür. „Kann ich dir was helfen?“

Sie reichte ihm das Rezept für Brownies. „Versuchs mal.“

Sam nickte und suchte sich alle Zutaten zusammen.
 

Bobby kam in die Küche als Sam und Jody den Tisch deckten. Die Leckereien standen zum Auskühlen auf der Anrichte.

„Wie lange seid ihr denn schon wach?“, wollte er wissen und machte sich daran, Kaffee zuzubereiten.

„Zwei“, sie schaute auf die Uhr, „drei Stunden.“

„Ich habe dich aufstehen gehört und wollte dir eigentlich auch gleich folgen, aber dann muss ich wohl noch einmal eingeschlafen sein.“

„Ist doch nicht so schlimm. Wir haben uns hier ganz gut beschäftigt“, lachte Jody.

„Das sehe ich. Ist das alles für Dean oder bekommen wir auch was davon?“

„Erstmal nimmt Sam es mit. Was er davon an seinen Bruder weiterreicht, muss er entscheiden. Für uns kann ich nachher noch was backen, wenn Sam uns verlassen hat. Dann habe ich wenigstens was zu tun.“

„Das klingt, als ob ich das gerne tun würde“, grummelte Sam und schnaufte.

„So sollte es aber nicht klingen. Ich weiß wie schwer es dir fällt“, versuchte Jody die Wogen zu glätten.

Sam nickte. Er befand sich in einer echten Zwickmühle. Weder wollte er sein derzeitiges Zuhause verlassen noch wollte er Dean noch länger alleine an einem Ort wissen, an dem er nur war, weil er dahin wollte. „Lasst uns frühstücken. Obwohl ich mir sicher bin kaum was runter zu kriegen“, bat er. Danach würde er duschen, seinen Wagen packen und sich dann auf den Weg Richtung Bloomington machen.
 

Und genau so geschah es.

Zwei Stunden später stand Sam auf der Veranda. Er hatte den Kombi gepackt. Der Kofferraum war dank Jodys Backtherapie von heute morgen gut gefüllt und da sich das Wetter mit Wärme noch zurückhielt, würde auch der Key Lime Pie gut in Bloomington ankommen.

Sam knuddelte Marley. „Pass gut auf die Beiden auf“, bat er sie. Dann richtete er sich auf und zog Jody in eine feste Umarmung. „Vielen Dank, für Alles!“

Sie lächelte mit Tränen in den Augen. Jetzt war es also soweit. Ihr Junge verließ das Haus.

Sam umarmte Bobby. „Auch dir möchte ich für Alles danken, was du für uns getan hast. Ohne dich würden wir wohl nicht mehr leben!“

Bobby schniefte. „Ihr seid Familie!“, begann er heiser. „Versprich mir, dass ihr auf euch aufpasst und vergesst uns nicht!“

„Wie könnten wir das?“, fragte Sam und schluckte hart. Er umarmte beide noch einmal, zog Marley kurz am Ohr und ging zum Wagen. Er stieg ein, öffnete das Fenster und ließ den Motor an.

Langsam rollte der Wagen an und Sam winkte noch einmal, als er aus der Einfahrt auf die Straße fuhr.
 

Noch eine ganze Weile standen Bobby und Jody, Arm in Arm, auf der Veranda und schauten zu der leeren Auffahrt, von der Sam aus ihrem Leben verschwunden war.

Bobby seufzte. Jetzt hatten sie das Haus wieder für sich. Hin und wieder hatte er sich das in den letzten Wochen gewünscht. Doch jetzt wo es soweit war, wollte er die Zeit gerne zurückdrehen.

Er seufzte noch einmal, löste sich von Jody und drehte sich zum Haus um. Mit schweren Schritten ging er hinein.



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