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Ein Austausch mit Folgen

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
So, das wohl mit Abstand komplizierteste Duell bisher. Ich habe das Deck von Lumis und Umbra bewusst angepasst, da es sich bei Davids Deck um starke Monster handelt, und sie immer mit der Angst leben müssten, dass er den Königlichen Erlass zieht, der sämtliche Fallenkarten blockiert. Ergo war es, in meinen Augen, besser, selbst einige starke Supermonster zu erschaffen, die im Zweikampf die Monster der Anderen ausschalten können.

Der Verständlichkeit halber, habe ich bei den meisten Monstern die Angriffspunkte kurz in einem Satz erwähnt. Der Zauberer der Zeit kostet die Hälfte der Angriffspunkte sämtlicher Monster auf dem Feld, für den jeweiligen Spieler (so war es zumindest im Anime), wenn man beim Zeitroulette verliert.

Gilford Der Blitz ist Joeys mächtigstes Monster. Dessen Spezialeffekt beläuft sich darauf, dass sämtliche Monster zerstört werden (wenn er mittels Opferung von Monstern beschworen wird). Da ich die Regeln an Staffel 1 angelehnt habe (der Einfachheit halber), fällt das Opfern weg.

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Masken sind etwas Grauenhaftes

Meterdicke Glasscheiben trennten uns von der allesverschluckenden Schwärze, die sich unter uns befand. Der Hubschrauber drehte bei und verschwand. Jetzt galt es auf Zeit zu spielen, bis die Kaiba Force eintraf. Lieber wäre mir natürlich gewesen, gleich herauszufinden, wo Mokuba und Tristan festgehalten wurden, doch da hatte jemand etwas dagegen.
 

„Sieh an, sieh an. Wir hatten wohl Recht, Lumis – Kaiba und Yugi sind zu beschäftigt um zu kommen, deswegen schicken sie ihre Handlanger.“
 

„Du hast wieder einmal voll ins Schwarze getroffen, Umbra. Dieses Mal sind wir aber noch besser vorbereitet.“
 

Das mussten Raritätenjäger sein. Beide waren in dunkle Kutten gekleidet. Ihr Gesicht war von einer Kapuze verdeckt, auf deren Stirn ein weißes Milleniumsauge prangte. Dazu zwei goldene Ketten am Kragen, die wohl die komisch anmutende Kluft zusammenhielt. Ihre jeweiligen Gesichtshälften waren von einer Maske verdeckt: Lumis der Kleinere trug eine weiße Maske, während Umbra das Gegenstück in schwarz und rot sein Eigen nannte.
 

„Wo sind Tristan und Mokuba?“ Joey hatte seine linke Hand zur Faust geballt.
 

„Gemach, gemach, kleiner Wheeler. Du wirst ihnen noch früh genug Gesellschaft leisten. Wir duellieren uns. Solltet ihr gewinnen, was nahezu unmöglich sein dürfte, verraten wir euch den Aufenthaltsort eurer Freunde. Verliert ihr aber…“
 

Umbra grinste breit und stampfte mehrmals mit dem Fuß auf.
 

„Dann werdet ihr im Reich der Schatten euer Dasein fristen. Fallen eure Lebenspunkte auf null, wird die Box neben euch das Glas zersplittern lassen und eine Existenz ewiger Qualen beginnt“, beendete Lumis den Satz seines Partners.
 

Da waren tatsächlich zwei kleine Kästchen, die die Zahl 4.000 anzeigten. Mein Gefühl sagte mir, dass das hier die Herausforderung werden würde, die ich im vorigen Duell vermisst hatte. Beide wirkten jetzt schon wie ein eingespieltes Team.
 

„Dann werden wir euch mal in den Hintern treten.“ Joey ballte seine rechte Hand selbstsicher zur Faust und ließ seine Duel Disk ausfahren.
 

„Moment, wer sagt, dass wir uns auf dieses Duell einlassen? Kaiba und Yugi werden bald hier sein“, entgegnete ich und verschränkte die Arme vor der Brust.
 

„Ihr habt keine andere Wahl. Kaiba und Yugi sind zu beschäftigt. Sie kämpfen gerade um ihr Leben. Wir sind aber nicht an deinem Freund interessiert, sondern mehr an dem Ring an deiner Brust.“
 

Umbra deutete auf den Milleniumsring.
 

„Das ist egal. Ich werde mich mit David gemeinsam duellieren!“ So überzeugt hatte ich Joey schon lange nicht mehr erlebt.
 

„Ich befürchte, gegen die beiden werden wir Hilfe brauchen“, sagte ich zu Mahad.
 

„Sie sind äußerst gefährlich. Ich spüre etwas Uraltes und Mächtiges in ihrem Deck lauern.“
 

„Dann hoffen wir mal, dass wir gut genug sind.“
 

Ich ballte meine rechte Hand ebenfalls zur Faust und ließ meine Duel Disk zum Leben erwachen. Lumis und Umbra taten es mir gleich und zogen ihre Karten. Der Kleine erinnerte mich mit seiner plattgedrückten Nase und dem rundlichen Gesicht an ein vermenschlichtes Schwein. Dazu die kratzige, überhebliche Stimme…
 

„Nun denn, dann fangen wir an. Zuerst spiele ich, dann Joey, dann Umbra, dann du.“
 

„Na dann, Duell!“
 

Lumis grinste höhnisch, als er sein Blatt begutachtete.
 

„Da kommt Freude auf. Als Erstes spiele ich zwei Karten verdeckt und rufe dann gleich Alpha den Magnetkrieger im Angriffsmodus auf!“
 

Ich kannte dieses Monster. Yugi hatte es in seinem Deck. Eine Maschine, mit Schwert und Schild bewaffnet, auf dem ein Magnet prangte. Drohend schwenkte das Monster ungelenk seine Waffe und piepte dabei mechanisch. 1.400 Angriffspunkte – das war überschaubar.
 

„Das soll alles sein? Schwach. Jetzt werde ich euch mal zeigen, warum sich niemand mit Joey Wheeler anlegt. Ich lege eine Karte verdeckt ab und rufe Alligatorschwert auf, und zwar im Angriffsmodus!“
 

Alligatorschwert war stärker als Alpha, aber wir mussten auf der Hut sein. Mit den Kerlen war nicht gut Kirschen essen, und Lumis hatte bereits zwei verdeckte Karten gespielt.
 

„Der Tag wird immer besser, Lumis. Ich spiele ebenfalls eine Karte verdeckt und rufe Gamma, den Magnetkrieger aufs Feld.“
 

Zu Alpha gesellte sich Gamma, der rosane Magnetkrieger. Auf seiner Brust prangte ein blaues S und der Kragen seiner Rüstung bestand aus seinem Magneten. Zwei rudimentäre Flügel hielten das Monster in der Luft. 1.500 Angriffspunkte, mittelmäßig.
 

Mein Blatt war bescheiden. Ich hatte zwar ein vergleichsweise starkes Monster, die Rache des Schwertjägers, mit 2.000 Angriffspunkten auf der Hand, aber nichts, um gegen die verdeckten Karten vorzugehen. Gleich in der ersten Runde den Königlichen Erlass zu ziehen hätte uns viel Ärger erspart. So blieb mir nichts anderes übrig als Joeys Taktik zu verfolgen.
 

„Ich rufe die Rache des Schwertjägers aufs Feld.“
 

Vor mir erschien der furchterregende Schwertkämpfer mit dem großen Zweihänder und der Batman-Maske. Das Muskelpaket hielt die Waffe mit beiden Händen umklammert und fletschte die Zähne, während das Cape im aufkommenden Wind aufgebläht wurde.
 

„Außerdem spiele ich noch eine Karte verdeckt und beende meinen Zug.“
 

„Da sind zwei aber schon überfordert, wie mir scheint. Umbra, ich bin soweit. Spielen wir auf Nummer sicher, oder wollen wir Spaß haben?“
 

„Lumis, dieses Mal gehen wir auf Nummer sicher.“
 

„Könnt ihr zwei mal euer Kaffeekränzchen beenden, oder was ist los?“, zeterte Joey und wedelte mit seiner Faust. „Das ist ja nicht zum Aushalten.“
 

„Du hast es aber eilig ins Reich der Schatten zu kommen. Ich aktiviere die Zauberkarte Lichtschwerter. Die nächsten drei Runden könnt ihr uns nicht angreifen.“
 

Vor uns erschienen die mir bekannten und auch geschätzten Lichtschwerter, eine undurchdringliche Barriere.
 

„Dazu rufe ich außerdem noch Beta den Magnetkrieger aufs Feld.“
 

Auch der dritte Magnetkrieger erschien und hob drohend seine Magneten, die er als Waffen benutzte, in die Höhe. Mit 1.700 Angriffspunkten war deutlich stärker als Joeys Alligatorschwert, aber noch immer schwächer als meine Rache des Schwertjägers.
 

„Gemeinsam fusionieren sie zu Valkyrion, dem Superkrieger!“
 

Vor unserem Auge zerfielen die drei Magnetkrieger in ihre Einzelteile. Alpha, Beta und Gamma teilten sich, um ihre Bestandteile zu kombinieren. Alphas Schwert wanderte in eine gepanzerte Hand, während sich Betas und Gammas Schädelteile verbanden, miteinander verschmolzen und einen gelben Kopf bildeten. Gammas Flügel ragten aus dem Rücken des Superkriegers, der mit einer beängstigend hohen Angriffspunktezahl seine freie Faust ballte.
 

„Woah“, murmelte Joey. „Ich glaube, wir stecken in der Klemme.“
 

„Das ist erst der Anfang, kleiner Wheeler. Wir haben noch weit schlimmere Dinge in unserem Deck, die nur darauf warten, euch zu zerfleischen. Aber damit beende ich meinen Zug fürs Erste.“
 

Lumis genoss es, seine Überlegenheit zu demonstrieren. Wer konnte es ihm auch verdenken? Quasi aus dem Nichts hatten sie ein Wahnsinnsmonster gestampft, bei dem sogar ich mit meinen Karten stöhnte. Wenn Valkyrion wirklich nur eine von vielen Superkreaturen in ihrem Deck war, dann Gute Nacht.
 

„Okay, ich ziehe…“, sagte Joey und griff nach der nächsten Karte.
 

„Als Erstes rufe ich meinen Schwarzen Rotaugendrachen aufs Feld. Rotauge, erscheine!“
 

Es war ein wenig befremdlich, mein Monster in den Händen eines Anderen zu sehen. Natürlich war das Joeys Rotauge, das sich brüllend vor ihm aufbaute. Seine Karte, sein Beschützer, aber irgendwo versetze es mir einen kleinen Stich.
 

„Dazu lege ich eine weitere Karte verdeckt ab und beende meinen Zug.“
 

Mein Freund nickte mir zu. Unter normalen Umständen wäre das ein herausragendes Monster gewesen, zum Fürchten, doch in Anbetracht der Übermaschine vor uns – ich musste Joey einfach vertrauen.
 

„Na, dann wollen wir mal sehen, was mein Deck so hergibt. Sieh an, eine nette Karte, die ich mir für später aufhebe.“
 

Umbra grinste genauso fies wie Lumis, während er ein Monster aufs Feld rief.
 

„Also dann – ich rufe Leuchtender Abgrund im Verteidigungsmodus auf.“
 

Vor Umbra erschien eine Monsterkarte, die perfekt zu ihrem Herrn passte. Undurchschaubar, ohne wirkliches Gesicht, mit goldenen Metallflügeln und einem runden, blauen Körper. Das Wesen machte einen seltsamen Laut, wie ein schlecht geöltes Getriebe. Mit 1.600 Angriffspunkten wirkte sie ein wenig deplatziert, neben Valkyrion mit 3.500.
 

„Damit beende ich meinen Zug. Was wohl unser Ringträger aus dem Hut zaubert, hm, Lumis?“
 

„Das werden wir gleich sehen, Umbra. Sicher nichts, was es mit Valkyrion aufnehmen kann.“ Das Gackern des kleinen Giftzwergs ging mir jetzt schon auf die Nerven.
 

Meine nächste Karte war der Beauftrage der Dämonen. Ich hatte außerdem eine Fusionskarte auf der Hand. Der Schwarze Totenkopfdrache konnte es zwar in seiner Grundform nicht mit Valkyrion aufnehmen, aber vielleicht hatte Joey ja etwas in der Hinterhand, um ihn aufzupeppen. Er war jedenfalls ein besserer Schutzwall, als unsere einzelnen Monster.
 

„Als Erstes beschwöre ich den Beauftragten der Dämonen.“
 

Schillernd erschien der gehörnte Dämon mit den hervorstehenden Knochen und den nach unten gebogenen Hörnern. Grimmig bildete er mit den Klauen eine Art Trichter, der einen Blitz erzeugte.
 

„Dann fusioniere ich mein Monster mit dem von Joey um den Schwarzen Totenkopfdrachen zu erschaffen.“
 

Unsere beiden Kreaturen verschmolzen. Schwarze Panzerplatten wurden mit fauligem Fleisch ersetzt. Joeys Rotauge wuchs und wurde immer größer. Die Maserungen der Echse wandelten sich zu grünlichen Knochen, während sein Blick noch grimmiger wurde. Brüllend reckte das Wesen seinen Schädel in die Höhe.
 

„Spitzenzug, David!“
 

„Damit beende ich meine Runde.“
 

Wenn wir Glück hatten, verschaffte uns der Schwarze Totenkopfdrache ein wenig Zeit. Über kurz oder lang würde er uns aber auch nicht aus der Klemme helfen. Valkyrion war noch immer zu stark, und ich glaubte nicht, dass Lumis und Umbra logen, wenn sie behaupteten, noch stärkere Monster in ihrem Deck zu haben.
 

„Sieh an, Umbra. Ein wirklich starkes Monster. Kaiba und Yugi waren beim letzten Mal nicht so schnell, was die Teamarbeit anging, oder?“ Lumis´ Stimme triefte nur so vor Spott und Hohn.
 

„Woher denn, Lumis? Ich freue mich bereits darauf, ihren Teamgeist zu brechen.“
 

„Das wirst du nie schaffen, Großkotz. David und ich sind ein Team, genauso wie Yugi und ich!“ Joey zeigte sich kämpferisch. Eigentlich überspielte er damit nur seine eigene Unsicherheit, das wusste ich mittlerweile.
 

„Sei dir mal da nicht so sicher, Söhnchen. Was haben wir denn da? Ein weiteres Monster – ich rufe den Großen Tikki-Gott.“
 

Ein Monster mit einem dunklen Rock, mehreren Masken am Gürtel und einer schaurigen Fratze schwebte vor Lumis, der sich diebisch freute. Der Tiki-Gott wedelte mit seinen Händen herum, dass einem vom Zuschauen schwindlig wurde. Gleichstark wie Joeys Alligator-Schwert.
 

„Damit beende ich meinen Zug.“
 

„Euch gehen wohl doch die guten Monster aus, hm?“ Joey zog seine nächste Karte.
 

„Ich rufe den Flammenschwertkämpfer aufs Feld.“
 

Das war genau jenes Monster, das ich mit Joey verband. Groß, stark, mächtig, und muskulös stand der Flammenschwertkämpfer vor meinem Freund. Das orange Schwert wurde von Flammen umzüngelt, die die Klinge aufheizten.
 

„Das war es dann auch von mir.“
 

„Dein mickriger Schwertkämpfer wird dich nicht retten, Joey. Ich habe hier etwas auf der Hand, dass ihn ganz schön alt aussehen lässt. Willst du mal sehen?“
 

„Du bluffst doch nur, genauso wie du deine hässliche Fratze hinter einer Maske verstecken musst. Eigentlich hast du die Hose doch gestrichen voll.“
 

„Diese Arroganz, diese Überheblichkeit, köstlich. Wie du willst.“
 

Umbra schob eine Karte in seine Duel Disk.
 

„Ich spiele die Karte Zera-Ritual. Um sie zu aktivieren, opfere ich meinen Leuchtenden Abgrund, sowie den Großen Tiki-Gott von Lumis. Erzittert vor Zera Der Mant!“
 

Meine Augen wurden immer größer, als sich aus dem Opfer eine weitere Superbestie bildete. Das Monster erinnerte mich an Zoa, wenngleich auch deutlich furchteinflößender. Lange Krallen und Klauen verbanden sich mit einem knochigen Körper, der von schwarzem Fleisch durchzogen war. Ein spitziger Schwanz ragte unter dem Umhang hervor, der über den Rückenstacheln der Kreatur hing. Sein Schädel wirkte wie eine Mischung aus Alien und Riesenechse. Die Stirn ging gerade in den Kopf über. 2.800 Angriffspunkte starrten uns drohend entgegen.
 

„So, Ringträger – du bist dran. Der Meister freut sich schon darauf, dich persönlich kennenzulernen, nachdem du ihm so viel Ärger bereitet hast.“
 

Meister? Was?
 

„Ist Marik wieder böse geworden?“, fragte Joey und trippelte nervös auf seinem Oberarm herum.
 

„Nein, es hat sich jemand Anderer dazu entschlossen, die Raritätenjäger weiterzuführen. Du müsstest ihn gut kennen, Joey.“
 

„Was laberst du da für einen Scheiß, Alter? Ich kenne den Kerl sicher nicht, und wenn, dann würde ich ihm mal zeigen wo der Hammer hängt.“
 

„Ja, das habt ihr gemeinsam. Dieses störrische, aufbrausende.“
 

„Still, Lumis“, fiel Umbra seinem Gefährten ins Wort.
 

Ich schob etwaige Fragen und Gedanken beiseite. Wahrscheinlich wollten sie uns nur verwirren und vom Duell ablenken. Meine nächste Karte entpuppte sich als Topf der Gier, die ich auch sogleich spielte und zwei Karten nachzog. Die Zauberhüte und Salamandra. Wenn ich nur wüsste, was Joeys verdeckte Karte war. Einen Versuch war es wert, zumindest sein Alligatorschwert vor der Vernichtung zu retten. Die Lichtschwerter würden nämlich bald aufhören zu wirken.
 

„Ich lege eine Karte verdeckt ab und spiele die Zauberkarte Salamandra. Sie verschafft Joeys Flammenschwertkämpfer zusätzliche 700 Angriffspunkte.“
 

Joeys Flammenschwertkämpfer packte seine Klinge mit beiden Händen, um die sich nun eine drachenförmige Flamme bildete. Der Powerboost ließ die Angriffspunkte des Flammenschwertkämpfer auf 2.500 klettern. Ein kleiner Schub noch, und er würde zumindest Zera zerstören können.
 

„Außerdem versetze ich meine Rache des Schwertjägers in den Verteidigungsmodus und beende meinen Zug.“
 

Lumis zog seine nächste Karte und schüttelte den Kopf. „Da habe ich mir aber schon mehr erwartet. Der Meister meinte, du wärst nicht mehr als eine lästige Fliege, aber ich hatte doch auf eine kleine Herausforderung gehofft. Ich passe.“
 

„Die Herausforderung kommt schon noch, Kuttenträger. Ich spiele eine weitere Karte verdeckt und beende meinen Zug.“
 

Zwei verdeckte Karten. So wie ich Joey einschätzte, befanden sich darunter entweder die Teufels- oder Engelswürfel und der Kettenbumerang, oder beide Würfelkarten. Wenn wir gut würfelten, und die Karte mit dem Totenkopfdrachen verbanden, hatten wir eine Chance, Valkyrion in die Knie zu zwingen.
 

„Na denn, dann schauen wir mal, was ich sonst so noch hervorzaubern kann.“
 

Sie spielten mit uns, das war mir klar. Wir waren nicht Kaiba und Yugi. Uns musste schnell ein Plan B einfallen, falls der Totenkopfdrache in die Knie ging.
 

„Oh, Lumis, ich freue mich. Bald wird auch unser drittes Supermonster erscheinen, und dann zermalmen wir sie. Ich rufe Melchid, Bestie mit vier Gesichter im Verteidigungsmodus auf.“
 

Ein Zusammenschluss aus vier schaurigen Maskenfratzen drehte sich vor uns im Kreis und lachte, stöhnte, weinte und schrie dabei in einer Tour. Sicher ein weiteres Opfer für das nächste Monster. Ihre Decks ergänzten sich perfekt. Lumis wusste, was Umbra als Nächstes tun würde, und umgekehrt. Ich kannte Joey, und er mich, aber uns fehlte dieses Maß an Vertrauen. Energisch schüttelte ich den Kopf. Nein, ich vertraute meinem Freund und Duellpartner, wie ich es auch sonst tat. Ich brauchte etwas Starkes, oder die Exodia, die auf sich warten ließ. Wahrscheinlich hatten Lumis und Umbra sogar dafür Vorkehrungen getroffen. Meine nächste Karte waren die Drachenklauen. Das war zumindest etwas.
 

„Ich spiele die Karte Drachenklaue – sie verstärkt unseren Schwarzen Totenkopfdrachen um 600 Punkte. Damit ist er eurem Valkyrion überlegen.“
 

Schnaubend beobachtete der Drache, wie seine scheußlich anmutenden Krallen mit dicken Metallklauen überzogen wurden. Mit 3.800 Angriffspunkten war er das stärkste Monster auf dem Feld, doch das konnte sich bald wieder ändern.
 

„Mir schlottern die Knie, dir nicht auch, Umbra? Dann werden wir ihnen mal diesen Zahn ziehen. Ich rufe Sagi den Dunklen Clown auf, um ihn auch sogleich wieder zu opfern, gemeinsam mit dem Monster meines Mitspielers, um unser letztes Supermonster aufs Feld zu rufen. Erzittert vor der Maskierten Bestie Des Guardius!“
 

Und das dritte Supermonster erschien auf dem Feld. Ein rudimentär humanoider Körper mit dunkelfarbigen, klauenartigen Beinen, einem orangenen Oberkörper, dunklen Armen mit messerscharfen Krallen und drei Köpfen, jeder davon mit einer ausdruckslosen Maske versehen. Wir sahen uns nun drei Monstern gegenüber, die alle entweder an der 3.000er Marke kratzten oder deutlich darüberlagen. Nach meinem Zug würden sich die Lichtschwerter verabschieden und alles bis auf unser Totenkopfdrache vernichtet werden.
 

„Nett, aber unser Drache ist noch immer stärker als eure Monster. Ich versetze mein Alligatorschwert in den Verteidigungsmodus beende damit meinen Zug.“
 

„Ah, euer Drache ist Schnee von gestern. Pass auf!“
 

Umbra drückte einen Knopf an seiner Duel Disk und drehte seine verdeckte Karte auf.
 

„Das hier nennt sich die Maske der Brutalität. Sie erhöht die Angriffspunkte eines unserer Monster um 1.000. Ich wähle natürlich Valkyrion aus.“
 

Die Maske der Brutalität entpuppte sich als eine Art Tikki-Maske, mit einem reißzahnbewährten Maul, der Hände aus den Augen wuchsen. Sofort legte sie sich auf Valkyrion, der kurz daran zerrte, sogleich aber nachgab und mit Elektrizität aufgeladen wurde. Er hatte jetzt 4.500 Angriffspunkte – ein Monster vom Kaliber von Kaibas Ultradrachen.
 

„Gut, ich muss 1.000 Lebenspunkte pro Runde bezahlen, damit ich sie aufrechterhalten kann, aber, dafür ist mein Teampartner ja da, oder, Lumis?“
 

„Natürlich Umbra. Ich aktiviere die Zauberkarte „Maskierte Puppe“. Damit müssen wir nichts zahlen. Hach, wie Valkyrion diese Maske steht, oder?“
 

„Ihr beide seid völlig krank“, maulte Joey und ich bereitete mich auf den nächsten Zug vor. Ich hatte nichts in meinem Deck, das es mit diesem Ding aufnehmen hätte können. Der aufgepowerte Valkyrion hätte sogar Yugi und Kaiba Schwierigkeiten bereitet. Dazu noch dieses Des Guardius Monster und Zera. Es sah wirklich nicht gut aus.
 

„Ich passe“, sagte ich zähneknirschend. Mit den Zauberhüten würden wir wenigstens eine Runde überstehen können, hoffte ich zumindest.
 

„Ouh, jetzt ist es so weit.“
 

Die Lichtschwerter verblassten, während sich Lumis über die Lippen leckte.
 

„Zeit, anzugreifen, aber vorher…“ Er zog seine nächste Karte und legte sie sogleich auf die Duel Disk.
 

„Riesen-Trunade. Sämtliche Zauber und Fallenkarten wandern wieder auf die Hände ihrer Besitzer zurück. Nun, meine Lieben, es dauert nicht mehr lange, und der Ring wird uns gehören.“
 

Joey und ich hielten uns die Arme vors Gesicht, als der tosende Wind unsere verdeckten Karten wieder in unsere Hände zurückbeförderte. Jetzt saßen wir wirklich in der Klemme.
 

"Nun spiele ich die Maske der Brutalität aus - gut, dass wir zwei davon haben."
 

Valkyrion wurde wieder mit einer Maske überzogen, und seine Angriffstärke erhöhte sich wieder um 1.000 Punkte.
 

„Na dann, Valkyrion – greif an! Vernichte den Schwarzen Totenkopfdrachen mit einem Hieb deines Schwertes!“
 

Laut piepend setzte sich der maskierte Valkyrion in Bewegung und lud sein Schwert mit Elektrizität auf. Mit einem schmatzenden Geräusch fraß sich die Klinge in unseren Totenkopfdrachen, der kreischte und in tausend Teile zersplitterte.
 

„Scheiße“, murmelte Joey und ächzte schwer, genauso wie ich, als uns ein ordentlicher Batzen Lebenspunkte abgezogen wurde.
 

„Und nun, Maskierte Bestie Des Guardius, kümmere dich um Joeys Flammenschwertkämpfer.“
 

Mit einem einzigen mächtigen Krallenhieb hauchte Joeys Schwertträger sein Leben aus. Wieder ein Haufen Lebenspunkte. Jetzt stand da nur noch ein Alligatorschwert zwischen Sieg und Niederlage von Joey.
 

„Ich denke das reicht für den Anfang. Du bist dran, kleiner Wheeler.“
 

„Davon lasse ich mich nicht aufhalten“, keuchte Joey und riss seine nächste Karte aus dem Deck.
 

„Ich spiele den Zauberer der Zeit. Zeitroulette, los!“
 

Der uhrenförmige Magier zeigte mit seinem Stab in die Luft und der Zeiger im Szepter wanderte zwischen Totenkopf- und Zeitsprungefeld hin und her. Wenn wir Glück hatten, wären damit sämtliche Probleme gelöst.
 

„Alles von einem Zug abhängig machen, du Narr“, spottete Umbra und verschränkte die Arme vor der Brust, während wir angespannt warteten, wo das Zeitroulette stehen blieb. Und die Entscheidung fiel auf…
 

„Ein Totenkopf, wie schade“, lachte Lumis lauthals.
 

Am Himmel bildete sich ein waberndes Loch, in das meine Rache des Schwertjägers, genauso wie Joeys Alligatorschwert gezogen wurden. Jetzt waren wir vollends schutzlos und würden den nächsten Angriff nicht überstehen.
 

„Die vernichten sich selbst, das ist ja goldig“, stimmte Umbra in das Lachen seines Partners mit ein.
 

„S-Sorry, ich habe es verbockt“, stöhnte Joey, der sich im letzten Moment davor bewahren konnte, mit dem Gesicht auf dem Glasboden aufzuschlagen. Er hing mehr, als dass er stand, auf seinem Platz. „I-Ich spiele noch eine Karte verdeckt und beende meinen Zug.“
 

Wir hatten nur mehr 1.750 und 2.300 Lebenspunkte. Nun war Umbra an der Reihe und würde entweder Joey oder mich vernichten. Damit war das Duell gelaufen.
 

„Nun denn – Zera, greif an. Vernichte unseren Ringträger!“
 

Wild kreischend stürzte sich das Monster auf mich, die Klaue drohend erhoben. Ich schloss meine Augen und drehte den Kopf zur Seite.
 

„Teufelswürfel“, presste Joey hervor und drehte seine verdeckte Karte auf.
 

„Was?“, riefen Lumis und Umbra verärgert im Chor.
 

„Wenn, wenn wir eine Sechs würfeln, bleibt David im Spiel.“
 

Joeys Stimme klang entsetzlich schwach. Ich traute mich noch immer nicht hinzusehen. Vor meinem geistigen Auge zog mein Leben vorbei. Ich dachte an Yugi, Mokuba, meine Großeltern, Joey, sogar an Kaiba, die Clique, in der ich so freundlich aufgenommen worden war, Shin… Keinen würde ich wiedersehen. Ich hatte Yugi enttäuscht, genauso wie Kaiba und Mahad.
 

„Das gibt es doch nicht“, schrie Lumis erbost auf.
 

Der Krallenhieb zwang mich auf die Knie. Gefühlt tausend Messer bohrten sich in meinen Körper und rissen grob daran. Schwer atmend fing ich meinen Sturz mit den Händen ab. Jeder Atemzug löste ein Stechen in der Brust aus. Ich öffnete die Augen und wartete darauf, dass der Boden unter mir nachgeben würde, doch das tat er nicht.
 

„100 Lebenspunkte hat er noch. Die haben mehr Glück als Verstand.“ Umbra schüttelte den Kopf und knurrte laut.
 

"Ich spiele Maskierte Puppe, damit Lumis nicht 1.000 Lebenspunkte zahlen muss und beende meinen Zug."
 

„David? Alles okay bei dir?“ Joey klang nicht viel besser, als ich mich fühlte. Wenn es so weiterging, würde das wirklich mein letzter Zug werden. Wieso war Kaiba auf die bescheuerte Idee gekommen, die Hologramme Schmerzen übertragen zu lassen?
 

„Es…geht…schon“, presste ich hervor und keuchte laut. Nicht nur mir ging es dreckig, sondern auch Mahad, dessen Präsenz immer schwächer wurde.
 

„Komm schon, Herz der Karten“, betete ich und griff zitternd nach der nächsten Karte, die über Fortbestehen oder Niederlage entscheiden würde.
 

„Ich rufe…ich rufe…“ Meine Finger waren taub. Mir fiel die Karte fast aus der Hand. Den restlichen Satz sparte ich mir und tat einfach instinktiv, was richtig war.
 

„Das kann doch nicht sein.“ Lumis stampfte wütend mit dem Fuß auf. „Der Kleine hat den Schwarzen Magier gezogen!“
 

In oranger Rüstung, mit grünem Stab, die Arme vor der Brust verschränkt, stand mein Schwarzer Magier vor mir. Die grau-weißen Haarsträhnen ragten aus seinem Helm hervor. Furchtlos betrachtete er seine Kontrahenten, die ihm allesamt überlegen waren.
 

„Na und? Was macht das schon“, tat Umbra meinen Zug unwirsch ab.
 

„I-Ich bin noch nicht fertig. J-Jetzt spiele ich die Z-Zauberhüte.“
 

Ein überdimensionaler Zylinder mit einem gelben Fragezeichen stülpte sich über meinen Schwarzen Magier. Sofort entstanden fünf Kopien, die sich über dem Spielfeld aufbauten. Jetzt war es eine Glücksfrage.
 

„Du Hohlkopf!“, schimpfte Lumis. „Hättest du Joey angegriffen, wäre das Duell gelaufen.“
 

„Hättest du besser gespielt, wären beide besiegt“, wehrte sich Umbra.
 

Ihr Teamgeist bröckelte. Das war unsere Chance. Nun lag es wirklich an Joey uns herauszureißen.
 

„Hach, egal. Valkyrion, Maskierte Bestie Des Guardius, die beiden äußeren Hüte angreifen.“
 

Ich konnte nicht einmal mehr den Kopf heben, um zu schauen, wie beide Zauberhüte aufgeschlitzt wurden. Mein Schwarzer Magier befand sich in der Mitte. Schwein gehabt.
 

„Das ist doch zum Haare ausreißen!“
 

„Tja, nun ist es wohl an mir“, murmelte Joey und zog.
 

„Zeit euch mal ein paar Manieren beizubringen. Niemand verletzt meine Freunde ungestraft.“
 

„Was willst du schon gegen unsere Supermonster ausrichten, Kleiner?“ Umbra klang nicht mehr ganz so selbstsicher, wie vorhin.
 

„Ich rufe mein mächtigstes Monster – Gilford der Blitz, erscheine!“
 

Was genau passierte, konnte ich nicht sagen, nur, dass eine männliche Stimme einen Kampfschrei ausstieß und Lumis und Umbra lauthals fluchten.
 

„Das war es dann wohl mit euren Monstern. Gilfords besondere Fähigkeit zerstört sämtliche gegnerischen Monster auf dem Feld. Ich würde sagen, wir haben die Nase damit vorne. Hast du gehört, David? Wir gewinnen!“
 

Mir tat jeder Knochen im Leib weh. Ich mobilisierte alle verbliebenen Kräfte, um mich wieder auf die Beine zu drücken und tief durchzuatmen. Joey hatte nicht gelogen: Ein Krieger mit prunkvollem Schwert bewaffnet, stand vor ihm. Von den Superbestien fehlte jede Spur. Gilford war sogar stärker als mein Schwarzer Magier.
 

„Und jetzt, Gilford – direkter Angriff auf Lumis´ Lebenspunkte. Das hast du davon, dass du uns ausgelacht hast, kleiner Zwerg.“
 

Lumis schrie lauthals, als die Schwertklinge ihn traf. Er keuchte ähnlich wie ich, sah aber noch ein ganzes Stück lebendiger aus.
 

„Das wirst du mir büßen.“
 

Wenn wir Umbras Zug noch überstanden, würde ich mit meinem Schwarzen Magier Lumis ausschalten können und das Duell wäre gelaufen.
 

„Ich denke, Lumis, das werde ich für dich übernehmen.“
 

Umbra starrte auf seine Karte und sah mich unheilvoll an. „Mit dieser Karte kann uns nichts mehr gefährlich werden. Seht und staunt, eine Macht, wie ihr sie noch nie zuvor gesehen habt!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Satra0107
2020-07-14T18:18:53+00:00 14.07.2020 20:18
Ein Doppelduell - das ist ja cool.
Und sehr gut von dir durchdacht.
Bin gespannt was da auf die beiden zukommt.
Antwort von:  SuperCraig
16.07.2020 00:42
Danke, das freut mich.

Doppelduelle sind in der Regel ein wenig problematischer, weil für vier Leute gedacht werden muss. Also es geht vor allem um die Wechselwirkung der Zauber- und Fallenkarten :D. Aber scheint ja gut geklappt zu haben. ;)


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