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Trost nach einem Alptraum

Ich wachte schweißgebadet im Gästezimmer der Kaibavilla auf. Das schwache Licht der Nachttischlampe blendete mich. Ich hatte wohl geschlafen. Nein, das konnte nicht stimmen – ich lag in Joeys Armen. Dieser war kreidebleich. „David?“ fragte er leise und strich mir die verschwitzten Haarsträhnen aus dem Gesicht. Ich stöhnte leise. Mein Kopf fühlte sich an, als wollte er gleich zerplatzen. „H-Hm?“ antwortete ich schwach. Meine Lippen waren rissig und trocken und jeder Knochen in meinem Körper schmerzte.
 

„Sch, alles ist gut“ hauchte mein Freund und wiegte mich in seinen Armen hin und her. Ich schloss wieder die Augen und genoss die Geborgenheit. Nach einer Weile war es mir wieder möglich, leise zu sprechen. „J-Joey? Was, w-was ist passiert?“ erkundigte ich mich. Meine Kehle brannte wie Feuer. Sollte ich nach Wasser fragen? Träumte ich noch immer? „Das weiß ich leider auch nicht. Du hast geschrien wie am Spieß und heftig gekrampft. Mit einem Mal bist du heiß geworden, so als ob du hohes Fieber hättest.“ Geschrien? Gekrampft? „Und dann…“ Joey brach ab, was mich dazu bewog, flatternd die Augen zu öffnen. Mein Freund machte ein betretenes Gesicht.
 

„Du hast jetzt dieses verfluchte Ding“ flüsterte er und atmete tief durch. Ich brauchte einige Momente, bis ich realisierte, was er meinte. Tatsächlich, auf meiner nackten Brust ruhte der Milleniumsring, so als ob er schon immer dorthin gehört hätte. „Wie? Was? Der gehört doch Bakura?“ Joey hob die Schultern an und antwortete niedergeschlagen: „Das ist das Gleiche wie mit Yugis Puzzle oder den anderen Milleniumsgegenständen. Sie suchen sich ihren Träger aus, nicht umgekehrt.“ Langsam ließ er mich ins Bett zurücksinken, nur um mir ein Glas Wasser an die Lippen zu halten. In meiner Gier verschluckte ich mich. Prustend bemühte ich mich, die Flüssigkeit im Mund zu behalten. Als ich mich einigermaßen beruhigt hatte, griff ich nach Joeys Hand und drückte diese fest. Der Blonde mied meinen Blick, erwiderte die Geste aber.
 

„Joey? Du glaubst das alles, oder? Von den früheren Leben, von diesen Milleniumsdingern – das ist alles real?“ Mein Freund senkte den Blick ein wenig und nickte dann. „Bakura hatte sehr unter dem Milleniumsring zu leiden.“ Ich wollte Joey beruhigen, konnte es aber nicht. Wenn diese Träume, diese Visionen, sogar Mahad, alles wirklich real war, dann… „Schatz?“ Ich streckte meine Hand langsam und zittrig nach ihm aus und legte sie auf seine Wange. Seine Augen waren voller Kummer und Schmerz, als er mich ansah. „Dieser Ring, er, ich glaube er gehört zu mir, nicht zu Bakura. Er hat auf mich anders reagiert als auf ihn.“ Joey nickte schwach und strich mir durchs Haar: „Ich hoffe es.“
 

Meine Arme schlangen sich um Joeys Nacken und zogen ihn, unter ordentlicher Mithilfe seinerseits, zu mir herab, wo sich unsere Lippen trafen. Ich konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Mir war das alles zu viel. Was ich vor Wochen noch für Märchen und Aberglauben gehalten hatte, schien mit einem Mal real zu sein. Ich war ein Teil davon, genauso wie Joey und alle anderen. Wir kannten uns von früher. War es Schicksal gewesen, erneut zusammenzufinden?
 

Joey lehnte sich in den Kuss und streichelte mir über den Rücken, stützte mich, um mir diesen Moment so einfach wie möglich zu gestalten. So hatte Christopher auch Elias gehalten, als dieser im Sterben lag. Seine Züge wirkten damals so glücklich – anscheinend hatte die Liebe Jahrhunderte später wieder zueinandergefunden. Vorsichtig löste sich Joey von mir und lächelte schief, während sein Daumen einige meiner Tränen wegwischte. „Erinnerst du dich an dein früheres Leben, Joey?“ Ein stummes Kopfschütteln seinerseits beantwortete meine Frage.
 

„Würdest du glauben, dass es Schicksal war, dass wir uns gefunden haben?“ Dieses Mal nickte er, wobei das Lächeln ein wenig ehrlicher und breiter wurde. „Ja, daran glaube ich. In dieser kurzen Zeit, die wir uns kennen, war und bin ich glücklicher, als ich es jemals zuvor gewesen bin.“ Ich musste unweigerlich den Kopf zur Seite drehen, um die Schamesröte in meinem Gesicht zu verbergen. Warum wusste ich selbst nicht. „Joey? Versprichst du mir zuzuhören, und mir erst dann an den Kopf zu werfen, dass ich spinne?“ Ein leises Glucksen seitens meines Freundes ließ mich weitersprechen. „Joey, ich habe heute gesehen, dass wir uns bereits einmal getroffen haben, wir alle. Sogar Kaiba. Du und ich, wir, ich glaube wir haben uns bereits einmal geliebt.“
 

Joey schwieg und beobachtete mich ruhig während meiner Erzählung. „Wir haben damals natürlich anders geheißen. In England. Dein Name war Christopher und meiner Elias. Beide trennten sich aber Jahre vor meinem Traum. Dieser Christopher hatte Elias verraten und bestohlen. Kannst du dir denken, was er ihm genommen hat?“ Joey dachte kurz nach und nickte dann: „Eine Karte, die uns beide verbindet, oder?“ Ich nickte meinerseits. „Mehr noch. Er hat ihm Teile eines ganz mächtigen Monsters gestohlen. Eines, das so mächtig war, dass man es unmöglich kontrollieren konnte.“
 

Mein Freund senkte erneut den Blick und streichelte mir wieder über den Rücken. Nach einer kurzen Zeit des Schweigens fuhr ich fort: „Der Kaiba von damals hatte euch mit dem Ultradrachen in die Ecke gedrängt. Christopher, nein, du, hast mir die Karten zurückgebracht. Nach einem Duell mit Kaiba habe ich die Bestie erweckt. Sie hat alles ausradiert, das gegnerische Heer, den Ultradrachen. Der Himmel verdunkelte sich, und es schien Blut zu regnen, während mir das Leben entglitt.“ Ich atmete tief durch und schloss die Augen. Ich konnte mich mit einem Mal an Einzelheiten erinnern, die ich definitiv nicht in dem Traum erlebt hatte. „Langsam wich das Leben aus meinem Körper. Es waren keine Soldaten da, die man opfern konnte. Ich wollte nicht, dass ihr, dass du stirbst. Da habe ich mich selbst geopfert. Ich durfte nicht scheitern.“ Joey legte mir den Finger auf die Lippen und hinderte mich am Weitersprechen.
 

„Ich kenne diese Geschichte.“ Ich öffnete die Augen und starrte meinem Freund verwirrt entgegen. „Ich selbst besitze nur flüchtige Erinnerungsfetzen, die ich in der Regel als Alpträume abtue. Yugi kann sich aber an seine früheren Leben erinnern. Du bist in meinen Armen gestorben, als alter, schwacher Mann.“ Mir dämmerte allmählich, warum Joey manchmal so verschlossen war. Vorsichtig schob ich seinen Finger beiseite. „Joey – was damals gewesen ist, muss nicht heute erneut passieren. Wir sind noch halbe Kinder, haben alltägliche Probleme wie Schule und Stress mit unseren Eltern. Diese Geschichte wird sich nicht wiederholen, versprochen.“ Ich zog ihn näher zu mir heran und drückte mich an ihn.
 

Joey umarmte mich, während er die Decke über uns zog. „Wir haben uns alle versprochen, dass wir im nächsten Leben Freunde werden. Das ist so eingetreten. Wir haben wieder zueinandergefunden. Kaiba gehört auch zu unserer Gruppe, genauso wie Mokuba. Mach dir keine Sorgen und vor allem keine Vorwürfe, ja?“ Ich spürte Joeys Lippen auf meiner Stirn, bevor er das Licht ausknipste. „Versuche jetzt zu schlafen.“ Ich nickte geistesgegenwärtig und schlief kurze Zeit später, erschöpft, wieder ein.



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