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Nachts in den Dünen

von

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Prolog

Eine Insel abseits des Festlandes, so weit draußen, dass keine Brücke gebaut werden kann; selbst Schiffe benötigen zwei Stunden um sie zu erreichen. Eine Insel, den Naturgewalten ausgeliefert, genau wie die Bewohner.

Ebbe und Flut spielen mit den Sandbänken, formen sie oder tragen sie fort. Möwen rufen über die Dünen, der Wind streicht durch das hüfthohe Gras. Natur beherrscht die Insel.

Jeder Mensch der dort lebt, gehört ein und demselben Clan an. Sie sind Fremden nicht feindlich gesinnt, legen aber großen Wert auf ihre Gemeinschaft. Besucher sind gern gesehen, doch wenn sich das Jahr dem Ende neigt, hat jeder Fremde die Insel zu verlassen.

Die meisten tun das freiwillig. Der Winter ist keine angenehme Zeit, draußen auf See. Sturm fegt durch die Gassen, lässt einen an den besonders schlimmen Tagen keinen Schritt vorwärtskommen. Regen peitscht gegen Fenster und Fassaden.

Stoisch strahlt der Leuchtturm den Schiffen den Weg. Er trotzt der wütenden Natur, er trotzt den Elementen und auch dem Nebel. Stein um Stein erhebt er sich den grauen Himmel, hoch und majestätisch steht er im Zentrum des Ortes.

Das Dorf ist der einzige Ort auf der Insel, lediglich eine Handvoll Höfe befindet sich noch verstreut in der wilden Natur. In den Wintermonaten kommt nur einmal in der Woche ein Schiff, wenn das Wetter es zu lässt. Die Bewohner sind also auf sich gestellt. Ein weiterer Grund, warum Fremde in dieser Zeit nicht auf der Insel gewollt sind.

Der schwerwiegendste Grund ist ... Klaasom.

Ankunft

Die Überfahrt ist der Horror. Die Wellen sind meterhoch und das Schiff rollt unaufhaltsam von der einen zur anderen Seite. Nichts ist zu sehen. Himmel, Meer, alles schwarz. Die Welt hat sich aufgelöst, es existiert nur das Schiff in unendlich wirkender Schwärze.

Kakashi, Yamato, Naruto und Sakura hocken unter Deck. Ihnen steht Sorge und ... nun ja, auch Übelkeit in die Gesichter geschrieben.

„Sai hat es gut“, nuschelt Naruto. Er hält sich die Hand vor den Mund und rülpst unterdrückt. Seine Gesichtsfarbe hat einen leichten Grünton.

Der gute Sai ist in Konohagakure geblieben, genauer im Krankenhaus. Er hat sich bei der letzten Mission schwer verletzt. Eigentlich sollte das komplette Team bis zu seiner Genesung im Dorf bleiben, aber ein dringender Notruf von einer Insel hat die Hokage erreicht. Ein Team ist in Schwierigkeiten und braucht dringend Unterstützung. Nun sitzt Team Kakashi hier und hofft, dass sie es schaffen, bevor das Schiff unter der Last von Wellen und Wind zerbricht.

Die Tür springt auf. Gicht und Sturm drängen unter Deck, gefolgt vom Kapitän. „Wir müssen den Kurs ändern“, brüllt der Mann und drückt mit aller Kraft die Tür wieder zu. Das wütende Tosen wird dumpfer.

Kakashi sieht auf. Selbst er wirkt ... ungesund. „Kurs ändern?“

Schnaufend lässt sich der Kapitän am Tisch nieder, um den das Team sitzt. „Hai. Wir schaffen es nicht bei dem Sturm.“

„Und wir machen jetzt was?“, hakt Yamato nach.

„Wir steuern die nächstgelegene Insel an.“ Die Stimme des Kapitäns hat einen eigenartigen Unterton, sie wirkt bedrückt.

Kakashi horcht auf. „Gibt es ein Problem mit der Insel?“

„Nun. Fremde sind auf der Insel willkommen. Nur ... Nur nicht im Winter.“ Unsicher massiert sich der Seemann den Nacken. „Der Clan der dort lebt bleibt im Winter lieber unter sich. Es ... Es gibt wilde Gerüchte.“

„Gerüchte?“ Fragend hebt Sakura die Augenbraue.

„Gerüchte eben“, flüstert der Kapitän gedankenverloren.

„Wir haben keine andere Möglichkeit?“, fragt Yamato nach.

„Nein.“
 

Eine halbe Stunde später

Die Mannschaft braucht zwei Anläufe. Die Wellenbrecher beruhigen das Wasser zwar, aber dennoch rollt der Kahn gefährlich. Eine falsch eingeschätzte Welle und das Unglück wäre nicht mehr abzuwenden, doch die eingespielte Mannschaft arbeitet Hand in Hand. Das Schiff legt an und wird vertäut.

Das Team steht auf dem Deck, die Regenmäntel fest um die Körper gezogen. Obwohl am Pier befestigt, bewegt sich der Kahn immer noch; auf, ab, hin und her.

„Wir müssen vom Schiff! Es ist zu unsicher hier“, brüllt der Kapitän gegen den tosenden Sturm.

Die Konoha-Nin nicken.

„Ich habe das Clanoberhaupt kontaktiert. Er erlaubt uns, in seinem Haus zu bleiben, bis das Wetter uns die Weiterreise ermöglicht.“

Nacheinander verlassen alle das Schiff. Glücklicherweise ist Yamato wachsam. Naruto verschätzt sich und rutscht weg. Im letzten Moment lässt der Braunhaarige einen Balken aus dem Holzschiff wachsen und fängt den Uzumaki ab.

Kurz sammeln sich alle in einem kleinen offenen Bahnhof. Der Sturm pfeift über das Gebäude hinweg und reißt am Reetdach.

Sakura mustert ihren Teamkameraden. „Idiot.“

„Hey!“, beschwert sich Naruto zunächst, senkt aber betreten den Kopf, als er den tadelnden Blick von Yamato auf sich spürt.

„Wir müssen zum Dorf laufen“, erklärt der Kapitän.

Sakura dreht sich um und runzelt die Stirn. Vom Bahnhof weg führen Schienen Richtung, wohin auch immer. „Ähm.“

„Da kommt jetzt nichts“, erklärt einer der Matrosen. „Der Zug fährt nur, wenn eine Fähre kommt. Eine halbe Stunde bevor sie anlegt fährt die Bahn vom Dorf hierher und eine halbe Stunde danach wieder zurück.“

„Los jetzt.“ Der Kapitän geht voran.

Kakashi und sein Team folgen ihm und den zwei Matrosen durch die Dunkelheit.

Ein grob befestigter Weg führt vom Hafen weg. Holzbohlen verhindern, dass man zu tief in den Sand einsinkt. Der Wind faucht über die Dünen, die sich rechts und links neben dem Weg befinden. Er zerrt an den Besuchern, speit ihnen feinen Sand in die Gesichter und schreit ihnen sein Ungemach über ihre Anwesenheit in ihre Ohren.

„Was ist das?“, schreit Naruto und deutet in die Ferne.

„Der Leuchtturm“, antwortet einer der Matrosen.

In der Finsternis leuchtete immer wieder ein Licht auf. Es scheint zwischen Himmel und Erde zu schweben. Der Lichtkegel wandert immerzu im Kreis. Er erhellt Dünen und Weg diffus im vorgegebenen Takt.

Mühsam kämpfen sie sich ihren Weg zum Dorf. Langsam tauchen die ersten spärlich beleuchteten Häuser auf. Links neben ihnen finden die Schienen ebenfalls den Weg zum Dorf.

Kakashi bleibt kurz stehen und sieht sich um.

„Senpai?“

„Ich glaube wir werden beobachtet.“

Yamato folgt dem Blick des Grauhaarigen. Dünen, Gras und Gebüsch. Doch tatsächlich scheint da noch etwas zu sein. Auch Yamato hat das Gefühl, dass sich in der Dunkelheit etwas versteckt.

Die Männer drehen sich um und schließen wieder zur Gruppe auf. Hinter ihnen erhebt sich scheinbar eine der Dünen und verschwindet.
 

Zwischen den Gebäuden steht ein Schatten. Der Kapitän hält zielsicher auf diesen zu. Angekommen streckt er ihm die Hand entgegen. Der Schatten erwidert die Geste und winkt dem Trupp, damit er ihm folgt.

Angestrengt setzen sie ihren Weg fort. Zwischen recht massiven Häusern hindurch bewegen sie sich auf den Leuchtturm zu. Schritt um Schritt stemmen sie sich der Natur entgegen. Sie überqueren einen kleinen Platz, mühen sich an einer steinernen Säule vorbei, nur um wieder in einer schmalen Gasse zu verschwinden. In regelmäßigen Abständen erhellt der Leuchtturm ihren Weg, taucht das Dorf in schemenhaftes Licht.

Aus der Gasse heraus stehen sie auf einem anderen Platz. Erheblich größer wie der erster, ist dieser Rund und die abgehenden Wege lassen ihn Sternförmig wirken. In der Mitte des Platzes erhebt sich der majestätische Leuchtturm.

Mit großen Augen starren Naruto und Sakura die glatten Wände hinauf. Schier endlos erhebt sich der Turm in den sturmgebeudeltenden Nachthimmel.

Sakura packt Naruto am Arm und zerrt ihn weiter.

Neben einem der abgehenden Wege verschwindet der Schatten in einem Haus. Der Kapitän und die Matrosen folgen, anschließend Kakashi und sein Team.

Schlagartig umfängt Wärme den durchgefrorenen Trupp. Eine Frau in den Vierzigern eilt herbei, die Arme mit einem Stapel Handtücher beschwert. Hastig legen alle ihre Regenmäntel und Jacken ab. Dankend nimmt sich jeder eines der Handtücher und geht weiter in das Innere des Hauses.

Der Schatten entpuppt sich als Mann ende Vierzig. Er ist nicht ausgesprochen groß oder klein. Das Gesicht ist gegerbt von Wind und Wasser, die grauen Augen strahlen klar und jugendlich. Das kurze schwarze Haar steht wild in alle Richtungen ab. Wortlos deutet er mit der Hand auf den Boden vor dem Kamin, Sitzkissen und Decken liegen dort bereit.

Der Kapitän verbeugt sich und spricht seinen Dank aus. Kakashi und Yamato setzen sich, ziehen sich je eine Decke um die Schultern, Sakura tut es ihnen gleich. Naruto stolpere hastig nach vorn und rafft die übrigen Decken zusammen und rollt sich regelrecht darin ein. Wütend funkelt Sakura ihren Teamkameraden an, dieser funkelt trotzig zurück. Ihm doch egal, er friert fürchterlich, als ob der Sturm alle Wärme aus seinem Körper vertrieben hat.

Die Frau taucht wieder auf. Das lange braune Haar hat die Hausherrin zu einem lockeren Zopf gebunden. Im Gegensatz zu ihrem Mann, der recht sehnig und drahtig wirkt, ist die Frau eher etwas rundlich. Sie lächelt freundlich ... und dennoch ziert eine Sorgenfalte ihre Stirn, als ihre hellen Augen Sakura erblicken.

„Meine Frau, Banken“, stellt das Clanoberhaupt sie vor und wendet sich anschließend direkt an sie. „Sei so gut und setzte Tee auf.“

Banken nickt. Nach einem weiteren besorgten Blick Richtung Sakura verschwindet sie.

Der Schwarzhaarige Mann blickt Aufmerksam in die Runde. „Mein Name ist Iwao, ich bin der Dorfälteste.“

Reihum stellen sich alle vor.

„Ich danke auch. Wir sind uns bewusst, dass wir Unannehmlichkeiten bereiten“, fügte Yamato noch an.

Iwao brummt, sein Blick auf Sakura gerichtet.

Der Kunoichi ist das Ganze unangenehm. Kakashi und Yamato tauschen unbemerkt Blicke. Lediglich Naruto bemerkt nichts. Er ist in seinem Decken-Kokon eingehüllt und beginnt in das Land der Träume abzudriften.

„Wie alt bist du, Sakura?“, fragt der Dorfälteste. Seine grauen Augen bohren sich geradezu in die junge Frau.

Fragend wendet die Kunoichi ihren Blick Kakashi zu, dieser nickt kaum sichtbar.

Eine drückende Stimmung herrscht hier und er ist sich sicher, dass nicht der Sturm daran schuld ist. Auf dem Weg vom Hafen zum Dorf hat er es bereits gespürt. Aufgestellte Nackenhaare und angespannte Muskeln, als würde sich zwischen Sand, Gras und Dunkelheit etwas herumdrücken, eine bedrohliche Energie, etwas, was der Sturm nicht hinfort wehen kann.

Sakura schluckt ihr Unwohlsein runter. „Ich bin 17 Jahre.“

Wieder brummt Iwao. Seine Stirn legt sich in Sorgenfalten. Die Stimmung scheint noch mehr zu kippen. Der Kapitän will gerade ansetzten etwas zu sagen, als Banken den Raum betritt. Sie trägt einen Teekessel und einen Weidenkorb in dem sich Tassen befinden. Trinkgefäße und das Heißgetränk werden stillschweigend verteilt.

Iwao erhebt sich. „Ihr könnt den Raum hier nutzen. Meine Frau und ich sind in der oberen Etage.“ Banken ist bereits verschwunden, das Clanoberhaupt folgt ihr. Im Türrahmen bleibt er stehen und dreht sich um. „Verlasst das Haus nicht. Es könnte Lebensgefährlich sein“, mahnt er seine Gäste, den Blick in der Runde umherschweifend. Kurz bleiben seine Augen an Sakura hängen, dann geht er und schließt die Tür.

„Was in Kamis Namen?“ Sakura schwankt zwischen Angst und Wut. Scheinbar hat der Dorfälteste ein Problem mit ihr, und seine Frau auch irgendwie.

Der Kapitän räuspert sich. „Wie gesagt, Gäste sind im Winter eher ... nicht gern gesehen.“

„Ich habe eher das Gefühl, Frauen sind hier nicht gern gesehen!“, blafft die Kunoichi verärgert und verzieht das Gesicht.

„Wir sollten uns Ausruhen“, wirft Kakashi in die Runde.

Yamato stimmt ihm zu. „Wir sitzen hier fest, bis der Sturm nachlässt. Also sollten wir uns bemühen“ Er lässt den Satz unvollendet und sieht Sakura streng an.

Bockig dreht sie den Kopf und schmollt, nickt aber schließlich.

Naruto schnarcht bereits friedlich, er hat von all dem nichts mitbekommen.

Der Rest legt sich nun ebenfalls Schlafen.

Begegnung

„Sakura.“

„Hm.“

„Sakura.“

„Was?“

„Sakura. Wach doch mal auf, echt jetzt.“

„Was?“ Träge setzte sich die Kunoichi auf. Zwei blaue Augen funkeln sie aufgeregt an. „Was ist denn?“, nuschelt Sakura und reibt sich die Augen.

„Ich habe etwas gesehen.“

„Aha.“

„Ich habe die Toilette gesucht und da habe ich etwas gesehen, draußen auf dem Platz.“ Naruto ist fürchterlich aufgeregt und euphorisch.

„Und?“, fragt die Kunoichi nach. Warum soll sie es interessieren, wenn jemand Nachts im Sturm durch die Gegend streunt?

„Findest du es nicht verdächtig?“

Sakura muss sich zusammenreißen, damit sie nicht direkt loslacht. „Was ist daran verdächtig? Und überhaupt; was geht uns das an?“

Unschlüssig kratz sich Naruto am Hinterkopf.

„Genau! Nichts!“ Müde lässt sich die Kunoichi wieder fallen.

„Dann sehe ich eben alleine nach.“

Sakura murmelt, dreht sich um und setzt sich erschrocken wieder auf. „Naruto?“

Man hört den etwas abgeschwächten Sturm, als die Tür aufgeht, anschließend fällt die Tür zu und es ist wieder still.

„Verdammt!“ Die Kunoichi springt auf. Hastig zieht sie Stiefel und Regenmantel drüber und folgt ihrem Teamkameraden.

Der Sturm hat nachgelassen, es weht aber immer noch eine steife Brise. Der Leuchtturm zieht stoisch seine Lichtkreise durch die Nacht. Die diffuse Straßenbeleuchtung erhellt nur das Nötigste und die meisten Häuser sind ebenfalls nur noch spärlich bis gar nicht beleuchtet.

Sakura sucht mit ihrem Blick den Platz ab. Sie entdeckt Naruto auf der anderen Seite. Eilig läuft sie zu ihm. Angekommen packt sie ihn wütend am Arm. „Was soll das?!“

Der Blonde sieht sie erschrocken an, dann dreht er den Kopf und zeigt in die Ferne. Sakura folgt der Aufforderung. Irritiert runzelt sie die Stirn.

Sie stehen vor einer Straße, rechts und links stehen kleine massive Häuser, je fünf an der Zahl. Die Straße endet diffus im Dunkeln, dahinter erheben sich die Grasbewährten Dünen. Doch das ist nicht das, was Naruto diesen geschockten Gesichtsausdruck verpasst hat.

Vor den Dünen steht etwas. Es scheint ein Tier zu sein, doch es ist riesig. Die Rücken Höhe eines Pferdes, aber wuchtiger in der Gestalt. Die Hohe Schulterpartie und der abfallende Rücke, in Verbindung mit dem Bürstenkamm lassen das Wesen wie ein Wildschwein wirken. Allerdings hatte es Pfoten und auch der Kopf sieht eher einem Hund ähnlich.

„Was ist das?“

„Das fragst du mich?!“ Naruto starrt weiter die Gestalt an. Kalt läuft es ihm den Rücken runter.

Sakura zieht ihren Kameraden am Ärmel. „Lass. Uns. Verschwinden.“

Der Blonde nickt mechanisch.

Hektisch drehen sich die beiden um und hasten davon. Sie eilen zurück zum Haus von Iwao. Naruto reißt die Tür auf, Sakura stürmt hinein. Kurz sieht sich der Blonde um. Das Wesen scheint ihnen gefolgt zu sein. Reglos steht es in der Nähe des Leuchtturms und beobachtet. Naruto stolpert in das Haus und knallt die Tür zu.

Er geht in den Wohnbereich. Sakura sitzt am Fenster und starrt nach draußen. Naruto geht zu ihr und folgt ihrem Blick. Die Gestalt steht immer noch an Ort und Stelle.

„Was ist das?“ Die Stimme der Kunoichi zittert.

Der Blonde drückt seine Stirn gegen die Scheibe. Sein Atem bildet einen Dunstschleier auf dem kalten Glas. „Das fragst du mich?!“

Still sehen die beiden Shinobi hinaus in die Nacht.
 

Die wuchtige Gestalt schleicht davon, die Straße Richtung Promenade hinauf. Gemächlich, Schritt für Schritt, geht es den Anstieg hoch.

Hastig werden die letzten Lichter gelöscht und Vorhänge zugezogen. Die Häuser stehen totengleich da und starren aus dunklen Augen das fremdartige Wesen an.

Die Kreatur schnauft, eine große Dunstwolke bildet sich vor seiner Nase. Seine dunklen Augen schweifen umher, aufmerksam bewegen sich die Ohren. Das dunkelbraune Fell wirkt schwarz in dieser lichtlosen Nacht.

Auf der Promenade angekommen blickt es zum Strand hinunter. Der Musikpavillon steht stumm und dunkel da. Seine weiße Erscheinung hebt sich vom schwarzen Meer dahinter ab, außer die dunkle Kuppel, die verschmilzt mit der Finsternis.

Die hereinkommende Flut beginnt lauter zu werden. Das seichte Rauschen schwillt an, genau wie der Wasserpegel.

Das Tier wendet sich nach rechts, läuft am steinernen Geländer der Promenade entlang. Der Weg führt am Ende zwischen zwei hohen Sandhügeln hindurch. Aus dem Stein unter den Pfoten wird Holz und Sand.

Der Wind frischt wieder auf, gewinnt an Kraft. Böe um Böe kämmen durch das borstige Fell. Jeder Atemzug der Natur drückt Gras und Gebüsch nieder, weht Sand kleine Anhöhen hinunter.

Das Tier verlässt den menschengemachten Weg Richtung Meer. Es streift durch die Dünen. Der feuchte Sand gibt nach, klebt an den Pfoten des Wesens. Es erklimmt mühelos eine Düne und legt sich nieder. Wachsam starrt es in die Ferne, zu dem glatten Sandstreifen, der Wasser und Dünen trennt. Der Wind gewinnt weiter an stärk, beginnt den Sand in feinen Schichten abzutragen.

Ein Riss bildet sich im nassen Strand. Er wird breiter, wölbt sich nach oben. Etwas scheint sich unter dem Sand zubewegen, scheint seinem Gefängnis entkommen zu wollen.

Das Tier springt auf und walzt die Düne hinab. Mit ungeahnter Flinkheit rennt es über den Sand zu dem Riss. Angekommen beginnt es seine großen Pfoten in den Boden zu graben und diesen bei Seite zu schieben. Schwarzes Leder taucht auf, weiße dünne Federn, die wie Fell wirken. Ein unerwartetes Geräusch ertönt - Krallen treffen auf Metall.

Das Ding im Sand beginnt sich zu erheben. Das Tier weicht zurück um Platz zu machen. Eine große schlanke Gestalt erhebt sich in den Nachthimmel, gehüllt in einen langen schwarzen Mantel mit weißen Federkragen. Das Gesicht ist nicht zu erkennen, eine Metallmaske verbirgt es. Diese sieht aus, wie der Kopf eines Greifvogels. Zwei Aussparungen lassen die schwarzen Augen der Gestalt die Welt sehen. Oben auf dem Kopf thronen zwei lange, dünne, weiße Hörner.

Das Wesen schüttelt den Sand von seinem Mantel und aus seinem weißen langen Haaren.

Es ist groß, bestimmt 2,20m und es ist scheint aus dem Boden zu wachsen. Ein Schatten, der sich aus einem dunklen Fleck erhebt, schmal nach oben wächst. Um die Taille ist ein breites rotes Band; erst darüber nimmt der Körper Gestalt an, breite Schultern die in unnatürlich langen Armen enden.

Das wildschweinähnliche Tier schmiegt sich an den schemenhaften unteren Teil und wird belohnt. Die langen Krallen des humanoiden Wesens fahren liebevoll durch den Bürstenkamm.

Gemeinsam machen sich die Wesen auf den Weg, hinein in die unbeugsamen Natur.

Überfall

Iwao ist am nächsten Morgen verschwunden. Banken erklärt, dass er los ist, um die Sturmschäden zu begutachten und auf den umliegenden Höfen nach dem rechten zusehen.

Der Sturm ist weiter abgeschwächt, aber noch nicht gänzlich vorüber. Das Team und die Schiffsbesatzung verbringen den Tag im Haus des Clanoberhauptes. Die Stimmung ist besser wie am Abend, aber weit davon entfernt, entspannt zu sein.

Über den Nachmittag bessert sich das Wetter weiter. Der Kapitän und ein Matrose machen sich auf den Weg, um nach dem Schiff zusehen und die Lage auf See einzuschätzen.

Sakura und Naruto haben niemanden von ihrem nächtlichen Erlebnis erzählt, auch miteinander haben sie nicht darüber gesprochen, nur merkwürdige Blicke, haben sie sich immer wieder zugeworfen.

Kapitän und Matrose kehren mit guten Nachrichten zurück. „Das Schiff ist in Ordnung und der Seegang ist gut. Wir können übersetzen.“

Die Kunoichi fällt ein Stein vom Herzen – endlich runter von dieser Insel. Seit sie dieses merkwürdige Tier in der Nacht gesehen haben, hat sie ständig das Gefühl, ihr würde etwas in den Nacken starren.

„Übersetzen?“ Irritiert zieht Yamato die Augenbraue hoch.

Der Matrose lacht. „Ja, die Insel zu der ihr wollt ist nicht weit entfernt. An einem guten Tag, könnte man sie von hier aus sogar sehen.“

Banken wirkt ebenfalls irgendwie erleichtert. „Ihr müsst nicht auf die Rückkehr von meinem Mann warten. Die Tage sind hier sehr kurz...“

Kakashi und Yamato tauschen Blicke, vielsagende Blicke. Die gute Frau konnte es wohl kaum erwarten, sie endlich loszuwerden.

Team Kakashi und die Besatzung des Schiffes verabschieden sich höflich und machen sich auf den Weg zum Hafen. Naruto und Sakura sehen noch einmal quer über den Platz, in die Straße, in der sie in der Nacht ihre Begegnung hatten. Hastig lassen sie Platz und Leuchtturm hinter sich.
 

Die Sonne bewegt sich schnell. Banken hatte wohl recht, der Tag vergeht hier zügig. Ohne Bäume und Berge wird der rote Ball einfach, ohne Zwielicht, im Meer verschwinden und es wird von jetzt auf gleich finstere Nacht sein. Die Vorstellung lässt Sakura schaudern. Sie sind zwar auch in der Dunkelheit hier angekommen, doch nun fühlt es sich anders an, als würde sie etwas beobachten. Das merkwürdig Tier vielleicht? Oder Iwao?

Auf dem Weg zum Hafen herrscht Schweigen. Selbst die Matrosen und der Kapitän scheinen zu spüren, dass etwas in der Luft liegt.

Der Tross bewegt sich durch die Dünen. Der Kapitän mit einem Matrosen an erster Stellen. Der andere Matrose dahinter, neben diesem Kakashi. Den beiden folgen Sakura und Naruto. Yamato bildet die Nachhut. Stumm haben es die beiden Jonin vorhin so ausgemacht. Immer noch hängt diese unterschwellige Gefahr in der Luft.

„Ich glaube, wir werden beobachtet“, flüstert Sakura Naruto zu.

Dieser blickt sich um.

Die Dünen werfen lange Schatten. Zwischen den einzelnen Sandkuppen ist kaum etwas zu sehen. Die Schatten beanspruchen die Täler für sich und schützen vor neugierigen Blicken, was auch immer sich dort befindet.

Yamato hat sich inzwischen ein wenig nach hinten fallen lassen, er vergrößert den Abstand zu den beiden Heranwachsenden. Er spürt genau, das sowohl rechts, als auch links, sich etwas im Schutz der Dünen und des Grases hinter ihnen herschleicht. Es beunruhigt den Braunhaarigen, das es sich nicht normal anfühlt, was da im Schatten ist. Yamato verlangsamt seine Schritte immer weiter – die Verfolger überholen ihn, scheinen sich nicht für ihn zu interessieren.

Plötzlich geht es schnell - blitzschnell.

Links prescht etwas aus dem Schatten der Dünen. Ein großes dunkelbraunes Tier sprintet durch das Gras.

Die Gruppe dreht sich. Schock und Unglaube spiegeln sich in den geweiteten Augen. Die Shinobi zücken ihre Waffen und machen sich kampfbereit. Was auch immer sie da angreift muss zur Strecke gebracht werden.

Kakashi greift in seine Tasche und holt mehrere Shuriken hervor. Präzise wie immer schießt er sie auf das Geschöpf. Die Geschosse treffen ihr Ziel, hämmern in die Flanke, dennoch dringen sie nicht in die Haut ein. Ohne Wirkung prallen sie ab und fallen in den Sand.

Bevor sie sich Gedanken darüber machen können, ist das Biest in ihrer Mitte. Ein Matrose wird heftig zur Seite gestoßen, fällt und reißt Kapitän und den anderen Matrosen mit sich um.

Flink wendet sich das Tier um und fixiert die beiden Jüngsten der Gruppe. Kakashi versucht sein Glück mit dem Kunai. Mit aller Kraft rammt er es neben der Wirbelsäule in die Haut - oder besser, versucht es. Die Klinge gleitet ab, als ob die Haut aus undurchdringlichem Gummi bestehen.

Wütend brüllt die Bestie. Sie richtet sich auf die Hinterbeine auf und dreht sich. Erschrocken über die Wendigkeit reagiert Kakashi zu spät. Die Rückseite der Pranke knallt gegen seinen Brustkorb und reißt ihn von den Beinen. Der Kopier-Ninja fliegt einige Meter und hämmert gegen eine Düne.

Erneut brüllt das Geschöpf und richtet seine Aufmerksamkeit wieder auf Naruto und Sakura. Der Blonde stürmt kopflos auf das Tier zu. Er will gerade das Rasengan erzeugen, doch das Wesen ist schneller. Mit gefletschten Zähnen rennt es Naruto über den Haufen. Der blonde Schopf wird vom Gewicht der Bestie tief in den Sand gedrückt.

Sakura steht fassungslos da. Das Biest stürmt auf sie zu und brüllt entsetzlich. Die Gedanken der Kunoichi überschlagen sich. Ein Schlag in den Boden würde wohl nichts bringen. Banken hatte am Morgen erzählt, dass die Insel aus abgelagerten Sand besteht - ausschließlich. Der Sand würde den Schlag entweder Schlucken oder den Riss sofort wieder verfüllen.

Kurz bevor die Bestie bei ihr ist schießen Kanthölzer aus dem Boden und umwickeln einen der Vorderläufe.

„Lauf, Sakura“, brüllt Yamato.

Ein Blitz der Erkenntnis durchzuckt Sakura. Sie rennt blindlings los, mitten in die Dünen.

Das Geschöpf reißt sich los und rennt der Kunoichi brüllend hinterher.

Kakashi packt Naruto am Kragen und zieht ihn aus dem Sand. Der Blonde spuckt Sand und sieht sich um. Er sieht gerade noch wie das Tier gefolgt von Yamato im Schatten der Dünen verschwindet. „Wir müssen los, Sensei!“ Hastig springt Naruto auf und rennt los.

Kakashi seufzt kurz und folgt ihm.

Bevor die beiden in die Dünen können, windet sich plötzlich ein Schatten in die Höhe. Zwei lange Arme mit Krallen bewährten Händen, eine Vogelmaske mit dünnen Hörnern. Mächtig baut sich das Wesen vor den Shinobi auf. Ein ohrenbetäubender Schrei ertönt, hoch und schrill.

Kakashi und Naruto halten sich die Ohren zu.

Plötzlich fliegt etwas durch die Luft. Es funkelt kurz in der untergehenden Sonne.

Die humanoide Gestalt funkelt wütend und stößt einen noch schrilleren Schrei aus. Die Schatten aus den Dünen scheinen sich zu erheben und das Wesen wieder in sich aufzunehmen.

Ungläubig starren Kakashi und Naruto auf die Stelle, wo die Gestalt verschwunden ist, dann den Weg entlang zu – Iwao?!

Der drahtige Mann kommt auf sie zu gerannt mit einer merkwürdigen Mischung aus Wut und Angst im wettergegerbten Gesicht. „Wo ist sie?!“, brüllt er. Im Gehen beugt sich kurz und sammelt das funkelnde Ding wieder auf.

„Verschwunden! Echt jetzt! Als hätten die Schatten es verschluckt!“ Naruto wedelt fürchterlich übertrieben mit den Armen.

Iwao runzelt die Stirn während er den Blonden betrachtet, dann zeigt sich eine Zornesfalte zwischen seinen Brauen. „Idiot! Ich rede von der jungen Frau. Sakura, wo ist Sakura?“

Bevor Naruto etwas erwidern kann, ergreift Kakashi das Wort. „Sie ist in die Dünen geflüchtet, verfolgt von einem … Tier?“ Fragend sieht er das Clanoberhaupt an. Scheinbar weiß er was hier vor sich geht.

„Wiefke“, knurrt der alte Mann.

Irritiert sehen sich die beiden Shinobi an.

„Wiefke?“ Ungläubig starrt Naruto Iwao an.

„Wiefke. Sein Jagdhund, wenn man so will. Er stöbert sie auf und treibt sie ihm in die Arme.“ Das Clanoberhaupt hat sich bereits umgewendet und hastet in die Dünen. „Kommt schon!“

Kakashi und Naruto tauschen nochmal verwirrte Blicke, dann spurten sie los. Genau haben sie nicht verstanden, was der alte Mann erklärt hat, aber genug um zu verstehen, dass Sakura in Gefahr ist.

Hetzjagd

Sakura rennt - rennt so schnell sie kann. Der immer noch nasse Sand entzieht ihr mit jedem Schritt die doppelte Kraft und die Dünen leisten ihren zusätzlichen Beitrag.

Den Sandwall hoch, über einen schmalen Pfad die Buckelpiste entlang und zwischen Gras und Gestrüpp die Sandburg wieder hinab. Um Hügel herum und darüber hinweg und wieder eine unüberwindbar wirkende Sandwand hoch.

Die Kunoichi schnauft, Dunstwolken bilden sich.

Das Licht des Tages schwindet gefühlt im Sekundentakt. Die Schatten der Dünen greifen immer weiter um sich. Hier und da sind nur noch wenige Erhebungen in einem wabernden Schattenmeer zu sehen. Die Sonne ist fast gänzlich im Wasser versunken, ihr roter Schimmer lässt die Szenerie noch bedrohlicher wirken, wie sie ohnehin schon ist. Was noch nicht in den Schatten verschwunden ist, ist in dunkles Rot getaucht.

Ein martialisches Brüllen erfüllt die Luft, lässt Vögel erschrocken davon flattern.

Erschrocken sieht Sakura über ihre Schulter. Das Biest stürmt wie eine Dampfwalze über Sandhügel hinweg, walzt Gestrüpp und Gras nieder. Wütend knurrt es.

Ihre Unachtsamkeit kommt die Kunoichi teuer zu stehen. Sie stolpert über einen losen Ast und stürzt die Düne hinunter. Die Schatten umfangen sie und verschlucken sie in Sekundenschnelle. Der dumpfe Aufprall presst die Luft aus ihren Lungen.

Sakura dreht sich auf den Rücken, ihre grünen Augen weiten sich.

Das Geschöpf kommt schnell näher, es fixiert sie unentwegt.

Noch einige Meter entfernt springt das Tier.

Es ist in der Luft, streckt seine Krallen nach der jungen Frau.

Plötzlich scheint das Wesen in der Luft anzuhalten, ruckartig wird es nach hinten gezogen und eine Holzranke umschlingt es. Gleichzeitig schießen mehrere Kanthölzer aus dem Boden. Sie bilden eine dicke Säule die sich einige Meter über dem Boden teilt. Wie Finger umschließen sie das umwickelte Geschöpf und schließen sich über ihm.

Fasziniert beobachtet Sakura das Schauspiel. Hätte sie noch Luft, würde sie vielleicht lachen. Das Gebilde sieht aus wie ein einer dieser Vogelkäfige die man gelegentlich in Herrenhäusern sieht. Eine Säule, darauf ein ovaler Käfig und darin eine Schaukel auf der ein hübscher Vogel sitzt. Nur das der Vogel hier nicht hübsch ist und auch nicht auf der Schaukel sitzt, sondern von ihr umschlungen ist. Kopfüber baumelt das Biest in dem Holzkäfig und knurrt wütend.

Sakura zuckt erschrocken zusammen als sie jemand an der Schulter berührt. Sie blinzelt mehrfach, um auch ganz sicher zu sein, dass sie nicht doch träumt.

„Alles in Ordnung, Sakura?“ Fragend mustert Yamato die Kunoichi.

Die junge Frau braucht einen Moment, bis sie die Frage wirklich versteht. Sie sieht an sich hinunter, tastest vorsichtig mit den Fingern ihren Knöchel ab. „Alles in Ordnung“, erklärt sie schließlich.

„Gut.“ Der junge Mann wendet den Kopf und betrachtet das gefangene Tier. „Denn ich glaube, dass meine Konstruktion es nicht lange aufhalten wird.“

Wie aufs Stichwort beginnt das Biest zu toben. Es spannt alle Muskeln an und windet sich in der Schlinge. Man hört, wie das Holz sich der Kraft des Tieres langsam ergibt. Es knirscht und knackt. An den ersten Stellen beginnt die Schlinge zu bersten.

„Komm!“ Yamato packt Sakura am Arm und zieht sie hoch.

Schnelle hasten die beiden davon.

Die letzten Strahlen der Sonne verschwinden am Horizont. Die Dunkelheit breitet sich aus, erhebt sich aus den Schatten und verschlingt alles. Der Leuchtturm in der Ferne beginnt seinen Dienst. Sein Licht erhellt schemenhaft die Dünen, immer nur für einen kurzen Moment. Nach diesem winzigen Augenblick herrscht wieder tiefe Finsternis. Mond und Sterne verstecken sich hinter dicken Wolken, in den Dünen herrscht unverfälschte Dunkelheit.

Sakura und Yamato eilen zu einem verschwommenen Licht in der Ferne. Zu dem einem Licht gesellt sich in einiger Entfernung ein zweites, dann ein drittes.

„Ein Weg“, freut sich Sakura.

Der Jonin ist weniger erfreut. In den Schatten lauert etwas; etwas Anderes, wie das Tier. Es wirkt wesentlich bedrohlicher. „Langsam“, ermahnt er Kunoichi.

Bedacht gehen die beiden Shinobi weiter. Schritt für Schritt, Augen und Ohren wachsam. Der Holzweg schält sich aus dem Dunkel, windet sich am Fuß einer Düne entlang. Gaslaternen erhellen ihn notdürftig.

Die Schatten vor dem Weg beginnen sich zu bewegen, sie winden sich in die Höhe. Der Finsternis entwächst etwas. Eine Gestalt hoch und kräftig, die einem Menschen ähnlich scheint, doch mehr als deutlich klarmacht, dass es kein Mensch ist. Aus der Ferne wirkt es, als würde ein metallener Vogelkopf auf den breiten Schultern ruhen. Die weißen Haare verschmelzen mit dem Kragen und wirken wie eine Mähne.

Sakura starrt das Ding an und deutet auf den Kopf. „Sind das…“

„Hörner“, bestätig Yamato ungläubig.

Hinter ihnen grollt es plötzlich. Die Shinobi fahren herum und blicken in schwarze wütende Augen. Das Tier schnauft erbost und schleicht auf die beiden Menschen zu.

„Wir sind eingekesselt“, stellt der Jonin das offensichtliche fest.

Ein Schrei ertönt aus dem Dunkel.

Ein blauer Schimmer erleuchtet das Nichts.

Der Leuchtturm erhellt kurz das Geschehen.

„Naruto?“ Der Unglaube in Sakuras Stimme spricht Bände.

Ja, Naruto. Naruto der aus der Dunkelheit geflogen kommt. Naruto der mit dem Rasengang in der rechten Hand auf die Gestalt mit dem Vogelkopf – oder der Vogelmaske – zu fliegt.

Yamato ist sich nicht sicher. Er glaubt Kakashi zu hören, wie er „Nicht, Naruto“ ruft.

Der Blonde hält auf die Gestalt zu. Die Gestalt wendet den Kopf, scheint den jungen Shinobi skeptisch zu mustern.

Das Rasengan trifft die Stirn der Kreatur.

Für einen Moment steht die Zeit still.

Narutos Gesichtsausdruck ändert sich.

Das Jutsu gleitet über das Metall hinweg ohne Schaden anzurichten.

Der Blonde fliegt weiter und landet in einiger Entfernung in den Dünen.

Das Rasengan entfaltet seine Wirkung und erzeugt einen riesigen Krater. Ein Regen aus Sand, Muschelbruchstücken, Ästen und anderen Dingen geht auf die Szenerie nieder.

„Idiot“, flucht Sakura leise. Jemand packt sie fest, beinahe unbarmherzig, am Arm und wirbelt sie herum. Die Kunoichi weiß gar nicht wie ihr geschieht und was genau los ist. Plötzlich hat sie Yamatos Rücken vor sich. Vorsichtig sieht an dem Jonin vorbei.

Direkt vor ihnen, nur wenige Handbreit entfernt, steht die Vogelgestalt. Sie überragt Yamato um einiges. Die Hand, die dem Fuß eines Greifvogels erstaunlich ähnlich sieht, befindet sich vor dem Gesicht des Jonin.

Die schwarzen Augen der Kreatur verändern sich. Eben noch sehnsüchtig und erregt, wie bei einem Jäger auf der Pirsch; jetzt sind sie enttäuscht und frustriert, als hätte er das Ziel verfehlt. Die wildschweinähnliche Gestalt heult auf, ein jämmerliches, flehendes Gejaule.

Der Vogelmann kreischt schrill und hoch. Er scheint wegzufließend, wie eine Kerze im Feuerschein. Wenige Sekunden später ist er verschwunden, wieder vereint mit den Schatten der Insel.

Das Tier trottet mit gesenktem Kopf davon. Es jammert und fiept, während es in der Dunkelheit verschwindet.

Sakura und Yamato atmen gleichzeitig erleichtert aus.

Kakashi taucht auf, dicht gefolgt von Iwao.

Naruto gesellt sich ebenfalls dazu und wird sofort von allen beäugt. „Was?“, fragt der Blonde in die Runde.

„Idiot“, wiederholt sich Sakura.

Iwao bricht in herzliches Gelächter aus.

Epilog

„Also suchen euch die Dinger jeden Winter heim?“

„Klaasom, Naruto“, tadelt Sakura ihren Kameraden.

„Klaasom und … Wief…“

„Wiefke“, knurrt Kakashi genervt.

„Ja“, lacht Iwao. „Aber es ist nicht schlimm. Wir haben gelernt mit ihnen zu leben und wie wir sie uns vom Hals halten.“ Er hält ein Amulett hoch.

„Und keine alleinstehenden Frauen im Winter.“ Sakuras Stimme verrät, dass sie das ziemlich altmodisch findet.

Beschwichtigend hebt das Clanoberhaupt die Hände. „Nicht unsere Spielregeln, sondern seine.“

Die Kunoichi lächelt versöhnlich.

„Wie macht ihr das eigentlich?“, fragt Yamato neugierig.

„Verlobung. Winter-Verlobung. Um sicher zu gehen, dass wir wirklich Ruhe haben, werden alle Singe-Frauen ab 16 Jahren im Oktober per Losverfahren ‚verlobt‘.“

Ungläubig starren die Shinobi das Clanoberhaupt an.

„Und was ist mit Sakura? Was hat Klaasom davon abgehalten sie zu entführen?“ Naruto ist sichtlich verwirrt.

Iwao bleibt stehen und dreht sich um. „Yamato natürlich.“

Verwirrte Blicke – eine Grille zirpt.

„Er hat sich vor sie gestellt. Er hat sie damit quasi für sich beansprucht.“

Yamato läuft Signalrot an, Sakura ploppen die Augen aus dem Kopf, Kakashi grinst amüsiert und Naruto versteht die Welt nicht mehr. „Wäre Sai dabei, könnte er mir das vielleicht erklären.“

Die Kunoichi verpasst ihrem Kameraden eine Kopfnuss und stampft davon.

Der Rest verabschiedet sich und folgt Sakura auf das Schiff.

Ein letztes Winken, dann segeln Team Kakashi und die Schiffbesatzung los; sie haben schließlich noch eine Mission zu erledigen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  Tales_
2020-11-20T13:49:59+00:00 20.11.2020 14:49
Hi,

danke für deine Teilnahme!
Deine Auswahl war gut getroffen und ich fand es super, dass du den Satz sogar zwei Mal eingebaut hast. Rechtschreibung war okay. Ein bisschen was ist mir aufgefallen, aber das war nicht weiter schlimm. Die Geschichte an sich, fand ich sehr spannend. Mir hat auch der kurz erwähnte Hintergrund gefallen.

Von meiner Seite aus, hätte sie gerne noch etwas länger sein können. Aber das Ende war schön und es hat Spaß gemacht, sie zu lesen.

Herzlichen Glückwunsch zum 3.ten Platz!

Gruß Tales
Antwort von:  Charly89
20.11.2020 20:29
Vielen Dank für das Kommentar
Und Platz 3 *-*

^-^/
Von:  Scorbion1984
2020-05-13T13:11:16+00:00 13.05.2020 15:11
Oha ,Horror also ,na da bin ich mal gespannt !
Antwort von:  Charly89
13.05.2020 15:16
XD
Das kam gerade unerwartet. Kaum veröffentlicht - schon ein Kommentar.
Vielen Dank :D


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