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Unter den Schwingen des Horusfalken 2

Die Gefahren des Delta
von

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Ptahnacht


 

D

er Getreue des Königs zögerte einen Moment, ehe er langsam sagte: „Meruka, auch du, Rahotep, ihr wisst, ich bin kein Schreiber und schon gar kein Arzt. Aber als ich mit meinen Kollegen redete, kam mir eine Idee, die so ganz anders war. Ich weiß nicht …“

„Rede,“ befahl der Leiter der Gruppe knapp. Er hielt nicht viel davon womöglich gute Ideen im isfedt verschwinden zu lassen, nur, weil man einem einfachen Mann nicht zuhörte.

„Ich redete mit den Kameraden und dabei kam die Rede natürlich auch auf den Arzt hier und die Ärzte im Allgemeinen. Dabei erinnerte ich mich auch an die schwere Verletzung, die ich mir bei einem Feldzug gegen die Sandbewohner zuzog, der erste unter deinem Kommando, Meruka.“

„Du hast einen Stich im Bauch gehabt,“ entsann sich dieser. Nur, was hatte das mit ihrem Fall zu tun? Zurückhaltung, mahnte er sich selbst. Ptahnacht war lange Berichte abliefern kaum gewohnt.

„Ja. Und als jetzt Merit sagte, das Opfer, also, dein Onkel, Rahotep, habe gesagt, es fühle sich an, als ob er von innen gefressen werde, musste ich an damals denken. Das fühlte sich so ähnlich an. Ja.“ Der Wächter überlege sichtlich, wie er das ausdrücken sollte. „Ich weiß ja, dass man bei den Opfern nichts von außen sah, keine Wunde. Vielleicht, weil der Stich eben nicht von außen, sondern von innen kam.“

„Wie sollte ….“ begann der Arzt prompt, bemerkte jedoch das Abwinken seines Vorgesetzten und schwieg.

„Ich bin der Sohn eines Fischers, wie ihr wisst. Im iteru sah ich auch viele Fische schwimmen, die Rückenflossen mit Stacheln haben, darunter den Wels. Sie sind lang und sehr scharf. Sie werden von den Fischern gezogen, gleich, ob die Welse getrocknet oder gekocht werden. Was, wenn solch ein Stachel versehentlich verschluckt wird?“

Das war tatsächlich ein vollkommen neuer Einfall und der Vorsteher der Schreiber und Arzt blickten sich an.

„Nun ja, es mag möglich sein,“ murmelte Rahotep. „Die Speise kommt aus dem Mund ins Herz und dann in den Magen. Wenn solch ein Dorn das Herz durchsticht…. Aber, davon hörte ich nie.“

„Weil es so selten vorkommt?“ schlug Merit sanft vor, um einer aufkommenden schlechten Stimmung gleich entgegen zu wirken.

„Das sicher,“ sagte der hohe Beamte prompt. „Selbst, wenn ein Fischer einen Fehler macht, so wird er doch von seinem Aufseher kontrolliert. Dann werden die Fische zubereitet, auch da sollte es jemand sehen. Jeder Koch sollte es bemerken.“

„Richtig,“ bestätigte Ptahnacht, froh, dass sein Einfall noch nicht vollkommen abgelehnt wurde. „Deswegen geschieht so wenig. Es wird kontrolliert. Aber angenommen, es gibt da einen Fischer, meinetwegen sogar im Palast des Harpunierenden Horus, der das aus Unwissen IMMER vergisst, oder auch aus Schlamperei des Öfteren. Viel wird gefunden, eines wird übersehen und so weiter. Das erklärt, warum es selten vorkommt, auch, warum es nur hochgestellte Personen trifft, die eben aus dem Palast beliefert werden.“

„Das mag ja logisch klingen.“ Nefer griff unwillkürlich nach ihrem Mund. „Aber ich würde doch merken, wenn ich in etwas Hartes oder Stacheliges beiße.“

„Und wieder wurde ein Rückenstachel gefunden und kann kein Unheil mehr anrichten,“ gab Meruka zu. „Aber, du willst doch noch auf etwas hinaus, Ptahnacht?“

Der Krieger nickte. „Ja. Die Opfer waren doch alle bei solchen Empfängen. Gestern trankt ihr Wein und Bier. Bei Wein kann ich mir vorstellen, dass der doch so selten und gut ist, dass man den mit einzelnen Schlucken trinkt. Bier ist fester, breiartiger, und damit spült man doch schon einmal einen Schluck Essen hinunter, oder? Kann man dann einen solchen Stachel übersehen, Rahotep?“

Der Arzt zuckte die Schultern. „Wie lang sind diese Stacheln? Aber, du meinst eher ein Bruchstück, einen Rest im Fisch. Ich will es nicht ausschließen, aber das wäre eine wahrlich lange Kette an Zufällen. Was natürlich auch erklären würde, warum es doch ..man verziehe den Ausdruck, nur relativ wenig Personen traf.“

Meruka schwieg und so sahen ihn alle seine Mitarbeiter an. „Fisch wurde serviert, in Chem und auch hier, wohl aus dem Palast des Harpunierenden Horus. - Ptahnacht, wenn du morgen zum Hafen gehst, du auch, Nefer, redet doch, unabhängig voneinander mit den Fischern und ihren Frauen, die dort gewiss ihren Fang aufbauen und fragt behutsam nach den Stacheln der Fische, auch, ob sie jemanden kennen, der schon einmal nachlässig war. Aber sehr vorsichtig, damit sie auch die Wahrheit sagen und nicht glauben, sie würden verdächtigt. Rahotep, findest du unauffällig morgen noch einmal Gelegenheit mit Djehutimose zu sprechen? Er ist ein sehr erfahrener Arzt. Ob er schon einmal so etwas hörte? Wir brauchen mehr Informationen. Eine lange Kette von Zufällen, ja, du hast recht, Rahotep. Aber das besagt nicht, dass es unmöglich ist. Und ehrlich gesagt, ein nachlässiger Fischer gefiele mir besser als ein Dämon der Sachmet.“

„Ich werde es versuchen,,“ sagte der junge Arzt mit einem Lächeln. „Aber, jeder Erfahrene redet gern. Ich werde auch meine und seine Papyri durchsuchen.“ Jeder Arzt in kemet trug die für ihn wichtigsten Abschriften der Lehrbücher stets mit sich: ein Augenarzt für die Augen, ein Chirurg auf diesem Bereich.“

„Gut. Ich werde mit deinem Vater reden und auch unseren Kapitän aufsuchen, wann wir morgen abreisen können. Es gibt ohne weiteres keinen Grund, warum wir uns hier länger aufhalten sollten. Dann geht es nach Pe und Dep, danach in den Palast des Horus.“

 

So bummelte Ptahnacht am nächsten Vormittag durch Sau in Richtung auf das Tor in der Stadtmauer, das zum Hafen und den dort liegenden Schiffen führte. Dort befanden sich auf Lagerhallen, in denn die Güter, die hier nur umgeschlagen und rasch weitertransportiert wurden, zwischengelagert wurden. Die Lagerhallen der Stadt selbst befanden sich wohlweislich innerhalb der Schutzwehr. Man musste Sandleute und tehenu ja nicht unbedingt einladen, wobei weder die einen noch die anderen es mit Schiffen hatten. Vor der mauer befand sich auch ein freier Platz, wo Bauern und Handwerker der Stadt und der Umgebung ihre Waren feilboten. Er trug seinen weißen Schurz, jedoch keine Waffen nur das Amulett des Upauut auf seiner Brust zeigte seine Stellung. Er drehte sich nicht um, auch, wenn er wusste, dass Nefer ihm im Abstand folgte. Ihre Kleidung und ihre Perücke entsprachen weit weniger einer Dienerin einer Königstochter als einer bürgerlichen Herrin des Hauses. Sie trug eine aus bunten Fäden gewebten Gürtel und zwei Halsketten aus Steinen, als deutlichen Anhänger eine Muschel. In der Hand hielt sie einen Beutel aus festem Hanf gewebten den besser wohl niemand hineinblicken sollte, befand sich darin doch der Schmuck für Hals, Arme und Stirn, den sie sich vor Betreten des Statthalterpalastes rasch wieder überstreifen würde. Die Wachen am Hafentor wirkten eher gelangweilt, verständlich, denn an ihnen vorbei wanden sich Einkäufer, aber auch zum Hafen gehende Transportarbeiter mit Amphoren und Säcken. Er sah sich kurz um, entdeckte dann eine Frau die auf Matten offenbar Fische anbot, die frisch heute morgen gefangen worden waren. Sie verstand etwas von ihrem Geschäft, das verriet ihm die Tatsache, dass sie auch eine Matte über ein Gestänge als Schatten geworfen hatte und immer wieder die Ware mit Wasser, das sie aus dem Fluss holte, begoss. So ging er näher, in der Hoffnung etwas über Welse zu erfahren,zumal er dort zwei kleinere Exemplare liegen sah, wenngleich sorgfältig bearbeitet.

„Hast du auch getrockneten Fisch, den man tagelang mitführen kann?“

Sie sah ihn kurz an, deutete dann auf ihre Fische. „Nein, nur frische Ware, heute morgen gefangen.“

„Schade, so kann ich ihn nicht mitnehmen.“

„Ach, bist du von den Männern, die jetzt wieder nach Hause dürfen? Ich sah sie vor der Stadt.“

„Nein, ich komme in Begleitung eines hohen Beamten aus Ibenu-hedj. Und so gute Fische wie hier im Delta gibt es ja dort nicht.“ Was nicht so ganz stimmte, aber er wusste, dass jede Gegend stolz auf sich war.

Die Frau lächelte auch zufrieden. „Ja, das ist wohl wahr. Man sagt, selbst der Lebende Horus, er lebe, sei heil und gesund, lasse sich so etwas lieber aus dem Delta kommen. Er kommt sogar selbst her.“

„Was, hierher?“ Da musste sich die Frau irren.

„Nein, natürlich nicht, aber es heißt doch, dass er nach Pe und Dep fährt, noch ehe die Flut kommt.“

War das möglich? Merit oder Meruka hatten nichts erwähnt, aber natürlich hatte sie auch niemand gefragt. Und ja, der Gott auf dem Thron der Lebenden fuhr alle zwei Jahre oder so in den Palast des Harpunierenden Horus um dort zeremoniell ein Nilpferd zu erlegen, Vögel und Fische zu fangen, um so sowohl Schaden von kemet abzuwenden als auch den Menschen zu helfen selbst etwas zu fangen. Aber Gerüchte kamen immer rasch auf. „Was ist das hier für eine Sorte? Sie ist recht groß. Aber Barsch ist das nicht?“

„Nein, Barsche sind solche hier, kleinere und größere. Es gibt viele Arten. Das hier sind Welse.“

„Welse?“ tat er erstaunt.

„Oh, ja, man muss erfahren und geschickt sein als Fischer um sie zu fangen, wie mein Mann und sein Bruder. Sie beißen sehr.“

Nun ja, das Maul war groß genug, dachte der Fischersohn, aber dennoch hatte er noch nie davon gehört, dass Fische Menschen beißen würden. Ein Mann trat heran und neben die Verkäuferin, der offenkundig an einem anderen Stand etwas getauscht hatte und Ptahnacht hätte nicht Agent des mächtigen Horus, sondern der dümmste aller Sterblichen sein müssen, um nicht den Blick deuten zu können. Ja, da war jemand eifersüchtig. So meinte er eilig: „Ach, du bist wohl der Fischer. Deine Frau erzählte mir gerade, dass nicht jeder solche Welse fangen könne, nur, wenn man stark und geschickt ist. Das ist wohl auch der Grund, warum einige sich weigern sie zu fangen. Jemand, also, ein Fischer, erzählte mir in Ibenu-hedj, dass er sie nie fange.“

Der Fischer war beruhigte. „Ach, dann hat er keine Ahnung, oder er war aus Djedu.“

„Wieso Djedu?“ Das war immerhin eine Stadt im Delta.

„Der Gott dieser Stadt heißt User, Usir oder so. Und dieser Fisch ist ihm heilig. Natürlich wissen die Leute aus Djedu, dass Welse das anderswo nicht sind.“

Ja, jede Stadt hatte ihre Götter und jeder Gott seine Eigenheiten. „Von dem habe ich noch nie etwas gehört. Aber gut, ich war auch nie in Djedu.“

„Du bist auch nicht aus Sau.“

„Nein, ich kam gestern mit dem hohen Beamten aus Ibenu-hedj. Heute habe ich frei, aber morgen werde ich mit ihm weiter reisen.“

„Ein hoher Schreiber, wohl?“ Der Fischer deutete auf die „Wildstier“.

„Ein Schreiber, ja. - Aber, sag, das andere Schiff dort, sieht so ganz anders aus als das mit dem wir kamen. Ist das eines von diesen Schiffen, die über das große Grün kommen?“

„Ja. Es wird morgen auslaufen. Hast du noch nie so eines gesehen? Es sind Leute aus keftiu darauf, Inseln im Meer.“

„Nein, das habe ich nicht. Oh, ja, sie tragen ja Amphoren und Säcke hin. Ja, das wird bald beladen sein. Geschenke des mächtigen Horus, er lebe, sei heil und gesund, an die Völker des Meeres, ohne Zweifel.“

„Ja, vor allem Weizen und Gerste, soweit ich weiß. Leider keine Fische. Aber nun ja, sie werden sie aus dem Großen Grün auch welche fangen können. Natürlich andere als hier im iteru schwimmen.“

„Du weißt viel. Aber natürlich bringen sie auch Tribute für den Lebenden Gott, er lebe sei heil und gesund.“

„Ja. Ein besonderes Öl, Olivenöl, das es hier nicht gibt, auch Kupfer und andere Stangen Metall, was in Körben, das ich nicht kenne.“

Er hatte es wohl nicht sehen können Ptahnacht lächelte etwas. „Ja, das wird dann wohl in Schiffen weiter verteilt. Sag mal, deine Frau meinte vorhin die Welse würden beißen. Ich hörte noch nie von so einem Fisch. Obwohl, groß genug wären sie ja …“

„Es fühlt sich an, als ob sie beißen. Man muss sie in einem Netz fangen und darf sie nicht berühren. Es schmerzt und manchmal wird sogar die Hand oder der Arm kurz gelähmt. Ich weiß nicht, was das ist, aber es fühlt sich wie ein Biss an. Das ist es eben. Man muss geschickt sein. Die Leute aus Djedu haben ja ihren Vorwand.“

„Und man muss mutig sein, wie du.“ Ptahnacht war mit seinen Neuigkeiten hier recht zufrieden. „Ich gehe mir dann mal das Schiff aus keftiu ansehen. Man weiß ja nie, ob man so etwas noch einmal zu Gesicht bekommt.“ Als er sich mit einem höflichen Gruß abwandte, entdeckte er in einiger Entfernung Nefer, die getreu ihrer Aufgabe ihn nicht aus den Augen ließ, aber erfolgreich so tat, als ob sie den übenden Tänzerinnen zusah, die hier ihre akrobatischen Übungen zeigten, in der Hoffnung auf ein Engagement am Abend. Selbst Radschlagen, vorwärts und rückwärts, gehörte zu diesem Programm. Die langen Haare waren echt, schon um dabei keine Perücke zu verlieren. Er ignorierte das Schauspiel allerdings und wandte sich der Wildstier zu, um daran vorbei zu gelangen. Zwischen dem Schiff, das sie hergebracht hatte, und dem aus keftiu lag ein anderes, hölzernes Schiff, das anscheinend entladen worden war, denn die Mannschaft ging frei von Bord. Sie hatten dort wohl geschlafen und genossen jetzt den Aufenthalt in Sau, ehe ihr Schiff im Laufe des Nachmittags wieder beladen wurde und weiter fahren würde. Woher das wohl kam und wohin es ging?

Es war eindeutig heimischer Bauart, aus Holz, das sprach dafür, das es dem Herrn der beiden Länder gehörte.

Er trug immerhin das Abzeichen dessen Leibwachen und so sprach er einen der Ruderer an. „Entschuldige, dieses Schiff … kehrt es nach Pe und Dep zurück?“

„Nein, wir fahren weiter nach Ibenu-hedj. Aber, was fragst du?“

„Nun, wie du siehst bin ich ein „Getreuer“.“ Ptahnacht deutete auf sein Amulett. „ich kam gestern mit einem hohen Beamten hier an und wir sollen morgen Richtung des Palastes des Harpunierenden Horus weiter fahren. Ich bin für seine Sicherheit und die seiner Begleitung verantwortlich. Es wird dich kaum wundern dass ich Erkundigungen einziehe.“

„Oh, ja. Ich sah dein Amulett nicht.“ Der Mann mochte Mitte Dreißig sein und trug nur zwei einfache Ketten um den Hals. Um seinen rechten Oberarm spannte sich ein Kupferreif.

Das ließ Ptahnacht stutzen. Also war das wohl der Steuermann, oder gar der Kapitän. Umso besser. „Nun, dann seid ihr wohl nicht das Schiff, das ich suche. Es heißt Wildstier.“

„Nein, das ist Mins Stolz. Und, wie gesagt, wir fahren weiter.“ Der Mann ging.

Der Agent drehte sich etwas. Eigenartig, dachte er. Ein Mann aus Pe oder sogar dem Palast des Horus, der so kurz angebunden war, obwohl er ihm gesagt hatte, wer er war. Gewöhnlich waren die Leute dann eher redselig, fiel doch von seiner Anwesenheit in der Nähe des Lebenden Gottes auch etwas Abglanz auf ihn. Hm. Ein Schiff aus Pe oder dem Palast des Harpunierenden Horus, das hier auslud und weiter in die Residenzstadt fahren würde. War es nicht genau das, war Meruka erwähnt hatte? Er sollte dem Mann unauffällig folgen, um herauszubringen, was das Schiff geladen hatte. Vielleicht- wären andere, einfachere Ruderer, zumal nach einer Einladung gesprächiger. Der Kapitän, Steuermann, oder was auch immer der war, ging jedenfalls durch das Tor Richtung Stadt. Und, wenn er sich nicht täuschte, hatten da vier Ruderer auf ihn gewartet. Zufall, waren sie befreundet, oder war da eine Verschwörung im Gange? Es gab nur die Möglichkeit nachsehen zu gehen. Sekunde. Warum gingen sie jetzt in ein Lagerhaus? Nun ja, zu einem Lagerhaus und der Kapitän redete dort mit einem Schreiber. Das war eindeutig verdächtig. Er sollte denen irgendwie unauffällig folgen, am Besten, in dem er zunächst zur Wildstier ging. Dort war zwar niemand zu sehen und er hätte auch nicht gewusst, was er Kapitän Paadiptah hätte erzählen sollen, aber das war gleich. Falls sich der Unbekannte umdrehte, würde der doch sehen, dass er sich nach dem „richtigen“ Schiff erkundigte und so wurde seine Tarnung bestärkt.

Erst, als er direkt vor der Wildstier stand, drehte er sich erneut um. Der Trupp aus fünf oder sechs Männern verließ den Hafen, ging durch das Stadttor. Das war zwar nicht verboten, aber er sollte eiligst hinterher, um herauszufinden, was die dort trieben oder auch nur vorhatten. Oder sollte er zuerst mit Nefer sprechen, die zu dem Schreiber schicken, mit dem die Männer gesprochen hatten und der sich nun wieder im Schatten der Lagerhalle niederließ? Nein. Inzwischen konnten die genauso gut auch weg sein. So beeilte er sich, bemüht, nicht durch übertriebene Schnelligkeit aufzufallen, zum Stadttor zu gelangen und hindurch zu gehen. Nefer würde ihn schon nicht aus den Augen lassen. In der geraden, schmalen, Straße direkt dahinter waren rechts und links noch einmal Lagerhallen. Hauptsächlich Männer kamen und gingen in die Häuser, es herrschte ein gewisses treiben, aber ein nochmaliger Blick zeigte eindeutig: die Leute von „Mins Stolz“ waren verschwunden.

Mist.

Er konnte doch nicht zurück zu Meruka gehen und dem sagen, dass er Leute, die sich eigen benahmen nicht genauer überprüft hatte? Immerhin hatte er den Namen des Schiffes, wusste woher es kam und wohin es fuhr, aber … War das nicht der Steuermann oder Kapitän? Der ging soeben in die dritte Lagerhalle von rechts und der davor stehende Wächter bummelte zu seinem Kollegen der nächsten Tür für ein Plauderstündchen. Schön, das war verboten, allerdings nicht, dass ein Kapitän eines Lastschiffes eine Lagerhalle besuchte. Deutlich langsamer ging er näher und versuchte durch die herabgelassene Matte der Tür etwas zu hören. Nichts, aber das war ja auch kaum zu erwarten gewesen. Sollte er oder sollte er nicht?

Diese Frage stellte sich ihm nicht mehr. Etwas traf ihn heftig am Kopf, so heftig, dass er trotz seiner Perücke zusammenbrach. Dass er an den Beinen unter der Türmatte durchgeschleift wurde, spürte Ptahnacht bereits nicht mehr.

 
 



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