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In Zeiten des Krieges

Draco x Ginny
von

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Teil 2 – Kapitel 15

August 1998

 

Aufgeregt lief Ginny die Treppenstufen hinab. Mit einer Hand hielt sie sich am Geländer fest, falls ihre hastigen Schritte sie stolpern ließen und sie drohte die Treppe hinabzustürzen. Die Nacht über hatte sie kaum ein Auge zugemacht. In ihr tobte eine neue Energie, die sie furchtbar hibbelig machte und sie die ganze Zeit über grinsen ließ, wie ein verliebter Teenager oder wie Oliver Wood, dem eine neue Strategie eingefallen war, um Slytherin im nächsten Quidditchspiel zu zermalmen. Die Rabenfeder, die Draco am Tag zuvor zurückgelassen hatte, lag versteckt unter ihrem Kopfkissen. Sie hatte sie aufbewahrt, liebevoll betrachtet und immer wieder berührt, was ihr das Gefühl gab ihm trotz der Distanz irgendwie nahe zu sein. Schließlich war sie ein Teil von ihm. Die Zeit bis zu ihrem nächsten Treffen vergingen qualvoll langsam. All die Sehnsucht, die sich in den letzten Monaten aufgestaut hatte, war durch dieses plötzliche Wiedersehen zwar kurzzeitig befriedigt worden, aber sie war ebenso schnell und doppelt so intensiv wieder zurückgekehrt.

 

Ihr Verschwinden am vorigen Tag war bemerkt und auch kritisiert worden, vor allem von ihrer Mutter, woraufhin Charlie versucht hatte sich für sie einzusetzen. Doch seine Worte, Ginny könne inzwischen gut auf sich selbst aufpassen, wollten zu der übervorsichtigen Mutter nicht durchdringen. Statt sich aber wieder den einfachen Weg auszusuchen und sich erneut klammheimlich davonzustehlen wollte Ginny diesmal jemandem Bescheid sagen, dass sie den Grimmauld Place verließ – nur für den Fall der Fälle. Auch wenn sie weder Ort noch Grund ihres Weggehens offenbaren wollte. Während sie den Flur entlangging, geradewegs an dem verhangenen Porträt von Sirius‘ Mutter vorbei, und sich eine glaubwürdige Ausrede überlegte, hörte sie plötzlich aufgeregte Stimmen aus dem Salon kommen.

 

Neugierig geworden betrat sie das große Zimmer. Überrascht entglitten ihr jegliche Gesichtszüge. Mit allem hatte sie gerechnet, bloß nicht damit. Beinahe hätte sie sich wie ein Kind die Augen gerieben, da sie glaubte, sie würde sich das, was sie sah, bloß einbilden. Aber da stand er: Albus Dumbledore, freundlich lächelnd in Sirius‘ altem Familienanwesen, umringt von einigen Mitgliedern des Ordens. Sein langer weißer Bart schien um einige Zentimeter gewachsen zu sein, aber auch wenn er lächelte wirkten seine blauen Augen sehr müde. Als sich Ginny endlich von diesem Anblick lösen konnte wanderten ihre Augen zu der Person, die neben ihm stand. Harry war ebenfalls dabei. Er befreite sich gerade aus einer zwangsjackenähnlichen Umarmung ihrer Mutter, als er Ginnys Blick bemerkte und sie ansah. Sofort hellte sich seine Miene auf. In wenigen großen Schritten eilte er auf Ginny zu. Statt sie zu begrüßen zog er sie in eine feste Umarmung. Für den Moment waren alle Gedanken an Draco vollkommen vergessen.

 

Nach einigen Sekunden löste sich Harry von ihr und hielt sie an den Schultern auf Armeslänge von sich. Seine grünen Augen wanderten einmal prüfend an ihr runter und wieder hinauf, als würde er sich vergewissern wollen, dass es ihr gut ging. „Schön dich zu sehen, Gin.“

 

Sie blinzelte mehrmals, immer noch unschlüssig, ob dies im Moment wirklich geschah. Harry war solange fort gewesen, untergetaucht, gemeinsam mit Dumbledore. Die ganze Zeit über hatten sie nicht gewusst, wo die zwei steckten oder wie es ihnen ging. Selbst Ron und Hermine hatten ihnen nicht viel anvertraut, sodass es jetzt äußerst surreal erschien, dass die beiden hier plötzlich im Wohnzimmer standen, als wären sie nur von einer zweiwöchigen Reise zurückgekehrt und sie würden jeden Moment Souvenirs aus ihren Koffern auspacken.

 

„Was macht ihr hier? Seit wann seid ihr hier?“ Die Fragen sprudelten nur so aus ihr heraus. „Weiß Ron, dass ihr hier seid? Bleibt ihr hier?

 

Harry lächelte daraufhin. „Wir bleiben. Den Rest erzählen wir, wenn alle da sind.“

 

Nun betraten auch Bill und Fleur den Salon und schienen ebenso überrascht zu sein, die beiden Neuankömmlinge vorzufinden. Harry wurde inzwischen von Sirius belagert, der ihm immer wieder durch das schwarze Haar wuschelte, während sich Dumbledore angeregt mit Kingsley und Remus unterhielt. Wenig später fanden sich auch die übrigen Mitglieder des Ordens ein, die sich im Grimmauld Place aufhielten. Hagrid fing lauthals an zu schluchzen, als er Harry sah und ihn kurzerhand an sich riss und so stark umklammert hielt, dass Remus Harry danach eine gebrochene Rippe heilen musste. Dumbledore musste immer wieder Hände schütteln und wurde mit aufgeregten Fragen durchlöchert. Das letzte Mal, dass solch eine Aufregung herrschte, war bei der Rückkehr von Ron und Hermine vorgekommen, die ähnlich von statten gegangen war.

 

Wildes aufgeregtes Geplapper erfüllte den Raum, welches Dumbledore mit einer simplen Geste zum Schweigen brachte. Er hob die Hand und sagte: „Ich schlage vor, wir rufen heute Abend eine Besprechung ein.“

 
 

* * *

 

„Dumbledore ist wieder da?“ Seine Finger strichen ihr sanft durchs Haar, während er auf sie hinabsah. Ihr Kopf lag in seinem Schoß, die braunen Augen begegneten seinen grauen.

 

„Ja.“

 

„War er denn weg?“

 

Sie rollte mit den Augen. „Tu nicht so, als wenn du das nicht wüsstest.“

 

Er antwortete nicht, schaute nun über den See, der sich vor ihnen erstreckte. Sein Blick wurde nachdenklich, als befände er sich plötzlich ganz weit weg. Für einen Moment kam ihr der Gedanke in den Sinn, wie er diese Information weitergeben und sie verraten würde. Die Gelegenheit wäre da. Aber sobald seine Finger ihr wieder durchs Haar fuhren und sanft ihre Kopfhaut kraulten, wurden diese Zweifel weit weg gespült. Seine Berührungen fühlten sich so unglaublich gut an. Genießerisch schloss sie ihre Augen und sie lauschte dem leisen Rauschen der Blätter über ihren Köpfen.

 

Als sie ihre Augen wieder öffnete bemerkte sie, dass sein nachdenklicher Blick nun zu einem ernsten geworden war. „Woran denkst du grad?“

 

Er sah weiterhin auf den See, als er antwortete: „Ich glaube, ich habe eine Idee.“

 
 

* * *

 

Nur dank eines Ausdehnungszaubers war es möglich, dass sie alle in diesen Raum passten. Obwohl das ehemals ansehnliche Anwesen der Blacks mehr einer Villa glich, denn eines Palastes, so war der Salon alles andere als klein und wahrscheinlich größer als alle Räume im Fuchsbau zusammen. Doch für so viele Hexen und Zauberer benötigte man schon fortgeschrittene Magie.

 

Die lange Tafel war nun auf die doppelte Größe gehext und trotzdem gab es nicht genügend Sitzplätze an dem Tisch, sodass sich diejenigen, die keinen Stuhl ergattern konnten, stehend im Raum verteilten. Ginny sank in ihrem Stuhl ein wenig zusammen und fühlte sich seltsam fehl am Platz, angesichts der vielen bedeutenden Namen, die sich zu Dumbledores einberufener Besprechung versammelt hatten.

 

Die größte Aufmerksamkeit lag auf dem ehemaligen Schulleiter von Hogwarts. Albus Dumbledore saß am Kopf der Tafel, völlig entspannt, als wäre es nichts außergewöhnliches, dass sich hier all diejenigen zusammensetzen, die sich auf der Abschussliste der Todesser ganz weit oben befanden. Rechts neben ihm saßen Harry, Ron und Hermine, neben der die weiteren Mitglieder der Weasleys saßen. Hinter ihnen standen Grüppchenweise die Mitglieder des Ordens. Während Bill, Fleur, Charlie, Ginny und Molly Weasley eine geschlossene Einheit bildeten, so versammelten sich Remus, Tonks und Sirius mit Kingsley und Moody. Hagrid, als größter von allen, stand leicht gebeugt in einer Ecke des Raumes, da er ohnehin auf keinen normalen Stuhl gepasst hätte.

 

Zu Dumbledores Linken saß Professor McGonagall, den Blick ernster denn je, ebenso wie Professor Flitwick und Professor Sprout. Ginny ließ den Blick weiter schweifen. Neben ihren Lehrern aus Hogwarts saßen einige bekannte Gesichter, die sie aus dem Zaubereiministerium und den Berichten aus dem Tagespropheten kannte. Die bedeutendste war wohl Millicent Bagnold, die ehemalige Zaubereiministerin, die das Amt noch vor Fudge ausgebübt hatte. Eine Überraschung war allerdings Amos Diggory, der vor drei Jahren seinen einzigen Sohn an den Dunklen Lord verloren und diesen Verlust bis heute nicht überwunden hatte. Wie es das Schicksal wollte saß er genau Molly Weasley gegenüber, die den gleichen Schmerz in ihren Augen zeigte, wie der grauhaarige alte Mann. Neben ihm saßen Rufus Scrimgeour und Augusta Longbottom.

 

Hinter ihnen und auf den Sesseln in der Nähe des Kamins, in dem aufgrund der sommerlichen Temperaturen kein Feuer brannte, versammelten sich etliche Freunde aus Hogwarts. Anhand der Ansammlung an Lehrern sowie Schülern konnte man schon fast glauben, man befände sich in dem berühmten Schloss in Schottland, statt im Grimmauld Place in London.

 

Ganz in Harrys Nähe stand Cho Chang, gemeinsam mit ihren Mitschülern aus Ravenclaw: Anthony Goldstein, Michael Corner, Luna Lovegood und Penelope Clearwater, die mit Percy zusammen gewesen war. Aus dem Haus Hufflepuff erschienen lediglich zwei Schüler: Ernie Macmillan und Hannah Abbott. Gryffindor war mit Abstand am meisten vertreten: Seamus Finnigan, Dean Thomas, Katie Bell, Lee Jordan, Padma Patil, Parvati Patil, Lavender Brown, Terry Boot und sogar – ganz überraschend – Cormac McLaggen. Aus dem Hause Slytherin war niemand anwesend.

 

„Zuerst einmal bedanke ich mich, dass ihr alle hier erschienen seid“, begann Dumbledore höflich, während ihn nun alle Augenpaare neugierig betrachteten. „Ich weiß dass die Einladung zu diesem Treffen doch recht spontan erfolgte.“

 

„Um ehrlich zu sein haben wir nur auf ein Zeichen von dir gewartet, Albus“, offenbarte Scrimgeour, woraufhin Bagnold zustimmend nickte. „Du hast dir allerdings ziemlich viel Zeit gelassen.“

 

„Besser spät, als nie“, knurrte Moody.

 

„Wo wart ihr die ganze Zeit?“, fragte Diggory. Es klang neugierig, mit einem Hauch von Vorwurf.

 

„Alle Orte aufzuzählen würde zu lange dauern, Amos. Wir haben uns versteckt gehalten und entweder in verlassenen Muggelhäusern gehaust oder bei Personen, bei denen wir sichergehen konnten nicht gefunden zu werden.“ Dabei wechselte Dumbledore einen Blick mit McGonagall. „Währenddessen war Harry stets an meiner Seite, sowie bis vor kurzem noch Ron und Hermine.“ Er nickte in die Richtung der drei jungen Zauberer neben ihm. Während ihrer gemeinsamen Reise hatten sie sich das Du angeboten. Ron wurde augenblicklich ganz rot, als er kurz Mittelpunkt der Aufmerksamkeit wurde. Einige Augenpaare musterten skeptisch Hermines dicken Babybauch, aber niemand schien es zu wagen dieses Thema anzusprechen. Sogar Lavender hatte bei ihrer Begrüßung nur ein überraschtes „Oh!“ herausbekommen.

 

„Was habt ihr herausgefunden?“, fragte Sirius hoffnungsvoll.

 

Dumbledore und Harry wechselten einen Blick. „Voldemort und die Todesser halten sich im Anwesen der Lestranges in Südengland auf“, fuhr Dumbledore fort. „Und wir können davon ausgehen, dass sie Drachen haben.“

 

Jemand keuchte erschrocken und aufgeregtes Gemurmel breitete sich aus.

 

„Drachen?“, quiekte Flitwick aufgeregt.

 

„Auch das noch!“

 

„Mehrere?“

 

„Oh nein!“

 

Vor allem in den Gesichtern der Jüngeren spiegelte sich das Entsetzen wider.

 

Ginny überkam plötzlich das Gefühl eines Déjà-vu. Sie versuchte sich zu erinnern … Kam aber nicht sofort drauf …

 

Nur Charlie schien nicht eingeschüchtert zu sein. „Was für Drachen?

 

„Große, feuerspuckende!“, erwiderte Ron bissig. „Reicht das nicht?“

 

„Es war ein Antipodisches Opalauge“, mischte Hermine sich kleinlaut ein. Ron warf ihr einen ungläubigen Blick zu, sodass sie sich gezwungen fühlte sich leicht verlegen erklären zu müssen: „Ich habe es nachgeschlagen.“

 

„Woher wisst ihr das?“, wollte Scrimgeour wissen.

 

„Weil wir gegen einen gekämpft haben“, sagte Harry grimmig. „In der Nacht, in der die Todesser die zehn Städte angegriffen haben. Cho hatte uns erreicht. Wir standen, seitdem wir Hogwarts verlassen haben, in Kontakt.“ Kurz wechselte er einen Blick mit der schönen Asiatin. „Wir drei waren in Dartford und kamen gerade an, als der Drache die halbe Stadt in Brand setzte.“

 

Einige starrten ihn geschockt an. Die Patil-Zwillinge sahen aus, als bereuten sie bereits hergekommen zu sein.

 

„Ihr habt gegen einen Drachen gekämpft und lebt noch?“, fragte Cormac beeindruckt.

 

„Aber, ich verstehe das nicht“, ergriff nun Charlie das Wort. „Ein Opalauge ist nicht gefährlich. Sie werden Menschen gegenüber nicht aggressiv. Ich habe mit mehreren von ihnen in Neuseeland gearbeitet.“

 

„Wir gehen davon aus“, sagte Dumbledore ruhig, „dass er gesteuert wurde.“

 

„Aber wie?“, fragte Diggory.

 

„Ist das nicht offensichtlich?“, fragte Moody mürrisch. Für ihn lag die Antwort auf der Hand. „Mit dem Imperius.“

 

„Habt ihr ihn wenigstens getötet?“, fragte Scrimgeour, woraufhin er sich von Charlie, Hagrid und Hermine einen anklagenden Blick einfing.

 

Harry schüttelte den Kopf. „Nein, wir haben ihn nur verletzt, dann ist er mit einem Portschlüssel verschwunden.“

 

„Und ihr denkt, dass die Todesser mehrere Drachen haben?“, fragte Sprout besorgt.

 

Dumbledore nickte. „Es spricht dafür, dass wir davon ausgehen sollten, ja.“

 

„Okay, und was sind die guten Neuigkeiten?“ Dieses Mal war es Augusta, die das Wort ergriff. „Schlechte hatten wir in der letzten Zeit genug.“ Ein bitterer Zug umspielte ihren Mund. Auch die Mienen der Gryffindors verdunkelten sich bei dem Gedanken daran, was Neville widerfahren war. Er war den Todessern, ebenso wie Percy, Arthur, Fred und George bereits zum Opfer gefallen.

 

Für einen Moment war es mucksmäuschenstill. Neugierig sahen sie sich an, gespannt, wer der erste sein würde, der das Wort ergriff.

 

„Dieses Treffen soll uns etwas in Erinnerung rufen“, sagte Dumbledore sanft. Er sah alle Anwesenden der Reihe nach an. Seine blauen Augen strahlten eine Ruhe und Entschlossenheit aus. „Es soll uns daran erinnern, dass wir nicht alleine sind. Wenn wir geschlossen gegen Voldemort vorgehen, haben wir eine Chance.“

 

Scrimgeour haute mit der Faust auf den Tisch. „Du kannst auf uns zählen, Albus!“

 

„Genau!“

 

„Ja!“

 

„Worauf du einen lassen kannst!“

 

„Bis jetzt gab es vereinzelten Widerstand“, sagte Remus, „doch wenn wir uns zusammentun ist unsere Macht größer.“

 

„Wo er Recht hat, hat er recht“, stimmte Augusta ihm zu. „Allein hat keiner den Mumm in der Hose gegen die Todesser vorzugehen. Wir müssen eine Einheit bilden. Uns gegenseitig Mut zusprechen.“

 

„Einige aus dem Ministerium sind unserer Seite noch treu ergeben“, entgegnete Scrimgeour. „Fudge hat uns dieses Desaster beschert. Er und die Auroren sind jetzt tot. Aber ich kenne ein halbes Dutzend Hexen und Zauberer, das sich uns sofort anschließen würde.“

 

Die ehemalige Ministerin nickte. „Ich habe ebenfalls Kontakte zu ehemaligen Auroren. Mein Adressbuch ist voll mit Namen von – Wie nennen sie uns? – Widerständlern!“

 

„Wir könnten ebenfalls ein paar Leute zusammentrommeln!“, sagte Ernie. Von den Ravenclaws und Gryffindors kam zustimmendes Gemurmel.

 

Plötzlich richtete sich Hagrid zu seiner vollen Größe auf, wobei er kräftig mit dem Kopf gegen die Zimmerdecke stieß. „Und ich besorch uns’n paar Riesen!“

 

Die Aufregung wurde immer größer, die Entschlossenheit immer greifbarer. Dumbledore besah sich die Gesichter seiner Anhänger, die nun viel optimistischer drein blickten, als zu Beginn dieses Gesprächs. Er hatte den bereits erlöschenden Kampfeswillen neu in ihnen entfacht.

 

„Gut“, sagte er. „Wir werden nicht aufgeben. Nicht solange es noch Hoffnung gibt.“

 
 

* * *

 

Nach und nach verschwanden die Besucher, die entweder disapparierten oder sich auf anderen Wegen auf den Rückweg machten, sodass der Grimmauld Place zu seinem gewohnten Leben zurückkehrte. Sirius hexte die lange Tafel sowie den Salon zurück auf seine ursprüngliche Größe, während Molly, Tonks und Bill in der Küche verschwanden, um sich um das Abendessen zu kümmern – Kreachers Essen war weiterhin nur von seinen Launen abhängig zu genießen.

 

Harry atmete auf, als allmählich wieder Ruhe einkehrte. Es war ein langer Tag gewesen. Ein sehr langer Tag. Die vielen Informationen musste er erst einmal verarbeiten. Nach so vielen Monaten war er endlich wieder im Grimmauld Place. Es gab sehr viel Redebedarf, nicht nur bei Sirius. Auch die anderen hatte er schrecklich vermisst. Er war äußerst gespannt darauf zu erfahren, was sie in der Zwischenzeit alles erlebt hatten.

 

Doch vorher gab es noch jemand anderen, den er unbedingt sprechen wollte.

 

Bemüht lässig schlenderte er in Chos Richtung, die sich gerade mit Hermine unterhielt. Sie sah auf, als sie ihn bemerkte und lächelte. Automatisch fing auch er an zu lächeln. Er spürte, wie die Schmetterlinge in seinem Bauch wieder anfingen zu flattern. Ihm war klar, dass das kitschig klang, aber was sollte er machen? Er war nun einmal verliebt. Das war ihm in den letzten Monaten klar geworden.

 

Unerwartet schob sich ein Gesicht in sein Blickfeld und er blieb abrupt stehen, sodass er nicht in den Ravenclaw hineinlief. Anthony Goldstein stand vor ihm und sah ihn ernst an.

 

„Kann ich dich kurz sprechen, Harry?“

 

Mit einem sehnsüchtigen Blick zu Cho, die seinen Blick mit einer hochgezogen Augenbraue erwiderte, zwang er sich zu einer Antwort. „Klar, was gibt’s denn?“

 

Anthony packte ihn am Oberarm und zog ihn ein paar Meter weg von den anderen, sodass sie ungestört reden konnten. „Ich weiß, das klingt jetzt albern“, begann der Ravenclaw, „aber du musst vorsichtig sein.“

 

Verwirrt blinzelte Harry ihn an. „Was meinst du?“

 

Anthony sah sich erst nach rechts, dann nach links um, ehe er sagte: „Es geht um Ginny. Du darfst ihr nicht trauen. Sie … Sie steckt mit Malfoy unter einer Decke.“

 

Einen Moment sah Harry ihn an, nicht sicher ob er lachen oder einfach weggehen sollte. Was redete der da für einen Quatsch?

 

Der Griff um seinen Oberarm verstärkte sich. „Vertrau mir, Harry. Ich weiß, das muss dir komisch vorkommen. Wir hatten in Hogwarts schließlich nicht viel miteinander zu tun. Aber glaub mir. Ich habe es gesehen!“

 

Harry fragte sich, wobei er die beiden gesehen haben konnte. Schließlich war Ginny hier bei Sirius und den anderen und Malfoy bei seiner liebreizenden Tante und den anderen Todessern. Dass der Slytherin nun das Dunkle Mal auf dem linken Unterarm trug war kein Geheimnis mehr. Ebenso wie Nott, Bletchley, Flint und Montague hatte er sich Voldemort angeschlossen.

 

„Wie meinst du das, gesehen?“

 

Der Ravenclaw ließ Harrys Arm endlich los, sah sich noch einmal um und rieb sich dann verlegen den Hinterkopf. „Alter, häng’s nicht an die große Glocke, aber … Ich habe anscheinend das Innere Auge.“

 

„Du verarscht mich doch grad.“

 

„Nein!“ Eindringlich sah er ihn an. „Ich wusste es ja auch nicht. Ich habe es wohl erst seit kurzem. Meine Ur-ur- … Ach, eine meiner Vorfahrinnen war Wahrsagerin“, erinnerte er ihn und bei Harry kamen langsam die Erinnerungen zurück. Im Wahrsageunterricht hatten sie den Ravenclaw diesbezüglich manchmal aufgezogen. „Manchmal sehe ich … Dinge … Zuerst habe ich sie als wirre Gedanken abgetan, doch dann stellte sich heraus, dass ich in die Zukunft sehen kann. Ich habe auch deine Leute vor dem Angriff auf den Muggel-Minister gewarnt.“

 

Verblüfft sah Harry ihn an. „Du warst das?“

 

Anthony nickte. „Ja. Glaubst du mir jetzt? Und Ginny … Ich habe sie gesehen. Mit Malfoy. Das kann eindeutig nichts Gutes bedeuten. Und bevor du jetzt einfach abhaust und mich für einen kompletten Vollidioten hältst, denk bitte nur für einen Moment einmal objektiv darüber nach und überlege, wie gut du sie eigentlich kennst.“

 

Automatisch suchten Harrys Augen nach der jüngsten Weasley und fanden sie neben Tonks stehen. Ginny und Malfoy? Ha, was für ein Quatsch! Ungläubig schüttelte er den Kopf.

 

„Sei einfach vorsichtig“, mahnte Anthony noch einmal, bevor er sich ohne ein weiteres Wort abwandte und sich auf den Weg Richtung Tür machte, wo Michael bereits auf ihn wartete.

 

Seine Worte hallten in Harrys Kopf wider und er versuchte die Informationen zu verarbeiten. Er betrachtete weiterhin Ginny, die seinen Blick zu spüren schien, denn plötzlich drehte sie den Kopf in seine Richtung und sah ihn direkt an. Sie lächelte und winkte fröhlich. Wie in Trance hob er die Hand und winkte zurück.

 

Nie. Im. Leben!, lachte seine innere Stimme. Er kannte sie seit sie ein kleines Mädchen war, vertraute ihr blind. Sie war doch Rons kleine Schwester, seine beste Jägerin, seine Freundin.

 

Doch woher kam dann dieses nagende Gefühl der Unsicherheit, das sich langsam in seinem Magen ausbreitete? Hatte er sich nicht das vergangene letzte Jahr bereits schon gewundert, was mit der Rothaarigen los war? Oft hatte sie sich rätselhaft verhalten und ihm war aufgefallen, dass sie Geheimnisse vor ihnen hatte. Ginny war schon einmal vom Bösen angezogen worden.

 

Sein Blick wurde zunehmend ernster. Er glaubte Goldstein kein Wort. Aber er würde auch nicht den Fehler machen unvorsichtig zu sein. Er würde einfach mit ihr reden. Sicher gab es dafür eine logische Erklärung. Er würde mit Ginny reden und–

 

„Hi, Harry.“

 

Cho stand plötzlich vor ihm und lächelte ihn zuckersüß an. Automatisch wurden seine Knie weich. Ein dümmliches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Hi.“

 

Ein Blick in ihre wunderschönen dunklen Augen genügte, um alles andere zu vergessen …



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