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In Zeiten des Krieges

Draco x Ginny
von

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Teil 1 – Kapitel 7

Oktober 1997

 

Der Unterricht bei Snape war mal wieder der Horror gewesen und so kam die Freistunde danach gerade recht. Das Fach Zaubertränke könnte so schön sein, wenn der Lehrer die Schüler nicht so sehr quälen würde. Ginny ging gerade in die Große Halle, wo sie sich von den Strapazen erholen und ihre Hausarbeiten für Arithmantik anfangen wollte. Auf dem Weg zum Gryffindortisch warf sie einen kurzen Blick zum Slytherintisch, an dem vereinzelt Schüler saßen, doch das Gesicht, das sie suchte, war nicht mit dabei. Kurz darauf erkannte sie Ron, Hermine und Harry und beschloss sich zu ihnen zu setzen. Sie ließ sich auf dem Platz neben Hermine nieder, gegenüber ihres Bruders. Alle drei hatten die Bücher aufgeschlagen und schrieben an ihren Hausaufgaben.

 

„Habt ihr auch eine Freistunde?“, fragte Ginny überrascht, die aus ihrer Schultasche das Lehrbuch für Arithmantik herauskramte. „Was macht ihr gerade?“

 

Hermine sah von ihrem Buch auf. „Ich lerne für Alte Runen. Professor Babbling lässt uns heute einen Test schreiben.“

 

„Und wir quälen uns mit Wahrsagen“, sagte Ron, der plötzlich einen Satz auf seinem Pergament mehrmals mit seiner Feder hektisch durchstrich. „Das macht doch alles keinen Sinn!“, rief er frustriert aus.

 

Beim Wort ‚Wahrsagen‘ horchte Ginny auf. Sie dachte an die Begegnung im Verbotenen Wald zurück. „Geht es um den Mondstein?“

 

Ron sah sie mit zusammengezogenen Augenbrauen an. „Hä? Was für ein Stein? Wir haben gerade das Thema Kartenlegen.“ Er kritzelte wieder auf seinem Pergament herum und beachtete seine Schwester nicht weiter. Harry und Hermine sahen Ginny jedoch neugierig an.

 

Die Rothaarige schien verwirrt. Hatte Malfoy ihr nicht gesagt, dass es sich um ein Schulprojekt handle? Eine Aufgabe von Professor Trelawney? „Ähm, also habt ihr das Thema nicht? Oder hattet ihr es vielleicht bereits?“ Die Hoffnung starb schließlich zuletzt.

 

„Wie hieß das?“, fragte Hermine interessiert.

 

„Mondstein.“

 

„Hmmm … Mondstein …“ Hermine überlegte einen Moment. „Davon habe ich noch nie gehört“, sagte sie schließlich.

 

Und Ron meinte trocken: „Na wenn nicht einmal Hermine davon gehört hat …“

 

„Aber ich belege Wahrsagen ja auch nicht“, erwiderte sie. „Daran wird es wohl liegen. Woher kennst du diesen Mondstein?“

 

„Ähm, ich habe irgendwo darüber gelesen“, log Ginny schnell.

 

„Achso“, sagte Hermine und widmete sich wieder ihrem Buch. Sie und Ron hatten ihre Lüge nicht bemerkt, doch Harry sah sie mit unergründlichem Blick an. Es machte sie ganz nervös. Manches Mal schien es, als könnten seine grünen Augen geradewegs in ihr Innerstes sehen und ihre Gedanken lesen.
 

Malfoy hatte sie also tatsächlich angelogen. Nun, überraschend war es ja nicht. Doch ein naiver Teil in ihr hatte ihm tatsächlich geglaubt. Wie dumm konnte sie nur sein? War überhaupt irgendein Wort von ihm nicht gelogen?

 

„Belegt Malfoy eigentlich Wahrsagen?“, fragte sie mit klopfendem Herzen. Sie versuchte die Frage möglichst beiläufig klingen zu lassen.

 

Diesmal war es Harry, der antwortete. „Ja. Wieso fragst du?“ Er musterte sie aufmerksam und Ginny hatte für einen Moment das Gefühl, als würde er etwas wissen, als würde ihm ebenfalls etwas auf der Seele brennen, und sie überlegte, ob sie ihnen von der Begegnung mit dem Slytherin im Verbotenen Wald erzählen sollte.

 

„Genau, Ginny“, sagte Ron, der die Hausarbeit für Wahrsagen nun endgültig aufgab und frustriert beiseiteschob. „Was interessiert dich dieses schleimige Frettchen?“

 

Sie entschied sich, ihnen nichts zu sagen. „Ach, nur so. Ist nicht weiter wichtig.“

 

Harry runzelte die Stirn, als wüsste er, dass sie nicht die Wahrheit erzählte, sagte aber nichts weiter.

 

„Ich fasse es immer noch nicht, dass dieses Ekelpaket tatsächlich Schulsprecher geworden ist“, regte Ron sich auf. „Von allen Siebtklässlern musste es ausgerechnet Malfoy sein! Ich meine, dass Hermine Schulsprecherin wird, seien wir mal ehrlich, das hat niemanden überrascht. Aber Malfoy?“ Er spuckte den Namen geradezu aus. Einige Schüler am Slytherintisch drehten sich bereits zu ihm um.

 

„Dumbledore wird seine Gründe haben“, erklärte Hermine schlicht.

 

Ron schnaubte. „Na die würde ich gerne mal hören.“ Er deutete auf seinen Sitznachbarn. „Harry wäre ein viel besserer–“

 

„Kein Interesse“, unterbrach Harry ihn rasch.

 

„Na gut, dann eben nicht Harry. Trotzdem wäre jeder besser als Malfoy. Wahrscheinlich hat sein Vater ihm das Schulsprecherabzeichen gekauft.“

 

Geräuschvoll klappte Hermine ihr Buch zu. „Ronald Weasley, ich kann es wirklich nicht mehr hören! Schon in den Sommerferien haben du und Harry über nichts anderes geredet.“ Harry, der plötzlich miteinbezogen wurde, zuckte kaum merklich zusammen. „Ich versuche als Schulsprecherin wirklich unparteiisch zu sein, aber ihr macht es mir sehr schwer. Dumbledore würde sich wohl kaum von Lucius Malfoy bestechen lassen. Können wir es dabei nun endlich belassen?“

 

Ron, der bei Hermines Standpauke leicht zusammengeschrumpft war, nickte nur. Spätestens jetzt löste sich Ginnys Gedanke, ihnen von der Begegnung im Wald zu erzählen, in Luft auf.

 

„Schön!“ Hermine widmete sich wieder ihrem Buch. Darauf folgte betretenes Schweigen und lange Zeit hörte man nur das Kratzen der Federn.

 

„Beinahe hätte ich es vergessen“, sagte Ron irgendwann an Ginny gewandt. „Ich habe heute einen Brief von Bill erhalten.“

 

Der erste Gedanke, der Ginny kam, war, dass es sehr mutig von Bill war, einen Brief zu schreiben, da man momentan nicht sicher sein konnte, wer die Eulenpost las. Das Flohnetzwerk war nicht mehr sicher und bestimmt wurden Eulen abgefangen, doch was sollte an den Briefen von Bill schon interessant sein für die Todesser?

 

Vor einem Jahr hatte ihr ältester Bruder Fleur Delacour geheiratet und nur wenige Monate später erwartete sie von ihm bereits ein Kind. Je größer der Bauch wurde desto mehr wuchs die Angst der schönen Veela im gefährlichen England zu bleiben. Die Zeiten waren düster und Fleur wollte ihr Kind nicht in einem Land aufwachsen sehen, in dem die Todesser ihren Schrecken verbreiteten. Deshalb waren sie und Bill vor einiger Zeit nach Frankreich gezogen, zu Fleurs Familie. So schwer es den Weasleys fiel, sich von ihrem Bill zu trennen, sie alle hatten ihre Entscheidung nachvollziehen können. Man wusste nicht, was die Zukunft mit sich brachte. Und Bill konnte seiner Frau nun einmal keinen Wunsch abschlagen.

 

„Er lässt dich schön grüßen.“

 

„Wie geht es denn Fleur und dem Baby?“, fragte Ginny. Sie hatte sich so sehr darauf gefreut Tante zu werden, doch sie wurde ganz traurig bei dem Gedanken daran, dass sie nicht wusste, wann sie ihren Neffen oder ihre Nichte kennenlernen würde.

 

„Ganz gut soweit. Es wird wohl nicht mehr lange dauern. Bill schreibt, ihr Bauch ist so groß wie Mums Truthahnbraten“, er grinste bei der Beschreibung seines Bruders. „Er wollte uns zu seinem Geburtstag nächsten Monat einladen, aber er weiß, dass wir wegen der Schule wohl nicht kommen können. Deshalb werden nur die anderen Familienmitglieder hinfahren. Er schlug dafür Dads alten Ford Anglia vor.“

 

Ginny hätte ihren Bruder gerne besucht. In Frankreich war es sicher schön. Doch Hogwarts ging nun einmal vor. In besonderen Fällen konnte man sich beurlauben lassen, doch da gehörte der Geburtstag des ältesten Bruders vermutlich nicht dazu.

 

„Meinst du sie fahren hin?“, fragte Ginny skeptisch. Unter anderen Umständen würden die Weasleys Bill und Fleur sicher einen Besuch abstatten, aber nicht jetzt, in diesen gefährlichen Zeiten. Sie alle – Arthur, Molly, Fred, George und Charlie – waren Mitglieder im Orden des Phönix und sie wurden in England gebraucht. Sogar Percy hatte sich ihnen inzwischen angeschlossen.

 

„Ich weiß es nicht“, sagte Ron. „Aber falls doch, werden sie sicher eine Menge zu erzählen haben, wenn sie wiederkommen.“

 
 

***

 

Es war bereits spät in der Nacht. Der Feierabend war schon seit mehreren Stunden überfällig und das Abendessen seiner Freundin stand bestimmt inzwischen kalt auf dem Küchentisch. Percy wollte unbedingt noch diese Akten durchgehen. Er hatte ganz und gar das Zeitgefühl verloren. Penelope war es gewöhnt, dass Percy mit seiner Arbeit verheiratet war. Sie beide wussten, dass man hart arbeiten musste, um an sein Ziel zu gelangen. Und Percy arbeitete wirklich hart. Schon in der Schule gehörte er zu den besten Schülern. Auch das Amt als Vertrauensschüler bekleidete er pflichtbewusst und die nun angestrebte Karriere im Ministerium nahm nach und nach Gestalt an.

 

Der Zaubereiminister hatte ihn zum Juniorassistenten befördert. Fudge ließ ihn ständig Überstunden schieben. Doch Percy wusste, es war keine Bestrafung, vielmehr eine Ehre, dass er mit diesen wichtigen Aufgaben betreut wurde. Der Minister übertrug ihm nicht umsonst so viel Verantwortung. Nein, Percy lernte von dem Besten und eines Tages würde auch er Zaubereiminister werden.

 

Seinem Chef war er zur Treue verpflichtet und er schenkte dem Gerede über den korrupten Minister keinen Glauben. Die Leute glaubten heutzutage auch alles, was man sich erzählte, ohne es auch nur zu hinterfragen. Für Percy hatten Begriffe wie Loyalität noch einen Stellenwert. Niemals würde sich das Ministerium bestechen oder mit den Todessern einlassen.

 

Heute war eine Eule von Bill eingetroffen. Percy hatte sich über die Einladung gefreut, doch es hatte nicht lange gedauert, da war auch schon die Eule mit seiner Antwort – einer höflichen Absage – zurückgeflogen. Wie stellte Bill sich das vor? Percy konnte sich schließlich nicht so einfach kurzfristig Urlaub nehmen und das auch noch nur wenige Wochen vor Weihnachten, wo anhand der Feiertage ohnehin schon Überstunden vorprogrammiert waren. Tse …

 

Percy warf einen Blick auf die tickende Uhr in seinem kleinen Büro. Der Zeiger stand auf du bist zu spät. Er seufzte tief und rieb sich die müden Augen. Es war Zeit nach Hause zu gehen. Er machte einen letzten Vermerk in seiner Akte und packte seine Sachen zusammen. Morgen würde er sich das noch einmal genauer ansehen. Morgen war zwar Samstag, doch Percy arbeitete auch am Wochenende. Denn das Gesetz schlief nie, wie er immer so schön sagte. Er schnappte sich seinen Mantel und schulterte sich seine Arbeitstasche um. Mit einem Schwenker seines Zauberstabes löschte er das Licht. Er verließ das Büro und verschloss die Tür. Im Flur war es sehr still. Alle anderen waren bereits in ihrem verdienten Feierabend. Manche von ihnen machten sich lustig über ihn, da er stets so viel arbeitete und so fleißig war. In Percys Augen waren sie nur neidisch. Vor allem diese Geraldine Davis, die es offensichtlich auf seine Stelle als Juniorassistenten abgesehen hatte, machte ihm das Leben schwer.

 

Das sonst so belebte Ministerium lag nun in stiller Dunkelheit. Die erleuchtete Zauberstabspitze zeigte Percy den Weg. Keine Menschenseele befand sich mehr hier. Er machte sich auf den Weg zu den magischen Rolltreppen und bog im Korridor in den nächsten Gang, als er plötzlich Stimmen hörte. Anscheinend gab es doch noch jemanden, der arbeitete. Percy war niemand, der gern lauschte, deshalb ging er zügig weiter, doch dann vernahm er die unverkennbare Stimme des Ministers.

 

Abrupt blieb er stehen.

 

„Ja, natürlich, das verstehe ich voll und ganz. Sie können sich auf mich verlassen.“

 

Der Minister klang nervös. So wie oft in letzter Zeit. Aber das war ja auch kein Wunder, Aber das war ja auch kein Wunder, wenn man den Druck unter dem er stand bedachte.

 

Schließlich sprach eine zweite Stimme, eine die Percy sehr vertraut vorkam.

 

„Sehr schön, Fudge. Ich wusste, wir können auf Sie zählen. Ich würde vorschlagen, wir fangen hier im Ministerium an. Alle, die nicht mindestens den Blutstatus eines Halbblut vorweisen können, werden verhaftet.“

 

„Ähm, ja. Das klingt logisch. Ja.“

 

Percy traute seinen Ohren kaum. „Nox“, flüsterte er und das Licht seines Zauberstabs erstarb. Die Stimmen kamen aus dem Büro des Zaubereiministers rechts neben ihm. Die Tür war nur leicht angelehnt. Percy stand wie zur Statue erstarrt im Flur und wagte nicht sich zu rühren. Er wollte nicht lauschen, aber das, was er gehört hatte, entsetzte ihn so dermaßen. Sie wollten Mitglieder des Ministeriums verhaften? Bestimmt gab es eine plausible Erklärung, die der Minister jeden Moment vortragen würde.

 

Die zweite Stimme, die eines Mannes, fuhr mit schneidender Stimme fort: „Nun, da das Ministerium in den Händen des Dunklen Lord liegt, kommen wir unserem Ziel einen Schritt näher. Wir werden der Zaubererschaft endlich zu einer besseren Welt verhelfen. Bald schon werden wir die Muggel unterdrücken und wir brauchen uns nicht länger vor ihnen zu verstecken.“

 

„Ä-ähm ja“, stotterte Fudge. „E-endlich.“

 

Percys Mund war staubtrocken. Sein Kopf leer. Er bemerkte nicht, wie ihn seine Füße näher an das Büro des Zaubereiministers trugen. Er versuchte die Worte zu verstehen, die er gehört hatte. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Die Gerüchte, sie waren alle wahr! Er konnte, nein, er wollte es einfach nicht glauben.

 

Vorsichtig lugte er durch den Spalt der Tür.

 

In dem Büro des Zaubereiministers befanden sich drei Personen. Cornelius Fudge saß zusammengesunken an seinem Schreibtisch, nur noch ein Schatten seiner selbst. Der einst so machtausstrahlende Minister war nicht mehr wiederzuerkennen. Davor stand Lucius Malfoy. Er stand mit dem Rücken zur Tür, doch das lange blonde Haar und den Gehstock mit dem Schlangenkopf erkannte Percy sofort. Schließlich ging Malfoy oft im Ministerium ein und aus. Der dritte Mann war jemand, den Percy nicht kannte. Er trug einen langen, schwarzen Mantel und hatte kurzes, dunkles Haar und einen Dreitagebart. Bis jetzt hatte er noch kein Wort gesagt.

 

Er musste es jemanden sagen, er musste es unbedingt. Er musste–

 

Schließlich sprach der dritte Mann. „Ich glaube, wir haben Besuch, Lucius.“

 

Panisch riss Percy die Augen auf, als Malfoy sich zur Tür umdrehte und er lief los. Den Zauberstab in seiner Rechten und die Arbeitstasche in der Linken rannte  er durch den Flur, knallte gegen einen Türrahmen und Tränen schossen ihm vor Schmerz ins Auge. An ihm zischte ein roter Lichtblitz vorbei.

 

Die blanke Angst ergriff ihn, gepaart mit tiefster Enttäuschung. Fudge hatte ihn verraten, hatte sie alle verraten. Das Ministerium war übergelaufen. Er rannte, zielte blindlings mit dem Zauberstab hinter sich und warf seinem Angreifer einen Fluch entgegen. Er hörte Schritte hinter sich.

 

Er musste seine Familie warnen, er musste Penny warnen, die zuhause mit dem Essen auf ihn wartete.

 

Percy rannte um die Ecke, drehte sich noch einmal nach seinem Verfolger um.

 

Der grüne Lichtblitz war das Letzte, was er sah.



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