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In Zeiten des Krieges

Draco x Ginny
von

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Teil 1 – Kapitel 6

Oktober 1997

 

Das gefiel ihm nicht, das gefiel ihm ganz und gar nicht. Skeptisch beäugte Blaise die Szene, die sich ihm bot. Irgendwie ließ ihn das Gefühl nicht los, dass sein bester Freund geradewegs dabei war, sich in ungeheure Schwierigkeiten zu manövrieren.

 

Auf dem Rückweg von den Gewächshäusern waren ihnen die Sechstklässler entgegengekommen, unter ihnen das Weasley-Mädchen, und es hatte nicht lange gedauert, bis sie und Draco sich mal wieder in die Haare gekriegt hatten. Während die beiden Streithähne sich ein heftiges Wortgefecht lieferten, hielten Blaise und Pansy sicheren Abstand zu ihnen.

 

„Ich kann sie nicht leiden“, kommentierte Pansy die Szene vor ihr. Missbilligend betrachtete sie das ungleiche Paar und rümpfte die Nase. Die Auseinandersetzung mit der Weasley waren sie beide gewöhnt, doch Blaise fand, dass es in letzter Zeit Überhand nahm. Und spätestens wenn Pansy eifersüchtig wurde, dann hatte es etwas zu bedeuten. Denn Pansy wurde nie eifersüchtig, wenn sie in der anderen keine Konkurrentin sah. Viele Mädchen schmachteten den Eisprinzen von Slytherin an – in den Augen von Pansy alles unwürdige kleine Mädchen. Doch irgendetwas sagte Blaise, dass Pansys Abneigung der Weasley gegenüber nicht nur gewöhnlicher Gryffindor-Hass war. Vielleicht war es weibliche Intuition. In letzter Zeit hatte es oft zwischen Weasley und Draco gekracht. Der Slytherin ahnte, dass hier etwas nicht stimmte. Er war ein guter Menschenkenner und nicht nur Pansys eifersüchtiger Blick verriet ihm, dass dies kein gewöhnlicher Streit war. Es schien, als würde Draco diese kleinen Reibereien geradezu genießen.

 

„Draco, jetzt komm endlich!“, rief Pansy ungeduldig. Schließlich mussten sie sich auf den Weg zu Verwandlung machen und bei McGonagall durften sie lieber nicht zu spät kommen. Draco riss sich endlich von der Gryffindor los, nicht ohne ihr noch einmal eine Beleidigung an den Kopf zu werfen, woraufhin sie mit rotem Kopf davon rauschte, und er schlussendlich immer noch wütend zu seinen beiden besten Freunden marschierte.

 

„Ich sag dir eins“, fuhr Pansy ihn an, „wenn wir wegen der zu spät kommen und McGonagall uns Punkte abzieht, dann ist das deine Schuld!“

 

„Reg dich ab“, erwiderte Draco von ihr unbeeindruckt. „Wir haben noch mehr als genug Zeit, bis der Unterricht anfängt.“

 

Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Das hoffe ich für dich!“

 

Draco verdrehte genervt die Augen.

 

„Ich kann sie nicht leiden“, wiederholte Pansy, immer noch aufgebracht.

 

„Ja, weil sie hübsch ist“, sprach Blaise seine Gedanken aus. Pansy war offensichtlich eifersüchtig.

 

Die Dunkelhaarige schnaubte entrüstet. „Wie bitte?!“

 

Blaise zuckte mit den Schultern. „Also mein Typ ist sie nicht, aber ich muss schon sagen, dass sie ziemlich gut aussieht. Für eine Blutsverräterin, versteht sich.“

 

„Was genau ist denn dein Typ, Blaise?“, fragte Draco und ließ somit die Aussage über Weasleys Schönheit unkommentiert. Doch darauf würde Blaise nicht antworten. Er hatte einen ziemlich speziellen Geschmack.

 

Die drei Slytherins eilten durch das Schlossportal und nahmen die Treppe, die in den ersten Stock führte, in dem Professor McGonagall ihren Unterricht abhielt.

 

„Entschuldige bitte, dass ich mich aufrege“, begann Pansy schnippisch, „wenn uns die kostbare Zeit mit dir gestohlen wird. Wir sehen dich kaum noch, Draco. Ständig hängst du mit den anderen rum.“

 

Mit den anderen meinte sie Theodore, Vincent und Gregory. Blaise musste ihr zustimmen. Eigentlich waren sie ein Dreier-Trio, drei beste Freunde, die seit Jahren die unterrichtsfreie Zeit miteinander verbrachten, aber in letzter Zeit knüpfte Draco wieder mehr Kontakt zu den anderen drei Slytherins. Crabbe und Goyle konnte er ja noch verstehen, schließlich waren die drei zu ihrer Anfangszeit in Hogwarts unzertrennlich gewesen. Aber Theodore? Das war neu.

 

Als Blaise Draco und Pansy in Hogwarts kennenlernte, konnte er sie zunächst nicht ausstehen, da sie beide arrogant und aufgedreht waren. Erst im Laufe der Zeit waren sie sich näher gekommen und es hatte sich eine tiefe Freundschaft entwickelt. Draco und Pansy waren zwar immer noch arrogant, aber Blaise konnte sich ein Leben ohne seine beiden besten Freunde nicht mehr vorstellen.

 

„Ja, Draco“, Blaise griff sich theatralisch an die Brust, „es bricht uns das Herz.“

 

„Hört auf so einen Quatsch zu reden!“ Eine Gruppe aufgeregter Erstklässler lief ihnen über den Weg. Beim Anblick der drei Slytherins ergriffen sie panisch die Flucht. „Ich habe als Schulsprecher nun einmal viele Pflichten zu erfüllen.“

 

„Pah!“, Pansy lachte trocken auf. „Und was, bitte schön, Herr Oberwichtig?“

 

Draco warf ihr einen vernichtenden Blick zu, dem Pansy allerdings gekonnt standhielt. „Zweifelst du etwa  meine Worte an?“

 

Pansy reckte das Kinn. „Ich erkenn dich gar nicht mehr wieder, Draco. Erst hängst du mit diesen hirnamputierten Affen rum und dann flirtest du auch noch mit einer Gryffindor.“

 

„Mach dich nicht lächerlich!“

 

„Ich sehe doch wie sie dich anguckt!“

 

Draco packte Pansy am Arm und zwang sie stehen zu bleiben. Blaise bemerkte dies erst drei Schritte später und blieb abrupt stehen.

 

„Du weißt“, sagte Draco kühl, „dass ich an Gryffindors, geschweige denn an Blutsverrätern und erst recht nicht an Weasleys interessiert bin.“

 

Pansy riss sich von ihm los und rieb sich den schmerzenden Arm. „Ist ja gut“, murmelte sie kleinlaut.

 

Blaise stellte sich zu seinen beiden Freunden und legte ihnen jeweils eine Hand auf die Schulter. „Jetzt beruhigt euch mal wieder. Kommt, sonst kommen wir wirklich noch zu spät zu Verwandlung.“

 

Damit war die Diskussion beendet. Sie machten sich wieder auf den Weg und schafften es noch rechtzeitig im Unterrichtszimmer anzukommen. Blaise war es gewohnt, dass Pansy und Draco sich anzickten. Beide waren sehr temperamentvoll und er war von den Dreien der ruhige Kopf, der oft den Streit zwischen ihnen schlichten musste. Pansy war eindeutig eifersüchtig. Und auch sein Bauchgefühl sagte ihm, dass da etwas vor sich ging.

 

Er hoffte nur, dass Draco zu klug war, um sich mit einer Weasley einzulassen. Denn das würde nur Probleme bringen.

 
 

***

 

Draco hielt in seiner Hand den Goldenen Schnatz. Der walnussgroße Ball fühlte sich leicht an. Die Flügel flatterten aufgeregt hin und her. Seitdem er ihn gefangen hatte, hatte er ihn nicht mehr los gelassen. Draco hatte den Sieg für Slytherin geholt, das erste Quidditchspiel der Saison war somit gewonnen und doch wollte sich die erwartete Freude darüber nicht richtig einstellen. Er saß auf einer Bank in der Umkleidekabine, die anderen Spieler waren bereits auf dem Weg zurück zum Schloss. Er hatte ihnen gesagt, sie sollen schon einmal vorgehen, er würde jeden Moment nachkommen. Wie lange er jetzt schon hier saß wusste er nicht. Er hatte immer noch seine grünen Quidditchroben an und starrte auf den verdammten Ball.

 

Quidditch war immer ein besonderer Teil in seinem Leben gewesen. Mehr als nur ein Sport. Es war eine Leidenschaft. Auch wenn viele ihm nachsagten, dass er nur wegen seines Vaters in der Mannschaft war, so wusste er, dass er es auch seinem Können zu verdanken hatte. Von Potter einmal abgesehen, der sowieso immer Glück hatte, war er mehr als ein passabler Sucher. Er liebte das Fliegen, er liebte es zu gewinnen, und doch hatte dieser Sieg gegen die Ravenclaws einen bitteren Beigeschmack.

 

Beim Fang des Schnatzes empfand er sonst immer grenzenlose Euphorie. Er sollte sich freuen und mit den anderen im Gemeinschaftsraum feiern, doch ihm war nicht nach Feiern zumute. Er versuchte zu ergründen, was diese Gefühle zu bedeuten hatten, weshalb er nicht in der Lage war sich über so etwas Belangloses wie den Sieg im Quidditch zu freuen.

 

Er genoss die Ruhe, in dieser kleinen Umkleidekabine, die gerade mal für sieben Personen Platz bot. In letzter Zeit wollte er öfter gerne allein sein. Das sah ihm gar nicht ähnlich.

 

Alles hatte sich verändert, seit jenem Tag.

 

Die Tür der Kabine öffnete sich langsam und Draco sah auf.

 

Herein lugte ein dunkler Haarschopf.

 

„Was machst du denn noch hier? Ich hatte nach dem Spiel auf dich gewartet, aber du bist nicht gekommen.“ Pansy trat ein und schloss hinter sich die Tür. „Was soll der enttäuschte Blick? Hast du jemand anderen erwartet?“

 

Draco starrte wieder auf den Schnatz in seiner Hand. Für einen kurzen Moment hatte er an die rothaarige Gryffindor gedacht, die es immer wieder schaffte in seiner Nähe aufzutauchen. Seit der Begegnung im Verbotenen Wald ließ sie ihn nicht mehr los. Er konnte sich selbst nicht erklären, wieso er sie nicht in eine Kröte verwandelt und ihr stattdessen sogar den Mondstein gezeigt hatte. Wie bescheuert war er eigentlich? Dieses kleine Ding war so unheimlich wertvoll und er hatte es in ihre Hände gegeben. Wieso? Nachdem er erfahren hatte, dass von ihr keine Gefahr ausging, hatte eins das andere ergeben. Sie würde niemals erfahren, wie kostbar der Mondstein war. Natürlich war es eine Lüge gewesen, die sie früher oder später aufdecken würde. Ein Schulprojekt? Ha, wenn sie nur wüsste …

 

Pansy setzte sich neben ihn auf die Bank.

 

„Was ist los?“, fragte sie mitfühlend. Die Streitereien waren längst vergessen. Sie sah ihn an, doch er mied ihren Blick.

 

„Was soll schon los sein?“, fragte er.

 

„Draco …“ Sie schüttelte den Kopf, wie bei einem sturen Kind, das nicht begreifen wollte. „Ich sehe doch, dass dich etwas belastet.“ Und als er dazu nichts erwiderte fragte sie leise: „Ist es wegen deiner Großmutter?“

 

Draco lächelte bitter. „Meine Großmutter ist alt. Und alte Menschen sterben nun einmal.“ Vor allem, wenn sie schwer krank waren. Damit hatte er sich schon lange abgefunden. Ihn wunderte es selbst, dass er diese Tatsache so leicht hinnahm, obwohl sie sich sehr nahe standen. Doch Draco kannte sich mit so etwas nicht aus. Als Daphnes Großmutter vor einigen Jahren gestorben war hatte sie Rotz und Wasser geheult und Draco hatte es nicht nachvollziehen können. In seiner Familie ging man anders damit um. Er war nie auf einer Beerdigung gewesen. Als sein Großvater Abraxas damals starb war er noch zu jung gewesen, als dass seine Eltern ihn mit zur Beerdigung genommen hätten und das Begräbnis seines Großvaters Cygnus war während der Schulzeit abgehalten worden und Draco war es auch ganz recht gewesen, nicht dort hin zu müssen. Er hatte beiden Großvätern nicht sehr nahe gestanden. Seine Großmutter allerdings …

 

„Draco, du verschweigst mir etwas.“

 

„Wenn du jetzt schon wieder von Weasley anfängst–“

 

„Ich rede nicht von Weasley.“

 

Vorsichtig legte sie ihre Hand auf seinen linken Unterarm. Der Schnatz in seinen Händen hörte auf mit den Flügeln zu schlagen. Er sah sie an.

 

„Zeig mir deinen Arm.“

 

Natürlich wusste er, was die Leute in der Schule über ihn sagten. Schon von früh an hatte er lernen müssen sich den Anschuldigungen und den Behauptungen der Hexen und Zauberer zu stellen, die über ihn urteilten, da sein Vater ein berüchtigter Anhänger des Dunklen Lords war. Wie der Vater, so der Sohn.

 

Nun, sie hatten ja nicht ganz Unrecht.

 

Draco nahm den Schnatz in die andere Hand und legte seine rechte sanft auf Pansys.

 

„Ich habe das Dunkle Mal nicht“, sagte er und sah sie direkt an. Sie waren seit der ersten Klasse befreundet. Sie und Blaise waren seine besten Freunde. Er würde sie niemals anlügen. „Noch nicht, jedenfalls. Es wäre zu auffällig, wenn ich es jetzt schon hätte.“ Draco hätte sich sofort ein Zugticket nach Askaban kaufen können, wenn er in Hogwarts mit dem Dunklen Mal herumlaufen würde. Nein, er, Theodore, Gregory und Vincent würden das Mal erst nach der Schulzeit erhalten. Dumbledore und die anderen Lehrer müssten sonst nur einen Blick auf ihre linken Unterarme werfen und sie wären sofort aufgeflogen. Spätestens im Sommer wäre dann Schicht im Schacht.

 

Falls die Slytherin über seine Antwort überrascht war ließ sie es sich nicht anmerken. Vielleicht hatte sie seine Antwort ja auch erwartet. Für ihn war schon lange klar, dass er das Zeichen des Dunklen Lords eines Tages tragen würde, doch die tatsächliche Gewissheit darüber bereitete ihm so viel Freude, wie der heutige Quidditchsieg.

 

„Ich dachte, du würdest dich darüber freuen“, sagte sie.

 

„Das dachte ich auch.“

 

„Hat sich denn irgendetwas geändert?“ Sie hielt seine Hand fest. Ihre Finger waren angenehm warm.

 

„Du weißt aus was für einer Familie ich komme. Ich habe keine Wahl.“

 

Ihre grünen Augen waren voller Wärme. „Man hat immer eine Wahl.“

 

„So etwas solltest du lieber nicht zu laut sagen.“

 

„Ich mache mir nur Sorgen um dich. Du bist mein bester Freund.“ Und nach einigem Zögern fügte sie hinzu: „Du weißt, was ich für dich empfinde.“

 

Das wusste er. Er wusste, dass sie ihn liebte, schon immer geliebt hat. Oft genug hatte sie es ihm gesagt. Sie standen sich zwar nah, aber doch war sie für Draco nur eine Freundin. Er konnte ihr nicht bieten, was sie von ihm wollte. Er empfand einfach nicht das, was sie für ihn empfand.

 

Lange sah er ihr in die Augen. Sie war seine beste Freundin und er vertraute ihr.

 

Früher oder später würde sie eh in den Plan eingeweiht werden. Denn auch sie war Teil des Plans.

 

Also begann Draco zu erzählen …



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