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In Zeiten des Krieges

Draco x Ginny
von

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Teil 1 – Kapitel 5

September 1997

 

Als Harry die Treppe zum Nordturm emporschritt war er in Gedanken immer noch bei den Schlagzeilen des Tagespropheten. Die morgendliche Post hatte wieder einmal schlechte Kunde verbreitet. Erneut gab es Angriffe auf Muggelgeborene und noch mehr verschwundene Hexen und Zauberer. Selbst die Flohnetzwerke waren nicht mehr sicher.

 

Sirius hatte ihm bereits davon abgeraten ihm weiterhin Briefe zu schreiben, aus Angst davor, dass man die Eulen abfangen würde. Sie befanden sich in dunklen Zeiten, das war ihnen allen klar. Die Stimmung in Hogwarts war gedrückt und Harrys Narbe tat in letzter Zeit häufiger weh, als sonst. Es fiel ihm schwer sich auf den Unterricht zu konzentrieren, wenn er wusste, dass Voldemort währenddessen draußen seine Pläne schmiedete. Es kam ihm so vor, als würden sie ihre Zeit vergeuden, als gäbe es Wichtigeres als Kräuterkunde und Geschichte der Zauberei. Der Feind lauerte dort draußen und wurde mit jedem Tage stärker.

 

Harry wünschte sich, er könne im Grimmauldplatz sein, bei Sirius und den anderen Mitgliedern des Orden des Phönix. Er wünschte, er könne etwas bewirken. Doch Harry fühlte sich im Moment nur klein und nutzlos. Quidditch war da eine willkommene Ablenkung. Doch sogar sein Lieblingssport und das Gefühl auf seinem Feuerblitz zu fliegen vermochten das bedrückende Gefühl, das sein Herz umklammert hielt, nicht zu vertreiben.

 

Dass sich Ron mit ihm unterhielt bekam er kaum mit. Sein bester Freund erzählte irgendetwas von einem Streit mit Hermine, doch Harry musste nur an die Namen derjenigen denken, die nun zu der Liste von Voldemorts Opfern gehörten: Constance Fawley, Emmeric Doyle, Eugene Greenwood … Irgendwann fand er sich im Klassenzimmer für Wahrsagen wieder und ließ sich an seinem gewohnten Platz nieder. Der Raum füllte sich langsam mit den Schülern der siebten Klasse. Viele hatten das Fach bereits abgewählt und somit waren weniger als die Hälfte aller Plätze besetzt.

 

Aus dem Hause Gryffindor waren außer Harry und Ron noch Neville, Seamus, Parvati und Lavender anwesend. Die beiden Mädchen aus Gryffindor waren wohl die einzigen, die dem Fach Wahrsagen tatsächlich etwas abgewinnen konnten und sie waren wohl die einzigen von ihnen, die auch nur annähernd das innere Auge besaßen. Neville und Seamus hatten vermutlich lediglich vergessen, das Fach abzuwählen, so wie Harry und Ron. Von daher schleppten sie sich Jahr um Jahr durch den zähen Unterricht von Professor Trelawney. Von den Ravenclaws belegten nur noch Terry Boot, Michael Corner und Anthony Goldstein das Fach. Die fleißigen Raben bemühten sich zumindest das Fach zu verstehen und von der Professorin etwas zu lernen. Sie erzielten, ihrem Hause alle Ehre machend, immer die besten Ergebnisse bei den Prüfungen. Goldstein kam angeblich aus einer Familie von Wahrsagern, doch das Talent hatte sich bei ihm bis heute nicht gezeigt. Unter den anwesenden Hufflepuffs befanden sich Susan Bones, Hannah Abbott und Zacharias Smith. Das Haus Slytherin war am wenigsten vertreten, mit Draco Malfoy und Pansy Parkinson. Weshalb Malfoy Wahrsagen belegte war Harry bis heute rätselhaft. Und dass Parkinson dieses Wahlfach nur wegen ihres blonden Schulkameraden belegte war mehr als offensichtlich.

 

„Willkommen, meine Lieben“, begrüßte Professor Trelawney ihre Schüler mit ihrer gewohnten melodischen Stimme und Harry wurde von den parfümierten Düften, die den stickigen Raum erfüllten, jetzt schon ganz schlecht. Wieso bei Merlins Bart hatte er das Fach nicht abgewählt, so wie Hermine vor einigen Jahren? Dann würde er jetzt nicht hier sitzen und seine Zeit verschwenden. Er würde einiges dafür geben, wenn sie im Wahrsageunterricht einmal etwas Nützliches lernen würden, wenn er zum Beispiel erfahren könnte, welche Gefahren auf ihn lauerten oder was Voldemort als nächstes plante … Doch der Unterricht bei Professor Trelawney war genauso nützlich wie ein Wegweiser für Eulen.

 

„Da ihr nun alle euer letztes Schuljahr in Hogwarts antretet“, verkündete Trelawney und sie sah ihre Schüler durch ihre riesige Brille der Reihe nach an, „werden wir uns nun mit eurer beruflichen Zukunft beschäftigen.“ Einige Schüler stöhnten, andere horchten interessiert auf. Lavender und Parvati tauschten einen aufgeregten Blick. „Manch einer weiß vielleicht schon, was er später für einen Beruf ausüben möchte und viele andere …“ Sie machte eine bedeutungsschwangere Pause, „haben noch nicht den geringsten Schimmer. Deshalb werden wir heute anhand von Karten die Zukunft befragen. Mister Finnigan, verteilen Sie das hier.“ Seamus stand mit einem schweren Seufzer auf und nahm die Kiste, die Trelawney ihm in die Hände drückte. „Die Kunst des Kartenlegens besteht schon seit Jahrhunderten. Richtig gelegt können sie uns Fragen beantworten, die uns auf der Seele brennen“, fuhr sie fort, während Seamus die Karten verteilte. Sie waren zu einzelnen Bündeln mit bunten Bändern zusammengeschnürt und er legte vor jeden Schüler einen Satz Karten auf den runden Tisch. „Nicht jeder kann die Karten richtig lesen. Oh, nein. Ihre Bedeutungen sind nicht immer richtig zu entziffern. Doch wer das innere Auge hat, der vermag mit ihnen die Zukunft zu sehen. Allen anderen empfehle ich Seite achtundsiebzig im Lehrbuch.“

 

Harry und Ron schlugen unmotiviert die Bücher auf. Harry besah sich den Stapel Karten, die Seamus auf den Tisch gelegt hatte. Sie sahen alt und ranzig aus, als hätten sie ihre besten Jahre schon hinter sich. Wie viele Schüler hatten wohl schon versucht aus ihnen schlau zu werden? Hermine würde den Karten nur einen spöttischen Blick zuwerfen. Ihre schnippische Stimme drang in seinen Kopf: Schwachsinn!

 

„Na los, bringen wir es hinter uns“, sagte Ron, der nach dem Stapel griff, das Band abzog und die Karten mit flinken Händen mischte. Anschließend nahm er die oberste und sah sie sich an. „Wenn mir die Karte nicht gefällt nehme ich einfach die nächste“, sagte er trocken und mischte erneut.  

 

Neben ihnen erzählte Seamus aufgeregt vom Familiengeschäft seines Vaters. „Ich werde höchstwahrscheinlich in der Werkstatt meines Vaters anfangen.“ Und mit gedämpfter Stimme fügte er hinzu: „Ihr wisst ja, dass mein Vater ein Muggel ist. Er besitzt eine Autowerkstatt, die schon seit Generationen im Familienbesitz ist.“ Er zuckte lässig mit den Schultern. „Ist doch gar nicht so übel, oder?“

 

Harry und Ron stimmten ihm höflich zu und Neville, der sich nicht mit Autos auskannte, sah nur ahnungslos von einem zum anderen.

 

Die Stunde zog sich hin wie Druhbels Bester Blaskaugummi, während Trelawney durch die Reihen ging und sich die Karten der Schüler ansah. Harry war schon lange klar, welchen Beruf er nach Hogwarts anstreben wollte: Er wollte Auror werden und gegen das Böse kämpfen. Zumindest war das die offizielle Antwort. Insgeheim schlug sein Herz für den Phönixorden. Erst einmal musste er gegen Voldemort kämpfen, alles andere war zweitrangig.

 

Parvati und Lavender deuteten einander die Karten und wie sie sie mischten schien es, als täten sie dies nicht zum ersten Mal. „Lavenders Karte zeigt eine goldene Münze. Sie wird wohl später sehr reich werden“, prophezeite Parvati die Zukunft ihrer besten Freundin. Die beiden Mädchen strahlten sich glücklich an, doch Trelawney schüttelte nur langsam den Kopf.

 

„Aber, aber, meine Liebe. Sie müssen versuchen die Karten richtig zu deuten … Eine Galleone kann für Wohlstand stehen, oh ja, oder aber sie bedeutet, dass sie sich nur mit Münzen beschäftigen wird, in einer Bank zum Beispiel.“ Bei der Aussicht in den dunklen Gängen von Gringotts zu arbeiten wurde Lavender plötzlich ganz bleich.

 

„Nun, welche Zukunft zeigen uns Ihre Karten, Mister Longbottom?“ Trelawney griff wahllos nach einer Karte von den wild herumliegenden auf dem Tisch. „Ah, das Haus. Sie wissen natürlich, was das bedeutet?“

 

Neville rutschte unruhig auf seinem Sitzkissen umher. „Ähm, nicht so ganz …“ Hektisch blätterte er in seinem Buch. „War es … ähm, Sicherheit?“

 

„Ganz genau!“, sagte Professor Trelawney beeindruckt. „Nun ja, das kann man so und so sehen“, begann sie dann etwas unsicher. „Das Haus besteht aus Mauern, die wiederum als Gefängnis gedeutet werden können, andererseits bietet das Dach Sicherheit.“

 

„Wenn du sicher sein willst musst du dich also nach Askaban begeben“, flüsterte Ron und Harry unterdrückte ein Grinsen.

 

„Das Haus ist auch das Symbol für die Familie. Hat ihr Vater vielleicht einen Familienbetrieb? Steigen Sie in sein Geschäft mit ein?“ Neville wurde ganz blass um die Nase. Die Wahrsagelehrerin schien nicht zu ahnen in welches Fettnäpfchen sie gerade trat. „Ja, mein Lieber, ich sehe Sie an der Seite ihres Vaters. Und nun zu Ihnen, Mister Finnigan.“ Sie zog eine weitere Karte und offenbarte die alte Frau. „Sie sehe ich in Gesellschaft einer alten Dame. Altenpfleger im St. Mungo’s, möchte ich meinen. Das ist ja wohl glasklar.“

 

„Ich glaub sie hat uns beide verwechselt“, murmelte Seamus. Er warf Neville einen mitfühlenden Blick zu. Trelawney schien in ihren Karten nicht gesehen zu haben, dass Nevilles Vater nicht mehr in der Lage war, einen Beruf auszuüben.

 

Das einzig interessante an dieser Unterrichtsstunde war, dass Professor Trelawney diesmal nicht Harry einen frühen und grausamen Tod vorhersagte, sondern Pansy Parkinson.

 

„Nun, schauen wir uns mal Ihre Zukunft an.“

 

Pansy zog eine Karte und grinste über das ganze Gesicht. „Das Herz! Das bedeutet, dass ich die große Liebe finden werde“, seufzte sie und sie warf einen demonstrativen Blick zu Malfoy, der neben ihr saß.

 

„Aber, aber“, sagte Trelawney, die ihr die Karte aus der Hand riss. „Sehen Sie das, meine Liebe? Durch das Herz ist ein Dolch gestoßen.“ Sie schüttelte traurig den Kopf und sah die Slytherin durch ihre Brille mit großen Augen an. „Das bedeutet einen tragischen Tod.“ Und Harry hörte sie die Worte sagen, die sie in den letzten Jahren sonst immer an ihn gerichtet hatte. „Ich sehe … dass ein großes Unheil über Ihnen lauert. Sie erwartet ein schrecklicher und früher tragischer Tod!“ Mit ausgebreiteten Armen stand sie nun vor der Slytherin, die sie mit entsetztem Blick anstarrte. Parvati und Lavender kicherten.

 

„Und nun zu Ihnen“, fuhr Trelawney fort, die nicht zu bemerken schien, was ihre Worte bei der jungen Schülerin anrichteten. Und Harry richtete sich in seinem Sitzkissen auf. Nun war Malfoy an der Reihe. Und Harry brannte schon darauf, etwas über seine Zukunft zu erfahren. Denn er fürchtete, dass er eines Tages in die Fußstapfen seines Vaters treten würde. Kaum einer schien Harry zu glauben, doch sein Bauchgefühl sagte es ihm. Würde Trelawney in den Karten lesen, dass Draco Malfoy ein Todesser werden würde?

 

Trelawney zog seine Karte, sah darauf und sagte: „Oh. Der Rabe. Wie unerwartet.“

 

Mit ihren Armen wild gestikulierend erzählte sie allerhand aus der nordischen Mythologie, ohne jedoch eine wirkliche Erklärung abzugeben, bis sie zum nächsten Tisch ging, an dem Anthony Goldstein gerade aus seinem Sekundenschlaf aufschreckte. Harry runzelte irritiert die Stirn und er sah an der Reaktion von Malfoy, dass er ebenso verwirrt war, wie er selbst.  Harry vermutete, dass der Rabe etwas Düsteres bedeuten würde – dunkle Schwingen, dunkle Zukunft. Schnell blätterte Harry in seinem Lehrbuch, schlug Seite um Seite, bis er endlich den Eintrag über den Raben fand.

 

Der Rabe ist das Symbol für Schutz.

 

Harry warf Ron über das Buch einen verwirrten Blick zu. Er war ein wenig enttäuscht, denn das war irgendwie nicht das, was er erwartet hatte. Malfoy und Schutz? Dass er nicht lachte!

 

Frustriert schlug er das Buch zu und beschloss, dass Kartenlegen und Wahrsagen im Allgemeinen nichts als Trollrotz war.

 

Schließlich kam Trelawney bei seinem Tisch an.

 

„Also, was sehen Sie in den Karten“, fragte Trelawney zuerst Ron. Ron mischte die Karten und zog dann die oberste. Er verzog das Gesicht, als er das Baby hochhielt. Einige Schüler kicherten. Trelawney ignorierte sie und drängte theatralisch: „Was erwartet Sie in der Zukunft?“
 

„Also eigentlich hatte ich gedacht, dass ich Quidditchspieler werde.“ Noch mehr Lachen. Harry sah seinen besten Freund mitfühlend an. Doch Trelawney schüttelte den Kopf. „Nein, nein, ich sehe Sie nicht auf einem Besen. Ich sehe …“ Erneut machte sie eine dramatische Pause. Ron schluckte nervös. Dann wurde Trelawneys Blick liebevoll. „Ich sehe, dass Sie große Verantwortung übernehmen werden. Sie werden sich gut um die Kinder kümmern.“

 

„Um welche Kinder?“, fragte Ron verwirrt, doch Trelawney hatte sich bereits Harry zugewandt. Alle wandten ihre Köpfe nun zu dem Jungen, von dem so viel erwartet wurde. Nachdem Harry unzählige Male ein grausames Schicksal prophezeit wurde erwartete er nichts Besonderes aus den Karten zu lesen. Und doch sollte er überrascht werden.

 

Die Karte, die er umdrehte, war leer.

 

Irritiert starrte er die weiße Seite an, als würde jeden Moment ein Bild erscheinen, gemalt aus unsichtbarer Tinte, doch nichts geschah. Er drehte die Karte um und hielt sie dann ratlos hoch. Trelawney riss sie ihm aus der Hand und ihre Augen wurden hinter den Brillengläsern tellergroß. Harry hatte nun die Aufmerksamkeit der kompletten Klasse. Man hätte eine Stecknadel fallen lassen hören können.

 

„Das ist … das …“, stammelte die Lehrerin, die sonst immer reden konnte wie ein Wasserfall. Sie schloss die Augen und hielt die Hand über Harrys Kopf. „Ich sehe …“ begann sie und Harry wurde langsam doch nervös. „Ich sehe …“

 

Schließlich seufzte Trelawney und sagte:

 

„Ich sehe nichts.“



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