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Traum, Albtraum oder Realität?

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
So hier das nächste Kapitel. Gerade eben exra für euch fertig gestellt. ;)

Jetzt auch mal wieder ein wenig länger, so wie es die Leser meiner anderen Geschichte bereits gewohnt sind. Komplett anzeigen

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„Zwar genauso blass, aber nicht unser Hexer.“ Murmelte der andere Mann, er deutete eine Verbeugung an, „Wenn ich mich vorstellen dürfte, Palmerin de Launfal. Und das ist mein Begleiter Milton de Peyrac-Peyran.“ Stellte sich der Ritter vor.

„Ich bin Eve, freut mich euch zu treffen.“ Lächelte ich gequält und löste mich aus dem Griff von Milton. Meine Hand presste ich immer noch auf meine Rippen. „Ihr seid verletzt Fräulein Eve, vielleicht sollten wir reingehen?“ Schlug Palmerin vor. „Ja bitte, dann kann ich die Verletzung vielleicht behandeln.“ Bedankte ich mich. Die Ritter nickten. Während der eine die Tür aufhielt, blieb der andere in der Nähe von mir, um mich im Notfall stützen zu können.

Drinnen wurde ich zu einem Tisch geleitet, wo ich mich hinsetzen konnte. Mir wurde ein Becher mit Wasser gereicht und die Ritter setzten sich zu mir.

„Was führt dich hier her zu uns Fräulein Eve?“ wollte Palmerin wissen. Ich nahm einige Schlucke, ich ehe ich antwortete. „Ich hörte davon, dass sich zwei Ritter aus Toussaint hier befinden. Ich hatte gehofft das ich euch zurück begleiten könnte, wenn ihr eure Angelegenheiten hier erledigt habt.“ Erklärte ich und versuchte so flehend wie möglich auszusehen.

„Kommt ihr aus Toussaint, Fräulein Eve?“ wollte Milton wissen. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, aus Rivien. Ich bin unter unglücklichen Umständen hier gelandet und da mich in meiner Heimat nichts erwartet, würde ich gerne nach Toussaint reisen und dort mein Glück versuchen.“ Erzählte ich. „Ihr erwähntet einen Hexer?“ Fragte ich dann direkt.

„Die Reise ist sehr gefährlich, es könnte vieles passieren und du bist schon verletzt.“ Warf Milton ein und umging meine Frage. „Aber hier ist es genauso gefährlich und wenn ich euch begleite kann mir doch gar nichts passieren.“ Widersprach ich schnell. Die Ritter sahen sich an und schienen ein stilles Gespräch zu führen. „Wir werden erst einmal abwarten. Wir werden mit Geralt sprechen, wenn er hier ist und uns dann entscheiden.“ Meinte dann Palmerin. „Geralt? Wer ist das?“ fragte ich. Schließlich kannte ich ihn offiziell gar nicht. Innerlich überlegte ich aber schon, wie ich ihn vielleicht überzeugt bekam, mich mitkommen zulassen.

„Der Hexer auf den wir warten. Er ist ein alter Freund von uns.“ Erzählte Milton. „Ich habe noch nie einen Hexer getroffen, sind sie wirklich so wie man sich erzählt?“ fragte ich neugierig. Palmerin lachte gutmütig, „Nein keine Sorge. Geralt ist ein freundlicher Mann. Viele Geschichten sind einfach nur übertrieben.“ Wollte er mich beruhigen.

„Also Fräulein Eve, wie kam es zu der Verletzung? Brauchst du vielleicht Hilfe?“ wollte Milton nun wissen. „Ich wurde unterwegs von einem Monster angegriffen, aber ich konnte entkommen.“ Erzählte ich, „Und ich könnte tatsächlich Hilfe brauchen. Ich könnte mir eine Heilpaste mischen, aber meine Ausrüstung ist noch am Pferd. Wenn einer von euch vielleicht so gut ist und sie mir holen würde?“ bat ich. Palmerin nickte, „Natürlich Fräulein. Das wird kein Problem sein.“ Er stellte seinen Helm auf den Tisch und legte seine gepanzerten Handschuhe daneben. „Vielen Dank.“ Bedankte ich mich bei ihm, als er in Richtung Tür ging.

Kurze Zeit später kam er mit meinen Satteltaschen und dem Rucksack in die Hütte. Während ich anfing die Kräuter zu hacken und abzubrühen, schnüffelte Shady durch die Hütte. Die beiden Ritter sahen interessiert zu, „Die Trense von deinem Pferd und deine Rüstung scheinen aus demselben Leder zu sein.“ Unterbrach Palmerin die Stille. Ich nickte „Ja, Wyvernleder.“ Bestätigte ich.

„Ein ziemlich teures und seltenes Leder, du hast dich doch nicht hoffentlich selbst so einem Monster gegenüber gestellt?“ meinte Milton dazu. „Nein, auf meiner Reise bin ich über ein totes Exemplar gestolpert. Ich habe es dann gehäutet und die Flügelmembram und die Giftdrüsen verkauft.“ Erwiderte ich. Ich hatte die Paste mittlerweile fertig geköchelt, jetzt musste sie noch abkühlen. So heiß wollte ich sie auf gar keinen Fall auf meine Wunde auftragen. Daher stellte ich sie zur Seite.

Die beiden Ritter sahen mich erstaunt an, ich zuckte nur mit den schultern, „Irgendwie muss man ja an Geld kommen.“ Rechtfertigte ich mich.

„Das war kein Vorwurf.“ Entschuldigte sich Milton. „Du siehst immer noch recht blass aus, Fräulein Eve. Vielleicht solltest du dich ein wenig hinlegen.“ Schlug er dann vor. „Könntet ihr das Fräulein weglassen?“ bat ich. „Aber das wäre unhöflich.“ Widersprach Palmerin. „Nur wenn ich es nicht gestatte, dann wäre es unhöflich. Aber ich bitte euch, es sein zulassen. Sir Palmerin, Sir Milton.“ Ich richtete meinen Blick auf beide. Sie nickten, „Wir werden darüber nachdenken, Fräulein Eve. Aber du solltest dich wirklich noch ein wenig ausruhen. Du konntest ja kaum stehen, als du vom Pferd gestiegen bist.“ Entgegnete er.

Ich nickte. Sie hatten recht, ein wenig Ruhe könnte nicht schaden und danach könnte ich schauen, ob es einen Heilkundigen hier gab, schließlich war dies eine Siedlung der Steinmetze und die verletzten sich doch sicherlich häufiger bei der Arbeit.

Ohne eine Aufforderung nahm Palmerin meine Sachen und brachte sie in einen kleinen Raum, er legte sie neben den Durchgang zu der kleinen Kammer. Ich nahm das Töpfchen mit der Salbe und stellte es auf ein kleines Tischchen, neben dem Bett, so konnte ich sie später direkt auftragen.

Palmerin stand in dem Türrahmen, allerdings gab es keine Tür. „Wenn du was brauchst, sag einfach bescheid. Wir sind nicht weit weg.“ Meinte er. „Danke sehr, Sir Palmerin.“ Sprach ich noch. Ich löste die Riemen der Rüstung und zog sie aus. Ich ließ sie zu Boden gleiten und zischte, als ich mich falsch bewegte. Hoffentlich würde diese Salbe auch bei gebrochenen Knochen helfen. Ich trat mir die Stiefel von den Füßen und legte mich vorsichtig auf das Bett. Zudecken tat ich mich, schließlich war es warm genug und richtig schlafen wollte ich auch nicht, nur ein bisschen Ausruhen und dösen.
 

Später wurde ich durch Shady geweckt. Er war auf das Bett gesprungen und stupste mich an. ~Ist alles gut? Du hast gejammert.~ fragte er mich. Ich versuchte mich aufzurichten, der Ritt und die Ruhe danach, waren nicht gut gewesen. Ich fühlte mich wunder als zu vor und meine geprellten Muskeln waren steif. Stöhnend setzte ich mich auf.

~Ja, alles gut.~ antwortete ich leicht verspätet und kraulte Shady kurz hinter den Ohren. Dann griff ich nach der Kräuterpaste. Sie war mittlerweile abgekühlt, so dass ich sie verwenden konnte. Vorsichtig zog ich mein Wams aus, „Verdammter Mist!“ fluchte ich, als ich das Blut auf dem Verband sah. „Alles in Ordnung Fräulein Eve?“ hörte ich Palmerin fragen. „Ja, alles gut. Meine Wunde hatte nur wieder geblutet.“ Gab ich zu. „Brauchst du vielleicht Hilfe?“ fragte er dann. Ich überlegte kurz, es wäre viel leichter, wenn mir ein Mensch bei dem Verband helfen würde.

„Wäre vielleicht ganz praktisch.“ Antwortete ich. Ich hörte die schweren Schritte von Palmerin, der sich der Kammer näherte und schließlich eintrat, seine Augenbrauen erhoben sich erstaunt, als er das Blut auf dem Verband sah. Nun es war zwar nicht besorgniserregend viel, aber trotzdem noch reichlich.

Er half mir den Verband abzunehmen und die Wunde zu reinigen. Unter dem Blut kam ein deutliches Hämatom zum Vorschein. „Was war das?“ wollte Palmerin wissen. „Ein Ghul, aber ich konnte ihm dann doch klar machen, dass ich kein Fressen für ihn bin.“ Erzählte ich ihm, wich aber jeder anderen Frage vorerst aus.

Ich schmierte die Paste auf die Wunde und ließ dann Palmerin den Verband wieder anlegen. Ich zog mir das Wams wieder über. Palmerin war die ganze Zeit so höflich und starrte mich nicht an, sondern sah dezent weg. Ich schlüpfte in meine Stiefel und wollte gerade die Hütte verlassen, um mir die restliche Paste von den Händen zu waschen, als ich spüren konnte, wie die Umgebung um die Wunde anfing zu kribbeln. Ich atmete tief ein und versuchte das unangenehme Gefühl zu verdrängen. Ich hatte Palmerin bescheid gesagt, dass ich mich ein wenig in der Siedlung umsehen würde, in der Hoffnung einen Heilkundigen zu finden. Shady lief brav neben mir her. Er schnüffelte zwar ab und zu mal hier mal dort, blieb aber immer in meiner Nähe.
 

Ich hatte die Siedlung eigentlich größer in Erinnerung gehabt und nicht ganz so verfallen, aber vielleicht hatten mich beim spielen die Räuber zu sehr abgelenkt gehabt. Ich sah auch kaum Bewohner, ich fragte mich ob sie ihrer Tätigkeit nachgingen, oder vor dem Krieg und den Überfällen geflohen sind.

Ich sprach nach einer weile einfach eine ältere Frau an, ob es hier jemanden gab der sich mit Heilkunde auskannte. Sie schickte mich zu einer der anderen Hütten. Ein alter Mann saß davor und beobachtete den Himmel. „Hallo?“ sprach ich ihn an. Er blickte langsam zu mir. „Was kann ich für dich tun?“ fragte er höflich. „Ich suchte nach jemanden, der sich mit Heilkunde auskennt, da hat man mich hier her geschickt.“ Der Mann nickte. „Ist es für dich oder deinen kleinen Wolf?“ fragte er dann. „Für mich, ich wurde angegriffen und meine Rippen brachen dabei. Für die Wunde habe ich schon etwas, aber für etwas das bei dem Bruch helfen würde, wäre ich sehr dankbar.“ Der Mann nickte, „Hm ich kann die Myrte und das Schöllkraut riechen.“ Murmelte er. Dann stand er auf. „Warte hier, ich bin gleich zurück.“ Er ging in die Hütte und ich hörte ihn leise vor sich hin murmeln und wie er wohl in einigen Kisten kramte. Es dauerte eine Weile und die anderen Bewohner der Siedlung schauten schon, warum ich vor der Hütte stand.

Irgendwann öffnete sich die Tür wieder und der Mann kam heraus. Er hatte ein kleines Glas bei sich. „Hier, eine Salbe. Kamille, Beinwell und Frauenmantel. Schmiere das auf die Verletzung alle Prellungen, die du hast, in ein paar Tagen sollen die Schmerzen vergehen.“ Er drückte mir das Glas mit der Salbe in die Hand. „Danke, was möchtest du dafür haben?“ wollte ich wissen. „Gib mir einfach ein paar Münzen, wenn du möchtest. Ich bin immer froh, wenn ich helfen kann.“ Murmelte er und setzte sich wieder auf die alte Holzbank vor der Hütte. Ich zog meinen Münzbeutel hervor und griff hinein, dann drückte ich dem Mann eine Handvoll Münzen in die Hand. „Danke sehr. Wenn du oder irgendwer anderes eine neue Bleibe sucht, eine die sicherer ist, geht nach Lindental, dort wird es bald mehr als genug bezahlte Arbeit geben. Geht zum Schmied dort und sagt das Eve euch geschickt hat.“ Bot ich ihm an. Der alte Mann lächelte, „Danke meine Liebe, aber meine Knochen sind alt und ich werde nicht mehr lange hier auf der Welt sein, aber ich werde es meinem Sohn und seiner Frau sagen.“ Entgegnete er. Dann verabschiedete ich mich und machte meine Runde durch die Siedlung zu ende. Die Bewegung tat meinen steifen Muskeln gut und es wäre egal gewesen ob ich nun weiter ging oder den gleichen Weg zurück, die Entfernung wäre ungefähr dieselbe gewesen.
 

Kamille, Beinwell und Frauenmantel, Kräuter, die ich zwar kannte, aber nie im Spiel gesehen hatte, überlegte ich. Aber vielleicht wurden sie im Spiel einfach nur nie angezeigt, weil man keine Verwendung für sie hatte.

Als ich bei der Hütte der Ritter wieder ankam, standen beide davor und unterhielten sich. Ich begrüßte sie mit einem Kopfnicken und betrat die Hütte. Zu meiner rechten lag der Durchgang zur Schlafkammer der beiden Ritter und hinten links ging es zu der kleinen Kammer, in der ich mich ausgeruht hatte. Shady lief vor und wartete dort auf mich. Ich musste mir ein kichern verkneifen, als ich sah, wie er über meine Rüstung gestolpert war. Bei seinem Befreiungsversuch hatte er sie durch das halbe Zimmer geschleift.

Nun saß er auf der Matratze und sah mich erwartungsvoll an. ~Wird das helfen? Das was du von dem Mann bekommen hast?~ wollte er wissen. Ich nickte, ~Ja, ich hoffe.~ antwortete ich in Gedanken. Ich wollte nicht riskieren das Palmerin oder Milton hörten, wie ich mit Shady sprach, wie mit einem Menschen. Wer weiß was sie sich dann sonst denken würden.

Ich knöpfte mein Wams auf und entfernte den Verband. Die Wunde juckte und kribbelte, wie es die Schürfwunden vor einigen Wochen auch getan hatten, nur ein wenig intensiver. Als ich den Verband soweit entfernt hatte, sah ich wie ich das sich wie damals, schwarze Adern um das Gebiet herum ausgebreitet hatten. Die Wunden waren aber schon fast völlig verschlossen. Erleichtert atmete ich auf, wenigstens etwas. Ich nahm das Glas mit der anderen Salbe und öffnete es. Ich tauchte meinen Finger in die zähe Masse und fing an sie auf den blauen Flecken an meiner Seite auf zu tragen.

Doch Shady unterbrach mich, ~Eve, Eve schau mal. Dein Schwert!~ rief er ganz aufgeregt. Ich blickte auf und sah nach dem magischen Schwert. Tatsächlich schien damit irgendetwas los zu sein. Es war zwar noch eingewickelt, aber es schien ein leuchten von ihm auszugehen.

Ich wickelte es aus dem Fell und das Leuchten schien stärker zu werden. Ich zog das Schwert aus seiner Hülle und tatsächlich, die rostige Klinge schien grünlich zu glühen. Ohne daran zu denken, dass ich die Salbe noch an den Fingern hatte, strich ich über die Klinge, in der Hoffnung heraus zu finden, was das Glühen verursachte.

Es veränderte sich etwas. Es schienen Runen zu erscheinen. Wie damals als ich auf Shady traf, doch diesmal glühten sie grün und es schien sich auch um andere zu handeln. ~Shady, kannst du dies auch lesen?~ fragte ich en kleinen Wolf. Er hatte mir damals ja auch geholfen. Er kam heran getapst und beschnüffelte das Schwert. Dann musterte er es für eine Weile. ~Sanft und rein, wie die Seelen der Natur. Gesegnet von der alten Magie. Beschworen durch Pflanzengut und der grünen Spur.~ las er vor. Dieses mal unterbrach ich ihn nicht. Zusammen widerholten wir den Spruch. Das Glühen breitete sich aus und griff sogar auf meine Hand über. Von dort fing es an über meine Haut zu kriechen, bis mein ganzer Körper in dem Glühen eingehüllt war. Fasziniert schaute ich zu, was sollte das bedeuten? An den Stellen, an den ich Verletzungen hatte, sei es jetzt eine Prellung oder eine offene Wunde, verstärkte sich das Glühen, bis es letztendlich erlosch.

Shady knurrte, er hatte den Durchgang zu der Kammer fest im Blick und bleckte die Zähne. Noch mit der rostigen Klinge in der Hand wirbelte ich herum und konnte gerade noch sehen, wie jemand, mit erhobenen Schwert, in den Durchgang trat.
 

*~*
 

Ungefähr zur gleichen Zeit:
 

Ein weiterer Reiter erreichte das Dorf. Die Bewohner schauten erst neugierig auf, ehe sie abfällig auf den Boden spuckten. Der Reiter saß auf einem braunem Pferd, trug eine Rüstung aus Leder und Kettengeflecht. Auf seinem Rücken hatte er zwei Schwerter geschnallt. Eines aus Stahl und eines aus einer Silberlegierung. Sein Haar war schneeweiß und zu einem Pferdeschwanz gebunden. Es war ein Hexer, wie jeder unschwer erkennen konnte. Die Männer zogen ihre Frauen zurück, während diese ihre Kinder riefen.

Der Hexer ließ seinen Blick schweifen und entdeckte das Banner vor einer der Hütten. Er erkannte es und er ritt darauf zu. Ebenso erkannte er die beiden Männer, die in reich verzierten Rüstungen vor dem Gebäude standen.

Einige Meter vorher hielt er seine Stute an und sprang aus dem Sattel. Sie lief einige Meter weiter, zu einem anderen Pferd das nahe bei der Hütte stand. Geralts blick huschte über den Schimmel. Er schien gut gepflegt zu sein, schien aber nicht zu den Männern zu gehören. Seine Augenbraue hob sich verwundert, als er die Trense erblickte. Wer würde eine Trense aus Draconidenleder kaufen? Dafür war das Material viel zu selten und zu teuer.

Er schritt auf die beiden Männer zu. „Palmerin de Launfal und Milton Peyrac-Peyran!“ begrüßte er die beiden freundlich. Die Männer drehten sich zu ihm um, „Geralt von Riva, was für eine Freude!“ erwiderte Milton. „Wie schön das du hergefunden hast, siehst du Palmerin, ich habe es dir gesagt!“ rief er aus.

Doch Geralt runzelte die Stirn, seine Hand griff an sein Medaillon. „Was ist in der Hütte?“ fragte er leise. „Oh, darin sind gerade Fräulein Eve und ihr kleiner Hund. Sie hatte gebeten uns nach Toussaint zurück begleiten zu dürfen, ich sagte ihr, wir würden das später besprechen.“ Antwortete Palmerin. „Sonst niemand?“ fragte Geralt erneut. „Mein Medaillon vibriert. Es muss noch etwas anderes in dem Gebäude sein. Wartet bitte hier. Ich schaue es mir an.“ Sprach Geralt ruhig und zog seine silberne Klinge.

Leise und vorsichtig öffnete er die Tür und schlich hinein. Beinahe lautlos bewegte er sich und schloss die Tür hinter sich. Er ging leicht in die Knie, um in jeder Situation schneller reagieren zu können.

Er sah sich in dem Raum um, noch war nichts Auffälliges zu entdecken, doch ein ihm sehr bekannter Geruch lockte ihn zu dem Tisch. Er besah sich alles und schnüffelte daran. „Myrte, Schöllkraut und Piment. Schwalbe?“ murmelte leise zu sich selbst. „Nein, das kann nicht sein, es scheint eine Paste zu sein, kein Trank.“ Antwortete er sich selbst. Er ging zu dem Durchgang, das in die größere Kammer führte, doch auch hier sah er nichts Auffälliges. Zwei benutzte Betten. Eine große Truhe und ein Rüstungsständer inklusive Rüstung. Hier schienen Palmerin und Milton zu nächtigen.

Leise schlich er zurück in den Hauptraum. Dort gab es einen kleinen Gang, der scheinbar in eine weitere Kammer führen musste. Angestrengt lauschte er in die Stille. Irgendwo sollte es noch diese Eve geben und einen kleinen Hund, doch bisher hatte er noch nichts weiter gehört.

Das Medaillon vibrierte auf einmal stärker und er konnte ein leises flüstern hören. Vorsichtig und geduckt schlich er an der Wand lang. Er konnte einen Teil der kleinen Kammer bereits einsehen. Er sah einen Rucksack und Satteltaschen. Einen Schritt weiter und er sah eine lederne Rüstung auf dem Boden liegen. „Eine Hexerrüstung? Nein unmöglich.“ Sprach er zu sich selbst. Es schien auf einmal dunkler in der Kammer zu werden, noch zwei weitere Schritte und er würde gänzlich in den Raum schauen können.
 

Doch plötzlich hörte er ein leises, aber bedrohliches Knurren, genau aus diesem Raum. Er griff sein Schwert fester. Egal welches Monster sich in diese Hütte verirrt hatte, es befand sich dort in diesem Raum, zusammen mit der Unbekannten und ihrem Hund. Doch warum hörte er nichts von den Beiden?

Er eilte zu dem Durchgang und versuchte sich schnellst möglich einen Überblick zu verschaffen. Er sah die Frau, sie hatte eine rostige Klinge in der Hand, zum Kampf erhoben. Ihr Wams war völlig offen, enthüllte aber nur einen schmalen Streifen ihres Dekoltes und ihres Bauchs. Auf dem Bett neben ihr lag ein blutiger Verband und zu ihren Füßen stand ein junger Wolf, der ihn anknurrte.

Verwirrt blinzelte er in die Szene, sein Medaillon hatte aufgehört zu vibrieren. Wo war das Monster. Der Wolf knurrte noch immer, doch dann vibrierte sein Medaillon wieder leicht und der Wolf beruhige sich und ließ sich von der Frau auf den Arm nehmen.
 

*~*
 

Ich blickte in ein mir sehr bekanntes Gesicht. Seine Augen blinzelten verwirrt und er hatte sein Schwert immer noch erhoben. Ich hingegen senkte meines langsam. ~Shady komm her!~ rief ich meinen kleinen Freund zu. ~Er sieht genauso aus, wie der, den mir Mutter und Vater beschrieben haben. Er hat unseren Wächter getötet!~ knurrte er böse. ~Ich weiß Shady, beruhig dich. Wir brauchen ihn.~ versuchte ich ihn zu beruhigen. Er hörte tatsächlich auf zu knurren und drehte sich zu mir um. Als ich mich zu ihm runter beugte, stellte ich fest, dass meine Rippen und Muskeln überhaupt nicht mehr schmerzten. So nutze ich die Gelegenheit und hob ihn hoch, um ihn noch mehr zu beruhigen. Der Mann starrte uns an.

„Hallo, ich bin Eve. Bist du der Hexer, auf den Sir Palmerin und Sir Milton gewartet haben?“ versuchte ich ihn aus seiner Verwirrung zu reißen. „Du bist Eve? Aber wo, … mein Medaillon reagierte doch.“ Stammelte er leicht verwirrt. Er sah sich erneut in der Kammer um. „Was meinst du?“ fragte ich unschuldig, schließlich durfte ich mir nicht anmerken lassen, dass ich mehr wusste, als ich dürfte. Er schüttelte den Kopf und steckte sein Schwert weg. „Bist du hier alleine? War bis eben noch jemand oder etwas hier?“ fragte er mich. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, nur ich und Shady.“ Antwortete ich ihm und setzte Shady auf das Bett ab. „Schön sitzen bleiben.“ Sprach ich zu ihm. Dann nutzte ich die Gelegenheit und schloss mein Wams, auch wenn die Wunde jetzt eine Narbe ist, waren die dunklen Adern noch zu erkennen und ich wollte vorerst unangenehmen Fragen ausweichen. Ich steckte die Klinge wieder in ihre Scheide und räumte schnell den blutigen Verband weg. Aber ich vermutete das Geralt ihn schon längst entdeckt hatte.

Als ich mich wieder zu dem Hexer umdrehte, stand er immer noch in dem Durchgang und musterte das Zimmer. Sein Blick blieb immer wieder an der Rüstung hängen. „Ist das deine?“ fragte er dann. Ich runzelte die Stirn, „Ziemlich unhöflich. Du hast dich immer noch nicht vorgestellt, stellst aber merkwürdige Fragen. Natürlich ist das meine Rüstung.“ Antwortete ich ihm.

Er räusperte sich, „Geralt, Geralt von Riva.“ Stellte er sich vor. „Als Palmerin von einem Fräulein Eve mit einem kleinen Hund sprach, hatte ich mir irgendwie etwas anderes vorgestellt.“ Murmelte er. „Und was bitte schön? Eine hilflose Frau, mit einem kleinen Schoßhund, die bei jeder Spinne, die sie sieht in Ohnmacht fällt?“ grinste ich. Auch er grinste, „Nun ja, zumindest keine Frau in Männerkleidung, mit einem Wolf.“

Ich verschränkte die Arme vor der Brust, „Nur weil ich eine Hose trage, ist das noch lange keine Männerkleidung.“ Entgegnete ich ihm. Entschuldigend hob er die Hände, „Schon gut, war nicht so gemeint. Wie kommst du zu dem Wolf, wenn ich fragen darf?“ wollte er wissen und kam weiter in den Raum rein. „Ich habe ihn gefunden, er war in einer alten Hütte fest gekettet. Ich habe ihn befreit und seitdem begleitet er mich.“ Erzählte ich.

„Und er hört auf dich?“ fragte der Hexer weiter. Ich nickte, „Meistens schon, aber er ist kein Hund und daher erwarte ich auch nicht, dass er auf Befehle reagiert. Ich bitte ihn daher meist.“ Meinte ich zu ihm. Geralt runzelte die Stirn, „Du bittest ihn? Er versteht dich?“ er schien auf etwas hinaus zu wollen. Wieder nickte ich. „Natürlich, die meisten Tiere sind intelligenter als die meisten Menschen glauben würden.“ Ich sah wie Geralt in einen Beutel an seinem Gürtel griff, „Ich will etwas ausprobieren, hier fang!“ er schnippte mit dem Daumen mir etwas rüber. Ich griff danach, doch als es durch meine Finger rutschte, fluchte ich. Während ich mich nach dem Gegenstand bückte, konnte ich sehen wie Geralts Arm reflexartig zu seinem Schwert ging.

Ich hob die Münze auf und betrachtete sie, dann schaute ich aus der Hocke zu Geralt hoch, der mich angespannt musterte. Die Münze lag auf meiner lachen Hand und reflektierte das wenige Licht im Raum. Dann machte es bei mir klick, die Münze war aus Silber und als ich fluchte, dachte Geralt wohl, sie hätte mich verletzt.

Ich schloss meine Hand um die Münze und kicherte. Als Geralt mich verwirrt anschaute, wurde aus meinem Kichern ein lachen. Das sein Gesichtsausruck immer ratloser wurde und ihm das Fragezeichen schon beinahe aus dem Gesicht sprang, machte die Situation nicht besser. Allerdings wurden Palmerin und Milton davon angelockt.

„Gibt es ein Problem?“ wollte Milton wissen. Ich wischte mir die Lachtränen aus den Augen und stand auf. Dann drückte ich dem verdutzen Geralt seine Münze wieder in die Hand. „Oh nein, alles in Ordnung. Unser Komiker hier dachte nur, ich sei ein Werwolf oder so.“ grinste ich.

„Wie kommst du denn da drauf, Geralt?“ wollte nun Palmerin neugierig wissen. Doch ehe er den Mund öffnen konnte, antwortete ich für ihn. „Vermutlich, weil mein kleiner Freund hier, auf mich hört.“ Ich deutete auf Shady. „Aber das ist doch natürlich, ein Hund sollte immer auf seinen Besitzer hören!“ entrüstete sich Milton. Ich kicherte wieder, doch diesmal war Geralt schneller mit seiner Antwort. „Nun das wäre ja das Problem, das ist kein Hund, sondern ein Wolf.“ Brummte er. Wenn ich mich nicht täuschte, klang er leicht beleidigt.

~Natürlich bin ich ein Wolf!~ knurrte Shady nun dazwischen. Ich gluckste und setzte mich zu ihm aufs Bett. ~Natürlich kleiner, aber viele Menschen sehen nur das was sie sehen wollen.~ erklärte ich ihm und kraulte ihm am Kopf. Geralt räusperte sich und zog meine Aufmerksamkeit wieder auf ihn. „Wenn ich noch mal kurz mit dir alleine sprechen könnte?“ bat er mich. Ich nickte, „Klar warum nicht.“ Willigte ich ein.

Palmerin und Milton nahmen dies als Hinweis und verzogen sich wieder. „Bist du eine Hexe oder eine Magierin?“ fragte Geralt direkt. Erstaunt sah ich ihn an, „Wie kommst du darauf?“ wollte ich wissen. „Mein Medaillon reagiert in deiner Gegenwart teilweise.“ Erklärte er. „Oh.“ Konnte ich nur von mir geben. ~Was ist los Eve?~ wollte Shady wissen. Ich strich ihm über den Kopf, ~Ich weiß nicht genau.~ antwortete ich ihm.

„Da, schon wieder. Was hast du gemacht? Verzauberst du den Wolf, damit er auf dich hört?" Wollte Geralt wissen. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, so etwas würde ich niemanden antun, selbst wenn ich es könnte.“ War meine entsetzte Antwort. „Aber was hast du dann gemacht?“ bohrte der Hexer weiter. Ich seufzte, „Das ist schwierig zu erklären. Setzt dich, dann werde ich es versuchen.“ Geralt nickte, er setzte sich auf die Stufe im Boden, seine Hände locker über die Knie gelegt.
 

„Du musst wissen, ich bin in einem Waisenhaus groß geworden, als ich erwachsen wurde, zog ich in ein kleines unbedeutendes Dorf, so unbedeutend, dass es auf keiner Karte auftaucht.“ Fing ich an zu erklären. „Doch dann bin ich plötzlich mitten in einem mir unbekannten Wald aufgewacht. Ich versuchte einen Ausweg zu finden, allerdings lief ich immer wieder im Kreis. Bis ich einen Hilfeschrei hörte. Ich versuchte dort hin zu gelangen, von wo der Schrei kam. Allerdings wurde es schnell wieder ruhig und ich kam nach einiger Zeit zu einem Bach, ich folgte diesem und er führte mich zu einer alten Hütte. Sie war unbewohnt, aber im oberen Geschoss fand ich meinen kleinen Freund. Ich war sehr erschrocken, als plötzlich jemand zu mir sprach und noch erschrockener, als ich fest stellte, dass es der kleine Wolf war, der mit mir sprach.“ Geralts Augenbrauen verschwanden schon beinahe unter seinem Haaransatz, doch er unterbrach mich nicht.
 

„Ich befreite ihn und er wollte das ich ihm half seine Familie zu finden. Er führte mich durch den Wald und irgendwann kamen wir zu einem alten Baum auf einem Hügel, davor lag ein Kadaver. Shady erzählte mir, dass es einst ihr Wächter war und kurze Zeit nachdem dieser Tod war, kamen die Jäger, Shady wurde gefangen und sein Rudel verschwand. Wir wissen nicht ob sie Tod sind, oder sich nur ein anderes Gebiet gesucht haben.“ Erzählte ich weiter. „Der Flüsterhügel und der Werwolf.“ Murmelte Geralt. Ich nickte, „Ja, Shadys Eltern hatten ihn gewarnt, sie hatten gesehen wer ihn getötet hat.“ Ich schaute Geralt an. Er senkte die Augen, „Tut mir leid Kleiner, ich habe nie darüber nachgedacht, was es für andere außer Menschen bedeuten könnte, wenn ich ein Monster erledige. Aber dieser Auftrag war sehr wichtig, davon hingen viele Dinge ab.“ Entschuldigte sich Geralt bei dem Welpen.

Shady schien die Reue, die von dem Hexer ausging, wahrzunehmen und tapste auf ihn zu. ~Du solltest nicht einfach so töten, nur weil die einen sagen es sei ein Monster, muss es nicht stimmen.~ sagte der kleine zu dem Hexer.

„So weise Worte, für so einen jungen Wolf.“ Lächelte ich. Geralt sah mich an, „Was hat er gesagt?“ wollte er wissen. „Er sagte, du solltest nicht einfach so töten, nur weil eine Gruppe sagt, jemand sei ein Monster, muss das noch lange nicht stimmen.“ Übersetzte ich ihm. Der Hexer nickte, „Ja das stimmt und wenn ich nicht muss, töte ich auch nicht einfach so. Ich versuche meist mit ihnen zu reden.“ Stimmte er zu. Vorsichtig streckte er eine Hand aus und ließ Shady daran schnüffeln, ehe er ihn kraulte. Zu meiner Verwunderung ließ der Wolf das zu.

„Wie geht deine Geschichte weiter? Wie bist du vom Buckelsumpf hierher gekommen?“ wollte der Hexer neugierig wissen. „Ich habe einen Weg gefunden und ich dachte mir, der müsse ja irgendwann zu einer Ortschaft führen. Nachdem ich aber den ganzen Tag und die halbe Nacht im Wald herum geirrt bin und nur ein wenig aus dem Bach trinken konnte, brach ich auf dem Weg zusammen. Das ironische, ich konnte das Dorf schon sehen.“ Von dem Schwert wollte ich ihm vorerst noch nichts erzählen, daher ließ ich den Überfall weg.

„Am nächsten Tag wachte ich auf dem Karren einer Händler Gruppe auf. Sie hatte mich gefunden und mit genommen. Dafür das ich ihnen half, bekam ich Nahrung und sie nahmen mich auf ihrer Reise mit. Unterwegs traf ich auf Lalin, der Schimmel, der draußen steht, er irrte auf einer Ebene nahe des Kahlen Bergs herum und ich fing ihn ein. Unsere Reise führte uns von dort zu Olenas Hain. Ich weiß es klingt verrückt und die Händler wollten mir auch nicht glauben, aber der Geist dort, zeigte sich mir und bat mich seinen Fluch zu lösen. Er führte mich zu Olena, aber sie war zu einem Wasserweib geworden. Als ich sie bat den Fluch zurück zunehmen, griff sie mich an. Nur durch Glück überlebte ich und tötete sie dabei. Bevor sie jedoch starb, nahm sie den Fluch zurück. Durch meine schwere Kopfverletzung wurde ich ohnmächtig. Die Kräutersammler fanden mich später. Die Händler nahmen mich dann auf einem Wagen mit und ein Heilkundiger unterwegs sagte, meine Verletzungen würden nicht zu einem Monsterangriff passen und weil ich wieder von dem Geist erzählte, gaben sie einem Hexer die Schuld. Sie behaupteten er hätte wohl meinen Verstand verzaubert.“ Schuldbewusst sah ich zu Boden.

„Es ist nicht deine Schuld, dass sie dir nicht glaubten. Viele kennen die alten Legenden nicht mehr, wie sich Nymphen in Monster verwandeln, weil es sie kaum noch gibt und es sehr selten passierte.“ Beruhigte Geralt mein schlechtes Gewissen ein wenig.

„Die Händler nahmen mich dann bis nach Lindental mit, der Schwager des Händlers ist dort Schmied und sie luden mich bei ihm ab. Seine Frau pflegte mich und als Gegenleistung musste ich dort dann auch helfen. Zum Abschied nach vielen Wochen hatte mir Hubert, der Schmied, dann ein Schwert und die Rüstung angefertigt. Und als ich hörte, hier gäbe es Ritter aus Toussaint, kam ich her. In der Hoffnung sie würden mich mitnehmen. In meiner Heimat erwartet mich nichts und Toussaint soll es friedlich und märchenhaft sein, so dass ich da mein Glück versuchen wollte, aber Sir Palmerin und Sir Milton sagten, es hänge mit von deiner Entscheidung ab.“ Beendete ich meine Erzählung.

Geralt schwieg eine Weile. „Die Rüstung, sie wirkt ein wenig wie eine Hexerrüstung, woher hatte der Schmied das Schemata?“ wollte er dann wissen. „Er hatte keines, ich habe ihm eine Skizze angefertigt. Ich hatte irgendwo eine ähnliche schon mal gesehen und das Leder, wir sind unterwegs auf einen toten Wyvern gestoßen, da habe ich ihn gehäutet. Die Flügel und die Giftdrüsen habe ich verkauft.“ Gab ich zu. Er hob allerdings nur eine Augenbraue.
 

„Du bist nicht zufällig die Eve, die eine alte Pergamentrolle in einer Kiste gefunden hat?“ fragte Geralt dann unverhofft. Ich nickte, „Doch, die bin ich. Eigentlich wollte ich sie verkaufen, aber wenn du mich mitnimmst, werde ich sie dir in Toussaint geben.“ Grinste ich. Er seufzte, „Ich weiß nicht ob das eine gute Idee ist. Der Weg ist nicht ungefährlich und die bist scheinbar verletzt.“ Als ich widersprechen wollte hob er seine Hand, um mich zu stoppen. „Leugne es nicht, ich habe den blutigen Verband gesehen und ich kann die Kräutersalbe riechen.“ Merkte er an. „Es ist schon verheilt, die Salbe wirkt Wunder.“ Unbeeindruckt zog er eine Augenbraue hoch, „Ich werde es mir überlegen. Zuerst werde ich mit Palmerin und Milton sprechen.“ Meinte er und erhob sich dann.

Schmollend schaute ich ihm hinterher, als er die Kammer verließ. Allerdings hörte ich nicht, wie er das Haus verließ. Scheinbar waren die beiden Ritter im Haus. Hoffentlich hatten die nichts von dem Gespräch mit bekommen, ich wollte nicht, dass zu viele von meiner Fähigkeit wussten.

Ich ging bis zu dem Gang und versuchte ein wenig von dem Gespräch der drei mit zu bekommen, doch sie sprachen leise und ich verstand nicht wirklich viel.

Aber sie schienen darüber zu diskutieren, was mit den Banditen zu tun ist, wenn diese hier auftauchten. Nach einiger Zeit rief Palmerin nach mir.

„Fräulein Eve, komm doch her.“ Er schien aber zum Glück nicht mitbekommen zu haben, das ich versuchte zu lauschen. Langsam ging ich auf die drei zu. Palmerin stand von seinem Hocker auf. „Setz dich, Fräulein Eve.“ Bot er an. Milton schob mir einen Teller rüber. „Iss, du hast den ganzen Tag noch nichts gegessen und man soll nicht behaupten können, wir wären schlechte Gastgeber.“ Plapperte er. „Danke.“ Murmelte ich und nahm eine Gabel voll Gemüse. Es schmeckte wunderbar, ebenso wie das Fleisch, was sie mir auf den Teller gelegt hatten. Schnell hatte ich den Teller leer gegessen und war satt.

„Danke, es war sehr lecker.“ Wiederholte ich und wurde leicht rot, als ich bemerkte, das die drei mich beim Essen beobachtet hatten. „Bin gleich wieder da.“ Murmelte Geralt auf einmal und verließ die Hütte. Wenige Minuten später kam er wieder herein und hatte ein kleines Päckchen in der Hand. Er hockte sich zu Shady runter und öffnete es. Shady schnupperte und fing an mit dem Schwanz zu wedeln. Geralt hatte ihm einige Scheiben rohes Fleisch gebracht. Sofort machte Shady sich darüber her und jeder konnte sehen, wie sehr er sich darüber freute.

„Danke Geralt. Das war sehr nett von dir.“ Bedankte ich mich bei ihm für Shady. „Darf ich euch dann begleiten?“ fragte ich dann an die beiden Ritter gewandt. „Nun, wir werden sehen. Wir müssen Geralt noch unser offizielles Anliegen unterbreiten, ich denke danach werden wir dann zu einer Entscheidung kommen. Aber zuerst werden wir uns um die Räuberbande kümmern, die dieses beschauliche Örtchen immer wieder heimsuchen." erklärte Milton mit wichtiger Stimme. Ich seufzte, warum mussten sie damit bis nach dem Angriff warten.
 

„Du solltest dich hinlegen Fräulein Eve, es ist schon spät und schlaf kann bei einer Verletzung nur helfen.“ Sprach Palmerin mich an. „Aber die Wunde ist verheilt!“ protestierte ich. „Nein, nein, keine Widerworte, als du heute Vormittag hier angekommen bist, konntest du kaum stehen und selbst deine Satteltaschen nicht tragen. Also ab ins Bett.“ Forderte Palmerin. Ich stand auf, „Aber ich muss mein Pferd versorgen, ich hatte es ihm versprochen!“ entgegnete ich.

„Keine Sorge, wir geben ihm ein wenig Futter. Und jetzt ab, selbst dein kleiner Begleiter gähnt schon!“ sanft wurde ich an den Schultern zu dem Flur geschoben. Mein wehren half nichts und auch das protestieren nicht. Hilfesuchend schaute ich zu Geralt, doch der sah dem Schauspiel eher amüsiert zu.

Mir blieb also nichts anderes übrig als mich jetzt zu fügen. Sie würden im Morgengrauen schon sehen, das ich keine hilflose Frau bin. Murrend legte ich mich ins Bett. Shady schlüpfte mit unter die Decke und kuschelte sich an. Ich musste doch erschöpfter gewesen sein, als ich gedacht hatte, denn ich schlief recht zügig ein.

Am nächsten morgen wurde ich durch Geschrei geweckt, kurz darauf konnte ich hören wie Palmerin mit seiner Rede die Banditen zur Umkehr bewegen wollte. Schnell schlüpfte ich in meine Kleidung und dann in meine Rüstung. Kurz überlegte ich, welches Schwert ich nehmen sollte, das kleine Einhorn oder das magische. Letztendlich entschied ich mich für das magische. Ich schnappte es mir und lief zur Tür.
 

Allerdings hätte ich mir dabei beinahe den Kopf gestoßen. Ich hatte viel Schwung gehabt, doch die Tür öffnete sich nicht. Ich rüttelte an der Klinke, doch es änderte sich nichts daran. Die Tür blieb verschlossen. Wütend schlug ich gegen die Tür, sie hatten mich eingeschlossen. Schnell blickte ich mich um, zum Schlösser knacken hatte ich nichts hier und auch die Zeit würde vermutlich nicht reichen, aber die Hütte hatte mehrere Fenster. Ich öffnete eines und kletterte hinaus. Ein kurzer Blick genügte und ich konnte sehen, dass sich niemand in der Nähe befand. Geduckt schlich ich mich weiter. Ich hörte wie die Pferde scheu wieherten.

Ich konnte Geralt und die beiden Ritter im Kampfgetümmel sehen, allerdings auch den Armbrustschützen. Er stand mit dem Rücken zu mir und versuchte immer wieder einen der drei zu treffen. Schnell flüsterte ich die Zauberformel. Ich konnte erkennen wie Geralt sich erschrocken umblickte, doch er entdeckte mich nicht und konzentrierte sich dann wieder au seinen Gegner.

Mit dem nun verwandelten Schwert schlich ich mich an den Schützen an. Er legte gerade wieder einen Bolzen ein. Ich wollte ihn nicht töten, nur außer Gefecht setzen, also zielte ich mit meinem ersten Schlag auf seine Armbrust. Das Schwert glitt mit Leichtigkeit hindurch. Allerdings verzog ich kurz darauf das Gesicht, als mir Blut entgegen spritzte. Der Idiot hatte seine Hand anders positioniert gehabt und nun fehlten ihm Teile eben dieser.

Erschrocken sah er erst mich und dann seine Hand an, ehe er entsetzt anfing zu schreien. Dies brachte mir die Aufmerksamkeit eines anderen Gegners ein. Er lief mit gehobener Waffe auf mich zu, eher aus Reflex hob ich mein Schwert und wollte den Schlag abwehren, seine Waffe wurde entzwei geschnitten. Er war so perplex darüber, dass er seine Bewegung nicht stoppen konnte und sich ungewollt in mein Schwert stürzte.

Ich versuchte den nächsten Gegner abzuwehren, der auf mich zu kam. Ich nutzte die Bewegungsabläufe, die ich mir im LARP angeeignet hatte, doch das Ergebnis erschütterte mich zu tiefst. Ich hatte meinen Gegner in zwei Teile geschnitten. Würgend stolperte ich zurück, sein Blut verteilte sich in einer großen Pfütze um ihn, seine Organe konnte ich noch zucken sehen. Ich drehte mich weg und erbrach mich.

So etwas in einem Spiel zu sehen, ja selbst auf einen Operationstisch, damals während meines Praktikums im Krankenhaus, war etwas ganz anderes. Der Geruch des noch warmen Blutes und des Inhalts der Organe ließ mich immer wieder würgen. Daher bekam ich nicht mit, dass sich jemand zu mir gesellte. Erst als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte, bemerkte ich den Anwesenden.

„Alles in Ordnung Eve?“ konnte ich die raue Stimme von Geralt hören. Ich nickte und schüttelte den Kopf zur selben Zeit und deutete auf den Toten.

Er reichte mir ein Tuch, mit dem ich mir den Mund abwischen und die Nase putzen konnte. „Dein Erster?“ fragte er dann. Ich nickte nur still. Er half mir beim aufstehen, ich hatte gar nicht bemerkt gehabt das ich in die Knie gesunken war. „Die Ersten sind die schlimmsten.“ Versuchte er mich zu trösten. Er führte mich zu der Hütte und in sie hinein, dort setzte er mich auf einen der Hocker und drückte mir ein Becher mit Wasser in die Hand.

Dankbar trank ich ihn schnell leer, um den üblen Geschmack los zu werden. Kurz darauf stellte er mir ein kleines Glas vor die Nase. Es sah aus als wäre dort auch Wasser drin und ich trank es mit einem großen Schluck aus. Doch es war kein Wasser, sondern ein Schnaps. Der Alkohol brachte mich zum husten. „Danke.“ Krächzte ich.

„Ist alles in Ordnung?“ hörte ich Milton fragen. Er hatte ebenfalls gerade die Hütte betreten, gefolgt von Palmerin. Ich hatte noch immer das magische Schwert in der Hand und als Geralt meine Finger um den Griff lockerten und es mir abnahm, verwandelte es sich zurück.

„Sie hatte gerade ihren ersten.“ Erklärte Geralt, ich stand noch immer leicht unter Schock und es schien alles ein wenig entfernt zu sein.

„Ihren ersten? Was meinst du damit?“ wollte Milton wissen. Geralt nahm ein weiteres Tuch und ich spürte wie er damit mir das Blut aus dem Gesicht wischte. „Toten. Genau mittig zerteilt.“ Erklärte Geralt genauer. „Oh. Oh! Aber warum war sie draußen? Ich hatte doch extra die Tür verschlossen!“ mischte sich Palmerin ein. „Warum?“ flüsterte ich leise.

„Eine Frau hat in einem Kampf nichts zu suchen!“ entrüstete sich Palmerin. „Es ist viel zu gefährlich, laut und dreckig. Eine Frau sollte, …“ sprach er weiter. „Eine Frau sollte was? Zuhause bleiben, kochen und Kinder kriegen? Ich war acht Jahre lang beim Militär, ich war 8 Jahre Soldat, ich habe nur nie selbst einen umbringen müssen!“ entgegnete ich hart. „Bei allem Respekt, Sir Palmerin, eine Frau kann mehr als nur hübsch aussehen!“ fuhr ich fort. „Ich hatte nur nicht damit gerechnet heute jemanden zu töten, ich wollte sie nur außer Gefecht setzen.“ Flüsterte ich dann.

Palmerin schnappte nach Luft, er hatte scheinbar nicht mit solchen Widerworten gerechnet. „Sie hat recht, Palmerin. Ich kenne einigen Frauen, die dich für eine solche Aussage in der Luft zerreißen würden.“ Unterstützte mich Geralt. Dankbar sah ich ihn an.

„Bist du verletzt worden?“ wechselte Milton das Thema. „Nein, mir geht es soweit gut.“ Antwortete ich ihm. Geralt goss mir noch ein wenig Alkohol ein, diesmal trank ich ihn langsamer. Geralt drückte mir noch einmal die Schulter und wandte sich dann an die beiden Ritter. „Also, sagt ihr mir nun, warum ihr hier auf mich gewartet habt?“ wollte er von ihnen wissen. Neugierig schaute ich auf, obwohl ich wusste, was jetzt kommen würde.

Das offizielle Schreiben der Herzogin wurde hervor geholt und vorgelesen. Anschließend lagen alle Augen erwartungsvoll auf Geralt. „Ich hätte vorher gerne noch ein paar Informationen. Gibt es Zeugen?“ wollte der Hexer wissen. „Ja, wir haben einige Zeichnungen, aber die Augenzeugen widersprechen sich alle.“ Bekam er zur Antwort und die Skizzen wurden auf den Tisch gelegt. Geralt besah sie sich. Ich nutzte ebenfalls die Gelegenheit, die Bilder genauer zu betrachten. Ich kannte sie zwar schon grob, aber sie in die Hand nehmen zu können war noch mal etwas anderes. Das was im Spiel mehr wie ein Zeichnung eines Sleendermen aussah, konnte ich jetzt mit meinem Wissen, etwas Fantasie und leicht zugekniffenen Augen eher Dettlaff zu ordnen. Es könnte er sein, in menschlicher Gestallt, aber mit langen Krallen. Das andere könnte er in seiner wahren Gestalt sein. Aber ich denke nicht, dass er zugelassen hat, dass ihn so jemand sah.

„Hm, ich habe noch nie so etwas gesehen.“ Murmelte Geralt. „Das soll alles ein und dieselbe Kreatur sein?“ fragte ich. Milton und Palmerin nickten, „Angeblich schon. Aber es gibt keinerlei Übereinstimmungen.“

„Bis auf die dunkle Farbe.“ Mischte ich mich ein. „Ich kenne mich damit zwar nicht aus, aber gibt es vielleicht Kreaturen, die die Gestalt wechseln können? Und dieses hier, es könnte aussehen als hätte es Tentakel, aber könnte es nicht auch sein, dass es sich auflöst?“ versuchte ich Geralt ein wenig in die richtige Richtung zu stoßen.

„Hm, interessante Theorie. Aber spontan fällt mir dazu nichts ein. Aber ich werde den Auftrag annehmen.“ Meinte Geralt. Es war doch zum Haare raufen, einer seiner engsten und besten Freunde war ein wahrer höherer Vampir und ihm fällt spontan nichts ein, was solche Fähigkeiten hatte?

Dann musste ich es später vielleicht noch einmal versuchen. „Gut, dann können wir ja gleich aufbrechen, oder?“ fragte ich hoffnungsvoll. „Nein, ich denke es wäre besser, wenn nur Geralt uns begleitet.“ Meinte Palmerin. Was! „Aber warum? Ich habe doch bewiesen, dass ich nicht wehrlos bin und kämpfen kann. Und Geralt denk dran was ich dir gestern erzählt habe, das könnte doch nützlich sein!“ bettelte ich.

„Nun ja, als kämpfen würde ich dieses Rumgefuchtel mit einem Schwert nicht gerade nennen, aber du hast dich wacker geschlagen. Und ja, es könnte nützlich sein.“ War die Antwort von Geralt. Ich grinste. „Aber, …“ wollte Palmerin widersprechen. „Wir könnten es auch als offiziellen Vertrag machen, Geralt. In einigen Wochen erwarte ich einen Boten, dann kann ich dich bezahlen. Einige Münzen könnte ich dir gleich geben!“ unterbrach ich den Ritter direkt. Geralt schmunzelte.

„Tut mir leid Palmerin, aber Eve hat die besseren Argumente.“ Meinte er. Ich jubelte innerlich. „Für den Anfang reicht es, wenn du deine Ausgaben unterwegs selber decken kannst. Über das andere sprechen wir dann.“ Sagte er dann noch zu mir. Ich nickte, „Danke Geralt!“ freute ich mich.

Dann hieß es packen. Meine Sachen waren schnell verstaut und ich nutzte die Gelegenheit und kümmerte mich um Lalin. Er war froh, dass es mir wieder gut ging. Shady hingegen nutzte die Chance und ruhte sich noch ein wenig aus. Die Reise würde lang werden und er wollte die meiste Strecke selbst laufen. Er wollte, dass wenn er seine Eltern wieder fand, sie stolz auf seine Leistung wären. So argumentierte er zumindest. Ich hingegen ging eher davon aus, dass er zu stolz war, sich tragen zu lassen.
 

Milton und Palmerin waren Anfangs nicht sehr begeistert darüber das ich mit kam, aber im laufe der Zeit tauten sie mir gegenüber wieder auf. Die Reise war recht ereignislos geblieben. Klar erregte unsere kleine Reisegruppe fast überall Aufmerksamkeit, aber je weiter wir Richtung Süden kamen, desto weniger wurde es. Näher an Toussaint waren die Menschen wahrscheinlich eher an den Anblick von fahrenden Rittern gewöhnt. Wo immer es möglich war, übernachteten wir in einer Herberge, ansonsten blieben für das Nachtlager nur Ruinen und andere ruhige Plätze.

Auch das Wetter wurde immer besser. Die Sonne schien kräftiger zu sein und der Regen wurde seltener.

Als wir jedoch die Jaruga erreichten, versuchten Palmerin und Milton mich davon zu überzeugen, die kleine Gruppe doch zu verlassen und alleine weiter nach Rivien zu reiten. Schließlich wäre es nicht mehr weit und auch nicht mehr allzu gefährlich. Trotz ihrer guten Argumente, ließ ich mich nicht von meinem Plan abbringen, sie nach Toussaint zu begleiten. Aber da Geralt um meine Fähigkeit wusste, mit Monstern sprechen zu können und mich zwischendurch auch zu dem Schwert befragt hatte, blieb er auf meiner Seite und unterstützte meine Idee, ihn zu begleiten.

Es war ihm in der Siedlung natürlich nicht entgangen, das sich mein Schwert verwandelt hatte, und er hatte mich einige Tage später in einer ruhigen Minute darauf angesprochen gehabt. Ich erzählte ihm dann doch von dem Magier, der mich am Flüsterhügel angegriffen hatte und wie ich von der Fähigkeit des Schwertes erfahren hatte.

Ansonsten verlief die Reise relativ ruhig. Wir begegneten unterwegs einigen nilfgaardischen Trupps, die uns allerdings glücklicherweise in Ruhe ließen. Wir trafen auch auf einige Monster, durch Shady konnten wir mit den Wölfen in Verhandlung treten, so das wir sie nicht töten mussten, doch andere gefährlichere Monster, wie Wyvern, Ertrunkene und Nekker ließen nicht mit sich reden. So stellte Geralt des Öfteren seine Fähigkeiten unter Beweis und selbst die Ritter ließen sich nicht lumpen und griffen beherzt in den Kampf ein.

So kamen wir endlich in Toussaint an. Wir näherten uns den ersten Gebäuden, als plötzlich ein Ritter in voller Montur, nebst Lanze, auf eine Windmühle zuritt. Die Szene kam mir unangenehm vertraut vor und das nicht nur aus der Geschichte Don Quijote.

Wie vorausgeahnt, kam kurze Zeit später der Riese durch die Mühle gesprungen. Er riss das Gebäude durch seine schiere Masse einfach mit um. Sofort trieb Geralt seine Plötze an und auch Palmerin und Milton eilten in den Kampf. Ich jedoch blieb außer Reichweite, der Kampf lag eindeutig über meinen Fähigkeiten. Sobald der Riese Golyath besiegt war, wurde uns der Ritter vorgestellt. Guillaume de Launfal, der Neffe von Palmerin. Bevor er sich verabschiedete um sich ein anderes Monster zu suchen, das er bezwingen könne, gab er den Hinweis, das es bereits ein drittes Opfer des Biestes gab. Auch Palmerin verabschiedete sich, er wollte die Herzogin über Geralts Ankunft informieren. So ritten Geralt, Milton und ich zum Flussufer.

Bei der Hütte des Fischers ließen wir unsere Pferde stehen und gingen den Rest zu Fuß. Milton sagte zwar nichts, dass ich mit kam, aber sein missfallen konnte man auch so erkennen.

So hübsch die Gegend im Spiel auch war, so sehr stank der Unrat, der sich am Ufer angesammelt hatte. Das würde sich wohl bei keiner größeren Stadt, egal in welcher Welt ändern. Ich passte doppelt auf, nirgendwo hängen zu bleiben und zu stürzen, schließlich wollte ich mich nicht an einem rostigen Nagel oder einer Scherbe verletzen.

Als die Monster auftauchten, wich ich mit Shady zurück. Gegen die verschossenen Stacheln, könnten wir nichts entgegen setzen. Es dauerte eine Weile, aber dann hatten Milton und Geralt die Kreaturen besiegt und wir machten uns an die Spurensuche. Ich wusste das wir hier nicht wirklich etwas fanden, außer das Blut und die Bootsspur. Geralt tauchte in das verdreckte Wasser und fand noch das Taschentuch mit den Initialen von De la Croix. Als wir uns auf dem Weg zur Taverne machten um den Inhaber zu befragen, zogen wir viele Blicke auf uns, zum einem Geralt mit seinen Katzenaugen und ich als Frau in Hosen, so etwas sah man in einem solch Traditionsbewussten Land wie Toussaint, vermutlich äußerst selten. Hier schienen die Frauen alle Kleider zu tragen.

Als wir uns zu den Männern an den Tisch setzten, wurde mir unangenehm bewusst, das ich mich seit längerem nicht mehr richtig waschen konnte, doch neben Geralt schien das zum Glück kaum aufzufallen. Ich sollte Versuchen möglichst bald ein Bad zu nehmen, oder zumindest ein sauberes Gewässer finden, in dem ich den Dreck von mir spülen konnte.

Shady musste in der Zeit draußen warten, Tiere waren in der Taverne nicht zugelassen und als wir wieder rauskamen, hatte er viele Bewunderer um sich stehen. Die meisten hielten ihn für eine exotische Hunderasse, doch es gab auch welche, die ihn als Wolf erkannten. Doch diese waren durch dem Umstand verwirrt, das er ein Halsband trug.

Shady war allerdings sehr froh als wir weiter ritten. Ich folgte Geralt zu seinem künftigen Weingut, bald hörten wir den Kampflärm. Wir beschleunigten unsere Pferde, doch wie auch im Spiel kamen wir zu spät um den Wachen zu helfen. Geralt untersuchte die toten Körper und folgte der Spur. Als wir zu dem Eingang des Weinkellers kamen, zog Geralt eine Phiole hervor und trank sie aus. „Du bleibst hinter mir. Wir haben es mit einem Vampir zu tun!“ befahl er mir. Ernst nickte ich, gegen eine Bruxa wollte nicht antreten.

Leise schlichen wir uns durch den Gang, in dem halbdunkel konnte ich kaum etwas erkennen, als wir zu dem letzten Raum kamen, der in dem die Leiche aufbewahrt wurde, blieb Geralt am Gitter stehen.

„Du bleibst hier! Ich will dich da unten nicht sehen.“ Forderte er und zog das Gitter hinter sich zu. Die Bruxa schaute auf, als sie scheinbar das Klicken gehört hatte. Ich konnte sie aufgrund der Raumaufteilung nur schwer erkennen.

Der Kampf war unvermeidbar, sie wollte nicht friedlich gehen. Ihr Kreischen ließ selbst mir die Ohren klingeln und dabei war ihr Schallangriff noch nicht einmal auf mich gerichtet. Shady jaulte gequält und versteckte seinen Kopf unter seinen Pfoten. ~Stopp! Du musst nicht kämpfen!~ versuchte ich noch in den Kampf einzugreifen.

Ich wusste nicht, ob es bei ihr auch funktionieren würde, aber zumindest stoppte sie in ihrer Bewegung und drehte sich verwirrt zu mir um und starrte mich durch das Gitter an. Geralt nutzte leider diese Gelegenheit und schlug ihr mit einem Hieb den Kopf ab.

Angewidert verzog ich das Gesicht, „Musste das sein? Vielleicht wäre sie doch noch friedlich gegangen.“ Meckerte ich ihn an. Doch der Hexer schüttelte den Kopf, „Dafür war es schon zu spät.“ Er wandte sich ab und ging auf den Leichnam des Ritters zu. Er fing mit seiner Untersuchung an. Ich nahm die Hand von Dettlaff und begutachtete sie. Sie war wirklich noch warm und Blut tropfte aus ihr, als sie jedoch auf einmal anfing zu zucken, hätte ich sie beinahe fallen lassen.

„Dieser Ring, er sieht merkwürdig aus.“ Meinte ich zu Geralt. Er besah sich ihn, „Hm, ein seltsames Metall, ich habe es noch nie gesehen.“ Murmelte er.

Frustriert wollte ich aufheulen, das war der Ring von Regis, wollte Geralt tatsächlich behaupten, er hätte ihn nie an ihm gesehen?

„Hier werden wir nichts weiter finden, wir sollten die Herzogin aufsuchen.“ Meinte er, als er den Geldsack aus dem Hals des Opfers gezogen hatte. Ich nickte und stimmte ihm zu. „Aber werden wir so einfach zu ihr gelangen?“ fragte ich ihn. „Sicherlich, schließlich hatte sie nach mir gerufen.“ Meinte er leicht hin. Ja ihn, aber nicht mich. Geralt verstaute die Geldbörse und die Hand und führte uns wieder aus dem Keller. Das helle Sonnenlicht blendete, als wir wieder auf den Hof traten. Geralts Augen schienen sich schneller anzupassen, denn nur wenige Augenblicke später pfiff er nach Plötze.

Ich kicherte, als ich sie muren hörte, das sie doch kein Hund sei, sie würde auch so kommen.

Geralt sah mich nur ausdruckslos an, er ahnte vermutlich, das es daran lag, das eines der Pferde oder Shady etwas gesagt hatte.

Dies war auch unterwegs schon so gewesen. Plötze kommentierte die Reitkünste von Geralt, oder wollte ihn auf eine Spur aufmerksam machen, die er nicht gesehen hatte. Teilweise fungierte ich als Übersetzer, aber manchmal konnte ich einfach nur lachen. Ich denke Palmerin und Milton haben mich deswegen auch immer so angeschaut, als wäre ich verrückt geworden.
 

Das Turniergelände war nicht weit und bald hatten wir es erreicht. Wir ließen die Pferde zurück, damit wir mit ihnen nicht durch das Gedränge mussten und gingen den Rest des Weges zu Fuß. Palmerin saß, wie von mir erwartet, in der Nähe der Arena und erzählte den Kindern Geschichten über die Abenteuer der fahrenden Ritter. Ich blieb ein wenig zurück, als sich Geralt näherte und von Palmerin den Kindern vorgestellt wurde. Auf die Frage der Kinder, ob das gute immer gewinnt, antwortete er, das manchmal das gute und manchmal das Böse gewinnt, danach erklärte er ihnen Geduldig, warum es sich trotzdem lohnt gut zu sein.

Wir folgten dann Palmerin zu der Arena. Geralt entdeckte den Glumaar und hielt eine kleine Predigt darüber, wie gefährlich diese sein können und nichts in einer Arena vor Zuschauern zu suchen hatte. Palmerin tat dies schulterzuckend ab und führte uns weiter.

Doch bei der Treppe, die zu den Rängen führte, wurde ich aufgehalten. Geralt und Palmerin durften passieren, aber ich nicht.

„Sie gehört zu mir!“ protestierte Geralt. „Die Einladung gilt nur dem Hexer. Die edle Herrin war eindeutig. Nur der Hexer, keine Begleitung!“ Widersprach die Wache. „Ist schon in Ordnung, Geralt.“ Ich holte das Schemata aus einer kleinen Tasche in der ich einige Münzen und anderes Kleinkram mit mir trug. Ich reichte es ihm. „Wie versprochen. Das andere klären wir später. Ich werde dich finden. In der Zwischenzeit werde ich mich einfach hier ein bisschen umsehen.“ Versuchte ich einen Streit zu verhindern.

„Komm schon Geralt, der Kampf hat angefangen, lass uns zusehen.“ Drängelte Palmerin. Natürlich war er gespannt, wie sein Neffe sich schlagen würde. Geralt nickte. „Gut, bis später Eve.“ Verabschiedete er sich. Ich hob meine Hand zum abschied und machte mich auf den Weg zurück zu Lalin. Ich würde schon einmal zu den Palastgärten reiten, sie waren riesig und ich hoffte, das ich vor Dettlaff beim Gewächshaus ankommen würde.
 

Mein Weg führte mich an verschiedenen Händlern vorbei, wobei ich einigen Ausweichen musste, da sie schon recht aggressiv ihre Waren anboten. Erleichtert atmete ich auf, als ich die Menge hinter mir lassen konnte. Gemächlich ritt ich den Berg zum Palas hinauf, ein wenig Zeit hatte ich noch und ich wollte keinen Verdacht auf mich lenken, in dem ich durch die Straßen preschte. Ich fiel auch so schon genügend auf.

Ich ließ Lalin dort stehen, wo auch die Herzogin und Geralt ihre Pferde später zurück lassen würden. Ich verschaffte mir einen kleinen Überblick. Die Hasenjagd hatte noch nicht angefangen und ich versuchte mich zu erinnern, wo die Gewächshäuser lagen. Mit einer groben Richtung im Kopf, folgte ich den geschwungenen Pfaden.

Es dauerte eine ganze Weile, bis ich schließlich das richtige Gewächshaus gefunden hatte. Ich umrundete es und es gab zum Glück noch keinen Hinweis darauf, das Dettlaff oder Geralt bereits hier gewesen waren. Der verschwommene weiße Fleck hinter der Glasscheibe bewegte sich noch und ich atmete erleichtert auf. Doch ich fragte mich, ob ich es wagen sollte, das Gewächshaus schon zu betreten.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So wie gewohnt, die Aufgabe, die ich bekommen hatte:

(1) Du triffst auf die Ritter Palmerin und Milton. Erfinde eine passende Geschichte, die deinen Zustand und Reiseziel hierher erklärt, dabei versuche Geralt mit hinein zu ziehen. Ruhe dich dann aus. Da die Ritter noch auf den Hexer etwas länger warten müssen, schaue dich im Dorf um. Rede mit den Bewohner, vielleicht findet du eine/e Heiler/in wegen deinen Wunden oder eine Möglichkeit an Nahrung zu gelangen.
(2) Wenn du irgendwie seltene oder mächtige Heilkräuter findest, dann leuchtet dein rostiges Schwert mit grüner Aura. Schmiere das Kraut auf die Klinge und da erscheint eine neue Aufschrift. Sanft und rein, wie die Seelen der Natur. Gesegnet von der alten Magie, beschworen durch Pflanzengut und der grünen Spur." Ab da erhältst du eine neue Fähigkeit, die nur durch den Spruch und der Berührung der Kräuter aktiv ist. Die Fähigkeit ist Heilung.
(3) Nachdem du die an neuer Kraft gewinnst, gehe zu den Rittern. Als du zu ihnen kommst, taucht auch Geralt auf. Überrede die Drei, dich mitzunehmen! Zu erst hilfst du ihnen im Kampf gegen die Banditen, so gut wie du kannst und sei dabei, als Geralt Anna-Henriettas Brief liest aufgrund der Bestie von Toussaint. Dann bricht ihr die Reise nach Toussaint auf.
(4) Unterwegs entdeckt ihr, Ein Ritter in voller Ausstattung stürmt gegen eine Windmühle an! Die Situation wird gleich verständlicher, als hinter der Windmühle ein Riese hervorspringt und seinerseits den Ritter angreift. Der Kampf dauert nicht lange und die ersten Informationen sickern durch, das Biest hat wieder zugeschlagen, weil die Leiche des jüngsten Opfers ist am nahen Flussufer zu besichtigen. Sucht dort nach Hinweisen. Später folgst du Geralt nach Corvo Bianco, wo schon eine Bruxa ihr Unwesen treibt. Bekämpft sie!
(5) Auch hier gibt es keine weiteren Hinweise, bis ihr persönlich zu Anna Henrietta reitet und dabei stellt ihr fest, dass als nächstes Opfer vermutlich Milton de Peyrac-Peyran vorgesehen ist. Erfüllt die traditionelle Hasenjagd-Spiel. Du kannst selber bestimmen, während Geralt diese Aufgaben erledigt, ob du schon früher in das Gewächshaus gehst. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Daelis
2019-02-18T10:33:58+00:00 18.02.2019 11:33
Deine Reise im Witcher-Universum ist wohl immer von Verletzungen geprägt. Pass auf, dass du nacher nicht auch so mitgenommen aussiehst wie Letho oder Geralt! Die Kommunikation mit Shady hast du übrigens wirklich süß gelöst. x3

Sei ehrlich: Du willst auch unbedingt Bunny-Girl-Scherze auf Miltons Kosten machen oder? x'D Tu es! Bitte, tu es! Ich weiß, es bietet sich an.
Antwort von:  Vegetasan
18.02.2019 13:03
Mal schauen wie es sich entwickelt. Vielleicht kommt etwas in diese Richtung.
Aber ich muss jetzt drauf achten, dass ich nicht unbewusst bei deiner Geschichte klaue. Durch die Wachen habe ich auf jeden Fall verhindert, dass ich ähnlich in den Kampf eingreife wie du
^^
Antwort von:  Daelis
18.02.2019 13:15
Sei einfach geschickter :'D In der Regel stellst du dich ja doch deutlich cleverer an als ich.


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