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Die Wölfe 2 ~Die Killer des Paten~

Teil II
von

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~Falsches Alibi~

Noch mehr als sonst, graut es Jan heute vor dem Tag im Präsidium. Lui wieder zu sehen und mit ihm zusammen arbeiten zu müssen, das wird ihn unheimlich schmerzen. Vielleicht sollte er seinen Vater bitten, ihm einen anderen Partner zuzuteilen, am besten heute noch.

Mit den Händen in den Hosentaschen betritt Jan das Präsidium. Automatisch gleitet sein Blick zum Schreibtisch Luis.

Auf einem schmucklosen Holzstuhl sitzt vor seinem Partner ein alter Mann mit ergrautem Haar. Er trägt einen zerdrückten, schwarzen Hut, sein Gesicht ist fleckig und ein langer Bart ziert Kinn und die Wangen. Seine Kleidung ist dreckig und an vielen Stellen geflickt. Die Hände stecken, trotz der Sommerhitze, in hellbraunen Handschuhen, die an den Fingerkuppen abgeschnitten sind. Er gestikuliert wild, während er spricht.

Lui zeichnet mit Bleistift auf einem weißen Block.

Als Jan näher kommt kann er in der Zeichnung ein Gesicht erkennen. Neben dem Schreibtisch seines Partners bleibt Jan stehen und sieht Lui über die Schulter.

Auf der Tischplatte liegt noch eine Zeichnung, die Lui bereits fertiggestellt hat.

Jan nimmt sie an sich, um sie genauer betrachten zu können. Die markanten Augen und die zerzausten Haare, irgendwo hat er dieses Gesicht schon mal gesehen. Von der Zeichnung in seinen Händen, wandert Jans Aufmerksamkeit auf Luis Block.

Lange dunkle Haare, ein markantes Gesicht, nehmen immer mehr Gestalt an.

Während Jan noch darüber grübelt, warum ihm auch dieses Porträt bekannt vorkommt, verabschiedet sich Lui von dem Zeugen: „Vielen Dank! Sie haben uns sehr weitergeholfen.“ Lui kramt aus seiner Hosentasche einen zehn Dollarschein und reicht ihn dem bettelarmen Mann. „Hier, kaufen sie sich davon eine warme Mahlzeit!“

Der Mann nimmt das Geld mit zitternden Fingern entgegen. Er hebt den schmutzigen Hut vom Kopf, nickt und verlässt das Gebäude.

„Irgendwo habe ich die beiden Gesichter schon mal gesehen“, beginnt Jan ein Gespräch, „Worum geht’s denn bei den Beiden?“

Lui sieht ihn an. Ihm liegt etwas auf den Lippen, dass er nicht ausspricht, stattdessen klappt er eine Akte auf.

Bilder von den Leichen in der Lagerhalle sind darin neben etlichen anderen Unterlagen zu sehen.

„Der Zeuge meint, die Beiden vor den Schüssen in der Nähe der Lagerhalle gesehen zu haben. Wenn sie dir bekannt vorkommen, bekommst du auch zusammen, wo du sie schon mal gesehen hast? Dann hätten wir vielleicht endlich mal eine Spur in dem Fall.“

Jan nimmt auch noch den Block an sich, seine Aufmerksamkeit wechselt zwischen beiden Zeichnungen hin und her, bis ihm endlich einfällt: „Ja, genau! Das sind die Beiden, die ich gestern auf der Party kennen gelernt habe. Der Eine ist blond und hatte stechend blaue Augen, der andere ist ein totaler Arsch.“

„Du kennst sie? Hast du auch mit ihnen gesprochen?“, will Lui wissen.

„Ja, mit dem Blonden kurz. Warte, sein Name war… ich glaube Enrico.“

„Na das ist doch schon mal ein Anfang. Sonst noch was?“

„Robin hat mir erzählt, er wäre 16 Jahre alt. Mehr weiß ich nicht.“

Lui notiert die Information in der Akte.

Krampfhaft überlegt Jan, ob ihm noch mehr zu den Beiden einfällt. „Der mit den schwarzen Haaren ist total aggressiv.“ Er beugt sich zu Lui hinab, um ihm zuflüstern zu können: „Die Beiden scheinen ein Paar zu sein.“

„Na großartig! Sag mir nicht, wir müssen jetzt auch noch in dieser Schmutzszene ermitteln?“, fragt Lui.

„Das wird auf jeden Fall schwierig. Die Regel, alles bleibt in der Villa, von der ich dir erzählt habe, nimmt diese Robin verflucht ernst. Ich habe Gerüchte gehört, dass schon Leute weggekommen sind, die zu viel geplaudert haben“, sagt Jan leise.

„Noch ein Grund mehr, uns dieser Sache anzunehmen, oder?“

„Du weißt schon, dass sie uns auch auffliegen lassen kann, oder? Auf dieser Party haben uns ein Dutzend Menschen zusammen gesehen.“

Lui zuckt gleichgültig mit den Schultern. Er erhebt sich und nimmt sich seine Jacke vom Stuhl. „Wie hast du so schön gesagt? Wir haben nur verdeckt ermittelt.“

Jan beißt sich nervös auf die Unterlippe. In diesem Milieu zu ermitteln gefällt ihm gar nicht. Er steckt da viel zu tief drin. So ziemlich alle Gäste von Robin kennen ihn persönlich, manche mehr, als Jan im Nachhinein lieb ist. Unwillkürlich zwingen sich ihm die Bilder seiner Zeit in der Anstalt ins Gedächtnis. Die Elektroschocks auf der Liege, an die er angebunden war, die Therapien mit Schmerzreizen, während ihm Bilder von nackten Männern gezeigt wurden. Das alles will er nicht noch mal erleben müssen. „Lui, tu uns beiden einen Gefallen und sei bei dem Thema vorsichtig. Wir haben mehr zu verlieren, als du dir vorstellen kannst.“

„Jan, fünf Männer mussten in dieser Halle ihr Leben lassen. Grund genug ein paar Fragen zu stellen, findest du nicht?“

„Übertreib deinen Gerechtigkeitssinn nur nicht so, wie sonst immer. Mit denen ist nicht zu spaßen!“, warnt Jan.

„Jetzt mach dir mal nicht ins Hemd. Die sind die Verbrecher, nicht wir!“

Jan sieht zur Seite weg, kleinlaut sagt er: „Nun, wie man's nimmt.“

Lui packt die beiden Zeichnungen in die Akte und nimmt diese dann an sich. Er zieht sich seine Jacke über und geht. Auf halbem Wege zum Ausgang, dreht er sich nach Jan um. „Kommst du?“, fragt er.

Jan zögert einen Moment. Es ist sicher keine gute Idee, die Sache Lui allein zu überlassen. Er muss sicherstellen, dass Lui es nicht mit seinen Fragen übertreibt. Zähneknirschend folgt er ihm.
 

Eine kurze Autofahrt später stehen sie vor der Villa Robins. Lui schließt den Wagen ab und kommt zu Jan herumgelaufen.

„Ich halte das für keine gute Idee!“, sagt er noch einmal.

„Du willst mal ein guter Polizist werden und kneifst schon bei einer einfachen Vernehmung?“

„Sagt der, der nicht mal eine Stunde auf 'ner Party aushält“, entgegnet Jan und folgt Lui den Weg bis zur Villa.

Sein Kollege läutet und sieht am Gebäude hinauf.

Ein Fenster im ersten Stock steht offen, die Gardinen wehen im Wind. Ein sanfter Walzer dringt von dort zu ihnen hinab. Sie sehen sich ratsuchend an, als auch schon die Tür geöffnet wird. Eine Frau, in einer weißen Schürze fragt: „Sie wünschen?“

„Ist die Hausherrin zu sprechen?“, fragt Lui.

Die Dienstmagd betrachtet sie und ihre Uniformen einen Moment lang prüfend, dann sagt sie: „Ich werde sie holen, einen Moment bitte!“ Sie schließt die Tür, ihre Schritte verlieren sich im Inneren der Villa.

Wenig später verstummt die Musik. Aus dem offenen Fenster ist zu hören: „Mam, zwei Polizeibeamte wünschen sie zu sprechen.“ Unruhe entsteht.

„Ist gut, ich komme runter und ihr beiden räumt den Salon wieder ein“, sagt die Hausherrin und entfernt sich, wenig später sind ihre Schritte im Flur zu hören. Sie ist es, die nun die Tür öffnet und Jan und Lui anspricht: „Was kann ich für … Jan? Das ist ja eine Überraschung.“

Jan nimmt Lui die Akte aus der Hand. Wenn sie hier mit heiler Haut davonkommen wollen, ist es besser, er übernimmt die Befragung.

Lui betrachtet ihn überrascht, doch er lässt ihn gewähren.

„Hey Robin, es wird nicht lange dauern, aber kannst du uns vielleicht ein paar Fragen zu zwei deiner Gäste beantworten?“

Robins freundliche Miene wird finster. „Was für Gäste und was für Fragen?“, will sie ernst wissen.

„Keine Sorge, es hat nichts mit der Party oder deren Inhalt zu tun. Dürfen wir vielleicht reinkommen?“

Robin beäugt sie misstrauisch, schiebt aber die Tür weit auf und bittet sie, mit einer ausfallenden Handbewegung, einzutreten. „Bitte, folgt mir!“ Sie geht voraus und führt sie einige Zimmer weiter in den Salon im Erdgeschoss. Im Sessel lässt sie sich nieder und bietet den beiden Beamten das Sofa an. „Setzt euch zu mir.“

Jan nimmt den Sessel Robin direkt gegenüber, während Lui sich auf dem Sofa niederlässt.

„Wir sind auf der Suche nach zwei Zeugen, die eventuell etwas von einem Mord an den Docks mitbekommen haben könnten. Ein Zeuge hat uns geschildert, dass sie sich kurz vorher dort aufgehalten haben sollen. Mein Kollege hat zwei Phantombilder angefertigt.“ Jan sucht die Zeichnungen aus der Akte und legt sie Robin vor. „Weißt du noch, der junge Kerl, über den wir uns unterhalten haben und sein Kumpel? Ich glaube die Beschreibung passt auf sie. Meinst du, du kannst ein Treffen mit ihnen organisieren?“

Robin nimmt die Bilder in die Hand und betrachtet sie prüfend. Sie runzelt die Stirn. „So viel Ähnlichkeit sehe ich da nicht. Sicher, dass du den Blonden nicht einfach nur wieder sehen willst, weil er dir gestern einen Korb gegeben hat?“, fragt sie herausfordernd.

Lui sieht ihn ebenfalls fragend an. Ein stummer Vorwurf liegt in seinem Blick.

Jan beschließt, nichts dazu zu sagen und stattdessen die Befragung fortzusetzen: „Ich finde schon, dass eine gewisse Ähnlichkeit besteht. Auf jeden Fall würden wir gern mit den Beiden sprechen.“

Robin sieht in den Flur. Schritte sind auf der nahen Treppe zu hören. „Ihr habt Glück, meine Herren, die Beiden sind noch immer meine Gäste.“

Tatsächlich kommen in diesem Moment der Blonde und sein Freund die Treppe herunter. Ihre Blicke treffen sich.

Der Schwarzhaarige sieht Jan sofort wieder grimmig an.

„Enrico, Antonio, kommt mal zu uns. Die Sache scheint euch zu betreffen.“

„Uns?“, fragt Antonio. Gemeinsam mit Enrico kommt er in den Salon.

Der Blick des Blonden fällt auf die Bilder in Robins Händen.

Lui rutscht auf dem Sofa ein Stück, um Platz zu machen.

Sie setzen sich zu ihnen.

„Und, wo können wir helfen?“, fragt Enrico. Aufmerksam betrachtet er Jan.

Die eisblauen Augen nehmen ihn einmal mehr gefangen. Jan vergisst fast, weswegen er hier ist. Nur mit aller Mühe kommt er gegen das seltsame Gefühl in seinem Magen an, das immer intensiver wird, je länger er den Blonden betrachtet. Er braucht einen Moment, bevor er sich fangen und wieder sprechen kann: „Einer unserer Zeugen will euch gestern vor einer Schießerei nahe den Docks gesehen haben.“

Robin betrachtet ihre Gäste mahnend und wartet ebenso gespannt auf eine Antwort.

Antonio holt Luft um etwas zu erwidern, doch Enrico kommt ihm zuvor. Mit Blick auf die Bilder fragt er: „Nach der Beschreibung dieses Zeugen sind die Zeichnungen angefertigt worden, oder?“

Lui nickt zustimmend.

„Wir waren nicht an den Docks“, sagt Enrico emotionslos und reicht die Zeichnungen an Jan.

„Unser Zeuge ist aber ganz sicher“, entgegnet Jan.

„Ach ja?“, sagt Enrico, „Habt ihr euch Tonis Gesicht mal genau angesehen? Er hat an der linken Augenbraue eine ziemlich markante Narbe, die ist echt nicht zu übersehen. Eure Zeichnung hat das nicht. Seltsam das sich ein Zeuge nicht an so was erinnert und meine Nase ist auch nicht so krumm, wie die auf der Zeichnung.“

„Wann sollen die Beiden denn an den Docks gesehen worden sein?“, mischt sich Robin in das Gespräch.

„Abends, gegen Neun“, sagt Lui.

„Das kann nicht sein! Um diese Uhrzeit hat Enrico mir bei den Vorbereitungen für die Party geholfen.“

Enrico betrachtet sie einen Moment stillschweigend. Sie tauschen einen seltsamen Blick aus, dann fährt Enrico fort: „Richtig! Habe ich!“

„Also entweder euer Zeuge ist nicht besonders zuverlässig oder euer Zeichner eine Niete. Wir können euch auf jeden Fall nicht weiterhelfen“, sagt Antonio und verschränkt die Arme.

„Nun, dann bedanken wir uns für eure Zeit“ Lui erhebt sich. „Bitte, entschuldigen Sie die Störung.“ Er packt die Unterlagen zusammen und betrachtet Jan auffordernd.

Ist das sein Ernst? Er will schon gehen? Die Drei lügen doch ganz offensichtlich, ist ihm das entgangen?

Als Jan nicht sofort aufsteht, deutet Lui mit einem Kopfschwenk zur Tür. Sein Blick bleibt auffordernd.

„Na gut!“, gibt Jan nach und erhebt sich. Noch einmal betrachtet er Antonio finster, dann kann er nicht anders, als einen letzten Blick auf den Blonden zu werfen. Irgendetwas findet Jan nach wie vor anziehend an ihm. Obwohl er sich ziemlich sicher ist, dass er etwas mit der Sache zu tun hat, hat er sich nicht einen Moment verunsichern lassen. Das Argument mit der Narbe ist ziemlich schlüssig gewesen. Selbst jetzt zeigt er keine Anzeichen von Nervosität.

„Jan!“ Lui drängt abermals zum Gehen.

Nur mühsam kann sich Jan dazu durchringen, ihm zu folgen.

Robin begleitet sie zur Tür und lässt sie aus dem Haus.

Wortlos geht Lui zum Auto und steigt ein.

Jan folgt ihm und setzt sich zu ihm. „Du nimmst ihnen das doch nicht etwa ab?“, fragt er und zieht die Tür zu.

Lui lehnt sich im Sitz zurück, sein Blick verliert sich in der Ferne. „Ist das eigentlich dein verdammter Ernst Jan?“, fragt er aufgebracht, „Wir sind hier im Dienst und du denkst dir einen Vorwand aus, nur um deinen neuen Lover von gestern wiederzusehen?“

„Hey, Moment mal! Erst mal ist der Kerl nicht mein neuer Lover und zweitens lügen die Drei doch wohl offensichtlich.“

Unbeirrt fährt Lui fort: „Ehrlich mal, ich bin kaum abgehauen, da hast du schon einen Neuen am Start?“

„Jetzt fahr mal wieder runter. Ich hatte nichts mit dem!“

„Ach, komm schon Jan! Ich habe doch gesehen, wie du ihn gerade angehimmelt hast. Der blonde Kerl gefällt dir. Echt mal. Du könntest wenigstens Beruf und Privates trennen. Der Weg hier her war ja mal voll umsonst.“

„Du glaubst denen doch nicht ernsthaft, dass sie nicht dort waren, oder?“

„Der Blonde hat Recht, die Narbe hätte unserem Zeugen auffallen müssen und diese Robin gibt ihm ein Alibi. Und selbst wenn sie lügen, ist unser Zeuge nicht glaubwürdig genug. Vor Gericht haben wir noch immer nichts in der Hand. Zum Kotzen!“ Lui dreht den Schlüssel im Zündschloss und lenkt den Wagen auf die Straße.

Jan wendet seinen Blick ab. Auf dem Weg zurück zum Präsidium schweigt er. Diesen Enrico wieder zu sehen, war nicht der Grund. Er ist sich ganz sicher, dass die beiden Jungen etwas mit dem Fall zu tun haben.

Lui meidet seinen Blick, stur schaut er auf die Straße.

„Ich weiß gar nicht, warum du dich so aufregst!“, sagt Jan irgendwann.

Lui sieht einen flüchtigen Moment zu ihm, wendet sich aber schnell wieder ab.

„Du wolltest mich doch nur fürs Bett. Also jammere jetzt nicht rum, dass ich mich anderweitig umschaue. Dann gefällt mir eben der Blonde, na und! Ich will eben mehr als nur der Lustknabe sein. Schon klar, dass du das nicht verstehst.“

Lui sagt kein Wort mehr und auch Jan nimmt sich fest vor, nie wieder damit anzufangen. Die Sache mit Lui ist für ihn gestorben. Dieses dumme Eifersuchtsgetue kann er sich sparen. Was kann Jan denn dafür, dass Lui nicht mit sich und seiner Neigung klarkommt? Soll er doch sehen, wo er den nächsten Typen für eine schnelle Nummer herbekommt.
 

...~*~...
 

Robin steht noch lange am Fenster und schaut dem Polizeiwagen nach. Die Arme verschränkt, trippelt sie unruhig mit dem Fuß auf dem Boden.

Auch Toni starrt angespannt vor sich hin.

Ich verstehe ihr Problem nicht. Die Polizisten sind doch ohne Beweise wieder abgehauen. Die können uns gar nichts. Die Bilder sahen uns nicht mal wirklich ähnlich.

Robin dreht sich nach mir um, ihr vorwurfsvoller Blick trifft mich. „Hättet ihr nicht besser aufpassen können? Ich vergebe echt ungern falsche Alibis“, sagt sie.

„Wir haben aufgepasst. In die Gegend kommt sonst keine Menschenseele. Keine Ahnung, wer uns da gesehen haben soll. Das kann nur irgend so ein Penner gewesen sein. Der bringt ihnen vor Gericht gar nichts“, sagt Toni.

„So weit darf es nicht mal ansatzweise kommen. Ihr könnt froh sein, dass sie euch nicht bei Vater befragt haben. Seht zu, dass so was nie wieder vorkommt!“

„Ja, schon klar! Es ist nun mal nicht so einfach mit nem Anfänger an der Backe.“ Toni sieht mich mahnend an.

„Ach, jetzt ist es meine Schuld, oder was?“, frage ich.

„Wer ballert denn viel zu viel rum? Wäre ich allein gewesen, wäre ich rein und wieder raus in weniger als fünf Minuten. Mit dir waren wir fast ne viertel Stunde da drin.“

Ich rolle genervt mit den Augen und sammle einige der Pappuntersetzer auf dem Tisch ein, die von der Party übrig sind. Ich beginne sie zu einem Kartenhaus zusammen zu legen. „Ich weiß gar nicht, was ihr euch so aufregt. Diese Bilder waren verdammt ungenau und beweisen gar nichts. Wenn sie wirklich was gegen uns in der Hand hätten, hätten sie uns bereits verhaftet. Außerdem, wenn es hart auf hart kommt, haben wir die Beiden doch sowieso in der Hand. Die sind immerhin auf Robins Party gewesen. Ich habe sie knutschend in einem der Zimmer verschwinden sehen. Die haben definitiv was am Laufen miteinander. Wenn sie uns noch mal blöd kommen, erinnere ich sie einfach daran. Mal sehen, wie lange sie dann noch Polizisten bleiben.“

Robins Haltung entspannt sich, sie kommt zum Tisch zurück. „Na schön. Enrico hat ganz gut geschaltet. Auf dem Bild war tatsächlich keine Narbe zu sehen und die ist nun wirklich auffällig.“ Im Vorbeigehen fährt Robin Tonis Stirn und die Narbe über der Augenbraue ab.

Er schiebt ihre Hand von sich.

„Ich kenne Jan schon ziemlich lange und habe genug gegen ihn in der Hand, um ihn unschädlich zu machen, wenn nötig. Er war auch sicher nicht freiwillig hier.“ Ihr Blick richtet sich auffordernd auf Toni. „Trotzdem nimmst du das weiße Wölfchen in Zukunft besser an die Hand. So was will ich nicht noch mal erleben müssen.“

„Geht klar!“, entgegnen Toni und ich beinah zeitgleich und im selben, emotionslosen Tonfall.

Ich setze ein letztes Untersetzerpaar auf die Spitze des Kartenhauses. „Fertig!“, rufe ich und betrachte stolz mein Werk.

Robin und Toni schütteln mit dem Kopf, sie wenden sich von mir ab.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  shirokoneko
2018-03-23T21:13:24+00:00 23.03.2018 22:13
Guten Abend Enrico.

Ich habe so schnell gar nicht mir dir gerechnet aber ich freue mich sehr darüber.
Da wurden die beiden also gesehen. Kein wunder das Robin nicht begeistert davon ist. Doch mal ersthaft kann sie wirklich davon ausgehen, dass man immer alles was sich in der Umgebung befindet bemerkt? Ja es war schlecht gesehe zu werden doch wenn sie sich auffällig nach allen Richtungen umgesehen hätten wäre doch klar gewesen, dass sie irgendwas vor haben. Bin ich zumindest der Meinung.

Jan scheint ja mehr als nur ein Auge auf Enrico geworfen zu haben. Wie man ja schon bei der Party bemerkt hat. Armer Antonio auch wenn sein Wölfchen nichts von ihm wissen will wird es nicht einfacher. Da wird es wohl nichts mit der Ruhe und Erholung wenn die sich öfters über den Weg laufen. Zumindest nicht wenn Jan anfängt zu flirten. Scheinbar hat er Lui ja abgeschrieben also ist der Gedanke gar nicht so abwegig. Könnte zu einigen Eifersuchtsanfällen führen. Na ob das gut geht? Lui scheint von der Neuigkeit auch nicht begeistert zu sein wenn man seinen Anfall von leichtem(?) Besitzanspruch bedenkt. Die Frage die sich stellt ist allerings ob aus ihm und Jan je was wird. Er hat Probleme mit seiner Neigung und Jan ist im Bann von Enrico gefangen. Dumm gelaufen.
Die andere Frage ist ob der Obdachlose eine schlechte Beobachtungsgabe hat, wie ich auch, oder ob Lui einfach nur nicht gut zeichnen kann. Die Phantombilder scheinen ja nicht wirklich gut zu sein auch wenn Jan sie erkannt hat. Gut für Antonio und Enrico das Lui zu sehr in seiner Eifersucht gefangen war um wie sein Partner zu bemerken wie sowohl die beiden als auch Robin gelogen haben. Zugegeben sie hätten nicht wirklich was in der Hand gehabt aber denn noch.
Interessant war auch wie Jan vergeblich versucht hat Lui davon zu überzeugen vorsichtig zu sein. In diesen Kreisen kann wissen tötlich sein. Mal schaun ob Lui es noch lernt, oder ob er überhaupt die Möglichkeit dazu bekommt. Sollte er weiter schnüffeln, aus einem anderen Grund dann wohl, könnte das Böse enden. In diesen Kreisen ist Jan definitiv der besser informierte.

Beeindruckt bin ich hingegen von Enrico. Er hat die Sache mit den Phantombildern gut gemeistert. Ich hatte schon befürchtet Antonio könnte grimmig und unhöflich werden. Das hätte auf Beamtenbeleidigung hinaus laufen können. So gut er sich normalerweise auch im Griff hat neigt er doch dazu ausfallend zu werden wenn man ihn angreift. Ob verbal oder nicht. Es kann sein das zu oft auf ihm rumgehackt wurde um sowas jetzt noch schlucken zu können. Jeder ist in der Beziehung ja anders. EInige werden beleidigend um sich zu schützen andere verlieren ihr Selbstwertgefühl und werden duckmäuserisch. Bestimmt gibt es noch viele andere Möglichkeiten von denen ich nichts weiß. Diese beiden könnte ich mit gerade aber am besten vorstellen.
Jedenfalls hat er das Richtig gut gemacht. Doch wo hatte er plötzlich das Kertendeck her um ein Kartenhaus zu bauen? Und warum hat er eines gebaut? Entspannung? Ablenkung? Ich bin gerade ganeu so irritiert wie Robin und der schwarze Wolf. Welcher eventuell etwas an seinem Temperament arbeiten sollte. Doch das nur am Rande.
Die Stelle wo du meintest sowohl Antonio als auch Enrico sagen fast gleichzeitig und im selben Tonfalkl "Geht klar." fand ich witzig. Die beiden fangen an sich immer mehr voneinander abzuschauen. Zumindest Enrico von Toni in diesem Fall. Mal schauen ob ich auch noch Beispiele finde wo es andersrum ist.

Wo wir gerade bei Antonio sind. Hat er jemals an dem Lied weiter geschrieben was er komponiert hat? Und kann er singen? Ich bin mir gerade nicht sicher ob er einfach keine Texte schreiben konnte oder nicht singen. Er kann ja mal zu einer Tanzstunde seine Gitarre mitbringen und ein Lied spielen was auch Walzertakt hat. Immer das selbe Lied zu hören ist bestimmt nicht so schön wenn man nicht gerade einen Narren daran gefressen hat. Nebenbei kann er auch noch spielen üben. Zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.
Wir Enrico eigentlich auch noch dazu gezwungen doch noch ein Instrument zu lernen und wenn ja will sich Robin das wirklich antun?
Zudem kann Antonio eigentlich noch was anderes Tanzen als Walzer? Robin und ihn mal Tanzen zu sehen wäre bestimmt schön anzusehen. Gut nicht zwingend für Enrico wenn er es nicht schafft sich auf die neuen Tänze zu konzentrieren die sie vorführen damit er eine grobe Ahnung davon hat was von ihm verlangt wird.
Ich habe gerade ein Bild von Antonio und Robin vor auchen wie sie Tango tanzen und Enrico am Rand steht und vor Wut und Eifersucht kocht. Mir gefällt mein Kopfkino gerade.

Was ich auch ständig vergessen habe zu fragen. Hat Enrico seine Drohung damals als er mit Streuner vor der Kirche betteln war eigentlich jemals wahr gemacht? Also die als er sagte er würde sich immer die hälfte des erbettelten Geldes holen da dies jetzt sein Revier ist? Du hast es glaube ich nie wieder erwähnt.


So das war es erstmal von mir.

Kurier dich gut aus.

Liebe Grüße
whitecat/shirokoneko

Antwort von:  Enrico
24.03.2018 08:39
Guten Morgen,

Dein Einwand ist natürlich richtig. Man kann nicht alles bedenken und immer bemerken. Fehler passieren und müssen dann eben im Nachhinein ausgebügelt werden. Nur im Rahmen der Ausbildung ist es einfach wichtig schon zu vermitteln das Fehler nicht "gewünscht" sind. Robin macht das da nur deutlich, auch wenn sie sich natürlich im klaren ist, dass man nicht alles verhindern und bedenken kann. Aber ein bisschen rummeckern muss eben trotzdem sein^^. Hat sie sich in ihrer Funktion als Ausbilderin einfach so angewöhnt.

Ja, Jan hat sich da schon ein bisschen verkuckt und das wird sich auch durch alle Teile ziehen, dass das so bleibt. Mit Toni wird er da natürlich auf Kriegsfuß stehen^^. Die Beiden haben sich noch mächtig in der Wolle und Jan muss noch etliche Jahre warten, bis er auch mal zum Zug kommt. Aber da verrate ich schon wieder zu viel. Ruhig wird es auf jeden Fall nicht mit dieser neuen Konstellation.
Und ob aus Jan und Lui nun doch noch was wird, das verrate ich hier mal noch nicht^^. Würde ja die Spannung verderben. Einfachen haben sie es miteinander auf jeden Fall schon mal nicht. Irgendwie fällt mir gerade auf, das sich in diesem Teil sehr viel um Pärchenbildung dreht. Da kommt auch noch Raphael dazu und Robins beide Schwestern und Anette^^. Ach schlimmer als ne Soap...

Freut mich dass ich dich mit Enricos Reaktion beeindrucken konnte. Wenn es ums Reden geht, macht ihm so schnell keiner etwas vor. Der Diskutiert alle in Grund und Boden, wenn es sein muss. Der Obdachlose ist in dem Fall aber auch kein sehr verlässlicher Zeuge gewesen. Lui ist ein ziemlich guter Phantomtzeichner, aber der Zeuge war eben nicht besonders aufmerksam. Ist ja auch so dass man sich nur selten auf jemanden fremden auf der Straße so konzentiert, dass man ihn im nachhinein gut wiedergeben kann. Wenn nicht gerade das interesse wegen irgendwas geweckt wird. Ich denke als Polizist ist es auch gar nicht so einfach mit den Zeugenaussagen umzugehen. Oft wird noch was dazugedichtet oder weggelassen. Glück in dem Fall für Toni und Enrico. Das mit dem Kartendeck habe ich noch mal überarbeitet. Das kam mir gestern so spontan in den Sinn und da habe ich das doch etwas zu überraschend eingebaut. Nun sind es einfache Pappuntersetzer die noch von der Party da rumlagen^^. Danke für den Hinweis.
Interessant wäre natürlich wirklich wenn dir etwas auffällt, wo Antonio sich etwas von Enrico abschaut. Bisher ist es ja doch eher umgekehrt. Mir persönlich würde jetzt nichts einfallen, wo Toni sich mal was abgeschaut hat, wäre aber sicher lustig und ja die beiden wachsen wohl einfach immer besser zusammen. Sind ja auch Tag und Nacht zusammen unterwegs.

Das mit dem Lied von Antonio ist wirklich ein guter Einwand. Ja er hat das Lied fertig geschrieben und es gibt auch einen Text dazu. Er kann im übrigen sehr gut Singen, aber bisher habe ich diese Seite noch nicht oft gezeigt. Das stimmt. Ich schau mal, ob ich da noch eine Situation schaffen kann, wo es sich lohnt das einzubauen.
Was Enrico angeht, der wird tatsächlich noch ein Instrument lernen, das hatte ich schon eingeplant. Klavier wird es werden und er wird darin auch ausgesprochen gut werden. Das wird dann auch sein Weg sein so einiges in der Musik zu verarbeiten. Ist auf jeden Fall vorgemerkt für die nächsten Kapitel.
Robin und Toni zusammen beim Tango, na da würde Enrico auf jeden Fall die Kriese kriegen^^. Aber ich denke Antonio auch. Er hat es ja nun so gar nicht mit Frauen, und dann noch so ein intimer Tanz. Schlimmer wäre da nur noch Mambo^^ halber Geschlechtsverkehr auf der Tanzfläche. Aber würde sicher gut aussehen, weil beide ja tanzen können. Was Enrico noch so für Tänze lernt, da habe ich mir ehrlich nicht so wirklich Gedanken drüber gemacht. Ich wollte das auch gar nicht weiter ausbauen. Er sollte es einfach nur lernen, weil es später noch wichtig wird, wenn er seine zukünftige Frau kennen lernt^^.

Die Erinnerung mit dem Abziehen von diesen Straßenkindern ist auch berechtigt, bei mir im ersten Teil aber doch ganz schön hintern runter gefallen. Er wird sie natürlich das ein oder andere Mal aufgesucht haben, besonders wenn mal das Geld wieder knapp war. Aber beschrieben habe ich das nicht. War hinter all den anderen Ereignissen mir jetzt nicht so wichtig. So betrachtet könnte ich die Ganze Story noch in allen Richtungen ausbauen und würde nie fertig werden^^. Könnte ne ganze Soap damit füllen und ewig weiter Drehbücher dafür schreiben, aber in Romanform habe ich mich auf die wichtigsten Ereignisse konzentriert. Auch wenn es wirklich interessant wäre das alles mal im kleisten Detail durchzugehen, was sie so alles getrieben haben. Im Moment hat Enrico dieses "Kleingeld" aber nicht mehr nötig. Sie sind über Aarons Aufträge ganz gut abgesichert und wenns doch mal Eng wird, drehen sie jetzt deutlich größere Dinger, wie eben das mit dem gezinkten Pokerspiel bei Erik.

Danke noch mal für all deine Anmerkungen. Das hilft mir immer wieder sehr und bringt neue Gedankengänge und Ideen.

Liebe Grüße
Enrico


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