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Blut_Linie

von

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Sorgen machen

In Berlin ging das Leben seinen Gang.

Jakob und Felix bestritten ihren Alltag und freuten sich drauf, im September endlich heiraten zu können.

Marti litt an Sehnsucht. Er stürzte sich mit Feuereifer auf die Arbeit, um sich abzulenken und es erschienen so viele und qualitativ hochwertige Musikvideos auf seinem Kanal wie nie zuvor. Auch die aktuellen Bongoboulevard-Folgen wurde Dank seines Enthusiasmus grandios, so dass Marie und die anderen aus dem Staunen nicht mehr heraus kamen.

Steve litt ebenfalls. Er jedoch zog sich in sich selbst zurück. Ja, er arbeitete mit Rick zusammen an den Projekten für ihre Spacefrogs Kanäle, aber er war nicht mit dem Herzen dabei. Rick machte sich große Sorgen um seinen besten Kumpel.

André war brummig wie eh und je, Frodo versuchte durch seine Witze alle aufzumuntern und Flo hörte zu, wo ein offenes Ohr gebraucht wurde und war wieder einmal für alle da.

Ein Tag folgte dem anderen, und auch wenn die Situation durchaus ihre Schieflagen hatte, ging das Leben irgendwie weiter.
 

In Transsylvanien hatten Daniel und Larissa inzwischen eine tiefe Freundschaft entwickelt.

Das lag zum großen Teil daran, dass sie feststellen mussten, dass junge Leute, egal wo auf der Welt, gar nicht so unterschiedlich sind. Es spielte keine Rolle, ob der eine in Transsylvanien aufgewachsen war und die andere in Deutschland; der eine ein Vampir von Geburt an war und die andere eigentlich ein Mensch und nur durch eine Laune des Schicksals in einen Vampir verwandelt worden war. Ihre Hoffnungen und Sehnsüchte waren sich durchaus ähnlich, und die Unterschiede waren nicht von Bedeutung.

Sie mochten sich, und so verbrachten sie viel Zeit zusammen.

Und natürlich fiel es ihnen gemeinsam auch leichter ihren Liebeskummer zu ertragen.
 

Es war ein warmer Juni Abend.

Larissa und Daniel saßen gemeinsam mit dem König und der Königin auf der Terrasse des Schlosses und sahen sorgenvoll in die untergehende Sonne, die hinter dem Wald verschwand.

Larissa ging es nicht gut. Sie war bleich und schwach, denn sie hatte sich strikt geweigert, Menschenblut zu trinken und hatte sich die ganze Zeit über immer dann, wenn es notwendig wurde, Blut zu sich zu nehmen, an Tierblut gehalten. Das war jedoch kein gleichwertiger Ersatz. Sie starb nicht innerhalb von drei Neumonden, wie es der Fall gewesen wäre, wenn sie ganz auf Blut verzichtet hätte. Doch sie welkte dahin, und es war schwer einzuschätzen, wie lange sie noch am Leben bleiben würde. Drei Monate? Vier? Ein halbes Jahr? Keiner vermochte das mit Bestimmtheit zu sagen.
 

Daniel seufzte.

Die Forschungen liefen auf Hochtouren, doch es lagen noch immer keine Ergebnisse vor. Es war wie verhext. Immer, wenn die Forscher glaubten, der Sache langsam auf die Spur zu kommen, stellten sie bei den Praxistests fest, dass es nicht funktionierte.

Daniel hatte den Grafen, den Stammvater in die Suche eingebunden. Der alte Mann suchte nun schon seit Monaten in seiner Umfangreichen Bibliothek nach irgendeinem Hinweis.

Auch Frodo in Berlin, der seine Sache in der Vergangenheit so gut gemacht hatte, forschte, indem er erneut das Internet durchforstete. Aber auch er hatte noch nichts herausgefunden.

Es sah nicht gut aus, und Daniel lief ein Schauer über den Rücken.
 

Auch Daniels Eltern, der König und die Königin der Vampire, sahen sorgenschwer in die Zukunft.

Sie hatten Larissa ins Herz geschlossen, und sie hätten es durchaus gern gesehen, wenn sich zwischen ihr und Daniel zarte Bande entwickelt hätten ...

Doch nachdem sie einmal etwas derartiges angedeutet hatten, hatten beide jungen Leute voller Entschiedenheit klargemacht, dass sie bereits jemanden hatten, dem ihre Herzen gehörten, und dass sie niemand anderen wollten.

Daraufhin hatten die Eltern es dabei belassen. Sie waren warmherzig und verständnisvoll und sahen ein, dass man seinem Herzen nicht befehlen kann.
 

„Larissa“, sagte Daniel. „Es ist bald wieder Neumond. Du musst ...“

„Nein!“, sagte die junge Frau voller Schärfe. „Das kommt nicht in Frage! Ich werde kein Menschenblut trinken! Lieber sterbe ich!“

Die letzten Worte waren leise und ihre Stimme zitterte dabei.

„Was wohl Steve dazu sagen würde...“, sagte Daniel.

Larissas Augen funkelten ihn zornig an.

„Es ist unfair von dir, Steve ins Feld zu führen! Gerade du solltest doch wissen, wie sehr das weh tut.“

Daniel senkte den Kopf. „Du hast recht. Es tut mir leid.“
 

„Streitet euch nicht“, sagte die Königin.

„Wir werden eine Lösung finden. Bis dahin aber müssen wir erst einmal dafür sorgen, dass Larissa das alles übersteht.“

Sie sah ihren Sohn an.

„Daniel, du musst nach Berlin fliegen und Steve herholen. Larissa liebt ihn. Das sieht man ihr an, wenn man sie nur anschaut. Und wenn er sie genau so liebt, dann sollte er hier sein. Sie sollten sich ... lieben.“

Larissa sah die Frau, die ihr wie eine Mutter geworden war, mit großen Augen an.

„Du meinst ... „ Und sie begann, den alten Spruch zu rezitieren.

„Deine wahre Liebe muss dich finden.

Und deine wahre Liebe muss dich küssen.

Und wenn du dann erwachst, wird deine wahre Liebe dich erkennen.

Und wenn das geschieht, ist dir das Leben eines Menschen geschenkt.“

„Ja“, sagte die Königin. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass dieser junge Mann deine wahre Liebe ist. Auf jeden Fall müssen wir es riskieren. Wir haben keine Wahl.“
 

„Du hast recht“, sagte nun der König.

Er sah seinen Sohn an.

„Daniel, mach dich auf die Reise. Hole Steve hier her. Ich bin sicher, dass er alles tun wird, um Larissa zu retten.“

Daniel nickte.

„Ich werde in der Schlossküche etwas essen und dann breche ich auf. Ich fliege über Nacht. Jetzt im Sommer geht das recht gut. Laue Sommernächte eignen sich gut zum fliegen.“

Der Vater klatschte in die Hände.

Ein livrierter Diener erschien.

„Bringen Sie uns eine Abendmahlzeit hier auf die Terrasse“, sagte der König.

Der Diener nickte und verschwand.

Daniel lächelte dankbar. So hatte er noch ein wenig Zeit mit seinen Eltern und der jungen Frau, die ihm wie eine Schwester geworden war.

Sie genossen Brot, Käse und Brathühnchen.

Und einen funkelnden, blutroten Wein.

Wein ... irgendetwas spukte Larissa im Kopf herum, aber sie konnte es nicht greifen.

Müde aß sie ein wenig und sah dann zu, wie Daniel sich verwandelte und sich auf den Weg nach Berlin machte.



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