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Mein zweites Leben

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben,

mit diesem Kapitel kommt wahrscheinlich ein kleiner Paukenschlag. Naja, das Leben ging bzw. geht weiter.
Ich wünsche euch viel Spaß am Lesen und bin gespannt, wie ihr dieses Kapitel auffasst. ;)

Ich hoffe, ich kann euch den Wochenstart ein wenig verschönern.
Ganz liebe Grüße und hoffentlich eine nicht mehr ganz so stürmische Woche

Bitte beachtet das Nachwort Komplett anzeigen

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Taichis Offenbarung

Taichi räusperte sich kurz. „Der Besuch von seiner Sekretärin hat nichts mit deinem Krankenhausaufenthalt zu tun. Es scheint purer Zufall zu sein, zumal ihre Schwester hier eingewiesen wurde“, erklärte er schnell. Seine Stimme hatte den üblichen geschäftlichen Tonfall. Kurz holte er Luft.
 

„Wie ich sehe hast du Soras Geschenk gefunden. Du siehst wunderschön aus.“ Diesmal war seine Stimmlage wärmer so sprach er immer als Freund mit mir.

„Ich hätte nie gedacht, dass sie mich noch kennt.“ Meine Stimme klang mal wieder reumütig.

Taichi musterte mich. Mal wieder seufzte er auf, bevor er sprach:

„Sora hat dich nie vergessen. Sie hat immer gehofft, dass ihr wieder Freunde werden könnt. Außerdem kann sie es kaum erwarten, dich wieder zu sehen.“

„Habt ihr noch Kontakt?“ Eigentlich war das eine blöde Frage. Wie sollten sonst die Sachen und Soras Brief in meiner Reisetasche gekommen sein?
 

Ein Lächeln zierte sein Gesicht. Verdammt, sah er scharf aus. Die kleinen Grübchen an seinen Mundwinkeln ließen ihn wie ein Teenager aussehen.

Ähm … was war das schon wieder? Schnell an etwas anderes denken.
 

„Kann man so sagen. Sora und Matt sind praktisch meine Nachbarn. Wir wohnen in der gleichen Gegend. Sie hat mir auch die Sachen für dich mitgegeben, als ich ihr von deinem Krankenhausaufenthalt erzählt habe.“
 

Geschockt sah ich ihn an. Wütend stemmte ich meine Hände auf meine Hüften. „Du hast bitte was? Musst du jedem auf die Nase binden, wie blöd ich war?“ Ich war kurz davor, wie ein kleines wütendes Kind mit dem Fuß aufzustampfen.

Er verschränkte die Arme vor seiner Brust, dabei kam er einen kleinen Schritt auf mich zu und beugte sich zu meinem Gesicht, damit er mir in die Augen sehen konnte. „Du bist eine Kratzbürste. Kannst du dir nicht denken, dass ich das nicht erzählen brauchte, da die beiden das auch so schon wussten.“
 

Wow, dass hatte gesessen. An seinem Blick sah ich, dass er diese Bemerkung nicht ernst meinte, trotzdem tat diese verdammt weh. Taichi hatte immer noch ein Talent, seine Beleidigungen so zu verpacken, dass er mich mit meinen eigenen Worten schlug.

„Depp!“

„Zicke!“

„Vollpfosten!“

„Biest!“

„Flachpfeife!“

„Giftspritze!“
 

Mit jeder Beleidigung sind wir einen kleinen Schritt auf den anderen zugegangen und blickten uns wütend in die Augen. Mittlerweile berührten sich unsere Nasenspitzen. Seine schokobrauen Augen stierten mich geradezu an. Diese Augen werden wohl mein Untergang bei diesem Schlagabtausch sein. Als ich ihn so nah bei mir spürte verpuffte meine Wut auf ihn.

„Idiot!“

„Prinzessin!“
 

Wir sahen uns noch immer kampfbereit in die Augen, als wir beide zeitgleich anfingen zu lachen. Taichi trat wieder einen Schritt zurück und blickte auf mein Dekolleté. Sanft strich er über meine Kette. Hatte er kleine Tränen in den Augen? Jedenfalls glitzerten seine Augen verräterisch.
 

„Ich hätte nicht gedacht, dass du sie noch hast“, kam es leise von ihm. Als er sprach streifte er leicht mit seinem Mund mein Ohr. Sofort bekam ich eine Gänsehaut, mein Herzschlag beschleunigte sich und mein Magen zog sich schmerzlich zusammen. Himmel noch mal, was stellte dieser Mann nur mit mir an?

„Ich hatte die Kette ganz unten in meinem Schmuckkästchen versteckt, damit er sie nicht findet. Das war das schönste Geburtstagsgeschenk, was ich je bekommen habe.“

Taichi sah mich verwundert an. Er schluckte kurz bevor er sprach: „Als ich dir die Kette geschenkt hatte, hatte ich gedacht, dass aus uns etwas werden könnte. Kurze Zeit später war alles anders.“ Ruckartig drehte er sich von mir weg.

Stimmt, nach meinem siebzehnten Geburtstag hatte sich alles geändert. Heute weiß ich, dass ich in der Zeit den größten Arsch aller Zeiten kennen gelernt hatte. Taichis Worte drangen in mein Bewusstsein.

„Wie meinst du das, Tai?“

„So wie ich es gesagt habe“, fauchte er mich an.
 

Himmel noch mal, hat er Gefühlsschwankungen. Plötzlich fiel mir etwas auf.

Wir hatten immer nur über mich gesprochen. Nach wie vor wusste ich nichts über sein Leben, außer seinen Beruf.

Wie peinlich, war ich egoistisch. Zeit dies zu ändern. Ich ging wieder auf ihn zu. Unauffällig betrachtete ich seine Hände. Kein Verlobungs-, oder Ehering. Was noch lange nicht hieß, dass er keine Frau an seiner Seite hatte.

„Gibt es eigentlich eine Frau in deinem Leben? Wenn ja, was sagt sie dazu, dass ich bei dir einziehen werde?“

Taichi sah mich mit einem undefinierbaren Blick an. Trotzdem huschte ein schiefes Lächeln über sein Gesicht.

„Was würdest du sagen, wenn es sogar zwei Frauen in meinem Leben geben würde? Es könnten sogar drei werden.“
 

Autsch, mit dieser Antwort habe ich nicht gerechnet. Wieso tat diese so verdammt weh? Ich hätte nicht gedacht, dass er auch so ein Arsch von Fremdgänger ist. Mein Mund klappte auf und zu.

„Das machst du nicht wirklich!“, rief ich entsetzt aus.

„Was meinst du?“ Verständnislos sah er mich an. Seine Augen schienen sich in meine zu bohren.

„Du betrügst deine Freundin?“

„Das kann ich nicht.“

„Es gibt zwei Frauen in deinem Leben.“

Wie dämlich sind mache Männer eigentlich? Er hatte nicht gemerkt, dass er sich verplappert hatte.

„Ich glaube, wir reden aneinander vorbei.“

Ich fasse es nicht! Jetzt will er mich für blöd verkaufen? „Ja klar und im Himmel ist Jahrmarkt. Du-“

„Nur weil du schlechte Erfahrungen gemacht hast, heißt das noch lange nicht, dass jeder Mann fremdgeht. Es gibt für mich nur die Eine, wenn ich in einer Beziehung bin …“ Entschlossen sah er mir in die Augen „… und Yuna. Sie gehört zu mir, ich liebe sie und das wird sich nie ändern.“

Als er den Satz beendet hatte tigerte er im Zimmer auf und ab, bis er letztendlich vor dem Fenster stehen blieb und mir den Rücken zu gewandt hatte.
 

Ich versuchte meine Gedanken zu ordnen.

Liebe? Jetzt verstehe ich gar nichts mehr. Wieso muss der Kerl in Rätseln sprechen? Warum klang seine Stimme entschlossen, fordernd und gleichzeitig, verletzt, traurig und so sanft?

Meine Tränen schluckte ich erfolgreich herunter. Langsam ging ich auf ihn zu und legte meine Hand auf seine Schulter. Dabei spürte ich, wie sein ganzer Körper angespannt war. „Ich verstehe das nicht-“
 

Taichi legte seine Hand kurz auf meine, danach schob er diese von seiner Schulter. Er drehte sich um und ging Richtung Tisch. Ich spürte, dass er damit bewusst Abstand zwischen uns haben wollte. Seine Hände legte er auf die Stuhllehne. Dabei bemerkte ich, wie seine Fingerknöchel weiß wurden. „Ich spreche von Yuna - meiner zweijährigen Tochter - und die zweite Frau, die immer in meinem Leben sein wird ist meine Schwester Hikari.“
 

Ich versuchte das Gehörte zu verarbeiten. Sicher, er hatte mit seine Aussage Recht, dass nicht jeder Mann so ein Arsch ist wie meiner. Trotzdem störte mich etwas bei dem, was er gerade gesagt hatte. Es war ein Wort, dass mein Hirn noch nicht verstehen wollte. Was hatte er gesagt?
 

Tochter?

Tochter!

Er ist Vater?
 

Das glaube ich jetzt nicht! Ich fühlte wie der Boden unter meinen Füßen weggerissen wurde und ich in fiel und fiel. Ein Auffangnetz wie bei den Hochseilartisten gab es nicht. Mir blieb nichts anderes übrig, als auf den harten Aufprall zu warten. Den Halt den er mir die letzte Woche gegeben hatte, war mit einem Wort verschwunden.
 

Tochter!
 

Immer wieder hallte dieses Wort in meinen Gedanken nach. Jetzt verstand ich auch die Aussage von meinem Vater, dass er es Taichi nicht zumuten konnte, bei ihm im Haus zu wohnen. Immerhin brauchte seine Tochter ihren Vater.

Schnell drehte ich mich von ihm weg und rannte ins Badezimmer um meinen Kulturbeutel zu holen.
 

„Mimi, du verstehst das schon wieder falsch.“

Wütend drehte ich mich zu ihm um. Dabei pfefferte ich die Zahnbürste in die kleine Tasche. Danach folgten die Zahnpasta und meine Schminke.

„Was soll ich daran falsch verstehen? Du bist Vater – ergo muss es auch eine Mutter geben. Was sagt die Mutter deiner Tochter, dass ich bei dir einziehen soll?“

Zum Schluss schmiss ich noch die Bürste hinein und versuchte das verflixte Ding zu schließen. Nach drei Versuchen hatte ich es endlich geschafft.
 

Tochter!

Das Letzte was ich wollte, war eine intakte Familie zu zerstören.
 

Schnell senkte er seinen Blick auf den Boden, bevor er sprach:

„Sie kann gar nichts dazu sagen, weil sie nicht mehr da ist.“
 

Irrte ich mich, oder klang seine Stimme brüchig? Seine Schultern hingen nach vorn. Irgendwie wirkte er kleiner, in sich zusammengesackt. Er sah wie ein gebrochener Mann aus. Es muss eindeutig etwas schwerwiegendes vorgefallen sein. Sollte ich ihn fragen, was passiert ist? Ich rang mit mir selbst. Doch Taichi nahm mir die Entscheidung ab.
 

„Mehr will ich dir zurzeit nicht erzählen. Nur so viel: Kari ist eine Art Mutterersatz für meinen kleinen Schatz.“
 

Okay! Er blockte ab, dann halt nicht.

Das sich seine Schwester um seine Tochter kümmerte ließ mich aufhorchen, aber da er mir die Grenzen aufgezeigt hatte fragte ich nicht weiter nach.

Was hatte er nur durchmachen müssen? Wo war die Mutter seiner Tochter?

Fragen die ich bestimmt noch nachgehen werde. Zu gebender Zeit versteht sich.
 

Yuna! Ein schöner Name. Dieser bedeutet Mond, oder Nacht.
 

Die Bewegung von Taichi riss mich aus meinen Gedanken. Ich bemerkte, wie sich seine Körperhaltung plötzlich wieder änderte. Er straffte seine Schultern und setzte seine ernste Miene wieder auf. Sein Blick war kühl und fokussiert. Als er sprach hatte ich die Bestätigung für meine Vermutung. Er war wieder mein Leibwächter. „Hast du deine Sachen fertig gepackt? Ich würde dich nämlich gerne nach Hause fahren.“
 

Nach Hause? Eigentlich war es sein zu Hause, in dem er mit seiner Tochter lebte. Ich kam mir wie ein Eindringling vor. Irgendwie verstand ich das Alles nicht. Wieso sollte ich bei ihm leben, wenn ich in Gefahr bin? Das hieß doch im Umkehrschluss, dass er nicht nur sich, sondern auch sein Kind in Gefahr brachte, wenn ich bei den Beiden leben sollte. Das war zu hoch für mich.
 

Gemeinsam gingen wir den langen Krankenhausflur entlang zum Ausgang. Taichi hatte meine Tasche lässig über seine Schulter geschmissen und ging dicht neben mir. Für Außenstehende musste es so aussehen, als wären wir ein Paar. Doch an seinem Gang und seinen Blick merkte ich, dass er die Umgebung musterte. Sein Blick ging rotuniert durch die Gänge, aufmerksam beobachtete er die Menschen. Kurz hatten wir noch einmal mit Joey gesprochen. Dieser meinte, dass ich wegen meinem Handgelenk noch mehrmals zur Kontrolluntersuchung ins Krankenhaus kommen sollte. Falls irgendwelche Komplikationen auftreten sollten, sollten wir ihn umgehend anrufen.
 

Taichi führte mich zu einem schwarzem SUV. Er öffnete den Kofferraum und legte meine Tasche rein. Im Inneren konnte ich das Gestell eines Kinderwagens sehen. Außerdem lag dort noch eine Tasche, auf der ein kleines Bilderbuch, das so aussah, als ob es jeden Tag vorgelesen wurde, lag. Spätestens jetzt hätte ich mir denken können, dass er ein Kind hat.

Nachdem er den Kofferraum geschlossen hatte ging er zur Beifahrertür und öffnete diese. Schnell nahm er einen kleinen Stoff-Dino von dem Sitz und legte diesen auf den Kindersitz auf der Rückbank.

Ich musste schmunzeln. Ein Stoff-Dino? Ich dachte, er hat ein Mädchen. Taichi musste meinen Blick wohl gesehen haben.

„Yuna liebt Dinos, auch wenn sie ein Mädchen ist. Zu Hause hat sie aber auch eine regenbogenfarbene Eule mit einem goldenen Horn. Steig jetzt ein. Wir müssen los.“

„Ich habe doch gar nichts gesagt. Ich finde das Ding einfach nur niedlich.“ Als ich dies sagte ließ ich mich auf den Sitz nieder.

„Das Ding heißt ‚Dada‘. Eigentlich heißt alles ‚Dada‘, wenn Yuna etwas haben möchte“, lachte er.
 

Während der Fahrt sprachen wir fast kein Wort. Ich war in Gedanken versunken und Taichi konzentrierte sich darauf den Wagen geschickt durch den dichten Straßenverkehr von Tokio zu lenken.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, da bin ich wieder ;P

Mit diesen Zeilen verlassen wir jetzt erstein mal die Sichtweise von Mimi. Die nächsten beiden Kapitel werden aus der Sicht von Tai sein. Zwar war dies nicht so geplant, aber es hat sich so ergeben. ;)

Bis zum nächsten Mal :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Linchen-86
2020-03-01T14:33:36+00:00 01.03.2020 15:33
Hey,

Heute mal wieder ein Kapitel geschafft und es hat mir gut gefallen. Er war interessant mal etwas über Tai zu erfahren. Er ist alleinerziehend? Oh man. Ob die Mutter gestorben ist? Das wäre ja echt schlimm...
Ich bin auf yuna gespannt.
Und auf Taichis weitere Geschichte.

Bis bald :)
Antwort von: abgemeldet
02.03.2020 21:30
Hallöchen :)

Ich freue mich, dass du trotz deiner wenigen Zeit immer ein paar liebe Zeilen schreibst. :)
Das die Sich von Tai bei dir gut angekommen ist, freut mich. Seine Geschichte ist hart, aber sein Leben war komplett anders, als das von Mimi.
Wie du schon festegstellt hast.
Yuna ... mal sehen, was die kleine Maus aus den Hut zaubert. ;)

Ganz liebe Grüße :)
Von:  Ruby_Photography
2020-02-11T13:05:11+00:00 11.02.2020 14:05
Hallöchen,

ich war bis jetzt immer nur stiller Leser, aber ich wollte dir sagen das mir deine FF sehr gut gefällt,
und bin schon gespannt wie das aus der Sicht von Taichi wird :3

mach weiter so <3

Ruby~

Antwort von: abgemeldet
16.02.2020 20:11
Halli Hallo :)

Um so mehr habe ich mich gefreut, von dir zu lesen. Danke für deine Lieben Worte.
Vielleicht liest man sich jetzt öfters. ;)

Ganz liebe Grüße von mir :)


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