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Eine scharlachrote Offenbarung

von

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Tränen

"Wenn du starke Schmerzen bekommst, dann drücke einfach den roten Knopf. Dann kommt direkt eine Schwester, oder ein Pfleger.", sprach eine Krankenschwester zu Masumi und verließ dann das Krankenzimmer. Es war mittlerweile der nächste Tag und Masumi wurde auf eine normale Station verlegt. Jetzt wo sie alleine war, starrte Masumi nach oben an die Decke und dachte nach: "Ob er wirklich noch kommen wird, wie er es versprochen hat? Und wieso spüre ich, in seiner Nähe so eine merkwürdige Vertrautheit? Welche ich nicht richtig zuordnen kann. Sodass ich anfange mich Subaru gegenüber zu öffnen, was den Tod von Shu-Nii betrifft. Ach muss bestimmt nichts heißen. Immerhin soll es Menschen geben, die generell auf Andere eine beruhigende und vertraute Wirkung haben."

Masumi ließ ihren Blick durch den Raum gleiten. Zwar war es noch immer ein Zimmer in einem Krankenhaus, aber es wirkte deutlich weniger steril und kahl als ihr Zimmer auf der Intensivstation. Über der Tür hing an der Wand eine Uhr, auf welche die Oberschülerin blickte. Es war kurz nach fünfzehn Uhr.

"Wann Subaru wohl kommen wird?", fragte Masumi sich. Sie wusste nicht ob man ihm gesagt hatte, wann er wieder kommen dürfte. Sie müsste einfach abwarten, bis der Student kommen würde. Sie wand gerade ihren Blick von der Uhr weg, als es an der Tür klopfte.

"Herein!", rief Masumi daraufhin. Wenige Sekunden später öffnete sich die Tür und Subaru betrat das Zimmer. Auf Masumis Lippen legte sich sofort ein Lächeln.

"Hey, bist du schon lange von der Intensivstation runter?", erkundigte sich Subaru bei ihr. "Glaube so knapp zwei Stunden. Können vielleicht auch etwas mehr Zeit gewesen sein. Und wie ich sehe, hast du was mitgebracht.", sie blickte auf die Tasche, welche er in einer Hand hielt. Subaru nickte und stellte die Tasche auf einen Stuhl ab und sprach dabei: "Ja, ich hab dir ja gesagt, dass ich dir ein paar Sachen von mir einpacken werde. Ich weiß ja nicht, ob du dich für sowas interessierst, aber ich habe dir ein paar Krimiromane mitgebracht. In der Villa gibt es dort ja genug davon. Damit du dich nicht langweilen wirst. Ich hatte die Gelegenheit kurz mit dem behandelten Arzt zu sprechen. Er meinte, wenn die Heilung gut voran läuft, kannst du in knapp einer Woche das Krankenhaus verlassen. Dein Handy hab ich dir übrigens auch mitgebracht."
 

Der Student legte das Handy von Masumi auf das Beistellschränkchen ab, genau wie die Bücher. Subaru nahm den anderen Stuhl, stellte diesen neben das Bett und setzte sich auf diesen hin.

"Wie geht es dir eigentlich Masumi?", wollte der Student wissen. Masumi blickte zu ihm und antwortete: "Ich würde sagen, den Umständen entsprechend relativ gut. Hab zum Glück keine all zu großen Schmerzen. Nur unter dem Gips juckt es ziemlich. Das nervt halt. Aber wird sicherlich alles wieder gut werden. Ich bin da positiv gestimmt. Es hätte ja deutlich schlimmer kommen können." "Ob ich ihm sagen soll, wieso ich mir so schwer damit meine Gefühle zu zeigen? Aber er meinte, es würde mir dann wahrscheinlich besser gehen. Okay, ich versuche es einfach. Zur Not kann ich immer noch sagen, dass es mir gerade zu viel wird."

"Subaru? Du erinnerst dich doch noch an gestern, kurz bevor ich mich an dem Wasser verschluckt habe, dass ich meinte ich könnte den Gefühlen bezüglich des Todes, meines Bruders nicht freien Lauf lassen. Ich habe auch über das nachgedacht, wo du meintest es wäre besser für mich, wenn ich darüber spreche. Und ich...ich möchte versuchen es zu tun. Auch wenn ich nicht genau weiß wie ich es beschreiben soll.", unterbrach Masumi nach einigen Minuten die Stille in dem Krankenzimmer. „Denk einfach nicht so viel darüber nach, sondern sprich einfach. Egal was es ist, ich bin da um dir zu zuhören." Subarus Stimme klang ruhig und er war gespannt was sie ihm erzählen würde.
 

Sie holte noch einmal, kurz tief Luft, ehe sie anfing zu erzählen: "Also der Grund, wieso ich es nicht kann ist unter anderen, dass ich...das Gefühl habe, wenn ich um ihn trauere und mich quasi von Shu-Nii verabschiede, dass es halt endgültig ist. Und ich habe das Gefühl, ich würde den kleinen Fünkchen Hoffnung das mein Bruder noch lebt, so verlieren. Vielleicht fragst du dich warum ich überhaupt diesen Funken in mir habe, obwohl ich dir ja erzählt habe von dem immer wiederkehrenden Traum. Aber zwei mal da...da hatte ich für einen Moment echt gedacht, ich hätte ihn gesehen. Das eine Mal war ich mit Conan, Ran und Sonoko unterwegs. Da hatte ich eine Person gesehen, welche meinem Bruder verdammt ähnlich sah. Natürlich bin ich dieser Person hinterher gelaufen. Aber in der Menschenmasse, habe ich ihn aus den Augen verloren. Aber wahrscheinlich war es wirklich nur jemand, der ihm ähnlich sah. Und das andere Mal war im Bell Tree Express. Da stand ein Mann auf einmal vor mir. Er sah aus wie er und hatte eine Brandnarbe auf der rechten Gesichtshälfte. In dem Moment dachte ich wirklich er sei es. Immerhin hatte der Typ die selben Augen wie Shu-Nii. Die einzigen Personen, von denen ich weiß, dass sie die selben Augen haben sind neben meinem Bruder selbst, meine Mutter und ich. Er wusste außerdem meinen Namen. Irgendwas hat er noch gesagt, aber ich kann mich nicht mehr daran erinnern was es war. Ich kann mich nur wage daran erinnern, eine Art knisterndes Geräusch gehört zu haben. Und das nächste an was ich mich erinnere ist, dass ich in meinem Abteil aufgewacht bin. Und ich habe absolut keine Ahnung wie ich dahin kam. War es wirklich Shu-Nii der mir im Zug begegnet war? Oder war es nur jemand, der sich als ihn ausgegeben hatte? Aber wieso sollte man dies tun und sich als eigentlichen Toten ausgeben? Und nur wegen diesen, zwei Begegnungen, habe ich diesen winzig kleinen Funken Hoffnung, dass er noch leben könnte. Und ich hüte ihn tief in mir, wie einen kostbaren Schatz."

Masumi krallte, während sie sprach die Finger in die Bettdecke und starrte die ganze Zeit auf diese.
 

Während Subaru ihr schweigend zu hörte. "Aber wie du schon gesagt hattest Masumi, man hatte dir doch von dem Tod deines Bruders berichtet." Als Masumi den Bell Tree Express erwähnte, versank er in Gedanken: "Ich war es gewesen, der dich in dein Abteil gebracht hatte Masumi. Sie versucht sich offenbar an jeden noch so kleinen Strohhalm zu klammern, dass ich noch leben könnte."

Masumi zögerte, ehe sie weitersprach: "Ich...ich habe Angst...Angst davor, dass wenn ich die Trauer aus mir raus lasse, es in einen sehr ungünstigen Moment passiert. Ich hasse es einfach zu weinen, vorallem vor anderen Menschen. Mama...sie...als ihr von dem Anruf berichtet habe, da...da hat sie keine Miene verzogen, keine Reaktion. Sie wirkte so unglaublich gefasst. Ich war in dem Moment aufgebracht, verzweifelt, trauig, aber habe keine Träne vergossen. Außerdem...wa...was würde er...was würde Shu-Nii sagen, wenn er sähen könnte, dass ich seinetwegen weine? Es ist mit Sicherheit Schwachsinn, aber es hat sich irgendwie tief in mein Gehirn gebrannt. Das Shu-Nii mich für schwach halten könnte, wenn ich weine. Ich meine, er zeigt nie Schwäche. Außerdem geht das Leben doch weiter und es bringt meinen Bruder nicht wieder, wenn ich um ihn trauere. Ich habe, diesen Schmerz immer weiter in mir verschlossen. Habe eine Mauer drum herum errichtet. Jedes Mal, wenn die Emotionen drohen, wieder an die Oberfläche zu kommen, verdränge ich sie immer tiefer in mir. Besser kann ich es nicht erklären."

Subaru hörte weiterhin ganz genau hin. Auch wenn Masumi immer wieder ins stocken geriet und auch ab und ziemlich leise sprach, verstand er jedes einzelne Wort. Ihm entging so auch nicht, dass es ihr ziemliche Überwindung kostete, all dies zu erzählen. Er war, aber froh, dass Masumi es nun tat. "Masumi, wenn du das wirklich denkst, dann bist du ein ziemlich törichter Mensch. Ich glaube kaum, dass er dich für schwach halten würde, weil du weinst. Du hast deinen Bruder verloren, da sind Tränen eine völlig normale und verständliche Reaktion."
 

Sie blickte zu dem Studenten und meinte auf seine Worte hin: "Wo...woher willst du das wissen? Bist du dir da sicher? Ich...ich meine du kennst ihn ja nicht." "Das stimmt, ich kenne deinen Bruder nicht. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass dem so ist." "Ich muss es schließlich am besten wissen.", fügte er noch gedanklich hinzu. Eigentlich war er nicht der Mann von großen Worten, oder jemand der viel sprach. Als Subaru fiel ihm dies allerdings irgendwie etwas leichter. Masumi schien zudem diese Worte gut gebrauchen zu können.

Sie nickte, blickte dann wieder auf die Bettdecke und murmelte: "Ich...ich weiß ja selbst nicht, warum ich das denke. Vielleicht...ich möchte einfach nicht, dass er schlecht von mir denkt." "Masumi, so wie du bist, da kann man nicht schlecht von dir denken. Also mach dir darüber bitte keine Gedanken." Subaru sah, wie die Jüngere leicht am zittern war. Er konnte zudem auch beobachten, wie ihr langsam vereinzelte Tränen über die Wangen liefen. Es sah so aus, als ob ihre Mauer langsam anfing Risse zu bekommen.

Masumi selbst bemerkte, die Tränen ebenfalls und diesmal war es anders als sonst. Sie ließ diese einfach laufen, anstatt es zu unterdrücken. Sie begriff langsam, dass sowohl Shukichi als auch Subaru es nur gut meinten, dass sie endlich ihrer Trauer freien Lauf lassen sollten. Ihr Kopf hob sich wieder und sie blickte erneut zu dem Studenten. "Ich glaube., langsam begreife ich, dass du und Kichi Recht habt und ich endlich einmal loslassen muss. Es ist nur so, dass es mir so verdammt schwer fällt darüber zu reden. Alleine der Gedanke, dass ich...ich...Shu...Shu-Nii nie wiedersehen werde...schmerzt einfach zu sehr. "
 

"Lass dir Zeit, Masumi. Zumindest bist du mittlerweile so weit, dass du überhaupt darüber sprechen kannst. Ich finde ja, dass es gut wäre wenn du deine Trauer aufeinmal aus dir lässt. Aber letzendlich ist es immer noch deine Entscheidung ob du das machen willst oder nicht. Du verstehst sicherlich was ich meine.", sprach Subaru, immer noch mit ruhiger Stimme. Masumi schüttelte den Kopf und sprach mit leiser Stimme: "Nein, du hast ja Recht. Wenn ich es quasi in einem Ruck mache, dann habe ich es hinter mir. Aber...könntest du mir bitte, bevor ich weiter rede, noch einen Gefallen tun?" "Was denn für einen Masumi?" Fragend blickte der Student sie an. "Könntest du bitte nachfragen, wann das Abendessen kommt?" Abermals sah sie zu dem Älteren. Subaru wirkte erst ziemlich überrascht und wollte gerade nachfragen, wieso er dies tun sollte. Er verstand dann, aber und ging wortlos aus dem Zimmer. Die Oberschülerin selbst blieb zurück und musste auch nicht zu lange warten. "Das Abendessen wird so gegen halb sechs serviert und nach dem Essen kommt die Abendvisite.", verkündete Subaru ihr, als er das Zimmer wieder betrat.

"Danke, ich will einfach nicht, dass plötzlich jemand reinkommt und dann irgendwelche Fragen stellt. Es geht denen schließlich nichts an", murmelte sie leise, während weiterhin Tränen über ihre Wangen liefen.

"Würdest du mich auch aus dem Zimmer haben wollen, wenn du wüsstest, dass hinter Subaru eigentlich dein Bruder steckt? Von dem du denkst, er sei tot.", waren Shuichis Gedanken an seine Schwester gerichtet. Er holte ein Taschentuch aus einer Packung raus, welche er in der Hosentasche mit sich führte. Subaru reichte Masumi das Taschentuch und setzte sich wieder auf den Stuhl.
 

"Ich...manchmal erwische ich mich dabei, wenn ich in meinem Hotelzimmer sitze, dass ich auf die Tür starre und hoffe Shu-Nii würde jeden Augenblick reinkommen." Sie merkte, wie sich ihr Widerstand gegen die Tränen immer mehr lockerte. Was sich vorallem an ihrer zittrigen Stimme und den immer mehr werdenden Tränen zeigte. Dennoch schien sie immer noch ein wenig gehemmt zu sein, komplett los zulassen. Subaru merkte es natürlich und versuchte etwas. Er wusste nicht ob es was bringen würde, aber er musste es einfach versuchen: "Du vermisst ihn, oder?"

Sein Plan schien, aber zum Glück aufzugehen. Denn diese eine Frage reichte aus, um Masumis Mauer entgültig zum einstürzen zu bringen. Von ihr kam ein Schluchzen, während sie aufgebracht meinte: "Natürlich vermisse ich ihn. Er war, nein er ist einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben. Und ich werde ihn nie wieder sehen und da kommst du an und stellst diese bescheuerte Frage. Ich...verdammt er fehlt mir, er fehlt mir so sehr...i...ich..." Masumi stopte, denn sie konnte einfach nicht mehr und sie erlaubte es sich endlich, ihrem Schmerz und ihrer Trauer komplett freien Lauf zulassen. Ihr war es in dem Moment völlig egal, wenn jetzt jemand in diesen Raum kommen würde. Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen und weinte. Sie weinte, ziemlich heftig, ihr Körper zitterte und immer wieder musste Masumi schluchzen. Subaru blieb weiterhin sitzen und schwieg. Er wüsste eh nicht, was er hätte sagen sollen. Sie sah, irgendwann nach gefühlt unendlichen Minuten, wieder zum Studenten. Subaru war es in dem Moment klar, dass er diesen Anblick wohl nie mehr vergessen würde. Er hatte noch nie in seinem Leben solch einen tieftrauigen Blick gesehen. Masumis verheulten Augen steckten voller Schmerzen und Trauer, während ihr, aufgebracht nur ein einziges Wort über den Lippen kam: "Warum?"



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