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Brothers

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
So, nachdem ich mir in den letzten Tagen endlich mal die Zeit genommen habe, diese FF hier von Grund auf zu überarbeiten - Zeit, die ich eigentlich gar nicht habe ^^° -, dachte ich mir, ich lade auch gleich mal das nächste Kapitel hoch. Ich hoffe, ihr verzeiht mir, dass ihr schon wieder so elend lange darauf warten musstet, dass es hier endlich mal weitergeht.

Ich weiß übrigens auch jetzt nicht, wann ihr weiteren Lesestoff bekommt. Wir ziehen Ende Juli/Anfang August um und ich habe keine Ahnung, wie schnell in der neuen Wohnung alles geschaltet wird und wie lange ich unter Umständen ohne Internet sein werde. Eigentlich sollte ich auch jetzt gerade Kartons packen, aber ich brauchte einfach eine kleine Pause.

So, und jetzt hab ich genug gelabert. Viel Spaß beim Lesen, soweit man bei diesem Kapitel von Spaß sprechen kann.

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Erkenntnisse

Sehr zu Setos Missfallen änderte sich allerdings weder am Dienstag noch am Mittwoch etwas an der Tatsache, dass sein Stiefbruder weiterhin kaum Zeit für ihn hatte. Eigentlich sahen sie sich nur beim Frühstück und auf der Fahrt zur Schule in der Limousine. Während des Unterrichts hatte Ryuuji keinen Blick für ihn, weil er ständig damit beschäftigt war, den blonden Köter zu trösten und ihm Mut zu zusprechen. Und in der Limousine, grummelte Seto innerlich, waren sie auch nicht lange alleine, weil sie Yami jeden Morgen abholten und mit zur Schule nahmen.
 

Da dieser Umstand allerdings seine eigene Schuld war, wie er sich ärgerlich erinnerte, blieb ihm nur, sich mit der momentanen Situation abzufinden und auf eine baldige Gelegenheit für ein klärendes Gespräch zu hoffen. Allerdings, grollte Seto zähneknirschend, als er am Donnerstagmorgen gemeinsam mit Yami und Ryuuji das Schulgelände betrat, sah es nicht so aus, als ob sich eine solche Gelegenheit in naher Zukunft ergeben würde.
 

Ryuuji, der nichts von den Gedankengängen seines Stiefbruders ahnte, verabschiedete sich auf dem Schulhof angekommen hastig von dem Brünetten und dessen bestem Freund und sprintete dann so schnell wie möglich zu Katsuya hinüber, der wie ein Häuflein Elend auf ›ihrer‹ Bank saß und trübsinnig vor sich hin starrte. Ganz offensichtlich, dachte Ryuuji seufzend, während er sich neben seinen blonden Freund fallen ließ, war Bakura auch in der vergangenen Nacht nicht wieder zu Hause aufgetaucht.
 

Dieser Volltrottel! So langsam begann Bakuras Verhalten, ihn wirklich zu nerven. Hatte dieser Idiot eigentlich auch nur den Hauch einer Ahnung, was er Katsuya mit seinem Verschwinden angetan hatte – von seiner Mutter, die sich laut Aussage des Blonden die größten Vorwürfe machte und sich schon seit Sonntag ununterbrochen die Augen aus dem Kopf heulte, ganz zu schweigen? Ob dieser weißhaarige Volltrottel – wo auch immer er gerade stecken mochte – auch nur einen einzigen Gedanken an die Menschen verschwendete, die ihn liebten und seinetwegen vor Sorge fast vergingen?
 

Wenn ich ihn in die Finger kriege, dann kann er aber was erleben! Dem werd ich ein paar Takte erzählen!, nahm Ryuuji sich vor und legte seinem besten Freund tröstend einen Arm um die Schultern. "Wir werden ihn finden, Kats. Ganz bestimmt", versprach er mit einem Lächeln, das wesentlich mehr Zuversicht ausstrahlte, als er im Augenblick empfand. Tokio war schließlich nicht gerade eine kleine Stadt und Bakura konnte wirklich überall sein. So langsam wusste er wirklich nicht mehr, wo sie noch suchen sollten, aber er würde, schwor sich der Schwarzhaarige, sich eher die Zunge abbeißen, bevor er vor Katsuya zugab, dass er kaum noch Hoffnung hatte, Bakura zu finden, solange dieser so offensichtlich nicht gefunden werden wollte. Der Blondschopf war auch ohne diesen zusätzlichen Dämpfer schon fertig genug von der ganzen Situation. Es war einfach nicht zu übersehen, wie sehr ihn das spurlose Verschwinden seines Freundes – denn etwas anderes war Bakura schließlich nicht – mitnahm.
 

Seto, dem es ganz und gar nicht gefiel, wie vertraut sein Stiefbruder mit der blonden Plage namens Jounouchi umging, knirschte vor unterdrückter Wut mit den Zähnen und musste sich fast schon gewaltsam dazu zwingen, seinen Blick abzuwenden. Es fiel ihm schwer, sich wenigstens nach außen hin ruhig und gelassen zu geben, während es gleichzeitig in ihm brodelte. Warum in aller Welt musste Ryuuji eigentlich auch die blonde Pest ständig umarmen? Konnte er das nicht bleiben lassen?
 

Und überhaupt, wieso umarmte er eigentlich ständig jeden – sogar vollkommen Fremde wie Jounouchi oder Ryou; die Aktion vom Montag hatte Seto keineswegs vergessen –, blieb aber bei ihm, Seto, selbst immer auf Abstand? Dass es seine eigene Schuld war, weil er es anfangs nicht gewollt hatte – und dass eine Umarmung bei seiner Gefühlslage sicher alles andere als ratsam wäre –, verdrängte er ebenso gekonnt wie die Gewissheit, dass er Ryuuji ganz sicher nicht freiwillig wieder loslassen würde, sollte dieser ihn tatsächlich noch einmal umarmen.
 

"Egal, wie sehr du Jounouchi auch mit deinem Blick zu durchbohren versuchst, das wird ihn nicht umbringen, Seto", holte Yamis Stimme ihn wieder in die Realität zurück und der Angesprochene riss sich fast schon gewaltsam von dem Anblick los, den sein Stiefbruder und der blonde Kläffer ihm boten. Er sagte nichts, sondern wandte sich einfach nur abrupt um und ging mit großen Schritten auf das Schulgebäude zu. Wenn er noch lange hier draußen herumstand, dann würde ein Unglück geschehen, dessen war er sich absolut sicher.
 

Yami warf noch einen kurzen Blick zu Otogi und Jounouchi, dann seufzte er abgrundtief und machte sich daran, Seto zu folgen. Dabei ermahnte er sich innerlich selbst, dass er kein Recht dazu hatte, sich um Kinoshita Bakura zu sorgen. Der Weißhaarige gehörte nun einmal zu Jounouchi. Und so eifersüchtig er selbst auch auf den Blonden war, er hoffte trotzdem, Kinoshita möge so bald wie möglich und vor allem gesund nach Hause kommen. So, wie es jetzt war, konnte es jedenfalls nicht weitergehen – für keinen von ihnen.
 

oOo
 

Bakura, der die vergangenen Tage nach Kräften genutzt hatte, um Geld aufzutreiben, kramte unterdessen seinen Schlüssel aus der Tasche und schloss die Tür auf. Beinahe vollkommen lautlos bewegte er sich durch den Hausflur, stieg die Treppen bis in die zweite Etage nach oben und öffnete die Wohnungstür ebenso leise wie zuvor die Haustür. Geräuschlos zog er seine Schuhe aus und stellte sie in die Ecke neben der Tür. Dabei lauschte er aufmerksam, aber in der Wohnung war es vollkommen still. Nur das Ticken der großen alten Uhr aus dem Wohnzimmer war zu hören.
 

Wie in einem Grab, schoss es Bakura durch den Kopf, aber er schüttelte diesen Gedanken schnell wieder ab und steuerte erst einmal die Küche an. Dort kramte er das Geld, das er in den letzten Tagen ›organisiert‹ hatte, aus der Tasche seiner Jeans und legte es auf den Küchentisch. Dann wollte er die Küche wieder verlassen, um nach seiner Mutter zu sehen – die hoffentlich noch niemandem von ihrem Fehltritt erzählt hatte –, erstarrte jedoch mitten in der Bewegung, als er sich ohne Vorwarnung Jounouchi Chiaki, ihrem Freund, gegenübersah.
 

"Deine Mutter ist im Schlafzimmer und ruht sich aus", nahm Chiaki die Frage vorweg, die Bakura förmlich ins Gesicht geschrieben stand, und bedeutete diesem dann, sich auf einen der Küchenstühle zu setzen. Bakura folgte der stummen Aufforderung, doch sein Blick blieb misstrauisch – besonders, als Chiaki das Geld auf dem Tisch einfach achtlos beiseiteschob. Was in aller Welt hatte das denn zu bedeuten? Chiaki hatte doch Geldprobleme, also warum schenkte er den Scheinen so überhaupt keine Beachtung? Und warum mussten Chiakis Augen, die ihn so vorwurfsvoll anblickten, die gleiche Farbe haben wie die seines Sohnes, den er selbst in den letzten Tagen wie verrückt vermisst hatte?
 

"Hast du eigentlich eine Ahnung, welche Sorgen deine Mutter sich deinetwegen gemacht hat, Bakura?" Chiaki sah deutlich, dass diese Frage dem Sohn seiner Freundin unangenehm war, doch das kümmerte ihn nicht. Anna war seit Bakuras Verschwinden außer sich gewesen vor Angst um ihren Ältesten und hatte kaum ein Auge zugetan. Bei jedem Geräusch hatte sie gehofft, ihr Junge käme endlich heim, und die Enttäuschung darüber, dass dem nicht so gewesen war, hatte sie jedes Mal aufs Neue zum Weinen gebracht.
 

Aber das war längst nicht alles. Auch Katsuya hatte Bakuras spurloses Verschwinden sehr mitgenommen. Chiaki wusste, dass sein Sohn gemeinsam mit seinem besten Freund Ryuuji jeden Nachmittag nach dem Weißhaarigen gesucht hatte. Er war kaum dazu zu bewegen gewesen, überhaupt mal eine Pause einzulegen, sondern hatte jede freie Minute damit verbracht, nach seinem Freund zu suchen. Etwas anderes hatte ihn nicht interessiert. Er wollte einfach nur Bakura finden und ihn wieder nach Hause bringen, mehr nicht.
 

Und auch Chiaki selbst hatte sich in den vergangenen Tagen immer wieder gefragt, wo Bakura wohl war und in welchen Schwierigkeiten er stecken mochte. Immerhin wusste er ja, dass Annas Sohn nicht unbedingt ein Musterbeispiel an Anstand war. Um zu wissen, dass er in den Tagen, in denen er von zu Hause fort gewesen war, Probleme gehabt haben musste, reichte schon ein einziger Blick. Bakuras Kleidung war schmutzig und wies am linken Ärmel sogar einen Riss auf, der aussah, als stamme er von einem Messer oder etwas ähnlichem. Dafür sprach auch das getrocknete Blut, das den Stoff um diesen Schnitt herum getränkt hatte.
 

Die Wunde schien jedoch nicht allzu schlimm zu sein, denn Bakura verzog keine Miene. Offensichtlich hatte er also keine Schmerzen und offenbar auch keine weiteren Verletzungen. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, atmete Chiaki auf. Auch wenn es gerade in der Anfangszeit einige Reibereien zwischen Bakura und ihm gegeben hatte – der Neunzehnjährige legte seiner Mutter gegenüber einen außergewöhnlich großen Beschützerinstinkt an den Tag und war ihrem neuen Freund lange mit Argwohn begegnet –, so fühlte er sich mittlerweile doch auch für ihn verantwortlich.
 

Dass er Anna die Angst um ihren Sohn nicht hatte nehmen können, nagte ebenso an ihm wie das, was sie sich seinetwegen selbst zu tun gezwungen gesehen hatte. Schon zum zweiten Mal in seinem Leben hatte er es nicht geschafft, die Frau, die er liebte, zu beschützen. Was war er nur für ein elender Versager? Und womit hatte er überhaupt eine Frau wie Anna verdient, die alles und noch mehr für ihn getan hatte?
 

"Sorgen?" Bakura war sich nicht sicher, was er von der Situation halten und was er glauben sollte. Seine Mutter hatte doch Angst vor ihm gehabt, das hatte er überdeutlich gesehen. Ihre schreckgeweiteten Augen und ihre Tränen hatten ihn in den letzten Tagen und Nächten verfolgt, hatten ihn regelrecht gefoltert und ihn einfach nicht zur Ruhe kommen lassen. Und jetzt wollte Chiaki ihm erzählen, seine Mutter wäre um ihn besorgt gewesen? Was war die Wahrheit? Das konnte doch nicht sein, oder?
 

"Sehr große Sorgen sogar", bestätigte Chiaki, nickte und seufzte dann abgrundtief. "Sie hat kaum geschlafen, weil sie die ganze Zeit gehofft hat, du würdest endlich wieder nach Hause kommen", fuhr er fort und sah, wie Bakuras Augen sich weiteten. Er schien etwas sagen zu wollen, aber Chiaki kam ihm zuvor. "Aber deine Mutter war nicht die Einzige, die halb verrückt war vor Angst um dich", schob er noch hinterher und deutete ein Nicken in Richtung des Zimmers an, das sein Sohn sich mit Bakura teilte. "Katsuya ist seit Tagen auf der Suche nach dir, weil er deiner Mutter versprochen hat, dich wieder nach Hause zu bringen."
 

Bakura wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Es kam ihm so vor, als wüsste Chiaki Bescheid über das, was seine Mutter getan hatte. Aber wenn dem wirklich so war, warum behauptete er dann, sie wäre immer noch hier? Warum hatte er ihr nicht die Tür gewiesen, wie sein leiblicher Vater es vor zwei Jahren getan hatte? Warum war Chiaki nicht wütend? Oder – Bakura schluckte hart bei diesem Gedanken – hatte er seine Wut über ihre Untreue vielleicht schon an ihr ausgelassen? War seine Mutter vielleicht deshalb im Schlafzimmer und ›ruhte sich aus‹, wie Chiaki behauptete, weil er sie verprügelt hatte?
 

Als seine Gedanken an diesem Punkt angekommen waren, sprang Bakura ruckartig auf, stürmte an Chiaki vorbei aus der Küche und hinüber ins Schlafzimmer. Er musste seine Mutter sehen; musste sich mit eigenen Augen davon überzeugen, dass es ihr gut ging und dass sie vor allem unverletzt war. Mit diesem Vorsatz riss er die Schlafzimmertür auf und warf einen Blick in den Raum. Die Jalousien waren zur Hälfte herabgelassen, aber es war trotzdem hell genug, um die zusammengekrümmt im Bett liegende Gestalt sehen zu können.
 

Langes weißes Haar verdeckte das Gesicht zur Hälfte und Bakura trat mit klopfendem Herzen näher. Es sah aus, als hätte seine Mutter Schmerzen. Ein weiterer, gründlicher Blick machte ihm jedoch klar, dass seine Sorge unbegründet war. Das Gesicht seiner Mutter war zwar geschwollen und gerötet, doch das rührte ganz offenbar von den Tränen her, die nicht mal jetzt im Schlaf zu fließen aufhören wollten und schon einen großen feuchten Fleck auf dem Kissen hinterlassen hatten.
 

Ganz behutsam strich Bakura eine nasse weiße Strähne von der Wange seiner Mutter und sank dann neben dem Bett in die Hocke. "Du weißt Bescheid, oder?", fragte er leise, ohne den Blick von der Schlafenden abzuwenden, und Chiaki, der ihm gefolgt war und sich an den Türrahmen gelehnt hatte, nickte. "Ja. Sie hat es mir erzählt", gab er zurück und seufzte abgrundtief. "Ich wünschte, ich hätte ihr nie von meinen Geldproblemen erzählt. Ich wollte ganz bestimmt nicht, dass sie sich selbst derart erniedrigt und sich so etwas antut."
 

Seltsam, ging es Bakura bei diesen Worten durch den Kopf. Sein Vater hatte nicht einen Gedanken daran verschwendet, wie viel Überwindung es seine Frau gekostet haben mochte, ihren Körper zu verkaufen. Er hatte ihr nur Vorwürfe gemacht und sie aus seinem Haus und aus dem Leben seines jüngeren Sohnes verbannt. Chiaki hingegen machte offensichtlich nur sich selbst Vorwürfe. Er liebt sie eben wirklich. Vater hat das nie getan. Für ihn war sie immer nur Mittel zum Zweck und sonst gar nichts. Nach Ryous Geburt hatte sie ausgedient. Und er selbst war ebenso abgeschrieben gewesen. Immerhin war sein kleiner Bruder schließlich in der Ehe geboren und nicht so ein außerehelicher Schandfleck wie er selbst.
 

Anna, die die Stimme ihres ältesten Sohnes gehört zu haben glaubte, schlug die Augen auf und blinzelte ein paar Mal, um ihr Sichtfeld zu klären. Als sie erkannte, dass Bakura vor dem Bett hockte und sie ansah, glaubte sie im ersten Moment an eine Täuschung. Als sie jedoch zitternd die Hand ausstreckte und mit den Fingerspitzen statt leerer Luft tatsächlich die Wange ihres Ältesten berührte, schluchzte sie auf und ließ das Bild, das sie die ganze Zeit umklammert gehalten hatte – ein gemeinsames Foto ihrer beiden Söhne aus glücklicheren Zeiten – fallen und schlang ihre Arme stattdessen um Bakuras Hals. "Du bist wieder zu Hause!", schniefte sie. Dabei strich sie ihrem Jungen unablässig über das Gesicht, den Rücken und die Haare, als könnte sie es nicht fassen, dass er wirklich und wahrhaftig heimgekehrt war. "Wo hast du bloß gesteckt? Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht!"
 

Bakura, den die plötzliche Umarmung seiner Mutter vollkommen aus der Bahn geworfen hatte, wusste nicht, was er sagen sollte. Er hatte wirklich alles erwartet, aber nicht, dass sie ihm sein Verhalten einfach so verzeihen und sich auch noch um ihn sorgen würde. Schließlich hatte er sich doch etwas geleistet, das eigentlich ganz und gar unverzeihlich war: Er hatte seiner eigenen Mutter Angst gemacht und sie zum Weinen gebracht – und das sogar mehr als einmal, wenn man Chiaki glauben konnte. Und jetzt weinte sie schon wieder seinetwegen. Aber anstatt wütend auf ihn zu sein und ihn fortzuschicken, schien sie ihn gar nicht mehr loslassen zu wollen.
 

Diese Reaktion schnürte Bakura förmlich die Kehle zu und so klang seine Stimme reichlich gepresst, als sie ihm doch endlich wieder gehorchte. "Es tut mir leid, Mama", entschuldigte er sich auf Russisch und Anna rückte ein Stück von ihm ab, um ihm in die Augen sehen zu können. "Versprich mir, dass du so etwas nie wieder tust, Bakura", verlangte sie, aber noch ehe er auch nur einen Ton sagen konnte, sprach sie auch schon weiter. "Versprich mir, dass du nie wieder einfach so verschwindest und dich tagelang nicht meldest. Katsuya, Chiaki und ich sind fast umgekommen vor Sorge um dich!"
 

"Versprochen", murmelte Bakura rau und wischte seiner Mutter behutsam die Tränen aus dem Gesicht. Diese Geste quittierte sie mit einem zärtlichen Lächeln, in dem nicht der leiseste Hauch von Angst oder Vorwurf zu sehen war. "Ich mach's nie wieder", bekräftigte er noch einmal und meinte damit ebenso sein spurloses Verschwinden wie seinen Ausbruch davor, der seiner Mutter einen solchen Schrecken eingejagt hatte. Nein, nie wieder, solange er lebte, würde er seiner über alles geliebten Mutter so etwas antun. Sie sollte sich nie, nie wieder seinetwegen sorgen oder ängstigen müssen.
 

Chiaki, der die Versöhnung seiner Freundin und ihres Sohnes schweigend mitangesehen hatte, wollte sich gerade bemerkbar machen, als das Telefon im Flur zu klingeln begann. Im ersten Moment erschrak er, doch ein Blick auf seine Uhr machte ihm klar, dass es sich bei dem Anrufer nur um seinen Sohn handeln konnte. Seit Bakuras Verschwinden hatte Katsuya an jedem Tag nach Schulschluss erst einmal angerufen und nach Neuigkeiten gefragt, ehe er gemeinsam mit Ryuuji losgezogen war, um weiter nach Bakura zu suchen. Höchste Zeit, dass der Junge erfuhr, dass das nicht mehr nötig war, weil Bakura endlich wieder nach Hause gekommen war. Ganz bestimmt würde Katsuya bei dieser Nachricht ein Stein vom Herzen fallen.
 

oOo
 

"Was? Echt? Wann?" Die Aufregung in Katsuyas Stimme ließ Ryuuji, der neben seinem besten Freund stand, während dieser telefonierte, aufhorchen. Irgendwas musste passiert sein, so viel war klar. Aber was? Konnte es sein, dass … "Kura ist wieder zu Hause", riss der Blondschopf ihn aus seinen Gedanken und Ryuuji konnte sich ein erleichtertes Lächeln nicht verkneifen. Endlich, endlich hatte die fruchtlose Suche der letzten Tage ein Ende!
 

"Das ist doch super", freute er sich deshalb, doch sein blonder Freund schien diese Freude nicht ganz zu teilen. Sein Gesichtsausdruck schwankte zwischen Freude und Wut – eine Mischung, die Ryuuji nur allzu gut nachvollziehen konnte. "Mit dem hab ich ein Hühnchen zu rupfen!", grollte Katsuya, warf sich seinen Rucksack über die Schulter und stapfte auf das Schultor zu. Ryuuji beeilte sich, seinem besten Freund zu folgen. Das blaue und das violette Augenpaar, die sie beide beobachteten, bemerkten weder der Schwarzhaarige noch der Blonde.
 

oOo
 

"Sieht aus, als gäbe es Neuigkeiten bezüglich Kinoshita", murmelte Yami halblaut und sprach damit haargenau das aus, was sein bester Freund dachte. Daher nickte Seto einfach nur. Seinen nächsten Gedanken – Wenn Kinoshita wieder zu Hause ist, warum muss Ryuuji dann unbedingt schon wieder mit zu dieser Plage Jounouchi gehen? – behielt er allerdings für sich. "Du kommst doch sicher wieder mit zu mir, oder?", wandte er sich stattdessen an Yami, der jedoch sehr zu seinem Erstaunen verneinte.
 

"Wenn es dir nichts ausmacht, Seto, dann möchte ich lieber nach Hause. Ich … möchte jetzt gerne etwas allein sein", gab der Bunthaarige zurück, ohne seinen besten Freund anzusehen. Sicher, während der letzten Trage hatte er unaufhörlich gehofft, Kinoshita möge so bald wie möglich heimkehren, aber das Wissen, dass es Jounouchi sein würde, den der Weißhaarige in die Arme schließen würde, tat einfach weh.
 

"Ich verstehe", unterbrach Setos Stimme Yamis Gedankengänge und als Yami ihn doch wieder ansah, deutete er ein Nicken in Richtung der wartenden Limousine an. "Isono wird dich absetzen", beschloss er und wartete, bis sein bester Freund sich in Bewegung gesetzt hatte. Gemeinsam stiegen die beiden in den Wagen und Seto instruierte Isono, erst bei den Mutos vorbeizufahren und Yami nach Hause zu bringen. Dabei bemühte er sich, sich seine eigenen Gedankengänge nicht anmerken zu lassen. Die Tatsache, dass es ihn wahnsinnig machte, nicht zu wissen, wo Ryuuji gerade steckte, was er tat und wann er nach Hause kommen würde, ging niemanden etwas an. Yami fühlte sich augenscheinlich auch so schon schlecht genug wegen der ganzen Kinoshita-Sache; da musste er ihn nicht auch noch mit seinen eigenen Problemen belasten. Irgendwie würde er schon klarkommen. Yami hatte schon genug für ihn getan. Eigentlich sogar fast schon zu viel, sinnierte Seto und straffte sich, also das Haus der Mutos in Sicht kam. Es ist höchste Zeit, dass ich mich dafür revanchiere.
 

Yami, der die ganze Fahrt über schweigend aus dem Fenster der Limousine gestarrt hatte, staunte nicht schlecht, als Seto gemeinsam mit ihm ausstieg und Isono anwies, ohne ihn zur Villa zu fahren. "Ich lasse dich nicht alleine, wenn es dir schlecht geht", begründete der Brünette diese Anweisung und Yami musste beinahe gegen seinen Willen lächeln. Leute, die Seto und ihn kannten, verstanden oft nicht, weshalb sie überhaupt miteinander befreundet waren, wo sie sich doch so offensichtlich unterschieden. Immerhin war Seto ein sehr verschlossener Mensch, der sich nur sehr wenigen Personen gegenüber überhaupt Gefühle anmerken ließ. Er wirkte immer sehr kalt und so wollten die wenigsten wirklich mit ihm zu haben, sofern sie sich nicht einen Vorteil davon versprachen – was, wie Yami nur zu genau wusste, einer der Gründe für die Reserviertheit seines besten Freundes war.
 

Aber das zeigt nur, dass diese Leute Seto alle gar nicht richtig kennen, wenn sie sich nicht die Mühe machen, seine Fassade zu durchschauen. Mochte er auch nach außen noch so abweisend und arrogant wirken, Yami wusste, sein bester Freund hatte auch noch andere Seiten. Und solche Kleinigkeiten wie die Weigerung, einen Freund, dem es nicht gut ging, alleine zu lassen, sagten in seinen Augen mehr als genug.
 

"Danke, Seto", murmelte der Bunthaarige daher leise, während er die Haustür aufschloss, doch der Angesprochene schüttelte nur den Kopf. "Da gibt es nichts zu danken. Ryuuji wird wohl so oder so nicht vor heute Abend nach Hause kommen. Außerdem kann ich dir so auch gleich die Mathematikhausaufgaben erklären", gab er zurück und Yami schmunzelte. Sicher, für Außenstehende musste das klingen, als dächte Seto nur an sich selbst, aber er wusste es besser.
 

oOo
 

"Wo ist der Penner?" Katsuya, dessen Wut mit jedem Schritt in Richtung Heimat größer und größer geworden war, schoss förmlich in die Küche und baute sich mit blitzenden Augen vor dem weißhaarigen Heimkehrer auf. Seinen Vater und dessen Freundin, die sich ebenfalls in der Küche aufhielten, beachtete er ebenso wenig wie seinen besten Freund, der ihm gefolgt war und die Wohnungstür hinter ihnen beiden geschlossen hatte, damit nicht das ganze Haus Zeuge von Katsuyas Wutausbruch wurde. Dessen ganze Aufmerksamkeit war nur auf das Ziel seiner Wut gerichtet. Alles andere blendete er vollkommen aus.
 

"Du Arschloch!", blaffte der Blondschopf und gab Bakura, der zwei Schritte auf ihn zu gemacht hatte, einen Stoß, der ihn zurücktaumeln und gegen den Kühlschrank krachen ließ. Der Aufprall entlockte Bakura ein schmerzerfülltes Ächzen – die Tür hatte seinen linken Arm genau an der Stelle getroffen, die am Vortag Bekanntschaft mit einer Glasscherbe gemacht hatte –, doch Katsuya ignorierte diesen Laut ebenso wie Annas erschrockenen Aufschrei.
 

"Was sollte der Scheiß eigentlich, hä? Kannst du mir mal verraten, wo du gewesen bist und was du dir eigentlich dabei gedacht hast? Hast du überhaupt eine Ahnung, was für Sorgen wir uns deinetwegen gemacht haben? An-chan hat kaum geschlafen, weil sie Angst hatte, dass du umgebracht wirst. Ryuuji und ich haben dich überall gesucht. Wo warst du, du verdammter Mistkerl?"
 

Bakura wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, doch Katsuya kam ihm zuvor. "Weißt du was, vergiss es. Ich will's gar nicht wissen. Ich will von dir überhaupt nichts mehr wissen, also sprich mich nie wieder an." Diese Worte standen in krassem Gegensatz zu seinem vorangegangenen Ausbruch, denn sie klangen eine Spur zu ruhig. Ohne den Weißhaarigen noch einmal anzusehen wandte Katsuya sich ab und verschwand ohne ein weiteres Wort in seinem Zimmer.
 

Bakura, der wirklich mit allem gerechnet hatte, stand da wie vom Donner gerührt und starrte auf die Stelle, wo der Blondschopf eben noch gestanden hatte. Hatte er das, was er gerade gesagt hatte, wirklich ernst gemeint? War für ihn jetzt wirklich alles, was zwischen ihnen gewesen war, aus und vorbei? Allein der Gedanke war wie ein Tritt in den Magen. Katsuya konnte doch nicht einfach so mit ihm Schluss machen – nicht, wo er doch in den letzten Tagen alles daran gesetzt hatte, dass weder seine Mutter noch er die beiden Menschen verlieren mussten, die ihnen so unglaublich wichtig geworden waren. Das kann er doch nicht machen! Ich hab das alles doch nur gemacht, damit wir zusammenbleiben können!
 

"Wenn ich du wäre, dann würde ich jetzt zu ihm gehen und ihn auf Knien um Verzeihung anflehen." Ryuuji, der seinen besten Freund nur zu gut kannte, warf einen kurzen Blick zu Katsuyas Zimmer, ehe er Bakura wieder ansah. "Kats hat dich in den letzten Tagen wie ein Irrer überall gesucht. Er ist fast durchgedreht, weil er dich einfach nicht finden konnte. Ich hab ihn abends nur mit Mühe und Not überhaupt dazu gekriegt, nach Hause zu gehen. Am liebsten hätte er auch nachts noch weitergesucht. Ich hoffe wirklich, dass du einen guten Grund für den Scheiß hattest und dass es das wert war", murmelte er und seufzte abgrundtief.
 

"Sag Kats, ich melde mich nachher bei ihm. Hat mich gefreut, Kinoshita-san. Wiedersehen, Chiaki", verabschiedete er sich dann, nahm seine Tasche und verließ die Wohnung wieder. Nach dem ganzen Stress der letzten Tage kam ihm ein ruhiger Nachmittag, an dem er seinen Hausaufgaben mal nicht auf den letzten Drücker herunterschmieren musste, mehr als nur ein bisschen gelegen.
 

"Ryuuji hat Recht." Chiaki legte einen Arm um die Schultern seiner Freundin und zog sie an sich, ohne ihren Sohn aus den Augen zu lassen. "Und das, was Katsuya gerade gesagt hat – dass er nichts mehr von dir wissen will –, das ist nicht wahr. Er ist nur wütend und verletzt, das ist alles." Und wenn Katsuyas Temperament mit ihm durchging, dann sagte und tat er oft Dinge, die er hinterher bereute. So war der Junge immer schon gewesen.
 

Hoffentlich!, war Bakuras einziger Gedanke. Es durfte einfach nicht alles umsonst gewesen sein! Chiaki hatte seiner Mutter doch auch verziehen, dass sie einen Fehler gemacht und alles aufs Spiel gesetzt hatte. Aber so wütend, wie Katsuya gerade gewesen war … Ich muss es wenigstens versuchen, nahm Bakura sich vor und ging hinüber zu dem Zimmer, das er sich mit dem Blondschopf teilte. Probeweise drückte er die Klinke herunter und stellte zu seiner Erleichterung fest, dass die Tür nicht abgeschlossen war. Sollten Chiaki und Ryuuji doch Recht haben? Erwartete Katsuya wirklich nur eine Entschuldigung von ihm und eine Erklärung für seine tagelange Abwesenheit? Konnte es wirklich so einfach sein, alles aus der Welt zu schaffen, was im Augenblick zwischen ihnen stand?
 

"Kats?", fragte er leise in den Raum hinein, doch der Angesprochene, der zusammengekauert auf dem Bett hockte, blickte ihn nicht einmal an. "Es hat sich ausgekatst", kam nur zurück, aber Bakura registrierte durchaus, dass die Stimme des Blonden bedenklich schwankte. Allein der Gedanke, dass Katsuya möglicherwiese seinetwegen heulte, war für den Weißhaarigen wie ein weiterer Schlag in den Magen. Katsuya und heulen – das passte einfach nicht zusammen. Der Blondschopf sollte lachen oder auch mit ihm streiten, aber er sollte auf keinen Fall seinetwegen heulen. Niemals.
 

"Ich hab Geld besorgt. Für deinen Vater. Damit wir bleiben können." Bakuras Erklärungsversuch brachte Katsuya doch dazu, den Anderen anzusehen, nachdem er sich vorher verstohlen über die Augen gewischt hatte, um die verräterischen Tränenspuren verschwinden zu lassen. "Paps würde euch nie rauswerfen – ganz egal, was An-chan oder du getan habt", gab er zurück und bestätigte damit Bakuras Verdacht, dass auch er über den Fehltritt seiner Mutter Bescheid wusste.
 

"Mein Vater hat's getan", murmelte er kaum hörbar und knirschte mit den Zähnen. Diese Sache war noch lange nicht vergessen – und schon gleich gar nicht vergeben. "Als sie das letzte Mal so einen Scheiß gemacht hat, hat er sie rausgeschmissen und ihr verboten, Ryou jemals wiederzusehen. Er hätte sie sogar fast geschlagen." Diese Worte ließen Katsuya aufhorchen. Das erklärte in der Tat eine ganze Menge, denn es klang ganz so, als wäre es Bakura gewesen, der diesen Übergriff verhindert hatte. Dadurch wurde sein übergroßer Beschützerinstinkt Anna gegenüber mehr als verständlich.
 

"Paps würde so was nie tun. Er liebt An-chan", sagte Katsuya, rappelte sich vom Bett auf und drückte stattdessen Bakura auf die Matratze. "Sitzen bleiben", befahl er und ging hinüber ins Bad, um Desinfektionsmittel und Verbandszeug zu holen, denn das frische Blut an Bakuras Arm war ihm nicht entgangen. "Zieh das Shirt aus", verlangte er nach seiner Rückkehr und stellte das mitgebrachte Zeug auf den Nachttisch, während der Weißhaarige seiner Aufforderung ausnahmsweise brav und schweigend Folge leistete.
 

Sobald die Wunde freigelegt war, begann Katsuya damit, sie zu reinigen, zu desinfizieren und schlussendlich zu verbinden. "Eigentlich sollte ich dir eine reinhauen für den Scheiß, den du dir geleistet hast", grummelte er dabei, doch er klang längst nicht mehr wirklich wütend. Die Erleichterung, die unterschwellig in seiner Stimme mitschwang, entging Bakura nicht. Kaum dass der Blondschopf damit fertig war, ihn zu verarzten, packte er ihn und zog ihn mit einem Ruck auf seinen Schoß. Dabei hielt er ihn allerdings absichtlich nicht fest. Ob er bleiben oder gehen wollte war ganz allein Katsuyas Entscheidung, nicht seine. "Tu's, wenn du willst. Ich werd mich nicht wehren", bot er an. "Verdient hättest du's", nuschelte der Blondschopf, machte jedoch keinerlei Anstalten, seine Drohung in die Tat umzusetzen oder auch nur aufzustehen.
 

"Ich werd nie wieder einfach so abhauen", wiederholte Bakura daraufhin das Versprechen, das er schon seiner Mutter gegeben hatte, und Katsuya schnaubte. "Noch mal würd ich dich auch nicht suchen", behauptete er, doch der Weißhaarige lachte nur. "Lügner", titulierte er den Blonden, ließ diesem jedoch keine Gelegenheit mehr für eine Erwiderung, sondern holte sich endlich wieder das, was er in den vergangenen Tagen so schmerzlich vermisst hatte. Und die Tatsache, dass Katsuya sich nicht wehrte, sondern seine Küsse mit der gleichen verzweifelten Sehnsucht erwiderte, sagte Bakura deutlicher als alle Worte der Welt, dass der Blondschopf ihm tatsächlich verziehen hatte.
 

oOo
 

"Ich bin wieder zu Hause!" Seufzend schob Ryuuji die Tür der Villa hinter sich zu und zog erst einmal seine Schuhe aus, ehe er seine Tasche nahm und sich auf den Weg in die Küche machte. Sehr zu seiner Verwunderung war dort allerdings niemand. Und auch das Wohnzimmer, das er als nächstes inspizierte, war vollkommen leer. Gerade als er jedoch auf den Flur trat, um nach oben in sein Zimmer zu gehen, wäre er um ein Haar mit Isono zusammengestoßen.
 

"Bitte verzeihen Sie. Ich wollte Sie nicht erschrecken, Ryuuji-san", entschuldigte dieser sich und fuhr gleich fort, noch ehe der Stiefsohn seines Arbeitgebers etwas dazu sagen konnte. "Seto-san befindet sich derzeit noch bei Muto-san. Er sagte, er würde erst zum Abendessen zurück sein", informiert er den Schwarzhaarigen und dieser nickte ihm kurz zu. "Danke, Isono-san." Der Angesprochene deutete eine Verbeugung an und neigte dann seinen Kopf leicht zur Seite. "Wenn Sie jetzt schon etwas essen möchten …", setzte er an, doch Ryuuji winkte ab.
 

"Danke, aber ich bin nicht hungrig. Ich mache erst mal meine Hausaufgaben und esse dann nachher zusammen mit Seto", beschloss er, nickte Isono noch einmal zu und sprintete dann die Treppe hoch zu seinem Zimmer. Einerseits war es schade, dass Seto im Augenblick nicht zu Hause war, aber andererseits war das wohl auch besser so. Außerdem gab die Abwesenheit seines Stiefbruders ihm die Möglichkeit, etwas zu erledigen, was er schon viel zu lange vor sich herschob. Bevor er sich jedoch dieser Sache widmete, kümmerte er sich erst einmal um seine Hausaufgaben.
 

Erst nachdem diese erledigt waren, kramte Ryuuji in seinem Schrank nach seinem Rucksack, in dem sich noch immer das Kleid befand, das er auf Himuras Geburtstagsfeier getragen hatte. Jetzt, wo er alleine war, konnte er endlich mal die gerissene Seitennaht reparieren. Den Gedanken an das, was auf der Party geschehen war, ganz weit von sich schiebend schaltete er seine Anlage ein, suchte sein Nähzeug heraus und machte sich an die Arbeit. Der Uhrzeit schenkte er dabei keine Beachtung.
 

oOo
 

Seto, der den gesamten Nachmittag bei seinem besten Freund verbracht und diesen nach Kräften von Kinoshitas Heimkehr abzulenken versucht hatte, rief Isono um halb sieben an, um sich abholen zu lassen. "Ryuuji-san ist bereits in der Villa", wurde er informiert, kaum, dass er sich in den Polstern zurückgelehnt hatte. Augenblicklich ärgerte er sich darüber, dass er die Gelegenheit verpasst hatte, den Nachmittag mit dem Schwarzhaarigen zu verbringen. Andererseits war Yami sein bester Freund und hatte ihn gebraucht.
 

Und außerdem, ging es ihm durch den Kopf, als die vertrauten Umrisse der Villa in seinem Blickfeld auftauchten, ist morgen auch noch ein Tag. Mokuba würde erst gegen Abend von seiner Klassenfahrt zurückkehren und dadurch, dass das frischvermählte Paar erst am Samstag zurückerwartet wurde, hatten sie noch einen ganzen Tag für sich – einen Tag, den zu nutzen Seto fest entschlossen war. Er würde, nahm er sich beim Aussteigen aus der Limousine vor, Ryuuji noch vor dem Abendessen bitten, den morgigen Tag mit ihm zu verbringen. Jetzt, wo Kinoshita wieder zu Hause war, stand dem ja hoffentlich nichts mehr im Wege. Und je nachdem, wie der Tag sich entwickelte, würde er entscheiden, ob er mit seinem Stiefbruder über seine Gefühle sprechen würde oder ob er damit lieber noch warten wollte.
 

Allein der Gedanke an das, was ihm möglicherweise bevorstand, ließ Setos Magen nervös flattern, doch er schob dieses Gefühl schnell beiseite. Angst war etwas, das einem Kaiba einfach nicht stand. Aus diesem Grund ignorierte Seto auch, dass seine Hände immer feuchter wurden, je näher er dem Zimmer seines Stiefbruders kam. Vor der Tür atmete er noch einmal tief durch und klopfte dann, erhielt jedoch keine Antwort.
 

Einen Moment lang war er versucht, wieder nach unten zu gehen, doch als er sich gerade umdrehen wollte, hörte er durch die geschlossene Tür leise Musik aus Ryuujis Zimmer. Ganz offenbar hatte der Schwarzhaarige sein Klopfen also gar nicht gehört. Seto zögerte kurz, dann legte er seine Hand auf die Klinke, drückte die Tür langsam auf und betrat das Zimmer, doch auch davon bemerkte Ryuuji nichts. Er saß im Schneidersitz auf seinem Bett, das rote Kleid auf seinem Schoß, und summte den laufenden Song leise mit. Zwischen seinen Lippen klemmte eine Stecknadel, die er gerade aus dem Stoff gezogen hatte.
 

Seto, der zugegebenermaßen etwas erstaunt darüber war, dass sein Stiefbruder ganz offenbar nähen konnte, brauchte einen Moment, um den Wust aus rotem Stoff als das zu erkennen, was es war. Als Ryuuji den Stoff jedoch drehte, um an den Reißverschluss zu kommen, glaubte der Brünette, seinen Augen nicht trauen zu können. Das, was sein Stiefbruder da in den Händen hielt, war ein tiefrotes Kleid – ein Kleid, das Seto nur zu gut kannte. Immerhin ging ihm ebendieses Kleid seit seinem desaströsen Fauxpas auf der Geburtstagsfeier seiner Klassenkameradin Himura nicht mehr aus dem Kopf.
 

Immer wieder hatte er sich gefragt, wer wohl seine mysteriöse Tanzpartnerin gewesen und wohin sie verschwunden war – jedenfalls dann, wenn seine Gedanken sich nicht gerade um seinen Stiefbruder gedreht hatten. Die Tatsache, dass ebendieser Stiefbruder jetzt tatsächlich genau das Kleid in den Händen hielt, ließ nur einen logischen Schluss zu: Das ›Mädchen‹, mit dem er getanzt, das er geküsst und das ihn vor aller Augen geohrfeigt hatte, war niemand anderes gewesen als Ryuuji! Als diese Erkenntnis in Setos Bewusstsein gedrungen war, weiteten sich seine Augen. "Das ist nicht wahr!", entfuhr es ihm und der Schwarzhaarige auf dem Bett zuckte vor Schreck heftig zusammen.
 

"Holy shit!", fluchte Ryuuji, drehte sich halb um und erstarrte, als er sich von allen Menschen auf der Welt ausgerechnet dem älteren seiner beiden Stiefbrüder gegenübersah. "Scheiße!", rutschte es ihm heraus und Seto, der sich zumindest oberflächlich wieder gefasst hatte, bedachte ihn mit einem kühlen Blick, der nicht verriet, wie es in seinem Inneren gerade aussah. Unter diesem eisigen Blick erbleichte Ryuuji sichtlich. Um das Kleid verstecken zu wollen, war es eindeutig zu spät. Setos ganze Haltung machte deutlich, dass er es schon gesehen und seine eigenen Schlüsse gezogen hatte – auch wenn seine Mimik nicht verriet, wie diese Schlüsse aussahen.
 

So eine Scheiße! Seto war nun wirklich der allerletzte Mensch, der das Kleid hatte sehen sollen. Ryuuji überlegte fieberhaft, aber ihm fiel einfach nichts ein, wie er die Situation aufklären konnte, ohne zu viel über sich selbst preiszugeben. Immerhin hatte er seiner Mutter hoch und heilig versprochen, ihr keinen Ärger zu machen, solange er hier war. Jetzt allerdings sah es ganz so aus, als könnte er dieses Versprechen nicht halten – jedenfalls nicht, ohne sich den endgültigen Hass seines Stiefbruders zuzuziehen. Beinahe schämte Ryuuji sich ein wenig dafür, dass er bereit war, sein Versprechen seiner Mutter gegenüber zu brechen, aber im Augenblick war es ihm wichtiger, Seto die ganze Sache zu erklären. Auf keinen Fall sollte der Brünette ihm wieder so abweisend gegenüberstehen wie zu Beginn, denn das würde er einfach nicht ertragen.
 

"Seto, hör zu, ich kann dir das alles erklären …", setzte Ryuuji daher an, doch Seto ließ ihn gar nicht erst ausreden. "Erklären? Da gibt es nichts zu erklären. Ich weiß ganz genau, was das zu bedeuten hat", schoss er zurück und der Schwarzhaarige duckte sich ob des harschen Tonfalls, unterbrach den Blickkontakt jedoch nicht. "Ich weiß, wie das für dich aussehen muss, aber …", versuchte er es erneut und wieder schnitt Seto ihm das Wort ab. "Spar dir deine Rechtfertigungen. Ich will nur eins von dir wissen: Hast du dich gut amüsiert?"
 

Diese Frage war für Ryuuji wie eine Ohrfeige. Sprachlos starrte er seinen Stiefbruder an, denn er wusste einfach nicht, was er sagen sollte. Glaubte Seto wirklich, es hätte ihm Spaß gemacht, vor den Augen dutzender Partygäste so gedemütigt zu werden? Denn eine Demütigung war es gewesen, auch wenn Seto das nicht wusste und es auch niemals erfahren sollte. "Ich gehe jede Wette ein, der Köter fand das Ganze auch unglaublich komisch. Oder willst du mir ernsthaft weismachen, du hättest Jounouchi nichts davon erzählt?"
 

Setos Stimme hatte einen bitteren Beiklang, doch den registrierte Ryuuji nicht. Gerade war er noch geschockt und verletzt gewesen, doch die Unterstellung, er hätte sich gemeinsam mit Katsuya über Seto lustig gemacht, machte ihn wütend. Aufgebracht warf er das Kleid auf sein Bett, sprang auf und baute sich vor seinem Stiefbruder auf. "Sag mal, spinnst du eigentlich?", fuhr er diesen an. "Was denkst du eigentlich von mir? Glaubst du wirklich, ich gehe damit hausieren, dass du mich einfach so überfallen und geküsst hast? Du tickst doch nicht mehr ganz sauber!" Wie konnte Seto ihm nur so etwas unterstellen? Hatte der Brünette wirklich so eine schlechte Meinung von ihm? Dieses Wissen tat verdammt weh, aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um dem Schmerz nachzugeben.
 

"Ich hab überhaupt niemandem von der ganzen Sache erzählt. Wenn ich wirklich das Arschloch wäre, für das du mich ja offenbar zu halten scheinst, meinst du nicht, dass ich dir dann schon längst unter die Nase gerieben hätte, wen du auf der Party geküsst hast? Aber das hab ich nicht. Ich hab die ganze Zeit die Klappe gehalten und weder mit Kats noch mit sonst wem darüber gesprochen. Ich wollte das einfach nur vergessen, sonst nichts. Ich wollte nie wieder daran denken." Obwohl mir das nicht gelungen ist. Eher sogar im Gegenteil, denn seit dem Kuss war keine Nacht vergangen, in der er nicht davon geträumt hatte. Aber, das schwor Ryuuji sich, er würde sich eher die Zunge abbeißen, ehe er das freiwillig zugab.
 

"Aber ich glaub, eine Sache hast du vergessen, Seto: Du hast mich geküsst, nicht umgekehrt. Ich hab nicht das Geringste falsch gemacht. Ich konnte schließlich nicht wissen, dass du wahllos irgendwelche Mädchen abknutschst, wenn sie den Fehler machen, dir zu nahe zu kommen", fauchte er seinen Stiefbruder an und registrierte zu seiner Zufriedenheit, dass dieser tatsächlich zurückzuckte, als wäre er geohrfeigt worden. Seto hatte ihm wehgetan und das wollte er ihm mit gleicher Münze zurückzahlen.
 

"Ich habe nicht …", setzte der Brünette an, doch dieses Mal ließ Ryuuji ihn nicht ausreden. "Und wo du schon mit Kats angefangen hast, gibt's noch was, was du wissen solltest: Der ›Köter‹, wie du ihn nennst, küsst um Längen besser als du!" Diese Worte wirkten auf Seto wie ein Eimer eiskalten Wassers. "Schön für dich", brachte er zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus und presste seine Lippen so fest aufeinander, bis sie nur noch ein schmaler Strich waren. "Ich hoffe für dich, Kinoshita ist so gnädig und erlaubt dir, dich auch weiterhin mit dem Köter zu vergnügen. Er macht auf mich zwar nicht den Eindruck, als wäre er bereit zu teilen, aber vielleicht macht er für dich ja eine Ausnahme."
 

Nach diesen Worten drehte Seto sich um, rauschte aus dem Zimmer seines Stiefbruders und stürmte die Treppe hinunter bis in den Keller. Auf keinen Fall konnte er auch nur eine Minute länger in der Nähe des Schwarzhaarigen bleiben oder sich gar zivilisiert mit ihm zum Essen an einen Tisch setzen – nicht nach dem, was er gerade erfahren hatte. Er brauchte jetzt seine Ruhe, musste seine Gedanken sortieren, deshalb ging er zum Pool. Ein paar Bahnen zu schwimmen half ihm immer, sich zu beruhigen, und es würde ihm auch dieses Mal helfen.
 

Entgegen seiner sonstigen Gewohnheit zerrte Seto sich seine Schuluniform förmlich vom Körper und warf sie einfach auf eine der Liegen, anstatt sie ordentlich zusammenzufalten. Blitzschnell war er in eine der bereitliegenden Badehosen geschlüpft, sprang ins Wasser und begann, seine Bahnen zu ziehen, doch egal, wie schnell er auch schwamm, seinen Gedanken konnte er nicht entkommen. Wieder und weder spielten sich vor seinem inneren Auge Szenen ab, die er eigentlich ganz und gar nicht sehen wollte: Er selbst und seine ›Lady in red‹ beim Tanz auf Himuras Geburtstagsfeier, der Kuss und die Ohrfeige, seine vergebliche Suche nach seiner ›Tanzpartnerin‹ und der Beinahe-Zusammenstoß mit Ryuuji vor der Hallentür, die Gelassenheit des Schwarzhaarigen und dessen Verteidigung ein paar Tage später unter der Dusche nach dem Sportunterricht.
 

So sehr es Seto auch widerstrebte, das zugeben zu müssen, aber er hatte seinem Stiefbruder Unrecht getan. Ryuuji hatte definitiv nicht mit Jounouchi über die ganze Sache gesprochen. Die blonde Plage hätte es doch nie und nimmer geschafft, eine solche Information für sich zu behalten. Ryuuji hatte also die Wahrheit gesagt, während er selbst sich dazu hatte hinreißen lassen, dem Schwarzhaarigen Dinge zu unterstellen, die wirklich jenseits jeglicher Definitionen von ›nett‹ lagen. Wie er es auch drehte und wendete, er würde sich entschuldigen müssen. Ryuujis Wut über seine Ungerechtigkeit war vollkommen gerechtfertigt gewesen.
 

Am besten, ich bringe es gleich hinter mich. Seto hatte die Treppe, die aus dem Pool führte, schon beinahe erreicht, als ihn etwas von dem, was sein Stiefbruder ihm an den Kopf geworfen hatte, innehalten ließ. Hat er wirklich gesagt, der Köter würde besser küssen als ich?, rekapitulierte er und nickte unwillkürlich, während seine gerade noch erfolgreich bekämpfte Wut wieder in ihm hochkochte. Er knutscht also mit dieser blonden Pest Jounouchi rum, ja? Und er findet, der Köter ist ein besserer Küsser als ich? Von wegen!, grollte der Brünette und wandte sich wieder von der Treppe ab, um noch ein paar Bahnen zu schwimmen. Vergessen war jeder Gedanke an irgendwelche Entschuldigungen. Wenn sein Stiefbruder sich unbedingt von Jounouchi küssen und womöglich auch noch betatschen lassen wollte, bitte sehr. Ich werde ihn jedenfalls bestimmt nicht daran hindern.
 

Den zweiten, heimlichen Gedanken, der sich bei der Erinnerung an den Streit einschleichen wollte – wenn Ryuuji wusste, wie Jounouchi küsste, dann musste er ja wohl zumindest bisexuell sein –, versuchte Seto zu unterdrücken, doch die Erkenntnis blieb hartnäckig am Rande seines Bewusstseins und warf die absolut unerwünschte Frage auf, wie weit der Schwarzhaarige und die blonde Pest wohl schon gegangen sein mochten.
 

oOo
 

Gleich nachdem sein Stiefbruder aus seinem Zimmer verschwunden war, warf Ryuuji die Tür mit einem lauten Knall zu und schloss sie ab. Noch immer bebte er vor Zorn, aber mehr und mehr mischte sich auch der gerade noch erfolgreich verdrängte Schmerz wieder ein. Besonders Setos letzte Worte waren wie ein Schlag ins Gesicht gewesen. Und das Wissen, dass er diese Worte durch seine erst Äußerungen provoziert hatte, machte es auch nicht besser. Das Schlimmste aber war, dass Seto offenbar wirklich fest davon überzeugt gewesen war, dass er gemeinsam mit Katsuya über ihn gelästert hatte.
 

Eigentlich sollte er mich inzwischen besser kennen, dachte Ryuuji bitter, ließ sich auf sein Bett fallen und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Dem roten Kleid, das immer noch auf seiner Decke lag und auf Reparatur wartete, schenkte er keine Beachtung mehr. Ganz offenbar war er selbst derjenige, der sich getäuscht hatte. In der Zeit, die seit der Hochzeit seiner Mutter mit Setos Vater vergangen war, hatte er eigentlich angenommen, dass Seto sich nicht nur mit seiner Anwesenheit abgefunden hatte, sondern dass der Brünette sogar begonnen hatte, ihn zu mögen.
 

Jetzt jedoch erkannte Ryuuji, dass das nur Wunschdenken seinerseits gewesen war und sonst gar nichts. Seto hatte sich nur um des lieben Friedens willen mit ihm arrangiert. Er hatte seinem Vater und seinem kleinen Bruder einen Gefallen tun wollen, mehr nicht. An seiner anfänglichen Abneigung hatte sich nicht das Geringste geändert. "Scheiße!", fluchte Ryuuji erstickt und versuchte, das Schluchzen, das in seiner Kehle feststeckte, zu unterdrücken, doch das gelang ihm nicht. "So eine verdammte Scheiße!", nuschelte er erstickt, ließ sich zur Seite fallen, vergrub sein Gesicht in seinem Kissen und ließ seinen Tränen freien Lauf.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Bis zum nächsten Mal, wann auch immer das sein wird!

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  jyorie
2016-10-07T04:29:39+00:00 07.10.2016 06:29
Hallo (˘⌣˘)

ein bisschen hatte ich ja immer noch gehofft, das Seto und Duke sich etwas näher kommen im letzten vorhandenen Kapitel. Das mit dem Kleid wäre natürlich ein guter Aufhänger gewesen, sich auszusprechen, aber so durcheinander wie Seto nach dem Kuss war, klar das dann wieder alles mit ihm durchbrennt, wenn er sich daran erinnert und sieht was wirklich war. Ich hätte es so gern gesehen, wie Seto seine erste Entscheidung beim Schwimmen gehen gefällt und durchgezogen hätte, das er sich entschuldigt, weil Duke ja nichts dazu konnte, schade das dann doch wieder der Ärger gesiegt hat. Ach Mensch. Aber irgendwie wie im echten Leben, hat man Zeit und Gelegenheit, macht man es sich selbst meist kaputt, oder lässt sich das Glück wegnehmen. Mir tut Duke auch total leid, wie er am Ende des Kapitels jetzt total fertig ist und von anderen Umständen bei Seto ausgeht, als diese tatsächlich vorhanden sind. Hoffentlich bemerkt Seto, was er da angerichtet hat und biegt es gerade.

Der Teil mit Bakura und das er zurück gekommen ist war auch cool. Aber so richtig beim Lesen, konnte ich den gar nicht genießen, weil ich so auf den Plot mit Seto und Duke gehofft habe, das ich schon fast ein bisschen Panik bekommen habe, als das halbe Kapitel durch war und es immer noch um Bakura ging (hallo? Bakura ist mein YGO-Liebling, was ist hier passiert?? .. aber irgendwie habe ich total auf Duke und Seto gefiebert, weil sie nur noch den Donnerstag haben und den Freitag bis zum Abend und das ist wirklich nicht mehr viel Gelegenheit für die beiden allein sich auszusprechen).

Joeys Papa ist wirklich toll drauf, das er den Gedanken hinter einer Tat sieht und nicht nur die Tat selbst bewertet. Außerdem fand ich es auch schön, das Bakura und der übergroße Beschützerinstikt noch mal rausgestellt wurde. Durch solche Krisen wachsen alle und sehen, was wirklich hinter jemand steckt und selbst wenn es für den Augenblick nicht toll war und Bakura mit seiner Aktion für mächtig Wirbel gesorgt hat, denke ich hat die ruhige Art von Joeys Vater die Wogen so gut geglättet, das die Familie hinterher sicher stärker geworden ist und dazu gewonnen hat. So etwas wünscht man sich doch :D

Liebe Grüße, Jyorie

Antwort von:  jyorie
07.10.2016 06:29
(*schmunzelt* irgendwie musste ich gerade an einen FF-Schreibe-Tipp denken, bei dem empfohlen wurde ein „böser Autor“ zu sein. ... Ich drücke Duke ganz fest die Daumen, das es klappt, du hast ihm noch eins drauf, man drückt Duke und Seto noch mehr die Daumen und es wird noch spannender – scheinbar funktioniert das wirklich^^°
Antwort von:  jyorie
07.10.2016 06:44
Falls es dich neugierig gemacht hat, woran ich gerade denken musste ... finde ich übrigens klasse, wie du das machst und es auch durchhältst, das die Charas die Probleme so durchleben müssen und es irgendwie nicht besser wird, ob wohl man ihnen eigentlich etwas anderes Wünscht.

Zusammenfassung des Kapitels 5. Der Autor als böser Gott – Konflikte und poetische Gerechtigkeit : „...Situation → Konflikt → Entscheidung → neue Situation → neuer Konflikt...bis Charakter-Entwicklung die Belohnung/HappyEnd bewirkt und bis dahin wird jeder Fehler streng bestrafen... sei ein strenger/böser Autor
Antwort von: Karma
07.10.2016 13:00
Uh ja, dieses Kapitel.
>___<
*hust*
Da hatte ich echt Bauchschmerzen beim Schreiben, einfach weil ich da so besonders fies bin - zu Duke und Seto gleichermaßen. Und sie werden auch noch einiges zu erleiden haben. Ich hab noch ein paar Dinge geplant, bevor es - vielleicht - irgendwann ein Happy End gibt.
Freut mich aber, dass du die Situation von beiden so nachvollziehen kannst. Und ja, Seto wird sich entschuldigen müssen. Aber ob das seinem Stolz bekommt ... Wir werden es erleben ... irgendwann.

*kicher*
Der arme Bakura. Beiseite geschoben mit seinem Drama, weil du so im anderen Drama gesteckt hast.
XD
Ich muss gestehen, dass ich auch wegen diesem Drama den Teil mit Bakura eingeschoben habe. Ich bin ein Arsch, ich weiß, aber ich wollte meine Leser noch etwas länger quälen.
*muahaha*
Und außerdem wollte ich Bakura auch endlich wieder nach Hause bringen. Er war lange genug weg und seine Familie hat genug darunter gelitten.

Wie vorhin schon mal erwähnt mag ich Chiaki auch sehr gerne. Er hat's auch nicht leicht gehabt (und es war für ihn auch nicht einfach, als er mitgekriegt hat, dass sein Sohn nicht heiraten will, sondern auf Jungs steht - er fühlt sich deshalb ein wenig als Versager; was er Joey aber nie sagen würde, weil er ihn dafür zu sehr liebt), aber er tut, was in seiner Macht steht, für die Menschen, die er liebt. Und er liebt sogar Bakura, auch wenn die Zwei am Anfang oft Stress miteinander hatten. Bakura ist von klein auf sehr misstrauisch gewesen und legt das nur sehr schwer ab. Aber gerade das mag ich so an ihm. Ich schreibe ihn wirklich gerne; er hat so viele Facetten und passt eigentlich immer, finde ich.
:)
Einer meiner Lieblinge, keine Frage - genau wie Duke.
<3

Ich bin als Autorin generell sehr gerne böse und quäle meine Jungs mit Wonne. Sie kriegen zwar (meistens) auch irgendwann das, was sie sich wünschen (oder das, was sie bekommen sollen, auch wenn sie noch nicht wissen, dass es das ist, was sie eigentlich wirklich wollen), aber der Weg dahin ist üblicherweise ziemlich steinig. Da bin ich sehr, sehr fies.
XD
Und ich bin es gerne, muss ich gestehen. Es macht mir Spaß, Drama zu schreiben.


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