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Der Detektiv, der mich liebte

von

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Atempause

Seit dem scheinbar friedvollen und besinnlichen Weihnachtsabend, der auf dramatische Weise ein grauenvolles Ende gefunden hatte, waren drei Tage vergangen. Katie steckte der schreckliche Vorfall im Park noch immer in den Knochen; seit sie ihre Freundin Sarah verloren hatte, stand sie total neben sich. Immer wieder wurde sie von ihren Gefühlen überwältigt, infolgedessen sie in Tränen ausbrach und sich zurückzog, um mit ihrer Trauer alleine zu sein. Sie ließ lediglich Sherlock an sich heran; sie wollte weder mit John, noch mit Mrs. Hudson oder mit Molly reden und der Detektiv konnte nichts anderes tun, als für sie da zu sein und zu versuchen, sie irgendwie zu trösten.
 

In der Nacht vor Sarahs Beerdigung lag Katie wach und konnte einfach keinen Schlaf finden. Unruhig drehte sie sich von einer Seite auf die andere, ehe sie sich an Sherlock schmiegte, der neben ihr schlief. Seine Nähe beruhigte sie zwar, aber dennoch machte sie immer noch kein Auge zu. Irgendwann gab sie es schließlich auf und stupste seufzend den Dunkelhaarigen neben sich an.
 

„Was ist denn?“, fragte er auch gleich; sie wusste, dass er ohnehin einen leichten Schlaf hatte. „Ich kann nicht einschlafen“, gestand Katie und kuschelte sich noch näher an ihn. „Geht dir schon wieder so viel durch den Kopf?“, fragte Sherlock und zog sie seinerseits näher zu sich. „Ja…ich kann es nicht vergessen…“, murmelte Katie; ihre Stimme zitterte schon wieder gefährlich. „Schon gut…was genau geht dir nicht aus dem Kopf?“, fragte Sherlock nach, während er anfing, ihr beruhigend durch die Haare zu streicheln.
 

„Dieser Moment, als sie in meinen Armen gestorben ist…wie sie mich angesehen hat und ich ihr versprechen sollte, dass er mich nicht auch noch erwischt…immer wenn ich die Augen zumache, sehe ich diese Szene vor mir…“ Katie schluchzte leise und konnte die Tränen nicht mehr länger zurückhalten. Verzweifelt schmiegte sie sich näher an den Dunkelhaarigen und ließ ihren Gefühlen freien Lauf, wobei sie immer wieder von einem Schluchzen erfasst wurde. Sherlock hielt sie einfach nur fest, streichelte ihr sanft über den Rücken und wartete, bis sie sich wieder beruhigt hatte.
 

Mit der Zeit wurden die Tränen weniger, bis sie schließlich ganz versiegten. Die Braunhaarige schniefte nur noch leise, während sie ihr Gesicht an seiner Brust verbarg. „Geht es wieder?“, fragte Sherlock leise und streichelte ihr immer noch beruhigend über den Rücken. „Ja…danke…tut mir leid, manchmal kann ich es einfach nicht zurückhalten“, murmelte Katie. „Schon gut, lass es ruhig raus. Es wird dir besser gehen, wenn du die Trauer zulässt“, antwortete Sherlock. „Ich weiß…ich kann das noch gar nicht richtig begreifen…vor ein paar Monaten haben wir noch zusammen in der Bar gearbeitet und manchmal auch in unserer Freizeit etwas unternommen und jetzt ist sie tot…“, schniefte Katie und drückte sich noch näher an ihn.
 

„Wenn es in meiner Macht gestanden hätte, hätte ich sie gerettet…ich habe immer noch ein schlechtes Gewissen, weil wir nicht rechtzeitig bei ihr sein konnten, bevor der Schuss fiel“, antwortete Sherlock. „Du musst kein schlechtes Gewissen haben. Du trägst keinerlei Schuld daran. Ich weiß, dass du und John alles getan habt, um sie zu beschützen und dafür bin ich euch auch sehr dankbar. Ihr habt keineswegs versagt, wenn jemand versagt hat, dann wir alle, weil letztendlich niemand von uns in der Lage war, sie zu retten“, gab Katie zurück.
 

Sherlock schaute sie einen Moment wortlos an, doch dann lächelte er. „Deine Worte beruhigen mich. Ich habe mir in den letzten drei Tagen wirklich Vorwürfe gemacht“, sagte der Dunkelhaarige nach einer kurzen Stille. „Das musst du wirklich nicht“, erwiderte Katie und küsste ihn kurz sanft. „Aber ich muss zugeben, dass ich mich vor der Beerdigung morgen fürchte“, murmelte Katie dann. „Das kann ich verstehen. Aber mach dir nicht so viele Gedanken. John und ich werden dich begleiten. Wir stehen das gemeinsam durch“, erwiderte Sherlock daraufhin und zog sie näher zu sich. „Danke, Sherlock.“ Katie lächelte leicht und schmiegte sich ihrerseits näher an ihn.
 

Dann herrschte kurz Stille, ehe der Detektiv wieder das Wort ergriff. „Wir sollten jetzt ein bisschen schlafen. Es ist spät und du bist sicher müde“, meinte er, worauf Katie nickte und tatsächlich ein Gähnen unterdrücken musste. „Ja, mittlerweile bin ich wirklich müde“, gab sie zu und schloss erschöpft die Augen. „Dann schlaf gut“, meinte Sherlock noch, bevor er sie in Ruhe ließ und ihr lediglich durch die Haare strich. „Du auch, gute Nacht“, murmelte Katie, ehe sie kurz darauf auch schon eingeschlafen war. Sherlock blieb noch eine Weile wach, um sicherzugehen, dass sie auch wirklich tief und fest schlief, bevor auch er schließlich wieder einschlief.
 

Als Katie am nächsten Morgen aufwachte und aus dem Fenster schaute, stellte sie fest, dass der Himmel grau und schwer über der englischen Hauptstadt hing. Kein Sonnenstrahl drang durch die dunkle Wolkendecke und Regen prasselte leise gegen die Fensterscheibe. Es war das perfekte Wetter für einen traurigen Tag wie diesen; es passte ausgezeichnet zu Katies Stimmung und es schien ihr, als würde selbst der Himmel um ihre Freundin Sarah weinen.
 

„Das Wetter hat sich dem heutigen Anlass wohl angepasst, was?“ Als sie Sherlocks Stimme hinter sich hörte, drehte sich Katie zu ihm um und nickte leicht. „Ja, es sieht ganz so aus…“, murmelte sie und schmiegte sich an ihn. „Ich weiß immer noch nicht, ob ich das durchstehe…“ „Du schaffst das. Du bist nicht allein, das habe ich dir doch schon heute Nacht gesagt“, antwortete Sherlock und küsste sie sanft auf die Stirn. „Also gut…ich hoffe nur, dass das meine Nerven mitmachen werden…“, sagte Katie leise. „Das wird schon. Und jetzt sollten wir uns fertig machen. Wir müssen schon bald los“, meinte Sherlock dann. „Na gut…“, stimmte Katie zu und löste sich von ihm, um sich anzuziehen, worauf er es ihr gleichtat.
 

Eine Stunde später stand Katie zusammen mit Sherlock und John auf dem Bürgersteig der Baker Street und wartete darauf, dass ein Taxi am Straßenrand halten würde, um sie zum Friedhof zu bringen. Es dauerte auch nicht lange, bis ein Taxi neben ihnen zum Stehen kam und sie nacheinander einstiegen. Sherlock nannte dem Fahrer noch den Zielort und kurz darauf setzte sich das Fahrzeug in Bewegung.
 

Während der Fahrt herrschte Schweigen. Katie schaute nachdenklich aus dem Fenster und versuchte vergeblich die bevorstehende Beerdigung wenigstens für ein paar Minuten aus ihrem Kopf zu verdrängen. Sherlock beobachtete sie besorgt, ein Ausdruck, der nur sehr selten bei ihm vorkam, wenn überhaupt. John hatte die Besorgnis seines Mitbewohners bemerkt und auch Katies Niedergeschlagenheit war ihm aufgefallen, doch er sagte nichts, denn er wusste, dass Sherlock ohnehin alles abstreiten würde, wenn er ihn darauf ansprach und dass keine Worte, welcher Art auch immer, Katie trösten konnten.
 

Nach einer halben Stunde kamen sie schließlich am Friedhof an. Der Regen hatte noch nicht aufgehört und hatte den Schnee, der die Straßen Londons noch vor wenigen Tagen bedeckt hatte, fast gänzlich verbrannt. Nun war endgültig nichts mehr von der weihnachtlichen Stimmung übrig; alles, was geblieben war, war Trauer und Verzweiflung über den Verlust von Katies liebgewonnener Freundin…
 

Als sie ausstiegen umklammerte Katie sofort Sherlocks Hand. Der Dunkelhaarige ließ es zu und drückte ihre Hand kurz sanft, um ihr zu verstehen zu geben, dass sie ganz ruhig bleiben sollte. Sie warteten noch auf John, der die Taxifahrt bezahlte, ehe sie schließlich den Weg zur Kapelle antraten.
 

Im Inneren des Kirchenraums war es ziemlich dunkel und es wirkte beinahe erdrückend, doch Katie riss sich zusammen und ging langsam nach vorne zur ersten Reihe, wo Sarahs Eltern und ihre jüngere Schwester saßen und leise in ihre Taschentücher weinten. Im Vorbeigehen stellte Katie fest, dass sich nur wenige Trauergäste eingefunden hatten.
 

Sie entdeckte Lestrade, der von Sally Donovan begleitet wurde und ihnen kurz zu nickte. Da er in der Mordnacht ebenfalls im Park gewesen war, wollte er es sich anscheinend nicht nehmen lassen, Sarah die letzte Ehre zu erweisen. Offensichtlich hatte er auch nur Sarahs engsten Verwandten und Freunden von dem tragischen Ereignis berichtet, was vermutlich auch besser war. Katie war sich sicher, dass Moriarty versucht hätte, die Trauerfeier zu stören, wenn sie im größeren Rahmen ausgefallen wäre. In diesem Fall hatte er vielleicht gar nichts davon mitbekommen, das hoffte Katie zumindest.
 

Schließlich waren sie bei der ersten Reihe angekommen. Katie fühlte sich mehr als nur unbehaglich und sie musste zugeben, dass sie Sarahs Familie gegenüber ein schlechtes Gewissen hatte, weil ihre Freundin in diese Sache hineingeraten war und es mit ihrem Leben bezahlen musste, nur weil sie diesen Mord beobachtet hatte. Doch als sie Sarahs Eltern und ihrer Schwester die Hand reichte, um ihnen ihr Beileid zu bekunden, konnte sie in deren Augen keinen Vorwurf erkennen; es spiegelte sich nur Trauer und Verzweiflung darin.
 

„Komm, setzen wir uns nach hinten zu Lestrade. Die Trauerfeier fängt sicher gleich an“, sagte Sherlock leise zu ihr, nachdem auch er und John Sarahs Familie ihr Beileid ausgesprochen hatten. Katie nickte nur und folgte ihm zu dem Inspector, während sie immer noch seine Hand umklammerte; das Ganze nahm sie jetzt schon mit, wie sollte es dann erst werden, wenn die Trauerfeier richtig losging…
 

Sie hatten sich gerade zu Lestrade gesetzt, als auch schon leise Orgelmusik ertönte, um die Trauerfeier zu eröffnen. Katie hörte die Musik gar nicht richtig. Es fühlte sich an, als ob sie sich in einer Art Trance befand und die Musik aus weiter Entfernung zu ihr durchzudringen schien. Ihre Augen waren starr auf den Sarg gerichtet, der an der Stirnseite des Raums stand und immer wieder ging ihr der entsetzliche Gedanke durch den Kopf, dass darin tatsächlich ihre Freundin lag, mit der sie bis vor Kurzem noch zusammengearbeitet hatte.
 

Sie umklammerte Sherlocks Hand fester und ein Schluchzen entrang sich ihrer Kehle, als sie die angestauten Tränen nicht länger zurückhalten konnte. Sofort spürte sie seinen Arm um ihre Schulter, als er sie näher zu sich zog, um ihr wenigstens ein bisschen Trost zu spenden. Doch er wusste, dass ihr das im Moment vermutlich nur wenig helfen würde; der Schmerz saß einfach zu tief. Katie war trotzdem froh darüber, dass er bei ihr war und ihr Halt gab, gerade jetzt, wo sie sich so fühlte, als ob ihr jemand den Boden unter den Füßen wegziehen würde und sie haltlos in ihrer Trauer um Sarah versank. Verzweifelt schmiegte sie sich an Sherlocks Schulter, während sich immer wieder neue Tränen ihren Weg über ihre Wangen bahnten.
 

Als die Musik verklungen war, trat ein Pfarrer vor und ging langsam zu einem Podium, das neben dem Sarg stand, um ein paar tröstende Worte an die Trauergemeinde zu richten. Er erzählte davon, dass Sarah in London aufgewachsen war und dort eine glückliche Kindheit verlebt hatte. Katie nahm die Worte des Pfarrers gar nicht wirklich wahr. Sie schienen einfach an ihr vorbei zu gleiten und wollten keinen richtigen Sinn ergeben.
 

Auch als der Pfarrer von Sarahs Jugend sprach, fühlte es sich für Katie so an, als ob das Szenario des düsteren Kirchenraums wie ein schlechter Film an ihr vorüberziehen würde. Schließlich berichtete er von ihrer Arbeit in der Cocktailbar und dass sie nun leider viel zu früh und auf tragische Weise aus dem Leben geschieden war. An dieser Stelle fühlte sich Katie mehr denn je, als ob sie in einem bösen Traum gefangen wäre; sie wollte aufwachen, sie hatte das Gefühl einfach aufwachen zu müssen, nur um festzustellen, dass das alles eben doch kein Traum war; sie musste der grausamen Realität ins Auge blicken, die sie in diesem Moment mit aller Härte traf und ihr bewusst machte, dass ihre Freundin tot war und sie sie nie wiedersehen würde…
 

Als der Pfarrer seine Rede beendet hatte, erhob sich die Trauergemeinde, um sich langsam zum Grab zu begeben. Als Katie neben Sherlock aus der Kapelle trat, stellte sie fest, dass es immer noch regnete, aber dennoch fand die Braunhaarige diese Tatsache besser, als die Düsternis, die in dem Kirchenraum geherrscht hatte und sie zu erdrücken drohte.
 

Sie atmete ein paarmal tief durch, um sich zu sammeln. „Ist alles in Ordnung? Geht es dir gut?“, fragte Sherlock mit einem besorgten Unterton in der Stimme. „Es geht schon…“, antwortete Katie leise. „Willst du lieber nach Hause gehen?“, fragte der Detektiv weiter. „Nein, ich möchte Sarah die letzte Ehre erweisen und zu ihrem Grab gehen“, antwortete Katie. „Na gut, dann komm“, sagte Sherlock daraufhin und nahm wieder ihre Hand, bevor sie sich dem Trauerzug anschlossen.
 

Auch an Sarahs Grab sprach der Pfarrer noch einmal ein paar Worte, ehe der Sarg langsam runter gelassen wurde und die einzelnen Trauergäste vortraten, um Sarah eine Rose, die sie vor der Kapelle erhalten hatten, mit auf ihren letzten Weg zu geben, indem sie diese auf den Sarg warfen.
 

Katie trat zuletzt an das Grab heran, behielt aber die Rose noch einen Moment in der Hand, während sie mit traurigem Blick auf den Sarg hinunter schaute. „Verzeih mir, dass ich dich in diese Sache mit hinein gezogen habe…mach’s gut, Sarah…“, flüsterte sie, ehe auch sie ihre Rose in das offene Grab warf und dann wieder zu Sherlock ging, damit die Friedhofswärter dieses schließen konnten.
 

Als sich die Trauergemeinschaft kurze Zeit später auflöste, bat Katie Sherlock ihr noch ein paar Minuten an Sarahs Grab zu geben, damit sie sich noch einmal in Ruhe von ihrer Freundin verabschieden könnte. Der Dunkelhaarige stimmte zu und versicherte ihr, dass er an der Kapelle auf sie warten würde, ehe er sie allein ließ und John mit sich Richtung Kapelle zog.
 

Katie schaute ihnen einen Moment nach, ehe sie sich wieder Sarahs Grab zuwandte, das nun von unzähligen Blumen, Kränzen und Kerzen bedeckt war. Erneut kamen Tränen in ihr hoch, die sie diesmal jedoch nicht zurückhielt, sodass sie ihr ungehindert über die Wangen strömten.
 

Wieso nur hatte es soweit kommen müssen?! Sarah hatte nie jemandem was getan. Im Gegenteil – sie war immer gut gelaunt gewesen, hatte Katie aufgemuntert, wenn diese mal wieder aufgrund der wenigen Einnahmen in der Cocktailbar frustriert gewesen war und war für jeden Spaß zu haben. Doch nun war sie tot, nur weil ein Irrer sie gejagt und letztendlich umgebracht hatte. All diese Gedanken gingen Katie durch den Kopf, während sie an Sarahs Grab stand und stumm um ihre Freundin weinte…
 

Sherlock und John warteten unterdessen an der Kapelle auf sie. Der Detektiv beobachtete sie aus der Ferne und machte sich immer noch Sorgen darüber, ob sie das Ganze nicht ein wenig zu sehr mitnahm. Solange er Katie kannte, hatte er sie noch nie so aufgelöst gesehen, nicht einmal in der Nacht, in der sie von Moriarty durch den Regent’s Park gehetzt worden war.
 

„Sie machen sich Sorgen um sie, nicht wahr?“ Johns Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. „Wie kommen Sie denn darauf?“, stellte Sherlock die Gegenfrage. „Ich kann es Ihnen ansehen und ich kann es auch verstehen…das Ganze hat sie ziemlich getroffen. Ich würde mir an Ihrer Stelle auch Sorgen machen. Wollen Sie nicht zu ihr gehen?“ Fragend schaute John seinen Mitbewohner an. „Sie hat gesagt, sie möchte allein sein“, erinnerte Sherlock ihn. „Ich weiß, was sie gesagt hat. Aber schauen Sie sie sich doch mal an. Sie ist völlig verzweifelt und am Boden zerstört. Katie braucht Sie jetzt, Sherlock. Also gehen Sie zu ihr“, forderte John ihn auf. Der Detektiv schwieg einen Moment, ehe er antwortete. „Na gut, Sie haben Recht. Ich gehe zu ihr“, gab er schließlich nach, bevor er sich in Bewegung setzte und langsam auf Katie zuging, die immer noch weinend an Sarahs Grab stand.
 

Sherlock trat lautlos hinter sie und blieb einen Moment stehen, bevor er sie sanft umarmte und zu sich zog. Katie, die ihn bis dahin nicht bemerkt hatte, zuckte kaum merklich zusammen. „Tut mir leid…ich wollte dich nicht erschrecken“, sagte Sherlock leise. Als sie seine tiefe Stimme hörte, entspannte sich Katie gleich wieder und ließ sich mehr gegen ihn sinken. „Ist schon gut…“, antwortete sie ebenso leise.
 

Einen Moment standen sie einfach nur da und schauten wortlos auf Sarahs Grab hinunter, ehe Katie wieder das Wort ergriff. „Sherlock…?“ „Was denn?“, gab er zurück. „Bin ich Schuld an Sarahs Tod…?“ Sie drehte sich zu ihm um und schaute ihn unglücklich an. „Wie kommst du denn darauf?“, fragte Sherlock etwas irritiert. „Weil ich sie in diese Sache mit rein gezogen habe…dieser Gedanke kam mir plötzlich, als ich hier stand und auf ihr Grab geschaut habe. Wenn ich diesen Mord an Mary Parker nicht beobachtet hätte, wäre Moriarty nicht auf mich aufmerksam geworden. Dann hätte er auch Sarah nicht in der Cocktailbar aufgesucht, um an meine Handynummer zu gelangen. Und dann hätte er sie auch nicht umgebracht…verdammt…Sherlock, ich mache mir solche Vorwürfe…“
 

Am Ende versagte ihre Stimme; sie brach erneut in Tränen aus und drückte sich verzweifelt an ihn. „Katie…das ist doch Unsinn…es ist nicht deine Schuld…du kannst nichts dafür…“, erwiderte Sherlock, während er sie näher zu sich zog und ihr beruhigend durch die Haare streichelte. „Vielleicht sollte ich einfach freiwillig zu ihm gehen, dann hat er, was er will und hört endlich auf, andere zu verletzen oder gar umzubringen“, schluchzte Katie. „Hör auf, so einen Unsinn zu reden!“, fuhr Sherlock sie an, was die Braunhaarige dazu veranlasste, überrascht zusammenzuzucken und auch der Detektiv wunderte sich über sich selbst, weil er so heftig auf ihre Worte reagiert hatte.
 

„Tut mir leid. Ich wollte dich nicht so anfahren, aber hörst du dir eigentlich zu? Das kann doch nicht dein Ernst sein, dass du dich Moriarty freiwillig ausliefern willst, damit er dich umbringen kann. Ich habe geschworen auf dich aufzupassen und dich zu beschützen. Kannst du dir auch nur ansatzweise vorstellen, wie es für mich wäre, wenn ich dich an diesen Irren verlieren würde? Ich weiß, dass ich nie sonderlich kontaktfreudig war und den meisten Menschen gegenüber auch nie sein werde, aber du bist für mich etwas Besonderes, weil du die Frau bist, die ich liebe; die einzige, die ich jemals geliebt habe. Und du wärst einer der wenigen Menschen, um den ich verdammt noch mal trauern würde, wenn ich ihn verlieren würde. Also hör bitte auf, so einen Unsinn zu reden“, sagte Sherlock wieder etwas ruhiger.
 

Katie hatte ihm schweigend zugehört und war zweifelsohne über seine Worte überrascht, weshalb sie ihn einen Moment lang wortlos anschaute. Doch dann lächelte sie leicht, ehe sie ihn zu sich zog und sanft küsste. „Es tut mir leid, Sherlock. Du hast Recht, ich rede wirklich Unsinn“, sagte sie dann leise und schmiegte sich wieder an ihn. „Schon gut, was hältst du davon, wenn wir jetzt wieder zu John gehen und nach Hause fahren?“, gab der Dunkelhaarige zurück. „Ja, eine gute Idee. Lass uns gehen“, stimmte Katie zu, worauf Sherlock ihre Hand nahm und sie noch einen letzten Blick auf Sarahs Grab warf, ehe sie ihm zu John folgte und sie kurz darauf auf dem Rückweg in die Baker Street waren.
 

Am Abend schlief Katie relativ früh ein; das Ganze hatte sie ziemlich mitgenommen, weshalb sie ihrer Erschöpfung schließlich nachgab. Sherlock blieb noch bei ihr, bis sie eingeschlafen war, ehe er sich zu John ins Wohnzimmer gesellte, der gerade die aktuelle Zeitung nach Neuigkeiten durchforstete. Als Sherlock sich ihm gegenüber in seinem Sessel niederließ, schaute der Arzt auf.
 

„Schläft Katie?“, fragte er. „Ja, sie ist relativ schnell eingeschlafen. Das war alles etwas viel für sie“, antwortete Sherlock daraufhin. „Ja, das ist kein Wunder. Worüber haben Sie eigentlich mit ihr gesprochen, als Sie auf dem Friedhof zu ihr gingen? Ich habe mitbekommen, dass Sie einmal etwas lauter geworden sind. Sie klangen irgendwie energisch und leicht verärgert, soweit ich das beurteilen konnte“, bemerkte John. „Ach wirklich?“, gab Sherlock zurück, dem es nicht wirklich behagte, dass sein Mitbewohner ihn dermaßen durchschauen konnte. „Hören Sie auf, es abstreiten zu wollen, ich habe es genau gehört“, erwiderte John und verdrehte die Augen.
 

„Also gut, Sie haben gewonnen…“, gab Sherlock schließlich zu. „Erzählen Sie mir nun auch, was los war?“, hakte John nach. Der Dunkelhaarige zögerte einen Moment, ehe er ergeben seufzte. „Katie hat mich gefragt, ob sie Schuld an Sarahs Tod ist. Sie macht sich Vorwürfe, weil sie denkt, dass sie Sarah in diese Sache mit rein gezogen hat. Ich habe ihr gesagt, dass das Unsinn ist und sie nichts dafür kann. Aber sie meinte, dass es vielleicht besser wäre, wenn sie sich Moriarty ausliefern würde, damit er den Countdown abbrechen würde und mit ihr hätte, was er wollte. Daraufhin habe ich ihr eben gesagt, dass sie nicht so einen Unsinn reden soll und bin energischer geworden…“, erzählte Sherlock.
 

John hatte ihm aufmerksam zugehört. „Kein Wunder, dass Sie so reagiert haben. Ich wäre in diesem Fall sicher auch energisch geworden. Ich nehme an, es hat wohl keinen Sinn, Sie zu fragen, was Sie zu ihr gesagt haben, damit sie merkt, was sie eigentlich redet, oder?“ Fragend schaute John den Detektiv an. „Nein, das wiederhole ich auf keinen Fall“, erwiderte Sherlock. „War ja klar. Sie sind eben doch unverbesserlich. Aber gut, behalten Sie es ruhig für sich. Ich merke, dass Ihnen das unangenehm ist, also werde ich nicht weiter nachfragen“, sagte John daraufhin. „Wie nett von Ihnen. Dann können wir ja zum nächsten Thema übergehen. Ich wollte nämlich noch etwas mit Ihnen besprechen“, meinte Sherlock. „Worum geht es denn?“, fragte John und schaute seinen Mitbewohner abwartend an.
 

„Was halten Sie davon, wenn wir London für eine Weile verlassen?“, schlug Sherlock vor. „Wie meinen Sie das?“, fragte John etwas irritiert. „So, wie ich es sage“, gab Sherlock zurück. „Das klingt fast so, als ob Sie verreisen wollten“, stellte John fest. „So könnte man es auch sagen“, stimmte Sherlock zu. „Okay…und was steckt da dahinter?“, hakte John nach. „Wissen Sie, in den letzten Wochen ist so viel passiert, dass ich denke, dass uns eine kleine Pause ganz gut tun würde. Ich denke dabei in erster Linie an Katie. Sie hat jetzt vier Morde miterlebt, wurde von Moriarty gejagt und hat ihre Freundin verloren. Ich denke, dass es ihr gut tun würde, für eine Weile aus der Stadt rauszukommen, um etwas Abstand zu gewinnen. Außerdem könnten wir uns dann in Ruhe überlegen, wie wir weiter gegen Moriarty vorgehen. Also, was sagen Sie dazu?“ Abwartend schaute Sherlock sein Gegenüber an.
 

„Das klingt eigentlich gar nicht so schlecht. Und woran haben Sie gedacht?“, fragte John. „Meine Eltern besitzen ein Wochenendhaus, das einige Stunden von London entfernt liegt. Es befindet sich mitten auf dem Land, eine ausgezeichnete Lage, um ein bisschen Ruhe zu finden und sich zu entspannen. Das würde sich doch anbieten, oder?“ Abwartend schaute Sherlock seinen Mitbewohner an. „Ja, das klingt gut“, stimmte John ihm zu. „Sehr gut. Ich dachte mir schon, dass Sie zustimmen würden. Deswegen habe ich meine Eltern gleich, nachdem wir vom Friedhof zurückgekommen sind, kontaktiert und habe ihnen alles erklärt“, erzählte Sherlock.
 

„Ja, das wundert mich nicht im Geringsten. Woher wussten Sie, dass ich zustimmen würde?“, fragte John. „Ich kenne Sie sehr gut und weiß, dass Sie hin und wieder gerne einmal ausspannen. Deswegen bin ich davon ausgegangen, dass Sie nichts dagegen hätten, wenn wir für eine Weile wegfahren würden“, antwortete Sherlock. „Das leuchtet natürlich ein. Und wann geht es los?“, erkundigte sich John. „Wir können übermorgen bei meinen Eltern den Schlüssel abholen. Sie können also schon mal anfangen, Ihre Sachen zu packen“, gab Sherlock zurück, worauf John lediglich zustimmend nickte.
 

Nachdem Sherlock am folgenden Tag auch Katie von seinem Vorhaben erzählt hatte, war die Braunhaarige sofort von dem Gedanken angetan, London für einige Zeit zu verlassen, um nach den schrecklichen Ereignissen etwas Abstand zu gewinnen. So stand der kleinen Reise nichts mehr im Wege und sie ermöglichte es Sherlock und John zudem, etwas Zeit zu gewinnen, um in Ruhe darüber nachdenken zu können, wie sie weiter gegen Moriarty vorgehen wollten, da sich dieser zurzeit auffallend ruhig verhielt, nachdem er sie dermaßen in einen Schockzustand versetzt hatte.
 

Bereits einen Tag später stand Katie mit gepackten Koffern und zusammen mit Sherlock und John auf dem Bürgersteig der Baker Street und wartete darauf, dass ein Taxi am Straßenrand halten würde, das sie zu Sherlocks Eltern bringen würde, bei denen sie den Schlüssel für deren Wochenendhaus abholen wollten.
 

„Haben Sie Ihren Eltern eigentlich von Katie erzählt, als Sie mit ihnen telefoniert haben?“, fragte John in die aufgekommene Stille hinein. „Nein, nicht wirklich. Ich habe ihnen nur gesagt, dass ich außer Ihnen noch jemanden mitbringe. Sie dachten wohl zuerst, dass Mycroft uns begleiten würde, aber ich habe ihnen gleich gesagt, dass ich niemals auf so eine absurde Idee kommen würde, mit meinem nervigen Bruder anzureisen. Sie mussten sich also damit begnügen, dass ich Katie ihnen gegenüber zunächst als Überraschungsgast bezeichnet habe“, antwortete Sherlock. „Sie platzen sicher schon vor Neugier. Mit einer Frau rechnen sie ganz bestimmt nicht“, bemerkte John. „Das ist anzunehmen. Stell dich schon mal darauf ein, dass sie dich nach Strich und Faden ausfragen werden“, sagte Sherlock an Katie gewandt.
 

„Sind deine Eltern wirklich so schlimm?“ Fragend schaute sie ihn an. „Ihre Fragen sind mehr als nur nervig. Du wirst sehen, was ich meine. Mir wäre es lieber, wenn sie den Schlüssel für das Wochenendhaus einfach unter den Fußabstreifer vor der Haustür legen würden, dann könnten wir der lästigen Fragerei aus dem Weg gehen, aber da müssen wir jetzt wohl oder übel durch“, gab Sherlock zurück. „So schlimm wird es schon nicht werden“, meinte Katie mit einem aufmunternden Lächeln. „Ich bin gespannt, ob du Recht hast. Bis jetzt waren sie immer nervig“, entgegnete der Detektiv.
 

„Wir werden sehen. Ich lasse mich einfach überraschen. Wie lange fahren wir eigentlich noch?“, erkundigte sich Katie. „Es dauert bestimmt noch eine gute Stunde, wenn ich mir den Verkehr draußen so ansehe“, erwiderte Sherlock. „Gut, dann ruhe ich mich noch ein bisschen aus. Ich habe heute Nacht nicht sonderlich gut geschlafen. Du weißt sicher, wieso…“ Für einen kurzen Moment schwang ein trauriger Unterton in Katies Stimme mit. „Ja, ich kann es mir denken“, antwortete Sherlock und zog sie zu sich. „Schlaf ruhig ein bisschen. Wir wecken dich, wenn wir angekommen sind.“ Katie nickte daraufhin nur, worauf sie sich an ihn schmiegte und müde die Augen schloss, ehe sie kurz darauf auch schon eingeschlafen war.
 

Etwa eine Stunde später wurde Katie durch ein sanftes Schütteln an ihrer Schulter geweckt. „Was ist denn?“, murmelte sie verschlafen, als sie langsam zu sich kam. „Wir sind da. Ich dachte, das interessiert dich. Es sei denn, du willst mit dem Taxi doch lieber wieder zurückfahren“, antwortete Sherlock. „Das hatte ich nicht vor. Ich bin schon da“, meinte Katie, ehe sie sich kurz über die Augen rieb, um die Müdigkeit zu vertreiben und schließlich ausstieg. Nachdem das Taxi den Rückweg angetreten hatte, wandte sich Sherlock dem Haus zu, das vor ihnen lag und einen sehr idyllischen Eindruck machte. „Seid ihr soweit?“, fragte er an seine beiden Mitstreiter gewandt, die zustimmend nickten. „Also gut, dann auf in den Kampf“, meinte der Detektiv und ging langsam auf die Haustür zu.
 

Als sie vor der Haustür stehen blieben, klingelte Sherlock und wartete dann darauf, dass ihnen aufgemacht wurde. „Du hast keinen Schlüssel für das Haus deiner Eltern?“, fragte Katie etwas überrascht. „Nein, wieso auch? Ich bin nicht so oft hier, deshalb würde ich es unnötig finden, mir extra einen Schlüssel zuzulegen. Sie können uns genauso gut aufmachen“, erwiderte Sherlock. „Okay, wenn du das sagst“, meinte Katie mit einem verschmitzten Lächeln. Sherlock war gerade im Begriff noch einmal zu klingeln, als sie plötzlich Schritte im Inneren des Hauses vernahmen. Kurz darauf wurde ihnen die Tür geöffnet und ein älterer Mann stand ihnen gegenüber, der offensichtlich Sherlocks Vater sein musste.
 

Als er erkannte, wer vor der Tür stand, lächelte er erfreut. „Sherlock, wir haben schon auf euch gewartet. Hallo, John. Schön, Sie zu sehen“, begrüßte Mr. Holmes seinen Sohn und dessen Mitbewohner, wobei er letzterem kurz die Hand reichte. Dann fiel sein Blick auf Katie und er stutzte; überrascht darüber, dass eine junge Frau die offensichtliche geheimnisvolle Begleitung war, von der Sherlock am Telefon gesprochen hatte.
 

„Guten Tag, Mr. Holmes. Mein Name ist Katie Miller. Es freut mich, Sie kennenzulernen“, durchbrach Katie die aufgekommene Stille. „Es freut mich auch“, erwiderte Sherlocks Vater, worauf auch sie sich die Hände reichten. „Wieso habt ihr so ein Geheimnis daraus gemacht, dass Johns neue Freundin mitkommt?“, fragte Mr. Holmes dann an Sherlock gewandt, nachdem er Katies Hand wieder losgelassen hatte. „Weil sie genau genommen nicht Johns Freundin ist. Sie gehört zu mir“, erwiderte dieser, was dazu führte, dass ihn sein Vater fassungslos anstarrte.
 

„Wie war das gerade?“, fragte er vorsichtshalber noch einmal nach; es hätte ja sein können, dass er sich verhört oder es sich nur eingebildet hatte. „Du hast schon richtig gehört. Können wir jetzt reinkommen oder müssen wir hier draußen erfrieren?“, stellte Sherlock die Gegenfrage. „Natürlich, kommt rein.“ Mr. Holmes fasste sich wieder und trat zur Seite, worauf Sherlock und die anderen beiden eintraten und seinem Vater ins Wohnzimmer folgten, wo sie schließlich auf Mrs. Holmes trafen, die mit erwartungsvoller Miene auf dem Sofa saß.
 

Als die Besucher eintraten, schaute die ältere Dame auf und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie ihren Sohn entdeckte. „Sherlock, wie schön, dich mal wieder zu sehen. Du hast ewig nichts von dir hören lassen. Ich habe mir schon langsam Sorgen gemacht, dass du wieder in ernsthaften Schwierigkeiten steckst“, begrüßte sie ihn und stand auf, um ihn kurz zu umarmen. „Übertreib nicht. Wie du siehst, geht es mir ausgezeichnet“, gab Sherlock zurück und unterdrückte den Drang, die Augen zu verdrehen, worauf Katie sich ein Lachen verkneifen musste. „Tu nicht so, es war auch schon anders. Aber Sie passen ja gut auf ihn auf, nicht wahr, John?“ Mit diesen Worten wandte sich Mrs. Holmes an Sherlocks Mitbewohner. „Ich tue, was ich kann“, versicherte dieser ihr, was sie ein wenig zu beruhigen schien.
 

Dann fiel ihr Blick auf Katie, die sich bis jetzt im Hintergrund gehalten hatte. „Und das ist wohl der geheimnisvolle Überraschungsgast“, meinte sie lediglich. „Ja, ich bin Katie Miller. Freut mich, Sie kennenzulernen“, erwiderte die Braunhaarige und reichte auch ihr höflicherweise die Hand. „Und bevor du auch damit anfängst – Katie ist nicht Johns neue Freundin. Sie gehört zu mir“, stellte Sherlock sofort klar, worauf auch seine Mutter ihn mit großen Augen anschaute.
 

Einen Moment herrschte Stille, doch dann lächelte die ältere Dame erfreut. „Dass ich das noch erleben darf!“, rief sie aus und ergriff mit freudiger Miene Katies Hände. „Komm, setz dich, mein Kind. Du musst mir alles erzählen.“ Bevor Katie etwas sagen oder tun konnte, wurde sie auch schon von Mrs. Holmes zum Sofa gezogen und in die weichen Polster gedrückt. Sherlock seufzte sichtlich genervt über das Verhalten seiner Mutter und gesellte sich schließlich mit John und seinem Vater zu ihnen.
 

Unterdessen hatte Mrs. Holmes schon damit angefangen, Katie Löcher in den Bauch zu fragen. „Erzählen Sie, Katie. Wie lange sind Sie schon mit Sherlock zusammen?“, fing die ältere Dame an. „Es sind jetzt ungefähr zwei Monate“, antwortete Katie. „Schon zwei Monate und du hattest es nicht mal nötig anzurufen und uns von den Neuigkeiten zu erzählen?“, fragte Mrs. Holmes vorwurfsvoll an ihren Sohn gewandt. „Ihr müsst ja nicht alles immer sofort wissen, oder?“, gab Sherlock zurück. „Trotzdem hättest du mal etwas sagen können“, bemerkte seine Mutter, ehe sie sich wieder an Katie wandte.
 

„Er behandelt Sie doch gut, oder? Manchmal ist er nämlich schon etwas taktlos, wenn ich das so sagen darf.“ „Darüber müssen Sie sich wirklich keine Sorgen machen. Ich bin bei Ihrem Sohn in guten Händen. Er ist immer für mich da und passt auf mich auf und wenn es mir nicht gut geht oder ich traurig bin, dann gibt er mir Halt…“, erzählte Katie und warf Sherlock einen kurzen Blick zu. Mrs. Holmes schaute sie daraufhin nur verwundert an. „Sind Sie sicher, dass Sie von Sherlock reden?“, fragte sie dann, diese Seite ihres Sohnes kannte sie offensichtlich nicht wirklich. Katie musste sich bei ihrem Blick ein Lachen verkneifen. „Ja, ich bin mir ganz sicher“, sagte sie schließlich.
 

„Dann kann ich ja wirklich beruhigt sein. Aber wie haben Sie ihn eigentlich kennengelernt?“, fragte Mrs. Holmes dann. Katie hatte mit dieser Frage schon gerechnet. „Das ist eine etwas längere Geschichte…und leider ist sie keineswegs romantisch, zumindest die Umstände unserer ersten Begegnung nicht…“, antwortete Katie. „Wie meinen Sie das?“, mischte sich nun Mr. Holmes ein.
 

„Naja…vor ein paar Monaten arbeitete ich noch in einer Cocktailbar. Als ich von einer langen Spätschicht nach Hause ging, beobachtete ich einen Mord in einer dunklen Seitenstraße. Der Mörder hat mich allerdings gesehen und durch die halbe Stadt gejagt. Dabei bin ich zufällig Sherlock und John in die Arme gelaufen. Als ich ihnen sagte, was passiert ist, nahmen sie mich mit in ihre Wohnung in der Baker Street. Seitdem bin ich bei ihnen und sie passen auf mich auf, damit mich der Mörder nicht auch erwischt. Dabei sind Sherlock und ich uns irgendwann näher gekommen, bis daraus schließlich mehr wurde“, erzählte Katie.
 

„Diese Geschichte mit dem Mord ist ja schrecklich…wie gut, dass Sie gerade Sherlock und John getroffen haben. Konnte man den Mörder inzwischen schon fassen?“, fragte Mrs. Holmes. „Nein, sonst wären wir nicht hier, um uns den Schlüssel zu eurem Wochenendhaus zu holen“, warf Sherlock ein. „Bei dem Mörder handelt es sich um Moriarty. Dieser Name sagt euch sicher noch etwas.“
 

Sherlocks Eltern schauten ihn entsetzt an. „Ich dachte, der sei längst tot“, sagte sein Vater dann. „Das dachten wir auch. Aber er ist definitiv wieder da und da Katie Zeugin dieses Mordes wurde, macht er nach wie vor Jagd auf sie. Er hat einen Countdown gestartet, der von 5 ab rückwärts gezählt wird. Bisher haben John und ich vergeblich versucht, ihn zu stoppen. Drei Menschen sind ihm schon zum Opfer gefallen. Zuletzt Katies Freundin und Arbeitskollegin Sarah, die wir vor zwei Tagen beerdigt haben. Jetzt fehlen ihm noch zwei Opfer, bis er seinen Countdown vollendet hat und sich Katie holen will“, berichtete Sherlock.
 

„Das ist ja schrecklich“, meinte Mrs. Holmes, die ihm mit wachsendem Entsetzen zugehört hatte. „Im Moment verhält er sich auffallend ruhig, aber er plant sicher schon den nächsten Schlag gegen uns. Deswegen dachte ich, dass es ganz gut wäre, für eine Weile aus London rauszukommen. So hätten John und ich genügend Zeit uns zu überlegen, wie wir weiter gegen Moriarty vorgehen können und Katie könnte wegen der schrecklichen Ereignisse etwas Abstand gewinnen. Daher habe ich euch gefragt, ob wir uns für eine Weile in eurem Wochenendhaus niederlassen könnten“, erklärte Sherlock. „Natürlich, das ist gar kein Problem. Ich hole euch den Schlüssel“, antwortete seine Mutter und stand auf, um besagten Gegenstand zu holen. Kurz darauf kam sie wieder und gab ihn an Sherlock weiter, der ihn dankend entgegennahm. „Vielen Dank, dann sollten wir uns langsam auf den Weg machen“, meinte der Detektiv an John und Katie gewandt, die zustimmend nickten.
 

„Was, ihr wollt jetzt schon gehen? Wollt ihr nicht wenigstens zum Essen bleiben?“, fragte Mrs. Holmes. „Danke, aber mir wäre es lieber, gleich weiter zu fahren. Wie ihr wisst, dauert es von hier aus eine ganze Weile, bis man das Haus erreicht und ich möchte vor Einbruch der Dunkelheit dort sein“, erwiderte Sherlock. „Das ist verständlich. Ihr könnt meinen Wagen nehmen“, bot Mr. Holmes an. „Danke, das nehmen wir gerne an. Ach ja, es wäre auch gut, wenn ihr niemandem aus der Nachbarschaft erzählt, dass wir hier waren. Ist nur zu eurer eigenen Sicherheit. Man kann nie wissen, wo sich Moriartys Leute verstecken“, meinte Sherlock. „Wir werden euren Besuch für uns behalten“, versprach Mrs. Holmes. „Gut, dann sollten wir jetzt gehen“, sagte Sherlock daraufhin und stand auf, worauf John und Katie es ihm gleich taten.
 

Sherlocks Eltern brachten sie noch zur Tür, wo sich Mrs. Holmes noch einmal an Katie wandte. „Es hat uns wirklich gefreut, Sie kennenzulernen. Passen Sie gut auf sich auf und natürlich auch auf Sherlock und John, so wie die beiden hoffentlich auch auf Sie achten werden.“ „Das mach ich und ich kann Ihnen nur noch einmal versichern, dass ich bei den beiden in guten Händen bin. Es hat mich auch gefreut, Sie kennenzulernen. Aber jetzt sollte ich gehen. Sherlock wartet auf mich, auf Wiedersehen.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich Katie von Sherlocks Eltern und stieg zu ihm und John in den Wagen, den ihnen Mr. Holmes freundlicherweise zur Verfügung gestellt hatte. Kurz darauf waren sie auch schon auf dem Weg zu dem Wochenendhaus, das der Familie Holmes gehörte.
 

Die Fahrt dauerte mehrere Stunden und Katie fragte sich mit der Zeit, ob sie wohl tatsächlich vor Einbruch der Dunkelheit an ihrem Ziel ankommen würden, da draußen bereits die Dämmerung einsetzte. „Ist es noch weit?“, fragte sie irgendwann an Sherlock gewandt, der am Steuer saß. „Nein, vermutlich fahren wir noch eine halbe Stunde“, antwortete er. „Na gut“, gab Katie lediglich zurück und schaute wieder aus dem Fenster. Wie Sherlock es vorausgesagt hatte, fuhren sie noch eine halbe Stunde, ehe sie schließlich ihr Ziel erreichten. Erleichtert stieg Katie aus und streckte sich erst einmal; durch das lange Sitzen hatte sie das Gefühl, dass ihr alle Knochen wehtaten. Auch Sherlock und John waren ausgestiegen und machten sich daran, das Gepäck aus dem Kofferraum zu holen. Katie nutzte die Zeit, um sich etwas umzusehen.
 

Das Auto war auf einer halbrunden Kiesauffahrt zum Stehen gekommen. Ein paar Meter weiter entdeckte sie ein großes Haus, das aus massivem Stein gebaut war. Der Größe nach zu urteilen, musste es wohl mindestens zweistöckig sein. Es besaß große hohe Fenster und an der weiß angestrichenen Tür hieß ein Schild die Besucher bzw. Bewohner des Hauses herzlich willkommen.
 

Als Katie sich weiter umschaute, stellte sie fest, dass das Haus ganz alleine dastand. Es gab keine benachbarten Häuser; sie waren offensichtlich ganz für sich, was ihr nach den Ereignissen in London gerade recht war. Sie war sich sicher, dass sie hier die nötige Ruhe finden würde, die sie jetzt brauchte und dass sie hier keine Angst haben musste, dass jeden Moment ein Irrer auftauchen könnte, der sie umbringen will.
 

„Und, was sagst du dazu?“, fragte Sherlock, als er neben sie trat. „Es gefällt mir und es ist schön ruhig hier. Hier lässt es sich bestimmt eine Weile aushalten“, antwortete Katie lächelnd. „Schön, dass es dir gefällt. Was hältst du davon, wenn wir reingehen? Hier draußen wird es langsam kalt“, meinte Sherlock dann. „Du hast Recht. Lass uns rein gehen“, stimmte Katie zu und folgte dem Dunkelhaarigen gemeinsam mit John zur Haustür.
 

Als sie das Haus betraten, fanden sie sich in einer Eingangshalle wieder, die links und rechts zu den Wohnräumen im Erdgeschoss führte. An der Stirnseite führte eine Treppe nach oben und bestätigte somit Katies Vermutung, dass das Haus zweitstöckig sein musste. „Ich zeige euch am besten erst einmal alles, danach können wir die Koffer nach oben bringen“, meinte Sherlock, worauf Katie und John nur zustimmend nickten.
 

Zuerst zeigte ihnen der Dunkelhaarige die Küche, die links von der Eingangshalle lag. Sie war groß und geräumig und Katie beschloss, diesen Bereich des Hauses gleich für sich zu beanspruchen, bevor Sherlock womöglich eines seiner Experimente eingepackt hatte und damit wieder den Küchentisch und den Kühlschrank belagern würde. Von der Küche kam man in ein gemütliches Esszimmer, in dem ein großer Tisch aus Eichenholz und sechs Stühle standen, die dazu einluden, sich dort einzufinden und die Mahlzeiten in gemütlichem Beisammensein einzunehmen. Dahinter befand sich noch eine Vorratskammer, wo man seine Einkäufe verstauen konnte.
 

Auf der anderen Seite des Hauses befand sich das Wohnzimmer, das ebenfalls mit bequem aussehenden Möbeln, einem Flachbildfernseher und einem Kamin ausgestattet war. Gleich daneben befand sich zudem eine Art kleine Bibliothek, was vor allem Katie begeisterte. Als sie wieder in der Eingangshalle ankamen, nahmen sie ihre Koffer und gingen dann nach oben, wo sich drei Schlafzimmer, ein Badezimmer und ein Arbeitszimmer befanden, wobei letzteres sicher Sherlocks Vater gehörte.
 

„Na, was sagt ihr dazu?“, fragte Sherlock, als die Führung beendet war. „Es ist schön hier. Mir gefällt es“, sagte Katie sofort. „Mir gefällt es auch“, stimmte John der Braunhaarigen zu. „Gut, dann sollten wir jetzt erst einmal unsere Koffer abstellen. Und dann könnten wir noch eine Kleinigkeit essen. Meine Mutter konnte es nicht lassen und hat für jeden von uns etwas eingepackt“, schlug Sherlock dann vor, worauf die anderen beiden zustimmten.
 

Nachdem sie wie vereinbart noch etwas gegessen hatten, saßen sie für den Rest des Abends im Wohnzimmer zusammen, bis John ihnen irgendwann eine gute Nacht wünschte und sich zurückzog. Katie und Sherlock blieben noch unten und beschlossen, sich noch etwas vor den Kamin zu setzen, in dem immer noch ein kleines Feuer gemütlich vor sich hin knisterte. Als sie sich davor niederließen, atmete die Braunhaarige erleichtert über ein bisschen Ruhe auf, während sie sich an Sherlocks Schulter lehnte, der einen Arm um sie gelegt hatte und sie so nah bei sich behielt.
 

„Du wirkst seit langem mal wieder richtig entspannt, weißt du das?“, stellte der Dunkelhaarige fest. „Das bin ich auch“, gab Katie zu. „Seit wir hier angekommen sind, sind meine Ängste zum größten Teil von mir abgefallen. Ich fühle mich hier sicher und denke, dass ich hier endlich ein bisschen Ruhe finden kann.“ „Das freut mich zu hören. Dann war es also doch keine schlechte Idee hierher zu kommen“, meinte Sherlock. „Ganz und gar nicht. Es war sogar eine sehr gute Idee. Ich hätte gar nicht gedacht, dass deine Eltern ein so großes Wochenendhaus besitzen. Aber es gefällt mir hier. Es hat mich nur gewundert, dass es in einer so einsamen Gegend liegt“, bemerkte Katie.
 

„Meine Eltern haben bei der Wahl des Wochenendhauses darauf geachtet, dass man sich darin auf jeden Fall gut erholen und auch mal zurückziehen könnte. Deswegen haben sie sich für dieses hier entschieden. Aber keine Sorge, nur weil es hier keine benachbarten Häuser gibt, heißt das nicht, dass wir von der Außenwelt abgeschnitten sind. Nicht weit von hier liegt ein kleines Dorf. Mit dem Auto braucht man etwa zehn Minuten dorthin. Dort kann man auch einkaufen. Ich werde es dir morgen mal zeigen. Wir müssen sowieso unsere Vorräte auffüllen“, antwortete Sherlock.
 

„Das ist eine gute Idee. Ich freue mich schon darauf“, erwiderte Katie lächelnd, worauf der Detektiv ebenfalls lächelte und sie näher zu sich zog. Sie blieben noch eine ganze Weile vor dem Kamin sitzen, bis sie irgendwann beschlossen, sich ebenfalls hinzulegen. Kurz darauf waren die beiden auch schon eingeschlafen; es war die erste Nacht seit Sarahs Beerdigung, in der Katie endlich wieder ruhig schlafen konnte.
 

Am nächsten Tag löste Sherlock sein Versprechen ein und zeigte Katie das nahe gelegene Dorf, wobei auch John sie begleitete. An ihrem Ziel angekommen, beschlossen sie erst einmal ihre Einkäufe zu erledigen, ehe sie sich ein wenig im Ort umsehen würden. Es war Silvester und Katie hatte sich bereit erklärt, zur Feier des Tages ihre Kochkünste unter Beweis zu stellen. So kauften sie alles Nötige ein und ließen sich von dem Detektiv anschließend das restliche Dorf zeigen, bevor sie am frühen Nachmittag den Rückweg antraten.
 

Den Nachmittag verbrachten sie im Wochenendhaus, wobei sich Sherlock und John noch einmal der Sache mit Moriarty zuwandten und Katie sich mit einem Buch zurückzog. Am Abend kochte Katie wie versprochen ein regelrechtes Menü und die beiden Herren des Hauses sprachen ihr ihr Lob aus, was die Braunhaarige maßlos freute. Nach dem Essen saßen sie noch im Wohnzimmer und warteten darauf, dass die Uhr Mitternacht schlagen und somit das neue Jahr einläuten würde. Als es soweit war, stießen sie miteinander an und wünschten sich ein frohes neues Jahr, ehe sie nach draußen gingen, da Sherlock ihnen gesagt hatte, dass man von der Wiese hinterm Haus das Feuerwerk sehen konnte, das jeden Moment im Dorf entzündet werden würde.
 

Der Dunkelhaarige hatte nicht zu viel versprochen, denn sie waren kaum nach draußen getreten, als auch schon Feuerwerksblumen in allen nur erdenklichen Farben den Nachthimmel erhellten und mit einem lauten Knallen das neue Jahr begrüßten. Katie schaute dem Schauspiel fasziniert und mit leuchtenden Augen zu. Doch plötzlich kam ihr ein Gedanke und ein trauriger Ausdruck legte sich auf ihr Gesicht. Das entging auch Sherlock nicht.
 

„Was ist denn los?“, fragte er daher. „Ich musste nur gerade an etwas denken“, antwortete Katie, doch Sherlock merkte sofort, dass sie ihm etwas verschwieg. „Und woran?“, hakte er deshalb nach. „Weißt du…heute wäre Sarahs Geburtstag…“, erwiderte Katie mit zitternder Stimme. „Wirklich…?“, fragte der Detektiv nach, worauf die Braunhaarige nickte.
 

„Ja…ihr Geburtstag war der 01. Januar…sie hat sich immer wie ein kleines Kind auf das Feuerwerk gefreut. Wenn es zwölf schlug, stießen wir miteinander an und gingen dann nach draußen, um uns das Feuerwerk anzusehen. Sie war immer davon begeistert, dass sie in ihren Geburtstag hinein feiern konnte. Das wollte sie dieses Jahr wieder so machen…ich hatte sogar schon ein Geschenk für sie…aber jetzt werde ich es ihr niemals geben können…“ Zum Schluss versagte ihr die Stimme und sie konnte es nicht verhindern, dass sich ein paar Tränen den Weg über ihre Wangen bahnten.
 

Sherlock zog sie daraufhin in eine Umarmung und hielt sie fest, während er ihr beruhigend über den Rücken streichelte. Katie ließ es zu und verbarg ihr Gesicht an seiner Brust, während ihr immer wieder ein leises Schluchzen entkam. Die Gedanken an ihre ermordete Freundin waren mit einem Mal wieder in ihr hochgekommen und sie konnte nicht anders, als ihren angestauten Gefühlen in diesem Moment freien Lauf zu lassen.
 

Eine ganze Weile standen sie so da; das Feuerwerk hatte schon längst aufgehört, als Katie sich wieder von Sherlock löste. „Geht es wieder?“, fragte er, worauf sie langsam nickte. „Ich glaube schon…“ „Dann lass uns reingehen. Vielleicht sollten wir auch nach oben gehen. Du siehst etwas erschöpft aus“, meinte Sherlock, worauf Katie erneut nickte und ihm schließlich ins Haus folgte.
 

Nachdem sie John noch eine gute Nacht gewünscht hatten, zogen sich Katie und Sherlock in ihr gemeinsames Zimmer zurück. Die Braunhaarige wirkte immer noch niedergeschlagen, was auch dem Detektiv auffiel. „Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass du immer noch traurig bist. Aber ich verspreche dir, dass alles gut werden wird. John und ich schnappen uns diesen Wahnsinnigen, dann wird er nie wieder jemandem etwas tun“, sagte Sherlock, während er sich neben sie setzte und sie erneut zu sich zog.
 

„Aber versprich mir auch, dass ihr beide auf euch aufpasst. Ich will nicht, dass er euch auch noch erwischt“, erwiderte Katie und schaute ihn bittend an. „Keine Sorge. Das wird auf keinen Fall passieren“, versicherte ihr Sherlock. „Gut, ich verlasse mich darauf“, entgegnete Katie. „Das kannst du. Geht es dir jetzt ein bisschen besser?“ Fragend schaute der Detektiv sie an.
 

„Nicht wirklich…die Gedanken an Sarah kommen immer wieder in mir hoch…“, gestand Katie und schaute ihn unglücklich an. „Dann sag mir, wie ich dir helfen kann“, forderte Sherlock sie auf und strich ihr sanft eine Haarsträhne aus der Stirn. „Lenk mich einfach ab…irgendwie…“, bat Katie, worauf eine kurze Stille zwischen ihnen herrschte, in der Sherlock offensichtlich über ihre Worte nachdachte.
 

Doch dann zog er sie noch näher zu sich heran und im nächsten Moment spürte Katie, wie sich seine Lippen sanft auf ihre legten. Die Braunhaarige schloss daraufhin die Augen und gewährte ihm ohne zu zögern Einlass, als er sie darum bat, wobei sie ihm nun ihrerseits näher kam. Der Detektiv ließ es zu, während er den Kuss noch vertiefte, der langsam aber sicher etwas fordernder wurde. Katie ließ sich nur zu gerne darauf ein, denn wenigstens für diesen Moment hatte sie jeglichen Gedanken an Sarah verdrängt.
 

Als sie sich wieder voneinander lösten, musste Katie erst wieder zu Atem kommen, wobei sie immer noch nah bei ihm blieb. Der Dunkelhaarige hielt sie fest und streichelte ihr wieder sanft über den Rücken. „Sherlock…?“, fragte Katie dann leise in die aufgekommene Stille hinein. „Was denn?“, gab er genauso leise zurück. „Lass mich diese furchtbaren Ereignisse wenigstens für eine kleine Weile vergessen…bitte…“, murmelte sie und kam ihm noch näher.
 

Sherlock antwortete nicht, stattdessen zog er sie erneut zu sich und küsste sie noch einmal; dieses Mal war der Kuss jedoch leidenschaftlicher. Katie ging sofort darauf ein und ehe sie sich versah, hatte sie sich auch schon nach hinten auf das Bett sinken lassen, wobei sie den Detektiv mit sich zog, ohne den Kuss zu unterbrechen. Er folgte ihr bereitwillig und ließ den Kuss noch intensiver werden. Katie gab sich ihm voll und ganz hin und wusste nur noch, dass sich ihre Finger verlangend in seine dunklen Locken krallten, ehe sie sich vollends ihrer Leidenschaft überließ und sämtliche Gedanken an Sarah oder Moriarty verdrängte; wenigstens für diese eine Nacht.



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