Zum Inhalt der Seite

Der Detektiv, der mich liebte

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ein mörderischer Tanz

Am nächsten Morgen wurde Katie durch die Sonnenstrahlen, die durchs Fenster fielen, geweckt. Verschlafen machte sie die Augen auf und schaute sich in dem Zimmer um, das lediglich durch das Licht der Morgendämmerung beleuchtet wurde. Jetzt erkannte sie, dass sie sich in Sherlocks Schlafzimmer befand, aber wie war sie in der vergangenen Nacht hergekommen? Die Erinnerungen waren nur schemenhaft, aber dennoch wusste sie, dass alles mit einem Glas Brandy angefangen hatte. Nun da sie darüber nachdachte nahm sie an, dass es wohl nicht bei einem Glas geblieben war. Aber was war noch in der Nacht passiert? Katie hatte das Gefühl, etwas Entscheidendes übersehen zu haben, doch was verdammt noch mal war es?!
 

Sie war so in Gedanken versunken, dass sie gar nicht merkte, dass Sherlock neben ihr lag. Erst als er sie näher zu sich zog, bemerkte sie, dass er noch neben ihr war. Sie lächelte leicht und kuschelte sich instinktiv an seine nackte Brust. Plötzlich stutzte sie. Moment mal…wieso nackt?! Wo war sein Schlafanzug geblieben, den er in den vergangenen Tagen immer getragen hatte?! Sofort fuhr ihr der Schreck in die Glieder, als ihr langsam bewusst wurde, was sich wohl zwischen ihnen ereignet hatte. Vorsichtig hob sie die Bettdecke an, nur um sie gleich wieder fallen zu lassen. Ihre schlimmsten Befürchtungen waren soeben wahr geworden, denn wie sie feststellen musste, waren sie beide vollkommen unbekleidet.
 

„Oh mein Gott…!“, stieß die Braunhaarige hervor. „Was haben Sie denn?“, antwortete Sherlocks verschlafene Stimme; er war offensichtlich gerade aufgewacht. „Was ich habe…? Schauen Sie mal unter die Decke…oder wissen Sie noch, was letzte Nacht passiert ist?“, gab Katie zurück. „Nicht so richtig…ich kann mich noch an den Brandy erinnern“, überlegte Sherlock. „Das ist zumindest mal ein Anfang…dann schauen Sie mal unter die Decke…“, forderte Katie ihn auf. „Wenn es Sie glücklich macht.“ Mit einem Seufzen kam er ihrer Bitte nach. Er warf einen kurzen Blick unter die Decke und ließ sie dann schweigend wieder fallen.
 

„Oh…“, lautete schließlich sein Kommentar. „Das können Sie laut sagen…offensichtlich haben wir…na, Sie wissen schon“, murmelte Katie, worauf ihr sofort die Röte in die Wangen schoss. „Miteinander geschlafen, ja“, vervollständigte Sherlock ihren Satz; er sagte das so beiläufig, als ob sie gerade vereinbart hätten, bei diesem herrlichen Wetter einen Spaziergang zu unternehmen. „Das scheint Sie ja nicht sonderlich zu schocken“, stellte Katie fest, die immer noch feuerrote Wangen hatte. „Wieso sollte es das? Außerdem können wir es jetzt auch nicht mehr rückgängig machen“, erwiderte Sherlock. „Naja, da haben Sie auch wieder Recht“, gab die Braunhaarige zu.
 

„Aber vielleicht sollten wir in Anbetracht der Umstände diese Förmlichkeiten beiseitelassen“, schlug der Detektiv vor. „Wie meinen Sie das…?“, fragte Katie verwirrt. „Ganz einfach. Nachdem wir nun so vertraut miteinander sind, können wir dieses ‚Sie’ auch genauso gut weglassen“, erklärte Sherlock. „Oh, das meinen Sie, ich meine du. Okay, ich bin damit einverstanden“, stimmte Katie zu. „Wie schön, dann sollten wir jetzt aufstehen“, meinte der Dunkelhaarige dann. „W-was?“ Verwirrt schaute sie ihn an. „Willst du etwa ewig hier liegen bleiben? Es gibt viel zu tun, also los“, drängte Sherlock und stand auf. Katie seufzte ergeben und tat es ihm schließlich gleich.
 

Kurz darauf saß die Braunhaarige gemeinsam mit Sherlock und John im Wohnzimmer, wo sie Mrs. Hudsons Frühstück zu sich nahmen. Der Arzt unter ihnen war auffallend still, was auch Sherlock nicht entging. „John, ist alles in Ordnung mit Ihnen? Fühlen Sie sich nicht wohl?“ Fragend schaute der Detektiv seinen Partner an. „W-was? Oh…doch. Mir geht es gut“, antwortete der Angesprochene schnell und anhand dieser Reaktion wurde Sherlock klar, was offensichtlich mit seinem Mitbewohner los war.
 

„Lassen Sie mich raten“, fing der Dunkelhaarige an und faltete die Zeitung zusammen, die er soeben nach Neuigkeiten durchforstet hatte. „Sie sind gestern Abend vermutlich erst nach 23 Uhr nach Hause gekommen, sonst wären Sie jetzt etwas ausgeschlafener. Man merkt, dass Sie noch ein wenig mit der Müdigkeit zu kämpfen haben, da Sie etwa im Abstand von zwei Minuten immer wieder kurz die Augen schließen. Aber nicht nur die Tatsache, dass Sie so lange unterwegs waren hat Ihnen weniger Schlaf bereitet, sondern noch etwas anderes hat Sie wach gehalten. Genau genommen waren Katie und ich der Grund für Ihre Schlaflosigkeit. Sie haben uns gehört und wissen, dass wir in der vergangenen Nacht miteinander geschlafen haben. Sie können es nur noch nicht so richtig begreifen, da Sie damit niemals gerechnet hätten und sehen deswegen immer wieder zwischen uns hin und her. Ist es nicht so, John?“ Abwartend schaute Sherlock sein Gegenüber an.
 

Er hatte es kaum ausgesprochen, als John es gerade so noch verhindern konnte, dass er sich an seinem Frühstück verschluckte, während Katie sofort wieder die Röte in die Wangen schoss und sie sich wünschte, im Erdboden versinken zu können. „Ich habe also Recht. Sie müssen dazu nichts sagen, aber ich überrasche Sie immer wieder gerne. Vielleicht können Sie den Schlaf ja später ein wenig nachholen“, sagte Sherlock dann mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen, während er die Zeitung erneut aufschlug.
 

Es herrschte eine peinliche Stille, die schließlich durch die Türklingel unterbrochen wurde. Sofort schauten alle Anwesenden im Raum auf. „Ein Klient?“ Fragend schaute John Sherlock an. „Nein, nur mein nerventötender Bruder. Ich frage mich, womit er mich heute langweilen will“, seufzte der Detektiv und faltete die Zeitung zum zweiten Mal zusammen. Kurz darauf hörten sie Schritte auf der Treppe und im nächsten Moment betrat Mycroft Holmes den Raum. „Guten Morgen, allerseits. Ich hoffe, ich störe nicht“, begrüßte er seinen Bruder und dessen Mitbewohner. „Das tust du immer, aber wie ich dich kenne, wirst du nicht eher verschwinden, bis du mir erzählt hast, weswegen du hier bist. Also raus damit“, forderte Sherlock ihn auf und versuchte, nicht allzu gelangweilt auszusehen.
 

„Du bist wirklich zu freundlich, kleiner Bruder“, bemerkte Mycroft und widerstand dem Drang die Augen zu verdrehen. „Dir gegenüber immer. Sag schon, was du zu sagen hast. Falls du jedoch immer noch daran interessiert bist, im Fall Mary Parker mit mir zusammenzuarbeiten und denkst, ich involviere dich in meine Ermittlungen, muss ich diese Bitte leider abschlagen“, stellte Sherlock klar. „Darum geht es überhaupt nicht“, erwiderte Mycroft. „Ach nein? Worum denn dann?“, fragte Sherlock. „Am Wochenende findet auf dem Gelände des Towers eine Abendveranstaltung statt, die von der Regierung ausgerichtet wird“, fing der Ältere an. „Schön für dich, viel Vergnügen. Du solltest allerdings nicht zu viel von dem Punsch trinken, den sie bei solchen Festlichkeiten anbieten“, riet Sherlock ihm daraufhin. Mycroft seufzte genervt. „Würdest du mich vielleicht mal ausreden lassen?“, fragte er dann beherrscht. „Wenn es denn sein muss“, gab Sherlock zurück. „Vielen Dank“, erwiderte der Ältere immer noch genervt, ehe er fortfuhr.

„Wie ich bereits sagte, findet auf dem Gelände des Towers diese Abendveranstaltung statt. Ich habe bereits gehört, dass sich ein weiterer Mord ereignet hat und wie mir berichtet wurde, wird es noch weitere Opfer geben“, redete er weiter. „Ich drehe Lestrade den Hals um…“, knurrte Sherlock dazwischen, doch Mycorft ignorierte diesen Einwurf. „Wie auch immer, wir vermuten, dass der Täter bei dieser Veranstaltung zuschlagen wird“, berichtete er, wodurch sein jüngerer Bruder ihm endlich Aufmerksamkeit schenkte.
 

„Wie kommt ihr darauf? Gibt es Hinweise dafür?“, fragte Sherlock sofort. „Wir sind uns nicht sicher, aber gestern hat uns diese Nachricht erreicht“, erwiderte Mycroft und reichte Sherlock sein Handy, nachdem er die entsprechende Nachricht geöffnet hatte. Der Jüngere überflog die Nachricht und sofort war er wieder angespannt. „Was steht drin?“, mischte sich jetzt John ein. „Hört euch das an…“, antwortete Sherlock und richtete sich damit an seinen Mitbewohner und Katie. „Das wird ein erfreuliches Wochenende. Ich kann es kaum erwarten ein Tänzchen mit euch zu wagen…erst eins, dann zwei, dann drei…und dann…na, was kommt wohl nach drei…?“, las der Detektiv laut vor.
 

Einen Moment herrschte eine unheimliche Stille. „Er wird sich auf dieser Veranstaltung sein nächstes Opfer suchen. Er wird den Countdown fortsetzen“, sagte John schließlich. „So ist es…Moriarty wird wieder zuschlagen, es sei denn wir können es irgendwie verhindern“, bestätigte Sherlock. „Moriarty?! Ich dachte, der wäre schon längst tot“, erwiderte Mycroft. „Das dachte ich auch, aber er ist definitiv wieder da. Katie ist ihm letzte Nacht begegnet. Er hat sie unter einem Vorwand in den Regent’s Park gelockt und Jagd auf sie gemacht. Ich konnte sie zum Glück rechtzeitig finden, bevor er ihr etwas antun konnte“, erzählte Sherlock. „Dann waren unsere Befürchtungen also tatsächlich richtig“, bemerkte John, worauf Sherlock zustimmend nickte, ehe er sich wieder an seinen Bruder wandte.
 

„Lass mich raten – du willst, dass ich ebenfalls auf dieser Veranstaltung erscheine, um herauszufinden, was er plant, wer sein mutmaßliches Opfer ist und dann den Mord hoffentlich zu verhindern und den Countdown zu stoppen, richtig?“ Abwartend schaute Sherlock den Älteren an. „Sehr richtig. Wir sind uns sicher, dass du uns weiterhelfen kannst. Eine Begleitung hast du ja bereits. Miss Miller wird sicher gerne mit dir kommen und Sie sind auch eingeladen, John“, antwortete Mycroft. „Also schön, wir werden kommen. Immerhin geht es hier um Moriarty“, willigte Sherlock ein. „Wie schön, dann sehen wir uns am Samstag.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich Mycroft und wandte sich schließlich zum Gehen.
 

Als Mycroft verschwunden war, herrschte erst einmal Schweigen am Tisch. „Glauben Sie, dass es wirklich eine gute Idee ist dorthin zu gehen?“, fragte John schließlich. „Wieso denn nicht?“, gab Sherlock zurück. „Naja, vielleicht erwartet Moriarty genau das von Ihnen. Möglicherweise wird er dann umso schneller handeln, um Sie aus der Reserve zu locken“, gab John zu bedenken. „Das mag sein, aber er wird so oder so zuschlagen oder glauben Sie wirklich, dass er es sich anders überlegt, nur weil ich vielleicht keine Lust zum Tanzen habe?“, erwiderte Sherlock. „Ja, da haben Sie Recht“, gab John zu. „Sage ich doch. Wenn er es schon erwartet, sollten wir ihm den Gefallen auch tun. Immerhin habe ich so vielleicht auch die Möglichkeit, ihn ein für alle Mal zu stoppen“, fügte Sherlock hinzu, worauf John nur zustimmend nickte. Dann herrschte wieder kurz Stille, ehe sich der Detektiv an Katie wandte.
 

„Du hast Mycroft gehört, Katie. Er erwartet, dass du mich begleitest“, fing er an. „Ja, ich habe es mitbekommen. Ich würde gerne mit dir dorthin gehen, aber da gibt es ein kleines Problem“, gestand die Braunhaarige und senkte verlegen den Blick. „Und das wäre?“, hakte Sherlock sofort nach. „Naja…ich besitze kein Abendkleid. Um ehrlich zu sein war ich noch nie auf so einer Veranstaltung“, erzählte Katie daraufhin. „Verstehe, dann sollten wir zusehen, dass du dir so ein Kleid zulegst“, erwiderte Sherlock. „Und wovon soll ich das bitte bezahlen? Meine ganzen Ersparnisse befinden sich in meiner Wohnung, in die ich mich leider nicht hinein wagen kann, ohne befürchten zu müssen, dass dieser Moriarty hinter der Tür lauert“, gab Katie zurück. „Schon gut, deine Ersparnisse werden wir nicht benötigen. Du kannst meine Karte nehmen. Das Kleid geht auf mich“, entgegnete Sherlock, worauf Katie ihn überrascht anschaute. „Aber das kann ich doch nicht annehmen“, meinte sie, als sie sich wieder gefasst hatte. „Wieso nicht? Sieh es als kleine Entschädigung, immerhin bin ich für das, was heute Nacht passiert ist gewissermaßen verantwortlich, da ich dir den Brandy angeboten habe. Ich bestehe darauf“, beharrte Sherlock, worauf Katie ergeben seufzte. „Also gut, vielen Dank“, gab sie schließlich nach.
 

„Gern geschehen. Vielleicht solltest du dir das Kleid auch mit jemandem aussuchen, der etwas von solcher Mode versteht“, fügte Sherlock hinzu. „Wie meinst du das?“ Fragend schaute Katie ihn an. „Naja, ich dachte mir, dass dich vielleicht Molly begleiten könnte. Sie wäre sicher eine gute Beraterin in solchen Dingen“, überlegte der Detektiv. „Ich soll mit Molly sozusagen shoppen gehen?“, fragte Katie nach. „Und wenn sie das nicht will?“ „Oh, ich bin mir sicher, dass sie dich gerne begleiten wird“, versicherte ihr Sherlock mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. „Na gut“, stimmte die Braunhaarige daraufhin zu, „wenn du meinst.“ „Wenn wir das dann geklärt haben, solltest du dich fertig machen“, meinte Sherlock dann, ehe er sich wieder an John wandte.
 

„In einer halben Stunde bringen wir sie zu Molly. Ich will sie sowieso fragen, ob es schon etwas Neues gibt.“ John hatte den Wortwechsel zwischen den beiden schweigend verfolgt und sich dabei gewundert, dass sie auf einmal dazu übergegangen waren, sich so vertraut anzureden, doch wenn er darüber nachdachte, konnte er sich schon denken, wie es dazu gekommen war. Wie er ihn kannte war Sherlock es gewesen, der ihr das „Du“ angeboten hatte, nachdem sie sich so nah gekommen waren. John hätte damit niemals gerechnet, doch offensichtlich war in dieser Hinsicht auch Sherlock Holmes nur ein normaler Mensch. Als eben dieser ihn ansprach, wurde der Arzt aus seinen Gedanken gerissen. Er schaute auf und nickte lediglich, um zu signalisieren, dass er verstanden hatte. Damit war das Frühstück beendet und so beschlossen sie, sich fertig zu machen, um pünktlich in einer halben Stunde das nächste Taxi Richtung St. Bart’s Hospital nehmen zu können.
 

Eine Stunde später betraten sie die Pathologie und trafen sogleich auf Molly, die gerade dabei war eine Leiche zu untersuchen, die jedoch nicht so aussah, als ob sie einem Mord zum Opfer gefallen wäre. Als die drei Besucher den Raum betraten, schaute die junge Frau auf. „Oh, hallo. Mit Ihnen habe ich ehrlich gesagt erst später gerechnet“, begrüßte sie sie; sie hatte schon geahnt, dass Sherlock im Laufe des Tages auftauchen würde. „Wir dachten, wir kommen etwas früher vorbei. Haben Sie etwas Neues für mich, Molly?“ Abwartend schaute Sherlock die junge Pathologin an und Katie hätte schwören können, dass sie ein wenig rot um die Nasenspitze wurde.
 

„Ja, ich habe etwas Interessantes herausgefunden“, antwortete Molly, als sie sich wieder gefasst hatte. „Und das wäre?“, hakte Sherlock nach. „Ich habe festgestellt, dass dieser Mann nicht im Regent’s Park getötet wurde. Dort haben Sie ihn doch gefunden, nicht wahr?“, wollte die Pathologin wissen. „Allerdings, aber Sie meinen, dass er nicht am eigentlichen Tatort entdeckt wurde. Wie kommen Sie zu dieser Erkenntnis?“, stellte Sherlock die Gegenfrage. „Wir wissen, dass er erstochen wurde, aber wenn man sich die Einstichstelle ansieht und sich das Ausmaß der Wunde bewusst macht, kann es unmöglich sein, dass nur so wenig Blut ausgetreten ist. Wenn er wirklich im Regent’s Park ermordet worden wäre, hätte überall um die Leiche herum Blut sein müssen, aber wie mir von Inspector Lestrade berichtet wurde, waren kaum Blutspuren am vermeintlichen Tatort zu finden“, erklärte Molly.
 

Sherlock hatte ihr aufmerksam zugehört und dachte über ihre Worte nach. „Sie wollen mir also damit sagen, dass dieser Mann an einem anderen Ort umgebracht und dann in den Regent’s Park gebracht wurde, wo wir ihn schließlich gefunden haben“, überlegte Sherlock, als ihm langsam klar wurde, worauf Molly hinaus wollte. „Es sieht ganz danach aus“, stimmte die Pathologin zu. Der Dunkelhaarige verfiel erneut ins Grübeln und dachte fieberhaft darüber nach, was Moriarty damit bezwecken wollte. „Was meinen Sie dazu?“, riss ihn John irgendwann aus seinen Gedanken. „Einen Moment noch…ich denke noch darüber nach. Sie wissen, wie das läuft und was das für Sie bedeutet, John – nicht reden und nicht denken“, gab Sherlock zurück, worauf sein Partner die Augen verdrehte.
 

Es folgten ein paar Sekunden vollkommener Stille, bevor Sherlock plötzlich ein etwas erschrocken klingendes „Verdammt!“ von sich gab. „Was ist los? Was haben Sie?“, fragte Molly, die ob des plötzlichen Ausrufs ebenfalls erschrocken zusammengezuckt war. „Dieser verdammte Bastard…ich weiß genau, was er damit bezwecken will…wieso bin ich da nicht schon früher drauf gekommen?!“ „Worauf? Jetzt sagen Sie schon“, drängte John, dem die Reaktion des Detektivs ganz und gar nicht gefiel. „Das ist doch offensichtlich, John. Molly hat uns doch gerade den entscheidenden Hinweis geliefert, haben Sie etwa nicht zugehört?“, gab Sherlock zurück.
 

„Doch, ich habe ihr zugehört. Aber worauf wollen Sie hinaus?“, fragte John nach. „Das ist doch klar. Moriarty legt mit seinen Opfern eine Spur, die zu uns führen soll. Deshalb auch der Countdown. Mit jedem weiteren Opfer wird er ein Stück näher an uns heranrücken. Sie werden an Bedeutung und Ansehen zunehmen und wenn er alle wichtigen Figuren aus dem Weg geräumt hat, wird er sich die wichtigste holen“, erklärte Sherlock. „Oh mein Gott…das heißt wir müssen ihn stoppen, bevor er seine Spur vollenden kann…“, meinte John, worauf der Dunkelhaarige nickte.
 

„So ist es und unsere nächste Gelegenheit dazu wird die Veranstaltung im Tower sein. Damit wären wir beim nächsten Thema“, sagte Sherlock und drehte sich zu der jungen Pathologin um. „Molly, würden Sie mir einen Gefallen tun?“ „Natürlich, worum geht es denn?“ Abwartend schaute die Angesprochene den Detektiv an. „Am kommenden Wochenende findet auf dem Gelände des Towers eine Abendveranstaltung statt. Mein Bruder hat mich dazu eingeladen und Katie soll mich begleiten. Leider besitzt sie kein Abendkleid, deshalb habe ich ihr vorgeschlagen sich eins zu kaufen. Ich wäre sicher kein guter Modeberater, Sie verstehen bestimmt mehr davon. Deswegen möchte ich Sie bitten Katie zu begleiten und gemeinsam mit ihr ein Kleid auszusuchen. Würden Sie das tun?“ Bittend erwiderte Sherlock ihren Blick.
 

„Aber sicher. Wir werden sicher etwas Schönes finden“, stimmte Molly sofort zu; offensichtlich konnte sie dem Dunkelhaarigen keine Bitte abschlagen. „Wie schön. Dann wird sie gleich bei Ihnen bleiben, damit es nach getaner Arbeit sofort losgehen kann. Wir werden uns im Regent’s Park noch einmal umsehen“, meinte Sherlock daraufhin. Molly war so überrumpelt, dass sie nur wortlos nicken konnte. Bevor er sich mit John auf den Weg machte, zog Sherlock Katie jedoch noch einmal zu sich.
 

„Bleib immer in Mollys Nähe, dann kann dir nichts passieren. Falls doch etwas ist, rufst du mich sofort an, in Ordnung?“ Sein Blick war eindringlich, aber gleichzeitig lag auch Besorgnis darin. „In Ordnung, aber mach dir nicht zu viele Gedanken. Es wird schon alles gut gehen“, versicherte ihm Katie lächelnd. „Na schön, dann wünsche ich euch viel Spaß“, sagte der Detektiv daraufhin und drückte sie kurz an sich, ehe er sich von den beiden Frauen verabschiedete und sich schließlich mit John auf den Weg in den Regent’s Park machte.

Nachdem Molly ihre Arbeit beendet hatte, löste sie ihr Versprechen ein und begleitete Katie in die Innenstadt, wo sie sich auf die Suche nach einem geeigneten Abendkleid machten. Katie genoss diese Unternehmung sichtlich. Sie konnte sich zum ersten Mal seit Tagen wieder richtig entspannen und Molly war gar nicht so übel, sodass es sich so anfühlte, als ob sie mit einer Freundin unterwegs wäre. Sie sahen sich in vielen verschiedenen Läden um und Katie schlüpfte in unzählige Kleider, wobei Molly ihr mit Rat und Tat zur Seite stand, doch das passende Kleid war dennoch nicht dabei.
 

Erst als sie die Hoffnung schon fast aufgegeben hatten, fiel Molly noch ein Geschäft ein, in dem sie noch nicht waren. Tatsächlich wurden sie dort endlich fündig und Katie war überglücklich, letztendlich doch noch ein Kleid gefunden zu haben. Als sie ihre lange Einkaufstour beendet hatten, schlug Molly vor, noch irgendwo eine Kleinigkeit essen zu gehen. Katie stimmte ohne zu zögern zu, denn wie sie feststellen musste, machte shoppen ganz schön hungrig. Also folgte sie Molly in ein kleines Restaurant, wo sie an einem der hinteren Tische Platz nahmen.
 

„Danke, dass du mich begleitet hast. Es hat wirklich gut getan, einfach mal etwas Normales zu machen“, sagte Katie, als sie sich hingesetzt hatten; sie hatten spontan beschlossen, die Förmlichkeiten beiseite zu lassen und stattdessen beim „Du“ zu bleiben. „Das habe ich doch gern gemacht“, erwiderte Molly lächelnd. „Denkst du, dass ihm das Kleid gefallen wird?“, fragte Katie dann. „Da bin ich mir sicher“, gab die Pathologin zurück. „Wenn du das sagst.“ Die Braunhaarige wirkte beruhigt.
 

„Du scheinst mittlerweile sehr vertraut mit Sherlock zu sein, nicht wahr?“, bemerkte Molly nach einer kurzen Stille. „Ja, das stimmt wohl…obwohl ich anfangs dachte, dass du seine Freundin wärst“, gestand Katie mit einem verlegenen Lächeln. „Ich muss zugeben, dass ich wirklich mal Interesse an ihm hatte. Ich habe alles versucht, um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen und ihm näher zu kommen. Ich mochte es, wenn er zu mir in die Pathologie kam und mich nach Neuigkeiten fragte. Dadurch hatte ich immer das Gefühl wichtig für ihn zu sein, auch wenn er meine Annäherungsversuche nicht erwiderte. Ich konnte ihm keinen Wunsch abschlagen und wurde in seiner Nähe grundsätzlich nervös. Mittlerweile habe ich das ein bisschen besser im Griff“, erzählte Molly.
 

„Verstehe…und jetzt empfindest du nicht mehr so für ihn?“, fragte Katie nach. „Nein, ich bin in festen Händen. Obwohl ich ihm immer noch keine Bitte abschlagen kann und er mich mit seinem Charme nervös macht. Ich bin also außer Konkurrenz“, erwiderte Molly mit einem wissenden Lächeln. „W-was? W-wie meinst du das?“ Katie geriet sofort ins Stottern und konnte nicht verhindern, dass ihr die Röte in die Wangen schoss. „Komm schon. Erzähl mir nicht, dass du nicht in ihn verliebt bist“, sagte Molly daraufhin und musste sich ein Grinsen verkneifen.
 

„Naja…ich weiß nicht so recht, ob ich in ihn verliebt bin“, murmelte Katie. „Wie fühlst du dich in seiner Nähe?“, fragte Molly daraufhin. „Naja…ich fühle mich eigentlich sehr wohl bei ihm und vor allem geborgen…ich weiß auch nicht. Er ist echt ein Angeber und Klugscheißer und total arrogant. Er gibt sich manchmal unnahbar, verhält sich abweisend und ist sogar verletzend, aber dann ist er auch wieder so sanft und fürsorglich und tut alles dafür, um mich zu beschützen. So wohl wie bei ihm habe ich mich bisher bei keinem Mann gefühlt“, antwortete Katie.
 

„Wenn ich mir das so anhöre, bist du definitiv in ihn verliebt oder bist zumindest auf dem besten Weg dahin“, stellte Molly fest. „Vielleicht hast du Recht. Aber was ist, wenn er meine Gefühle nicht erwidert?“, gab Katie zu bedenken. „Ehrlich gesagt glaube ich schon, dass er etwas für dich empfindet“, entgegnete Molly. „Und was macht dich da so sicher?“, hakte Katie nach.
 

„Ich will dir mal was sagen, Katie. Du hast vollkommen Recht, dass Sherlock Holmes ein arroganter Angeber ist, der von Nähe nicht viel hält und andere mit seinen Kommentaren verletzt. Aber wenn er erst einmal jemanden in sein Herz geschlossen hat, lässt er denjenigen niemals im Stich. Er kann seine Gefühle vielleicht nicht zum Ausdruck bringen, aber wenn er jemanden mag, ist er immer für ihn da und setzt alles daran, ihn zu beschützen. Ich habe es selbst erlebt, als er sich vom Dach des Krankenhauses gestürzt hat, um John und zwei andere zu retten. Also auch wenn er es nicht zeigt, kannst du sicher sein, dass er für dich da ist und etwas für dich empfindet, sonst wäre er nicht so fürsorglich und sanft, wie du es selbst ausgedrückt hast“, versicherte ihr Molly.
 


 

„Dann denkst du wirklich, dass er mich vielleicht auch liebt?“, fragte Katie hoffnungsvoll. „Vielleicht schon, du musst jetzt nur dran bleiben und darfst ihn nicht aufgeben“, erwiderte Molly zuversichtlich. „Ja, ich glaube, du hast Recht. Danke, Molly“, sagte Katie daraufhin lächelnd. „Gern geschehen.“ Molly erwiderte das Lächeln.
 

Es war bereits nach 22 Uhr, als Katie in die Baker Street zurückkehrte. Sherlock und John befanden sich im Wohnzimmer; der Arzt durchforstete die aktuellen Zeitungen nach Neuigkeiten, während der Detektiv seiner Violine eine leise Melodie entlockte. Als die Braunhaarige den Raum betrat, schauten die beiden Männer auf. „Hallo, tut mir leid, dass ich erst jetzt komme. Molly und ich waren noch etwas essen“, begrüßte Katie sie. „Schon in Ordnung. Immerhin warst du in guten Händen. Hast du ein Kleid gefunden?“ Fragend schaute Sherlock sie an, während er die Geige zur Seite legte. „Ja, wir haben zwar so ziemlich alle Läden durchkämmt, aber letztendlich sind wir doch noch fündig geworden“, antwortete sie lächelnd. „Wie schön. Ich wusste, dass Molly dir weiterhelfen könnte“, meinte der Detektiv und erwiderte ihr Lächeln leicht.
 

„Aber ehrlich gesagt bin ich jetzt ganz schön müde. Ich hätte nicht gedacht, dass shoppen so anstrengend sein könnte“, sagte Katie dann und ließ sich auf das Sofa sinken. „Genau aus diesem Grund habe ich Molly darum gebeten, dich zu begleiten. Ich hätte dafür sicher keine Geduld“, meinte Sherlock, während er neben sie kam, worauf sie sich sofort an seine Schulter lehnte. Er ließ es zu und legte einen Arm um sie; mittlerweile war es schon zu einer Gewohnheit geworden.
 

„Habt ihr etwas Neues herausgefunden? Ich meine, was die Sache im Regent’s Park betrifft“, fragte Katie in die aufgekommene Stille hinein. „Es ist tatsächlich so, wie Molly es gesagt hat. Dieser Mann wurde an einem anderen Ort umgebracht und dann in den Park geschleift. John und ich haben uns den vermeintlichen Tatort noch einmal angesehen. Es gibt wirklich keine Blutspuren und auch keine Anzeichen dafür, dass irgendwelche Spuren verwischt wurden, also muss Molly Recht haben“, erzählte Sherlock und Katie spürte, wie er sie unwillkürlich noch näher an sich zog. „Okay…das beruhigt mich ehrlich gesagt nicht…“, murmelte Katie. „Keine Sorge, ich werde dich nicht aus den Augen lassen. Er wird keine Gelegenheit haben, dir etwas anzutun“, versprach Sherlock, als er ihr Unbehagen bemerkte. „Na gut, ich zähle auf meinen persönlichen Beschützer“, erwiderte die Braunhaarige lächelnd. Dann herrschte wieder Stille im Raum. Sherlock spürte, wie Katie neben ihm immer ruhiger wurde, was ihn annehmen ließ, dass sie jeden Moment einschlafen würde. Tatsächlich fielen der Braunhaarigen wenige Minuten später die Augen zu, sodass sie noch mehr gegen ihn sank und schließlich eingeschlafen war. Sherlock ließ sie einfach in Ruhe, er behielt sie lediglich nah bei sich und streichelte ihr sanft durch die Haare.
 

„Sie haben sich ernsthafte Sorgen um sie gemacht, nicht wahr?“, fragte John nach einer Weile und schaute ihn abwartend an. „Wie kommen Sie denn darauf?“, stellte Sherlock die Gegenfrage. „Es war offensichtlich, dass Sie sich Sorgen gemacht haben. Als Katie um halb zehn immer noch nicht da war, gingen Sie immer wieder nervös im Raum auf und ab. Ich weiß, dass Sie öfter hin und her laufen, aber Sie haben dabei immer wieder ‚Wo bleibt sie nur, hoffentlich ist nichts passiert‘ vor sich hin gemurmelt, bis Sie irgendwann angefangen haben Geige zu spielen, um sich zu beruhigen“, antwortete John. „Das haben Sie gehört? Ich dachte, Sie lesen Zeitung“, gab Sherlock zurück, dem es offenbar ganz und gar nicht gefiel, dass sein Partner so offen in ihm lesen konnte.
 

„Ich habe auch gelesen, aber das heißt nicht, dass ich von meiner Umwelt sonst nichts mehr mitbekomme. Es ist doch in Ordnung, wenn Sie sich Sorgen um sie machen, auch wenn Sie es sich in ihrer Gegenwart nicht anmerken ließen. Ich denke, dass Katie Ihnen mittlerweile mehr bedeutet, als Sie zugeben“, erwiderte John und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Was soll das heißen…? Und was soll dieses Grinsen…?“ Jetzt klang der Dunkelhaarige misstrauisch. „Sie wissen genau, worauf ich hinaus will, Sie wollen es nur nicht sagen“, erwiderte John. „Ich weiß es nicht, wieso sollte ich also etwas sagen?“, entgegnete Sherlock, worauf sein Gegenüber leise seufzte. „Sie können wirklich stur sein, wissen Sie das? Aber wenn Sie es genau wissen wollen – wenn Sie mich fragen, sind Sie auf dem besten Weg sich in Katie zu verlieben, wenn das nicht schon längst der Fall ist“, sprach John seine Vermutung schließlich laut aus.
 

Sherlock schaute ihn einen Moment überrascht an, doch dann lachte er leise. „John, ich bitte Sie. Sie wissen ganz genau, was ich von Liebe halte und was sie für mich ist, zumal ich nach wie vor mit meiner Arbeit verheiratet bin. Sie haben Recht, dass Katie mir wichtig ist, ich mir Sorgen um sie mache und ich auf keinen Fall will, dass Moriarty ihr etwas antut. Aber trotz allem ist sie nur eine Klientin. Von Liebe kann da keine Rede sein“, stellte er dann klar. „Na schön, wie Sie meinen. Ich bin gespannt, wer Recht behält“, sagte John lediglich, der sich sicher war, dass der Detektiv sich selbst etwas vormachte. Aber da er wusste, dass es sinnlos war, mit Sherlock darüber zu diskutieren, ließ er das Thema damit auf sich beruhen. „Allerdings“, gab Sherlock zurück, ehe wieder Stille zwischen ihnen herrschte.
 

Sie blieben noch eine ganze Weile im Wohnzimmer sitzen, bis John irgendwann aufstand. „Ich werde mich dann mal hinlegen. Es ist schon spät“, verkündete er. „In Ordnung, ich werde Katie auch ins Bett bringen“, antwortete Sherlock, worauf John zustimmend nickte und ihm noch eine gute Nacht wünschte, ehe er nach oben ging. Sherlock schaute ihm einen Moment hinterher, bevor auch er aufstand und Katie auf den Arm nahm, während er sie in sein Schlafzimmer brachte.
 

Kurz darauf hatte er sich auch schon mit ihr hingelegt. Die Braunhaarige schmiegte sich sofort wieder an ihn, worauf er sie erneut zu sich zog und sie sanft streichelte. Während er sie beim Schlafen beobachtete, kamen ihm wieder Johns Worte in den Sinn. Sollte er sich wirklich in sie verlieben oder war er es möglicherweise schon? Was dachte er denn da? Natürlich war er nicht in sie verliebt! Liebe war nichts weiter als ein chemischer Defekt und daran würde sich auch nichts ändern, oder etwa doch…? Er wurde noch wahnsinnig; seit Katie in sein Leben getreten war, war irgendwie nichts mehr wie vorher. Er seufzte resigniert und beobachtete sie wieder.
 

Die Braunhaarige hatte von seinem Gedankenchaos nichts mitbekommen. Sie seufzte nur leise und kuschelte sich noch näher an ihn. Er ließ es zu und streichelte sie immer noch, während er weiterhin nachdachte. Wenn er sie so anschaute, musste er zugeben, dass sie schon ganz süß aussah und ehrlich gesagt mochte er es auch mittlerweile, wenn sie so nah bei ihm war. Da waren sie wieder – diese merkwürdigen Gedankengänge, die eigentlich ganz und gar untypisch für ihn waren. Nicht einmal in Mollys Gegenwart hatte er jemals solche Gedanken gehegt, obwohl es mehr als offensichtlich war, dass sie ihm gerne näher gekommen wäre. Aber bei Katie war es irgendwie anders; sie brachte ihn dazu, Angst um sie zu haben und Nähe zuzulassen, sogar mehr als er jemals für möglich gehalten hätte. Aber was verdammt noch mal hatte das zu bedeuten?! Wieder seufzte er leise. Er glaubte nicht, dass er in dieser Nacht zu einem Ergebnis kommen würde. Daher zog er Katie näher zu sich und schloss die Augen. „Vielleicht mag ich dich ja doch mehr, als es mir bewusst ist…“, murmelte er noch, ehe er schließlich eingeschlafen war.
 

In den nächsten Tagen gab es keine besonderen Vorkommnisse und dann war es auch schon Samstag, der Tag, an dem die Abendveranstaltung auf dem Gelände des Towers stattfinden sollte. Bereits in einer halben Stunde würde das Taxi, das sie abholen würde, vorfahren und Katie stand immer noch vor dem Spiegel und musterte sich kritisch. Das Kleid, das sie gemeinsam mit Molly ausgesucht hatte, passte perfekt und sie war froh letztendlich doch noch ein passendes Outfit gefunden zu haben, aber gleichzeitig fragte sie sich, ob es Sherlock genauso gefallen würde. Sie wusste nicht wieso, aber irgendwie war es ihr wichtig, dass ihm das Kleid gefiel.
 

Noch einmal warf sie einen prüfenden Blick in den Spiegel. Das Kleid reichte ihr bis zu den Knöcheln und war in einem intensiven Royalblau gehalten. Zusätzlich war es mit kleinen funkelnden Steinen besetzt und mit glitzernden Elementen durchwirkt. Ihre Schultern waren frei, dafür lag eine Stola über ihren Armen, die dieselbe Farbe wie das Kleid besaß. Die Haare hatte sie mit einigen schnellen Griffen hochgesteckt und mit Schmuckelementen verziert, lediglich eine einzelne Strähne ihres braunen Haars fiel ihr sanft in die Stirn. Katie war mit dem Gesamtbild zufrieden, aber würde Sherlock es auch sein? Sie würde es gleich erfahren, denn in diesem Moment hörte sie ihn nach sich rufen. Die Stunde der Wahrheit war gekommen.
 

Langsam ging die Braunhaarige die Treppe hinunter und betrat kurz darauf das Wohnzimmer, wo sich ihre beiden Mitbewohner aufhielten. Als Katie hereinkam, schauten sie auf und waren im ersten Moment sprachlos. Die Braunhaarige errötete ein wenig und kam langsam weiter in den Raum. „Ich bin dann soweit. Wir können gehen“, verkündete sie verlegen. „Sie sehen wirklich wundervoll aus, Katie“, sagte John daraufhin, als er sich wieder gefasst hatte. „Danke“, erwiderte die Braunhaarige mit einem verlegenen Lächeln, ehe sie sich an Sherlock wandte. „Gefällt es dir auch?“ „Ja, es sieht wirklich gut aus und es steht dir“, antwortete der Detektiv. „Vielen Dank…“ Katie errötete wieder und freute sich innerlich wie ein kleines Kind über das Kompliment. „Das Taxi ist da“, informierte sie John in diesem Moment, da er gerade einen Blick aus dem Fenster geworfen hatte. „Na schön, dann wollen wir doch mal sehen, was sich Moriarty für heute ausgedacht hat.“ Mit diesen Worten ging Sherlock Richtung Treppenhaus, worauf John und Katie ihm folgten.
 

Der Tower war hell erleuchtet, als das Taxi direkt davor zum Stehen kam. Die in den Boden eingelassenen Scheinwerfer gaben ihr Bestes, um das historische Bauwerk erstrahlen zu lassen. Als Sherlock ihr die Wagentür öffnete und Katie das holprige Kopfsteinpflaster betrat, war sie im ersten Moment von dem Anblick überwältigt. Sie war zwar schon ein paarmal hier, allerdings um die Kronjuwelen zu besichtigen und die Raben zu füttern (auch wenn das eigentlich verboten war). Als Gast einer Abendveranstaltung hatte sie das Gelände jedoch noch nie betreten.
 

Überall tummelten sich Männer in feinen schwarzen und grauen Anzügen und Frauen in langen Abendkleidern, die alle nur erdenklichen Farben besaßen. Immer wieder fuhren Taxis vor, gelegentlich waren es sogar Limousinen, denen weitere Gäste entstiegen. Katie war sich sicher, dass all diese Herrschaften Rang und Namen besaßen und einer den anderen übertrumpfen wollte, weshalb sie sich plötzlich beinahe etwas schäbig und verloren vorkam. Wie gut, dass John und Sherlock bei ihr waren. Letzterer bot ihr nun seinen Arm an, worauf sie sich bei ihm unterhakte.
 

„Bist du nervös?“, fragte er leise. „Ehrlich gesagt schon“, gestand die Braunhaarige. „Weswegen, wegen Moriarty oder der ganzen Arroganz, die hier in der Luft liegt?“, fragte Sherlock weiterhin. „Beides…wegen Moriarty, weil wir nicht wissen, was er plant und wegen der ganzen Leute, weil ich mich nicht blamieren will.“ „Mach dir keine Gedanken. Moriarty kannst du meine Sorge sein lassen und blamieren wirst du dich auch nicht, vertrau mir“, antwortete Sherlock. „Also gut“, gab Katie nach. „Bist du dann soweit?“, fragte der Detektiv dann. „Ja, lass uns gehen“, stimmte die Braunhaarige zu, ehe sie tief durchatmete und John und Sherlock schließlich ins Innere des Towers folgte.
 

Das Innere des Bauwerks war nicht weniger imposant und prunkvoll als die äußere Fassade. Von den Decken hingen Kronleuchter, die sicher so viel wert waren, dass Katie locker einen Laden anmieten und die unliebsame Arbeit in der Cocktailbar hinschmeißen könnte, ohne sich Gedanken darüber machen zu müssen. Überall waren Stehtische aufgestellt worden, die dazu einluden mit einem Glas Sekt, das es zur Begrüßung gab, zusammenzukommen und Konversation zu betreiben, um sich möglicherweise besser kennenzulernen. Die Tische waren so angeordnet, dass in der Mitte des Festsaals genügend Platz blieb, um zu tanzen. Zu diesem Zweck befand sich an der Stirnseite des Saals eine Band, die für gute Stimmung und Unterhaltung sorgen sollte. Zudem gab es überall passende Dekorationen, die Sherlock jedoch als überflüssig und kitschig bezeichnete. Auch hier tummelten sich schon zahlreiche Gäste, die einander gelegentlich hochmütige Blicke zuwarfen, als ob sie nur darauf warteten, den neusten Klatsch und Tratsch offenzulegen und dadurch die Gerüchteküche anzuheizen. Katie fragte sich, was die Leute wohl über sie sagen würden, wenn sie feststellten, dass sie die Begleiterin von Sherlock Holmes war, doch wie sie den Detektiv kannte, würde er keinen einzigen Gedanken daran verschwenden.
 

„Du machst dir Gedanken darüber, was die Leute wohl über dich sagen, wenn sie dich zusammen mit mir sehen, oder?“ Sherlocks Stimme riss Katie aus ihren Gedanken. Ertappt zuckte sie zusammen, ehe sie langsam nickte. „Um ehrlich zu sein schon. Hast du nicht gesehen, mit was für Blicken uns manche bedachten? Wir scheinen an einigen Tischen das Gesprächsthema Nummer 1 zu sein“, antwortete sie. „Das bin ich gewöhnt. Lass die Leute ruhig reden, Katie. Solange sie Gesprächsstoff haben, sind sie beschäftigt und langweilen sich nicht. Wir sind heute Abend hier, um uns einerseits etwas zu amüsieren und andererseits Moriartys Plan irgendwie zu durchkreuzen“, gab Sherlock zurück. Eigentlich hatte er ja Recht. Die Leute interessierten nicht sonderlich; sollten sie doch reden, was sie wollten, Moriarty war durchaus wichtiger. „Du hast Recht“, sagte sie deshalb lächelnd.
 

In diesem Moment trat ein weiterer Gast zu ihnen, der sich als Mycroft Holmes entpuppte. „Sherlock, wie schön dich zu sehen. Hallo, John und Miss Miller, Sie sehen wirklich wundervoll aus“, begrüßte er seinen Bruder und dessen Mitstreiter. „Vielen Dank“, erwiderte Katie und lächelte verlegen. „Spar dir deine schleimigen Kommentare“, ging Sherlock dazwischen, „sag mir lieber, ob es bisher irgendetwas Verdächtiges gibt.“ „Bisher nicht. Aber wir sind natürlich alle auf der Hut…“, antwortete Mycroft. „Das will ich auch hoffen. Aber gut, ich werde mich aufmerksam umsehen“, versicherte Sherlock. „Wie schön. Entschuldige mich, ich muss noch ein paar Gäste begrüßen.“ Mit diesen Worten entfernte sich Mycroft und verschwand in der Menge.
 

„Und was machen wir jetzt? Theoretisch könnte jeder hier das nächste Opfer sein“, meinte John nach einer kurzen Stille. „Wir machen erst einmal gar nichts. Wenn wir nur hier herumstehen und jeden einzelnen beobachten, ist das zu auffällig. Wir müssen uns genauso verhalten, wie die anderen Gäste auch, sonst wird unser alter Freund möglicherweise misstrauisch und wird sich nicht zeigen“, erwiderte Sherlock. „Ja, da ist was dran. Also gut, dann werde ich uns mal was zu trinken holen“, sagte John und mischte sich unter die Menge, während sich Sherlock und Katie an einen der Tische zurückzogen.
 

„Denkst du wirklich, dass wir Erfolg haben werden? John hat schon Recht, wenn er sagt, dass im Prinzip jeder das Opfer sein könnte“, sagte die Braunhaarige, als sie bei dem Stehtisch angekommen waren. „Mach dir keine Sorgen, Katie. Nur weil wir uns unter die Gäste mischen, heißt das nicht, dass ich nicht alles genau beobachte. Amüsier dich einfach, ich habe alles im Blick“, beruhigte Sherlock sie. „Also gut“, gab sie sich zufrieden; sie war sich sicher, dass er wusste, was er tat.
 

Der Abend schritt schnell voran, doch bisher fehlte von Moriarty jede Spur und auch sonst deutete nichts darauf hin, dass früher oder später ein Verbrechen verübt werden sollte. Die Band sorgte für eine feierliche Stimmung und hatte bereits das eine oder andere Tanzpaar dazu veranlasst, seine Künste unter Beweis zu stellen. Gerade war der letzte Ton des soeben gespielten Lieds verklungen, als der Leadsänger erneut zum Mikrofon griff und die Herren im Saal dazu aufforderte, eine Dame ihrer Wahl um den nächsten Tanz zu bitten. Sofort erhob sich ein allgemeines Stimmengewirr, als die feinen Herren sich beeilten, die vornehmen Damen zum Tanz aufzufordern.
 

Katie beobachtete das Szenario mit einem Schmunzeln auf den Lippen, da es nicht selten vorkam, dass zwei Herren dieselbe Dame aufforderten und dann in eine lautstarke Diskussion gerieten, während die Dame hin – und hergerissen war, wem sie diesen Tanz nun schenken sollte. Doch plötzlich wurde ihr selbst eine Hand hingehalten. Katie schaute auf und sah direkt in Sherlocks graue Augen, die wieder einmal unergründlich wirkten. „Darf ich um diesen Tanz bitten, Miss Miller?“, fragte er schließlich. Die Braunhaarige war einen Moment überrascht; sie hatte nicht damit gerechnet, dass er sie auffordern würde, doch dann lächelte sie. „Es wäre mir eine große Freude“, antwortete sie und legte ihre zierliche Hand in seine, ehe sie ihm schließlich auf die Tanzfläche folgte.

Kaum waren sie dort angekommen, zog sie der Detektiv auch schon in Tanzhaltung und somit ganz nah an sich heran. Katie ließ es bereitwillig zu; sie spürte deutlich, wie ihr Herz augenblicklich anfing schneller zu schlagen und nervös in ihrer Brust flatterte, als würde es mit einem Mal hunderte von Schmetterlingen beherbergen. Sie mochte es, so nah bei ihm zu sein und wünschte sich insgeheim, dass es öfter solche Momente zwischen ihnen geben würde. Als die Musik einsetzte, zog er sie noch näher zu sich und fing an zu tanzen, worauf Katie ihm automatisch folgte.
 

Leichtfüßig schienen sie übers Parkett zu schweben. Katie genoss den Moment sichtlich und wünschte sich, der Tanz würde niemals enden. Mit der Zeit zog Sherlock sie noch näher an sich; er hielt sie fest in seinen Armen und veranlasste Katies Herz dadurch nur noch schneller zu schlagen, sodass sie befürchtete, dass der aufgeregte Schlag selbst die Musik übertönen könnte.
 

Immer wieder führte er sie in elegante Drehungen, bevor er sie wieder zu sich zog. Es schien beinahe so, als ob sie alleine auf der Tanzfläche wären und die Musikanten dieses Lied lediglich für sie spielten und zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit fielen alle Ängste und Sorgen von Katie ab, die sie seit dem beobachteten Mord und dem Zusammentreffen mit Moriarty geplagt hatten. Es gab einfach nur Sherlock und sie. Es war wie ein magischer Moment, in dem sie ihm einfach nur nah sein konnte.
 

Als er sie noch ein bisschen näher zog, schaute die Braunhaarige auf und blickte direkt in diese wachsamen unergründlichen Augen, die alles durchschauten und in denen sie sich ohne Weiteres verlieren könnte, zumal sie das Gefühl in ihr auslösten auf der Stelle in seinen Armen dahin schmelzen zu wollen. Und als der Detektiv sie dann auch noch mit diesem gewissen sanften Lächeln bedachte, wurde ihr schlagartig klar, dass Molly Recht hatte: Sie war bedingungslos und unwiderruflich in Sherlock Holmes verliebt!
 

Als auch der letzte Ton des Lieds verklungen war, standen sie noch einen Moment da und schauten sich wortlos in die Augen. „Du bist wirklich eine gute Tänzerin“, meinte er schließlich. „Danke, du tanzt auch sehr gut. Ich würde es jederzeit wiederholen“, erwiderte Katie und konnte nicht verhindern, dass sich ein leichter Rotschimmer auf ihre Wangen schlich. „Wenn es die Umstände und meine Zeit zulassen, gerne“, gab Sherlock zurück. „Ich freue mich schon darauf. Aber jetzt sollten wir wieder zu John gehen“, meinte Katie dann. „Du hast Recht, nach dir.“ Mit diesen Worten folgte er ihr zurück zu dem Tisch, wo John auf sie wartete.
 

Der Abend schritt weiter voran, doch von Moriarty fehlte weiterhin jede Spur. „Denken Sie, dass er sich nur einen üblen Scherz mit uns erlaubt hat und heute Abend gar nichts geplant hat?“, gab John zu bedenken, als sich nach wie vor nichts Besonderes ereignet hatte. „Das glaube ich ehrlich gesagt nicht. Seit wann ist Moriarty zum Scherzen aufgelegt? Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass noch etwas passieren wird, denn wenn Sie mich fragen, ist das alles viel zu friedlich hier. Er wird sicher dann zuschlagen, wenn keiner mehr damit rechnet“, erwiderte Sherlock und ließ seinen Blick, wie schon so oft an diesem Abend, durch den Saal schweifen, der sich mittlerweile schon etwas geleert hatte. „Das klingt irgendwie unheimlich…“, murmelte Katie. „Keine Sorge, solange du in unserer Nähe bleibst, kann dir nichts passieren“, beruhigte Sherlock sie, wobei er sich selbst fragte, was sein erklärter Erzfeind wohl im Schilde führte.
 

Der Saal leerte sich mehr und mehr, bis sich schließlich nur noch einige wenige Gäste auf der Veranstaltung befanden. „Wir sollten uns auch langsam auf den Weg machen. Vielleicht hatten Sie doch Recht und Moriarty hat sich nur einen dummen Scherz mit meinem Bruder erlaubt“, sagte Sherlock schließlich, als sich auch die letzten Gäste auf den Heimweg machen wollten. „Na schön, dann werde ich unsere Mäntel holen“, meinte John und wandte sich zum Gehen.
 

Kurz darauf stand Katie gemeinsam mit Sherlock und John auf dem Außengelände des Towers und wartete darauf, dass ein Taxi kommen würde, das sie nach Hause brachte. Die Braunhaarige hielt sich dicht neben dem Detektiv, da es mittlerweile doch ziemlich kalt geworden und der Nebel vom Ufer der Themse hochgekrochen war. Während sie warteten, beobachtete Katie die wenigen übrig gebliebenen Limousinen, die nacheinander vorfuhren, um ihre Fahrgäste nach Hause zu bringen. Sie hoffte nur, dass auch das Taxi bald auftauchen würde, da sie langsam aber sicher ihre Zehen nicht mehr spüren konnte.
 

Plötzlich entdeckte sie in einiger Entfernung Scheinwerfer, die hoffentlich zu dem lang ersehnten Taxi gehörten, doch als sie näher kamen, stellte sie enttäuscht fest, dass es nur eine weitere Limousine war, die auch die letzten Gäste abholen wollte. Das Luxusauto hielt mit quietschenden Reifen an, worauf ein zwielichtiger Fahrer ausstieg und die hinteren Türen öffnete. Vor dem Tower wartete bereits sein Fahrgast, bei dem es sich allem Anschein nach um einen Regierungsbeauftragten handelte.
 

„Dieser Fahrer sieht irgendwie unheimlich aus…“, meinte Katie, die plötzlich ein ungutes Gefühl hatte. „Allerdings…irgendwas stimmt da nicht. Ich habe diesen Mann auch bei seiner Ankunft hier gesehen und da wurde die Limousine eindeutig von jemand anderem gefahren“, antwortete Sherlock, der das Ganze ebenfalls beobachtete. Der Mann schien soeben auch zu dieser Erkenntnis gekommen zu sein, da er augenblicklich ein Gespräch mit dem Fahrer anfing; vermutlich um zu klären, wieso nicht der ursprüngliche Chauffeur gekommen war, um ihn abzuholen. Es gab einen kurzen Wortwechsel, ehe der Regierungsbeauftragte kurz nickte und schließlich einstieg.
 

Katie wollte gerade beschließen, dass der Fahrer offensichtlich doch harmlos war, als sie plötzlich ein kleines schwarzes Kästchen mit einem roten Knopf in seiner Hand entdeckte. „Was hat er denn da?“, fragte sie und machte Sherlock mit einer kurzen Handbewegung darauf aufmerksam. Der Dunkelhaarige schaute auf und weitete erschrocken die Augen, als der vermeintliche Fahrer auf den Knopf drückte und dann flüchtete. Danach passierte alles ganz schnell – Katie wusste nur noch, dass Sherlock ihr „Runter!“ ins Ohr schrie und sie dann von den Füßen riss, bevor die Limousine mit einem ohrenbetäubenden Knall hinter ihnen explodierte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück