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Force of Nature

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Viel Spaß euch beim Lesen! :) Komplett anzeigen

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Spuren im Sand

Knox war gefährlich.
 

Nicht in dem Maße, wie Riko gefährlich gewesen war, das nicht. Sein jetziger Kapitän schlug ihn nicht, folterte ihn nicht, nutzte seine Schwächen nicht aus, wenn sie sich ihm wie auf einem Silbertablett präsentierten. Er vergriff sich nicht an ihm und erlaubte ihm sogar, Verbesserungsvorschläge zu machen. Auch wenn dieses Konzept so unbegreiflich wie ungeheuerlich für Jean war, so hatte er doch begonnen, sich genau darum Gedanken zu machen.
 

Doch nicht nur darum.
 

Als sie in dem unaufgeräumten Kofferraum von Knox‘ Ungetüms gesessen hatten, hatte Jean die salzige Luft des Meeres gerochen und dem Rauschen der Wellen gelauscht, die unter ihnen an die Küste brandeten. Was ihm zunächst Angst gemacht hatte, war irgendwann zu etwas geworden, das er zaghaft mit seinen guten Erinnerungen an Frankreich verknüpfte. An Sonne, an Unschuld, an Glück.
 

Knox hatte es ihm ermöglicht und hatte somit einen Gedanken hervorgerufen, der Jean mit seiner puren Existenz immer noch erschreckte. Einen Augenblick lang hatte er sich gefragt, wie es sein mochte, wenn er den Handel nicht einhielt und weiterlebte, wenn er sich erlaubte, tatsächlich ein Teil des Teams zu werden und ein Leben zu leben, das ihm seit neun Jahren versagt worden war.
 

Dieser Gedanke war so brachial schön gewesen, dass er im gleichen Maße auch schrecklich war. Denn mit all der romantisierten Vorstellung davon, seine Meinung frei zu äußern, frei zu reisen, Hobbys für sich zu beanspruchen oder auch nur das zu tun, was er wollte, kam auch das Bewusstsein, dass all das Schlechte und Dunkle, das seine Alpträume und seine Ängste prägte, immer ein Teil seines Lebens sein würde, der ihn begleitete. Ein großer Teil, der nicht abschätzbar war. Wie die Narben auf seinem Körper auch würden sie bleiben und ihm das Leben schwer machen.
 

Das war das eventuell kommende Gute nicht wert. Oder?
 

„Guck mal, was hältst du davon?“
 

Jean tauchte aus seinen Überlegungen auf und nahm das Blatt Papier an, das sein Kapitän ihm reichte. Schweigend studierte er es und setzte vorsichtig den kleinen Käfer, der sich anscheinend vom Baum über ihnen darauf abgeseilt hatte, vorsichtig auf das noch halbwegs grüne Gras. Knox, Alvarez und Fahima waren mit ihrer Eisschokolade beschäftigt, während Jean sich an sein Wasser hielt. Laila und der Hüne, Ajeet, recherchierten gerade für ein gemeinsames Projekt, von dem nur leise Fetzen an Jeans Ohr drangen.
 

Der Drang der USC-Studenten, sich in jeder freien Minute nach draußen zu begeben, sollte Jean wirklich nicht mehr überraschen und dennoch hatte er immer noch ein schlechtes Gewissen, wenn er Knox in den Schatten unter den Bäumen folgte und sich dort niederließ um zu lernen oder seine Hausaufgaben zu schreiben. Per Hand, weil er noch keinen Laptop hatte. Jean hielt es angesichts der noch ausstehenden Tage für eine Verschwendung, doch bald würde er Knox in seinen Überregungsversuchen nicht mehr abwimmeln können ohne sich verdächtig zu machen.
 

Gerade jetzt hatte er seine Hausaufgaben zugunsten der erwünschten Taktikdiskussion mit seinem Kapitän zur Seite gelegt und sah sich dessen Entwurf für eine ausdauerstärkende Übung an. Ganz im Sinne seiner Worte hatte Knox nach ihrem heutigen Morgentraining explizit nach seiner Meinung gefragt und Jean hatte ihm in leisen, vorsichtigen Worten erklärt, was er für verbesserungswürdig hielt. Knox hatte sein Versprechen gehalten und ihm sogar für seine Einschätzung gedankt… nur um jetzt, in ihren freien Nachmittagsstunden, darauf zurückzukommen.
 

Kritisch runzelte Jean die Stirn und besah sich Piktogramme der Bewegungsabläufe. Nachdenklich spielte er mit seinem Stift und dachte auf den Hand-Fuß-Koordinationen herum, als er eher aus dem Augenwinkel heraus sah, dass sich ihm kurze, muskulöse Beine näherten, die in einem Rock mündeten, der wiederum in ein übergroßes Trojans-Tanktop endete. Jean sah hoch und bemerkte Valentine, wie sie unweit von ihm stand und ihn vorsichtig musterte. Er saß zu nah an Knox, der das eigentliche Ziel ihrer Aufmerksamkeit war und Jean seufzte innerlich.
 

Er war wütend gewesen und diese Wut hatte sich destruktiv auf sie entladen. In Evermore hätte ihm das überlebensnotwendige Distanz eingebracht und seine Position gestärkt, doch hier gab es so etwas wie den Kampf gegeneinander nicht. Die Trojans waren ein Team. Freunde. Miteinander anstatt gegeneinander war hier die Devise.

Es war gewöhnungsbedürftig und so konnte Jean auch nicht gänzlich aus seiner Haut. Das bedeutete aber nicht, dass er nicht lernfähig war. Er hielt ihren Blick und nickte, in Anerkennung ihres Hierseins. Stumm musterte sie ihn, dann seufzte sie.

„Hallo Jean.“

„Valentine.“
 

Damit senkte er seine Augen wieder auf das Stück Arbeit, das vor ihm lag und nutzte das Gespräch von Valentine und seinem Kapitän, um dessen Plan umzustellen um für noch mehr Ausdauer zu sorgen und auf der Rückseite des Blattes gleich noch einen weiteren Drill aufzuzeichnen, den er in Evermore gehasst hatte, der aber eine nützliche Übung für Präzision, Muskelaufbau und Flexibilität war.
 

Er war beinahe fertig damit, als sein Handy klingelte und der Ton darauf hindeutete, dass es nicht Renee war, die ihn anrief. Entschuldigend sah Jean zu Knox, der ihm mit einem Lächeln zunickte und Jean zu verstehen gab, dass es in Ordnung war, wenn er ihre Runde verließ.

Jean zog das Handy hervor und starrte irritiert auf den Namen des Anrufers.
 

Stirnrunzelnd hob er ab.
 

„Ja?“, fragte er ungnädig und wurde mit einem Schnauben belohnt, das er im ersten Moment Minyard zuordnete. Die Stimmfärbung passte aber nicht ganz.

„Moreau“, drang sein Name möglichst neutral durch die Leitung und Jean überlegte für einen Moment, ob er wie bei Renee auch auf Videotelefonie umschalten sollte. Er entschied sich dagegen, wusste er doch nicht, was ihn am anderen Ende der Leitung erwarten würde. Oder vielmehr wer.

„Josten.“ Day zum Beispiel oder Minyard. Auf beide war Jean nicht wirklich scharf. „Wenn das noch dein Name ist.“

Der rothaarige Striker lachte trocken und Schweigen trat zwischen sie beide. Jean war es, der eben jenes als Erster brach.

„Was willst du?“, fragte er und gab sich keine Mühe, die Verwirrung aus seiner Stimme zu verbannen.
 

Die Verbindung zwischen Josten und ihm war bestenfalls als vorsichtig zu bezeichnen. Aus offener Feindseligkeit beim Bankett und während der Spiele gegeneinander war eine Art wochenlanger Schicksalsgemeinschaft in Evermore geworden, in der Jean versucht hatte, den aufsässigen und ungehorsamen Jungen am Leben zu halten. Gute Ratschläge waren an Josten verloren gewesen und Jean hatte ihn mehr als einmal alleine aus hilfloser Wut geschüttelt. Mehr als einmal hatte Josten ihm Wahrheiten entgegen geschleudert, die überaus schmerzhaft gewesen waren. Ihre Symbiose aus Überlebenswillen, Notwendigkeit der gegenseitigen Gesellschaft und Hass auf die Umstände hatte sie aneinander gekettet und Jean hatte noch im Haus der Krankenschwester begriffen, dass er den Striker nicht loswerden würde.
 

Selbst jetzt nicht, mit vier Flugstunden zwischen ihnen.
 

Oft hatte Josten stundenlang an seinem Bett gesessen und mit ihm geschwiegen, wobei sich Jean immer gefragt hatte, was der andere Junge von ihm wollte oder erwartete. Auf seine abschätzige, wütende Frage hatte hin hatte dieser nur mit den Schultern gezuckt. Nichts, hatte er geantwortet. Ich bin hier. Dass das keinen Sinn gemacht hatte, hatte Jean für sich behalten und hatte es sogar gewagt, in der Gegenwart seines letzten Evermorepartners einzuschlafen.

Sie hatten in den Wochen, in denen er bei Abby war, wenige persönliche Worte gewechselt, dafür aber umso mehr über Spiele diskutiert, die Josten mit ihm auf dem kleinen Fernseher in seinem Zimmer gesehen hatte.
 

„Hören, wie du mit ihrer exzellenten Spielweise zurechtkommst.“

Jetzt war es an Jean zu schnauben. „Exzellent. Klar.“

„Nicht?“

„Verbesserungswürdig.“

„Haben wir dich in den falschen Flieger gesetzt? Wir reden schon von den Trojans, dieser fürchterlich talentierten Mannschaft, die locker in jeder Profiliga mithalten können, oder?“

„Sie sind undiszipliniert und haben zuviel Spaß beim Training.“

Jean konnte beinahe schon hören, wie Josten mit den Augen rollte. „Ja genau, Zwillingskevin.“

Jean grollte. „Hast du nichts Besseres zu tun? Minyard auf die Nerven gehen zum Beispiel.“

„Er raucht gerade.“

„Will er deiner Gegenwart mit Lungenkrebs entgehen?“

„Besorgt um ihn?“

Jean atmete tief durch. „Nein.“
 

Dass Josten mehr für Minyard empfand, als er offen zugeben würde, war Jean schon in Evermore klargewesen. Wieso sollte man sonst so überaus dumm sein, sich für jemand anderen zu opfern? Die Vorstellung an die Beiden zusammen war jedoch furchteinflößend und wenn Jean Renee um eines nicht beneidete, dann um die Nähe zu den Beiden. Das war beinahe so schlimm wie Day und Theodora. Eigentlich war es genauso wie bei Day und Theodora, wenn er näher darüber nachdachte.

Jean schauderte.
 

„Wie ist dein Kapitän?“ Jostens Frage war so neutral gestellt wie sie es nur sein konnte. Dass sie überhaupt den Mund des anderen Jungen verlassen hatte, war ein Testament daran, wie schnell sie sich in Evermore aneinander gewöhnt hatten und wie gründlich der dumme, vorlaute, unvernünftige Exyjunkie sich doch sein ganz eigenes Stockholmsyndrom eingefangen hatte. Auch jetzt noch. Jean war es ein Rätsel, wie Josten, nachdem er ihn auf Rikos Befehl hin, festgehalten und zugesehen hatte, wie er wieder und wieder aufgeschnitten worden war, immer noch Kontakt zu ihm suchen konnte.
 

Noch viel mehr wunderte sich Jean aber über seine eigene Bereitschaft, über Unsinnigkeiten Auskunft zu geben.

„Okay. Anders als vorher.“ Er sah sich um, um sich zu vergewissern, ob auch niemand zuhörte. „Er ist das Gegenteil zu Riko, gestattet mir Freiheiten, bestraft mich nicht, fragt mich, wie es mir geht, er isst ungesunde Dinge und viel zu viel Eis. Es ist zwar warm hier, aber soviel Eis kann nicht gesund sein.“ Jean schnaubte missbilligend, ganz zum Amüsement des Jungen am anderen Ende der Leitung.

„Kevin leidet jeden Tag deswegen.“

„Weswegen?“

„Dass du seinem Idol so nahe sein darfst, während er bei uns versauert.“

Jean machte ein würdeloses Würgegeräusch. „Dann kannst du ihm sagen, dass Knox bis vor kurzem an einem Puzzle von ihm in Exymontur gepuzzelt hat.“

„Ekelhaft.“

„Ja.“
 

Einvernehmliches Schweigen trat zwischen sie und Josten schnalzte schlussendlich mit der Zunge.

„Ich soll Grüße von Renee sagen.“

„Danke.“ Jean zögerte. „Grüße zurück.“

„Hmh. Und Nicky will wissen, wann du das nächste Mal bei uns aufschlägst.“

„Um ihn zu sehen? Gar nicht.“

„Französisches Arschloch“, sagte Josten in Jeans Muttersprache

„Möchtegern-Striker mit Backlinerqualität“, gab eben jener in der gleichen Sprache zurück.
 

Josten grollte und Jean konnte das Zucken in seinen Mundwinkeln nicht wirklich verhindern. Was in Evermore als eine Form des hilflosen Beleidigens begonnen hatte, geboren aus Schmerz und Folter, hatte sich über die Wochen hinweg zu einer Art Running Gag entwickelt, der darauf fußte, dass Riko Josten dazu gezwungen hatte, seine Position als Striker gegen die als Backliner einzutauschen.
 

Es war ein harter, sadistischer Lernprozess gewesen, in dem Jean Josten soviel beigebracht hatte wie er konnte, immer in dem Bewusstsein, dass es nicht genug sein würde. So hatten sie beide gelitten und in diesem gemeinsamen Schmerz eine Humorbasis für sich gefunden.
 

„Ich sag Nicky dann, dass du an deinem nächsten, freien Wochenende vorbeikommst und er viel Zeit mit dir alleine verbringen kann.“

„Träum weiter.“

„Wart’s ab. Renee hat dich schon einmal entführt.“

„Aber jetzt bin ich unverwundet“, knurrte Jean.

„Das freut mich für dich, Nummer drei. Dann bringt sie ihren guten Freund Rohypnol mit.“

„Wie gut die Schlafmittelindustrie doch an euch Junkies verdienen muss“, ätzte Jean und ließ die eigentliche Bedeutung des Mittels außen vor. Insofern Day nicht geredet hatte, wusste Josten nichts davon, dass ihm vor seiner zweiten Vergewaltigung das Mittel verabreicht worden war, weil der entsprechende Spieler kein sich wehrendes Opfer hatte haben wollen. Jean wusste nur zu gut, wie es sich anfühlte, hilflos und unter Drogen stehend dem Tun anderer ausgesetzt zu sein. Ebenso wie Minyard auch.
 

Ob Josten eben das wusste, war die Sache der Beiden und Jean hatte zu keinem Zeitpunkt, so sehr er sie auch gehasst haben mochte, Details von Minyards Vergangenheit oder seiner Therapie mit Josten geteilt.
 

„Sie fahren morgen ans Meer“, wechselte Jean abrupt das Thema, als es ihm zu still wurde. „Und ich soll mitkommen.“

Josten wusste, aufgrund von Rikos menschenverachtenden Scherzen, was ihm geschehen war und welche Probleme er mit größeren Wassermengen hatte. Damals hatte sein Ex-Kapitän ihn schwach und weinerlich genannt und sich daran gemacht, dem Striker der Foxes erneut Benehmen beizubringen, unter dem Vorwand, zu sehen, ob Josten – oder Wesninski, wie er ihn genannt hatte – ebenso weinerlich war.
 

Erst, als er sie beide verlassen hatte, hatte Josten sich mit Blut auf den Lippen zu ihm gedreht und Jean gesagt, dass er ihn nicht dafür hielt und niemals halten würde. Jean hatte sich revanchiert, indem er Josten zwei Schmerztabletten aus seinem schwindenden Vorrat gegeben hatte, die den Jungen trotz tiefer Schnittwunden hatten schlafen lassen.
 

„Und, fühlst du dich soweit?“

Jean schnaubte verächtlich. „Fühlst du dich schon soweit, wieder in die Nähe der Küchenmesser zu kommen?“

„Wenn ich weiß, wo sie sich befinden, sie im Messerblock bleiben und ich sehen kann, wo sie sind, dann schon.“
 

Nachdenklich runzelte Jean die Stirn. Wäre ihm das auch möglich, jetzt, wo er Knox‘ Versicherung hatte, dass dieser ihn nicht ins Wasser zwingen und ihn damit foltern würde? Auch bei Tag? Könnte er, wenn er wusste, wo er sich befand und wie weit das Meer weg war, mitkommen?

Hatte er überhaupt eine Wahl? Schließlich konnte Jean nicht alleine sein. Jedes Mal, wenn er nachts das Apartment verließ, verursachte es ihm Unwohlsein und Angst. Wie wäre es, wenn er einen ganzen Tag alleine in dem Apartment war? Wäre es schlimmer, als der Anblick des Wassers?
 

„Der Scheißkerl ist tot. Wenn du dich immer noch von ihm unterdrücken lässt, dann hat er schlussendlich selbst im Grab gewonnen.“

Josten und sein verfluchter Pragmatismus. „So einfach ist das nicht.“

„Das ist richtig. Aber die Arbeit ist es wert.“

„Auch die Angst?“

„Um von ihm frei zu sein? Ja.“

Jean gab ein indifferentes Geräusch von sich und ließ seinen Blick über die sonnige Umgebung der Universität schweifen, die sich unbeschwert vor ihm ausbreitete. Hier gab es nur Licht, was in seiner Intensität genauso furchterregend war wie die Dunkelheit Evermores.
 

Und Jean war gerade erst dabei, vorsichtig seine Hand in Richtung Licht auszustrecken, sodass er noch unsicher war, was sich daraus für ihn ergeben würde.
 

Hinter ihm wurde es plötzlich laut und Jean fuhr bei dem spitzen Aufschrei herum, der augenscheinlich von seinem Kapitän stammte. Anscheinend hatte der sich einen unfreiwilligen Mitbewohner eingefangen, den es nun loszuwerden galt. Wenn Jean das richtig interpretierte, dann befand sich der Übeltäter in den blonden Haaren, die sein Kapitän wieder einmal liederlich zusammengebunden hatte. Dass Alvarez sich vor Lachen auf dem Boden krümmte, machte die Sache nicht weniger absurd und Jean stellte alles in Frage, was er jemals über die postenimmanente Würde eines Kapitäns gewusst hatte. Knox machte sich hier ganz klar ganz bewusst zum Affen um die ihn umgebenden Leute zu erheitern. Die mit ihm lachten und nicht über ihn.
 

Etwas, das Jean auch in den letzten Tagen und Wochen auf dem gesamten Campus hatte beobachten können. Anscheinend kannte Knox jeden und jeder kannte Knox. Er hatte noch nie viele strahlende, freundliche Gesichter gesehen und alle hatten ein Ziel: Knox und dessen ebenso freundliches und strahlendes Lächeln voller Zuneigung und Freundschaft.
 

„Stirbt da gerade ein Tier?“, fragte Josten in den Hörer und Jean schnaubte amüsiert.

„Wie man es nimmt. Knox hat sich einen Mitbewohner eingefangen, der es sich in seinen Haaren bequem gemacht hat.“

„Mitbewohner, hmmmh. Meinst du nicht, dass das ein wenig forsch von deiner Seite aus ist, gleich so ranzugehen?“

Reichlich überfahren nahm Jean das Handy von seinem Ohr und starrte es fassungslos an. „Was?!“

Josten lachte. „Wir hören uns“, drohte er und legte auf, bevor Jean noch etwas dazu sagen konnte. Was vielleicht auch gut so war.
 

Frustriert starrte er von dem flachen Gerät in seinen Händen zu der kritischen Situation unweit von ihm, die gar nicht mehr so kritisch war, weil Laila sich dazu erbarmt hatte, ihrem Kapitän zu helfen und nun den dicken, schwarzen, strampelnden Käfer sachte ins Gras setzte. Alle lachten, einschließlich Knox und Jean seufzte innerlich.
 

~~**~~
 

Verdammt nochmal, wo hatte er sie denn?
 

Jeremy kroch bis zu seiner Hüfte in den Kleiderschrank. Er hatte schon alle anderen Stellen durchsucht, in denen er seine Badehose vermutet hatte, doch nichts. Es konnte doch nicht sein, dass er sie nach knapp vier Wochen nicht mehr wiederfand. Oder seine petrolfarbene Ersatzhose, die seine Mutter ihm zu Weihnachten geschenkt hatte.
 

Ein Laut, irgendwo zwischen Verzweiflung und Frustration verließ seine Lippen und Jeremy wühlte sich nur zur Sicherheit auch durch die hinterletzte, dunkle Ecke. Doch da befand sich nur der ganze Weihnachtskram, nicht jedoch das Stück roter Stoff, das er seine Lieblingsbadeshorts nannte.

Fluchend tauchte er aus den Untiefen des Schranks wieder auf und wurde Zeuge eines Seitenblicks, der sowohl von Unverständnis als auch Besorgnis sprach.
 

„Meine Badeshorts“, erläuterte Jeremy seine Explosion und Jean hob eine Augenbraue. Ohne Kommentar wandte er sich wieder seinem Mikroökonmieskript zu, in dem er seit ein paar Stunden arbeitete.

„Wie sieht die aus?“, fragte Jean schließlich, während Jeremy seine Sachen wieder so in den Kleiderschrank stopfte, dass er die Tür zumindest soweit zubekam, um den Inhalt im hungrigen Bauch des Schrankes zu halten.

„Rot.“

In den grauen Augen stand sehr deutlich, dass Jean eigentlich nicht hatte fragen müssen. Rot wie so vieles hier.

„Badezimmer.“
 

Überrascht hob Jeremy die Augenbrauen. „Wirklich? Da hätte ich sie am Wenigstens vermutet“, gab er verlegen zu und lächelte. Er betrat ihr Bad und fand sie tatsächlich hinter seinem Handtuch. Augenrollend schlug sich Jeremy vor die Stirn. Stimmt, einen Tag bevor er Jean vom Flughafen abgeholt hatte, war er noch am Strand gewesen. Im Wirbel nach dessen Ankunft hatte er ganz vergessen, dass er sie da geparkt hatte.
 

Als er wieder in ihr Schlafzimmer kam, hatte Jean seine Unterlagen zur Seite gelegt und maß ihn vorsichtig. Nachdenklich hatte er den Kopf schief gelegt.

„Knox?“

Jeremy warf die Hose in seine Strandtasche und wandte sich dann dem anderen Jungen zu.

„Was gibt es?“

„Ich…“ Anscheinend bereitete etwas Jean Probleme, das er selbst für sich noch nicht ganz sortiert hatte. Stirnrunzelnd stockte er und knete unsicher seine Hände.

Auch wenn es Jeremy in den Fingern juckte, so hielt er inne und wartete, was Jean ihm sagen wollte. Wie auch bei ihrem Gespräch im Auto am Meer in dieser Woche fuhr er damit besser und schlussendlich schnaubte Jean, anscheinend wenig erfreut über sich selbst.
 

„Ich würde mitkommen. Wenn es erlaubt ist.“
 

Ein überraschter Laut verließ Jeremy, bevor er sich davon abhalten konnte. Er lächelte sanft, als er sah, dass genau dies den anderen Jungen verschreckte.

„Natürlich ist es das, Jean. Ich würde mich freuen, wenn du mitkommst, ich möchte aber nicht, dass du dich dazu gezwungen fühlst.“

„Ich denke, wenn die Entfernung groß genug ist, dann dürfte es gehen.“ Nachdenklich mieden ihn die grauen Augen, sahen zur Seite, weg von ihm, als wenn Jean dadurch eine Schwäche offenbaren würde.
 

Eine Schwäche, die es nicht gab. Denn Jean war nicht schwach und was, wenn nicht das hier, verdeutlichte das? Jean brachte den Mut auf, es zu versuchen. Er brachte ebenso den Mut auf, mit ihm darüber zu sprechen und sich ihm anzuvertrauen.

„Entfernung…“ Jeremy legte nachdenklich den Finger an seine Lippen und schlug schließlich die Hände zusammen. Abrupt wandte er sich zu seinem Schreibtisch und wühlte in seinen Sachen nach einem Blatt Papier und einem Stift. „Einen Moment!“

Unter Jeans durchdringender Aufmerksamkeit holte er sich einen seiner Stifte und malte eine Skizze auf, die er Jean nach einer rekordverdächtig schnellen Minute langsam reichte. Erwartungsvoll sah Jeremy dabei zu, wie Jean die Zeichnung analysierte und anscheinend an Jeremys mangelnden Zeichenkünsten scheiterte.
 

„Was ist das?“, fragte der Ex-Raven schließlich zweifelnd und Jeremy trat mit Bedacht auf ihn zu. Er nahm den Stift zuhilfe, um den Abstand zwischen ihnen beiden größer zu halten und deutete auf die verschiedenen Abschnitte in der dahingekritzelten Skizze.

„Das ist ein Vorschlag. Also…hier ist der Bereich, wo die Wellen an den Strand treten, ganz hinten ist die Böschung, die den Strand begrenzt. Wenn es okay für dich ist, würde ich unser Lager direkt am Fels aufschlagen und für dich eine Strandmuschel aufstellen, die zum Aufgang offen ist, den Blick auf das Meer aber halb verdeckt. Daneben kommt ein Sonnenschirm, der ein weiterer Sichtschutz für dich ist.“
 

Reichlich überfahren sah Jean zu ihm hoch. Unverständnis machte die klar konturierten Gesichtszüge weicher, dann war es Ablehnung, die eben diese Weichheit wieder wettmachte.

„Ich brauche keine Sonderbehandlung“, erwiderte Jean leise, legte aber die Zeichnung vorsichtig auf seine Oberschenkel.

„Ich möchte, dass es dir möglich ist, einen schönen Tag zu haben, Jean. Wir schlagen immer ein Schattenlager auf, alleine schon für Fahima. Das erweitern wir dieses Mal auf eine Strandmuschel und unter dem Deckmantel des notwendigen Ausdauertrainings verlagere ich das Team weiter nach hinten. Also ist es nur halb eine Sonderbehandlung für dich.“
 

Kritisch schürzte Jean seine Lippen und für ein paar Sekunden war Jeremy sich sicher, dass der andere Junge ablehnen würde. Dass er doch nicht mitkommen würde. Jean rang mit sich, geistig wie körperlich, er setzte sich selbst unter Druck, das sah Jeremy. Der innere Kampf, den er austrug, blieb ihm jedoch verborgen, so konnte Jeremy nur abwarten, was kam.
 

„Wird es mir erlaubt sein zu gehen, wenn es…nicht geht?“, flüsterte der Ex-Raven beinahe und Jeremys Herz zog sich bei dieser Formulierung schmerzhaft zusammen.

„Du darfst jederzeit hingehen, wo du möchtest, Jean. Wenn es dir dort nicht gut geht, dann hält dich niemand auf. Versprochen. Es wird dich auch niemand zum Wasser zwingen. Du entscheidest, was du machst und wie weit du gehst. Niemand sonst.“
 

Dort, wo ihm am Anfang Unglauben und Misstrauen entgegengeschlagen war, sah Jeremy nun zaghaftes Vertrauen.

„Okay“, erwiderte Jean schlicht und es klang fast ein Ritterschlag, befand Jeremy.
 

~~**~~
 

Jean ließ den Lärm der Trojans hinter sich und blieb an dem steinernen Trampelpfad zum Strand stehen.
 

Schon während der Fahrt hatte er sich mit dem Glitzern des Meeres vertraut gemacht, das man hier anscheinend sah, sobald man das Innere von Los Angeles verließ. Es war okay, wenn man wusste, wo sich der Grund für Angst befand, wenn man ihn im Blick hatte. Wieder und wieder hatte Jean sich Jostens Worte vor Augen gehalten und versucht, sie zu verinnerlichen. Mit mäßigem Erfolg, befand er, während er neben Knox auf dem Beifahrersitz saß, Alvarez, Dermott und Ajeet hinter ihnen auf der Rücksitzbank des klapprigen Wagens.
 

Das Meer war da, es bewegte sich nicht. In seiner sonnigen, blau-türkisenen Pracht war es ein stetiger Begleiter auf dem Weg zum Strand und Jean hatte mehr als einmal mühevoll geschluckt. Sein Herz schlug bis zum Hals und mehr als ein dutzend Mal hatte er die Frage beiseiteschieben müssen, ob die Trojans die Gelegenheit nicht doch nutzten, um ihm wehzutun. Knox hatte ihm gesagt, dass er nichts zu befürchten hatte und er wollte ihm glauben.
 

Ebenso, wie sein Stolz ihm unterbewusst deutlich machte, dass er Josten in nichts nachstehen wollen würde. Das an sich war dumm, doch der partnerschaftliche Wettkampf, den sie beide in Evermore geführt hatten, wirkte immer noch nach. Und wie aus seiner Angst vor dem Alleinsein konnte Jean dieses Gefühl nicht abschütteln.
 

Er seufzte und starrte die grün bewachsene Böschung hinunter, die in einem Strandstreifen endete, der einigen Abstand zum Meer bot. Jean hoffte, dass es genug war, auch wenn die Angst in ihm eine andere Sprache sprach. Lass nicht zu, dass sie es tun, flüsterte sie ihm ein, als er probeweise eine Stufe hinunterstieg. Sei nicht dumm, begib dich nicht in ihre Nähe, begleitete die nächste Stufe. Du hast keine Garantie, dass es keine Lüge war, die nächste.

Das ging so weiter, bis Jean alle Steinstufen hinter sich gebracht hatte und mit seinen Füßen auf dem weichen Sand stand, den Blick angespannt auf die Trojans gerichtet, vielmehr auf seinen Kapitän, der wie angekündigt sie unter lauten Protesten seines Teams direkt an die Böschung platzierte.
 

Das Ungetüm, was er nun zusammen mit Fahima aufbaute, war also eine Strandmuschel und Jean runzelte ungnädig die Stirn. Das schreiend bunte Ding in rot und gelb – in welchen Farben auch sonst – war eine Beleidigung für jede Muschel, die Jean jemals in der Hand gehalten hatte.

Der Sonnenschirm war da schon besser.
 

Jean beobachtete den Zusammenhalt des Teams beim Aufbau ihres Lagers und ließ seinen Rucksack neben sich auf den Sand fallen. Mit dem Blick auf die Wellen, die weit hinten an den Strand gespült wurden und einem Ohr auf das lärmende Team löste er die Schnürsenkel seiner Sneaker und streifte sie sich zusammen mit den Socken von seinen Füßen.
 

Vor vier Monaten hatte er keinen einzigen Gedanken an den Strand verschwendet. Noch vor zwei Jahren hatte er nicht gedacht, dass er seine Füße jemals wieder in warmen Sand stellen und eben jenen zwischen seinen Zehen spüren würde. So war Jean in diesem Moment unfähig, sich auf etwas Anderes zu konzentrieren als auf das Gefühl des Sommers, das ihn mit einer Wucht überschwemmte, die er vorher nicht hatte kommen sehen.
 

Keine Sekunde lang.
 

Er war so sehr mit seiner Angst und den schlechten Erinnerungen an Rikos Folter beschäftigt gewesen, dass er vergessen hatte, sich das Schöne ins Gedächtnis zu rufen, das er mit dem Strand assoziierte.
 

Jean hob seinen Fuß und sah den Abdruck, den er im Sand hinterlassen hatte.

Er griff sich seinen Rucksack und seine Schuhe, trat einen Schritt nach vorne und sank ein, so weich war der Untergrund. Es nahm seinen Schritten die gewohnte Zielstrebigkeit und ließ ihn genauso durch den Sand staken wie der Rest des Teams auch. Beinahe lächelnd beobachtete Jean, wie seine Füße verschwanden, wieder und wieder, bis er bei der Strandmuschel angekommen war, die sich immer noch in fester Hand von Knox und Fahima befand.
 

Jean blieb unschlüssig stehen und deutete auf seinen Rucksack. „Wohin soll ich den Inhalt bringen?“, fragte er den blonden Jungen, der auf einen Tisch unweit im Schatten deutete, wo schon der Rest der Esssachen lag. Ungesundes Zeug und ebenso ungesunde Getränke. Jean rollte innerlich mit den Augen und holte das geschnittene Gemüse und Obst, das er mit Renees Rat in Form von Fotos vor ein paar Tagen für sich eingekauft hatte, hervor, dicht gefolgt von der Flasche Isotonischem, die er mitgebracht hatte.

Kommunistentisch, hatte Knox die Verpflegung genannt. Jeder brachte etwas mit, stellte es auf den Tisch und jeder aß das, was er wollte.
 

Jean wollte noch nicht einmal die Hälfte der Dinge, die er hier sah, auch nur in die Nähe seines Mundes lassen.
 

Er kehrte zurück zu der Muschel und begegnete einen Moment lang Knox‘ Blick, der ihn nonverbal fragte, ob alles in Ordnung war. Er nickte leicht und nahm auf Fahimas Einladung hin in gebührendem Abstand neben ihr Platz. Heute trug sie einen sandfarbenen Hijab, den sie wie einen Turban um ihre Haare gewickelt hatte. Bei näherem Hinsehen erkannte Jean eine Muschelkette in dem stofflichen Dutt, die in einem kleinen Seepferdchen mündete.
 

Als er seine Aufmerksamkeit wieder auf ihr Gesicht richtete, blieb er an ihren aufmerksamen Augen hängen, die ihn amüsiert musterten. Jean senkte seinen Blick und sah anstelle dessen zu Knox, der sich wie Alvarez und Laila auch von seiner Kleidung befreite und sie zum Rest auf einen ungeordneten Haufen warf, aus dem doch niemals jemand seine eigenen Sachen wiederfinden würde.
 

Mit hocherhobener Augenbrauen beobachtete Jean das Schauspiel und strich sich versichernd über seine Shorts. Es war eine derjenigen, die er auch beim Training trug und die lang genug war, die meisten seiner Narben zu verdecken. Er hatte sie als Ausgleich für sein leichtestes, langärmeligstes Shirt angezogen, das trotzdem zu warm war und es ihm schwer machte, die Ärmel nicht einfach hochzuschieben.
 

„Das ist Teil des Gesamtschauspiels“, erläuterte Fahima in ihrer tiefen, weichen Stimme. „Zu Beginn können sie es gar nicht erwarten, so schnell wie möglich ins Wasser zu kommen und zum Schluss fluchen sie wie die Teufel über den Haufen an Klamotten, den sie nicht auseinanderhalten können.“

„Das ist nicht klug“, erwiderte Jean so diplomatisch, wie es ihm möglich war. Strunzendumm wäre vermutlich ein besserer Begriff dafür.

„Nein. Aber wir sind die Netten, nicht die Klugen.“

Damit hatte sie ihn. Jean konnte es wirklich nicht verhindern, dass er sie mit einem minimalen Lächeln musterte. Er konnte auch das amüsierte Schnauben nicht verhindern.

„Treffend.“

„Danke.“
 

Jean vergrub seine Zehen in den Sand und legte seine Arme auf die Knie. Erst jetzt hatte er bewusst Zeit, sich über die Geräusche und den Geruch Gedanken zu machen, die charakterisierend für das Meer waren. Das Rauschen war um ein Vielfaches lauter als an dem Abend. Der Geruch nach Meer und Sonne intensiver. Die Erinnerungen an Marseille waren so präsent wie nie und fast konnte er schon den französischen Stimmenwirrwarr von damals hören.
 

„Als Jeremy mir gesagt hat, dass du mir in meiner Schattenecke Gesellschaft leistest, habe ich ein Spiel mitgebracht. Möchtest du?“

Jean sah auf und blieb an etwas Quietschbuntem hängen, das mit Sicherheit schonmal auf dem Dach gespielt worden war. Vielleicht würde es ihn von dem Gefühl des Wassers in seinem Rücken ablenken, das wie eine stetige, schlechte Vorahnung in seinem Nacken prickelte.
 

Er nickte stumm und sie breitete das kleine Spielfeld zwischen ihnen beiden auf der Decke aus. Aufmerksam hörte ihr Jean zu, als sie die Regeln erläuterte und die ersten Runden spielten sie in einvernehmlicher Stille, nahmen sich nichts bei dem Kampf und Sieg und Niederlage. Nach der vierten Runde sah sie auf und deutete auf sein Shirt.

„Ich habe mich aus religiösen Gründen für lange Kleidung entschieden. Was ist deine Ausrede um der sengenden Sonne hier deine Haut nicht zu präsentieren?“
 

Ihr Ton war leicht, freundlich, verlockend. Jean überlegte, wieviel er preisgeben konnte, ohne, dass er sich verdächtig machte.

„Ich möchte es nicht“, erwiderte er schließlich so indifferent, wie er nur konnte, und hoffte, dass sie nicht nachbohren würde. Tatsächlich. Mit einem Nicken akzeptierte sie seine Worte und er deutete auf das weite Oberteil. „Aus welchem Material ist das? Das sieht luftig aus.“

Überrascht folgte Fahima seinem Fingerzeig. „Oh…das ist Leinen mit einem Seidenanteil. Im Sommer ist das schön kühl und es lässt sich angenehm tragen.“

Jean nickte. „Danke.“

„Klar, gerne, sag mir Bescheid, wenn du die Adresse des Ladens haben möchtest, der die Klamotten verkauft.“
 

Jean bedankte sich erneut und wagte einen Blick durch den Spalt zwischen Muschel und Sonnenschirm auf das glitzernde Meer hinaus und ihre wie Kinder tobenden Teammitglieder, die sich gegenseitig mit Wasser bespritzten und sich untertauchten, ohne dass sie auch nur einen einzigen Funken Bosheit zeigten.
 

~~**~~
 

Prustend und grinsend tauchte Jeremy wieder auf, schnippte währenddessen eine Alge von seinem Kopf.

„Du spanisches Miststück!“, grollte er spielerisch in Richtung Alvarez und bespritzte sie mit Meerwasser.

„Stets zu Diensten“, erwiderte sie und schwamm ein paar Züge um ihn herum, gab ihm Zeit, seine Haare zu ordnen und wieder zu Luft zu kommen.

„So langsam bekomme ich Hunger“, sagte Jeremy schließlich und Alvarez nickte.

„Ich habe gesehen, du hast Thunfischtaschen mitgebracht?“

„Nach dem guten, alten Rezept von meiner Mama.“

„Hmmmm.“ Genießend zog sie den Laut in die Länge und Jeremys Magen knurrte im Einvernehmen damit.
 

Alvarez planschte und Jeremy tat es ihr gleich. Nach wochenlanger Abstinenz war er wieder in seinem Element und genoss jede einzelne Minute, die sie hier im warmen Wasser verbrachten und miteinander tobten.

Der Teamtag war dringend notwendig und die Trojans genossen ihn. Überall sah er lachende, gelöste Gesichter und Zuneigung zueinander. War es nicht das, wofür sie standen? Ja, das war es und er erfüllte ihn mit stolz, dass sie eine Heimat waren für die Trojans.
 

„Sag mal, Cap“, holte Alvarez seine Gedanken wieder in die unmittelbare Gegenwart und Jeremy wandte sich ihr mit einem Brummen zu. „Hast du eigentlich eine Ahnung, was das für ein Countdown auf Mr. Gewitterwolkes Handy ist?“

Jeremy runzelte die Stirn. „Countdown? Was meinst du?“

„Als ich sein Handy in den Fingern hatte, war da ein Chat offen. Mit Monster I, wer auch immer das ist. Und dieser Chat bestand nur aus Zahlen, die heruntergezählt wurden, sonst nichts. Mr. Tall, Dark and Handsome hat auf keine einzige Zahl geantwortet.“
 

Jeremy schnaubte wenig amüsiert. „Ich habe dir schon vor ein paar Tagen gesagt, dass deine Nummer mit dem Handy daneben war. Du solltest aufhören, ihn zu stalken, Alvarez. Egal, was für ein Fan du von ihm bist.“

Alvarez rollte mit den Augen, wenig einsichtig, wie Jeremy befand. „Aber findest du nicht auch, dass das komisch ist? Hat er mit dir nicht zufällig darüber gesprochen? Schließlich wohnst du mit ihm zusammen und ihr seid mittlerweile wie siamesische Zwillinge. Mich wundert es, dass er dich nicht zu deinem letzten Date begleitet hat.“

Jeremy bespritzte sie mit Wasser. „Lenk nicht ab von deinem eigenen Fehlversagen. Du lässt sein Handy in Ruhe! Und nein, ich werde ihn nicht danach fragen. Wenn es ein Countdown ist, dann ist es ausschließlich seine Sache, aber nicht unsere.“
 

Sie kabbelten sich erneut im Wasser und kamen schließlich lachend und triefend nass aus selbigem heraus.
 

„Wetten, dass ich vor dir da bin?“, forderte Alvarez ihn heraus und Jeremy hatte überhaupt kein Problem damit, ohne Vorwarnung loszusprinten und seine Backlinerin hinter sich zu lassen um der Erste am Buffet zu sein.
 

~~~~~~~~~~~~

Wird fortgesetzt.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ein kleines Wort zum letzten Teil: Jean hält wenig von den Fähigkeiten der Trojans... das ist jedoch seine Ravenseinstellung. Die Trojans werden in den Büchern als furchterregend gute Mannschaft auf Profi-Niveau beschrieben (und das sind sie letzten Endes auch hier...nur eben nicht in der perfektionistischen Jean-Ansicht). :) Komplett anzeigen

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