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Im Fluss der Zeit

von

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Untersuchung

Zeria war während meiner Abwesenheit leider schon von den anderen Gruppen eingespannt worden und versank nun regelrecht in ihrer Arbeit. Aber da diese Angelegenheit mit dem Armband wirklich seltsam war, verabredeten wir uns gleich früh am nächsten Morgen, um die Sache näher zu beleuchten. Ihr Zelt war die reinste Unordnung, vollgestellt mit Büchern, herumfliegendem Papier, Gerätschaften, Gläsern für Experimente und noch viel mehr. Ich nahm es ihr nicht übel, schließlich hatte sie kaum Zeit zum Aufräumen.

 

Ich hatte es mir auf einem Stuhl gemütlich gemacht, Zeria saß mir gegenüber. Dabei legte ich meine Hand in ihre, sodass sie das Armband durch eine Lupe betrachten konnte. Sie fragte: „Und du sagst, es hat dich angesprungen und sich von selbst festgesetzt, ja?“

Ich sagte: „Ja genau.“

„Aha“, machte sie nur. Ihre blauen Augen schrien die Skepsis geradezu in die Welt hinaus. Ich war versucht sie zu fragen, ob sie mir etwa nicht glaube, aber ich verkniff mir eine derartige Aussage. Zudem ich einsehen musste, dass es ziemlich unglaubwürdig klang.

 

„Also“, sagte sie nach einer Weile, in der sie konzentriert alle Kleinigkeiten des Bands betrachtet und hin und wieder daran gezogen hatte. Bevor sie mit ihrer Erklärung ansetzte, warf sie ihre langen blonden Zöpfe nach hinten.

„Ich könnte versuchen etwas davon abzuschneiden und Tests durchzuführen, um das Material zu ermitteln. Aber ich bezweifle, dass das möglich ist, nachdem du mir erzählt hast, dass es nicht durchgeschnitten werden konnte. Die gute Nachricht ist, dass ich von so einem unzerstörbaren dehnbaren Material schonmal gelesen habe, ist aber schon eine Weile her. Es ist definitiv von den Shiekah entwickelt worden, aber ich habe nichts Genaues im Kopf, bloß, dass die Herstellung mit einem großen Aufwand verbunden ist und sich eigentlich gar nicht rentiert. Für dieses kleine Band sind wahrscheinlich ziemlich viele Ressourcen draufgegangen. Darum wurde die Produktion vor Jahrtausenden eingestellt. Wenn dieses Band also das ist, wofür ich es halte, hast du wirklich etwas seltenes entdeckt.“

„Okay“, sagte ich. „Und wie kommt es, dass es sich selbstständig machen konnte? Und es sich ohne weiteres zusammenschweißen konnte?“

„Keine Ahnung“, gab Zeria zu. „Magie?“

„Das kann nicht dein Ernst sein.“

„Wieso? Hältst du das nicht für möglich? Hyrule ist nun Mal ein magisches Land und gerade die Shiekah haben doch ihre eigenen Rituale und Praktiken. Würde mich nicht wundern, wenn dieser Gegenstand ebenso von Magie durchtränkt ist.

Aber, wenn du immer noch skeptisch bist… es gäbe die Möglichkeit die Magie zu messen, die davon ausgeht.“

„Sowas geht?“

„Ja schon. Ich meine, Magie zu erfassen ist schwierig und die Methoden dazu sind weit entfernt von der Perfektion. Aber ich hab hier ein tolles Gerät, das Strahlung messen kann. Wenn die Skala gesprengt wird, können wir mit hoher Wahrscheinlichkeit von Magie ausgehen.“

„Warte, Strahlung? Meinst du sowas wie radioaktive Strahlung?!“

Zeria lachte. „Keine Sorge“, sagte sie. „Magische Strahlung ist im Gegensatz zu radioaktiver nicht gefährlich. Dein Arm wird nicht zersetzt werden oder mutieren oder so, mach dir mal keinen Kopf.“

 

Das Gerät, das Zeria nutzte ähnelte einem Shiekah-Stein, doch war es wesentlich kompakter, dazu schauten an der oberen Seite zwei Antennen hervor. Sie hielt es über das Band und es begann sogleich in regelmäßigen Abständen zu piepen.

„Das dauert aber ganz schön lange“, sagte ich, nachdem wir schon einige Minuten auf ein Ergebnis warteten.

„Jap. Noch ein Beweis, dass es wahrscheinlich Magie ist. Das Gerät versucht auf ein Ergebnis zu kommen, kann dieses aber nicht erfassen.

Da, siehst du?“, meinte sie nur kurz darauf und hielt mir den Bildschirm vor das Gesicht. Angezeigt waren drei Nullen.

Ich fragte: „Und was heißt das jetzt?“

Sie erklärte: „ Das heißt, dass die Strahlung außerhalb des messbaren Bereichs liegt. Ganz einfach.“

Ich seufzte. „Magie also“, meinte ich. „Toll, dann brauche ich ja schon wieder einen Experten. Das übersteigt ja eigentlich mein Budget…

Wie auch immer. Danke, dass du dir das angesehen hast.“

„Kein Problem, gerne. Übrigens, der Stein in der Mitte da. Ich gehe mal stark davon aus, dass das ein Stein der Zeit ist.“

„Ein Stein der Zeit? Bist du dir sicher?“

„Relativ sicher. Ich meine, klar, ohne genaue Proben kann ich das nicht bestimmen, aber es spricht vieles dafür. Steine der Zeit sind auch magisch und die Strahlung, die sie abgeben ist enorm, sogar im deaktivierten Zustand. Vielleicht hat das Gerät vor allem das gemessen. Außerdem passt es ja auch zum Thema des Tempels, oder nicht? Und die dunkle Farbe entspricht eigentlich haargenau der eines deaktivierten Stücks.“

„Du könntest recht haben. Kannst du das nicht genau überprüfen?“

„Der Stein ist ziemlich klein, aber ich könnte bestimmt ein Stück davon abnehmen und einen ersten Test starten.“

„Klingt gut, mach das doch bitte.“

„Alles klaro.“

 

Als ich mich wieder auf den Weg machen wollte, trat Manori in das Zelt. Er trug einen Pullover, weshalb ich nicht sehen konnte, ob er in ein Verband eingewickelt war, aber ich konnte es mir denken. Ein großes Pflaster bedeckte den tiefen Schnitt an seiner Wange. Sein schwarzes Haar, das er für gewöhnlich zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden trug, war ausnahmsweise offen. Es reichte ihm bis zum Kinn. Sobald er mich bemerkt hatte, nahm sein Gesicht einen überraschten Ausdruck an.

Er sagte: „Oh, Thefa, hallo.“

„Guten Morgen Manori. Wie geht’s dir?“

Er antwortete: „Ach, weißt du, ganz gut eigentlich. Den Umständen entsprechend eben.“ Er lachte ein wenig verhalten, ich tat es ihm gleich.

 

Nach einer kurzen und unangenehmen Sprechpause sagte ich: „Hör mal, ich hatte gestern nicht die Gelegenheit mich zu entschuldigen.“

„Wofür denn?“, fragte er irritiert. „Wenn schon muss ich mich für mein Verhalten entschuldigen. Schon wieder.“

„Ja, ähm. Das finde ich eigentlich erstmal nicht weiter schlimm. Ich meine, ich wollte mich dafür entschuldigen, dass du von dem Wächter verletzt wurdest.“

„Aber das ist doch nicht deine Schuld, Thefa.“

„Doch, ist es. Ich hätte mich um den Wächter kümmern müssen, aber ich war zu vorsichtig, habe zu lange gezögert. Ich hätte es beenden müssen, bevor er dich verletzen konnte. Und das tut mir leid.“

„Thefa“, sagte er. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich wusste nicht, dass dich das so mitgenommen hat. Ich gebe doch nicht dir die Schuld dafür. Es war ein Unfall, mehr nicht.“

Ich war immer noch der Meinung, dass es mehr als nur ein Unfall war, aber ich war dennoch erleichtert, dass er es mir nicht übel nahm.

 

Ich fragte: „Ich nehme mal an du bist hier, damit Zeria dich nochmal durchchecken kann?“

Zeria nahm ihm die Antwort ab. Sie sagte: „Du hast es erfasst. Ich muss sicherstellen, dass seine Wunden sich nicht entzünden. Eigentlich habe ich alles gründlichst behandelt, aber man kann ja nie wissen. Außerdem muss ich sein Verband wechseln.“

„Ach so. Dann will ich euch nicht weiter stören.“

Ich war schon fast aus dem Zelt getreten, da richtete Manori nochmals das Wort an mich. Er sagte: „Warte noch kurz. Ich hab vergessen dir zu sagen, dass gestern ein Brief aus Hyrule-Stadt für dich gekommen ist.“

Ich sagte: „Ja, ich weiß. Dakehro hat mir gestern schon Bescheid gesagt, ich hab ihn auch schon gelesen.“

„Und?“, fragte er. „War es etwas wichtiges?“

„Der Brief war von der Expertin für antike Shiekah-Geschichte. Ihr Name ist übrigens Dolris. Sie hat mich bloß darüber informiert, dass sie in der nächsten Zeit nicht zu uns stoßen kann. Aber es steht mir frei sie zu benachrichtigen, wenn ich bei irgendwas Fragen haben sollte.“

„Na dann“, meinte er. „Schade, aber nett von ihr. Hast du denn schon etwas, worüber du sie ausfragen willst?“

Zeria klinkte sich ein und fragte: „Wahrscheinlich wegen des Bands, oder?“

Fragend hob Manori die Augenbrauen. Er fragte: „Band?“

Ich antwortete ein bisschen genervt, auch wenn ich versuchte es zu verbergen: „Ja, darüber hab ich definitiv auch Fragen. Hier, es geht darum.“ Demonstrativ hob ich mein Handgelenk hoch. „Das haben wir gestern gegen Abend gefunden. Es hat sich quasi von selbst angezogen und jetzt krieg ich es nicht mehr ab. Ich würde Dolris gerne fragen ob sie weiß, was es damit auf sich hat.“

 

Manoris Blick wirkte fast schon entsetzt. „Komm mal bitte näher“, sagte er. „Ich würde es mir gerne genauer ansehen.“

„Ähm, okay“, willigte ich ein und folgte seiner Bitte.

Er starrte es an, so als könnte er nicht glauben, was er da sah. Es war eine Art der Verwirrung, die jemand nur dann aufbrachte, wenn er nicht damit rechnete etwas lange Verschollenes an einem ungewöhnlichen Ort wiederzuentdecken.

Irritiert fragte ich: „Hast du sowas etwa schonmal gesehen?“

„Was?“, fragte er, als hätte ich ihn aus einem Strudel an Gedanken gerissen. Er sagte: „Oh, äh, also… nein, ich sehe das zum ersten Mal.“

„Sicher?“, fragte Zeria, die wohl ebenfalls irritiert war über Manoris Reaktion. Also hatte ich es mir nicht nur eingebildet. Sie sagte: „Du hast so verwirrt geschaut, man könnte meinen, das Armband wäre das Triforce oder sowas.“  

Manori spielte die Sache runter. Plötzlich wirkte er tatsächlich so, als wäre es seine erste Konfrontation mit diesem Gegenstand. Er sagte: „Nein, wirklich. Ich bin einfach nur erstaunt darüber. Das ist alles.“

„Na dann“, meinte ich zögerlich. „Dann lass ich euch mal alleine. Bis nachher.“



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