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Im Fluss der Zeit

von

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Überraschendes

Wir versuchten und versuchten es über einen Zeitraum, den wir im Nachhinein nicht genau bestimmen konnten. Irgendwann hatte ich mich auf den Boden gesetzt und lehnte mich gegen die Wand. In meinem Schoss war mein Klemmbrett, auf dem ich die Kombinationen mitskizzierte, die Sivila ausprobierte und mir diktierte. Uns wurde erst klar, wie lange wir hier gewesen sein mussten, als Dakehro zu uns zurückkehrte und sagte: „Ist alles in Ordnung bei euch? Es ist schon längst Abend. Ich wollte euch zum Abendessen holen, weil ihr ja schon das Mittagessen verpasst habt.“

Irritiert schaute ich zu ihm herauf und fragte: „Es ist schon Abend? Verflucht, wie lange versuchen wir das hier schon?“

Sivila war ähnlich verwirrt und sagte: „Keine Ahnung, aber so lange kam es mir eigentlich nicht vor…“

Dakehro fragte: „Was macht ihr denn die ganze Zeit?“

Sivila erklärte: „Wir haben hier eine Art Schalter gefunden. Wir glauben, dass wir etwas in diesem Raum bewirken können, wenn wir diese Knöpfe in einer bestimmten Reihenfolge aktivieren. Sie ändern die Farbe, wenn man sie berührt, siehst du?“ Sie demonstrierte das Ganze. Leider tat sich auch bei diesem Versuch nichts.

Dakehro schaute skeptisch und sagte: „Klingt total langweilig. Das habt ihr die ganze Zeit gemacht, ernsthaft?“

„So ziemlich“, antwortete ich mit einem überforderten Lachen. „Ich habe jede Kombination, die wir ausprobiert haben mitgeschrieben.“

Ich ließ ihn einen Blick auf die etlichen herumfliegenden beschriebenen Zettel, die um mich herum lagen, werfen.

 

„Okay“, meinte Dakehro. „Ihr müsst auf jeden Fall eine Pause machen. Ihr seht schrecklich übermüdet aus. Und ihr könnt mir NICHT erzählen, dass ihr nicht am Verhungern seid.“

Dass konnte ich nicht verneinen. Schon als er zuvor auf das Abendessen zu sprechen gekommen war, hatte sich mein knurrender Magen gemeldet.

Sivila sagte: „Ich könnte auf jeden Fall etwas vertragen. Ich habe seit dem Frühstück nichts mehr runterbekommen.“

Ich stimmte nickend zu und sagte: „Ich habe schon richtige Kopfschmerzen. Seltsam, dass ich das erst jetzt merke.

Aber“, sagte ich, „lass uns noch drei Kombinationen ausprobieren, bevor wir gehen, in Ordnung?“

„Klingt gut“, sagte Sivila.

Dakehro schnaubte. Er sagte: „Wenn ihr unbedingt wollt. Aber, Thefa, bevor ihr anfangt wollte ich dir noch sagen, dass du einen Brief bekommen hast. Er kommt aus Hyrule-Stadt. Ich denke mal das könnte von dieser Shiekah-Expertin sein.“

„Ah, ja, bestimmt. Danke für die Info“, sagte ich.

 

„Sag mal“, meinte ich bevor wir fortfuhren, „wie geht es eigentlich Manori?“

„Ach“, machte Dakehro, „schon besser. Am Anfang war er eingeschnappt wie ein Kind, dem man keinen Lutscher kaufen will, aber Zeria hat ihn ordentlich zusammengestaucht. Das hättet ihr sehen müssen, es war zum Totlachen!“

Sivila lachte auf und sagte: „Kann ich mir gut vorstellen, Zeria ist bei sowas wirklich streng. Ich habe mir nach dem Training mal was gezerrt und sie das untersuchen lassen. Bei Din, ich habe sie noch nie so furios erlebt.“

 

Ich sagte: „Freut mich jedenfalls zu hören, dass es ihm besser geht. Was ist mit dem Feldarzt? Hat sich schon was ergeben?“

Dakehro antwortete: „Ich habe dem Orni-Postboten, der deinen Brief gebracht hat eine Nachricht mit der Anfrage mitgegeben. Ich denke wir kriegen morgen Auskunft.“

„Sehr gut. Danke.

Bleibst du bis wir fertig sind hier bei uns?“

„Oh ja“, meinte der Gorone. „Ich kann doch nicht verantworten, dass ihr vielleicht wieder die Zeit vergesst. Ihr müsst endlich was essen, verdammt!“

Sivila und ich kicherten.

 

Beim ersten Versuch tat sich wieder nichts. Aber beim zweiten gab es wider Erwarten tatsächlich eine Reaktion.

„Oh ihr Göttinnen!“, rief Sivila aus. „Thefa, Dakehro, seht euch das an!“

„Was, was?“, fragte ich und sprang wie von einer Wespe gestochen auf, auch Dakehro kam näher, um es sich anzusehen.

Die aktivierten, blauen Knöpfe nahmen nacheinander eine grellgrüne Farbe an. Ich bekam noch mit, wie die letzten vier sich einfärbten.

Dakehro fragte: „Äh, ist das gut?“

Ich antwortete: „Ich denke schon? Zumindest tut sich endlich etwas!“

 

Wir hörten ein Klicken, als wäre ein Schalter umgelegt worden. Aus den Knopfreihen heraus wurde eine Linie sichtbar, die in selbigem Grün wie die aktivierten Knöpfe leuchtete. Sie zog sich bis zum Altar herüber. Wir folgten ihr und konnten beobachten, wie die Linie einen der quadratförmigen Schlitze auf der Oberfläche des Altars ausfüllte. Das Leuchten intensivierte sich kurz, dann drehte die betroffene Fläche sich einmal um sich selbst.

Zu sehen war ein länglicher Gegenstand auf einem hellblauen Kissen, all jenes hinter einem Glaskasten befestigt. Die Farbe des Gegenstands ähnelte dem Braun von Leder, aber schon ohne eine Berührung war klar, dass es kein Leder sein konnte. Dafür war es zu glatt poliert und zu glänzend. Am oberen Ende war ein weißes Shiekah-Auge abgebildet, am unteren eine weiße Sanduhr. In der Mitte befand sich ein tiefdunkler, lila Stein. Mit großen, neugierigen Augen betrachtete ich den Fund. So etwas hatte ich in meiner gesamten Laufbahn noch nie entdeckt. Und, wenn meine Erinnerung mich nicht täuschte natürlich, auch noch nie als Abbildung in Büchern gesehen.

Dakehro war der Erste, der fragte: „Was genau ist das?“

Sivila sagte: „Sieht aus wie ein Band. Vielleicht eine Kette oder doch eher ein Armband? Ich wusste nicht, dass die Shiekah geheiligten Schmuck besitzen. Bisher hatte ich immer angenommen, dass das eine Besonderheit der Gerudokultur sei.“

„Das habe ich auch immer gedacht“, sagte ich dazu.

 

„Okay, wir machen das so“, sagte ich. „Zuerst machen wir ein Foto davon im Glaskasten, dann nehmen wir das Glas herunter und fotografieren es so. Danach nehmen wir es mit. Ich werde es Zeria zur Untersuchung geben, damit wir ungefähr ermitteln können, wie alt das hier ist.“

Sivila und Dakehro nickten mit dem Kopf zum Zeichen, dass sie verstanden hatten. Ich machte mich sogleich daran das erste Foto zu schießen, anschließend bat ich Sivila darum den Kasten vorsichtig herunterzunehmen. Das nächste Foto folgte sogleich.

 

Ich steckte den Shiekah-Stein wieder an den Gürtel um meine Hüften. „Dann wäre das geschafft!“, rief Sivila freudig aus. „Ich kann das Essen gar nicht mehr erwarten. Bin gespannt, was es gibt.“

Dakehro sagte: „Für mich und meine Brüder gibt es natürlich delikate Steine von der Spitze des Hylia-Berges. Ich bemitleide euch richtig dafür, dass ihr diese Köstlichkeit nie werdet genießen können.“

Sivilas Blick, den sie mir verstohlen zuwarf, sprach Bände. Mit deutlich sarkastischem Unterton sagte sie: „Oh ja, das ist ja so traurig…“

 

Ich holte einen Handschuh aus meiner Gürteltasche hervor und zog ihn über meine rechte Hand, dazu hielt ich eine Tüte zum Konservieren in meiner linken bereit. Mit größter Achtsamkeit machte ich mich daran den neuen Fund zu bergen. Doch als meine Hand nur wenige Zentimeter darüber schwebte, sprang das Band mich förmlich an. Ehe ich reagieren konnte, hatte es sich schon um mein Handgelenk gewickelt.

Überrascht wich ich zurück und rief: „Was zum?!“

Dakehro und Sivila starrten das Band um meinem Arm mit großen, entgeisterten Augen an. Mein Blick, der auf diesem ruhte, war ähnlich entsetzt.

 

Dakehro fragte: „Ist das gerade wirklich passiert?“

Sivila sagte scherzhaft: „Naja, zumindest wissen wir jetzt, dass es ein Armband sein soll.“

Ich lachte, aber in einem deutlich nicht begeisterten Ton und sagte: „Sehr witzig!“

„Worauf wartest du? Nimm es ab“, meinte Sivila.

„Denkst du, das hatte ich nicht vor?“, gab ich zurück. Ich legte meine Finger, die aufgrund der Aufregung begonnen hatten zu zittern, um das Band. Da ich keine Stelle auffinden konnte, an der das Armband zu öffnen wäre, zog ich einfach daran. Aber das half nichts. Also versuchte ich es über meine Hand zu ziehen, doch schien mir so als würde es bei dem Versuch stetig enger werden. Allmählich tat es richtig weh, es schnitt sich regelrecht in meine Haut.

 

Ich gab auf und sagte ein wenig verzweifelt: „Ich krieg es nicht auf. Es geht nicht!“

Dakehro meinte: „Das kann doch nicht sein. Warte, ich versuch es mal.“

Mit aller Kraft versuchte der Gorone das Band mit seinen wulstigen Fingern auseinanderzureißen.

„Mach es nicht ganz kaputt!“, rief ich, aber meine Bedenken waren nicht nötig. So sehr er sich auch anstrengte, es entstand nicht einmal ein kleiner Riss.

Er sagte: „Verdammt noch eins. Ich hab noch nie so ein stabiles Armband gesehen!“

Sivila sagte: „Ich versuche mal, es durchzuschneiden.“ Sie zog ihr Messer hervor und schob es unter dem Band durch. Die kalte Klinge auf meiner Haut schoss einen fröstelnden Schauer durch meinen Körper.

 

„Auch das geht nicht“, meinte Sivila, die mit dem Messer größten Druck auf das Band auszuüben schien und beim Schneiden immer ungeduldiger wurde. „Das kann doch gar nicht sein!“

„Okay“, meinte ich. Die Sorge um die scharfe Klinge an meinem Handgelenk stieg allmählich an. „Steck das Messer wieder weg bevor du mich schneidest, bitte.“

 

Obwohl ich wusste, dass es nichts bringen würde, zog ich nochmal ein wenig daran. Es fühlte sich zwar wie das typische Baumaterial der antiken Shiekah an, aber es war elastisch und dehnbar.

Ich sagte: „Wenn Zeria gleich noch Zeit hat, lass ich sie das mal untersuchen. Ansonsten muss das bis morgen warten. Ich habe zu großen Hunger und zu große Kopfschmerzen, um mir jetzt weitere Sorgen darum zu machen. Kommt, gehen wir.“



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