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Cursed

von

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Allein

Shizuka war mit ihren Gedanken noch bei Aiden als sie im Tempelgebäude schwungvoll um die Ecke bog und in einen älteren Herren hinein stolperte.

„Oh. Ich bitte um Verzeihung, Hohepriester.“

„Schon in Ordnung, mein Kind. Ich wollte eh noch einmal mit dir sprechen.

Hat der Junge dir noch etwas anderes erzählt bevor ihr zu mir gekommen seid?“ Shizuka stockte. Sie fühlte sich verantwortlich für Aiden, aber ihren Hohepriester anzulügen könnte sie nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren.

„Nichts wirklich wichtiges. Er war ziemlich durch den Wind als er aufwachte“, umschrieb sie die Wahrheit daher ein wenig. Ein skeptischer Ausdruck erschien auf dem Gesicht des Hohepriesters und Shizuka wechselte schnell das Thema.

„Glaubt Ihr, dass es die richtige Entscheidung war, Aiden einfach so gehen zu lassen? Ganz allein?“

„Mach dir nicht zu viele Gedanken um ihn. Der arme Junge wird seinen nächsten Geburtstag vermutlich so oder so nicht mehr erleben. Wenn ihn der Magier nicht tötet, dann wird sein Dämon ihn erledigen sobald er keine Verwendung mehr für ihn hat.

Wir können leider nichts mehr für ihn tun. Die Risiken für einen weiteren Exorzismus können wir bedauerlicherweise nicht kalkulieren und ihn hier im Tempel zu behalten wäre vermutlich sogar noch gefährlicher.

Die Kombination aus einem so unzurechnungsfähigen Opfer und einem derart mächtigen Fluch, der nun auch noch einen persönlichen Groll gegen uns hegen dürfte, ist schlichtweg zu riskant.

Der Junge ist eine tickende Zeitbombe und je weiter er vom Tempel entfernt ist umso besser.

Dein Mitgefühl ziert dich, Shizuka, aber wir müssen sicherstellen, dass wir uns nicht im Explosionsradius aufhalten, wenn die Zeit für ihn abläuft.“ Shizuka nickte abwesend.

Sie fühlte sich schrecklich. Es war ihre Schuld, dass Aidens Seele Schaden genommen hatte und Reel unterdrückt wurde. Sie war es gewesen, die ihn als Verfluchten identifiziert und ihn ihrem Hohepriester gemeldet hatte, und nun musste Aiden die Konsequenzen für ihr Handeln tragen.
 

Geschlagene drei Stunden dauerte es bis alle Betreffenden über Aidens Wiedererscheinen informiert waren und eine weitere Stunde verbrachte Aiden mit seiner Mutter am Telefon. Als das Telefonat endlich endete, fühlte sich Aiden als müssten seine Ohren bluten, so lange hatte er sich den immer gleichen Standpauken verschiedener Personen ergeben müssen.

Und sein Leidensweg war noch nicht beendet.

Dem finalen Gegner – seinen Mitschülern – musste er sich noch stellen.

Aiden atmete tief durch, sammelte seinen Mut und ging durch die Tür. Kaum betrat er das Zimmer wurde es schlagartig totenstill. Niemand sprach mehr ein Wort und alle Augen waren auf ihn gerichtet.

Aiden spürte, wie ihm die Luft knapp wurde, als hätte er plötzlich vergessen wie man atmet. Die Sekunden zogen sich ins Unendliche bis Aiden es nicht mehr ertrug, auf dem Absatz kehrtmachte und das Zimmer fluchtartig wieder verließ.

Im Weggehen hörte Aiden wie es hinter ihm wieder laut wurde und wilde Spekulationen durch den Raum flogen, aber er versuchte sie zu ignorieren. Er hatte jetzt ganz andere Probleme.
 

Ohne bewusst drüber nachzudenken war er auf die Veranda mit Blick auf den See gelaufen, auf der er sich die letzten Abende immer mit Reel getroffen hatte.

Mit einem unglücklichen Seufzen stützte er sich auf dem Geländer ab und sah nach draußen. Es war früher Abend und dementsprechend liefen dort noch vereinzelte Gruppen und Paare herum.

Aiden war zum Heulen zumute. Seine Mutter und auch seine Lehrer waren über alle Maße enttäuscht von ihm. Seine Mitschüler waren sauer, weil sie während Aidens Abwesenheit allesamt den Onsen nicht hatten verlassen dürfen und alle Ausflüge ausgefallen waren. Sein Vater war noch nicht zu erreichen gewesen, aber dem würden sicherlich auch die passenden Worte und Konsequenzen für Aidens Verhalten einfallen.

Und am allerschlimmsten: an Reels Zustand hatte sich noch nichts geändert. Er konnte ihn noch immer nur schwach spüren und in Aiden stieg erneut die Angst auf.

„Du darfst mich nicht alleine lassen“, flüsterte er leise in sich hinein und schluckte seine Tränen so gut wie möglich runter.
 

Über den Dielenboden konnte Aiden nach einigen Minuten Schritte hören, die erst zügig näher kamen, dann kurz stoppten und sich schließlich nur noch zaghaft nährten.

Mit einem besorgen Seufzen stellte sich Lukas neben ihn und stützte sich in ähnlicher Marne wie Aiden auf dem Geländer ab.

„Was zur Hölle ist los mit dir?“, kam es verdächtig beherrscht von Lukas, ohne das er Aiden ansah.

„Das würdest du nicht verstehen.“

„JA! Ganz genau! Ich versteh´s nicht. Und weißt du auch woran das liegt? Weil du nicht mit mir redest. Wie soll ich es da bitte verstehen?“

„Gar nicht. Darum geht es ja. Ich will dich in die Sache nicht mit reinziehen. Das ist so schon schwer genug.“ Aiden machte eine Pause, bevor er viel leiser ergänzte: “Du siehst ja was dabei rauskommt.“

„Aiden... Wir sind Freunde oder nicht? Du weißt, dass ich dich immer rausboxen würde, aber wenn du nicht mit mir redest, kann ich dir nicht helfen.“

„Du könntest mir auch dann nicht helfen, wenn du´s wüsstest. Kannst du nicht einfach so tun als wäre alles normal?“ Aidens Stimme zitterte immer stärker. Er wollte jetzt nicht auch noch seinen besten Freund verlieren, aber er würde ihn auf gar keinen Fall in diese Sache mit reinziehen. Vielleicht wäre es sogar besser, wenn Lukas nicht mehr mit ihm befreundet wäre. Dann wäre er nicht in seiner Nähe und würde nicht Gefahr laufen in einen Anschlag verwickelt und verletzt zu werden.

Lukas betrachtete seinen besten Freund nachdenklich. Er sah ihm an, dass Aiden es ernst meinte und dass es ihm ganz offensichtlich nicht gut ging.

„Ach verdammt. Okay, aber wenn du die Sache nicht bald in den Griff bekommst oder endlich mit mir darüber redest, dann kannst du dir einen neuen Freund suchen. Ich mach da nicht mehr lange mit.“

„Danke“, kam es kleinlaut von Aiden, der sich bemüht beiläufig eine Träne aus dem Augenwinkel wischte und schnell wieder nach draußen sah.

Eine Weile blieben sie noch dort stehen und schwiegen einander an. Dann fasste Aiden durch Lukas' Anwesenheit wieder genügend Mut um in ihr 10er-Zimmer zurück zu gehen.
 

Wieder wurde es schlagartig still, aber dieses mal ertrug Aiden die Blicke einfach, angelte sich sein Schlafzeug und ging dann betont ruhig zum Duschen.

Beim erneuten Verlassen des Zimmers, konnte er hinter sich hören, wie die anderen mit Fragen über Lukas herfielen, der diese nur mit einem genervten „Das geht euch nichts an!“ abschmetterte.

Aiden musste leise Schmunzeln. Selbst wenn er eigentlich sauer auf ihn war, hielt Lukas ihm dennoch den Rücken frei. Er hatte es wirklich nicht verdient so von Aiden behandelt zu werden, aber ihm fehlten momentan einfach die Alternativen.
 

Die Dusche hatte Aiden mehr als nötig. Seine Klamotten und auch er selbst rochen nach Angstschweiß und dem muffigen Keller, und sein Körper sehnte sich nach der wohltuenden Wärme des Wassers.

Also blieb er dort viel länger als nötig und versuchte seine Sorgen ein wenig wegzuspülen. Aber immer wieder glitten seine Gedanken und sein Blick auf seine linke Schulter. Reels Fluchmal erschien nun im hellen Badezimmerlichts eindeutig etwas blasser als es ursprünglich gewesen war.

Aidens Hand wanderte über das Besitzzeichen und fuhr es zärtlich nach. „Immerhin heißt das, dass du noch bei mir bist“, versuchte er sich selbst zu beruhigen und sammelte genügend Kraft um die angenehme Privatsphäre der Dusche wieder verlassen zu können.

Zurück im Zimmer begrüßte ihn das übliche, verurteilende Schweigen, aber Aiden nahm es einfach hin, schlurfte zu seinem Bett und drehte sich dort mit dem Gesicht zur Wand. Verborgen vor den Blicken der anderen kuschelte er sich in das rot-schwarz-karierte Flanell und schloss die Augen.

Aiden wollte nur noch schlafen. Zum Einen war er wirklich müde und wollte im Schlaf endlich mal eine Pause von seiner Angst nehmen. Und zum Anderen würde ihn so niemand ansprechen oder belästigen.
 

Und in etwa so lief die gesamte restliche Klassenfahrt ab. Obwohl seine Lehrerin ihn kaum aus den Augen ließ, hielt Aiden sich so gut wie möglich von allen anderen fern. So konnte er dem Spott entgehen und gleichzeitig vermeiden seine Mitschüler versehentlich in einen Anschlag zu verwickeln.

Lukas hielt sich überwiegend bei Sophie auf und erkundigte sich nur gelegentlich, ob es Aiden gut ging. Aber wenn er ehrlich war, war das Aiden auch ganz recht so. Er wollte jetzt mit niemandem sprechen und er hätte es auch nicht ertragen in seinem momentanen Zustand jemandem bei einem banalen Gespräch zuhören zu müssen.

Also versuchte er das Beste in seiner sozialen Isolation zu sehen.

Reels Zustand blieb unverändert. Weder in Japan noch während der Rückreise konnte Aiden eine Regung von ihm wahrnehmen, was Aidens Schweigen und Zurückhaltung allen anderen gegenüber noch konsequenter machte.
 


 

Wieder zurück im Internat lief Aiden wie programmiert auf direktem Weg in sein Zimmer. Er sehnte sich nach der Privatsphäre, die es bot, und hoffte in den vertrauten vier Wänden endlich wieder zur Ruhe zu kommen. Doch als er die Tür hinter sich schloss erwartete ihn nur eine erdrückende Leere.

Vom Flur konnte er seine lärmenden Mitschüler hören und trotzdem kam es ihm vor als herrsche in seinem Zimmer eine nahezu ohrenbetäubende Stille.

Hier war er ganz allein und niemand konnte sehen wie seine Gefühle ihn übermannten und er erneut in Tränen ausbrach.

Mit dem Rücken rutschte Aiden an der Tür hinunter, kauerte sich auf dem Boden zusammen und begann zu weinen.

Er vermisste Reel schrecklich und es gab niemanden dem er seine Sorgen und Ängste anvertrauen konnte – und von denen hatte er im Moment nun wirklich mehr als genug. Seine Einsamkeit lähmte ihn und schnürte ihm die Luft ab, also zog er einfach nur seine Beine an den Körper, legte den Kopf auf die Knie und schluchzte in die Leere seines Zimmers.
 

Die Ferien verstrichen Tag für Tag.

An Reels Zustand änderte sich nichts und Aiden schottete sich immer weiter von allem und jedem ab. Er entfloh der Einsamkeit seines Zimmers immer häufiger indem er auf die Lichtung im Wald hinterm Internat ging und trainierte. Er ging regelmäßig joggen, übte die Basisfiguren, die Reel ihm beigebracht hatte, und trainierte mit seinem Dolch bis seine Hände so wund waren, dass sie zu bluten begannen.

Aiden ertrug es nicht untätig herumzusitzen und die körperliche Erschöpfung betäubte seinen emotionalen Schmerz zumindest ein wenig.

Also zog er auch heute wieder seine Sportsachen an, zurrte seinen Dolch eng um die Taille und schlüpfte in seine Turnschuhe.

Zügig lief er durch das Internatsgebäude und vermied dabei jeden Blickkontakt.

Am Waldrand beschleunigte Aiden seine Schritte erneut und begann zu joggen. Die feuchte, frische Waldluft füllte seine Lungen und Aiden beschleunigte ein weiteres mal. Er wollte am liebsten vor allem davonlaufen – vor seinen Eltern, seinen Mitschülern, den Lehrern, dem Magier, der seinen Tod wollte, und vor seiner eigenen Angst.

Er lief seine übliche Route, durchquerte den Wald und kam nach circa einer halben Stunde des Laufens endlich auf der Lichtung an. Einer der Bäume dort hatte mehrfach als Aidens hölzerner Trainings-Partner herhalten müssen und trug entsprechende Zeichen seines Frusts.

Die Rinde wies tiefe Furchen auf und schälte sich an einigen Stellen bereits brüchig von dem darunterliegenden Holz.

Aiden vertiefte diese Wunden indem er seinen Dolch mit nahezu mechanischer Präzession immer und immer wieder in den gleichen, exakten Bewegungen über das Holz führte.

Diese Art des konzentrierten Trainings hatte etwas meditatives für ihn und half Aiden seine innere Ruhe zu bewahren.

Plötzlich riss ein lautes Knacken ihn aus seiner Trance. Aiden blickte erschrocken nach oben und sah, wie ein schwerer, eigentlich gesunder Ast exakt über ihm brach und nun mit alarmierender Geschwindigkeit auf ihn zuraste.

Panisch stolperte er nach hinten, verlor das Gleichgewicht und stürzte zu Boden. Reflexartig riss er seine Arme zum Schutz nach oben, kniff die Augen zusammen und schrie in seinem Geist Reels Namen.
 

Aiden spürte keinen Schmerz. Der Ast hatte ihn definitiv nicht verfehlt, aber getroffen hatte er ihn auch nicht.

Zögerlich öffnete er die Augen und erblickte das vertraute Schwarz von Reels Schatten.

Für einen kurzen Moment glaubte er seinen Liebsten endlich zurückzuhaben, doch etwas stimmte nicht. Reel war nirgends zu sehen und Aiden konnte ihn noch immer komatös in sich schlafen spüren.

Vorsichtig rutschte Aiden zur Seite und somit aus dem Einschlagsgebiet des Astes um sich nun ganz dem formlosen Schatten widmen zu können. Er strählte keinerlei Feindseligkeit aus – ganz im Gegenteil.

Das war eindeutig Reel, aber eben auch nicht ganz Reel. Es war nur ein Teil von ihm – sein instinktiver Teil.

Selbst während seiner absoluten Bewusstlosigkeit beschützte er Aiden.

Ein erleichtertes Lächeln stahl sich auf seine Lippen und Tränen begannen sich in seinen Augenwinkeln zu bilden. Freude und Enttäuschung mischten sich und überwältigten Aiden – und der Schatten reagierte auf diese Emotionen.

Zügig zog er sich zu Aiden zurück, ließ dabei den Ast zu Boden fallen und legte sich schützend ein gutes Stück weit um den Körper des Jungen.

Tröstend schlang er sich um seinen linken Arm, die Schultern und seinen Hals.

„Danke“, flüsterte Aiden dem Schatten zärtlich und mit tränenerstickter Stimme zu und dieser kletterte noch ein kleines Stück weiter an Aidens Hals hinauf.

Eine ganze Weile blieb Aiden auf dem Waldboden sitzen und ließ sich von Reels instinktgesteuerter Seite trösten. Sie reagierte auf seine Gefühlslage und ließ sich von Aidens Arm lenken.

Der Schatten konnte sich offensichtlich nicht vollständig von Aidens Körper lösen, sondern blieb dauerhaft dicht auf seiner Haut, während Reels menschliches Bewusstsein weiterhin in Aidens Innerem schlief.
 

Die Ausgangssperre stand bereits kurz bevor als Aiden sich endlich mit dem Gedanken abfand, wieder ins Internatsgebäude zurück zu müssen.

Widerwillig richtete er sich auf und seufzte schwer. Er musste seine Gefühle beruhigen um auch Reels Schatten wieder zur Ruhe kommen zu lassen. Sanft zwang er ihn wieder in seinen Körper zurück und dieser leistete Aidens Wunsch folge. Nicht ganz freiwillig aber dennoch folgsam zog die formlose Dunkelheit sich von Aidens Hals zurück, wanderte auf sein linkes Schulterblatt und verschwand dort rückstandslos in dem verschlungenen Fluchmal.

Aiden fuhr es zärtlich mit den Findern nach, so wie er es seit dem Exorzismus regelmäßig tat, dann atmete er einmal tief durch und machte sich auf den Rückweg zum Haupttor des Internats.

Es wurde zur Sperrstunde abgeschlossen und Aiden wollte es vermeiden sich schon wieder Ärger einzuhandeln. Entsprechend eilig hatte er es nun.

So schnell seine Beine ihn trugen rannte Aiden den unebenen Waldweg entlang und es war als verleihe Reels Schatten ihm Flügel. Kühl streifte der Wind sein Gesicht während Aidens Ziel immer näher kam.
 

Als er durch die breite Flügeltür in die Eingangshalle spurtete erwartete ihn bereits der Direktor mit seinem massigen Schlüsselbund in der Hand.

„Aiden Moore – der übliche Ausreißer wie ich sehe.“

„Ja. Tut mir schrecklich leid. Ich hab...“ Doch da würgte der Direktor ihn schon mit einer strengen Handbewegung ab.

„Ausreden sind mir egal. Sieh einfach zu, dass du pünktlich bist. Alles andere interessiert mich nicht.“

„Zu Befehl“, gab Aiden kurz angebunden zur Antwort und eilte dann an ihm vorbei in Richtung des Jungentrakts. Erst jetzt viel ihm auf, dass er kaum außer Atem war. Der Sprint durch den Wald kam ihm wie eine Kleinigkeit vor und er fühlte sich als hätte er noch kilometerweit so rennen können.

Aiden schüttelte ein wenig den Kopf. ' Besser ich halte es wie die Hummeln – einfach nicht weiter darüber nachdenken.'

Durch die Gänge liefen vereinzelt vergnügte Schüler, die das beste aus den verbleibenden Ferientagen machen wollten. Sie alle sahen an Aiden vorbei wenn er ihnen entgegen kam, aber er konnte ihre Blicke in seinem Rücken spüren sobald er an ihnen vorbeigelaufen war.

Aidens freiwillige Selbstisolation hatte die Gerüchte über ihn zunächst angeheizt, doch nach einigen Tagen waren sie zu seiner Erleichterung mangels neuen Stoffes größtenteils verstummt.

Die urteilenden Blicke waren zwar geblieben, aber Aiden war das gleich. Er hatte momentan genügend wichtigere Dinge, um die er sich Gedanken machen musste.
 

Lukas hatte irgendwann aufgegeben und da Aiden nicht von sich aus sprach, sprachen sie mittlerweile gar nicht mehr miteinander.

Beim Essen saß Lukas an Sophies Tisch und Aiden wich schuldbewusst seinem Blick aus. In diesen Momenten musste Aiden sich immer verstärkt zur Ruhe zwingen um Reels Schatten im Zaum zu halten. Er durfte sich nicht vor den Augen der anderen zu starken Gefühlen hinreißen lassen und dadurch riskieren Reels animalische Seite freizusetzen.

Solange Aiden ruhig blieb gehorchte der Schatten ihm mehr oder weniger, aber Reels Beschützerinstinkt stellte Aidens Sicherheit über seinen Willen. Und diesem Instinkt entsprechend würde der Schatten sich verhalten.

Also stand Aiden nun eilig auf und brachte seinen noch recht gut gefüllten Teller weg. Der Appetit war ihm irgendwie vergangen und er wollte nur noch raus aus dem Speisesaal.

Von ihrem Tisch aus warf nicht nur Lukas sondern auch Sophie ihm einen besorgten Blick zu, und Aiden ignorierte beide, während er zügig den Raum voller lärmender Schüler verließ.

Es waren viele neue Gesichter dabei, denn morgen war der erste Tag des neues Schuljahres und die neuen Schüler waren bereits innerhalb der letzten Tage angereist.

Unter diesen hatte Aiden bereits den Ruf als eigenbrötlerischer Einzellgänger, aber dadurch hielten sie sich zumindest von ihm fern. Also war es ihm ganz recht so.
 

Aiden schlurfte wieder in sein Zimmer zurück, schloss die Tür hinter sich und ließ sich rücklings aufs Bett fallen. Er hob seine linke Hand ein Stück weit über sein Gesicht und rief nach Reel.

Sofort kletterte die geliebte Schwärze von der Schulter aus seinen Arm empor und hüllte diesen ein. Munter umschlangen die dunklen Schwaden Aidens Finger und tanzten zwischen ihnen umher.

Aiden genoss dieses Spiel und trieb es so häufig wie möglich.

Da Reels instinktgesteuerte Seite nur bedingt bis gar nicht auf Worte reagierte, hatte Aiden andere Wege der Kommunikation finden müssen – und diese Spielerei war einer davon.

Flink huschten die Partikel dämonischer Macht über Aidens Hand und strichen zärtlich über die Schwielen, die das exzessive Training mit dem Dolch verursacht hatte.

Der Schatten konnte ihn nicht heilen, aber er tat instinktiv alles um Aiden zu beschützen und ihn zu trösten. Und Aiden war ihm mehr als dankbar dafür.

Er vermisste Reel noch immer, aber zumindest einen Teil von ihm zurück zu haben, schenkte Aiden neue Hoffnung und ließ ihn seine Einsamkeit ein wenig leichter ertragen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Die Unzuverlässigkeit in Person (aka ich) hat es tatsächlich mal wieder geschafft ein Kapitel zu fabrizieren. Und irgendwie hat es ein Eigenleben entwickelt... Also weniger dieses und mehr das nächste Kapitel. Ich weiß selbst nicht so richtig was ich davon halten soll, aber hey, it is what it is.
Eventuell werden einige Kapitel noch mehr oder weniger stark editiert und verändert werden. Mal sehen wo das aktuelle Eigenleben dieser Story uns so hinführt ^^"
Also bis zum nächsten Kapitel (wann auch immer es erscheinen wird...) Komplett anzeigen

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