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Irrenanstalt

WGs sind die Hölle!
von

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Irgendwie schockverliebt

Am selben Abend
 

Als ich zuhause ankam, und meine kleine „Partytasche“ einfach zu dem beängstigend instabil gestapelten Haufen Schuhe warf, war mein Zorn auf Sasuke noch immer weißglühend. Sein Auftritt per se hätte schon genügt, aber nein, er besaß auch noch die Dreistigkeit, mich als Schuldige unseres frostigen Schweigens abzustrafen.

Mit zittrigen Fingern fischte ich mein Handy aus meiner Gesäßtasche. Ich hatte die Nase von dem Uchiha endgültig voll und so begab ich mich in die Küche und knipste das Licht an. Während ich mir ein kaltes Wasser aus dem Kühlschrank angelte, um zumindest meinen Verstand etwas abzukühlen, wählte ich die Nummer von Ino. Mir war durchaus bewusst, dass sie nicht direkt beim ersten Versuch ans Telefon gehen würde, doch das war mir gerade schnurzpiepegal. Seufzend setzte ich mich an unseren Esstisch und rief Ino Mal um Mal an, während ich das kalte Getränk geradezu inhalierte. Erst mit dem ersten Schluck war mir so richtig bewusst geworden, wie ausgetrocknet ich mich dank des Alkohols gefühlt hatte.

Die Zeit verging schleppend, wie mir die Uhr oberhalb der Küchentür schmerzhaft deutlich klar machte und ich spürte, wie ich von Minute zu Minute ungeduldiger wurde. Was zur Hölle trieb das Mädel schon wieder? Bestimmt flirtete sie mit irgendeinem gutaussehenden Kerl. Wenn Ino wollte, konnte sie vermutlich jeden haben, aber sie liebte und respektierte sich selbst zu sehr, um sich mehr hinzugeben, als einem flüchtigen Flirt. Ich hatte in der Zeit unserer Freundschaft tatsächlich erst ein einziges Mal miterlebt, wie sie so verzückt von einem Mann war, dass sie wirklich mit ihm nachhause gegangen war. Das Schlimmste daran war aber, dass sie danach niemandem etwas erzählt hatte. Die Mädels und ich hatten uns versammelt und sie mit Fragen durchlöchert, doch sie hatte nur süffisant gegrinst und geschwiegen.

Der schrille Ton meines klingelnden Handys holte mich abrupt zurück auf den Boden der Tatsachen, doch es war nicht Ino, die mich endlich anrief, sondern Naruto. Verwirrt rieb ich mir mit Daumen und Zeigefinger den Nasenrücken und schloss für einen Moment die Augen, ehe ich auf Annehmen drückte.

„Was willst du?“, fragte ich ihn genervt und hörte das ferne Dröhnen der viel zu lauten Diskomusik. “Sakura was zur Hölle ist los mit dir und Sasuke? Er hat mir nur gesagt, dass ihr zwei... Differenzen hattet und ist danach spurlos verschwunden! Ist er bei dir?“, fragte er mit besorgter Stimme nach. Er musste noch nicht viel getrunken haben, denn er artikulierte sich klarer, als er es sonst Freitagabend um diese Zeit tat. Scheinbar ging unser Theater nicht spurlos an dem blonden Chaoten vorbei. Beinahe fühlte ich mich schlecht, alles in mir wollte ihn beruhigen, doch angesichts meiner Pläne fiel mir nichts ein, was ich ihm Besänftigendes sagen konnte, was nicht gelogen wäre. Bevor ich ihm allerdings wirklich antworten konnte, hörte ich einen Schlüssel, welcher sich im Schloss drehte.

„Scheint so, als würde er gerade heimkommen. Mach dir keine Sorgen, bei uns ist alles gut. Du kannst mir aber einen Gefallen tun!“, antwortete ich ihm möglichst ruhig. Für einen Augenblick hatte ich das Bedürfnis gehabt, in mein Zimmer zu hechten, doch Sasuke schien auf Krieg aus zu sein und ich war es müde, vor ihm davonzulaufen.

„Okay... Dann ist ja gut. Und natürlich, was gibt es denn?“, hakte er nach.

„Such' mal Ino und sag ihr, sie soll mich anrufen, wenn du sie findest, okay?“

„Okay. Alles klar. Dann bis später!“ Und damit legte er auf.

Später, genau, dachte ich und verzog mein Gesicht zu einer missmutigen Grimasse. Just in diesem Augenblick erschien Sasukes stoisches Gesicht im Türrahmen.

„Hast du dich beruhigt, ja?“, war das Erste, was er sagte. Ich schnaubte. War er schon immer so ein Arschloch gewesen und mir war das bisher durch meine rosarote Brille nur nie aufgefallen?

„Lass' mich einfach in Ruhe, ja?“ Meine Augen starrten wieder auf das Display meines Handys, welches sich wieder in absolutes Schweigen hüllte. Inständig bat ich, dass Naruto meine beste Freundin bald finden würde. Meine Lust, mich mit Sasuke heute noch weiter zu unterhalten, war ungefähr so groß, wie meine Lust, Naruto die Anatomie des menschlichen Herzens zu erläutern.

Ohne auf mich zu hören – oh Wunder – setzte er sich einfach direkt neben mich. Ich spürte seinen Blick durchaus auf mir ruhen, aber ich war vorerst wirklich durch mit diesem ganzen Mist. Mit ihm.

Und in diesem Moment reichte es mir.

„Kannst du nicht ein verfluchtes Mal respektieren, was ich sage?“, fuhr ich ihn an und durchbohrte ihn mit einem wirklich vernichtenden Blick. Der junge Mann gegenüber wirkte auf mich nicht mehr wie der, den ich kennen gelernt hatte und das innerhalb von einer einzigen Woche. Es erschütterte mich und mein Herz verzog sich schmerzhaft, aber die Wut blieb. Die Enttäuschung. Der Schmerz.

„Nur wenn du mir erklärst, was das sollte“, gab er ruhig zurück. Er wirkte ernst und obgleich seiner dämlichen „Begrüßung“, schien er wahrhaftig nicht auf Streit aus zu sein. Ich neigte meinen Kopf ein Stück zur Seite, um ihm zu signalisieren, dass er dies bitte evaluieren möge. Für einen Moment war es still zwischen uns, nur das stetige Ticken der Uhr war zu vernehmen. Sasuke seufzte, etwas was man nur sehr selten hörte. Zumindest diese Art von Seufzen. Normal seufzte er nur, wenn er von Naruto genervt war und dieses Geräusch war signifikant anders, genervter, als jenes, welches ich nun zu hören bekam.

„Wieso du in unsere Stammdisko gehst und dich dort diesem seltsamen Typen praktisch an den Hals wirfst. Du wusstest, dass wir da sein werden. Was sollte das also?“ So, wie er es formulierte, klang es, als wüsste er die Antwort auf diese Frage bereits. Davon ausgehend, dass seine Annahme so überhaupt richtig war. Was sie nicht war. Ich hatte mich Lee nicht „an den Hals geworfen“.

„Ich habe mich Lee nicht an den Hals geworfen, wie du es so schön nennst“, zischte ich deshalb prompt, „Wir waren auf einer Hausfeier in Tentens WG, wo er und Neji nun einmal auch wohnen und danach sind wir weiter gezogen. Tut mir schrecklich Leid, dass unsere Disko nun einmal die Beste der Stadt ist“, erklärte ich ihm, obwohl ich das genau genommen nicht einmal musste. Ich war ihm - vor allem ihm - nichts schuldig. Nicht, nachdem er nach unserer Nacht zusammen einfach spurlos verschwunden war.

„Du hast mit ihm getanzt, Sakura“, warf er ein und erneut schnaubte ich.

„Das hab ich mit dir auch schon, und? Von den gefühlt tausenden Malen ist wie oft etwas passiert? Achja, einmal. Und? Hatte das was zu bedeuten? Nein. Also verschone mich bitte mit deinen Moralpredigten“, gab ich schnippisch zurück.

„Das hatte nichts zu bedeuten?“, hakte er nach, die Stirn in Misstrauen gerunzelt.

„Nein. Du bist danach spurlos verschwunden und ich habe keine Anstalten gemacht, mit dir darüber zu reden. Also sind wir wohl auf der gleichen Seite des selben Buches. Toll, nicht wahr? Zufrieden? Dann lass' mich jetzt bitte in Ruhe, ich warte auf einen Anruf“, signalisierte ich mein Bestreben, unser Gespräch zu beenden, doch Sasuke schien noch nicht ganz fertig zu sein. Und dann sagte er etwas, was mich in meinen Grundfesten erschütterte. Was mir die Wärme aus dem Körper zog, als wäre ich in eine Badewanne voller Eis getaucht.

„Dann bin ich ja erleichtert“, fing er an, beinahe zögerlich, „Ich dachte, ich hätte einen Fehler gemacht. Alkohol und so. Aber wenn es dir auch nichts bedeutet hat, bin ich ja froh.“ Und damit erhob er sich und verschwand tatsächlich in sein Zimmer. Auch. Das war alles, was ich hörte. Wieder und wieder tauchte es in meinen Gedanken auf, wie ein schrecklicher Abgesang. Ich schluckte und kämpfte mit den Tränen. Unbewusst war mir selbstverständlich klar gewesen, was sein wortloses Verschwinden zu bedeuten hatte, aber es zu hören machte es noch bedeutend schlimmer.

Mit verschwimmender Sicht entsperrte ich mein Handy und wählte erneut Inos Nummer. Wieder und wieder. Wie ein Ritual. Ich konzentrierte mich übermäßig darauf und darauf, zu trinken, um mich davon abzuhalten, mitten in der Küche zusammen zu brechen.

“Hallo?!“ Beim fünften Versuch kam ich endlich zu ihr durch und ihre geschriene Begrüßung entlockte meinen Lungen sämtliche Luft. Endlich.

„Ino? Kann ich zu euch. Ich meine, so richtig. Für ein paar Tage. Ich kann nicht mehr“, war alles, was ich hervor brachte. Abgehackte Sätze mit belegter, zitternder Stimme.

“Bitte was?! Was zur Hölle ist passiert? Naruto hat mich gerade angesprochen! Ich wollte dich gerade selber anrufen! Wo bist du?“, schrie sie über die Musik hinweg.

„Können wir darüber persönlich reden? Bei dir?“, fragte ich und trank erneut einen großen Schluck Wasser, um mich vor einem Nervenzusammenbruch zu bewahren. Für wenige Sekunden war es still am anderen Ende der Leitung – naja, bis auf die Musik im Hintergrund.

“Wir treffen uns in einer halben Stunde dort. Ich suche Temari und Tenten. Bis gleich, Süße und Kopf hoch.“ Am anderen Ende piepte es, Ino hatte aufgelegt. Vermutlich beeilte sie sich, die beiden anderen Mädchen zu finden und dazu zu mobilisieren, mal wieder ein Drama á la Sasuke Uchiha zu deeskalieren. Mühsam erhob ich mich vom Tisch, um das Notdürftigste zusammen zu packen, damit ich für eine Weile bei Ino auskam – nicht, dass Klamotten ein wirkliches Thema gewesen wären. Selbst wenn Sasuke etwas gehört hatte, so machte er keine Anstalten, sein Zimmer zu verlassen.
 

Eine Stunde später
 

„Uff.“ Mehr sagte die sonst so wortgewandte Blondine nicht. Ich hatte mit Hinata ungefähr fünf Minuten im Wohnzimmer auf die Mädchen warten müssen, deren Gesichter allesamt ordentlich verschwitzt gewesen waren. Ino hatte sich geistig abwesend in die Unterlippe gebissen, als ihr Blick auf meine kleine Reisetasche gefallen war. Nicht, dass sie mich nicht als Gast haben wollte, ganz im Gegenteil - sie hatte schon öfter versucht, mich dazu zu überreden, eine 4er WG mit den anderen beiden aufzumachen -, aber die Situation zwischen mir und Sasuke hatte innerhalb kürzester Zeit erschreckende Ausmaße angenommen.

„Gut zusammen gefasst“, versuchte ich mich an einem halbherzigen Witz. Offenkundig stand mir meine Verzweiflung ins Gesicht geschrieben, denn die Anderen betrachteten mich alle mit diesem grässlich mitleidigen Blick, der alles irgendwie nur noch schlimmer machte.

„Weißt du, was ich nicht verstehe?“ Temari fand ihre Sprache als Erste wieder.

„Was denn?“, fragte ich sie mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Wieso zur Hölle macht er so eine Szene, weil du mit Lee getanzt hast, wenn eure Nacht nichts für ihn bedeutet hat? Ich meine, Männer sind manchmal schwierig, ich weiß, aber Sasuke ist jetzt wirklich der Letzte, der eine Szene macht, wenn es dafür keinen guten Grund gibt, versteht ihr was ich meine?“ Inos Gesicht hellte sich schneller auf als der morgendliche Himmel im Sommer.

„Das stimmt. Wie war das noch, Sakura? Du hast als Erste gesagt, dass es nichts zu bedeuten hatte, oder? Übrigens halte ich dich dafür immer noch für dämlich, du Esel. Aber darum geht es nicht. Für Sasuke hatte es etwas zu bedeuten, aber das zuzugeben nach deiner Aussage?“ Sie klatschte aufgeregt in die Hände, als hätte sie gerade das Heilmittel gegen Krebs gefunden.

„Hört auf“, fiel ich ihnen ins Wort, den Kopf gesenkt. Ich betrachtete meine Hände, welche auf meinem Schoß ruhten. Sie zitterten immer noch leicht. „Ich weiß, ihr meint es nur gut, aber bitte, hört auf damit.“ Es war süß von ihnen, dass sie mir quasi Hoffnungen machen wollten und bei jedem anderen Mann hätte diese Argumentation vielleicht sogar gegriffen, aber nicht bei Sasuke. Er war es einfach nur nicht gewohnt, wenn ich mal jemand anderem Beachtung schenkte und nicht ihm – und das hatte ihm einfach nicht gepasst, ganz wie einem kleinen Kind.

Ino seufzte tief und rieb sich die Stirn. Vermutlich machten sich Kopfschmerzen bei ihr bemerkbar, zumindest wäre das kein Wunder nach den Ereignissen des Abends.

„Mädels, ich fürchte, ich verabschiede mich damit“, wandte Tenten ein und erhob sich langsam von der Wohnzimmercouch, „Ich fühle mich erschlagen und ich möchte gar nicht wissen, wie es Sakura gerade geht. Wir sollten die Sache für heute sein lassen und morgen weiter machen, wo wir jetzt aufhören. Ich persönlich würde gerade für eine Dusche und eine Mütze voll Schlaf morden.“ Sie lachte, aber es klang nicht so ungezwungen wie sonst. Dennoch kam ich nicht umhin, ihr aus tiefstem Herzen zuzustimmen, wenngleich ich wusste, dass mein Schlaf in dieser Nacht sehr durchwachsen sein würde.

„Vermutlich hast du Recht“, stimmte Hinata ihr bei und seufzte ebenfalls tief. Wir sahen alle müde aus, auch wenn die Nacht noch verhältnismäßig jung war. Und so brach Tenten auf, aber nicht, ohne mir vorher eine dicke Umarmung zu verpassen. Die Intensität der unausgesprochenen Worte zwischen uns traf mich wie ein Schlag in die Magengrube und um ein Haar hätte ich doch noch das Weinen angefangen, aber ich riss mich zusammen und schluckte den Kloß in meinem Hals herunter. Bevor sie durch die Tür verschwand drückte sie mir einen kleinen, sauber gefalteten Zettel in die Hand, welcher mich an die kleinen „Liebesbriefe“ oder Kettenbriefe aus der Mittelstufe erinnerte.

„Lees Nummer“, flüsterte sie so laut, dass nur ich sie hören könnte und ein schiefes Grinsen umspielte ihre Lippen, ehe sie uns mit einem Augenzwinkern endgültig den Rücken kehrte und verschwand.

„Also gut, Mädels. Sakura kann sich im Wohnzimmer häuslich einrichten. Ich würde sagen, dass, solange du uns beehrst, morgens einfach keiner rein geht, bis die Tür nicht offen ist, damit du deine Privatsphäre hast. Wenn alle damit einverstanden sind.“ Temari blickte zwischen Ino und Hinata hin und her, welche ohne Umschweife ihre Zustimmung gaben. „Super, dann verschwinde ich jetzt in die Dusche, ich rieche nach Rauch und Schweiß.“ Sie lachte und hechtete gerade zu ins Badezimmer, bevor Ino ihr die erste Dusche des Abends streitig machen konnte.

„Ich bin als nächste dran“, rief sie halb gegen die geschlossene Tür, halb uns entgegen.

„Duschen klingt super“, seufzte ich und fühlte, wie die Müdigkeit meine Gedanken langsam aber sicher in Watte hüllte.

„Ich war schon, nachdem Neji mich heim gebracht hatte, also alles gut“, erklärte Hinata mit einem schüchternen Lächeln, „Das heißt, ich würde jetzt auch schlafen gehen, wenn das Okay ist.“ Und damit wandte sie sich höflich an mich.

„Na klar, ab mit dir. Wir sehen uns ja morgen.“ Ich umarmte sie und stiefelte ins Wohnzimmer, um mir frische Kleider parat zu legen. Ino folgte mir und ließ sich noch einmal auf die Couch fallen.

„Was meinst du, wie es weiter geht?“, fragte sie in die Stille herein. Wenn wir zwei alleine waren, konnten wir irgendwie immer besser reden. Wir kannten uns seit dem Kindergarten und egal, wie schlecht es einer von uns beiden ging, wir konnten es der jeweils anderen immer sagen. „Ich meine, selbstverständlich kannst du hier so lange bleiben, wie du möchtest, Süße, aber ich glaube nicht, dass das eine Dauerlösung sein wird.“ Sie rieb sich gedankenverloren das Kinn und starrte auf den ausgeschalteten Fernseher, als könnte dieser ihr einige Antworten liefern.

„Gute Frage. Zurück will ich ehrlich gesagt nicht mehr. Das klingt so schrecklich kindisch, ich weiß, aber ich kann Sasuke einfach erst einmal nicht mehr in die Augen schauen, ohne zu riskieren, dass ich anfange zu weinen. Bevor wir telefoniert haben habe ich mir schon ein paar Gedanken gemacht. Vielleicht etwas ganz eigenes und voller Fokus auf das Studium, verstehst du?“, warf ich eine handvoll Ideen in den Raum. Meine Situation fühlte sich so endgültig, wie ein Abschied. Als würde ein wundervoller Teil meines Lebens einfach enden. War ich zu melodramatisch? Definitiv. Letztendlich konnte ich mir dafür nur selbst die Schuld geben.

„Wenn du das möchtest, werde ich dich dabei natürlich unterstützen.“ Erneut seufzte sie.

„Danke.“ Ich fühlte mich elend. Und müde.

„Geh du als nächstes duschen. Ich glaube, du brauchst den Schlaf dringender, als ich“, sprach Ino, als wir vernahmen, wie Temari aus dem Bad kam.

„Bin fertig!“, rief sie sogleich und steckte kurz darauf den Kopf ins Wohnzimmer. Ihr sonst so unbändiges Haar klebte ihr förmlich am Kopf, was sie seltsam fremd wirken ließ. Ino schaute mich auffordernd an, sodass ich mich erhob.

„Kann ich mir eines eurer Handtücher nehmen?“, fragte ich sie. Eine dämliche Frage, was mir ihr geschnaubtes Lachen verriet.

„Du weißt ja, wo sie sind“, antwortete sie mit einem Zwinkern und machte Anstalten, mir aus dem Zimmer zu folgen. Temari verschwand in ihres und Hinatas Zimmer war bereits still. „Wir sehen uns morgen, Süße. Ruh' dich gut aus.“ Sie drückte meinen Arm und schenkte mir ein schiefes, etwas müde wirkendes Lächeln.

„Danke“, wiederholte ich, wohl wissend, dass sie das Ausmaß der Bedeutung dahinter verstand.

„Für dich? Immer.“ Und damit verschwand sie in ihr Zimmer und überließ mich meinen Gedanken.

Die Luft im Badezimmer war schwül, obgleich Temari das Fenster einen Spalt weit geöffnet hatte, um den Dampf abzulassen. Von draußen wehten aufgeregte Stimmen junger Menschen heran, welche wahrscheinlich auf dem Weg zum Feiern waren – oder von einer Feier nachhause.

Zielsicher lief ich zu dem kleinen Schrank unterhalb des Waschbeckens, um mir eines der unzähligen Handtücher zu schnappen, die darin verstaut waren. Der weiche Frottee fühlte sich angenehm zwischen meinen Fingern an. Ich konnte es kaum erwarten, aus den verschwitzten Klamotten des Abends zu schlüpfen, weswegen ich keine Zeit vergeudete und so schnell wie möglich unter die Dusche hüpfte. Das warme Wasser auf meiner Haut war angenehm und wenngleich es meine Muskeln zu entspannen vermochte, konnte es die innere Angespanntheit nicht lösen. Dennoch fühlte ich mich erfrischt, als ich das Wasser abdrehte und mich in das weiche Handtuch hüllte. Zum ersten Mal hatte ich keine Scham, einfach so, nur in ein Handtuch gekleidet, aus dem Badezimmer zu spazieren, doch bevor ich in mein vorläufiges Quartier verschwand, klopfte ich noch leise an Inos Tür, um ihr zu Verstehen zu geben, dass sie nun auch noch duschen konnte.

Es fühlte sich seltsam an, nicht in meinem eigenen Zimmer zu sein, aber nicht auf eine negative Art. Während ich in meine Schlafkleidung schlüpfte, suchte ich nach der Fernbedienung für den Fernseher – ich brauchte definitiv etwas Leises im Hintergrund, was mich in den Schlaf berieseln konnte.

Ohne große Hoffnung blickte ich auf das Display meines Handys, aber wie erwartet waren dort keine Nachrichten zu sehen. Naruto war vermutlich noch unterwegs und Sasuke... ja, Sasuke interessierte das Ganze schlichtweg nicht. Für einen Moment überlegte ich, Lee eine Nachricht zu schreiben, mich für den Auftritt zu entschuldigen, doch ich ließ es bleiben – dafür fühlte ich mich einfach zu erschlagen. Lustlos schmiss ich das Smartphone neben mir auf die Couch und verkroch mich unter eine Decke, während ich durch das Abendprogramm im Fernseher zappte. Hängen blieb ich bei einer Sitcom, deren Namen ich nicht kannte. Ich schaffte es noch, die halb angefangene Folge zu beenden, ehe ich in einen unruhigen Schlaf überglitt.
 

Der nächste Morgen
 

Die Regel mit der geschlossenen Tür war bereits neun Stunden später vom Tisch, denn Ino und Temari platzten mit übertrieben guter Laune ins Wohnzimmer, um mich aus dem Schlaf zu reißen.

„Was zum Henker ist denn jetzt los?“, gähnte ich und rieb mir den Schlaf aus den Augen.

„Ich hab' meine Brüder dazu überreden können, mit uns frühstücken zu gehen, also hopp hopp!“, scheuchte Temari mich. Meine Stimmung hob sich prompt an – ihre Brüder waren ziemlich cool und ich hatte Gaare und Kankuro schon lange nicht mehr gesehen. Wir hatten das Thema zwar gestern erst, dass sich aber so schnell eine Möglichkeit ergeben würde, hatte ich nicht zu hoffen gewagt.

„Darf ich mir zumindest die Zähne putzen?“, erkundigte ich mich ironisch und Temari rollte gespielt genervt mit den Augen.

„Ausnahmsweise.“ Und schon war sie wieder weg. Lachend schnappte ich mir meinen Kulturbeutel aus meiner Reisetasche und verschwand ins Bad, um mich zu erfrischen. Innerhalb von zwanzig Minuten war die gesamte Mannschaft fertig und wir waren bereit, aufzubrechen.

„Kommt Tenten auch?“, fragte ich in die Runde.

„Jep, habe ihr schon geschrieben, sie macht sich schon auf den Weg in die Innenstadt. Wir treffen uns dort mit ihr und meinen Brüdern“, gab Temari prompt zurück. So euphorisch hatte ich sie schon lange nicht mehr gesehen. Sie war eine grundsätzliche Frohnatur, genau wie Naruto, nur dass ihre sich nicht ganz so penetrant äußerte. Sie liebte ihre älteren Brüder abgöttisch, seit diese aber aus der Stadt gezogen waren, sah selbst sie nur noch selten.

„Die chaotische Energie zwischen dir und Kankuro ist das, was ich gerade brauche“, bemerkte ich lachend und stupste die Blondine freundschaftlich in die Seite.

„Ich nehme das jetzt mal als Kompliment, Haruno“, lachte sie und schüttelte den Kopf, was ihre wilde Mähne hin und her fliegen ließ.

Der Weg in die Innenstadt war dank der herausragenden Lage der WG kaum länger als zehn Minuten und diese verbrachten wir mit albernem Geplänkel. Bis jetzt hatte ich es tunlichst vermieden, auf mein Handy zu schauen, wenngleich ich es das ein oder andere mal hatte vibrieren spüren. Ich hatte zu gute Laune, um mir diese jetzt mit einer Diskussion mit Naruto zu verderben, nicht, dass er etwas für die ganze Sache konnte. Trotzdem stand das Frühstück erst einmal im Vordergrund und im Gedanken ging ich bereits durch, was ich mir bestellen würde.

Schon bald tauchten Tentens unverwechselbare Pandazöpfchen in unserem Blickfeld auf. Obwohl die Stadt bereits gut gefüllt war, war sie einfach nicht zu übersehen. Neben ihr standen zwei große Männer, ganz eindeutig Temaris ältere Brüder. Wir begrüßten sie nacheinander und zogen sie in überschwängliche Umarmungen, welche sie mit scherzhaften Kommentaren quittierten.

„Lange nicht gesehen“, grinste ich die beiden an. Ich war bisher erst einmal auf einer Feier gewesen, auf der auch Kankuro mit Anwesenheit geglänzt hatte und meine Erinnerungen an jene waren nur positiv. Ich hatte davor und seither selten so viel Spaß gehabt. Der Mann mit den braunen Haaren wusste definitiv, wie man die Stimmung zum kochen brachte.

„Ihr könntet uns ja auch einmal besuchen, nur so als Vorschlag“, antwortete er mit einem süffisanten Grinsen.

„Sag' das doch mal meinem Stundenplan“, schlug ich ihm vor und er lachte.

„Du hast dir Medizin ausgesucht, selber Schuld“, schoss er augenzwinkernd zurück.

„Wohl wahr“, seufzte ich theatralisch. „Als allererstes brauche ich einen Kaffee. Und zwar einen großen. Da ich aus irgendeinem Grund früher wach bin, als ich es normal gewesen wäre“, wechselte ich das Thema, meine Stimme durchtränkt von Sarkasmus und mein Blick wanderte zwischen Ino und Temari hin und her, welche pfeifend so taten, als hätten sie nichts gehört oder gesehen.

„Dich hat sie also auch geweckt?“, mischte Gaara sich ein, während wir uns gesammelt auf den Weg zum Studentencafé machten.

Auch?“, hakte Tenten nach, „Ich dachte, ich wäre die Einzige, die sie aggressiv aus dem Bett geklingelt hätte.“ Sie warf unserer großen Freundin einen gespielt vorwurfsvollen Blick zu, doch diese hüstelte nur gekünstelt.

„Pff, das ist noch harmlos, bei mir ist sie direkt ins Zimmer gestürmt und hat mich praktisch aus den Federn geworfen“, konterte ich.

„Warte, ihr wohnt jetzt zusammen?“, warf Kankuro verwundert ein und ich spürte, wie mir unangenehm warm wurde.

„Äh...“, gab ich nur von mir und fühlte mich ziemlich dumm.

„Spontane Übernachtung. Wir waren gestern zusammen feiern. Wir sind geschlossen hin und wollten ausnahmsweise mal geschlossen nachhause“, log Hinata blitzschnell mit einer Abgebrühtheit, die uns Mädchen komplett kalt erwischte. Jede von uns versuchte, sie nicht anzustarren, wie ein Marsmännchen und jede von uns sah absolut lächerlich dabei aus. Ich hatte wahrlich mit vielem gerechnet, nur damit nicht.

„Pyjama Party, huh? Da wäre ich gern dabei gewesen“, fügte Kankuro zwinkernd hinzu, was seinen Bruder dazu veranlasste, mit den Augen zu rollen.

„Du bist schlimm“, sagte er nur. Wir hatten noch immer nicht verarbeitet, was sich gerade abgespielt hatte, aber Kankuro schien Hinatas Geschichte abgekauft zu haben. Zumindest ließ er es sich absolut nicht anmerken, sollte es nicht der Fall sein.

Kurze Zeit später hatten wir es uns auf der Terrasse des Studentencafés gemütlich gemacht und unsere heißen Getränke bereits bestellt, als Kankuro ein ganz anderes Thema anschnitt.

„Temari hat uns genervt, dass wir wieder mal zusammen feiern gehen müssen. Wir sind heute bereits auf eine kleine Privatgesellschaft eingeladen, aber wie sieht es bei euch nächste Woche aus? Bei uns in der Garage?“, schlug er vor und nahm einen ordentlichen Schluck von seinem Cappuccino.

„Sind unsere Eltern etwa unterwegs? Davon haben sie mir gar nichts erzählt“, schnaubte Temari.

„Tja, das hat man davon, wenn man das ungeliebte Kind ist“, stichelte Kankuro und erntete dafür einen unsanften Rempler, welcher ihn fast aus dem Stuhl gehoben hätte, „Hey, hey, ganz ruhig, das war doch nur ein Scherz“, lachte er, nachdem er sein Gleichgewicht wieder gefunden hatte.

„Ich finde die Idee gut“, warf ich ein, um die beiden bei ihrem geschwisterlichen Geplänkel zu unterbrechen, „Kommst du dann auch wieder, Hinata?“

„Kann ich „nein“ sagen?“, entgegnete sie mit einem milden Lächeln.

„Auf keinen Fall!“ Kankuro wirkte entrüstet, dass das dunkelhaarige Mädchen überhaupt eine derartige Frage stellte. „Die Feiern in unserer Garage sind legendär. So eine zu verpassen zählt als Todsünde in manchen Ländern.“ Hinata lachte ein ehrliches Lachen und gab sich damit geschlagen.

„Dann komme ich auch.“

„Super“, jauchzte Ino und legte den Arm um die Schulter der Hyuuga, „Ach, aber tut uns einen Gefallen. Und stellt bitte keine Fragen dazu. Ich weiß, ihr könnt gut mit Sasuke und Naruto, aber ladet sie nicht ein. Bitte?“ Gaara zog erstaunt seine schmalen Augenbrauen nach oben. Er mochte vor allem Naruto sehr gerne, wenngleich er das niemals - nicht einmal unter Gewaltandrohung - zugeben würde. Dennoch respektierte er Inos Bitte und ließ das ganze unkommentiert.

„Äh... ich schätze schon?“ Der Braunhaarige wirkte ebenso verwirrt, aber auch er ließ das Thema unter den Tisch fallen. In dem Moment klingelte mein Handy. Die Nachrichten hatte ich gut ignorieren können, aber nachdem alle Anwesenden mich anstarrten, konnte ich schlecht so tun, als würde ich nichts hören. Deswegen stand ich seufzend auf und entschuldigte mich für einen Augenblick.

„Kannst du für mich mitbestellen, Ino?“, fragte ich sie und deutete auf das zusammengestellte Frühstück, welches ich wollte. Sie nickte nur und versuchte angestrengt, nicht zu bedrückt auszusehen.

Zu meinem großen Erstaunen war es Sasuke, der mich anrief und nicht Naruto, doch ich würde lügen, würde ich behaupten, dass es mir damit besser ging. Seine Stimme zu hören war das Letzte, was ich wollte.

„Ja?“ Ich berief mich darauf, mich möglichst kurz zu halten, um meiner Stimme gar nicht erst die Möglichkeit zu geben, zu versagen. Der Kloß in meinem Hals wuchs beängstigend schnell mit dem Schweigen Sasukes. „Was willst du?“, fragte ich, als mir die Stille zu unangenehm wurde.

“Wo bist du?“

„Nicht zu Hause, Sherlock“, antwortete ich gespielt locker und lachte trocken.

“Schon klar. Aber wieso sind deine ganzen Sachen aus dem Badezimmer weg? Und deine Tür abgeschlossen?“, hakte er nach. Zögernd biss ich mir auf die Unterlippe und überlegte fieberhaft nach einer glaubhaften Ausrede. Meine letzten drei funktionierenden Gehirnzellen verweigerten aber im denkbar schlechtesten Zeitpunkt die Arbeit und so fing ich an, irgendetwas Unverständliches in mein Handy zu stammeln.

“Haruno, was zur Hölle ist los?“ Sasuke wirkte ziemlich verstimmt, etwas, was mir zumindest den Hauch von grimmiger Zufriedenheit schenkte.

„Ich habe bei Ino und den anderen übernachtet und wollte einfach nicht, dass ihr in mein Zimmer geht. Was ist daran so schlimm?“ Ich atmete möglichst leise auf, wieder halbwegs Herrin über meine Fassung.

“Also kommst du heute zurück? Naruto geht mir offen gesagt ziemlich auf die Nerven wegen dir.“ Ein eher durchsichtiger Versuch, mir ein schlechtes Gewissen zu machen.

„Ich fürchte, das weiß ich noch nicht, ich habe heute Abend noch eine Verabredung“, ich betonte das Wort besonders, „und eigentlich bin ich euch nicht einmal eine Rechenschaft schuldig. Tut mir also Leid, aber viel Spaß mit Naruto“, fügte ich übertrieben euphorisch hinzu und legte auf, bevor er die Gelegenheit hatte, zu antworten. Da ich allerdings nicht albern wirken wollte, tippte ich noch ein schnelles Sorry, aber bin gerade mit den Mädels frühstücken! ab und schickte es an den Uchiha.

„Alles okay?“, fragte Tenten vorsichtig, nachdem ich mich wieder zu ihnen gesetzt hatte.

„Ja, alles klar. Sasuke beschwert sich nur, dass Naruto nervt, der übliche Kram.“ Ich zog eine vielsagende Grimasse.

„Er war doch gestern auch unterwegs, wie kann er schon wieder auf den Beinen sein?“, fragte Ino und man sah ihr an, wie sie versuchte, sich vorzustellen, nur wenige Stunden nach einer Feier schon wieder wach und darüber hinaus in der Lage zu sein, jemanden auf den Nerv zu fallen.

„Frag' mich nicht, woher er die Energie nimmt, ich weiß es nicht“, antwortete ich ihr wahrheitsgemäß und zuckte mit den Schultern, „Wo waren wir stehen geblieben?“

„Bei der Feier nächste Woche“, erinnerte Temari mich, „Wir haben uns schon auf Freitag geeinigt. Und grob einen Kreis an Leuten eingekreist, der kommt. Darunter Tentens' Jungs-“

„Das sind nicht meine Jungs“, unterbrach die Brünette sie, erntete dafür aber nur ein Abwinken seitens Temari.

„Ich werde Shikamaru mitnehmen und der Rest der Gästeliste wird von Kankuros und Gaaras Leuten aufgefüllt“, schloss sie.

„Klingt gut“, sagte ich und trank einen Schluck von meinem mittlerweile nicht mehr ganz heißen Kaffee. Vor lauter Gerede hatte ich fast das Trinken vergessen. Gott sei Dank war ich durch meine intensiven Lernnachmittage an lauwarmen oder gar kalten Kaffee gewohnt.

„Wir machen später eine Gruppe auf, da laden wir alle Leute ein, der Rest wird sich darüber dann schon regeln“, erklärte mir Kankuro und ich nickte, während ich weiter an meinem Kaffee nippte. Ich freute mich jetzt schon auf den Abend, nur beschloss ich insgeheim, dieses Mal nicht den Fehler zu machen, weiter zu ziehen. Vor allem nicht in „unsere“ Disko. Innerlich notierte ich mir, den Mädels davon zu erzählen.

Kurz darauf kam unser Frühstück und beim Anblick meines hübsch angerichteten Tellers zog sich mein Magen willkürlich zusammen. Bis dahin hatte ich gar nicht realisiert, wie hungrig ich eigentlich war, aber nun machte ich mich buchstäblich über das leckere Essen her. Gott sei Dank war ich damit nicht alleine und wir zogen uns gegenseitig mit unserem beinahe animalischen Appetit auf.

Den Rest des Morgens verbrachten wir mit Kaffee trinken und Gesprächen. Kankuro erzählte uns von seiner Arbeit und Gaara von seinem Studium, wenngleich keine von uns wirkte, als würden wir großartig viel verstehen. Das hielt zumindest den Brünetten jedoch nicht davon ab, in einer Tour weiter zu reden und ich musste gestehen, dass seine gute Laune ansteckend war.

Als wir in der WG zurück waren, war es bereits früher Mittag.

„Deine Brüder sind echt was Besonderes“, foppte ich Temari, aber sie wusste, wie es gemeint war.

„Ja, besonders ist das Wort, das ich auch benutzen würde“, pflichtete sie mir grinsend bei, „Ich packs' dann aber mal. Shikamaru und ich sind noch verabredet“, fügte sie hinzu und verschwand relativ schnell wieder. Ich hingegen ließ mich auf die Couch fallen und angelte mein Handy aus der Hosentasche, während ich den obersten Knopf meiner spürbar enger sitzenden Hose öffnete. Ich hatte es mal wieder übertrieben. „Zu viel essen“ war allerdings ein Fehler, aus dem ich niemals schlau werden würde, vermutlich.

Nachdenklich kramte ich den kleinen Zettel, welchen Tenten mir gestern gegeben hatte, aus meiner Reisetasche und speicherte Lees' Nummer in mein Handy ein.

Hey, Sakura hier. Ich wollte mich noch für den seltsamen Auftritt von meinem Mitbewohner entschuldigen. Er kann manchmal etwas... speziell sein. Ich tippte die Nachricht fünf Mal neu ein, ehe ich sie abschickte. Die Antwort kam erschreckend schnell. Fast, als hätte er ruhelos darauf gewartet, dass ich ihm schreibe.

Kein Problem, haha und kurz darauf

Hast du die Woche mal Zeit?.

Für einen Moment zog ich ernsthaft in Erwähnung, etwas mit ihm zu unternehmen, aber nachdem ich letzte Woche eher weniger gelernt hatte und ich keinesfalls zurück fallen wollte, schrieb ich ihm ein

Sorry, aber diese Woche ist schlecht. Ich will mit dem Stoff nicht hinterher hängen und aktuell häuft der sich gewaltig. Aber Temaris Brüder veranstalten am Wochenende eine Garagenfeier zu der sie dich einladen wollten. Weiß nicht, ob Tenten dir das schon geschrieben hat zurück.

Oh, cool. Nein, hat sie nicht. Aber wird sie mir später bestimmt noch selber sagen. Dann sehen wir uns also am Wochenende?

Ja, genau, antwortete ich ihm und kam nicht umhin, ein wenig zu grinsen.

Spitze! Dann will ich dich gar nicht weiter stören. Viel Erfolg beim Büffeln!!! ;) Lachend warf ich mein Handy zur Seite und ließ mich zurück in die Kissen sinken. Trotz des schlechten gestrigen Abends fühlte ich mich leicht, fast schon beschwingt. Ich freute mich richtig aufs nächste Wochenende.
 

Der Freitag darauf
 

Ganz im Gegensatz zur vergangenen Woche, verging diese wie im Flug. Der Sonntag nach dem desaströsen Abend war unangenehm gewesen, um es milde auszudrücken. Ich war für eine Stunde in meiner eigenen WG gewesen, um den Jungs zu erklären, dass ich vorerst auf Abstand bleiben würde. Naruto hatte sich total aufgeregt und wollte meine Erklärung diesbezüglich nicht hinnehmen, Sasuke hingegen hatte die ganze Zeit über beharrlich geschwiegen und mich mit einem Blick gemustert, der in Retrospektive ziemlich gruselig war. Und danach war die totale Funkstille zwischen uns eingetreten, etwas, was wir seit der Mittelstufe nicht mehr hatten.

Abgesehen davon war aber alles erstaunlich reibungslos verlaufen. Die Vorlesungen waren größtenteils spannend gewesen, die Nachmittage hatten die Mädels und ich damit verbracht, mit Kankuro und Gaara die Party zu planen. Das ganze Unterfangen hatte zwischenzeitlich derart größenwahnsinnige Ausmaße angenommen, dass wir einen Nachmittag nur damit beschäftigt waren, über die geplanten Aktivitäten zu streiten, weil es davon schlichtweg zu viele gab.

Ultimativ brach der Abend aber natürlich an und alle waren mit der Planung zufrieden. Die ursprüngliche Truppe, welche auch beim Frühstück vertreten war, hatte sich einige Stunden vor Beginn der Feier vor der Garage der Sabakunos versammelt, um ausgedehnt zu grillen. Die Stimmung war dementsprechend ausgelassen, als die ersten Gäste eintrafen, unter ihnen auch Lee. Er begrüßte mich mit einer stürmischen Umarmung, mit welcher er mich halb vom Boden riss.

„Wie war deine Woche, fleißiges Streberlein?“, fragte er und grinste von Ohr zu Ohr. Sein Lächeln war fast so ansteckend, wie Narutos.

„Mühselig, aber jetzt ist ja Wochenende – Gott sei Dank!“, antwortete ich lachend, „Und deine?“

„Da ich dich nicht gesehen habe, ziemlich langweilig“, gab er mit einem kecken Zwinkern zurück. Wir hatten die Woche über immer mal wieder miteinander geschrieben, aber die Planung der Party und Uni hatten mich zu sehr in Atem gehalten, um noch ein Treffen mit ihm unterzubringen, weswegen ich mich nun etwas unwohl in meiner Haut fühlte.

„Hey, Lee, perfektes Timing!“, rief Tenten uns zu, „Du kannst uns helfen, die ersten Kästen aus dem Keller zu schleppen!“ Der Angesprochene ließ sich nicht zweimal bitten und folgte seiner Mitbewohnerin prompt ins Haus. Ich nutzte die Gelegenheit, um mich beim Abräumen des Tisches nützlich zu machen.

„Lee scheint ganz schön vernarrt in dich zu sein“, flüsterte Ino mir zu, während wir, die Arme voll mit benutztem Geschirr, in die Küche liefen.

„Findest du?“ Ich blickte nachdenklich auf die Teller in meinen Händen, „Ich kann das nicht einschätzen, ich bin es nicht gewohnt, dass ich einmal nicht um Aufmerksamkeit buhlen muss“, fügte ich lachend hinzu.

„Naw, Sakura, das ist unfair. Ich glaube, niemand hat je so viel Glück mit Sasuke gehabt, wie du. Und vielleicht Naruto.“ Das stimmte allerdings. Auch, wenn wir gerade nicht gut miteinander auskamen – oder eher ich nicht mit ihm -, so musste ich doch zugeben, dass ich eine der sehr limitierten Anzahl von Menschen bin, mit welcher Sasuke von sich aus eine Konversation begann.

„Stimmt schon, stimmt schon. Aber trotzdem. Ich denke nicht, dass Lee „vernarrt“ in mich ist. Wir kennen uns ja eigentlich erst eine Woche“, argumentierte ich, „Außerdem... nur, weil Sasuke ein Dämlack ist und ich ungesunde Entscheidungen treffe, heißt das nicht, dass ich einfach so nichts mehr von ihm will. Schön wär's, dann hätte ich die ganze Sache vermutlich schon vor Jahren einfach aufgegeben...“, schloss ich seufzend.

„Das wird schon alles wieder, vertrau mir. Auch wenn ich sagen musst, dass du eine Bereicherung für unsere WG bist. Vor allem für Hinata. Die Arme tut mir manchmal wirklich Leid, mit zwei so chaotischen Ladies wie Temari und mir“, scherzte sie. Als hätte Ino sie mit der Erwähnung beschworen, tauchte Hinata auf und hinter ihr waren Tenten und Lee.

„Braucht ihr noch Hilfe?“, fragte die Hyuuga.

„Nein, danke“, wandte Ino ein, „Spülmaschine sei Dank.“

„Gut, wir sind auch fertig. Der Rest müsste langsam auftauchen. Jemand Lust auf eine schnelle Runde Basketball?“ Lee schien sofort Feuer und Flamme, doch von uns Mädchen wirkte keine so recht begeistert. Ich war – mal wieder – bis obenhin voll mit Essen und der Gedanke alleine, mich jetzt körperlich zu betätigen, lies mir ein wenig übel werde.

„Ich bin raus, sorry“, entschuldigte ich mich und Hinata und Ino stimmten mir postwendend zu.

„Langweiler.“ Tenten streckte uns provokant die Zunge raus und zog statt uns einfach Lee mit sich. Wir verkrümelten uns stattdessen in die geöffnete Garage, auf eine der alten Couchen, welche wir extra zu diesem Zweck hierher geschafft hatten. Sie hatten allesamt lederne Bezüge, welcher an einigen Stellen derart durchgesessen war, dass der Stoff bereits abblätterte, doch an ihrer Gemütlichkeit hatten sie nichts eingebüßt. Wir schauten den beiden Sportfanatikern bei ihrem leidenschaftlichen eins gegen eins zu und feuerten sie an, was sie nur noch aufgedrehter werden ließ. Als Neji einige Minuten später auftauchte, war Tentens Gesichtsfarbe der einer Tomate nicht unähnlich und auch Lee schien erhitzt von all dem Gerenne. Auch er schaute den beiden kurz zu, ehe er sich zu uns gesellte und uns der Reihe nach begrüßte.

„Wieso spielen die Basketball vor einer Feier? Die beiden sehen jetzt schon fertig aus“, stellte er trocken fest.

„Frag' mich nicht, vielleicht zur Verdauung, wir haben ja gegrillt“, schlug Ino achselzuckend vor, „Wieso bist du eigentlich nicht mit Lee gekommen?“

„Wollte noch was für die Vorlesungen nächste Woche vorbereiten. Morgen habe ich dazu wahrscheinlich wenig Lust und Sonntag... ist halt Sonntag“, schloss er lahm.

„Klingt plausibel. Ich wünschte, ich hätte diese Disziplin“, seufzte ich und lehnte mich zurück. Ich war noch immer papp satt und fühlte mich dröge.

„Studierst du nicht Medizin? Muss man dafür nicht diszipliniert sein?“, hakte er nach und schenkte mir einen verwirrten Blick.

„Schon“, begann ich langsam und grübelte für einen Moment, „Ist ja auch nicht so, als würde ich nichts machen. Ich bin mit dem Stoff sehr gut dabei, tatsächlich, aber naja, die letzten zwei Wochen waren irgendwie nichts“, lachte ich halbherzig und zog eine leidende Grimasse.

„Ach, das kennt glaube ich jeder Student. Das wird schon wieder, glaub mir. Solange du nicht komplett hinterher fällst“, beruhigte er mich. Er war schon ein paar Semester voraus und hatte dementsprechend mehr Erfahrung mit dem Studium. Wenn er das also sagte, musste es schon stimmen. Es war ja auch nicht so, als würde mir das Medizinstudium kein Spaß machen – im Gegenteil. Die ersten Semester waren quasi pure Büffelei von Theorie und darin war ich stets herausragend gewesen – auch wenn man natürlich Schule nicht mit der Uni vergleichen konnte. Das Pensum war ein ganz anderes.

Mit einem herzhaften Gähnen zog ich mein vibrierendes Handy aus der Hosentasche. Fünf ungelesene Nachrichten, alle von Sasuke. Was wohl los war, wenn er so viele Nachrichten schickte?

„Was ist denn los?“, fragte mich Hinata, die direkt bemerkt hatte, dass etwas nicht stimmte.

„Sasuke. Er hat mir fünf Nachrichten geschickt, warte kurz...“, hielt ich sie hin, während ich mein Display entsperrte.
 

Hey, ich weiß, du willst aktuell aus irgendeinem Grund deine Ruhe haben, aber Naruto und ich bleiben heute zuhause.
 

Wir wollten dich fragen, ob du mit uns ein paar Trashfilme schauen willst.
 

Du weißt ja, wie Naruto auf die abfährt...
 

Sakura? Ignorierst du mich jetzt?
 

Meld' dich einfach.
 

Mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen und ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte, weswegen ich mein Handy einfach direkt an Ino weiter gab. Hinata lugte prompt über deren Schulter und las mit.

„Oh. Mein. Gott.“ Das war alles, was die Blondine hervor brachte. „Du gehst auf keinen Fall.“ Sie durchbohrte mich sofort mit einem glühenden Blick. „Gaara und Kankuro sind so selten in der Stadt, du darfst heute Abend auf keinen Fall verpassen. Du weißt ja, was Kankuro gesagt hat, in manchen Ländern zählt das als Todsünde!“, mahnte sie mich und ich war nicht ganz sicher, ob es ernst gemeint oder halb scherzhaft war.

„Schon klar, das hatte ich auch nicht vor.“ Ich rollte mit den Augen. Für was für eine miese Freundin hielt sie mich, dass ich all die Leute hier jetzt für Sasuke stehen lassen würde? Wenngleich ich zugeben musste, dass es schon verlockend war...

„Und wenn sie sie einlädt?“, warf Hinata ein. Wie immer war sie die Vernünftigste. Naja, fast immer. Beim Frühstück hatte sie ja eine ganz andere Seite von sich gezeigt – etwas, was der Rest von uns noch immer nicht ganz verarbeitet hatte. Fragend blickte ich Ino an. Sie schien kurz mit dem Gedanken zu spielen und zuckte schlussendlich mit den Schultern.

„Ich würde aber erst Kankuro und Gaara fragen. Die beiden haben sicher nichts dagegen, sie mögen die Jungs, aber trotzdem, der Höflichkeit halber“, fügte sie erklärend hinzu und ich nickte.

„Alles klar, gute Idee, bin gleich wieder da!“ Und damit sprang ich mit neu gefundenem Elan von der Couch und suchte nach den beiden Brüdern, welche vermutlich noch letzte organisatorische Dinge im Haus abklärten.

„Hey“, begrüßte ich die beiden, „bei uns hat sich was Neues ergeben“, begann ich ohne Umschweife, „Wäre es für euch in Ordnung, wenn wir Sasuke und Naruto doch noch einladen?“ Ich grinste verlegen und die beiden tauschten einen verwirrten Blick. Einmal mehr bewiesen sie, dass sie schwer in Ordnung waren, denn sie stellten wieder keine Frage bezüglich des Themas. Schon beim Frühstück hatten sie unsere Bitte, die beiden nicht einzuladen, ohne Weiteres hingenommen.

„Klar, gerne“, antwortete Gaara als Erstes und Kankuro zuckte ebenfalls nur mit den Achseln.

„Je mehr, desto besser, nicht wahr?“

„Naja“, wandte Gaara ein, „Dieses Motto hätte uns vor drei Tagen noch über hundert Gäste beschert.“

„Das war jetzt aber nicht alleine meine Schuld“, konterte Kankuro defensiv und hob die Hände hoch, als könnte er seine Aussage damit validieren.

„Das hat auch niemand gesagt...“, seufzte Gaare und schüttelte den Kopf, ehe er sich wieder mir zu wandte. „Lad' sie ein.“

„Seid ihr euch absolut sicher?“, hakte ich kichernd nach und der Brünette nickte lachend. „Alles klar, super, danke!“ Ich zwinkerte den beiden zu, ehe ich wieder zu den Mädels und Neji joggte. „Erlaubnis eingeholt“, rief ich ihnen entgegen und reckte beide Daumen nach oben. Mit einem theatralischen Seufzer ließ ich mich wieder neben Hinata und Ino fallen, während ich erneut mein Handy in die Hand nahm.
 

Hey, sorry, jetzt erst gelesen. Wir sind bei Temari. Kankuro und Gaara sind in der Stadt. Garagenfeier. Ihr seid hiermit offiziell eingeladen! :)
 

„Jetzt bin ich aber gespannt“, gestand Ino und starrte mit einer Intensität auf mein Smartphone, als könnte sie dadurch irgendwie beeinflussen, wie schnell Sasuke reagierte. Normal dauerte das nie lange, was schlichtweg daran lag, dass er selbst es hasste, wenn ihm jemand Stunden später erst antwortete.

„Nicht nur du“, entgegnete ich und schaute abwesend in Richtung der beiden Sportskanonen, die sich noch immer verausgabten, wenn auch deutlich entspannter und weniger laut.

Es dauerte tatsächlich keine zwei Minuten, ehe ich eine Antwort erhielt.
 

“Sind gleich unterwegs.“
 

Wortlos hob ich das Handy hoch und zeigte den beiden Mädchen die Antwort.

„Jetzt bin ich erst recht gespannt“, wiederholte Ino und lachte dabei. Hinata hingegen lief hochrot an, wie immer, wenn sie wusste, dass sie mit Naruto aufeinander treffen würde. Und wer weiß, vielleicht konnten wir heute Abend, in einem deutlich kleineren Kreis, etwas ins Rollen bringen? Ich schenkte Ino ein verschmitztes Grinsen und sie schien sofort zu verstehen, was ich damit andeuten wollte.
 

Eine Stunde später
 

So langsam wurde ich nervös. Sasuke und Naruto waren noch immer nicht da und der größte Teil der Abendgesellschaft war bereits eingetroffen und amüsierte sich prächtig. Immer und immer wieder erwischte ich mich dabei, wie ich meine Aufmerksamkeit dem geöffneten Garagentor widmete, statt Tenten bei ihrem überlebenswichtigen Super Smash Match gegen Neji anzufeuern.

Ungeduldig starrte ich auf mein Handy und überlegte, wie genau ich mich jetzt überhaupt verhalten sollte. Immerhin hatte Sasuke den ersten Schritt gemacht – irgendwie. Hatte Ino vielleicht doch Recht gehabt und ich hatte mir letzte Woche ein Eigentor geschossen, als ihm gesagt hatte, dass unsere Nacht unbedeutend für mich gewesen war?

„Alles okay, Sakura?“ Lee hatte sich gebückt, damit sein Gesicht in meinem Blickfeld auftauchte.

„Oh... Oh, ja, natürlich. Mir geht’s Bestens. Ich warte nur auf jemanden“, erklärte ich ihm und lächelte sanft. Sasukes Einfluss auf mich war zum Verrückt werden, mein Magen fühlte sich an, als wäre er mit Bienen und Schmetterlingen gefühlt.

„Kann ich kurz mit dir reden? Ich meine... draußen?“, fragte er mich und wandte auf einmal den Blick ab. Ich konnte schwören, einen roten Schimmer auf seinen Wangen zu entdecken, doch ich schob den Gedanken beiseite.

„Klar.“ Ich folgte ihm an den kleineren Grüppchen mir größtenteils unbekannter Gesichter vorbei nach draußen. Auch hier hatten wir einige Sitzmöglichkeiten aufgestellt, welche restlos belegt waren, sodass wir ein Stück die Straße hinab liefen. Die laue frühsommerliche Luft war angenehm und roch nach Holzkohle und Fleisch. „Also, was gibt es denn?“ Ich stupste ihn freundschaftlich an und Lee kratzte sich, anscheinend extrem verlegen, am Hinterkopf.

„Ach, weißt du, jetzt wo wir hier so laufen, fühle ich mich irgendwie dumm, weißt du...“ Er seufzte tief und kickte einen kleinen Stein mit seinen Füßen vor sich her.

„Nein, ich weiß nicht, was ist denn los?“, hakte ich nach und blieb stehen. Wir waren ein ganzes Stück vom Haus der Sabakunos entfernt, aber man konnte das Gelächter und Geplauder immer noch ein wenig hören.

„Ich wollte dich fragen... Naja, wegen letztem Freitag... Was mit dir und Sasuke eigentlich genau vor sich geht?“ Er wich meinem Blick nicht direkt aus, aber er schien einen Punkt oberhalb meiner Schulter zu fixieren. Auf einmal klopfte mir das Herz bis zum Hals, nur wusste ich nicht, ob ich mich erwischt oder peinlich berührt fühlen sollte. Oder ob mein Herz einfach immer noch genauso durchdrehte, wenn ich an Sasuke dachte, wie vor dem ganzen Drama.

„Wieso fragst du?“, wich ich seiner Frage aus und es war unfair, ich weiß, aber ich konnte nur sehr schwer über dieses Thema reden, selbst mit den Mädels.

„Naja, weißt du, das klingt jetzt vielleicht noch viel dümmer, aber ich fand es ziemlich cool, dich letzte Woche getroffen zu haben und...“ Selbst einige Schritte von ihm entfernt konnte ich vernehmen, wie er tief Luft holte, „Irgendwie bin ich schockverliebt.“ Ich verlor selten die Kontrolle über meine Gesichtszüge und noch seltener fehlten mir die Worte, aber diese vier Worte schafften beides geradezu mühelos. Hatte ich mich gerade verhört?

„Ähm...“ So recht wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Nicht, dass ich Lee nicht nett fand, ganz im Gegenteil, aber damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. „Oh Gott, es tut mir so Leid, aber ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll, ich...“ Ich stockte. „Aber, ich meine... Ich... also, ja. Es tut mir Leid, aber ich fürchte ich empfinde wirklich etwas für Sasuke. Zu viel, um mich auf jemand anderen einlassen zu können.“ Er verzog die Lippen zu einem schiefen Grinsen.

„Schon okay, so etwas hatte ich mir schon gedacht. Aber ich wollte es dir trotzdem gesagt haben.“ Jetzt fühlte ich mich richtig schlecht. So richtig, richtig schlecht.

„Nein, alles gut, danke, wirklich. Aber ehrlich, es tut-“

„Das muss es nicht“, unterbrach er mich mit einem Lächeln, dass eine Spur zu dick war. „Lass uns einfach zurück gehen und einen schönen Abend haben, okay?“ Er zwinkerte und wirkte alles in allem sehr gefasst. Wir kannten uns ja auch erst eine Woche, technisch gesehen. Irgendwie wusste ich nicht, wie ich mit dieser Situation umgehen sollte, deswegen schwieg ich einfach. Der Rückweg war glücklicherweise auch nicht sehr weit und schon nach einigen Schritten fiel mir ein unverkennbare Blondschopf auf.

„Naruto“, rief ich und winkte ihm zu. Ich wusste nicht, wieso, aber Sasukes Nachricht hatte mich irgendwie entspannen lassen. Als erster Schritt zurück zu unserer alten Dynamik, sozusagen. Kaum hatte er mich ins Auge gefasst, stürmte er mit atemberaubender Geschwindigkeit auf mich zu und riss mich in einer heftigen Umarmung von den Füßen.

„Hey, wir haben uns nur eine Woche nicht gesehen, ganz ruhig“, scherzte ich, aber mein bester Freund schnaubte nur und drückte mich nur noch fester.

„Die langweiligste Woche meines Lebens!“, beteuerte er und nun lachte ich noch mehr. Über seine Schulter hinweg sah ich Sasuke auf uns zulaufen, deutlich entspannter als Naruto. Er war nicht der Mensch für Dramatik.

„Scheint so, als hättet ihr Sachen zu bereden, ich geh' schonmal vor“, sagte Lee und ich nickte ihm eifrig zu.

„Wir sehen uns bestimmt noch öfter“, antwortete ich ihm und zwinkerte. Er tat mir schon Leid, wie er davon trottete, aber meine Freude über unsere Wiedervereinigung war einfach zu groß.

„Hey, Sasuke“, grüßte ich den Schwarzhaarigen beinahe schüchtern, als er neben uns zum Stehen kam. Naruto hatte mich mittlerweile wieder herunter gelassen.

„Hey.“ Die Andeutung eines Lächelns huschte über seine Lippen. „Über was habt ihr zwei geredet?“ Er deutete nach hinten – offensichtlich meinte er Lee.

„Ach... öh... das ist schwer zu erklären“, stammelte ich verlegen. Ich wollte Lee hier definitiv nicht gegen eine Wand fahren.

„Wen interessiert das?!“, quakte Naruto dazwischen und rempelte mich an, sodass ich fast das Gleichgewicht verlor, „Aus irgendeinem Grund redet ihr zwei wieder und das heißt, wir zwei reden auch wieder! Und Gaara und Kankuro schmeißen eine ihrer Garagenfeiern! Auf geht’s!“, jubelte er.

„Dann sollten wir wohl besser keine Zeit mehr verlieren, was?“

„Du sagst es!“ Naruto sprang wie von der Tarantel gestochen auf und rannte zurück zu Temaris Brüdern, mit welchen er sich wohl vor meiner Unterbrechung unterhalten hatte.

„Hey, Sakura.“ Bevor ich Naruto folgen konnte, hielt Sasuke mich am Handgelenk zurück.

„Was gibt’s?“, erkundigte ich mich und neigte meinen Kopf leicht zur Seite.

„Können wir nachher kurz miteinander reden?“


Nachwort zu diesem Kapitel:
schockverliebt ist ein wort, mit dem ich auch schonmal konfrontiert wurde :^)
der unterschied: wir kannten uns eine halbe stunde - yeet Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kirschbluetentiger
2020-07-25T22:59:26+00:00 26.07.2020 00:59
Huhu
Spannendes und sehr ereignisreiches Kapitel.
Ich bin sehr gespannt, wie das Gespräch zwischen Sasuke und Sakura wird.
Bis bald!
Tigerchen
Von:  Noiree123
2020-07-24T07:30:23+00:00 24.07.2020 09:30
Huhu
Klasse FF :)
Ich freue mich wenn es weitergeht!
Liebe Grüße
Von:  franny
2020-07-22T20:29:57+00:00 22.07.2020 22:29
Klasse Kapitel =)
Ich bin so so sehr auf das Gespräch der beiden gespannt =)
LG franny
Von:  AloneIntheDark
2020-07-20T12:10:24+00:00 20.07.2020 14:10
Uhh es geht weiter 😁 na da bin ich ja mal gespannt wie es zwischen Sasuke und Sakura weiter geht. Liebe Grüße
Von:  Scorbion1984
2020-07-20T06:08:55+00:00 20.07.2020 08:08
Sasuke ist eifersüchtig ,oh Wunder ,taut
das Eis ?


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