Zum Inhalt der Seite

Desaster

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Lachend streckte Steve sein kleines Notizbuch weg. Er hatte schon wieder Empfehlungen aufgeschrieben, die er von anderen Leuten erhalten hatte. Seine Liste mit Dingen, die er unbedingt nachholen musste, wurde immer länger und ihr war jetzt bereits schleierhaft, wie er das in einem einzigen Leben alles schaffen sollte.

Wenigstens hatte er jetzt jemanden der das mit ihm zusammen machte und genauso ahnungslos war wie er. Loki und er arbeiteten seine Liste zusammen ab, denn zumindest Tony und Clint schleuderten mit Popkulturreferenzen nur so um sich. Es war also definitiv nicht von Nachteil nicht bei jedem zweiten Satz nachfragen zu müssen, was die Aussage dessen war.

Gemeinsam mit seiner neuen Bekanntschaft, die er soeben kennengelernt hatte und der er seinen neuesten Stichpunkt in seinem Notizbuch verdankte, steuerte er auf seinen Ausgangspunkt zurück. Dort wo er Emma zurückgelassen hatte, um joggen zu gehen, während sie unter einem Baum saß und las. Die ersten Male, die er das getan hatte, war er nervös gewesen. Er konnte nicht einmal genau sagen, warum das so gewesen ist, denn Loki war definitiv in der Lage sich zu verteidigen. Inzwischen jedoch hatten sich seine Bedenken gelegt. Es war nie etwas passiert. Lediglich war hin und wieder irgendein Reporter oder Spaziergänger aufgetaucht, der sie erkannt hatte. Doch auch damit war Loki meisterlich klargekommen. Viel besser, als Steve es je gekonnt hätte. Einmal hatte Loki sich plötzlich in Gesellschaft einer ganzen Familie befunden, als Steve seine Runde beendet hatte. Ausgelassen hatte er mit den Eltern geplaudert, während die beiden Töchter seine blonden langen Haare geflochten hatte – wie auch immer das möglich gewesen ist. Soweit Steve wusste, hatten sie Telefonnummern ausgetauscht und trafen sich hin und wieder. Außerdem war es sicher kein Zufall, dass diese Familie immer wieder zur gleichen Zeit genau dort auftauchte, wo Emma auf Steve wartete. Und da Loki sich innerhalb des Towers deutlich mehr mit seinem Handy beschäftigte, als jemand, der außer den Avengers keine Kontakte hatte, hatte er wohl angefangen so etwas wie Freundschaften aufzubauen. Er sprach nicht viel darüber. Aber wenn Steve sich mit seinem Training, seiner ehrenamtlichen Arbeit oder Anderweitigem beschäftigte, verließ Loki immer wieder alleine den Tower. Auch das hatte Steve anfangs nervös gemacht.

Mit einem Lächeln im Gesicht klappte Emma das Buch zu, legte es zur Seite, griff nach der Wasserflasche neben sich und stand auf, als er auf sie zukam. Ohne Umschweife drückte er seine Lippen auf ihre sobald er nahe genug dran war, bevor er das Wasser entgegennahm.

„Emma, das ist Sam Wilson. Spezialeinheit. Ich habe von ihm weitere Stichpunkte für mein Notizbuch bekommen.“

„Es ist mir eine Freude, Ma´am.“, begrüßte Sam sie und ergriff ihre dargebotene Hand.

„Emma.“, korrigierte sie ihn und schenkte ihm ein strahlend schönes Lächeln. Steve hätte am liebsten genervt aufgestöhnt, denn inzwischen hatte er angefangen diese ganze Emma-Illusion als eine Farce wahrzunehmen. Nicht nur, dass sein Freund nicht mehr wie sein Freund aussah, nein, er benahm sich auch noch komplett anders. Zumindest in Anwesenheit anderer Leute. Alles in allem ist Steve zu der Auffassung gekommen, dass Emma an sich für ihn völlig uninteressant wäre. Allerdings schien er da eher auf verlorenem Posten zu stehen. Denn jeder andere schien geradezu entzückt von ihr zu sein und die Blicke, die ihr von anderen Männern zugeworfen wurden, entgingen ihm keineswegs. „Darf ich fragen, was für eine Empfehlung Sie ihm ausgesprochen haben?“, fragte sie und lehnte sich seitlich gegen Steve, der automatisch einen Arm um sie schlang. Zu Beginn hatte er das noch vermieden, wenn er so durchgeschwitzt war wie gerade, aber Loki hatte sich zu keinem Zeitpunkt von ihm ferngehalten, egal ob er schwitzig war und stank oder nicht. Er initiierte die Nähe sogar, also hatte Steve jegliche Bedenken diesbezüglich über Bord geworfen.

„Sam.“, korrigierte er jetzt sie und grinste. „Marvin Gayes Trouble Man Soundtrack.“, antwortete er.

„Ich gestehe, außer dem Titeltrack ist mir dieses Album völlig unbekannt.“, antwortete Emma. Steve konnte sich davon abhalten sie überrascht anzusehen. Nicht weil sie es nicht kannte, sondern weil sie so kurz erst hier war und offenbar bereits zumindest ein Lied kannte. Und da Loki sich normalerweise im Workshop herumtrieb, war das nur noch seltsamer. Es sei denn natürlich, Marvin Gayes hatte irgendetwas mit der Art Musik zu tun, die Tony für gewöhnlich hörte.

„Dann könnt ihr beide noch was lernen.“, gab Sam lächelnd zurück. „Es ist immer eine Freude etwas Kultur unters Volk zu bringen.“

Emma lachte. „Dann sind wir dir offenbar zu Dank verpflichtet.“ Wie nebenbei streckte sie eine Hand aus und berührte Sam in einer kurzen wertschätzenden Geste am Oberarm. Und so einfach hatte Emma ihn um den Finger gewickelt. Manchmal war es furchterregend. Wenn Loki vom Charakter her einfach genauso wäre, wie er sich als Emma gab, dann wäre es anders. Aber Loki spielte Emma lediglich. Und er spielte sie so, dass jeder, der in Kontakt mit ihr kam, geradezu verzückt von ihr war. Es schien ihn keine Mühe zu kosten. Die Frage wieviel Loki den Avengers eventuell noch vorenthielt, drängte sich Steve immer wieder auf, wenn er solche Situationen beobachtete. Zumindest seit er seinen wahren Gesundheitszustand gezeigt und offensichtlich gemacht hatte, dass er nach eigenem Ermessen in der Lage war sich so zu präsentieren, wie er wollte. Hinzukommend war natürlich auch der Fluch, der ihn daran hinderte wichtige Dinge zu erklären. Vielleicht wurde Steve auch einfach inzwischen etwas paranoid. Mit all den nicht bestreitbaren Geheimnissen, die Loki mit sich herumtrug, war es schwer nicht jedes Mal, wenn er etwas sagte, darüber nachzudenken, ob das wirklich alles war, oder ob es durch den Fluch zensiert war. Könnte Loki es einfach aussprechen, wenn er nicht alles sagte? Müssten sie direkt danach fragen und seine Reaktion beobachten? Würde es eine Reaktion geben, die für sie sichtbar wäre?

Es war nicht so, dass sie das nicht bereits angesprochen hätten. Aber Lokis Antworten auf solche Fragen waren nie so richtig eindeutig. Was ein Hinweis auf Steves Befürchtung sein könnte, oder einfach nur der spielerische Charakter seines Freundes. Er wusste es einfach nicht.

Als Steve aus seinen Gedanken wieder ganz auftauchte, hatten Sam und Emma ihre Handys getauscht und tippten gegenseitig ihre Telefonnummern ein. Plötzlich fragte Steve sich, ob der Bildschirmhintergrund auf Lokis Handy noch immer das Bild von ihm war, dass er von ihm gemacht hatte, als er auf der Couch im Gemeinschaftsraum eingeschlafen war. Das Bild, auf dem sein Gesicht gegen das Polster gequetscht war, sein Mund halb offenstand und sein Hemd soweit nach oben gerutscht war, dass man fast seinen gesamten Oberkörper sehen konnte. Was Sam nun unweigerlich auch sehen würde. Es würde zumindest das amüsierte Grinsen erklären, das auf seinen Lippen aufgetaucht war, als er auf Emmas Display geschaut hatte.

Erstaunt beobachtete Steve wie Loki ein Foto von sich selbst machte und es mit seiner Nummer zusammen abspeicherte. Unglaublich wie gekonnt der Asgardier das tat. Als hätte er schon immer mit Handys herumhantiert. Steve wusste, er selbst hätte das nicht so flüssig hinbekommen. Und er hatte seins deutlich länger als Loki.

„Also, wenn ihr mich vor der Kleinen am Empfang gut dastehen lassen wollt, nur keine Bescheidenheit.“, grinste Sam und tauschte das grün-goldene Mobiltelefon gegen sein eigenes, nachdem auch er sich selbst geknipst hatte.

„Wir geben dir Bescheid, wenn wir in der Nähe sind.“ Lächelnd steckte Emma das Handy wieder weg und drückte sich erneut gegen Steve, der sofort einen Arm um sie schlang.

„Alles klar! War mir eine Freude euch kennenzulernen. Bis dann.“, verabschiedete Sam sich mit einem neckischen Grinsen an Steve gerichtet und trottete dann davon. Er hatte definitiv das Foto gesehen.

„Wir sollten auch gehen, wenn du nicht zu spät kommen willst.“, erinnerte Loki ihn daran, dass sie noch etwas vorhatten. Steve ließ sich von seinem Freund zum Auto manövrieren, während er die Flasche Wasser leerte und dabei kaum auf den Weg achtete. Schließlich setzte er sich in den Beifahrersitz des grünen Cabrios, welches Tony Loki geschenkt hatte und schnallte sich an, während Loki den Motor anließ. Der Asgardier hatte keinen Führerschein. Wie auch. Emma existierte ja nicht wirklich. Dennoch machte es Loki keine Schwierigkeiten mit dem Wagen umzugehen. Er schien die Straßenverkehrsordnung zu kennen. Es war nicht die einzige Sache, von der Steve sich fragte, wann und wie er das so einfach gelernt hatte. Er konnte sich nicht daran erinnern jemals mitbekommen zu haben, dass irgendwer ihm Fahrunterricht gegeben hatte.

Das erste Mal, das Loki gefahren war, hatte Steve mitbekommen als Loki mit Tony abends weg gewesen ist und der Milliardär sich so sehr betrunken hatte, dass er definitiv nicht mehr hatte fahren können. Steve erinnerte sich, wie Loki Tony in sein Zimmer getragen hatte, während dieser ein Lied aus Disneys Die Eiskönigin vor sich hin geträllert hatte. Kurz darauf hatte Tony ihm den Wagen geschenkt.

Sie fuhren zurück zum Stark Tower, parkten in der Garage, wo auch Teile von Tonys Autosammlung standen und fuhren auf ihre Etage hoch. Der Flur war bereits angepasst worden. Die beiden Monets hingen noch immer dort, doch nun waren die Wände grün gestrichen, mit Goldenen Streifen und Sternen. Das Rentier war auch noch immer da. Es war weiter hinten im Flur aufgemalt, wie es über einen der Streifen sprang. Steve verstand es immer noch nicht. Dennoch erfreute der Anblick Steve jedes Mal. Bestätigte es ihm doch, dass Loki und er zusammengehörten. Und Tony hatte schon den Gedanken geäußert Lokis Etage wieder umzudekorieren, da sie ohnehin nicht genutzt wurde und alles von Belang für den Asgardier sich inzwischen in Steves Zimmer befand.

Als sie schließlich die Wohnung betraten, ließ Loki auch seine Illusion endlich fallen. Lange blonde Haare wurden zu schulterlangen schwarze. Die leicht gebräunte Haut war wieder blass, als hätte Loki noch nie die Sonne zu Gesicht bekommen. Plötzlich war er ein paar Zentimeter größer und die weichen Kurven wurden von einem dünnen, hageren Körper ersetzt, der nun nicht mehr ein dunkelrotes Kleid trug, sondern eine schwarze Hose und ein grünes Hemd. Loki hatte in letzter Zeit angefangen auch die Kleidung von der Erde zu tragen.

Aber das wichtigste: Wenn er seinen Freund ansah, dann wurde sein Blick von wunderschönen, tiefgrünen Augen erwidert. Den Augen, die ihn von Beginn an so sehr gefesselt hatten.

Fast automatisch griff Steve nach seinem Freund und verwickelte ihn in einen Kuss. Er spürte das Grinsen gegen seine eigenen Lippen. Schlanke Finger fuhren von seinen Hüften aus seine Brust nach oben.

Und schoben ihn weg.

Etwas irritiert öffnete der Soldat die Augen wieder.

„Du musst duschen gehen.“, grinste Loki neckisch und trat einen Schritt zurück. „Sofern ich mich nicht später darum kümmern soll?“, bot er dann an und leckte sich lasziv über die Lippen.

„Nein.“, lehnte Steve ab. Auch wenn ihm das erheblich schwerfiel. So einladend und zeitsparend das Angebot auch war, er würde sich definitiv nicht von seinem Freund sauber zaubern lassen. Das war alles Magie, die er in seine Genesung stecken sollte. Inzwischen hatte Loki sich auf einiges dies betreffend eingelassen. Er zauberte sich keine eigene Kleidung, machte ihre Getränke nicht wieder warm oder kühlte sie mit einer Handbewegung, duschte auch richtig anstatt das mit Zauberei zu erledigen. Er hatte es auf ein absolutes Minimum reduziert. Gerne würde Steve denken, dass er das aus eigener Einsicht tat, aber er wusste es besser. Er ließ sich nur darauf ein, damit Steve ihm nicht dauernd ein Ohr abkaute. Und wer wusste schon, was er an Magie nutzte, ohne dass Steve das mitbekam.

Unglücklich trennte der Soldat sich von seinem Freund. Er hatte ja recht. Sie lagen zwar gut in der Zeit, aber es reichte definitiv nicht, um sich noch einmal intensiver miteinander zu beschäftigen.

So stieg Steve schließlich in die Duschkabine. Schnell seifte er sich ein, doch bevor er fertig damit war sich abzuspülen, hörte er wie die Tür der Kabine aufgeschoben wurde.

Überrascht wollte Steve sich umdrehen, doch da wurde er auch schon nach vorne gegen die Wand gedrängt und konnte sich gerade noch so mit den Händen daran abstützen, bevor er komplett dagegen gefallen wäre.

„Hast du die Tür etwa nicht mit Absicht offenstehen gelassen?“, schnurrte Loki ihm von hinten ins Ohr.

„Ich dachte, wir hätten keine Zeit.“, entgegnete Steve grinsend und drehte den Kopf soweit zur Seite, wie es ging in seiner Position in der Hoffnung Loki sehen zu können.

„Haben wir nicht.“, stimmte dieser zu und fuhr mit seinen Händen Steves Seiten entlang und dann über die Hüften weiter nach vorne, während er Küsse über seinen Hals zu seiner Schulter verteilte. Er presste seinen Körper gegen Steves, sodass er weiter nach vorne greifen konnte. Für einen kurzen Moment fiel dem Soldaten unangenehm auf, dass Loki nicht unbekleidet war. Doch bevor er dem Gedankengang folgen konnte, legte sich eine von Lokis Händen um sein bereits halb erigiertes Glied. „Also dachte ich, wir könnten zwei Sachen miteinander verbinden.“, hauchte der Asgardier ihm ins Ohr und ließ jeglichen unangenehmen Gedanken im Sande verlaufen. Er versuchte sich umzudrehen, um seinen Freund sehen zu können, doch Loki hielt ihn in seiner Position gefangen und Steve war nicht mehr in der Lage das noch zu ändern, wenn Loki das nicht wollte. Und offensichtlich war das nicht sein Plan. Stattdessen fühlte er Lokis Hand über sein Glied massieren, schnell und geschickt, sodass es nicht lange dauerte bis Steve sich an der Wand abstützen musste, weil er nicht mehr in der Lage war seinen Körper von alleine in der Senkrechten zu halten. Seine Stirn fiel auf die kühlen Kacheln vor sich und er schloss die Augen.

Er spürte Lokis Wärme an seinem Rücken, die Küsse an seinem Ohr, seinem Nacken, seiner Schulter. Die zweite Hand wanderte über seine Brust, seinen Bauch zu seinem Po und den Oberschenkeln und zurück. Überall wo er ihn berührte, hinterließ er ein leichtes Kribbeln auf seiner Haut zurück.

Er wusste nicht, wann er damit angefangen hatte, aber auf einmal wurde Steve bewusst, dass er Lokis Namen vor sich hinmurmelte. Wie ein Gebet, mit keuchender atemloser Stimme, während er raschen Schrittes seinem Höhepunkt entgegengetrieben wurde.

Mit einem lauten Stöhnen entlud sich schließlich seine gesamte Anspannung und er sank komplett gegen die Wand vor ihm. So schnell war das noch nie passiert. Offenbar war es Lokis Absicht gewesen, schließlich kannte er inzwischen Steves sensible Stellen.

Das Wasser aus dem Duschkopf riss jegliche Spuren mit sich. Er fühlte sich etwas wackelig, als er letztendlich schaffte sich umzudrehen. Loki stand direkt vor ihm. Barfuß, aber weiterhin die schwarze Hose und das grüne Hemd tragen. Beides war nun komplett durchnässt und klebte an seinem Körper, zeigte, wie dünn er wirklich war. Aber immerhin hatte er wieder zugenommen. Es wurde besser.

Bestimmt griff Steve seinem Freund in den Nacken und zog ihn an sich heran. Verwickelte ihn in einen tiefen Kuss, während seine andere Hand zu Lokis Hose wanderte. Wo sie direkt aufgehalten wurde.

„Du solltest dich fertig machen.“, murmelte Loki gegen seine Lippen.

„Was ist mit dir?“, wollte Steve wissen.

Grinsend lehnte der Asgardier sich zurück. „Du hast keine Ahnung, wie befriedigend es ist dir zuzusehen.“

Steve spürte wie er rot wurde. Loki lachte und beugte sich wieder vor, um einen Kuss auf Steves Lippen zu drücken. „Heute Abend haben wir genug Zeit uns ausgiebig miteinander zu beschäftigen.“

Damit löste er sich wieder von dem Soldaten und trat, so triefend nass wie er war, aus der Duschkabine. Etwas irritiert sah Steve ihm nach, bevor er sich gedanklich wieder sammeln konnte, um zu verstehen, dass er inzwischen vielleicht wirklich weitermachen sollte. Also duschte er sich schnell zu Ende ab, bevor er raustrat und sich abtrocknete.

Als er ins Schlafzimmer zurückkehrte, war von Loki nichts zu sehen. Also zog Steve sich an. Er traf Loki im Wohnzimmer an, wo er gemütlich auf der Couch saß und auf sein Tablet starrte. Er hatte sich umgezogen, doch seine Haare waren noch nass.

Ohne Umschweife ging Steve zu ihm, setzte sich, schlang einen Arm um die schmalen Schultern und blickte neugierig auf das Display des kleinen Computers. Darauf war ein wissenschaftlicher Artikel abgebildet. Das erkannte er an den vielen Worten, von denen er nicht wusste, was sie bedeuteten, aber die er wiedererkannte, weil er oft genug Unterhaltungen zwischen ihren drei Genies mitgehört hatte. Der oberen rechten Ecke konnte er neben der Seitenzahl auch den Titel des Artikels entnehmen. Offenbar ging es um Quantenphysik und die Relativitätstheorie. Zumindest mit Letzterem konnte er wenigstens oberflächlich etwas anfangen.

„Gehen wir?“, fragte Loki ohne vom Display aufzusehen.

Grinsend drückte Steve seinem Freund einen Kuss gegen die Schläfe. „Du bist derjenige, der die ganze Zeit drängelt.“, erinnerte er ihn.

„Nun, es ist meine erste Schicht. Ich sollte nicht direkt einen schlechten Eindruck hinterlassen.“, antwortete Loki und legte das Tablet auf den Couchtisch ab.

„Du hinterlässt nur einen schlechten Eindruck, wenn das deine Absicht ist.“, entgegnete Steve und ließ sich von dem Asgardier von der Couch wieder hochziehen. Als Antwort auf seine Bemerkung erhielt er lediglich ein hinterlistiges Grinsen.
 

„Steve!“, rief Kate erfreut aus, als sie ihn erblickte. Mit einem Lächeln im Gesicht winkte sie ihm, von ihrem Platz aus, an dem sie mit drei Kindern zusammensaß und ein Würfelspiel spielte.

Das Lächeln erwidernd ergriff er Emmas Hand und zog sie mit sich in Richtung der Frau. Sie und die Kinder schienen die einzigen übrigen Personen zu sein. Bei dem Wetter war der Rest der Kita mit Sicherheit im Hinterhof auf dem Spielplatz.

„Steve!“, brüllte nun auch eines der Kinder und sprang auf, wobei es die Hälfte der Spielfiguren auf dem Brett mit umriss.

„Hey, Emilio.“, grüßte der Soldat lächelnd zurück, ließ Emma wieder los und ging in die Knie um den Jungen in Empfang nehmen zu können, als er auf ihn losrannte. Mühelos wirbelte er ihn etwas in der Luft herum und erntete glückliches Gelächter.

„Ich bin nicht die Einzige, die dich vermisst hat.“, kommentierte Kate, als sie aufstand, während die anderen beiden Kinder auch bereits vor ihm standen und darauf warteten, dass sie an die Reihe kamen.

„Hey, Kate.“, begrüßte er die junge Frau mit einer flüchtigen Umarmung, nachdem er den Jungen wieder auf dem Boden abgesetzt hatte und bevor er als nächstes eines der beiden Mädchen hochnahm und ebenso durch die Luft warf, wie zuvor ihn. Auch von ihr bekam er glückliches Lachen zu hören.

„Du musst Emma sein.“, ergriff nun Kate die Initiative und streckte Loki die Hand entgegen. Lächelnd schüttelte der Asgardier ihre Hand.

„Ja. Richtig. Ich freue mich endlich ein Gesicht deinem Namen zuordnen zu können.“, erwiderte er. „Steve erzählte mir, ihr würdet ziemlich oft miteinander arbeiten.“

„Das stimmt. Die Agentur scheint uns wohl für ein gutes Team zu halten.“, grinste sie und stupste den Soldaten mit dem Ellbogen neckisch in die Seite. „So leicht werde ich ihn wohl nicht wieder los.“

„Ich auch! Ich auch!“, verlangte nun das Mädchen vor Steve ungeduldig, ergriff sein Hemd und zog daran, während es auf und ab sprang. Also ergriff der Soldat als nächstes sie.

„Das kannst du jetzt noch zwanzig weitere Male da draußen machen.“, lachte Kate und zog ein Taschentuch aus ihrer Hosentasche, um dem Jungen die Nase abzuwischen.

„Ich weiß.“, antwortete er nur. Doch das machte ihm nichts aus. Die Kinder waren für ihn vom Gewicht her kein Problem. Selbst die Größeren, die inzwischen von niemandem mehr herumgewirbelt werden konnten und daher nur noch bei ihm in den Genuss kamen in die Luft geworfen zu werden. Wenn er ehrlich war, machte er das sogar ziemlich gerne. Das Lachen der Kinder und die glücklichen Gesichter erfüllten ihn selbst mit Freude.

„Emma, ich wollte ohnehin jetzt die Snack Platte fertig machen. Willst du mir nicht helfen? Dann kann Steve rausgehen und mit den Kindern jonglieren und ich zeige dir, wo alles ist.“, fragte Kate lächelnd an Loki gewandt.

„Gerne.“, stimmte Emma zu.

Kurz hörte Steve auf das Mädchen umherzuschmeißen, um seinem Freund einen Kuss zu geben, bevor der mit Kate wieder aus dem Raum verschwand. Als sie schließlich wieder absetzte, rannten die Kinder nach draußen und er konnte sie bereits von innen hören, wie sie laut verkündeten, dass Steve da war.

Mit einem Lächeln im Gesicht lief er ihnen hinterher und begrüßte die Schar an Kindern, die ihm entgegenkam. Er hatte nicht einmal Zeit den beiden Erziehern Hallo zu sagen, die draußen saßen und winkte ihnen nur kurz zu, bevor er auch schon mitgerissen wurde. Nun ja, er war in letzter Zeit deutlich weniger hier gewesen. Doch nun, da Emma jetzt offiziell auch als ehrenamtliche Helferin registriert war, würde er mit Sicherheit mit ihr zusammen wieder häufiger hier erscheinen. Oder zumindest hoffte er das, denn Lokis Begeisterung hatte sich ziemlich zurückgehalten, als Steve ihm von seinem Job berichtet hatte. Wenigstens hatte er sich überreden lassen sich das einmal anzusehen. Die Alternative wäre schließlich gewesen, dass sie weniger Zeit zusammen hatten, oder dass Steve ein deutlich geringeres Pensum in seine Tätigkeit steckte. Er wollte nicht wirklich darüber nachdenken, was er tun würde, wenn Loki nicht weitermachen wollen würde. Aber das musste bis nachher warten.

Die nächsten zwei Stunden spielte Steve menschliches Karussell und rannte mit den Kindern über den Spielplatz, eher er es schaffte sie soweit weiterzubeschäftigen, dass ihn nicht dauernd jemand ansprang. Aus den Augenwinkeln sah er zwischendurch wie Kate mit Emma zurückkam und ein Tablett mit frisch geschnittenem Gemüse und Obst auf dem Gartentisch abstellte, griffbereit für die Kinder. Wie erwartet schien Emma sich mit den anderen hervorragend zu verstehen. Er beobachtete wie einige der Kinder neugierig hinrannten, um sich nicht nur ein Stück von dem Essen zu schnappen, sondern auch die neue erwachsene Person zu begutachten. Im Handumdrehen saß eines der jüngeren Kinder, ein Mädchen, Stella, von etwa 2 Jahren, bei ihr auf dem Schoß und futterte sich durch das Obst. Steve kannte das Mädchen nicht sehr gut. Sie war in der Zeit in die Kita dazugekommen, als er seine längere Abwesenheit hatte. Aber er kannte ihre große Schwester, Abby, die mit ihren fünf Jahren nicht mehr lange hier sein würde, da sie nächstes Jahr mit der Schule anfing und sich nun zwischen Kate und Emma auf die Bank gequetscht hatte, um ihrer kleinen Schwester alles zu reichen, was sie mit ihren kurzen Ärmchen noch nicht in die Finger bekam.

Locker und anscheinend mühelos unterhielt Loki sich mit den anderen Erwachsenen und den umstehenden Kindern während er darauf achtete, dass Stella ihm nicht vom Schoß rutschte oder ihr Essen durch die Gegend warf. Es schien gut zu laufen.

Letztendlich sammelte Kate die Kleinsten ein und scheuchte sie ins Gebäude zurück, da es Zeit für ihren Mittagsschlaf wurde. Loki hob das Mädchen auf seinem Schoß an und wollte es Kate reichen als diese die Arme nach ihr ausstreckte, doch Stella fing sofort an zu schreien, sodass Loki einfach ebenfalls aufstand und im Gebäude verschwand.

„Hey Aaron, Linshan.“, begrüßte Steve die beiden übrig gebliebenen Erzieher, die am Gartentisch saßen und bereits Formen aus buntem Papier für später ausschnitten. Ein paar der älteren Kinder waren dageblieben und halfen dabei.

„Konntest du dich endlich losreißen?“, grinste Linshan. „Die haben dich ja über den ganzen Spielplatz gejagt.“

„Mehrmals.“, fügte Aaron hinzu und half dem Jungen neben sich dabei die Schere richtig zu halten, bevor er Steve eine Wasserflasche hinschob.

„Ich war in letzter Zeit wenig da.“, gab Steve zu bedenken. Die Kinder waren es gewohnt, dass er öfters mal ein oder zwei Wochen wegblieb, aber die letzten Monate war er vielleicht mal ein oder zwei Wochen da gewesen. Er setzte sich mit an den Tisch und zog die bunten Blätter heran, um ebenfalls Formen auszuschneiden. „Ich sehe, ihr habt die Kletterwand ersetzt bekommen.“, fügte er hinzu.

Etwas überrascht sah Aaron ihn an. „Du wusstest nichts davon?“, fragte er.

„Wieso sollte ich davon wissen?“ Die Kita war eine Einrichtung für benachteiligte Familien mit zu wenig Geld, als dass sie es sich auch nur ansatzweise leisten könnten ihre Kinder irgendwo anders hinzubringen. Die meisten Eltern waren alleinerziehend. Alles wurde über Spenden finanziert und war auf freiwillige Helfer angewiesen. Die Kletterwand war seit Monaten kaputt und abgesperrt gewesen, genauso wie die Schaukeln, die auch neu waren, wie er jetzt erst bemerkte. Und war der Sand neu? Es schien als wäre er kürzlich erst ausgetauscht worden.

„Na, weil Mr. Stark das alles in die Wege geleitet hat.“, antwortete ihm schließlich Linshan. „Wir dachten, du hättest ihn darauf angesprochen.“

Irritiert sah er von Aaron zu Linshan und zurück. Tony hatte das getan? „Nein, habe ich nicht.“, sagte er schließlich uns sah sich erneut um. Jetzt, wo er es wusste, fielen ihm noch einige andere Dinge auf. Einige der Kletterelemente am Klettergerüst waren ersetzt worden, die in der Ecke stehenden Fahrräder waren neu und im Sand lag definitiv mehr Spielzeug herum, als die Kita gehabt hatte, als er das letzte Mal hier gewesen war. Selbst der Gartentisch an dem er saß, war neu. Er wollte gar nicht wissen, was er entdecken würde, wenn er sich die anderen Räume im Gebäude ansehen würde? War ihm am Eingang und im großen Saal vorhin etwas aufgefallen?

„Hm.“, machte Aaron nur, bevor er sich wieder seinem Blatt Papier zuwandte. „Dabei erwähnte er noch, dass er ein schlechtes Gewissen hatte, weil deine Abwesenheit seine Schuld sei. Er hat auch einen riesigen Batzen Geld überwiesen für diese Kita.“, fügte er dann noch hinzu, war aber eigentlich dann wieder dabei dem Jungen neben sich beim Ausschneiden zu helfen.

„Das ist doch jetzt auch gar nicht so wichtig.“, sagte Linshan dann. „Erzähl uns von Emma! Wir wissen nur, was in der Zeitung steht. Sie ist ja total nett. Warum hat das so lange gedauert, wenn sie doch schon so ewig bei Stark Industries arbeitet.“, wollte sie wissen und zog eines der kleineren Kinder, das zu ihr gelaufen war, auf ihren Schoß. „Oder seid ihr schon länger ein Paar und das ist jetzt erst rausgekommen?“

Also erzählte Steve zum gefühlten tausendsten Mal die simple Geschichte darüber wie er Emma kennengelernt indem er sie fast totgetrampelt hatte. Er versuchte es so begeistert wie möglich zu tun, denn ehrlich gesagt gefiel ihm das Lügenkonstrukt Namens Emma zunehmend weniger und somit war es immer schwerer für ihn so zu tun, als würde er irgendetwas davon toll finden. Aber wahrscheinlich sollte er ihre Kennenlernensgeschichte eigentlich mit mehr Passion wiedergeben. Und er hatte gute Gründe dafür zu sorgen, dass nichts an seiner Beziehung verdächtig wirkte. Auch wenn das in diesem privaten Umfeld wahrscheinlich nicht von allzu großer Wichtigkeit war.

„Und habt ihr schon darüber gesprochen, wie viele Kinder ihr haben wollt?“, fragte Aaron nachdem Steve ausgesprochen hatte und sorgte damit dafür, dass er sich fast an seinem Wasser verschluckte.

„Zu früh?“, hakte Linshan nach und hob skeptisch eine Augenbraue.

Zustimmend nickte der Soldat der Erzieherin zu.

„Bei der Reaktion hast du aber schon daran gedacht, oder?“, bohrte Aaron weiter nach und grinste etwas schadenfroh.

Aber was sollte Steve darauf antworte? Dass es keine Kinder geben würde, weil seine Partnerin in Wirklichkeit ein Mann war und Kinder biologisch gesehen somit völlig unmöglich waren? Sicherlich würde das eher auf Unverständnis stoßen. Außerdem hatte Loki generell eher ablehnend der Idee gegenüber gestanden hier überhaupt aufzutauchen, seine Kinderliebe konnte also nicht übermäßig groß sein. Auch wenn Emma mit ihnen gut zurecht zu kommen schien.

Und ja, er hatte daran gedacht. Hauptsächlich allerdings eher, dass er nie welche haben würde. Denn so sehr er eigentlich Kinder haben wollte, nichts war es wert Loki dafür wieder herzugeben.

„Ja. Zugegeben. Aber es ist noch zu früh darüber zu reden.“, antwortete er schließlich dem Erzieher und rieb sich mit einer Hand den Nacken.

„Ihr werdet sicher entzückende Kinder haben.“, trampelte Aaron weiter auf dem Thema herum. „Ich meine, wenn ihr eure Gene mixt, kann ja nur ein Superkind da rauskommen.“ Amüsiert stupste er Linshan mit dem Ellbogen an, die daraufhin zustimmte.

Allerdings war das wieder ein weiterer Punkt über den Steve bereits nachgedacht hatte. Wenn man mit jemandem wie Bruce unter einem Dach lebte, griff man zwangsläufig ein paar Sachen mit auf. Erst recht, wenn der Wissenschaftler bei einer Routineuntersuchung laut denkend über dieses Thema vor sich hin sinniert hatte. Und es hatte dazu geführt, dass Steve sich hin und wieder selbst bereits gefragt hatte, wenn er tatsächlich irgendwann Kinder haben sollte, welche Gene würde er weitergeben? Die von Captain America oder die von Steven Grant Rogers? Würde ein Kind von ihm seinen zerbrechlichen Körperbau erben, sein Asthma, seine Krankheitsanfälligkeit? Oder wurde das durch das Serum auch geändert? Bruce hatte erwähnt, dass das auf genetischer Ebene durchaus voneinander getrennt ablaufen konnte. Und wenn dem so war, dann war es vielleicht sogar besser, dass er keine Kinder haben würde. Die Zeiten hatte sich zwar geändert, die Versorgung war besser, die Krankheiten leichter zu kontrollieren, aber er erinnerte sich noch immer gut genug an seine Asthmaanfälle, bei denen er mehr als einmal das Gefühl gehabt hatte zu ersticken. Oder die dauernden Erkrankungen, die er sich eingefangen hatte. Wenn er seine Mutter und später Bucky nicht gehabt hätte, die sich um ihn gekümmert hatten, wäre er damals bereits oft genug daran verreckt. Eigentlich war es ein Wunder, dass er in der damaligen Zeit überhaupt irgendwie lebensfähig gewesen war, erst recht, wenn man bedachte, dass er sich alle Nase lang mit Leuten angelegt, die mit ihm den Boden aufgewischt hatten. Zum Glück war es im erwachsenen Alter dann zumindest mit der Krankheitsanfälligkeit besser geworden.

„Hey, was ist los?“, erklang plötzlich eine weibliche Stimme an seinem Ohr. Er zuckte leicht zusammen. Emma und Kate waren wiedergekommen. Was er gar nicht bemerkt hatte. Emma legte ihm eine Hand an die Schulter und lehnte sich mit einem besorgten Blick im Gesicht in ihn hinein.

„Was habt ihr mit ihm gemacht?“, fragte dann Kate, die sich ihnen gegenüber neben Linshan auf die Bank gesetzt und den Empfänger des Babyphons aus dem Schlafraum auf den Tisch vor sich gelegt hatte.

„Nichts!“, verteidigte sich Aaron und hob abwehrend die Hände.

„Unwichtig.“, stimmte Steve zu und zwang sich ein Lächeln auf die Lippen, bevor er sich vorbeugte und Emma einen Kuss auf ihre aufdrückte. „Wie lief es mit den Kindern?“, fragte er in der Hoffnung abzulenken.

„Es ging darum, wie viele Kinder Steve und Emma haben werden.“, quäkte der Fünfjährige Junge auf einmal neben Aaron los ohne von seinem gelben Bogen Papier aufzusehen, aus dem er eher schlecht als recht die Formen ausgeschnitten hatte, die er hatte ausschneiden wollen.

Überrascht hob Kate eine Augenbraue und sah Steve an, der spürte wie seine Ohren heiß wurden. Er mied es Emma anzusehen und fokussierte sich auf einmal sehr auf sein eigenes Blatt, aus dem er soeben selbst aus einem Viereck ein missgebildetes Dreieck gemacht hatte. Ungewollt.

„So, so.“, ergriff dann Emma das Wort. „Und wie viele werden es wohl sein?“, fragte sie an den Jungen gerichtet? Zumindest in der Stimmlage konnte Steve kein Anzeichen darauf finden, dass Loki in irgendeiner Form dieses Thema unangenehm war. Emmas Stimme klang freundlich, fast aufgeregt, als sie den Jungen ansprach. Als würde sie es selbst gerne wissen.

„Er weiß noch nicht. Es ist anscheinend noch zu früh?“, antwortete der Junge und sah nun doch von seiner Arbeit auf und Emma direkt an. „Aber es wird wohl ein Superkind, sagt Aaron.“ Dabei sah der Junge zu dem Erzieher neben sich hoch und zog die Augenbrauen etwas zusammen. Offenbar konnte er nicht wirklich etwas mit dieser Aussage anfangen und plapperte einfach nach, was er gehört hatte.

„Ich bin mir sicher, das wird es.“, stimmte Emma lächelnd zu und lenkte die Aufmerksamkeit wieder auf sich. Sie blieb an Steve angelehnt, mit einer Hand auf seiner Schulter. „Aber das würde wohl jeder von seinem eigenen Kind behaupten.“ Sie lachte leise. Die Gesichtszüge des Jungen lösten sich ebenfalls in ein Grinsen auf als er nickte.

„Ja, Mama sagt immer, ich bin ihr kleiner Supermann.“, sagte er stolz.

„Oh! Kein Superkind sondern schon ein Supermann. Ich bin sehr beeindruckt.“, stimmte Emma zu und der Junge grinste breit. Er drückte den Rücken durch und schob seine Brust heraus. Es war einfach unglaublich süß, wie stolz er war, während er weiter auf seinem Blatt Papier herumschnitt. Es brachte auch Steve dazu sich wieder etwas zu entspannen. Er drückte Emma einen Kuss auf die Schläfe und legte einen Arm um ihre Taille.

Loki ging mit den anderen Kindern ebenso großartig um, wie er es mit Jonah getan hatte. Offenbar hatte er ein Händchen für Kinder. Aber an dieser Stelle wunderte Steve das auch nicht mehr. Er konnte generell mit Menschen umgehen. Das hatte er zu Genüge bewiesen. Wieso sollten Kinder da eine Ausnahme sein?

Als sich schließlich zum Abend hin die Kita wieder leerte, hatte Emma einen Haufen Kinder dazu gebracht sie zu lieben, die ihr das Versprechen abgerungen hatten, dass sie wiederkommen würde. Es schien ihr Spaß gemacht zu haben. Innerhalb der wenigen Stunden war sie eine Prinzessin gewesen, die es galt vor dem bösen Drachen zu beschützen – Steve war der Drache - ; eine Superheldin, die mit ihren ebenso heldenhaften Kollegen, den Kindern, es fertigbringen musste einen Schurken zu schnappen – Steve war der Schurke – und eine Ninja, die gemeinsam mit ihrem Klan gegen einen feindlichen Klan in die Schlacht zog. Überraschenderweise gehörte Steve natürlich zu diesem feindlichen Klan.

Zwischendurch tauschte Emma noch mit den anderen Erwachsenen Handynummern aus. Loki baute sich offenbar einen immer größer werdenden Stamm an Freundschaften außerhalb des Stark Towers auf. Das war erfreulich. Er fasste immer mehr Fuß auf der Erde, etablierte sich hier. Das war gut. Es würde ihm Festigkeit geben. Hoffte er zumindest. Denn so sehr er sich freute, dass Loki auch mit Menschen außerhalb ihres verrückten Haufens zu Hause zu tun hatte, so fragte er sich, wie gut es sein konnte, sich laufend als jemand anderes auszugeben.

Jedoch allgemein zufrieden sank Steve schließlich in den Beifahrersitz des grünen Cabrios, nachdem die Kita geschlossen und alle sich auf den Weg nach Hause gemacht hatten. Der Motor sprang an und Loki reihte sich in den Straßenverkehr ein.

Bevor Steve etwas sagen konnte, ergriff sein Freund das Wort. „Kate ist wirklich eine äußerst freundliche Person.“, sagte er.

„Ja.“, grinste der Soldat und fühlte sich etwas entspannen. So schlimm kann der Tag für Loki nicht gewesen sein, wenn das seine erste Aussage war. Und Steve musste zugeben, dass er sich darüber freute, dass er mit Kate ausgekommen war. Irgendwie war diese Frau schließlich seine erste Freundschaft außerhalb der Avengers geworden. Seine erste Freundschaft unter den völlig normalen Zivilisten. Und sie hatten sich vom ersten Augenblick an blendend verstanden. Er hatte Loki erzählt, dass sie Krankenschwester war und in dem Hospiz arbeitete, in dem Steve seinem zweiten ehrenamtlichen Job nachging und im Prinzip nichts anderes tat als mit den Patienten Zeit zu verbringen, sie im Rollstuhl spazieren zu fahren, sich mit ihn zu unterhalten oder ihnen etwas vorzulesen. Immerhin waren die meisten der Patienten mehr oder weniger in seinem eigentlichen Alter. Kate war neu gewesen. Sie hatte ihn für einen Enkel des Patienten gehalten und so hatten sie sich kennengelernt.

„Es ist etwas verwunderlich, dass jemand von ihrer Schönheit niemanden an ihrer Seite hat.“, bemerkte Loki nebenbei und überholte ein Auto vor sich, dass offenbar nach einem Parkplatz suchte.

„Sicher ist sie gerade einfach nicht an einer Beziehung interessiert.“, antwortete Steve nebenbei. Loki hatte recht. Sie war schön, intelligent, freundlich und das Interesse an ihr um sie herum war nicht schwer zu sehen. Sie reagierte lediglich nie darauf. Zumindest nicht, soweit Steve das beurteilen konnte. Allerdings war das zugegeben nicht wirklich in seinem Fokus gewesen.

„Nun, vielleicht ändert sich das, wo sie nun gesehen hat, dass du nicht mehr zur Verfügung stehst.“, erwiderte Loki und setzte den Blinker, bevor er nach rechts abbog.

Steve holte schon Luft zum Antworten, als er stockte. Überlegend zog er die Augenbrauen zusammen und drehte seinen Kopf vollends der Blondine neben sich zu. Was hatte sie da gerade gesagt? Doch Emma sah völlig entspannt weiterhin nach vorne und schien seine Irritation nicht einmal mitzubekommen.

„Wir sind nur Freunde.“, brachte der Soldat schließlich hervor und versuchte sich an eine Situation zu erinnern, die Loki auf diesen seltsamen Gedanken gebracht haben konnte. Ihm fiel nichts dazu ein.

„Eine Definition eurer Beziehung, die sie sicherlich gerne ändern würde.“, erwiderte Emma.

„Ich denke nicht…“, fing Steve an, wurde aber von Emma unterbrochen.

„Deine Naivität in diesen Angelegenheiten ist äußerst ermüdend.“ Loki klang sauer. Er war sauer. Warum war er sauer? Steve hatte nicht den Hauch einer Ahnung, wo das auf einmal herkam. Hatte er etwas falsch gemacht? Etwas verletzendes gesagt? Wie sollte er denn darauf jetzt reagieren? Sollte er überhaupt etwas sagen?

Einige Minuten vergingen, in denen Steve seinen Freund, oder seine Freundin, wie auch immer, schweigend anstarrte und einfach nicht Begriff, was gerade schiefgelaufen war.

„Loki…“, versuchte er es erneut und wurde abermals unterbrochen.

„Ich werde dir niemals Kinder gebären.“, sagte Emma weiterhin mit dem Blick starr geradeaus auf die Straße. Etwas unsicher wartete Steve, ob noch etwas kam. Doch es blieb still zwischen ihnen.

„Das weiß ich.“, sagte der Soldat schließlich etwas zögerlich. Wie könnte er das nicht wissen?

„Dann solltest du die Augen öffnen und endlich verstehen, welche Möglichkeiten du hast.“ Emma klang wieder ruhig. Fast teilnahmslos. Als würde sie ihn darüber beraten, welche Krawatte am besten zu seinem Outfit passen würde.

„Wovon redest du?“, wollte Steve wissen und hörte an seiner eigenen Stimme, dass er alles andere als ruhig war. Es machte ihn nervös, dass Loki so ruhig blieb. Erst recht wo er gerade noch gesehen und gehört hatte, dass er nicht wirklich ruhig war.

„Du und Kate würden `Superkinder´ bekommen.“, antwortete Emma und schaltete das Auto in den korrekten Modus als sie an einer roten Ampel hielt, ohne ihren Blick von der Ampel zu nehmen.

Seufzend schloss Steve kurz die Augen. Das konnte doch nicht wahr sein. „Ich will Kate nicht.“ Nicht so zumindest. Dieses ganze Gespräch war völlig skurril. Er wusste, dass Loki ein Mann war. Das war nie ein Geheimnis gewesen. Wieso sollte das auf einmal ein Problem sein?

„Sie ist nicht deine einzige Option.“, erwiderte Loki direkt.

„Loki…“ Jetzt fand Steve, dass er selbst langsam sauer klang.

„Du willst Kinder!“, platzte es dann aus dem Asgardier hervor in passendem Tonfall. Danach presste Emma die Lippen aufeinander und schloss kurz die Augen, als müsste sie sich wieder sammeln. „Den ganzen Tag heute war das mehr als eindeutig. Jedes Mal, wenn eines der Kinder auf dich zugelaufen ist, war es für Jedermann sichtbar.“, fuhr er dann wieder ruhig fort.

„Nicht so sehr, wie ich dich will.“, antwortete ihm Steve darauf.

Erst jetzt drehte Emma ihren Kopf in seine Richtung und sah ihn an. Als versuche sie zu beurteilen, ob er ihr die Wahrheit sagte. Wahrscheinlich war es genau das, was sie tat. Und für einen kleinen Augenblick konnte Steve in diesen falschen blauen Augen die gleiche Skepsis sehen, die er bereits so oft in den wunderschönen grünen Iriden seines Freundes gesehen hatte.

Letztendlich unterbrach ein Hupen hinter ihnen den Blickkontakt und Emma wandte sich wieder nach vorne. Ein weiteres Hupen ertönte. Dann fuhr Emma an und die Unruhe hinter ihnen beruhigte sich wieder. Steve wartete noch einen Augenblick, doch Emma blieb still und schien sich völlig auf den Verkehr zu konzentrieren.

„Loki…“, ergriff der Soldat letztendlich nach zwei weiteren Minuten das Wort.

„Sei still.“, wies sein Freund ihn jedoch direkt an. Seine Stimme war wieder ruhig. Ohne jeglichen Hinweis darauf, dass das Thema irgendeine Bewandtnis für ihn hatte.

Seufzend lehnte Steve sich nach hinten und fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht. Er blickte vor sich, auf die Straße, die sie entlangfuhren. Wollte der Asgardier jetzt ernsthaft so tun, als wäre nichts passiert? Als wäre das ein Thema, das ihn nicht weiter beschäftigte? Denn Steve hatte definitiv gesehen, dass es nicht einfach so an ihm vorbeigegangen war. Es schien für ihn wichtig gewesen zu sein, denn ansonsten hätte er die gespielte Gelassenheit nicht einfach durchbrochen.

„Wenn du nicht darüber redest…“, fing der Soldat erneut an.

„Bitte, Steve, nicht jetzt.“ Emmas Stimme brach als sie ihn erneut bat das Thema fallen zu lassen und der ruhige Gesichtsausdruck verkrampfte sich zu einem sich schwer beherrschendem. Für einen Moment betrachtete Steve das, dann entschied er sich dem Wunsch nachzukommen. Zumindest solange sie nicht zurück waren. Solange sie nicht unter sich waren.

Schweigend legten sie die zwanzig Minuten zurück zum Stark Tower. Als sie in der Garage ausstiegen, wirkte Emma wieder gefasst, mied aber seinen Blick. Die Fahrt mit dem Fahrstuhl fühlte sich fast an wie Folter und offenbar traute sich nicht einmal Jarvis etwas zu sagen, da es bei einer äußerst knappen Begrüßung seitens der KI blieb. Die Information darüber, dass Tony gerne mit Loki sprechen wollte, sobald dieser Zeit hatte, klang schon fast zögerlich und der Hinweis darauf, dass diese Angelegenheit aber warten konnte, bestätigte nur, dass die Spannung zwischen ihnen offenbar auch von einer KI wahrgenommen wurde.

Ohne Umschweife stieg Emma auf ihrer Etage aus. Es beruhigte Steve zumindest insoweit, dass der Asgardier nicht seine eigenen Wohnräume aufsuchte und anscheinend auch nicht wollte.

Fast geräuschlos glitt schließlich die Wohnungstür hinter ihnen zu. Doch Emma blieb nicht stehen, verschwand schnurstracks im Badzimmer und ließ Steve somit alleine im Raum stehen.

Einen Moment blieb der Soldat einfach stehen und starrte die Tür an. Am liebsten würde er Jarvis fragen, ob alles in Ordnung war, aber er wusste, dass dem nicht so war. Auch wenn er nicht wirklich verstand, warum das so war. Außerdem waren im Badezimmer eh keine Kameras angebracht, nur Lautsprecher über die man mit der KI kommunizieren konnte.

Etwas nervös entschied er sich schließlich dafür Wasser für Tee aufzusetzen. Er wusste nicht, was er sonst machen sollte. Dann stand er einfach eine Weile vor dem Wasserkocher und starrte ihn an, während das Wasser langsam wieder kalt wurde.

Als er schließlich wieder hörte, wie die Tür aufglitt, sprang ihm sein Herz fast aus dem Hals und er spürte wie Adrenalin in seinem Körper kursierte. Nervös drehte er sich um.

Emma verließ das Badezimmer wieder. Barfuß ging sie zum Sofa und setzte sich hin. Immer noch mied sie seinen Blick.

Irritiert beobachtete Steve das Geschehen. Warum war es noch immer Emma? Versuchte Loki sich jetzt so zu verstecken? Indem er sein wahres Gesicht mit dem von Emma überdeckte?

Genervt von diesem ganzen Illusions-Blödsinn drehte der Soldat sich wieder um und betätigte den Wasserkocher noch einmal. Als er dann zwei Tassen Tee aufgegossen hatte, ging er mit diesen zum Sofa und stellte eine davon vor seinen Freund, bevor er sich mit seiner eigenen in der Hand neben ihn setzte.

„Du wirst das nicht einfach fallen lassen, oder?“, durchbrach dann Emmas Stimme die Stille. Ihre blauen Augen waren auf die Tasse vor ihr gerichtet und ein Lächeln huschte über ihre Lippen, während sie das Captain America Motiv darauf betrachtete.

„Nein.“, bestätigte Steve und schlürfte ein wenig von seiner eigenen heißen Flüssigkeit.

„Weißt du, dass du jedes Mal die gleiche Tasse für mich wählst?“, fragte Emma und sah ihn jetzt zum ersten Mal wieder an. Die blauen Augen lachten nicht mit, als ihre Lippen es taten.

Steve stellte seine eigene Tasse auf dem Tisch ab, bevor er sich dem Asgardier komplett zuwandte und die Frage ignorierte. Denn ja, es war ihm aufgefallen. Irgendwie wollte er Lokis Lippen nicht auf einer Tasse haben, auf der jemand anderes abgebildet war. Es war kindisch und albern und absolut bescheuert, aber es war nun einmal so. Es war peinlich, dass es seinem Freund aufgefallen war. Wie zur Bestätigung spürte er auch, wie seine Ohren warm wurden. Doch er ignorierte es. Entschlossen griff er nach der viel zu schmalen, filigranen Hand Emmas.

„Loki, was sollte das im Auto?“, sprach er das eigentliche Problem an. Als er einen leichten Zug an der Hand spürte, packte er etwas fester zu, um zu verhindern, dass Loki seine Hand wieder wegzog. Er rutschte noch etwas näher an ihn heran.

Emma wandte den Blick ab und starrte wieder zu ihrer Tasse. „Ich habe es bereits gesagt. Du solltest darüber nachdenken, was du wirklich willst.“

„Ich habe dir gesagt, was ich will.“, antwortete der Soldat voller Überzeugung. Er wusste nicht, ob er sich beleidigt fühlen sollte, dass Loki an seiner Aufrichtigkeit zweifelte.

Die Worte hingen einige Sekunden zwischen ihnen, bevor Emma den Kopf wieder in seine Richtung drehte. Blaue Augen sahen ihn wieder an und Steve hoffte inständig, dass Loki diese Maskerade endlich fallen ließ.

„Ich schätze, dann sollte ich mir nicht anmaßen dein Herz besser zu kennen, als du selbst.“, sprach Emma und beugte sich vor. Steves erster Impuls war es nach hinten auszuweichen. Sie waren nicht in der Öffentlichkeit. Und Emma war zwar Loki aber irgendwie auch wieder nicht. Er wollte diese Frau nicht küssen. Es war nicht das Gleiche. Und gleichzeitig wollte er Loki an dieser Stelle auch nicht abweisen. Also schloss er die Augen und ließ sich von dem Geruch und Geschmack überrollen, führte eine Hand in Lokis Nacken, wo er alles genau so vorfand, wie es sein musste. Ohne den Kuss zu lösen, beugte Loki sich weiter nach vorne, legte ihm die Hände an die Schultern und saß mit einem Ruck ihm zugewandt in seinem Schoß. Während seine rechte Hand sich in den schwarzen Strähnen festkrallte, legte Steve seine linke auf Lokis Oberschenkel ab und spürte selbst, wie Lokis Hände langsam seinen Oberkörper hinunterglitten und schließlich anfingen an seinem Gürtel zu ziehen.

Als ihre Lippen sich schließlich voneinander trennten, entkam ein leises Stöhnen seinen Lippen, während Loki an seinem Ohr knabberte und dann seinen Hals entlang zu seiner Schulter Küsse verteilte. Dann nahm er einen Schwall an blonden Haaren durch seine halb geöffneten Augenlider wahr. Sein Verstand rebellierte sofort. Er riss die Augen komplett auf, packte die Blondine an ihren Schultern und schob sie von sich, bevor er überhaupt wieder verstanden hatte, dass Loki einfach weiterhin seine Illusion aufrechterhielt.

Völlig irritiert sah ihn ein Paar blaue Augen an. Hecktisch atmend erwiderte Steve den Blick für einige Sekunden, bevor er sich wieder beruhigen konnte. „Tut mir leid.“, entschuldigte er sich dann. „Diese Illusion…“, murmelte er weiter und wusste nicht so Recht, was er überhaupt sagen sollte. War so ein Verhalten auf Asgard üblich? Intime Situationen, während man nicht wie man selbst aussah?

Prüfend betrachtete er Emma, die mit zerzaustem Haar auf seinem Schoß saß. Die Wangen waren gerötet, sie atmete etwas schneller. Es sah so echt aus. Das war definitiv nichts für ihn. Es muss ihm ins Gesicht gestanden haben, denn Emma lehnte sich etwas weiter zurück.

„Wie wäre es hiermit?“, fragte sie und einen Augenblick später saß an ihrer Stelle eine andere Frau. Die Haare waren nun orange und fielen ihr glatt über die Schultern. Ihr Körperbau etwas schmaler und weniger, aber immer noch weibliche Kurven. Die tief blauen Augen hatten ihr Muster geändert, waren noch immer blau, aber etwas dunkler. Das Gesicht war komplett anders. Sie hatte nichts mehr mit Emma gleich.

„Was zur…“, fing Steve an, als er nun diese völlig fremde Person auf seinem Schoß sitzen hatte. Er konnte sich nicht entscheiden, ob das eine Verbesserung oder Verschlechterung der Situation war. „Loki…“

Und sofort saß wieder eine andere Frau auf seinem Schoß. Die Situation schnürte Steve die Kehle zusammen, während Loki eine Illusion nach der anderen ausprobierte, weil Steves Abneigung offenbar in seinem Gesicht sichtbar war.

„Hör auf damit!“, verlangte Steve letztendlich, packte die gerade platinblonde Frau an den Oberarmen und schüttelte sie einmal etwas unsanft. Unsicher erwiderten blaue Augen seinen Blick. Während seine Gedanken rasten und er versuchte zu verstehen, was hier passierte, verwandelte sich die Frau schließlich in einen Mann. Seine Statur war fast so breit wie die von Steve. Seine sonnengebräunte Haut ließ die hellen blauen Augen fast strahlen und schulterlange, blonde Haare rahmten sein Gesicht ein. Die Ähnlichkeit zu Thor war unübersehbar.

Als hätte er sich verbrannt, zog Steve seine Hände zurück. Ohne weiter nachzudenken, stand er auf, während diese Gestallt auf seinem Schoß einfach herunterrutschte und zwischen Sofa und Couchtisch zu Boden fiel. Er hörte es klappern, doch erst einmal musste Steve sich zwei Schritte entfernen und durchatmen. Erst dann drehte er sich herum, und sah wie die Thor Kopie vom Boden aufstand. Beide Tassen waren umgeschmissen, der Tee hatte sich über den Tisch verteilt und tropfte an einer Seite herunter.

„Wirklich, Loki!?“, brüllte Steve seinem Freund entgegen. „Willst du dich über mich lustig machen? Was soll der Blödsinn!?“, verlangte er zu wissen.

„Steve…“, fing Loki nicht weniger aufgeregt an, wurde aber sofort von dem Soldaten unterbrochen.

„Oh nein!“ Wütend sah er in diese falschen blauen Augen. „Ich rede nicht mit dir, wenn du so aussiehst!“

Genervt seufzend verwandelte der Zwillingsthor sich schließlich und endlich in Loki. So wie er wirklich aussah. „Was willst du eigentlich!?“, wollte dieser aufgebracht wissen. „Wenn dir Emma nicht gefällt, musst du mir nur sagen, was dir gefällt! Ich kann jede Illusion erzeugen, die du dir vorstellen kannst!“

„Ich will, dass du aussiehst wie du!“, brüllte Steve aufgebracht zurück.

Das ließ Loki stocken. „Aber…“, fing er an und sah Steve misstrauisch an. „Das muss ich nicht. Eine komplette Metamorphose ist noch nicht möglich. Aber das werde ich können.“

„Wovon redest du da überhaupt?!“, wollte der Soldat wissen.

„Ich kann gutaussehend erscheinen. Du musst dich nicht hiermit abgeben.“, sprach Loki weiter und machte mit einer Hand eine Geste die ihn selbst einschloss. Er hatte aufgehört zu schreien. Offenbar versuchte er eine Eskalation abzuwenden, während Steve sich noch nicht einmal sicher war, in welche Richtung ihre Unterhaltung überhaupt explodieren wollte. „Mir ist sehr bewusst, welch ästhetischen Schandfleck dieses Äußere ausgerechnet an deiner Seite darstellet und immer darstellen wird.“, fügte der Asgardier noch hinzu.

Sprachlos starrte Steve seinen Freund an. Seine Gedanken rasten ohne dass er einen davon zu fassen bekam. Ästhetischer Schandfleck? Ausgerechnet neben ihm? Wie in aller Welt kam er überhaupt auf so einen Gedanken? Verstand Steve überhaupt richtig, was Loki da sagte?

„Warum sollte ich irgendetwas an dir ändern wollen?“, fragte Steve schließlich. Er trat wieder auf ihn zu, hob eine Hand und fuhr mit seinen Fingern zwischen die schwarzen Strähnen, strich mit seinem Daumen über die blasse Wange. Er war froh, dass Loki dabei nicht zurückwich, denn irgendwie hatte er das befürchtet. „Du bist bereits gutaussehend.“, sprach er weiter um Lokis eigene Worte aufzugreifen. „Du bist perfekt.“, fügte er noch hinzu und war schon dabei sich ihm entgegenzubeugen, als ihm auffiel, dass er offenbar etwas Falsches gesagt hatte. Mit weit aufgerissenen Augen starrte der Asgardier ihn an. Die feinen schwarzen Augenbrauen wanderten nach oben als Erkenntnis ihn traf. Dicht gefolgt von Verzweiflung und Schmerz.

Irritiert und besorgt hob Steve auch die zweite Hand. „Loki?“, fragte er alarmiert. Bevor seine zweite Hand in Kontakt mit dem Asgardier kam, wurde sie von eben diesem kraftvoll weggeschlagen. Kraftvoll genug, dass heftiger Schmerz seinen Arm entlangschoss. Doch er ignorierte das.

„Fass mich nicht an!“, zischte Loki ihm von einer Sekunde auf die andere wütend entgegen und stieß ihn kräftig von sich. Überrascht stolperte der Soldat zurück. Er hatte völlig den Faden verloren. Was war denn jetzt wieder passiert?

Hasserfüllt sah Loki ihn aus diesen eigentlich so wunderschönen grünen Augen an. „Das war ein Fehler, Captain.“, presste er zwischen seinen Lippen hervor und kämpfte offensichtlich um Fassung. Heftig atmend fuhr er sich über das Gesicht, seine Augen schossen den Boden entlang hin und her ohne einen Punkt zu fixieren. Unsicher trat er einen Schritt zurück. „Was sind Eure Befehle?“, wollte er dann wissen und sah wieder hoch. „Informationen? Ein Lakai mit magischen Kräften? Was ist das Ziel!?“, brüllte er ihm schließlich entgegen. Und als er diesmal wieder hochsah, schien es fast als würde Loki zerbrechen. Er fuhr sich wieder mit den Händen in die Haare, wo er sich festkrallte und für einen Moment schien es als würde er in Tränen ausbrechen. Doch stattdessen kehrten Wut und Hass zurück und er sah erneut Steve an als wollte er ihm die Kehle herausreißen. Dann trat er einen weiteren Schritt nach hinten. Vor sich hinmurmelnd sah er wieder zu Boden.

Wie festgewurzelt konnte Steve nichts weiter tun als zuzusehen. Seine Brust fühlte sich an als würden tausende von Nadeln darin stecken, als könnten seine Lungen nicht genug Sauerstoff aufnehmen, als würde er ersticken. Er wollte unbedingt auf diese Situation reagieren, er wollte Loki beruhigen, ihm versichern, dass alles gut war, dass sie das ausdiskutieren mussten und er dann sehen würde, dass sein Hass unbegründet war. Aber er wusste nicht wie. Er wusste ja noch nicht einmal, was Loki ihm da eigentlich genau vorwarf? Was für Befehle sollte er denn bitte haben? Von wem? Weshalb? Was hatte Loki sich da wieder zusammengereimt ohne das Steve fähig gewesen ist dem Gedankengang zu folgen?

„Ich sollte Euch wohl Achtung entgegenbringen, dafür dass Ihr fähig wart mich derart zu täuschen.“, sagte Loki dann schon fast tonlos ohne ihn anzusehen. Als er nun aufsah, waren keinerlei Emotionen mehr in seinem Gesicht zu sehen. Aber es war nicht die Maske, die er von Loki bereits kannte hinter der er alles versteckte. Es war eher der Punkt, an dem man emotional so sehr überfordert war, dass man einfach gar nichts mehr fühlte. Der Punkt, an dem man einfach abschaltete, um nicht den Verstand zu verlieren. „Sagt mir, Captain, wer ist hieran beteiligt?“ Mit leerem Blick sah er ihm in die Augen.

„Ich weiß nicht wovon du sprichst.“, gelang es dem Soldaten etwas zu sagen. Er schaffte es einen Schritt nach vorne zu machen. „Loki…“, fing er an.

„Ich nehme an Eure Schwarze Witwe und Euer Falke sind eingeweiht. Was ist mit Tony, Bruce und der Lady Virginia? Sind sie hier um den Schein abzurunden oder wissen sie nichts von Euren wahren Absichten?“, sprach der Asgardier einfach weiter als hätte Steve kein Wort gesagt.

„Loki, es gibt keinen Schein.“ Steve gelang es nun wieder die Kontrolle über seine Beine zu erlangen und ging langsam auf den anderen Mann zu. „Bitte, ich verstehe nicht, was hier los ist. Was ich getan habe, um das hier auszulösen.“

Doch Loki reagierte nicht auf seine Worte. Er starrte ihn einfach stumm an. Mit jedem Schritt den Steve auf ihn zu machte, konnte er sehen wie der Schmerz und die Verzweiflung in diese grünen Augen zurückkehrten. Und dann war er plötzlich verschwunden.

Eine halbe Sekunde starrte der Soldat einfach auf den Fleck, an dem sein Freund gerade noch gestanden hatte, dann wirbelte er herum. „Jarvis!?“

„Mr. Odinson befindet sich auf der Gemeinschaftsetage. Er hat soeben Mr. Stark, Miss Potts und Dr. Banner gebeten ihn dort zu treffen.“, antwortete ihm die KI. Ohne zu zögern rannte der Soldat direkt aus der Tür und nach oben. Was auch immer das hier war, wo auch immer es herkam, es machte alles kaputt. Noch nicht einmal, als Loki ihr Feind gewesen war, hatte er ihn mit derart viel Hass in den Augen angesehen. Und jetzt wusste Steve nicht einmal, wo dieser herkam.

Oben angekommen, stieß er die Tür zur Gemeinschaftsebene geräuschvoll auf und betrat den Raum. Es war nicht schwer Loki an den Panoramafenstern im Wohnbereich auszumachen. Der Asgardier beachtete ihn nicht weiter, auch wenn Steves Eintreffen zweifelsfrei bemerkt worden ist.

„Loki…“, begann er als er noch drei Meter entfernt war.

„Wenn Ihr mich anrührt, Captain, werdet Ihr die zweite Person sein, die ich hier aus dem Fenster werfe.“, warnte Loki ihn mit schneidender Stimme, die den Soldaten erstarren ließ. Langsam drehte der Außerirdische sich um. Purer Hass prallte Steve entgegen, als ihre Blicke sich trafen. „Sicherlich wird Euch der Aufschlag nicht das Leben kosten, aber ich hoffe, dass es schmerzhaft genug sein wird, um die Ernsthaftigkeit meiner Forderung zu unterstreichen.“

Für einen Moment sahen sie sich einfach gegenseitig in die Augen. Steve glaubte ihm. Er glaubte ihm, dass er ihn aus dem Fenster schmeißen würde, wenn er ihm zu nahekam. Bevor er seine Sprache wiederfand, hörte er auch schon den Fahrstuhl. Seine Freunde waren angekommen.

„Oh, Drama!“, ergriff Tony sofort das Wort. „Seit du hier bist, bekomme ich meine benötigte Soap Opera Dosis direkt live.“, sprach er einfach weiter und trat neben Steve. Pepper und Bruce waren bei ihm, sagten aber nichts. „Was hat er jetzt wieder angestellt?“, wollte der Milliardär wissen und klopfte dem Soldaten freundschaftlich auf den Rücken.

„Seid ihr Teil des Domestikationsplans meine Person betreffend?“, richtete Loki seine Worte nun an den Milliardär. Dabei verwandelte sich der Hass in den grünen Augen in Misstrauen.

„Ich würde sagen, du bist längst handzahm.“, gab Tony sofort zurück und offensichtlich die Situation nicht ernstnehmend. Wütend fixierte Loki ihn. „Okay, okay. Was ist dir über die Leber gelaufen?“, wollte er dann wissen und sah Steve fragend an. Doch dieser konnte nur mit dem Kopf schütteln und mit den Schultern ratlos zucken.

„Der Captain folgt Befehlen, die mir nicht bekannt sind. Doch offenbar beinhalten diese mein Vertrauen zu gewinnen und mich gefügig zu machen. Ich gehe davon aus, dass SHIELD eingesehen hat mit Folter bei mir nicht weiterzukommen und nun versucht der Captain es auf einem anderen Weg.“, erklärte Loki. Steve wurde schlecht. War das sein Ernst? Dachte der Asgardier wirklich, er würde mit diesen Verrückten zusammenarbeiten? „Die Frage ist, wieviel ihr darüber wisst. Seid ihr Teil des Komplotts oder wurdet ihr nicht über den Plan in Kenntnis gesetzt?“

Totenstille breitete sich im Raum aus. Pepper sah Loki schockiert an und Bruce schien nicht ganz zu verstehen, was diese Situation überhaupt sollte. Tony hingegen brach schließlich in schallendes Gelächter aus, während Steve spürte, wie er wütend über diese Unterstellung wurde. Doch das Lachen dauerte nur wenige Sekunden, bis Tony wieder verstummte.

„Echt jetzt?“, wollte der Milliardär dann völlig überrascht wissen. „Du traust Mr. Tugend-in-Person zu dich getäuscht zu haben? Und noch viel Schlimmer: Du traust mir zu mit den perversen Soziopathen zusammenzuarbeiten?“

„Was ist denn passiert?“, fragte Bruce schließlich etwas zurückhaltend. Er fühlte sich offensichtlich unwohl in dieser Situation. Lokis Blick fiel kurz auf den Wissenschaftler, bevor er wieder Steve ansah, sich dann abwandte, eine Hand an seine Stirn legte und ein paar Schritte in Richtung der Küche lief. Als müsste er etwas Distanz zwischen sich und die anderen bringen, um nachdenken zu können. Dabei lief er an Steve vorbei, aber weit genug entfernt von ihm, dass er nicht in Reichweite war.

„Steve?“, sprach Pepper ihn an und stand plötzlich neben ihm. Er zuckte zusammen als sie eine Hand an seinen Arm legte. Er hatte sie gar nicht beachtet. Viel zu sehr war er von Lokis Verhalten eingenommen. Sie machte kurz eine entschuldigende Geste. „Weißt du überhaupt was hier los ist?“, fragte sie dann. Er schüttelte als Antwort lediglich den Kopf. Nicht die geringste! Er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Erst recht nicht, wo sein Freund offensichtlich selbst seine Anwesenheit ablehnte. Doch immerhin schien er sich langsam etwas zu beruhigen. Die hektische, aufgeregte Atmung wurde ruhiger. Aber aus dieser Position war es schwer zu beurteilen.

Der Soldat warf einen prüfenden Blick hinter sich. Bruce wirkte besorgt und unruhig, während Tony eher beleidigt die Arme vor der Brust verschränkt hatte. Pepper schien als einzige einen kühlen Kopf zu behalten und der Sache auf den Grund gehen zu wollen, bevor sie sich für eine eigene Reaktion entschied. Und Steve selbst versuchte nicht genauso zu reagieren wie Tony. Denn dass sein Freund diese Möglichkeit überhaupt in Betracht zog, empfand er als massive Beleidigung. Jedoch versprach er sich keine Verbesserung, wenn er wie der Milliardär einfach anfing zu schmollen.

„Loki…“, ergriff er also abermals das Wort und trat auf den Asgardier zu, Pepper dabei hinter sich lassend. „Rede mit uns?“, bat er ihn. Doch dieser reagierte nicht. Er starrte einfach vor sich auf den Boden, die Arme an seinen Seiten hängend. Seinen Gesichtsausdruck konnte Steve nicht erkennen, dazu hatte er ihm zu sehr den Rücken zugedreht. „Loki?“, sprach der Soldat seinen Freund erneut an, als er kaum mehr als eine Armlänge von ihm entfernt war. Wieder keine Reaktion. Er war versucht sein Glück auf die Probe zu stellen und nach ihm zu greifen, doch dann drängte plötzlich Pepper sich vor ihn und griff ohne zu zögern nach dem Asgardier, bevor Steve überhaupt etwas tun konnte.

Sofort als ihre Hand ihn berührte, wirbelte Loki herum. Wut und Hass spiegelten sich in seinem Gesicht wider als sein Blick auf Steve fiel. Sein rechter Arm hob sich, bereit den Soldaten wegzustoßen. Überrascht zuckte Pepper zurück. Dann ertönte ein furchtbares Knacken und Knirschen als Lokis Hand mit Peppers Wange kollidierte. Die zierliche Frau wurde zurück und direkt in Steves Arme geschleudert. Für den Bruchteil einer Sekunde starrten Loki und Steve sich in die Augen. Die grünen Augen weiteten sich vor Schreck, als der Asgardier realisierte, wen er da gerade getroffen hatte.

Dann brach der Augenkontakt ab, als Steve einen Ausfallschritt nach hinten machen musste, um die Wucht abzufangen.

„Pepper!“, hörte er Tony brüllen in der nächsten Sekunde. Vorsichtig ging der Soldat in die Knie.

„Nicht bewegen!“, brüllte Bruce herrisch und war sofort bei ihm. „Wenn ihre Halswirbelsäule verletzt ist, könnte jede falsche Bewegung das Rückenmark beschädigen!“

Wie festgewurzelt blieb Tony vor ihnen stehen und traute sich nach dieser Aussage offenbar nicht mehr näher heran.

„Jarvis, schick Natascha mit dem Erste Hilfe Koffer her und ich brauche einen Stiff Neck. Ruf Phil an, ich benötige ein Notfallteam und Zugang zu radiologischer Ausrüstung.“, betete der Wissenschaftler herunter, während er sich die bewusstlose Frau begutachtete und dabei völlig konzentriert und ruhig schien.

„Untersteh dich!“, hörte Steve Tony scharf zischen. Es erregte seine Aufmerksamkeit und er sah hoch. Der Milliardär hatte sich Loki zugewandt, der inzwischen fast an den Küchentresen zurückgewichen war. Die grünen Augen waren weit aufgerissen auf Pepper gerichtet. Die Panik in seinem Gesicht war unübersehbar.

„Stütz ihren Kopf hier.“, lenkte ihn dann Bruce wieder ab und Steve sah wieder hinunter auf die bewusstlose Frau in seinen Armen. Er tat was ihm gesagt worden war. Er war ohnehin nicht fähig auf etwas anderes zu reagieren. Er hatte noch nicht richtig verstanden, was hier passiert war, auch wenn es anfing ihn bereits selbst in Panik zu versetzen.

„Dr. Banner, Agent Coulson hat einen Hubschrauber losgeschickt. Der sich an Bord befindende Arzt erbittet einen Lagebericht.“, meldete sich Jarvis wieder nach, wie es dem Soldaten schien, kaum einer Sekunde. Aber er wusste natürlich, dass etwas länger hatte vergehen müssen.

„Geschlossene Fraktur des rechten Wangenknochens. Möglicherweise auch der Nase. Heftige Hämatombildung, sodass ich eine Ruptur der Facialis, Labialis oder Temporalis befürchte. Fragliche Schädigung der Halswirbelsäule. Patientin ist bewusstlos. Kreislauf und Atmung soweit stabil.“, informierte Bruce nicht nur den Arzt, sondern auch jeden Anwesenden über den Zustand ihrer Freundin.

„Loki!“, brüllte Tony wieder dazwischen und entfernte sich ein paar Schritte, kam aber gleich darauf wild vor sich hin fluchend wieder zurück. Als Steve wieder hochsah, konnte er den Asgardier nirgendwo entdecken. Was ihn nur noch mehr in Panik versetzte. Aber er wagte es selbst kaum zu atmen, um seine verletzte Freundin so wenig wie möglich zu bewegen.

Schließlich öffneten sich die Fahrstuhltüren und Natascha, dicht gefolgt von Clint, rannte zu ihnen. Während der Scharfschütze nach einer Erklärung verlangte, schmiss Nat den Koffer neben Bruce, kniete sich daneben und half ihm so vorsichtig wie irgend möglich die Nackenstütze anzulegen. Danach zog der Wissenschaftler die Bewusstlose etwas nach oben, sodass sie senkrecht saß, ließ sie aber weiterhin an Steve lehnen, eher er dazu überging sie weiter zu untersuchen und Nataschas Finger an bestimmte Stellen in Peppers Gesicht zu positionieren. Doch es dauerte nur wenige Minuten, bis ein Hubschrauber draußen auf Iron Mans Landeplattform landete und mehrere Menschen daraus hervorsprangen. Mit einer Trage rollten sie in den Raum und Bruce sprang sofort auf, machte Platz und berichtete von seinen eigenen Untersuchungsergebnissen, während der angekommene Arzt nun, soweit Steve das beurteilen konnte, dasselbe tat, wie soeben Bruce. Die beiden unterhielten sich miteinander und nutzten dabei Worte, die Steve nicht einordnen konnte. Letztendlich wurde ihm Pepper vorsichtig aus den Armen gehoben und auf der Trage platziert. Dann verschwanden Bruce und Tony zusammen mit den Leuten wieder im Hubschrauber und flogen davon.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück