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Desaster

von

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Glücklich lächelnd und mit ausgestreckten Armen lief Pepper auf den ihr entgegenkommenden Mann zu. Happy, ebenfalls breit lächelnd und mit purer Freude im Gesicht, rannte schon fast in ihre Richtung. Es war mitten in der Nacht. Die Limousine, mit der er sie vom Flughafen abholte, parkte ein paar Meter hinter ihm, während hinter Pepper der Firmenjet stand. Ohne zu zögern fielen beide sich in die Arme und drückten einander.

„Es ist so schön, dass du wieder da bist.“, sagte Happy.

„Oh, ich freue mich auch wieder bei euch zu sein.“, antwortete sie. Beide lösten sich wieder voneinander. Personal kümmerte sich um Peppers Gepäck und verstaue es im Kofferraum der Limousine, während die beiden Freunde sich begrüßten.

„Du musst mir alles erzählen. Was habe ich verpasst?“, forderte sie mit einem Grinsen auf den Lippen.

„Ah, das lass dir mal lieber von jemand anderem erklären.,“, seufzte er und deutete zum Auto.

Fragend zog sie ihre Augenbrauen zusammen. Also war tatsächlich was passiert? Sollte sie sich Sorgen machen? Happy schien nicht wirklich besorgt. Vielleicht etwas angespannt, wenn sie ihn jetzt so betrachtete. Sie hatte fast täglich mit Tony telefoniert und immer wieder mit Steve und Bruce oder sogar Loki einige wenige Male. Was sollte also in den paar Stunden großartig passiert sein, in denen sie mit keinem ihren Freunden gesprochen hatte. Nun ja, so oder so würde sie es bald erfahren.

Happy hielt ihr die hintere Tür auf, sodass sie einsteigen konnte. Mit einem Blick, der Happy klar machte, dass das Thema noch nicht beendet war, stieg sie ein und ließ ihn die Tür zu machen.

Erst einen Moment später bemerkte sie, dass sie nicht allein war. Ihr Blick fiel auf einen Mann in einem grauen Anzug, eine Sonnenbrille verdeckte seine Augen. Lässig zurückgelehnt und mit einem selbstzufriedenen Grinsen auf den Lippen betrachtete er sie.

„Was machst du hier?“, fragte sie skeptisch. Aus ihren Telefonaten war ihr deutlich klar gewesen, dass Tony es sich gerade nicht wirklich erlauben konnte Loki alleine zu lassen. Sie ließ ihren Blick noch einmal durch das Innere des Wagens streifen, nur um ganz sicher zu gehen, dass der Asgardier nicht doch irgendwo hier war und sie ihn lediglich noch nicht bemerkt hatte.

Mit einem Ruck setzte die Limousine sich in Bewegung und rollte los.

„Ich habe dich auch vermisst.“, begrüßte er sie und rutsche auf der Sitzbank näher an sie heran. Er beugte sich näher und Pepper wollte sich ihm gerade entgegenlehnen, als ihr Blick etwas an der Sonnenbrille vorbeifiel. Automatisch schob sie ihn von sich weg, ignorierte sein gleichzeitig irritiertes wie enttäuschtes „Hey!“ und zog ihm ohne Kommentar die Sonnenbrille von der Nase.

Ihre Augen fixierten das geschwollene linke Auge. Die Haut war drum herum blau verfärbt und als der Bügel der Sonnenbrille darübergestrichen war, hatte der Milliardär schmerzlich gezischt. Die Schwellung war so stark, dass Tony mit Sicherheit ein Problem mit seiner Sicht hatte. Hatte Happy das gemeint? So alt war das Hämatom definitiv nicht. Und es war definitiv nicht bei einem Iron Man Einsatz passiert. Davon hätte sie gehört. Es hatte keinen Iron Man Einsatz gegeben in den letzten Tagen. Außerdem hätte sie es in ihrem Videochat vor zwei Tagen schon bemerkt.

„Wen hast du diesmal wütend gemacht?“, wollte sie wissen und so sehr sie am liebsten die Arme vor der Brust verschränkt und genervt reagiert hätte, konnte sie nicht anders als sich besorgt wieder nach vorne zu beugen und die Verletzung zu betrachten, während eine Hand nach Tonys Kinn griff und es so drehte, dass sie einen besseren Blick auf sein linkes Auge hatte. Sie legte die Sonnenbrille in ihrem Schoß ab und legte die nun freie Hand an seine Brust. Dort wo sie seinen Herzschlag spüren konnte. Eine Angewohnheit seit er für tot gehalten worden war. Als wollte sie sich immer wieder selbst davon überzeugen, dass er lebte. Auch wenn er direkt neben ihr saß.

„Es ist alles in Ordnung.“, wollte er sie beruhigen, drehte den Kopf wieder in ihre Richtung und griff nach ihren Händen, die er festhielt. Er führte sie zu seinen Lippen und platzierte einen Kuss auf ihre Fingerspitzen, bevor er sie zurück an seine Brust legte, wo sie wieder seinen Herzschlag spüren konnte. Er wusste von dieser Angewohnheit. Von ihrem Verlangen sich immer wieder selbst zu beweisen, dass er am Leben war. Ein Verlangen, dass sich besonders in den Vordergrund drängte, wenn er als Iron Man unterwegs gewesen war oder sichtbare Verletzungen hatte.

„Dein halbes Auge ist zugeschwollen.“, kommentierte sie nur. Dann ruckte sie etwas zurück, sah ihm kurz in die Augen und fing dann an den Rest seines Gesichts zu betrachten. Keine weiteren Schrammen im Gesicht, keine Kratzer oder Schnitte, keine blauen Flecken. Ihr Blick glitt seinen Hals entlang, den sie ebenfalls nach Verletzungen absuchte, als Tony ihre Hände losließ und seine eigenen an ihre Wangen legte. Sachte dirigierte er ihren Kopf wieder hoch, sodass sie sich wieder ansahen.

„Da ist nichts weiter.“, versuchte er sie zu beruhigen. „Eine kleine Beule am Hinterkopf, das war´s. Bruce hat mich durchgecheckt. Alles ist in Ordnung.“ Sein rechter Daumen strich zärtlich über ihre linke Wange, während die andere Hand ihren Weg über ihren Arm zu ihrer Hand fand.

Skeptisch zog sie die Augenbrauen zusammen. Es war nicht unüblich, dass ihr Freund Dinge verharmloste, um sie nicht zu beunruhigen. Andererseits wusste er, dass es ihm definitiv nicht guttun würde, wenn sie danach von selbst herausfand, dass er sie angelogen hatte und eine Verletzung würde ihr mit absoluter Sicherheit relativ früh auffallen.

„Also?“, hackte sie nach, als Tony nicht die Absicht zu haben schien seinen Zustand zu erklären.

„Das Ding habe ich Loki zu verdanken.“, gestand er dann und ließ seine rechte Hand nun auch über ihren Arm nach unten gleiten, wo er ihre noch freie Hand ergriff. Er schien einen Moment abzuwarten, doch Pepper hob nur eine Augenbraue an als Zeichen, dass er weiterreden sollte. „Beim Aufwecken hat er wild um sich geschlagen und mich erwischt. Hat mich umgehauen, daher auch die Beule am Hinterkopf.“, erklärte er. „Kriege ich jetzt einen Kuss?“, fragte er dann, lehnte sich wieder etwas vor.

Unwillkürlich verstärkte sie ihren Griff um seine Hände als sie sich vorbeugte und ihre Augen schloss. Als ihre Lippen sich trafen, breitete sich wie jedes Mal diese wohlige Wärme in ihrem Magen aus. Er schmeckte nach Kaffee und sie glaubte etwas von seinem Lieblingswhiskey herausschmecken zu können und natürlich diesen Geschmack, den sie nie einordnen konnte. Diesen Geschmack, der einfach Tony war.

Sie verblieben einige Zeit dabei, bis sie sich schließlich aneinander gelehnt auf der Rückbank zurücklehnten.

„Hat Steve das schon gesehen?“, fragte sie letztendlich. Ihr Kopf lag an seiner Schulter, er hatte einen Arm um sie gelegt und drückte sie an sich heran.

„Jarvis hat sofort gepetzt. Jetzt darf ich nicht mehr zu ihm, wenn er Albträume hat. Das macht jetzt alles der gute Captain.“, erklärte er und Pepper hatte keinerlei Probleme herauszuhören, dass ihr Freund nicht wirklich begeistert von dem Zustand war, aber dennoch geschafft hatte es zu akzeptieren. Andererseits hatte er eh keine Chance etwas dagegen zu unternehmen. Steve würde nicht zögern seine erweiterte Befehlsgewalt auszunutzen, wenn er eine Sicherheitslücke sah. Wahrscheinlich hatte er das auch gemacht und Jarvis war bereits darauf programmiert.

„Was ist mit Loki? Kommt er mit Steve zurecht?“, fragte sie nach.

„Das wird sich noch zeigen. Ist ja erst heute früh passiert. Und mein Held hat ziemlich lange gebraucht, um ihn zu beruhigen.“ Offenbar länger als ihm lieb war, wenn die Grimmasse, die er zog ein Indikator war.

„Du weißt, dass er recht hat. Ich kann mir nicht vorstellen, das Loki begeistert war dich verletzt zu haben.“

Es blieb einen Moment still. Es beunruhigte Pepper mehr als sie bereit war zuzugeben.

„Er ist nicht in den Workshop gekommen.“, durchbrach Tony schließlich die Stille. „Er hat den ganzen Tag mit Büchern verbracht.“

Zuversichtlich drückte Pepper eine Hand ihres Freundes. Sie hatte nicht so viel Zeit mit Loki verbracht wie Tony, aber es war für sie offensichtlich gewesen, wie gut die beiden mit einander zurechtgekommen waren. Wie sehr sie sich in dieser ganzen Technik vergraben konnten. Wenn sie die beiden bei ihrer Arbeit beobachtet hatte, hatte es auf sie gewirkt, als wären sie beide seit Jahren Freunde, die einem leidenschaftlichen Hobby nachgingen. Die Tatsache, dass beide in ihren Gesprächen so viele Fachworte nutzen, die Pepper nichts verstand, unterstütze den Eindruck nur noch mehr. Es war fast, als hätten sie eine eigene Geheimsprache. Diese Situationen erinnerten sie an die Gespräche zwischen Bruce und Tony, die auch keiner verstand, wenn sie erst einmal richtig in Fahrt kamen. Nur dass es deutlich länger gedauert hatte bis die beiden sich so wohl in der Gesellschaft des jeweils anderen gefühlt hatten.

Etwas geistesabwesend fragte sie Tony nach seinen Projekten. Begeistert fing er an davon zu erzählen und sich und seine Genialität hervorzuheben. Er erzählte von seinen Fortschritten und was für eine unglaubliche Hilfe Loki und Bruce waren. Er hörte sich so glücklich an, wenn er davon erzählte, wie er mit seinen Freunden wissenschaftliche Probleme versuchte zu lösen.

Lächelnd kuschelte Pepper sich in den Armen ihres Freundes ein und schloss die Augen. Es war schön zu hören wie erfreut Tony war. Es ging ihm gut. Sie hatte immer Sorge um ihn, wenn sie nicht bei ihm war. Ihr war klar, dass Steve auf ihn achtgab. Dennoch war sie immer etwas unruhig. Doch jetzt, wie sie an ihn gelehnt ihm zuhörte, wie er ihr von seiner Forschung erzählte, fragte sie sich, ob sie nicht doch etwas überbesorgt war.
 

Freudestrahlend schlang Pepper ihre Arme um Rhodeys Hals und drückte ihn an sich.

„Es fühlt sich an, wie eine Ewigkeit, Pep.“, begrüßte er seine langjährige Freundin lächelnd zog sie in eine Umarmung. Sie verweilten eine Weile in dieser Position, bis sie sich wieder etwas voneinander zurücklehnten.

„Es war eine Ewigkeit. Immer wenn ich in New York war, hieß es du seist wieder auf der anderen Seite der Erdkugeln. Fast fühlte es sich so an, als gingest du mir absichtlich aus dem Weg.“, beschwerte sie sich spielerisch und boxte ihm vor die Brust.

„Deshalb habe ich ihn ja auch gleich vom Flughafen abholen lassen. Er muss nämlich morgen wieder los.“, mischte Tony sich ein.

„Er hat mich praktisch entführen lassen.“, erklärte Colonel Rhodes mit einem kritischen Blick. „Es hätte nicht viel gefehlt und Happy wäre erschossen worden.“

„Ich mache nur meinen Job.“, verteidigte sich der Stark Industires Security Chef. Grinsend klopfte Tony ihm auf die Schulter.

„Du bist ohne Erlaubnis in den Sicherheitsbereich vorgedrungen.“, kritisierte Rhodey weiter und warf Tony einen unzufriedenen Blick zu.

„Die wollten mich nicht durchlassen.“, erwiderte Happy.

„Du warst unangemeldet und wolltest auf den Militär Landeplatz.“

Schulterzuckend tat der Security Chef das ab. „Ich bringe dein Gepäck ins übliche Gästezimmer.“, informierte er nur, grinste dann noch mal Tony an, drehte sich um und lief wieder in Richtung Fahrstuhl.

Seufzend rollte Rhodey nur mit den Augen, bevor er schließlich Pepper losließ und sie sich zusammen an den Tresen setzten. Tony sorgte für Getränke und sie verfielen ohne Schwierigkeiten in ein Gespräch. Happy fügte sich nahtlos mit ein als er zurückkam. Es war nett mal wieder die gesamte alte Clique wieder zusammenzuhaben. Ihre kleine Gruppe, die sie immer gewesen waren bevor die Avengers passiert sind. Pepper würde um nichts auf der Welt ihre neuen Freunde missen wollen, doch es war so selten geworden, dass ausgerechnet nur die ursprünglichen vier zusammensaßen. Rhodey und sie waren so viel in der Welt unterwegs, dass diese Momente viel zu rar geworden waren und Happy hatte mit seinem neuen Posten bei Stark Industries so viel zu tun, dass es fast so schien, als sei auch er irgendwo außerhalb von New York unterwegs.

Als es schließlich auf den späten Nachmittag zuging, verlagerten sie sich in den Fernsehbereich und beschlossen einen Film zu sehen. Steve und Bruce wurden hinzugebeten und Essen bestellt. Loki lehnte die Einladung ab.

Pepper beobachtete wie ihr Freund mit einem genervten Geräusch aufstand und ankündigte den Asgardier notfalls herzuschleifen. Sie folgte ihm, als er zum Fahrstuhl ging. Gestern war sie so spät hier angekommen, dass sie direkt schlafen gegangen war und als sie am Morgen mit Tony und Bruce im Workshop gesessen hatte, hatte sich Loki ebenfalls nicht blicken lassen, egal wie oft Tony über Jarvis eine Einladung ausgesprochen hatte. Mit einem prüfenden Blick hinter sich, bemerkte sie Steve ganz ruhig auf der Couch sitzen bleibend und sich mit Rhodey unterhaltend. Offensichtlich war er nicht beunruhigt, auch wenn nun klar war, dass Loki eine Gefahr werden könnte, wenn er wollte.

Als Pepper mit Tony in Lokis Zimmer trat, saß der Asgardier mit einem Buch in seinem Schoß auf dem Boden seitlich ans Fenster gelehnt. Er war in dunkelgraue Sweatpants und ein schwarzes T-Shirt gekleidet. Seine langen schwarzen Haare fielen frei über seine Schultern, während seine Augen weiterhin auf das Buch vor ihm gerichtet waren. Pepper fühlte sich deutlich erleichtert als sie feststellte, dass aus dem lebenden Skelet inzwischen nur noch jemand mit heftigen Anorexie Problemen geworden war. Zumindest sah er jetzt aus als könnte er tatsächlich am Leben sein. Ebenso hielt er sich nicht mehr ausschließlich in seinem Schlafzimmer auf, sondern nutzte nun offenbar auch die anderen Räumlichkeiten. Was geblieben war, war das Fenster. Er war immer am Fenster, wenn er es einrichten konnte. Woran das wohl lag?

Lächelnd trat sie näher. Loki klappte das Buch zu und stand auf. Seine Bewegungen waren fließend und elegant. Ein deutlicher Unterschied zu dem, woran Pepper sich erinnern konnte, war die Mühelosigkeit, mit der er das tat. Sein Blick fiel auf sie und er verneigte sich vor ihr. „Lady Virginia. Ich bin hocherfreut Euch wiederzusehen.“, begrüßte er sie höflich.

Pepper spürte etwas Hitze in ihre Wangen steigen. „Loki.“, antwortete sie und versuchte sich nichts anmerken zu lassen, während sie ohne weiteres die Distanz zwischen ihnen überwand, ihre Arme ausstreckte und ihn mit einer Umarmung begrüßte, wie einen guten Freund. Es fühlte sich an, als wäre das die richtige Handlung an dieser Stelle. Sie schien ihn damit etwas zu überrumpeln. Zumindest spürte sie, wie er sich anspannte und als sie sich von ihm löste, entging ihr der unsichere Blick nicht. Zuversichtlich lächelte sie ihn an und strich mit ihren Händen über seine Arme. „Du siehst deutlich besser aus. Wie fühlst du dich?“, fragte sie und überging sein deutliches Unwohlsein in der gegebenen Situation, blieb direkt vor ihm stehen und dachte nicht daran zurückzuweichen.

Lokis unsicherer Blick flackerte kurz an ihr vorbei, dorthin, wo sie wusste, dass Tony stehengeblieben war, bevor die grünen Augen sich wieder zurück auf sie richteten. Ihre Hände griffen nach seinen und hielten sie fest.

„Für mich wurde gut gesorgt während Eurer Abwesenheit, Mylady.“, antwortete er schließlich. Das war zwar nicht wirklich ihre Frage gewesen, aber offensichtlich wollte er sie ihr nicht beantworten. Sie hatte schon zuvor bemerkt, dass der Asgardier sehr sparsam war mit Informationen seine eigene Person betreffend. Anscheinend hatte sich das noch immer nicht geändert. Vielleicht war er gegenüber Tony inzwischen gesprächiger geworden? Wenn sie später alleine waren, musste sie das unbedingt einmal ansprechen. „Ich hoffe, Eure Reise ist zu Euerer Zufriedenheit verlaufen?“, lenkte Loki das Gespräch auf ein anderes Thema.

„Du willst nicht wirklich etwas über meine drögen Geschäftsreisen hören, Loki.“, lachte sie. „Ich hatte gehofft dich heute früh im Workshop bereits anzutreffen.“, wechselte sie erneut das Thema und sah, wie Lokis Augen erneut für den Bruchteil einer Sekunde zu Tony huschten. „Ich hätte mich über deine Gesellschaft sehr gefreut.“, fügte sie noch hinzu. Sie beobachtete, wie seine Mimik sich änderte. Es war kaum wahrzunehmen und sie war sich nicht sicher was es bedeutete, aber offensichtlich hatte sie etwas gesagt, das ihn nachdenken ließ. Erst nach einigen Sekunden intensiven Augenkontaktes antwortete er.

„Eure Güte und Freundlichkeit ist unermesslich, Mylady.“ Mit diesen Worten hob er ihre linke Hand, die seine noch immer umfasste, an und platzierte einen Kuss auf dem Handrücken. Augenblicklich spürte sie erneut Hitze in ihre Wangen steigen.

„Okay. Muss ich dich schon wieder dabei unterbrechen mit meiner Freundin zu flirten?“, schritt Tony nun ein und stellte sich neben sie, legte eine Arm um ihre Schultern und zog sie an sich. Loki ließ ihre Hände los, sein Blick fiel zu Boden. Das Grinsen auf den Lippen des Milliardärs verriet jedem, dass er nicht wirklich ernst gemeint hatte, was er gesagt hatte. „Wir sind eigentlich hier, um deinen Hintern nach oben zu zerren.“

Offensichtlich zerknirscht drehte der Asgardier sich um und wandte ihnen den Rücken zu, starrte aus dem Fenster. Seine Anspannung war deutlich zu sehen. „Ich habe mich etwas über die menschliche Kultur belesen.“, ergriff er das Wort. „Es scheint, Wunden, Narben und Blessuren werden eher als Makel angesehen, anstatt sie zur Schau zu stellen. Zumindest in diesem Kulturkreis.“

Etwas unsicher wechselte Pepper mit Tony einen Blick.

„Loki, worauf willst du hinaus?“, fragte der Milliardär schließlich gerade heraus.

„Ich könnte dein Auge heilen.“, sagte der Asgardier.

Irritiert zog Pepper ihre Augenbrauen zusammen. Sein Auge heilen?

„Prima.“, unterbrach Tonys Stimme sofort ihren Gedankengang. „Wenn das diese seltsame Spannung zwischen uns beendet und du wieder basteln kommst, dann bin ich dabei.“

Mit deutlich überraschtem Gesichtsausdruck drehte der Asgardier sich wieder zu ihnen um und musterte den Milliardär. „Ich müsste Magie auf dich anwenden.“, wies er ihn hin, als erwarte er direkt heftigste Gegenwehr.

„Das ist mir schon klar.“, entgegnete Tony nur unbekümmert.

„Das kannst du?“, hackte erstaunt Pepper nach. Lokis Aufmerksamkeit wandte sich wieder ihr zu.

„Hämatome abheilen zu lassen, ist eine äußerst simple Angelegenheit.“, erklärte Loki. „Ich kenne mich mit den menschlichen Heilungsmechanismen nur rudimentär aus. Es könnte daher ein paar Minuten dauern.“

„Okay. Was muss ich tun?“, fragte Tony. Neugier war ihm ins Gesicht geschrieben. Pepper erkannte diese Ungeduld in seinem Gesicht. Er sah aus wie kurz vor einem Experiment bei dem er es kaum erwarten konnte das Ergebnis zu sehen. Wahrscheinlich konnte er kaum an sich halten seinen Gast mit etlichen Fragen zu bombardieren. In solchen Momenten erinnerte Tony sie immer an ein kleines Kind das vor lauter Aufregung auf und ab sprang.

Skeptisch betrachtete der Asgardier den Milliardär. Offenbar konnte er das offensichtliche Interesse nicht so richtig verstehen. Er deutete mit einer Hand auf die Couch und Pepper konnte nicht anders als leise zu lachen.

„Es tut mir leid.“, entschuldigte sie sich und drückte Tony einen Kuss auf die Wange ehe sie ihn zur Couch rüberschob. Ohne Widerstand ließ er sich von ihr in eine sitzende Position dirigieren. Selbst nicht ganz uninteressiert setzte sie sich neben ihn. Loki setzte sich auf Tonys andere Seite und drückte ihn mit sanfter Gewalt an der Schulter nach hinten, sodass er sich anlehnte.

„Nichts. Einfach nur stillhalten.“, antwortete der Asgardier und betrachtete die ramponierte Stelle. „Die Stelle wird sich erwärmen und kribbeln oder jucken.“ Mit einem erneuten Blick auf Tony, der eindeutig erneut die Frage nach Erlaubnis war, legte der Asgardier schließlich seine rechte Hand an die Schwellung und schloss die Augen. Kaum eine Sekunde später konnte Pepper beobachten, wie schwaches grünes Licht zwischen den Fingern hervorbrach. Der Milliardär hatte sein linkes Auge zugekniffen, aber mit dem rechten beobachtete er das Geschehen. Nichts anderes hatte Pepper erwartet. Es dauerte nur wenige Minuten, bis das Licht wieder erstarb und Loki seine Hand zurückzog. Die Haut darunter war makellos. Als wäre die Verletzung nie dagewesen. Keine Schwellung, keine blauen Flecken.

„Links ist nicht mehr alles seltsam verschwommen. Wie sehe ich aus?“, fragte Tony und drehte sich seiner Freundin zu. Er betastete sich sein Auge.

„Das ist erstaunlich.“, kommentierte diese nur und beugte sich weiter vor, um besser beurteilen zu können, ob wirklich alles verschwunden war. Akribisch suchte sie die gerade noch blauen Stellen ab, doch es war nichts mehr davon übrig.

Loki stand von der Couch wieder auf und trat zurück ans Fenster, während Pepper weiterhin Tony in Beschlag nahm und nun selbst mit ihren Fingern um sein linkes Auge herumtastete. Fast als wolle sie sich selbst davon überzeugen, dass es tatsächlich geklappt hatte.

„Ich habe es bisher versäumt mich für das Geschehene zu entschuldigen.“, lenkte der Asgardier die Aufmerksamkeit wieder auf sich und sowohl Pepper als auch Tony drehten sich nun beide ihm zu. „Ich bitte um Verzeihung. Es war nicht meine Absicht dir Schaden zuzufügen.“, fügte er dann hinzu und verbeugte sich in einer Geste, die fast demütig wirkte. Es brachte Peppers Herz zum Bluten.

„Wow, okay.“, sagte Tony, von der Geste offensichtlich überfahren nur und stand auf. Er sah den Asgardier an, als würde er seinen eigenen Augen nicht trauen. „Ich weiß, das war keine Absicht. Ich bin nicht sauer.“

Irritiert betrachtete Pepper den Asgardier. Bei Tonys abtuenden Worten konnte sie sehen, wie die feinen Gesichtszüge sich kurz zusammenzogen, nur für den Bruchteil von einer Sekunde. Tonys Reaktion gefiel ihm nicht. Irgendetwas stimmte nicht.

Die beiden Männer starrten sich einige Sekunden gegenseitig an. Tony wirkte irritiert und Loki hatte wieder diesen neutralen Ausdruck, der im Prinzip nichts weiter war, als eine starre Maske, die kaum lebendig wirkte. Dann sah Loki weg, drehte den Kopf leicht zur Seite.

„Ich würde es bevorzugen hier zu blieben und mich mit meiner Lektüre weiter zu befassen.“, erklärte Loki und war schon fast dabei sich wieder hinzusetzen, als Tony sich ihm direkt in den Weg stellte.

„Oh nein. Das kannst du vergessen. Movie Night. Heute. Niemand drückt sich vor einer Movie Night!“, bestimmte der Milliardär. Andererseits musste Pepper zugeben, er war da ziemlich strickt. Als sie einmal versucht hatte den Film sausen zu lassen und dafür sich weiter um ihre Arbeit zu kümmern, hatte der Milliardär sie kurzerhand über die Schulter geworfen und hingetragen. „Außerdem sind da zwei Leute, die du unbedingt kennenlernen musst.“, fügte Tony noch hinzu.

Lokis starrer Blick wurde deutlich unsicher bei der Aussage. Sofort winkte der Milliardär grinsend ab. „Keine Sorge. Es sind Rhodey und Happy. Ich habe dir von beiden erzählt.“

Das schien den Asgardier nicht wirklich zu beruhigen, was Tony nicht verborgen blieb. „Die beiden sind harmlos. Versprochen.“, fügte er noch hinzu. „Du kannst mich ansehen wie du willst, du kommst mit.“

Mit einer genervt wirkenden Bewegung fasste Loki sich an die Stirn, seufzte, ließ den Arm wieder sinken und sah den Milliardär dann an. Er zuckte mit den Schultern und rollte mit den Augen. Pepper musste sich davon abhalten ob dieser Zurschaustellung an Resignation nicht wieder loszulachen. Doch schließlich fuhren sie zusammen mit dem Fahrstuhl wieder hinauf. Loki blieb einen Augenblick in der Kabine stehen und starrte hinaus, als müsse er sich sammeln und dazu zwingen auszusteigen. Die Unsicherheit in seinem Gesicht war deutlich zu sehen und Pepper lächelte ihm aufmunternd entgegen. Sie war etwas erstaunt darüber, dass Tony vor dem Fahrstuhl geduldig und ohne ein Wort zu sagen wartete. Die braunen Augen ihres Freundes waren auf seinen Gast gerichtet. Die Besorgnis war nicht schwer zu erkennen, zumindest für sie nicht. Sie wusste, dass er sich keine Gedanken um Rhodey oder Happy machte. Selbst wenn die beiden beschließen sollten den Außerirdischen nicht zu mögen, würden sich zivil verhalten. Tony machte es eher zu schaffen, dass Loki sich so unsicher fühlte.

Letztendlich atmete der Asgardier noch einmal durch, schloss kurz die Augen und als er sie wieder öffnete, waren sie ausdruckslos. Keinerlei Emotion war mehr darin zu erkennen. Seine ganze Haltung schien sich zu verändern. Er hatte seine Schultern nach hinten gedrückt, seinen Oberkörper in eine aufrechte Haltung gebracht, den Kopf erhoben und die Arme einfach an seinen Seiten hängen lassen. Die Körperhaltung strahlte Selbstsicherheit aus. Pepper wusste, dass das nichts als eine Täuschung war. Es war eine gute Täuschung. Wenn sie ihn vorher nicht gesehen hätte, sie wusste nicht, ob sie es bemerkt hätte. Zu guter Letzt legte sich noch ein angedeutetes Lächeln auf die Lippen.

Schließlich trat Loki aus der Kabine heraus, Tony legte eine Hand an seinen unteren Rücken und führte ihn schon fast in den Wohnbereich, wo die anderen warteten. Pepper flankierte ihn auf der anderen Seite und hackte sich bei ihm unter.

Als sie in Sicht kamen, war zu sehen, dass Steve, Bruce, Rhodey und Happy zusammensaßen und sich anscheinend über irgendetwas amüsierten.

Bruce war der erste, der sich mit irritiertem Blick zu ihnen drehte, als sie näherkamen. Bald darauf waren auch die Blicke der anderen auf sie gerichtet.

„Okay…“, fand Happy als erstes seine Sprache wieder. „… ich bin nicht der einzige, der das sieht, oder?“

Rhodey holte Luft, stockte dann und sagte nichts, während Steve und Bruce zwischen Tony und Loki hin und her sahen.

Tony überging die starrenden Blicke komplett. „Loki, das ist Happy-“, er deutete auf den Security Chef, der bei Erwähnung seines Namens lediglich in einer roboterhaften Geste kurz die Hand zum Gruß hob. „- und das da ist Rhodey, oder Honey Bear, wie du magst.“

Bevor Rhodey irgendeine Möglichkeit hätte ebenfalls zu reagieren, war Bruce auch schon aufgestanden und hatte den Abstand zwischen sich und dem Milliardär überwunden. Höchst interessiert starrte er die nicht mehr angeschwollene Stelle in dessen Gesicht an.

„Das ist…“, fing er an und betastete die Schläfe. „… faszinierend.“

Tony ließ ihn für ein paar wenige Sekunden gewähren, bevor er den Kopf wegzog.

„Ja, ja. Ich bin wieder hübsch. Ja, es war Loki. Ja, es war Magie. Du kannst dich später mit ihm darüber unterhalten. Können wir jetzt den Film gucken?“ Bruce und Tony sahen sich danach einfach nur gegenseitig an und Pepper konnte sehen, wie sehr es dem Wissenschaftler in den Fingern juckte diesem Heilungsprozess jetzt sofort auf den Zahn zu fühlen.

Schließlich stand Rhodey seufzend auf und trat mit ausgestreckter Hand auf den Außerirdischen zu. „Tony hat mir schon einiges über dich erzählt. Freut mich, dich mal zu treffen während du wach bist.“

„Die Freude liegt ganz auf meiner Seite, Colonel Rhodes.“, begrüßte Loki ihn und reichte ihm ohne zu zögern die Hand. Höfflich lächelte er ihn an.

„James reicht völlig.“, antwortete er. „Tony sagt, du bastelst gerne.“

„Nun, die kleinen Knobelaufgaben sind durchaus eine Abwechslung.“, antwortete der Asgardier mit einem leichten Grinsen auf den Lippen. Pepper beobachtete das lockere Gespräch erstaunt. Es schien als wäre nie etwas gewesen. Loki wirkte völlig souverän. Keine Spur von Nervosität oder Unsicherheit war zu erkennen. Keine kleinen Ticks wie herumnästeln an der Kleidung, die seine wahre Gemütslage verrieten. Sie hätte das gerne noch etwas weiter beobachtet, doch Tony unterbrach ziemlich schnell das Gespräch, indem er darauf hinwies, dass sie endlich mit dem Film anfangen sollten, nachdem er Bruce endlich abgewimmelt hatte. Also zog sie Loki mit sich und bugsierte ihn neben Steve auf die Couch. Sie setzte sich auf seine andere Seite und Tony neben sie, während die anderen sich auf den Sesseln drum herum arrangierten.

Zufrieden mit der Situation machte sie es sich gemütlich, indem sie sich gegen ihren Freund lehnte, der sofort einen Arm um sie schlang. Der Film ging los. Wie der immer wiederkehrende Blick zu Tony jedem verriet der darauf achtete, hatte Bruce etwas Probleme das Thema endgültig fallen zu lassen, akzeptierte es aber schlussendlich und bald hatten sie ihre übliche Situation. Sie folgten dem Film und Happy und Tony fingen wieder an jede Stelle die seltsam oder unlogisch war in dem Film auseinanderzunehmen und lachten über die Handlung, während Rhodey immer wieder passende Kommentare mit einwarf. Wenn Clint jetzt hier wäre, würden sie wahrscheinlich gar nicht mehr aufhören zu reden.

Pepper liebte diese Abende mit ihren Freunden. Ihre Augen schweiften immer wieder zu den anderen und blieben schließlich an Steve hängen. Aus ihrem Blickwinkel konnte sie ihn nur schlecht erkennen, aber sie konnte sehen, dass etwas nicht stimmte. Er hatte einen Arm hinter Loki auf die Lehne gelegt. Sie konnte sehen wie angespannt die Muskulatur in seinem Arm war. Und wie er nervös am Bezug der Couch herumspielte. Zugegeben, sie hatte äußerst wenig auf ihn geachtet und deutlich mehr auf Loki. War er beunruhigt, dass Loki Magie angewendet hatte?

Bevor sie den Tower verlassen hatte, schien es so, als wolle der Soldat unbedingt mit dem Asgardier zurechtkommen. Als wolle er Kontakt, so ähnlich wie Tony ihn hatte. In ihren Telefonaten hatte er ihr auch erzählt, dass er sich mit Loki über Kunst unterhalten hatte. Er hatte ziemlich glücklich dabei geklungen. War über Nacht etwas anders geworden? Immerhin war er ja nun seit gestern früh für Loki verantwortlich. War etwas passiert? Andererseits hatte der Soldat sich ja schon bei ihrem letzten Filmeabend deutlich seltsam benommen. Vielleicht sollte sie dem bei Gelegenheit mal auf den Grund gehen.

Mit diesem Gedanken im Hinterkopf wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Film zu, auch wenn sie nicht umhin kam immer wieder einen Blick in Lokis Richtung zu werfen. Dem schien nichts aufzufallen. Er saß völlig entspannt zwischen ihr und Steve und folgte dem Film. Hin und wieder grinste er, wenn Happy, Tony oder Rhodey einen Kommentar zum Besten gaben und vernichtete zusammen mit den Anderen das bestellte Essen und die Knabbereien. Wieviel war davon nicht als eine Fassade?

Als der Film zu Ende war, diskutierten Tony und Happy noch über das unlogische, an den Haaren herbeigezogene Ende mit einer Inbrunst, dass man meinen könnte, es ginge um Leben und Tod.

Pepper schälte sich aus Tonys Umarmung und fing an den Tisch aufzuräumen und die Sachen zurück in die Küche zu tragen. Bruce, Rhodey, Steve und Loki sprangen schon fast auf, um mitzuhelfen. In wenigen Minuten hatten sie alles verstaut, gesäubert und setzten sich an den Küchentresen mit Kaffee und Tee, während die Diskussion im Wohnzimmer schon fast wie ein Streit klang. Geschickt kurbelte Pepper ein Gespräch an und ließ sich von Rhodey alles erzählen, was bei ihm passiert war. Es war nicht schwer Steve und Bruce mit einzubeziehen, nur Loki hielt sich vornehm zurück. Dennoch schaffte der Außerirdische es irgendwie, dass das kaum auffiel. Selbst ihr nicht und sie achtete mit erhöhter Aufmerksamkeit auf ihn. Letztendlich verabschiedete sich Rhodey, mit der Bemerkung, er müsse morgen Mittag schließlich wieder los, wünschte allen eine gute Nacht, verabschiedete sich von Loki mit der Bemerkung sich gefreut zu haben ihn endlich kennengelernt zu haben, und ging zurück in den Wohnbereich, wo Happy und Tony inzwischen miteinander lachten. Happy sah erschrocken auf seine Uhr und sprang schon fast auf die Beine, wechselte noch ein paar Worte mit Tony und kam dann in die Küche, um sich ebenfalls zu verabschieden. Noch immer mit einem Lachen im Gesicht, reichte er Loki die Hand. Der Asgardier ergriff sie und wünschte eine gute Nacht. Zusammen mit Rhodey verschwand der Security Chef im Fahrstuhl.

Augenblicklich änderte sich Lokis Körpersprache komplett. Die höfliche Maske, die er aufgesetzt hatte wich Erschöpfung. Auf einmal war die Selbstsicherheit verschwunden und er schien kleiner und unscheinbarer zu werden. Seine schmale, zerbrechliche Statur war wieder deutlich erkennbar, etwas das gar nicht aufgefallen, obwohl es so eindeutig war. Es war erstaunlich das zu beobachten.

„So schlimm war es auch wieder nicht.“, kommentierte Tony und drängte sich zwischen Loki und Steve, die nebeneinander auf den Hockern saßen. Der Milliardär lehnte sich an den Tresen und wandte sich seinem Gast zu. „Hast du die Explosion an der Brücke in Erinnerung? Lust das nachzubauen?“, bot er ihm mit einer Euphorie in seiner Stimme an, dass jeder, der Tony nicht kannte, es wahrscheinlich mit der Angst zu tun bekäme. Die Tatsache, dass Lokis Gesicht sich bei diesem Vorschlag deutlich aufhellte, er Tony sogar anlächelte, machte die Situation sicherlich nicht besser. Wenn sie ehrlich war, wenn man Tony kannte, war die Aussage doch irgendwie nicht minder beunruhigend.

„Um Gottes Willen…“, murmelte Bruce deutlich vernehmlich und lehnte seinen Kopf gegen die rechte Hand.

„Du bist auch eingeladen. Kein Grund zur Eifersucht.“, rief Tony zu dem Wissenschaftler hinüber, breit grinsend.

„Auch wenn es verlockend klingt mit euch den Workshop in die Luft zu jagen, ich verzichte.“, entgegnete Bruce.

„Langweiler.“, kommentierte der Milliardär nur. „Ich und Loki werden jede Menge Spaß haben.“

„Morgen, Tony.“, unterbrach Pepper ihn schließlich in seiner Freude. „Es sei denn, du willst, dass ich alleine ins Bett gehe.“, fügte sie noch mit einem dezenten Lächeln hinzu. Sie hatte sofort die Aufmerksamkeit ihres Freundes.

„Okay. Morgen.“, willigte er sofort ein. „Lokes, keine Ausreden. Wenn ich dich in den Workshop zerren muss, dann werde ich das tun.“, drohte er, bevor er und Pepper allen eine gute Nacht wünschten und im Fahrstuhl verschwanden.

„Wie lief´s?“, fragte Tony, sobald die Fahrstuhltüren zugegangen waren und drehte sich seiner Freundin zu.

„Ich habe das Gespräch bei ungefährlichen Themen gehalten. Rhodey hat das gemerkt. Ich bin froh, dass er es zugelassen hat.“, antwortete sie. Die Unterhaltung hatte sich leicht kontrollieren lassen. Steve und Bruce hatten sicher nichts davon gemerkt, aber James hatte ihr immer wieder diese Blicke zugeworfen, wenn sie mit Absicht eine Frage gestellte oder etwas erzählt hatte, um die Richtung zu ändern. Er kannte sie einfach zu gut. Ob Loki etwas gemerkt hat, konnte sie nicht sagen. Es war wirklich schwer gewesen irgendetwas aus seinem Gesicht herauszulesen. „Wahrscheinlich wollte er es nicht eskalieren lassen. Immerhin ist es ziemlich offensichtlich, wie wichtig dir das ist. Aber er wird irgendwann auch die unangenehmen Themen ansprechen. Das weißt du.“

Sie stiegen auf Tony Etage aus und liefen durch den Gold-rot bemalten Flur zu seinem Appartement.

„Das wird nichts bringen. Er verrät ja nicht mal mir was, da wird er Rhodey wohl kaum mehr sagen.“, entgegnete Tony und Pepper war sofort klar, wie frustriert ihr Freund war. In der Zeit, die sie weggewesen war, hatte der Asgardier sich hier offensichtlich eingelebt. Dennoch hielt er sie alle noch auf dem gleichen Abstand von sich und es zehrte an Tony.

„Du fühlst dich verantwortlich für das, was passiert ist.“, stellte sie fest. „Du hast es vorher schon getan und jetzt sogar noch mehr.“

„Wir hätten früher etwas bemerken müssen.“, gab der Milliardär zu. Plötzlich erschöpft wirkend setzte er sich aufs Bett und fuhr sich mit den Händen über das Gesicht. „Ich hätte es früher bemerken müssen. Wir haben aktiv nach Hinweisen auf Loki Ausschau gehalten.“

Tröstend legte Pepper einen Arm um ihn und lehnte sich an seine Seite. „Du bist nicht dafür verantwortlich, was andere Leute tun, Tony.“, versuchte sie ihm zu erklären. „Und er ist jetzt hier. Es geht ihm besser.“ Sie fuhr mit der Hand nach oben und strich am Hinterkopf durch seine Haare.

„Ja… besser.“, wiederholte er mit einem eher sarkastischen Tonfall. Besser war Tony nicht genug. Pepper wusste das.

„Du kannst nicht mehr tun, als ihm die Möglichkeiten zu bieten.“, erinnerte sie ihn. Außer Loki Hilfe anzubieten, konnten sie nichts tun. Keiner würde ihn dazu zwingen können sie anzunehmen. Pepper verstand, dass die Ablehnung an Tonys Nerven sägte, zumal der Asgardier es innerhalb ziemlich kurzer Zeit geschafft hatte wirklich wichtig für ihn zu werden. Normalerweise war Tony nicht so schnell zu beeindrucken und erst Recht nicht sich bei ihm als Einzelperson auf emotionaler Ebene einzunisten, aber offenbar war die Mischung aus genervten Blicken, dem unendlichen Wissensdurst gepaart mit deutlich Konkurrenzfähiger Intelligenz und der Tatsache, dass Loki in Tonys Kopf definitiv die Opferrolle angenommen hatte, etwas, das ihn ziemlich problemlos eingewickelt hatte.

Tony schlang einen Arm um Pepper und zog sie näher an sich, lehnte sich herüber und platzierte einen Kuss auf ihrer Schläfe, bevor er seine Stirn dagegenlehnte und die Augen schloss. Liebevoll strich sie über den Unterarm des anderen Arms und gab ihm Zeit sich zu sammeln.

„Was hältst du von ihm?“, fragte er schließlich ohne sich zu rühren.

„Ich mag ihn.“, antwortete sie wahrheitsgemäß. Es fiel ihr schwer Loki mit den Geschehnissen in New York zu verbinden. Sie hatte ihn bislang nur höflich und zerbrechlich erlebt. Es passte nicht zu dem Wissen, was sie hatte. Als wären es zwei verschiedene Personen. Es passte zu der Foltertheorie die Tony und Bruce aufgrund der Narben an Lokis Oberkörper entwickelt hatten.

„Ja.“, stimmte Tony nur knapp zu.

„Was ist mit den Anderen? Bruce und Steve.“, hackte Pepper nach. Bruce war nicht so offensichtlich mit seinen Emotionen und Steve verhielt sich irgendwie widersprüchlich.

„Nun…“, begann der Milliardär und lehnte sich wieder etwas zurück. Pepper setzte sich im Schneidersitz komplett aufs Bett und drehte sich ihm zu. „… Bruce liebt es mit ihm zu arbeiten. Aber er vermutet noch immer irgendetwas hinter all dem. Er erinnert mich immer wieder daran, wer Loki ist. Als ob ich das nicht wüsste.“

Aufmerksam folgte Pepper seinen Worten. Er erzählte das, in einem Tonfall der ihr völlig klar machte, dass er das zwar wusste, aber nicht daran glaubte. Nicht wirklich zumindest.

„Was meinst du?“, bohrte sie also nach und griff nach seinen Händen. Tony atmete einmal tief durch, bevor er wieder das Wort ergriff.

„Er hat einen magischen Dolch aus dem Nichts herbeigezaubert und ihn mir gegeben, der angeblich die Macht besitzt ihn umzubringen. Und zwar auf herkömmliche Art und Weise.“, sagte er dann und betrachtete seine Freundin. Interessiert und überrascht hob sie ihre Augenbrauen und legte den Kopf etwas schief. „Offenbar würde er seine Magie daran hindern ihm mit den Verletzungen zu helfen.“

„Warum sollte er so etwas tun?“, sprach Pepper ihre Gedanken aus. Sollte Loki nicht daran interessiert sein, dass ihm keiner gefährlich werden konnte? Erst recht nach der Zeit bei SHIELD? Er war noch immer in einer Position, in der die Avengers ihn leicht überwältigen konnten, oder nicht? Wieso sollte er ein Interesse daran haben, dass sie ihm tatsächlich nachhaltigen Schaden zufügen konnten?

„Ich denke, er vertraut sich selbst nicht.“, antwortete Tony und sein Griff um ihre Hände wurde fester. „Was auch immer ihn dazu gebracht New York anzugreifen, er befürchtet, dass das wieder passieren könnte. Oder er glaubt, die Albträume lassen ihn irgendwann komplett durchdrehen.“

„Und weil er nicht glaubt, dass Thor es fertig bringen würde ihn umzubringen oder dass er einfach nicht da sein würde, hat er dir eine Möglichkeit gegeben das zu tun?“, schlussfolgerte Pepper.

„Nun, es ist eine Theorie, die einiges erklären würde, oder? Ich habe ihn noch nicht damit konfrontiert, zumindest nicht so direkt, aber er wird ohnehin nichts darüber verraten.“ Tony gab ein genervtes Geräusch von sich und rollte mit den Augen. „Steve und Bruce wissen auch noch nichts von dem Dolch.“, fügte er dann noch hinzu.

„Hm.“, machte Pepper und überlegte einen Moment für sich. Das gab dem ganzen doch noch eine unerwartete Sichtweise. Wenn der Dolch wirklich das war, was Loki behauptete, dann war die Tatsache, dass er Tony weh getan hatte, wahrscheinlich nur noch schrecklicher für ihn. Als sie ihn vorhin aus seinem Zimmer abgeholt hatten, hatte der Asgardier sich kaum getraut den Milliardär überhaupt anzusehen. Offensichtlich wollte er, dass Tony sich gegen ihn zur Wehr setzten konnte, wenn es nötig sein sollte. Er hielt sich selbst für eine Gefahr.

Ohne ein Wort beugte sie sich vor und gab ihrem Freund einen kurzen Kuss. Ein aufmunterndes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Ihre Finger geisterten kurz an seinem linken Auge entlang, dort wo vor ein paar Stunden noch ein gut sichtbares Hämatom geprangt hatte. War Loki wirklich eine Gefahr? Oder befürchtete der Asgardier das nur ohne einen wirklichen Grund zu haben? War der Angriff auf New York etwas gewesen, dass sich komplett seiner Kontrolle entzogen hatte? Oder sah er nur jetzt, dass es ein Fehler gewesen war? Tat er das überhaupt, oder bildeten sie sich nur ein etwas zu sehen, weil sie es erwarteten zu sehen? Betrachteten sie das Geschehene aus einer zu menschlichen Perspektive? Hatten sie überhaupt genug Informationen, um sich für einen Standpunkt zu entscheiden? Zumindest Tony hatte sich aus den Indizien die sie hatten einen Standpunkt zusammengeschustert, von dem er nicht so schnell abzubringen sein würde.

„Was ist mit Steve?“, lenkte sie das Thema auf den Teamleader, aus dem sie nicht so richtig schlau wurde. Während sie weg gewesen war, hatte sich offensichtlich einiges geändert und Steves Verhalten war noch immer seltsam. Vielleicht würde sie eine Erklärung finden, wenn sie es im Auge behielt.

Tony gab ein frustriertes Geräusch von sich. „Keine Ahnung.“, gab er dann zu und rollte mir den Augen. „Der Typ scheint selbst nicht zu wissen, was er will. Seine Worte geben mir den Eindruck, dass er meine Sicht der Dinge unterstützt, aber seine Reaktion auf Loki ist immer wieder völlig widersprüchlich.“, erklärte er und zuckte mit den Schultern um seiner Ratlosigkeit Ausdruck zu verleihen. „Ich meine, erst sieht er ihn dauernd so intensiv-gruselig an, dass ich an seiner Stelle schon über eine Einstweilige Verfügung nachdenken würde, und dann verbringt er den ganzen Tag mit ihm auf der Couch und hat tiefgründige Gespräche über Kunst mit ihm. Das ist irgendwie verstörend.“

Steve hatte Pepper von dem Nachmittag am Telefon erzählt. Sich bei ihr für den Tipp bedankt. Er hatte wirklich glücklich geklungen als er davon erzählt hatte. Doch offenbar war dann Steves Anspannung, die sie vorhin beobachtet hatte, nicht nur darauf zurückzuführen, dass Loki nun offensichtlich fähig war Magie anzuwenden.

„Er reagiert auch immer, als wüsste er nicht, wovon ich rede, wenn ich ihn darauf anspreche.“, erzählte Tony weiter. Dann sah er sie mit einem fragenden Blick an.

„Ich kann mich ja mal mit ihm unterhalten. Vielleicht bemerke ich etwas.“, stimmte sie zu. Pepper musste zugeben, dass sie selbst ein gewisses Interesse daran hatte herauszufinden, was nun eigentlich los war.

„Wenn du das tun würdest, wäre ich dir äußerst dankbar.“, gab der Milliardär zu.

Grinsend legte Pepper den Kopf etwas schief. „Wie dankbar?“, fragte sie erwartungsvoll.

„Ich würde einen Anspruch von 12 auf 15% steigern.“, bot er ihr an und beugte sich näher, um einen Kuss auf ihrem Hals zu platzieren.

„Ganze 3% ist dir das Wert.“, lachte sie. „Ich denke, wir verhandeln noch einmal, wenn ich Informationen habe.“



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