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Desaster

von

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Unzufrieden mit der Gesamtsituation wischte Tony die Zeichnung aus dem Bildschirm ins holographische Feld und griff nach dem Teil der Panzerung, den er neu entworfen hatte für Caps Rüstung. Er drehte und wendete es, bevor er noch zwei Stellen markierte und die Berechnung noch einmal ansah und in Bezug zu den anderen setzte um erneut sicherzugehen, dass er keinen Fehler gemacht hatte und die Konstruktion den hohen Anforderungen standhalten würde.

Zufrieden mit den Ergebnissen gab er das Teil zur Produktion frei und machte sich neue Notizen auf dem Bildschirm. Als er noch einmal die Zahlen und Rechnungen überflog machte sich eine Idee in seinem Kopf breit.

„CB-R 6.2.“, sagte er und auf dem zweiten Bildschirm an seiner Arbeitsstation flackerte die schematische Darstellung von Hawkeyes Rüstung auf. Das gerade fertiggestellte Teil kopierte er in die andere Datei und schloss dann Captain Americas Akte. Wenn er das Teil etwas schmaler gestaltete, dann konnte er die Rückenkomponente bei Clints Rüstung durch etwas Stabileres austauschen.

Obwohl er für drei Leute Rüstungen entwarf, war für jeden der drei die Rüstung komplett anders. Nataschas Kampfstil war der einer Akrobatin, jedes Stück zu viel, jedes Stück zu unbeweglich behinderte sie und brachte sie nur unnötig in Gefahr anstatt sie zu schützen, während Steve seine enorme körperliche Stärke gut nutzte um seine Kämpfe zu bestreiten, wodurch Tony sich erlauben konnte an vielen Stellen Rüstungsteile anzubringen, die seinen Kampfstil nur noch unterstrichen. Dass Cap ohnehin übermenschlich stark war, schadete an der Stelle auch nicht wirklich. Seine Rüstung war so schwer und stabil, dass ein normaler Mensch sich darin nicht einmal mehr bewegen können würde. Und Clint war etwas dazwischen. Er besaß nicht die gleiche Stärke wie Steve, nicht die Agilität Nataschas, brauchte aber große Freiheiten schon allein um ordentlich mit seinem Bogen umgehen zu können. Was hinderlich war ihm eine stabile Rüstung zu geben. Für den Milliardär bedeutete das eine schmale Gradwanderung zwischen Nutzen und Kosten. Sicher wollte er den Agenten am liebsten in einen Ganzkörperanzug stecken um sicherzugehen, dass ihm so wenig wie möglich passieren konnte, nur dann würde er nicht mehr kämpfen können, was auch nicht wirklich war, worauf er abzielte, denn so sehr er ihn auch gerne damit aufzog, das schwächste Glied in ihrer Gruppe zu sein, so wusste er ganz genau, dass sie ohne den Scharfschützen nicht funktionieren würden. Er hatte sich oft genug Aufzeichnungen von Kämpfen angesehen, die sie bestritten hatten, oft genug gesehen wie gekonnt Clint einzelne Gefahrenzonen entschärfte, sodass der Rest von ihnen freie Bahn hatte. Gefahrenzonen, die sie nicht einmal wahrgenommen hatten. Oder zumindest Tony hatte das nicht. Ihr Scharfschütze schaltete einfach still und leise alle aus, die ihnen in den Rücken hätten fallen können, ohne dass jemand es merkte. Sie wären definitiv nicht halb so effektiv ohne ihn.

Nach kurzer Anpassung des Designs kalkulierte Tony die Stabilität des Rückenteils neu und ließ schließlich einige Simulationen laufen, nachdem er noch ein paar kleine Veränderungen vornahm, bevor er Clints Rüstung schematisch wieder zusammensetzte und sich alles noch einmal ansah. Nach erneuter Prüfung wischte er auch diese neue Komponente weiter in die Produktion.

Einigermaßen zufrieden mit sich, schnappte er sich seine leere Tasse und ging hinüber zu der Kaffeemaschine, die er anschmiss um sich neuen Treibstoff herzustellen. Als nächstes standen War Machines -er weigerte sich strickt ihn American Patriot zu nennen und er wusste, dass Rhodey eigentlich seiner Meinung war- Schubdüsen auf dem Plan, die aus unerfindlichen Gründen nur noch mit 70% arbeiteten. Aber Tony war zuversichtlich das noch zu schaffen, bevor Pepper von ihren Videokonferenzen zurück war. Die dauerten immer so ewig. Und wenn sie zurück war, dann würden sie sich gemeinsam schlafen legen. Bis dahin hatte der Milliardär noch Zeit seine anstehenden Aufgaben, die er zu Gunsten der SHIELD Dokumente hatte liegen lassen, zu erledigen. Pepper war so gemein gewesen ihm den Zugang dazu von Jarvis sperren zu lassen, nachdem sie sich mit Steve gegen ihn verbündet hatte und sie das gemeinsam zu einem Gesundheits- und Sicherheitsrisiko aufgebauscht hatten, welches seine KI bereitwillig als berechtigt einstufte ihm den Zugang zu den Dateien zu verweigern. Erneut verfluchte Tony sich dafür den beiden diese Schlupflöcher eingeräumt zu haben.

Seufzend schaute er auf die Uhr. Es war 3 Uhr nachts. Vielleicht hatte er sogar noch Zeit den Köcher ihres Scharfschützen zu reparieren, bevor Pepper wieder zurück war. Er wusste, dass ihre letzte Konferenz für 5 Uhr angesetzt war. Es war eben anstrengend mit Firmen rund um den Globus in Kontakt zu bleiben.

Mit wenig Elan stieß Tony sich von dem Tisch ab, nahm seinen Kaffee und ging hinüber, wo War Machine stand und auf Reparatur wartete. Er initiierte eine Diagnose der Software und hoffte, dass diese etwas Brauchbares ausspucken würde. Gemütlich nahm er einen Schluck von der schwarzen Brühe und betrachtete den Anzug von außen. Ein paar Lackschäden würde er auch ausbessern müssen. Schnell markierte er die lädierten Stellen auf der schematischen Darstellung am PC.

„Sir, Mr. Odinson scheint erneut unter Albträumen zu leiden.“, meldete Jarvis sich als Tony gerade um War Machine herumging, um die Schäden an der Rückseite zu begutachten.

„Versuch ihn aufzuwecken.“, wies er seine KI an und bewegte sich dabei zum Ausgang. Er hoffte zwar, dass Jarvis Erfolg haben würde, aber er befürchtete, dass es genauso ausgehen würde, wie gestern Nacht. Der einzige Unterschied war, dass Tony diesmal direkt von seiner KI informiert worden war. Gestern hatte Jarvis eine halbe Stunde lang versucht den Asgardier aufzuwecken, bevor er sich an seinen Erschaffer gewandt hatte.

Als der Milliardär durch die Tür in den Wohnbereich des Außerirdischen stürmte, wurde er informiert, dass dieser sich auch dieses Mal nicht hatte erwecken lassen.

Zähneknirschend stürmte Tony in das Schlafzimmer und fand Loki auf dem Boden sitzend neben dem Fenster an die Wand gelehnt vor. An der Stelle, an die er sich zurückgezogen hatte, als Steve, Pepper und Tony ihm das Abendessen gebracht hatten und Tony war nicht entgangen, dass der Teller noch immer unangerührt in der Küche gestanden hatte. Hatte er sich aus der Ecke nicht mehr rausbewegt, nachdem sie gegangen waren?

Der Asgardier wälzte seinen Kopf an der Wand entlang hin und her, murmelte wieder Unverständliches vor sich hin, seine Augenbrauen zusammengezogen. Schweiß bildete sich bereits auf seiner Stirn.

„Loki?“, sprach der Milliardär den anderen Mann an und griff diesmal nicht ganz so sanft nach den dürren Schultern und schüttelte ihn.

Es dauerte deutlich kürzer bis Loki die Augen aufriss und sein Gegenüber anstarrte. Die grünen Augen waren von Panik durchsetzt, aber Tony entging nicht, dass der blanke Horror und Wahnsinn von gestern fehlten. Der komplette Realitätsverlust blieb aus.

Schnell löste Tony sich von dem Außerirdischen wieder und wich zwei Meter zurück, ließ ihm Platz und Ruhe um sich zu beruhigen, bevor dieser wieder anfing um sich zu schlagen. So intensiv beobachtet, fing Tony erneut an Blödsinnigkeiten von sich zu geben. Diesmal erzählte er ihm von der letzten Party, die sie mit Thor und dessen Freunden gefeiert und danach eine Woche lang nach Clint gesucht hatten, bis er plötzlich irgendwo in Afrika aufgetaucht war ohne, dass irgendwer gewusst hatte, wie er dahingekommen war.

Dieses Mal brauchte der Asgardier deutlich weniger Zeit um sich seiner Umgebung wieder bewusst zu werden. Die Panik aus den Gesichtszügen wurde allmählich durch den neutralen Ausdruck ersetzt, den Loki inzwischen meistens an den Tag legte, wenn er sich Tony gegenübersah.

„Stark.“, sprach der ihn schließlich an und machte damit klar, dass er wieder klar denken konnte.

Etwas verwundert betrachtete der Milliardär den Asgardier. Das war deutlich schneller gegangen als gestern. Und deutlich weniger spektakulär. „Geht es wieder?“, hackte er nach und fixierte den anderen Mann.

„Ich muss eingenickt sein.“, kommentierte dieser nur. „Ich bitte um Verzeihung. Es war nicht meine Absicht die Nachtruhe zu stören.“, fügte er hinzu und fuhr sich mit zittrigen Fingern über das Gesicht und weiter durch die Haare. Die grünen Augen richteten sich auf den Boden, was auf Tony wirkte, als würde er sich wegen des Geschehenen schämen. Tat er das? Nun ja, so wie sie Loki kennengelernt hatten, konnte es ihm nur unangenehm sein sich in einer solchen Position zu befinden. Er war eine Diva. Oder zumindest war er eine gewesen. Arrogant, stolz, selbstsicher. Davon war nichts mehr übrig.

„Mach dir keinen Kopf. Ich habe nicht geschlafen.“, antwortete der Milliardär.

Loki sah wieder nach oben und betrachtete den Mann vor sich. Er gab ein amüsiertes Geräusch von sich. „Ich bezweifle, dass die Lady Virginia das dulden würde.“

Kurz musste Tony überlegen, bevor er an sich heruntersah und wahrnahm wie ölverschmiert er mal wieder war. Nein, Pepper würde ihn nicht einmal in die Nähe des Bettes kommen lassen. Er grinste. „Du hast Recht. Ich werde dringend duschen müssen, wenn sie wiederkommt.“, bestätigte er und betrachtete den anderen Mann. Dann gab er sich einen Ruck. „Hey, ich bin noch an Reparaturarbeiten im Workshop. Einer muss sich ja um die ganze Ausrüstung kümmern. Wenn du nicht gleich wieder schlafen willst, kannst du mir ja etwas Gesellschaft leisten.“, schlug er vor.

Misstrauisch beäugte Loki ihn. Als suche er nach einem Hinweis auf den wahren, verborgenen Hintergrund bei diesem Angebot. Doch er schien nichts zu finden. „Dieser Workshop würde mich durchaus interessieren.“, gab der Außerirdische dann zu und Tony fragte sich kurz, ob es so klug war einem potentiellen künftigen Feind seine Werkstatt zu zeigen. Doch die Tatsache, dass Loki tatsächlich an etwas Interesse zu zeigen schien anstatt nur stumm in seinem Zimmer aus dem Fenster zu starren -Jarvis hatte ihn auf Nachfrage informiert, dass der Mann tatsächlich bisher nichts anderes als das getan hatte- war für ihn so erfreulich, dass er diesen Gedanken sofort aus seinem Kopf verbannte und breit grinsend aufstand.

„Super!“, freute er sich und erntete einen verwirrten Blick, den er ignorierte. Dann erhob sich auch der Asgardier und folgte dem anderen Mann aus dem Raum und zum Fahrstuhl. Die Vorsicht und das Misstrauen waren unübersehbar.

Wie ein aufgeregtes Kind wippte der Milliardär auf seinen Füßen auf und ab. Er freute sich seine Spielsachen jemandem zeigen zu können und um ehrlich zu sein, erwartete er in Loki jemanden, der das alles wertzuschätzen wusste. Thor hatte oft genug betont wie belesen und gebildet sein Bruder war und dass er einer der intelligentesten Personen war, die er je in seinem Leben getroffen hatte, was bei der Lebensspanne des Donnergottes einiges heißen mochte. Zumindest sofern man nicht davon ausging, dass außerhalb der Erde das Weltall von Vollidioten bevölkert war. Es war ein gruseliger Gedanke. Denn um ehrlich zu sein, hielt er die Menschheit größtenteils nicht für sonderlich klug.

Die Sicherheitstüren glitten auf als Tony in die Nähe kam, Loki dicht hinter ihm. Stolz stellte er sich neben den Eingang und ließ seinen Gast vorbeischreiten. Er beobachtete, wie der Asgardier mit deutlicher Neugier im Gesicht eintrat und sich umsah. Der Raum war dreifach so hoch wie die anderen Etagen, was für kurze Flugtests unabdingbar war. Die eine Seite war komplett verglast sodass auch hier ein hervorragender Blick über die Stadt geboten wurde. In einer Ecke stand ein Schreibtisch mit verschiedenen Skizzen und Blueprints vollgepackt, daneben ein Regal in dem solche Dinge verstaut waren. Eine Tür in der Nähe führte in einen Raum voller Ersatzteile und Werkzeuge. Eine zweite in ein Badezimmer. Auf der anderen Seite des Schreibtisches stand ein Sideboard auf dem die Kaffeemaschine stand und daneben ein kleiner Kühlschrank, den Steve konstant alkoholfrei hielt. Schließlich stand dort auch eine Couch, die hauptsächlich da war, weil er nicht immer Lust hatte den Workshop zu verlassen, wenn er schlafen wollte oder musste. Sie war zu einem Bett ausklappbar, aber Tony konnte sich nicht einmal daran erinnern das jemals getan zu haben.

In dem Raum verteilt standen verschiedene weitere Tische auf denen sich seine Projekte aufhielten. Einer von Hawkeyes Köcher und Bogen lagen auf einem, während auf einem anderen Tisch lauter Ersatzteile herumlagen, die er bei der Aufwertung der Widows Bite doch nicht gebraucht hatte.

Weiter hinten im Raum waren Iron Man und War Machine Anzüge in Glaskästen gegen die Wand verstaut. Einige davon waren noch Prototypen, die anderen zur Überholung oder Reparatur bereitstehend. Der Anzug an dem er gearbeitete hatte stand an der Arbeitsstation weiter im Raum, so wie Tony ihn zurückgelassen hatte.

Dum-E rollte an ihnen vorbei mit ein paar Werkzeugen, von denen Tony nicht ganz klar war, wo der kleine Roboter mit denen hinwollte. Doch er sah, wie der interessierte Blick seines Gastes dem folgte und er beobachtete, wie die Werkzeuge auf dem Tisch fallen gelassen wurden, auf dem sich auch Hawkeyes Waffe befand. Skeptisch ging Tony hin um nachzusehen was genau da den Standort gewechselt hatte und stellte fest, dass es das Werkzeug war, das er auch für Nataschas Waffe zur Aufwertung genutzt hatte. Innerlich seufzte er.

Als er wieder aufsah, bemerkte er, wie Loki sich vor seinen anderen Roboter gehockt hatte und den betrachtete. U war deutlich entzückt von der Aufmerksamkeit und piepte fröhlich herum. Der Milliardär konnte sehen wie Lokis Augen genau über die Konstruktion wanderten und alles besahen. Dann mischte Dum-E sich ein und streckte einen seiner Arme mitten in Lokis Blickfeld, was den Außerirdischen überrascht zurückschrecken und sich dem anderen Roboter verwirrt zuwenden ließ. Als Antwort darauf war nur ein Quietschen zu hören und Tony trat näher, um zu sehen, was der kleine Schrotthaufen seinem Gast da hinhielt.

Irritiert pflückte der Asgardier die Plastiktüte aus dem Handäquivalent und sofort düste der kleine Roboter piepend wieder davon.

„Was ist das?“, fragte Loki, richtete sich wieder auf und zeigte Tony mit einem verwirrten Blick die Plastiktüte in seiner Hand. Lachend nahm der Milliardär ihm die Packung ab und entrollte sie.

„Marshmallows.“, antwortete er, griff sich eine der Süßigkeiten heraus und warf sie sich in den Mund. Offenbar war selbst sein Nichtsnutz-Roboter der Meinung, dass Loki ganz dringend etwas essen musste. Dann hielt er seinem Gegenüber die Tüte hin, eine eindeutige Aufforderung sich ebenfalls einen herauszunehmen. Er versuchte das so beiläufig wie möglich aussehen zu lassen und tatsächlich griff Loki in die Tüte und fischte sich ebenfalls einen Marshmallow heraus. „Zugegeben-“, schmatzte Tony zwischendrin los „-halb geschmolzen schmecken sie besser, aber so ist das auch super.“

Zweifelnd hob Loki eine Augenbraue an, quetschte den weißen Zuckerklumpen zwischen Daumen und Zeigefinger etwas herum und Tony befürchtete schon er würde die Süßigkeit wieder in die Tüte zurückfallen lassen, doch stattdessen schob er sie sich in den Mund. Nur schwer gelang es Tony einen Jubelschrei zu unterdrücken.

Während der Asgardier kaute, tauchte Dum-E wieder auf und wedelte diesmal mit einer Flasche Wasser vor Lokis Gesicht herum. Irritiert sah der nach unten auf den Roboter und nahm dann die Flasche entgegen. Sofort verschwand Dum-E wieder. Tony konnte sich kaum halten vor Lachen. Ein missbilligender Blick traf ihn, änderte aber nichts daran, dass der Milliardär die Situation sehr unterhaltsam fand. Prüfend und voller Erwartungen schaute er in Richtung seiner Büro-Ecke, wo Dum-E die Sachen herhatte.

„Oh Shit!“, rief er aus und rannte seinem Roboter hinterher, der gerade dabei zu sein schien den Kühlschrank auszubauen, um ihn dem Asgardier bringen zu können. Er wusste zwar nicht, wie der kleine Roboter sich vorgestellt hatte das Gerät einmal quer durch den Raum zu schleifen, aber Tony wollte es ehrlich gesagt auch nicht herausfinden. „Wow, wow, das lassen wir aber schön bleiben.“, stoppte er ihn und Dum-E piepte aufgeregt als ihm sein Vorhaben so offensichtlich verboten wurde. „Hey, ich weiß, was du meinst. Ich will ihn auch füttern, wenn ich ihn sehen.“, gestand er dem Roboter dann leise. „Dauernd.“, fügte er noch hinzu und zog dann die unterste Schreibtischschublade auf, zog eine Packung Twinkies heraus und hielt sie Dum-E hin. „Hier. Bring ihm das. Aber sag ihm nicht, dass es von mir ist. Offenbar nimmt er Essen nur von dir an.“, scherzte der Milliardär und sein Roboter griff sich die Packung mit den kleinen Kuchen und sauste davon, während Tony sich daran machte den Kühlschrank wieder einzustöpseln. Schnell erledigte er das und rückte das Gerät wieder ordnungsgemäß gegen die Wand. Er schaltete die Kaffeemaschine an und drehte sich dann wieder zu Loki, der nun, mit einem Twinkie in der Hand sich über Clints Bogen beugte. Ein Grinsen machte sich auf Tonys Gesicht breit als er das sah.

Dum-E hatte sich wieder die Wasserflasche geschnappt und stand neben dem Asgardier, hielt sie ihm griffbereit hin. Als Loki seinen Snack aufgegessen hatte und den Plastikmüll auf dem Arbeitstisch ablegte, schnappte U sich den Schnipsel und entsorgte ihn ihm Mülleimer. Das hatte ja nicht lange gendauert, bis der prinzliche Herr sich zwei Bedienstete eingespannt hatte. Kritisch besah der Milliardär sich die Situation kurz.

„Jarvis, öffne die Dateien CB-B 6.4 und CB-Q 5.9 am Platz.“, orderte er schließlich, goss sich eine Tasse Kaffee ein und ging gemächlichen Schrittes zurück zu seinem Gast, schnappte sich die Packung mit den restlichen Twinkies als er an dem unbenutzten Arbeitstisch vorbei ging auf dem diese abgelegt worden waren. Genüsslich nahm er einen Schluck der schwarzen Brühe aus seiner Tasse.

Als die Bildschirme am Platz aufflackerten, zuckte der Asgardier zunächst etwas zurück, beäugte die Aufzeichnungen misstrauisch, dann neugierig, immer wieder zwischen den Dateien und der Waffe hin und her blickend. Ohne dass weitere Erklärungen nötig gewesen wären, fing Loki an durch die Aufzeichnungen zu scrollen. Schließlich nahm er den Bogen in die Hand und besah sich den Mechanismus, mit dem die Ladung der Pfeile festlegbar war. Okay. Anerkennend pfiff Tony leise. Das hatte ja nicht lange gedauert, bis der Asgardier die Schwierigkeit gefunden hatte.

An der Arbeitsstation angelangt, schmiss er die Twinkiespackung drauf und stellte sich Loki gegenüber auf die andere Seite. „Problem gefunden?“, fragte er beiläufig, nahm einen weiteren Schluck Kaffee, bevor er den Becher abstellte und fischte sich ebenfalls einen der kleinen Kuchen aus der Packung. Mit einem Blick auf die Wasserflasche mit der Dum-E herumwackelte, als wolle er unbedingt Lokis Aufmerksamkeit einfangen, stellte er fest, dass diese halb leer war. Kurz formte sich ein Grinsen auf seinen Lippen als er das sah. Zufrieden öffnete er die Packung seines eigenen Snacks und biss hinein, während er seine Aufmerksamkeit wieder auf seinen Gast richtete.

Nach einigen weiteren Sekunden vergrößerte der Außerirdische ohne Worte auf dem Bildschirm eine bestimmte Stelle der detaillierten Darstellung und sah Tony herausfordernd an, welcher zugeben musste, dass er keine Ahnung hatte. Er hatte sich mit dem Problem an Clints Waffen noch gar nicht befasst. Mehr als das grobe Problem kannte er nicht und soweit er das ohne Untersuchung beurteilen konnte, war die angezeigte Stelle eine durchaus denkbar mögliche Quelle für die Störung. „Dann lass uns nachsehen.“, schlug er vor und griff nach ein paar von den Werkzeugen, die Dum-E vorhin hier fallen gelassen hatte. Offenbar hatte er ja nun doch Verwendung dafür. Als hätte der kleine Schrotthaufen das geahnt. Na ja, ein blindes Huhn fand ja bekanntlich auch mal ein Korn. Gekonnt schraubte er den Griff des Bogens heraus und entfernte den Inhalt nacheinander, bis er an die fragwürdige Stelle gelangte, sie herausnahm und genau beäugte. Es war nicht schwer festzustellen, dass das kleine Ding durchgeschmort war und ersetzt werden musste.

„Nicht schlecht.“, kommentierte er und nickte seinem Gegenüber anerkennend zu. Dumm war er ja wirklich nicht. „Hast du mit sowas Erfahrung?“, fragte Tony, griff wieder nach seinem Kaffee und schickte U los um das Ersatzteil aus dem Lager zu holen. Leider antwortete Loki ihm auf seine Frage nur mit einer skeptisch gehobenen Augenbraue. Daraufhin rollte der Milliardär nur leicht genervt mit den Augen und fing an ihm von seiner eigenen Arbeit zu erzählen bis U wiederkam. Tony stellte seinen inzwischen leeren Becher wieder ab und machte sich daran den Bogen wieder zusammensetzen und seine Funktionalität zu überprüfen. Nach ein paar Durchgängen hatte er immer noch nichts zu beanstanden und hakte gedanklich diese Aufgabe ab. Clint konnte sich seinen Bogen abholen, sobald er wollte.

„Also… Lust auf eine etwas größere Herausforderung?“, fragte er mit neckischem Unterton. Mit dem Daumen deutete er hinter sich auf War Machine, welcher wie zur Schau gestellt in der Mitte des hinteren Areals stand. „Die Schubdüsen wollen nicht richtig arbeiten.“, fügte er noch hinzu und er konnte sehen, wie der Asgardier hinter ihm zu dem Anzug sah. Misstrauisch aber neugierig nickte er schließlich und Tony drehte sich um, breit grinsend, und ging zurück an seine Arbeit, die er vor über zwei Stunden liegen gelassen hatte. Er hörte nicht wie Loki ihm folgte, aber er konnte hören, wie seine beiden liebeskranken Roboter sich in Bewegung setzten. Kurzzeitig fragte er sich, ob das so eine kluge Idee war. Offenbar war Loki im Stande die Pläne zu lesen und zu interpretieren. Zumindest auf dem Niveau des Bogens. War es wirklich eine so gute Idee ihm die Pläne von War Machine zu zeigen? Abgesehen davon, dass er nicht ausschloss, dass Rhodey an möglichen zukünftigen Schlachten gegen Loki beteiligt sein könnte, war der Anzug auch wieder nicht so unterschiedlich von seinem eigenen. War es wirklich klug dem Asgardier zu zeigen, wie seine Rüstung funktionierte? Wo mögliche Schwachpunkte lagen. Wo er treffen musste, damit es richtig weh tat?

Innerlich seufzend schob er den Gedanken beiseite. Wenn Thor ihn mitnehmen würde, dann waren sie ihn wahrscheinlich ohnehin auf ewig los. Doch Tony schloss nicht aus, dass Loki sich aus dem Staub machen könnte, bevor ihr Donnergott die Möglichkeit bekam ihn nach Asgard zu bringen. War ja nicht so, dass er ihn anrufen und bescheid sagen konnte, dass sein durchgeknallter kleiner Bruder zur Abholung bereit war. Sie waren darauf angewiesen, dass Thor von selbst irgendwann hier auftauchte, so wie er es sporadisch immer wieder getan hatte.

Aber das war jetzt egal. Als sie beide angekommen waren und Loki auf die aufgerufenen Pläne hinuntersah, mit den Fingern durch die Dateien scrollte, einige Areale vergrößerte, sie näher begutachtete, erinnerte ihn der Blick des Asgardiers so sehr an den von Bruce, wenn er mit Tony an einem Problem arbeitete. Es war der Blick einer Person, die nicht nur verstand, was sie sah, aber auch gleichzeitig begeistert und neugierig auf mehr war. Eine Person, die eine Herausforderung erkannte und Feuer und Flamme dafür war eine Lösung zu finden. In diesem Augenblick, schien der Asgardier, barfuß wie er war in den Sweatpants und dem T-Shirt, den langen schwarzen Haaren und dieser skelettartigen Statur so sehr in dieses Labor zu gehören. Er schien so gut hier hereinzupassen. Und Tony zweifelte nicht daran, dass er genug Verstand besaß um eine Bereicherung zu sein.

Tony verfluchte die Tatsache, dass sie beide sich als Feinde begegnet waren und möglichweise ebenso wieder auseinander gehen würden. In diesem Moment verfluchte er die Tatsache, dass sie überhaupt auseinandergehen würden.

„Was siehst du?“, fragte der Milliardär schließlich, ohne auch nur eine Sekunde seinen Blick von dem anderen Mann genommen zu haben.

Die grünen Augen überflogen noch ein paar Zeilen auf dem Bildschirm, bevor sie sich auf ihn richteten. Loki sah ihn mit einem merkwürdigen Blick an, den Tony nicht einzuordnen vermochte. Und er sah, wie es hinter der Stirn des Asgardiers arbeitete während sie nichts anderes taten als sich gegenseitig anzusehen. Es vergingen einige Sekunden in denen Tony nicht wagte etwas zu sagen, aus Angst er könnte den Denkprozess seines Gegenübers unterbrechen.

„Das ist eine erstaunliche Maschine.“, gab dieser schließlich zu und die Aufmerksamkeit war wieder auf dem Anzeigebildschirm. Tony spürte so etwas wie Stolz in sich aufkeimen bei dem Lob. Dann rief Loki das Bild des eingebauten Arc Reactors auf und hob den Kopf wieder an, sah Tony erneut direkt in die Augen. „Ich nehme an, das hier ist die gleiche Energiequelle.“ Dabei tippte Loki sich mit dem Zeigefinger an die Brust, genau an die Stelle, an der bei Tony der Arc Reactor saß. Und plötzlich war die Situation nicht mehr angenehm. Ein Knoten bildete sich in seiner Kehle und er spürte wie seine Nackenhaare sich aufstellten. Das war nicht wirklich eine Information, die er an Loki hatte weitergeben wollen. Plötzlich klang die Aussage des Asgardiers mehr wie eine Drohung und Tony fühlte sich mit dem offensichtlichen Glühen, welches durch sein T-Shirt fantastisch zu sehen war, wie auf dem Präsentierteller.

Mit zusammengezogenen Augenbrauen senkte Loki den Blick wieder und schloss die Datei gänzlich. „Aber ich sehe, ich habe eine Grenze übertreten. Ich bitte um Verzeihung. Es war nicht meine Absicht ein unangebrachtes Thema anzuschneiden.“, sprach er weiter, unterbrach den Blickkontakt und drehte sich um, sodass Tony nun wieder seinen Rücken sah und diese verfluchte verfärbte Stelle darauf, von der er ganz genau wusste, was darunter zum Vorschein kommen würde. Mit bestimmten Schritten bewegte der Außerirdische sich in Richtung des Ausgangs.

„Wo willst du hin?“, schaffte der Milliardär sich schließlich aus der Starre zu lösen, von der er nicht einmal mitbekommen hatte, dass er in eine verfallen war, als Loki bereits an der Tür war, die sich geräuschlos für ihn geöffnet hatte.

Mit einem überraschten Blick drehte der Asgardier sich um und sah seinen Gastgeber kurz an, bevor er antwortete. „Zurück zu meiner Unterkunft. Offenbar habe ich mein Willkommen sein überstrapaziert.“

Tony öffnete den Mund, ohne überhaupt zu wissen, was er eigentlich sagen wollte. Er betrachtete die dürre Gestalt im Eingang, die ihn mit einem fragenden Blick ansah. Dum-E stand ebenfalls am Eingang, immer noch mit der Wasserflasche herumwedelnd und nach Aufmerksamkeit heischend. Tony konnte sehen, wie Loki den kleinen Roboter ohne ihren Blickkontakt zu unterbrechen nebenbei leicht tätschelte, als würde es sich um einen Hund handeln. Zugegeben, seine beiden mobilen Schrotthaufen hatten inzwischen eine gewisse Ähnlichkeit mit treudoofen Haustieren.

„Sei nicht albern.“, entgegnete der Milliardär schließlich und zwang sich ein Grinsen auf die Lippen. Es war alles gut. Jack Skellington würde ihm nicht den Arc Reactor herausreißen. Im Moment würde er das auch nicht schaffen, selbst wenn Tony sich nicht wehren würde. Etwas Kraft brauchte man dafür doch und die fehlte dem Außerirdischen gerade ohnehin.

„Bin ich das?“, erwiderte der Asgardier und hob eine Augenbraue an, was die Skepsis in seinem Blick geradezu hervorragend unterstrich. Das falsche Grinsen schien er Tony nicht wirklich abzukaufen. Na ja, was erwartete der Milliardär auch? Er stand vor dem Gott der Lügen. Eine gewisse Menschenkenntnis würde der wohl besitzen.

„Du hast mich nur etwas… überrumpelt.“, erklärte er ihm schließlich und winkte ihn wieder zu sich heran. „Komm schon! Ich habe dir angesehen, dass dir das hier gefällt.“, er deutete auf War Machine und auf den Bildschirm, der an der Arbeitsstation angebracht war auf dem nun keine Daten mehr offen zu sehen waren. Irgendwie fühlte der Milliardär sich gerade etwas als versuche er ein Kind mit Süßigkeiten in einen Van zu locken.

Loki sah ziemlich unentschlossen aus als er sich schließlich doch in Bewegung setzte und zurückkam. Langsam aber stetig kam er näher, blieb aber in gebührendem Abstand stehen und ignorierte den fragenden Blick des Milliardärs. Etwa zwei Meter waren nun zwischen ihnen und Tony hatte irgendwie den Eindruck, dass das nicht so war, weil Loki mehr Nähe gestört hätte. Als Tony an den Bildschirm und somit nähertrat, entfernte der Außerirdische sich, griff ganz natürlich nach der von Dum-E hinterhergetragenen Wasserflasche und umrundete den Tisch, sodass sie beide nun ein Hindernis zwischen sich hatten. Er nahm einen weiteren Schluck von der Flüssigkeit, verschraubte die Flasche wieder, stellte sie auf dem Tisch ab und tätschelte erneut den Roboter neben sich.

Nun musste Tony wirklich grinsen. Die Geste Dum-E gegenüber war irgendwie süß.

Er öffnete die Datei wieder und rief den Teil auf, der offenbar repariert werden musste. Jarvis hatte die Analyse zu Ende geführt, nachdem er vorhin überhastet den Workshop verlassen hatte, sodass er sich nun ansehen konnte, was die möglichen Problemzonen waren. Schnell schloss er einige Möglichkeiten aus und konzentrierte sich auf die übrig gebliebenen. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass Loki sich so platzierte, dass er ebenfalls gut auf die Anzeigen schauen konnte, behielt aber weiterhin den Tisch zwischen ihnen. Tony drehte den Bildschirm noch etwas seitlicher, um ihm das zu erleichtern, bevor er gedanklich wieder in seiner Arbeit versank. Der Asgardier rührte sich die ganze Zeit über keinen Millimeter und der Milliardär versuchte die Anspannung wieder loszuwerden, die sich eingeschlichen hatte, was ihm erst nach einiger Zeit gelang in der er sich immer wieder erwischte, wie er paranoid zu seinem Gast hinüberschielte. Schon aus Prinzip fing er an wieder sinnlose Informationen von sich zu geben und erzählte Loki von War Machine und wieso er nun offiziell American Patriot genannt wurde. Er wurde während seiner ausschweifenden Ausführungen weder unterbrochen noch kommentiert, aber wenn sich ihre Blicke trafen, konnte er sehen, dass ihm aufmerksam zugehört wurde.

„Okay, ich denke, es könnten die beiden Teile sein.“, fasste er schließlich zusammen und rief sie auf dem Bildschirm auf. Ohne einen weiteren Kommentar drehte Tony sich um und setzte sich bei der Rüstung im Schneidersitz auf den Boden. Sicher hätte er War Machine auch einfach nach oben verlagern können, aber jetzt mal nicht zu stehen war seiner Meinung nach eine ziemlich gute Idee. Mit gekonnten Bewegungen fing er an die Fußteile abzumontieren. „Hey, wo du eh nur so herumstehst-“, ergriff er erneut das Wort ohne den Blick von seiner Arbeit zu lösen. „-bring mir doch mal das Werkzeug herüber, welches dein Nummer 1 Fan hinten auf den Tisch geschmissen hat.“ Er erwartete nicht wirklich, dass Loki seiner Bitte nachkommen würde, sondern eher, dass U oder Dum-E darauf reagieren würden. Umso erstaunter war er als der andere Mann plötzlich neben ihm in die Hocke ging und die Sachen in seiner Griffreichweite ablegte. Ohne dieses Erstaunen verstecken zu wollen, drehte er den Kopf zu Seite und sah Loki an. Unverhohlene Neugier strahlte ihm entgegen. Die grünen Augen des Asgardiers waren auf den abmontierten Fuß in seinem Schoß gerichtet. Dann bemerkte er Tonys Blick, sah hoch, hielt für zwei Sekunden Blickkontakt und sah zu Boden, bevor er Anstalten machte wieder aufzustehen.

Schnell hielt der Milliardär ihm das Rüstungsteil hin. „Hier.“, kommentierte er und schob es dem anderen Mann geradezu in die Arme, der es aus reinem Reflex entgegenzunehmen schien. Überrascht sah der Asgardier wieder hoch und schaute unschlüssig zwischen Tony und dem Rüstungsteil hin und her.

„Sieh´s dir an.“, forderte der Milliardär ihn auf und rutschte etwas zur Seite, um den zweiten Fuß abzumontieren. In seinem peripheren Sichtfeld konnte er erkennen, dass Loki sich nun langsam ebenfalls hinsetzte und anfing das Teil in seinen Armen zu untersuchen. Tony konnte sich das Grinsen nicht verkneifen und er spürte, wie der Knoten, der sich vorhin in seiner Kehle gebildet hatte, nun wieder vollständig löste. Loki würde ihn nicht anfallen.

Schweigend saßen sie nebeneinander, während Tony anfing das Problem an dem zweiten Fußteil zu bearbeiten. Immer wieder sah er zu seinem Gast hinüber, der mit Begeisterung die Technologie studierte, die er in den Armen hielt und schließlich näher an den Anzug heranrückte, um sich die Stelle ansehen zu können, wo sie hingehörte.

Zufrieden mit sich selbst bastelte er weiter, bis er die mögliche Fehlerquelle gefunden hatte. Geschickt tauschte er ein entsprechendes Teil aus, baute den Rest wieder zusammen und streckte den nun reparierten Fuß Loki entgegen, beugte sich dabei vor und zog ihm den anderen aus den Händen. Dann machte er sich daran auch hier nach entsprechenden Schäden zu suchen. Den kurzen fragenden Blick ignorierte er.

„Ich war viel an der Entwicklung und Herstellung von Asgards Technologien beteiligt.“, durchschnitt Lokis leise Stimme die Stille. Tonys Bewegungen stockten. Er hielt inne und musste sich dazu zwingen nicht nach oben zu schauen. Ruhe bewahren, war die Devise. Bloß jetzt keinen Grund erzeugen, der Loki dazu bringen könnte sich wieder zurückzuziehen. Langsam fing Tony wieder an weiterzuarbeiten. Als wäre das Gespräch nur eine Nebentätigkeit. „Hat die Ähnlichkeit mit dem hier?“, fragte er also nach einigen Sekunden in einem Tonfall, von dem er hoffte, dass er nicht allzu aufgeregt klang.

Als Antwort fing Loki an leise zu lachen. Nun musste der Milliardär doch nach oben schauen. Er erstarrte geradezu als er sein Gegenüber ansah. Lokis dürres Gesicht schien durch das Lachen deutlich lebendiger. Auf einmal war wieder eine gewisse Ähnlichkeit zwischen ihm und dem Außerirdischen, der vor über eineinhalb Jahren versucht hat die Erde zu erobern, erkennbar. Jedoch war das nicht erschreckend. Das Lachen klang nicht hämisch oder drohend oder herablassend. Es klang ganz einfach ehrlich. Als würde er über einen guten Witz lachen und sich amüsieren, ohne jegliche Hintergedanken. Die Augen waren voller Leben und Tony sah auf einmal, was Thor so sehr in seinem kleinen Bruder vermisst haben konnte.

Doch das Lachen verstummte bald. Der fragende Blick mit dem Tony daraufhin bedacht wurde, brachte ihn dazu sich aus seiner Starre zu lösen. Er schüttelte kurz den Kopf. „Tut mit leid. Wolltest du noch was sagen?“, versuchte er das Gespräch schnell wieder aufzunehmen und widmete sich wieder War Machines Fuß in seinem Schoß. Es folgte nichts und Tony war schon dabei sich innerlich einen Idioten zu schelten, als sein Gast doch noch das Wort ergriff.

„In gewisser Weise.“, sagte er. Als Tony gerade nachhacken wollte, sprach Loki doch noch weiter. „Ich kenne mich mit Schaltplänen und Energieflüssen aus. Doch auf Asgard ist alles von Seidr durchsetzt. Eure Herangehensweise ist eine andere.“ Als er Tonys irritierten Blick sah, fügte er noch „Magie.“ Hinzu.

Zugegeben, mit etwas wie Magie konnte Tony nicht wirklich etwas anfangen. Er wusste inzwischen, dass sie existierte, wie sonst konnte er Thors Fähigkeiten beschreiben? Er und Bruce hatten angefangen sich dazu Notizen zu machen und versuchten das irgendwie auf reinste Mathematik herunterzubrechen. Ihre Ergebnisse waren fragwürdig, um es positiv auszudrücken. Die Chancen standen schlecht, dass sie jemals hinter die Mechaniken kommen würden, aber es machte Spaß sich mit Bruce zusammen den Kopf darüber zu zerbrechen und die wildesten Theorien zu entwickeln wie das alles naturwissenschaftlich erklärbar sein könnte und was für Voraussetzungen gegeben sein mussten, damit das funktionierte. Magie klang für ihn noch immer nach etwas aus Herr der Ringe oder Harry Potter.

„In wie fern?“, hackte er nach und hörte auf so zu tun als wäre er weiterhin mit der Reparatur beschäftigt. Er ging eh nicht davon aus, dass Loki ihm das abnahm. Und tatsächlich hatte der Asgardier seinen Ellbogen auf dem Fußteil in seinem Schoß abgestützt und beobachtete seinen Gesprächspartner genau. Bei der Frage schien der Asgardier kurz zu zögern und Tony merkte, dass das eine Richtung war, in die sein Gesprächspartner nicht gehen wollte.

„Nun, Seidr steht euch nicht zur Verfügung.“, antwortete er knapp. Dem Milliardär war klar, dass er jetzt schleunigst ein anderes Thema anschneiden sollte, wenn er nicht wollte, dass Loki sich wieder verschloss. So sehr er auch weiterfragen wollte, so sehr er auch deutlich neugierig war, zwang er sich über etwas anderes nachzudenken. Er würde ohnehin nichts aus dem Asgardier herausbekommen, wenn der das nicht wollte. Also sprach er das offensichtlichste an, das ihm einfiel. „Wie geht es dir?“

Etwas perplex sah Loki ihn an. Offenbar hatte er nicht mit einem derartigen Themenwechsel gerechnet. „Gut.“, antwortete er knapp.

„Erzähl mir nicht so einen Blödsinn.“, entgegnete Tony nur und stützte sich nun selbst auf War Machines Fuß ab. Wem wollte das wandelnde Skelett vor ihm denn bitte weiß machen, dass alles in Ordnung war? Egal wie gut er lügen konnte oder nicht, niemand würde ihm das glauben.

Seufzend fuhr Loki sich mit einer Hand über das Gesicht und strich sich ein paar verirrte Strähnen nach hinten. „Deutlich besser.“, relativierte er dann seine Antwort, bevor er wieder hochsah.

„Was ist mit deinem Rücken? Kannst du den nicht mit Magie oder so heilen?“, spekulierte der Milliardär daraufhin los. Er hatte keine Ahnung, was Loki alles konnte. Jedenfalls war die Wunde noch da und infiziert. Das war nicht abzustreiten.

Und wieder war zu sehen wie es im Kopf des Asgardiers arbeitete. Wie er abwägte, was er sagen konnte und was er besser für sich behielt. Geduldig wartete Tony, hielt dem Blick seines Gegenübers stand und sagte kein Wort.

„Mein Seidr ist bereits damit beschäftigt diesen Körper am Leben zu erhalten und das Lebenswichtige zu reparieren.“, bekam er schließlich seine Antwort. „Mein Rücken wird heilen, wenn es soweit ist.“, fügte der Asgardier noch in einem abweisenden Tonfall hinzu und unterbrach dann den Blickkontakt von sich aus. Die Art, wie er sich wegdrehte und seine Aufmerksamkeit wieder War Machine zuwandte, war ein eindeutiges Zeichen dafür, dass das Gespräch beendet war.

Innerlich seufzend beobachtete Tony seinen Gast noch eine Weile, bevor er sich wieder seiner Arbeit widmete. Das Thema zu wechseln hatte ihm ja nun nicht wirklich lange etwas gebracht. Anscheinend war Loki auf seinen körperlichen Zustand noch schlechter zu sprechen als auf Asgards Technologien. Aber immerhin hatte er ein paar Informationen von ihm bekommen. Mit der Zeit würde er ihm sicher noch mehr entlocken können.



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