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Tatsächlich schwul

von

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Dramophone

„Was machst du denn hier?“, fragte Nick und sah ihn mit großen Augen an.

 

Für einen winzigen Augenblick überlegte Javier, ob es wirklich eine gute Idee gewesen war, einfach herzukommen. Nicks Adresse rauszukriegen, war nicht schwer gewesen. Er hatte nur Alexandra danach fragen müssen. Aber jetzt, wo er wirklich vor seiner Tür stand, war er sich plötzlich gar nicht mehr so sicher. Immerhin war Nicks Haltung ihm gegenüber eigentlich fast durchgängig ein einziges, großes „Was machst du denn hier?“ Angefangen von dem Tag, als er zum ersten Mal mit seiner Tante ins „El Corpiño“ gekommen war, hatte Nick keinen Zweifel daran gelassen, dass er nichts mit ihm zu tun haben wollte. Das hatte Javier mächtig angepisst. Und er hatte darauf so reagiert, wie er immer reagierte, wenn jemand ihm dumm kam. Er war auf Konfrontationskurs gegangen; hatte Nick gezeigt, dass er sich nicht unterkriegen ließ und alles Recht der Welt hatte, sich ebenfalls dort aufzuhalten. Immerhin war es nicht so, dass er sich dieses Praktikum wirklich ausgesucht hatte. Seine Mutter hatte seine Tante einfach angerufen und dann auch noch seine Abuela da mit reingezogen. Sich diesem heiligen Dreigestirn zu widersetzen war ungefähr so aussichtsreich, wie mit einem Strohalm einen Waldbrand auspusten zu wollen. Man fachte die Flammen eher noch mehr an.

Natürlich hatte Javier versucht ihn anzubaggern, aber Nick war kein Stück darauf eingegangen. Das wiederum hatte Javier verwirrt. Normalerweise gab es zwei Möglichkeiten, wie Jungs darauf reagierten. Die einen waren schwul und auf die eine oder andere Weise an ihm interessiert, die anderen waren homophobe Arschlöcher. Nick passte in keine dieser Kategorien und Javier wusste nicht, was er davon halten sollte. Und gerade als er beschlossen hatte, das Nick einfach so ein arrogantes Arschloch war, kam Alexandra mit ihrer Freundin um die Ecke und er hatte noch eine ganz andere Seite an Nick entdecken können. Eine Seite, die ihn faszinierte und von der er hoffte, noch mehr zu sehen zu bekommen. Momentan begnügte er sich allerdings damit, noch mehr von Nick zu sehen zu bekommen. Sein Blick wanderte ein wenig tiefer und blieb an dem Stück entblößter Haut hängen, auf dem Wassertropfen langsam in eine interessante Richtung rannen.

„Du hast also doch noch was außer Anzügen im Schrank.“

Nick sah an sich herab und zog den Bademantel enger zusammen. Er fuhr sich durch die Haare, die immer noch nass vom Duschen waren, und klatschte sie damit wieder eng an den Kopf. Was schade war, denn der andere Look hatte ihm deutlich besser gestanden.

Javier zog die Augenbrauen hoch. „Lässt du mich jetzt rein oder soll ich hier warten bis um zehn?“

Er war sich durchaus bewusst, dass ihre Verabredung anders gelautet hatte, aber er hatte es bei seiner Tante nicht mehr ausgehalten. Deren Haushalt war definitiv nicht auf den Aufenthalt junger Männer eingestellt. Zu viele Blumenmuster und Goldkanten und ständig lag sie ihm in den Ohren, dass er doch was aus seinem Leben machen sollte. Sie hatte sogar angefangen, ihm Stellenanzeigen unter die Nase zu halten. Am Samstagabend! Dieser ganze Berufskram ging ihm gewaltig auf die Eier. Er wusste natürlich, dass er eine Arbeit brauchte, um Kohle zu bekommen, weil es sich ohne halt schlecht leben ließ. Aber er hatte einfach keinen Plan, was er wollte, mal abgesehen von einer guten Zeit und ein bisschen Spaß. Nick bot möglicherweise die Gelegenheit für beides, wenn Javier es schaffte, irgendwie an ihn ranzukommen. Was das anging erinnerte Nick ihn ein wenig an einen Seeigel. Außen voller Stacheln, aber wenn man die Schale knackte, erwartete einen ein Genuss, der die beste Auster übertraf. Also war Javier eben losgezogen, hatte sich in den Zug gesetzt und war zu Nick nach Hause gefahren. Was er jetzt sah, hatte er allerdings nicht erwartet.

 

Nicks Wohnung war ... gemütlich. Irgendwie hatte er damit gerechnet, hier auf einen Palast aus Chrom und schwarzem Leder zu treffen. Stattdessen sah er fast ausschließlich Holzmöbel in einem weichen, honigfarbenen Ton, eine kleine Küche mit einem Schachbrettmuster auf dem Linoleum, eine weiße, leicht abgestoßene Küchenecke, ein kleiner Tisch mit immerhin zwei Stühlen, dahinter eine Tür, die offensichtlich ins Badezimmer führte. Die zweite ihm gegenüber gab den Blick auf das Wohnzimmer frei, das neben einer riesigen Regalwand von einem etwas heruntergekommenen Ecksofa beherrscht wurde. Das war zwar aus Leder, aber dunkelbraun und beherbergte mehr bunte Kissen, als gesund sein konnte. Der Boden bestand aus abgeschliffenen Dielen. Pflanzen gab es allerdings keine, wenn man mal von einem ziemlich vertrockneten Etwas in einer Ecke absah, das wohl mal ein … irgendwas gewesen war, inzwischen aber fast nur noch aus einem Stamm mit vielen kahlen Ästen bestand. Nick, der seinen Blick bemerkt hatte, machte ein entschuldigendes Gesicht.

„Ich hab nicht aufgeräumt. Eigentlich hatte ich ja keinen Besuch erwartet.“

Er eilte ins Wohnzimmer, nahm eine Zeitung, ein Glas und einen Laptop vom Couchtisch und verharrte dann unschlüssig mitten im Raum. Einen Augenblick später verschwand er durch eine weitere Tür, von der Javier vermutete, dass sie ins Schlafzimmer führte. Bevor er Nick jedoch folgen konnte, war der schon wieder da – ohne Laptop – legte die Zeitung ins Regal und strebte mit dem Glas die Küche an. Er stellte es in die Spüle und stützte sich einen Moment lang am Beckenrand ab, als könne er darin irgendwelche Weisheiten entdecken. Zum Beispiel einen Rat, wie man mit einem ungebetenen Gast umgehen sollte, der grinsend in seiner Küche stand, während man selbst nur einen Bademantel am Leib hatte.

„Ich … äh … sollte mich vielleicht erst mal anziehen.“

„Och, mach dir keine Umstände. Meinetwegen kannst du so bleiben.“ Er ließ seinen Blick noch einmal über Nick gleiten und fragte sich insgeheim wirklich, wie es wohl unter dem weichen Stoff aussehen mochte. Nick hatte eine gute Figur, so viel konnte er schon sagen. Die Sache mit den Strapsen schloss er inzwischen jedenfalls aus.

„Das … nein. Ich gehe mir mal was anziehen. Bin gleich wieder da.“

Er flüchtete aus dem Raum und verschwand tatsächlich dort, wo Javier das Schlafzimmer vermutet hatte. Kurz darauf erschien er in einer beigen Hose und einem hellblauen Hemd und wollte sich gerade eine Weste zuknöpfen.

„Nee, geht gar nicht.“ Javier ging einfach auf ihn zu und tippte gegen die Weste. „Das Ding bleibt aus. Das Hemd ist okay, aber hast du nicht ne Hose, die ein bisschen weniger nach Opa aussieht?“

Zwischen Nicks Augen erschiene ein steile Falte. Er warf einen vielsagenden Blick auf Javiers zerschlissene Jeans. „Und hast du eine, die weniger nach Putzlumpen aussieht?“

Javier grinste. Er hatte gewusst, dass sein Lieblingsteil Nick auf den Sack ging. Aber sie war bequem und hatte an den richtigen Stellen strategisch platzierte Löcher, die genug von seinen Beinen zeigten. Bisher hatte er dafür eher Komplimente bekommen, aber Nicks Blick schien irgendwie nicht weiter als bis zu den Löchern vorzudringen.

„Ich kann sie ja ausziehen, wenn sie dich stört.“

„Nein, danke, ich verzichte“, zischte Nick, verschwand aber trotzdem wieder im Schlafzimmer, um kurz darauf mit einer dunklen Hose wiederzukommen. In der Hand hielt er eine Krawatte. Javier hob die Augenbrauen und schüttelte den Kopf.

„Wenn du nicht willst, dass ich dich damit an den nächsten Laternenpfahl binde, solltest du die auch weglassen.“

Die Drohung schien zu wirken. Nick legte die Krawatte ins Regal und fuhr sich wieder durch die Haare. Javier hätte ihm am liebsten auch das verboten, aber er durfte es auch nicht übertreiben. Vielleicht bekam er ja später noch Gelegenheit, da oben für etwas Unordnung zu sorgen.

„Ich geh nochmal ins Bad. Willst du … vielleicht was trinken?“

„Was hast du da?“

„Wasser, Cola, Sprite.“

Alles klar, kein Alkohol. Hatte Javier auch nicht erwartet. „Cola klingt gut.“

Er bekam von Nick ein Glas (und einen Untersetzer!) und ließ sich neben seiner Jacke aufs Sofa fallen. Die Schuhe hatte er schon an der Tür stehen lassen, und so legte er die Füße einfach auf das Polster und den einen Arm über die Lehne. Das Teil knarrte ein wenig unter ihm, war aber erstaunlich bequem.

„Du kommst klar?“, wollte Nick wissen. Er stand an der Tür zur Küche. Javier reckte seinen Daumen in die Höhe.

„Na klar, geh ruhig. Ich mach's mir hier so lange gemütlich.“

In Wahrheit wartete er eigentlich nur darauf, dass Nick endlich verschwand. Er hatte ein Ziel und das hieß Schlafzimmer. Die Tür war einen Spalt breit offen stehengeblieben und Javier interessierte sich brennend dafür, was dahinter lag.

Nick warf ihm noch einen letzten, zweifelnden Blick zu, bevor er sich umdrehte und ins Badezimmer ging. Javier hörte, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte. Das war die Gelegenheit.

 

Mit einem Satz war er auf den Füßen und bei der so einladend offenen Tür. Er schob sie vorsichtig weiter auf und spähte ins Innere. Hier sah es schon eher so aus, wie er sich das vorgestellt hatte, wenngleich der Raum durch das alte Haus auch niedriger war, als er erwartet hatte. Auf dem Fußboden lag ein einfarbiger, blauer Teppich, die Wände waren weiß, die Vorhänge dunkelblau. Ein dunkelbrauner Holzschrank mit einer Spiegeltür, der nicht zum Rest der Möbel passte, nahm fast eine ganze Seite des Zimmers ein. Wobei das nicht viel war, denn der Raum war quasi winzig. Man konnte gerade noch um das Doppelbett herumgehen, um an einen kleinen Nachtschrank zu gelangen, und musste dabei schon aufpassen, nicht aus Versehen die Vorhänge mit dem Hintern aufzuziehen. Was immer der Raum auch für Geheimnisse barg, Javier musste sie entweder im kleinen oder im großen Schrank suchen. Er beschloss, mit dem kleinen anzufangen … und wurde enttäuscht. Darin fanden sich lediglich zwei Packungen Taschentücher, ein Buch und eine kaputte Armbanduhr. Auch der Wecker und die kleine Lampe hielten keine Überraschungen bereit. Dann also auf zum nächsten Kandidaten.

Er trat vor den großen Schrank und öffnete eine der Türen. Dahinter fand er (Überraschung!) eine Reihe von Anzügen. Daneben hingen Hemden, farblich sortiert. Im nächsten Teil befand sich Nacht- und Unterwäsche. Schlafanzüge mit geknöpften Oberteilen (würg!) und enge Shorts (nicht übel), die es allerdings nur in schwarz und weiß zu geben schien. Kein Markenaufdruck. Vervollständigt wurde das Sortiment von einer Reihe Krawatten und einer Schublade voller Socken und einigen Pullovern, die sich ein bisschen verschämt in einer Ecke zusammendrängten. Javier betrachtete das Ganze und atmete hörbar aus. Dieser Schrank war ebenso nichtssagend wie Nicks Outfit, das er ständig so faltenfrei zur Schau trug. Wo waren die dreckigen Geheimnisse?

Er warf einen Blick auf den Laptop, der auf dem Bett mit der dunkelblauen Tagesdecke lag. Darauf ließ sich vielleicht etwas finden, aber womöglich war das Gerät passwortgeschützt und das Risiko wollte er lieber nicht eingehen. Also wo noch nachsehen?

Er ging auf die Knie und schaute unter das Bett, aber dort fanden sich nur ein paar Schuhkartons, in denen doch tatsächlich Schuhe waren. Wer bitte bewahrte seine Schuhe in den dazu passenden (!) Kartons auf? So langsam bekam er das Gefühl, das Nick vielleicht doch eher eine hohle Frucht denn eine Delikatesse war. Er ließ seine Augen noch einmal durch den Raum schweifen und machte sich dann daran, den Schrank wieder in den Originalzustand zurückzubringen. Er wollte gerade die letzte Tür schließen, als ihm ein Widerstand auffiel. Irgendetwas verhinderte, dass er das blöde Ding ganz randrücken konnte. Er öffnete die Tür noch einmal, konnte den Grund aber zunächst nicht finden, bis er nach oben sah. Über dem Rand des Schranks lugte ein kleines Dreieck aus hellgrauer Pappe hervor. Er streckte sich, wobei sein kurzes, schwarzes T-Shirt seinen flachen Bauch entblößte, und bekam das Ding auf dem Schrank zu fassen. Er zog es herunter und hielt kurz darauf eine große, reichlich verstaubte Mappe in Händen. Er pustete darauf und wunderte sich ein wenig. Nicht nur, dass das Ding so gut versteckt war. Nick hatte es offensichtlich auch ziemlich lange nicht in der Hand gehabt.

 

Er versicherte sich kurz an der Schlafzimmertür, dass Nick immer noch im Bad war, bevor er die Bänder öffnete, die die Mappe verschlossen, und den Deckel aufklappte. Darin befanden sich Zeichnungen, Skizzen, ein Bild von einem Menschen nicht unähnlich dieses berühmten Bildes von Da Vinci, in der die Proportionen eingezeichnet waren. Als er weiterblätterte kam er zur einer Schraffierung eines Pferdes im vollen Galopp, von der ein Teil mit Buntstiften farbig gestaltet worden war, eine Zeichnung eines Löwenzahns und schließlich Fotos von Skulpturen aus Holz. Einen fast lebensecht wirkenden Frosch, der Oberkörper einer Frau, der von verschiedenen Seiten fotografiert worden war, ein abstraktes Gebilde, das an einen abgestorbenen Baumstumpf erinnerte, und schließlich eine Figur, die in einer sehr eigenartigen Position dastand, für die Javier keine Worte hatte. Ihre Gliedmaßen bildeten eine Art X, während ihr Kopf zurückgelehnt war und die Handflächen sich nach oben öffneten. Spätestens hier war ihm klar, dass es sich um Kunst handelte. Er wollte die Mappe schon wieder schließen, als ihm noch ein letztes Foto auffiel. Es war kleiner als die restlichen Bilder und ein wenig hinter die anderen Aufnahmen gerutscht. Er zog es hervor und vergaß für einen Moment zu atmen.

Der Mann auf dem Bild war eindeutig Nick. Ein jüngerer Nick, der auf dem Bauch lag, den Oberkörper halb aufgerichtet und den Kopf auf einen Arm gestützt. Seine Haare fielen ihm in die Stirn und er war, wenn Javier den unscharfen Teil im Hintergrund des Bildes richtig deutete, nackt. Das aber war es nicht, das ihm für einen Augenblick den Atem geraubt hatte. Es war der Ausdruck in Nicks Augen, die Javier aus dem Bild heraus mit einer Intensität ansahen, die er bei einer Fotografie nicht für möglich gehalten hatte. Genau diesen Blick hatte er am letzten Samstag bei Nick gesehen, als er getanzt hatte. Ein winziger Hauch davon hatte schon mitgeschwungen, als er Natascha den BH verkauft hatte, und das war es auch gewesen, das Javier wieder hatte neugierig werden lassen. Und jetzt hatte er diesen Ausdruck hier vor sich, für alle Ewigkeit konserviert in einem wahnsinnig geilen Foto. Ohne lange zu überlegen zückte Javier sein Handy und lichtete das Bild ab, bevor er es zurück zwischen die anderen schob. Mit fliegenden Fingern verknotete er die schwarzen Bänder wieder und legte die Mappe zurück auf den Schrank. Er hatte sein Glück schon viel zu sehr herausgefordert und wenn Nick ihn erwischte, war er gefickt und das nicht im guten Sinne. Also zog er die Tür hinter sich wieder bis auf einen Spalt zu und erreichte gerade noch rechtzeitig das Sofa, bevor die Badezimmertür aufging und Nick wieder auf der Bildfläche erschien. Javier überspielte sein klopfendes Herz mit einem Grinsen.

„Hat ja lange gedauert“, stichelte er und sah mit Bedauern auf die wieder einmal akkurat gescheitelte Frisur. Was hatte Nick nur zu so einem Spießer werden lassen und wo war der Typ auf dem Foto hin verschwunden?

„Gut Ding will Weile haben“, konterte Nick. „Kann ja nicht jeder aussehen, als wäre er gerade erst aufgestanden.“

„Ich lieg eben gern im Bett.“ Javier rekelte sich ein bisschen auf dem Sofa. „Wobei das hier auch nicht übel ist. Wo hast du das her?“

„Flohmarkt. Neu lag nicht im Budget. Ich hab's nur neu bezogen.“

Er hatte nicht gesagt 'beziehen lassen', wie Javier bemerkte. Ob die Sachen in der Mappe auch von ihm waren? Nick, ein Künstler?

 

Der mutmaßliche Künstler stand ein wenig verloren in der Küchentür herum. „Ich weiß nicht, also … Hast du Hunger? Ich wollte mir jetzt eigentlich noch was zu essen machen, aber wo du nun mal da bist ...“ 'Muss ich dich ja wohl fragen, ob du auch was willst', stand ungesagt im Raum. Javier hatte nicht vor, das abzulehnen.

„Klar. Hast du Pizza?“

Nick schüttelte den Kopf. „Hab keinen Teig vorbereitet. Ich wusste ja nicht, dass ich Mitesser habe. Wäre Pasta okay?“

Javier hob die Augenbrauen. „Sag bloß, du kochst.“

„Äh, ja. Ist das ein Problem?“

Nein, kein Problem, aber irgendwie eine Überraschung. In Javiers Kopf hatte Nick plötzlich eine weiße Rüschenschürze über seinem Hemd. Keine nette Vorstellung. Wobei, wenn man sich Hemd und Hose wegdachte, sah das Ganze vielleicht schon wieder ganz anders aus. Er grinste.

„Nein, alles cool. Ich nehme die Pasta.“

Nick nickte und wollte schon wieder um die Ecke verschwinden, als er nochmal stehenblieb und Javier fragend ansah. „Mit oder ohne Knoblauch?“

Sollte das jetzt eine Anspielung sein oder …?

„Ich frag nur, weil Alexandra den nicht verträgt.“

Ach so. „Gerne mit.“

Er wusste zwar nicht, was der Abend noch so bringen würde, aber wenn alles lief, wie er sich das vorstellte, war Knoblauch das geringste Problem. Immerhin würde Nick ja auch welchen essen. Der Blick von dem Foto kam ihm wieder in den Sinn. Ob man den wohl irgendwie aus Nick rauskitzeln konnte? Und wenn ja, wie? Die Möglichkeiten, die ihm zuerst dafür einfielen, waren nicht wirklich jugendfrei, auch wenn einem seiner Körperteile die Idee durchaus gefiel. Aber das ging definitiv noch zu weit.

Er ließ seine Augen durch den Raum wandern und entdeckte die Stereoanlage. Nichts besonderes, so ein kleines Kompaktteil, aber mit einer Menge CDs daneben. Javier erhob sich und ging die Titel durch. Da war nicht viel dabei, was ihm etwas sagte. Ein bisschen älterer Pop. Jugendsünden, wie er vermutete. Auf der Anlage lag eine Hülle. Er nahm sie in die Hand und runzelte die Stirn. Auf dem schwarz-weißen Cover waren ein Roboter und eine fliegende Untertasse zu sehen. Was war das denn für Musik? Die Hülle war leer, also drückte er einfach den Knopf, der die Anlage zum Leben erweckte, und im nächsten Moment drangen aus dem Lautsprecher schnelle Schlagzeugrhythmen und irgendwelche elektronischen Töne, die gleich darauf von einer Klarinette untermalt wurden. Eine Frau begann zu singen. Javier machte ein erstauntes Geräusch und schlenderte dann in die Türöffnung zur Küche.

„Ich hab mal Musik angemacht“, verkündete er überflüssigerweise, denn in der Küche war das Gedudel nur umso lauter. Irgendwo gab es vermutlich noch einen Lautsprecher.

„Hab's gehört.“

Nick drehte sich nicht um, während er auf der Arbeitsplatte herumhantierte, aber Javier war das ganz recht, denn so konnte er ohne Störungen Nicks Hintern beobachten, der sich unbewusst im Takt des Liedes hin- und herbewegte. Okay, das war definitiv ausbaufähig. Und irgendwie sexy. Ein Lächeln umspielte Javiers Lippen. Sie würden heute bestimmt noch viel Spaß haben.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Wer wissen möchte, was das „Gedudel“ ist, das Nick da ins einem CD-Spieler hat, kann gerne hier mal reinhören: https://www.youtube.com/watch?v=A7lxd7RL1To Von dem Lied stammt übrigens auch der Titel des Kapitels. ^_~

Und falls sich jemand fragt: Ja, ich schlafe nicht, ich esse nur noch Toastbrot und meine Kinder müssen sich selbst ins Bett bringen. Hauptsache, es geht hier weiter. :D Komplett anzeigen

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