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Loki: the fallen Prince - der gefallene Prinz

von

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Kein Traum

Thor bemerkte seinen Fehler sofort, als er aus Loreleis Einflussbereich heraus war. Loki hatte ihn genügend weit weg teleportiert, dass der Bann der Frau sofort verflog. Er landete wieder da, wo er die Suche nach dem Vater zusammen mit seinem Bruder begonnen hatte: vor den Toren von Odins Versteck, in dem die Flüchtlinge aus der Stadt sicher untergebracht waren.
 

Den blonden Donnergott durchfuhr siedend heiss die schreckliche Erkenntnis, dass er einen fürchterlichen Fehler begangen und Loki einem ungewissen Schicksal ausgeliefert hatte. Noch verstand er nicht genau, was da eigentlich passiert war, doch zumindest soviel hatte er gespürt: es war nicht nur Lorelei gewesen, die ihn in ihrem Bann gehalten hatte. Da war noch was anderes fühlbar geworden, etwas weitaus Düstereres, Schlimmeres...
 

Das Schwarze Element hatte offensichtlich auch Lorelei unterworfen.
 

Aber was wollte ES von Loki? Und warum hatte er dem Bruder Blut abzapfen und es in Loreleis Medaillon fliessen lassen müsen? Was bezweckte ES damit?
 

Fragen über Fragen, doch Thor war nicht nur absolut ratlos sondern auch am Boden zerstört. Seine ewige Selbstüberschätzung hatte dieses Übel herbeigeführt: hätte er auf Loki gehört, würde der jetzt nicht in der Gewalt des Feindes sein.
 

Als Thor den geheimen Schlüssel aktivierte, der ihm den Zutritt zum Versteck ermöglichte, fragte er sich verzweifelt, wie er das Runya beibringen sollte. Es war offensichtlich geworden, dass sie ihr Herz doch an einen von Asgards Prinzen verloren hatte – nur nicht an ihn.
 

Er hatte einen leisen Stich der Eifersucht gespürt gehabt, als ihm dies das erste Mal klar geworden war. Nicht, weil er Runya selbst liebte, sondern weil sein Ego es nicht besonders gerne sah, wenn er bei einer Frau gegen seinen Bruder verlor.
 

Nicht, dass sowas das erste Mal geschehen wäre... Es hatte schon andere Frauen gegeben, die Loki ihm vorgezogen hatten.
 

Nur war er mit keiner davon verlobt gewesen.
 

Doch nun verpuffte jede Eifersucht aufgrund des weitaus schlimmeren Gefühls, dass jetzt in ihm tobte: der Schuld, den Bruder in tödliche Gefahr gebracht zu haben. Und der bitteren Erkenntnis des eigenen Versagens.
 

Nein, er hatte keinen blassen Schimmer wie er das Runya beichten sollte...
 

Und vor allem wusste er nicht, wie er das Schwarze Element ohne Loki besiegen konnte.
 


 


 


 

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Als Loki wieder erwachte, lag er in einem gläsernen Gefängnis in einem Raum, der ihm seltsam bekannt vorkam. Sein Blick war noch verschwommen, als er sich langsam aufrappelte. Doch sobald der Nebel vor seinen Augen verschwand, begriff er schlagartig, wo er sich befand.
 

In Odins geheimer Bibliothek im Palast!
 

Vorsichtig streckte er die rechte Hand aus und berührte das Glas. Er war nicht überrascht, als ein Stromstoss ihn traf – stark genug, dass er jeden anderen zumindest umgehend wieder ins Reich der Träume geschickt hätte. Wenn nicht Schlimmeres.
 

Loki entfuhr jedoch nur ein leises Keuchen. War also nichts damit, einfach durch das Glas hindurch raus zu spazieren.. Naja, einen Versuch zumindest hatte er wagen müssen!
 

Seine Augen schweiften umher. Da der Käfig an allen Seiten aus Glas bestand und offenbar ziemlich in der Mitte der Bibliothek lag, konnte er genau sehen, wozu das Schwarze Element diese Räumlichkeiten umfunktioniert hatte: die Büchergestelle waren alle eng zusammengerückt worden um Platz zu schaffen für die Gefangenen.
 

Nicht nur für ihn, sondern auch für diejenigen, die in den Kapseln lagen, die in einer langen Kolonne aneinander gereiht dastanden. Loki konnte zwar von seinem Standort aus nur in die vordersten Kapseln hinein schauen, doch er war sich sicher, dass auch in allen anderen Asgardianer lagen.
 

Hilflose Asgardianer, die das Schwarze Element solange aussaugen würde, bis es nichts mehr auszusaugen gab.
 

Klappernde Schritte in seinem Rücken liessen ihn herumfahren. Er sah Lorelei, wie sie auf hohen Stöckelschuhen langsam näher schritt. Es wirkte etwas schlaksig und beinahe hätte Loki gelacht: im Gegensatz zu der Frau hatte das Schwarze Element, das nun in ihrem Körper steckte, wohl wenig Übung mit hohen Absätzen.
 

«Ah, wie ich sehe ist mein Lieblingsgefangener aufgewacht.» sagte ES und kam mit einem boshaften Lächeln um die Lippen näher.
 

Loki verschränkte die Arme über Brust erwiderte nichts.
 

Sein Schweigen schien die Frau unruhig zu machen. Sie versuchte, es mit weiterem Spott zu überspielen. «Du siehst aus, als ob du am liebsten auf mich losgehen würdest.»
 

«Nicht doch.» Loki erwiderte das Lächeln mit deutlich mehr Selbstsicherheit, als er fühlte. «Ich gehe nicht auf Damen los.»
 

«Wir wissen beide, dass ich keine Dame bin.» Lorelei vollführte eine rasche Handbewegung und stand im nächsten Moment im Inneren des Käfigs.
 

Loki wusste, dass es sinnlos war, denn sie würde nicht hineinkommen wenn für sie in irgendeiner Weise Gefahr bestand: trotzdem hob er die eine Hand und formte eine Energiekugel darin, bereit zum Angriff.
 

Lorelei lachte auf. «Das würde ich lassen, mein Lieber. Du kannst mir nichts tun.» Ihre schlanken Finger fuhren zu ihrem Hals und nestelten an dem Medaillon. «Nicht, solange ich das hier habe.»
 

Die Augen des Mannes wurden schmal. Seine düstere Vermutung war dann wohl richtig gewesen... Sie hatte den uralten magischen Trick einer Blutfessel benutzt, um ihn an sich zu binden.
 

ES sah, dass er begriff, und grinste noch boshafter. «Ja, mein Lieber. Du bist jetzt mein Sklave und wirst schön tun, was ich dir sage.»
 

«So, glaubst du?» Er wusste, dass es so war wie sie behauptete, aber er konnte trotzdem nicht anders. Ausserdem... eine winzige kleine Chance bestand ja immerhin, dass sie nur bluffte.
 

Sie tat es leider nicht.
 

«Ja, das glaube ich.» Sie drehte kurz an dem Anhänger und befahl dann: «Berühr das Glas mit deiner rechten Hand.»
 

Loki wollte ihr gerade antworten, dass er nicht verrückt genug war, sich nochmal einem Stromschlag auszusetzen, als er merkte, wie sich seine Hand von alleine bewegte. Ohne dass er es verhindern oder stoppen konnte, presste sich seine rechte Hand gegen die Glaswand seines Käfigs.
 

Der Schlag liess ihn aufstöhnend in die Knie gehen, aber Lorelei gestattete ihm nicht, los zu lassen. Jedenfalls nicht, bis er kurz davor war, das Bewusstsein zu verlieren. Da meinte sie fast beiläufig, dass er jetzt aufhören dürfe, sich die Finger zu verbrennen.
 

Der Magier hatte das Gefühl, dass mehr als nur seine Finger brannten, als er schwer atmend die Hand vom Glas löste. Es war nichts zu sehen, aber damit hatte er auch nicht gerechnet. Schliesslich war die Wand mit mehr als einfach nur Strom versehen.
 

Lorelei beugte sich über ihn und grinste auf ihn hinunter. «Wir beide werden eine Menge Spass haben, denke ich.»
 

«Ach ja?» Loki versuchte, sich die leise Panik, die in ihm aufsteigen wollte, nicht anmerken zu lassen. «Und was genau heisst das?»
 

«Sei doch nicht so ungeduldig. Alles zu seiner Zeit. Und keine Angst: du darfst weiterleben.» Sie hauchte ihm eine Kusshand zu. «Vorerst.»
 

«Warum beruhigt mich das bloss nicht?»
 

Sie hatte sich bereits wieder zum Gehen gewandt und wirbelte nochmals herum.
 

«Vermutlich deshalb, weil es nicht beruhigend ist.»
 

Mit diesen Worten liess sie ihn wieder allein.
 


 


 

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Thor hatte damit gerechnet, dass Runya nicht eben angenehm reagieren würde. Er hatte sich auf alles Mögliche eingestellt gehabt – sogar darauf, dass sie ihm schlicht an die Gurgel gehen würde.
 

Doch ihre tatsächliche Reaktion überraschte und schockierte ihn gleichermassen.
 

Sie wurde kreideweiss, wich vor ihm zurück und streckte abwehrend beide Hände aus, während sie leise stammelte: «Nein... nein... das kann... nicht wahr sein!»
 

Thor fühlte sich hundeelend. «Runya, es tut mir so leid! Das ist alles meine Schuld... Wenn ich auf Loki gehört hätte....»
 

Es schien, als würden die Worte von ihr abprallen. «Nein... das darf nicht sein... Nicht wieder! Nicht nach all diesen... Jahren. Es... es war doch vorbei... Es war vorbei!»
 

«Was?» Thor konnte nachvollziehen, dass sie erschüttert war, aber was sie da sagte, ergab für ihn absolut keinen Sinn.
 

Runya vergrub das Gesicht in den Händen und schluchzte auf. «Ich habe das geträumt... Aber ich dachte...» Ihr schmaler Körper bebte. «Ich dachte, es wäre nur ein Traum gewesen! Schliesslich ist... das nicht mehr passiert, seit ich... ein Kind war.»
 

Thor trat zu ihr und fasste sie sanft an den Schultern. Er verstand nicht, wovon sie sprach. Aber ihre Verzweiflung war beinahe mit den Händen greifbar. «Was ist nicht mehr passiert, Runya?»
 

Sie sah unter Tränen zu ihm auf. «Dass ich eine Vision hatte.» Der Satz kam so leise, dass Thor ihn kaum verstand.
 

Es verschlug ihm schlicht für einen Moment die Sprache.
 

«Ich hatte einen Traum.» fuhr Runya fort, als Thor stumm blieb. Ihre Worte kamen abgehackt und stockend. «Bevor ihr losgegangen seid, um Odin zu suchen. Ich war am Schlafwandeln und Loki fand mich... Zuerst... wollte ich davon erzählen, aber dann... Ich sagte mir, dass es nur ein Traum gewesen war. Ich dachte...» Sie schluchzte wieder laut auf. «Ich war mir so sicher gewesen... Ein Traum, nur ein dummer, blöder Traum... Ich hatte gesehen, wie er vom Schwarzen Element gefangen genommen wird, aber ich... hoffte... dachte... es wäre nur meine Angst um Loki, die mich sowas... sehen liess... Keine Vision... nur ein Traum...» Die Stimme versagte ihr.
 

«Du hast das geträumt?» brachte Thor schliesslich heiser hervor. «Und du hattest sowas früher schon mal?»
 

«Ja, als Kind. Da habe ich mal geträumt, dass meine Tante an einer unheilbaren Krankheit sterben würde. Es hatte sich so real angefühlt... Und wenige Wochen später war sie tot.» Noch immer schüttelten heftige Schluchzer die junge Frau durch. «Es war nicht das einzige Mal... Und immer bin ich dabei im Schlaf umhergewandelt... Doch den letzten solchen Traum hatte ich, als ich zehn war. Ich dachte... Ich hoffte, es wäre für immer... vorbei!» Sie hob das Gesicht wieder und Thor sah den grauenhaften Schmerz darauf. «Es ist genauso meine Schuld wie deine. Wenn ich etwas gesagt hätte... Wenn ich Loki gewarnt hätte...»
 

Der Donnergott nahm sie in die Arme und wiegte sie sanft wie ein Kind. «Es hätte nichts genützt.» antwortete er leise. «Ich kenne Loki: selbst wenn er dir geglaubt hätte, hätte er sich deshalb nicht davon abhalten lassen, Odin zu suchen. Ihm – uns - war klar, dass wir Vater brauchten, um das Schwarze Element zu vernichten.» Seine Stimme wurde brüchig. «Eine Hoffnung, die nun in doppelter Hinsicht dahin ist.»
 

«Es ist meine Schuld...» wiederholte Runya, als hätte sie den Blonden gar nicht gehört. «Ich habe mir so verzweifelt gewünscht, von diesem Fluch befreit zu sein...»
 

«Fluch?» Thor begriff nicht. «Wie meinst du das?»
 

«Das ist doch klar! Es ist schrecklich, etwas zu wissen, das man weder verhindern noch verändern kann... Zu wissen, was geschehen wird, ohne eingreifen zu können. Verdammt dazu, hilflos mitansehen zu müssen, wie andere...» Sie brach ab und schluchzte wieder auf. «Ich habe nie etwas Gutes vorausgesehen, Thor. Immer nur Tod und Gefahr!»
 

Er zog sie wieder an sich und streichelte ihr sanft über den Rücken.
 

«Was auch immer du glaubst, Runya, in einem Punkt irrst du dich: Es war meine Schuld. Meine allein. Wenn ich auf Loki gehört hätte, wäre er jetzt hier.»
 

Er ahnte, dass seine Worte sie nicht überzeugten, aber er wusste, dass es stimmte. Ihr war nichts vorzuwerfen, erst recht nicht, wenn sie die letzte Vision im Alter von zehn Jahren gehabt hatte.
 

Aber er... Wenn er nicht so dumm gewesen wäre, aus Sorge um den Vater alle Vorsicht fahren zu lassen, wäre Loki jetzt nicht ein Gefangener des Schwarzen Elements.
 

Und für Asgard gäbe es noch Hoffnung.



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