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Loki: the fallen Prince - der gefallene Prinz

von

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Im Netz der Finsternis - Teil I

ES war fast zufrieden. Die Gefangenen hatten IHM gegeben, was ES gebraucht hatte. Vor allem einer von ihnen. Der Stärkste, Mächtigste, der IHM in die Fänge geraten war. Und mutig noch dazu. Er hatte sich geopfert, um seine Königin von hier fort zu bringen und sie mit diesem Ding, das sie den 'Bifröst' nannten, an einen anderen Ort zu schicken.
 

Nun, das war schade gewesen. Sehr, sehr schade. ES hatte den Täter zuerst in blindem Zorn vernichten wollen.
 

Zum Glück hatte ES noch rechtzeitig gemerkt, welch grosses Potential auch in ihm steckte.
 

Heimdall, wenn ES sich nicht sehr täuschte... Das war der Name gewesen. Nun stand ES vor dem gläsernen Zylinder, in dem der Mann ruhte – bewegungslos, willenlos, hilflos.
 

Der allsehende Wächter... Wie lustig! Und wie überheblich.
 

ES hatte er nicht sehen können.
 

Nun gut, wie auch? ES war ja auch nicht sichtbar!
 

Noch nicht.
 

Denn so zufrieden ES auch war, ES musste endlich die nächste Stufe erreichen. Natürlich barg es Vorteile, unsichtbar und gestaltlos zu sein... Doch leider überwogen die Nachteile auf lange Sicht bei weitem.
 

ES brauchte endlich wieder einen Körper!
 

Und dann gab es da noch das Problem Nummer eins. Ein sehr, sehr grosses Problem, wie ES nur zu gut wusste. Er war hier gewesen, ES hatte seine Präsenz genau gespürt. Und was noch viel Schlimmer gewesen war: ES hatte seine Magie genau gespürt!
 

ES hatte sich verzweifelt gefragt, wie das möglich gewesen war. Ausser Odin konnte nur Thor dem stärksten Magier, den Asgard besass, seine Kraft zurück geben. Und Odin schied aus.
 

Blieb also nur Thor... Und da von dem blonden Donnergott nach wie vor jede Spur fehlte, war die unwahrscheinliche Annahme, dass er es gewesen sein könnte, inzwischen leider nicht mehr so unwahrscheinlich.
 

ES hätte in seinem blinden Zorn am liebsten einige Mauern zertrümmert, als IHM das klar geworden war! Thor, SEINE dumme, muskelbepackte Puppe, hatte die Fäden abgestreift und sich freigestrampelt...
 

Doch wie das hatte geschehen können war eine Frage, die später geklärt werden musste. Jetzt gab es Dringenderes zu tun. Jetzt musste ES endlich dafür sorgen, dass der einzige, der ES jetzt noch stoppen konnte, vernichtet wurde.
 

Ein für allemal.
 

So sehr ES das auch bedauern würde - schliesslich hatte ES bis zuletzt gehofft, ihn noch richtig leiden lassen zu können.
 

Etwas, das sein Tod IHM leider nicht bieten würde.
 

Aber was nicht zu vermeiden war, war nicht zu vermeiden. Loki musste sterben.
 


 


 

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Es herrschte tiefste Ruhe in Odins Versteck. Da es unnötig war, irgendwelche Wachen aufzustellen, hatten endlich auch die letzten Flüchtlinge in den Schlaf gefunden.
 

Alle bis auf einer.
 

Loki sass am Fuss der langen Treppe, die in die oberen Geschosse führte und starrte gedankenverloren nach vorn. Die Waffenkammer lag dort, aber er sah sie gar nicht richtig. Die Waffen da drin hatte er sich längst alle angeschaut. Sie waren nicht wirklich nützlich – nicht in diesem Kampf.
 

Er zermarterte sich das Gehirn, wie er vorgehen sollte.
 

Doch er konnte es drehen und wenden wie er wollte: es würde auch diesmal nicht ohne Odin gehen.
 

Womit ihm also nichts anderes übrig blieb als nach dem verschollenen Allvater zu suchen.
 

Wunderbar – das war genau das, was er sich so ungefähr am meisten wünschte!
 

Ein Geräusch liess ihn plötzlich zusammen zucken. Es kam von oben, vom Ende der Treppe. Er sah hinauf und erkannte die schmale, zierliche Gestalt, die langsam die Stufen hinunterkam. Loki sprang auf. Es war Prinzessin Runya.
 

Doch gerade als er ihr zurufen und sie fragen wollte, was sie denn hier machte statt zu schlafen, stutzte er. Ihre Bewegungen hatten etwas seltsam Mechanisches an sich.
 

Im selben Moment wurde ihm klar, dass sie doch schlief.
 

Und schlawandelte, wie es den Anschein hatte.
 

Ihm war nicht klar gewesen, dass sie dazu neigte. Aber was er wusste, war, dass er sie jetzt auf keinen Fall aufwecken durfte. Bei Vanen stellte das Schlafwandeln geradezu eine Fessel dar, stärker noch als bei allen anderen Wesen, die es gab. Man durfte sie in ihrem Tun auf gar keinen Fall stören, denn das konnte schlimm für sie ausgehen. Somit gab es kaum eine Möglichkeit, sie aus ihrem Zustand heraus zu holen. Das einzige, das blieb, war, ihnen allfällige Hindernisse aus dem Weg zu räumen.
 

Nun, zum Glück gab es auf einer Treppe keine Hindernisse.
 

Sah man davon ab, dass die Treppe selbst zu einem werden konnte...
 

Die Prinzessin kam immer näher und mit jedem Schritt schienen ihre Füsse unsicherer zu werden. Ihre Hände, die sich zuerst noch am Geländer festgehalten hatten, lösten sich langsam davon. Ihr Blick, starr geradeaus gerichtet, wurde unstet und wild. Und dann geschah es auch schon...
 

Ihre nackten Füsse übergingen eine Stufe und traten ins Leere. Ohne dass sich der starre Blick wandelte torkelte die junge Frau, ruderte mit den Armen und begann dann zu fallen.
 

Loki konnte sie gerade noch auffangen.
 

Leicht wie eine Feder landete sie in seinen Armen. Er musterte ihr blasses Gesicht. Was sollte er tun? Sie aufzuwecken war wirklich viel zu gefährlich, denn wer konnte ahnen, in welchem Traum sie gefangen war?
 

Da erinnerte er sich plötzlich an etwas, das er vor vielen Jahrhunderten gelernt hatte.
 

Doch, es gab eine Möglichkeit, jemanden aus Vanaheim aus dem Zustand des Schlafwandelns heraus zu holen. Allerdings nur für Magier...
 

Und Loki hatte das noch nie gemacht.
 

Dennoch: die Prinzessin wirkte derart erstarrt und in einem regelrechten Schock gefangen dass er ahnte, dass es genauso gefährlich werden konnte, sie in diesem Zustand zu belassen wie zu versuchen, sie daraus zu befreien.
 

Nun gut denn... Einen Versuch war es wert.
 

Sanft neigte er sich zu ihrem Ohr hinunter und begann eine leise Melodie zu summen. Ein uraltes Lied mit magischem Inhalt. Die Worte enthielten den beruhigendsten und zugleich tröstlichsten Inhalt den es in allen neun Welten gab – bekannt nur den wenigen Magiern, die zur höchsten Gilde gehörten. Loki hatte das Lied noch nie verwendet, aber den Text kannte er dennoch genau. Ein Text in einer Sprache, die seit Jahrhunderten von keinem lebenden Wesen im Universum mehr gesprochen wurde. Worte, die die Kraft hatten, jeden Schock zu mildern und zu lösen.
 

Zumindest hoffte er das...
 

Doch seine Sorgen waren unbegründet: nach wenigen Minuten schlug Runya langsam die Augen auf. Sie blickte verwirrt um sich und nahm Loki erst nach und nach wahr.
 

Sanft stellte er sie auf ihre Füsse. «Prinzessin, alles in Ordnung?»
 

Sie schaute zu ihm auf. Langsam, zitternd schüttelte sie den Kopf.
 

Und dann begann sie auf einmal laut zu schluchzen.
 

«Prinzessin...» Loki zögerte nur einen flüchtigen Augenblick, dann nahm er sie in die Arme. Beruhigend und sanft strich er ihr über den Rücken. «Pscht, es ist alles gut. Sie hatten wohl einen Alptraum, aber er ist vorbei. Beruhigen Sie sich, Sie sind in Sicherheit.» Er sprach leise, wie zu einem Kind.
 

Seine Worte wirkten. Runya wurde tatsächlich ruhiger. Doch als sie wieder aufschaute, waren ihre Augen immer noch voller Angst.
 

Er nahm ihr Gesicht in seine Hände. Eine instinktive Geste. Denn irgend etwas in ihrem Blick jagte ihm plötzlich einen ungeheuren Schrecken ein. Was für einen Alptraum mochte sie bloss gehabt haben, dass ihre Augen so entsetzt zu ihm aufsahen? «Prinzessin, was ist denn?»
 

Statt einer Antwort zog sie sein Gesicht zu sich hinunter und küsste ihn.
 


 


 

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Die Frau hatte ihre Schuldigkeit getan. ES war zufrieden mit ihr, sehr zufrieden. Wie mühelos sie Odin um den Finger gewickelt hatte... Fast schon lachhaft!
 

Nun ja, sie war Lorelei. ES sollte eigentlich nicht allzu erstaunt sein.
 

ES hatte sich lange gefragt, welchen Körper ES übernehmen sollte. Sogar dieser Heimdall schien zunächst eine verlockende Option zu sein. Aber dann hatte ES Lorelei über längere Zeit beobachtet und SEINE Entscheidung getroffen.
 

Wie friedlich der Allvater aussah, wie er so still dalag: fast so, als ob in ihm nicht ein Kampf auf Leben und Tod stattfinden würde. ES lachte in sich hinein. Bald würde es wissen, wie es dem ehemaligen König von Asgard wirklich ging.
 

Mit Entzücken stellte ES fest, dass Lorelei genauso hingerissen von Odins Anblick wirkte. Oder besser gesagt: dass die Frau genauso triumphierend wirkte.
 

Fast schade, dass ES der hübschen jungen Dame den Spass nun verderben musste.
 

Wie es wohl sein würde, eine Frau zu sein? Überhaupt einen derartigen Körper zu besitzen: mit Armen und Beinen und nur einem einzigen Kopf?
 

Nun, ES würde es bald wissen.
 

Langsam näherte ES sich der ahnungslosen Frau. Sie war wirklich schön. Es würde sicher Spass machen, mit diesem Körper herum zu spielen.
 

Ob es wohl lange dauern würde, ihn zu übernehmen? ES hoffte beinahe, dass es so wäre – wo blieb denn sonst der echte Sieg?
 

Doch ob so oder so: Bald, sehr bald, würde Lorelei aufhören zu existieren...
 

...oder weiterleben in IHM – je nachdem, wie man es betrachtete.
 


 


 

Das eiskalte Lachen, das plötzlich überall um sie herum hörbar wurde und von den Bäumen widerzuhallen schien, machte Lorelei erstmals stutzig.
 

Liess sie erstarren vor Angst.
 

Gut...
 

...das hier würde wirklich Spass machen!
 


 


 

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«Prinzessin, das hätte ich... nicht tun dürfen.» Loki löste sich langsam von der jungen Frau. Sehr langsam, als koste es ihn alle Kraft, es zu tun.
 

Runya lächelte zu ihm hoch. «Genau genommen habe ich angefangen.»
 

Erleichtert stellte er fest, dass die Angst aus ihren Augen verschwunden war. Dann riss er sich zusammen. Das hier durfte nicht sein!
 

«Prinzessin...»
 

Sie schnitt ihm das Wort ab. «Ich liebe Thor nicht und er liebt mich nicht.» Als sie seinen überraschten Gesichtsausdruck wahrnahm, lachte sie leise auf. «Du wolltest doch gerade auf ihn hinweisen, stimmts?»
 

«Runya, ich...»
 

«Endlich sagst du meinen Namen.» Sie hob die Hand und strich ihm mit den Fingern sanft über die Wange. «Darauf habe ich so lange gewartet.»
 

«Wir dürfen nicht...»
 

Wieder unterbrach sie ihn. Ein schelmisches Grübchen zeigte sich in ihren Wangen. «Aber, aber, du bist doch mein Sklave, wenn ich mich nicht irre? Da musst du doch tun was ich will...»
 

«Und was willst du?» Sein Gesicht kam dem ihren wieder ganz nahe.
 

«Das weisst du genau.»
 

Selbst wenn Loki es immer noch gewollt hätte, er konnte nicht anders: seine Lippen fanden die ihren von ganz alleine zu einem neuen, noch viel längeren Kuss.
 

Und für einen herrlich langen Moment waren sämtliche Schreckgespenster der Welt vergessen!
 


 


 


 

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Die flüchtige Enttäuschung darüber dass es so leicht gewesen war, Lorelei zu übernehmen, wich sofort einer interessanten Überraschung: die Frau eröffnete IHM ja ganz ungeahnte Möglichkeiten! Perspektiven, an die ES noch gar nicht gedacht hatten, taten sich da plötzlich auf.
 

Wie interessant.
 

Genauer gesagt: wie unglaublich erregend!
 

Aber wenn ES ehrlich sein wollte, hätte ES eigentlich mit so etwas rechnen müssen. Schliesslich war Lorelei die Königin der Verführung. Und auch wenn sie leider nicht die Macht besass, ausgerechnet den einen in ihren Bann zu ziehen, den ES beherrschen wollte, so begann doch auf einmal eine ganz neue Idee in IHM Gestalt anzunehmen.
 

ES hatte den Gedanken daran, Loki einfach töten zu müssen, wirklich sehr bedauert. Denn sein Tod, ganz egal wie langsam und qualvoll er auch sein würde, konnte ES einfach unmöglich für alles entschädigen. Aber nun öffnete sich auf einmal eine neue Tür, die weitaus mehr als nur eine schnelle Genugtuung bot.
 

Mit einem sehr zufriedenen Lächeln blickte ES auf Odin hinunter. Ja, auch der Allvater würde IHM jetzt noch weitaus bessere Dienste leisten als bislang gedacht. Und dass ES seine Pläne nur mit seiner Hilfe erreichen konnte, würde SEINE Rache sogar noch süsser gestalten... Mit SEINER Macht und der, die Lorelei IHM jetzt zusätzlich bot, war der Allvater in jeder Hinsicht nichts weiter als eine willenlose Marionette. Und das Gute daran: ES brauchte sich nicht einmal mehr dafür anzustrengen!
 

Oh ja, das hier übertraf nicht nur SEINE kühnsten Erwartungen, das gab IHM nun doch noch das, was ES sich so sehnlich erhofft - aber womit ES nicht mehr gerechnet - hatte.
 

ES würde SEINE Rache bekommen! In vollem Ausmass.
 

Ach, wenn ES auch nur im Mindesten geahnt hätte wie herrlich es war eine Frau zu sein, hätte ES schon viel früher versucht, eine zu werden.
 

Besser gesagt: Lorelei zu werden.
 

Aber Vergangenheit war Vergangenheit...
 

Was vor IHM lag war eine äusserst vielversprechende Zukunft.
 

Eine Zukunft, in der Loki dafür büssen würde, dass er es jemals gewagt hatte, sich mit IHM anzulegen. Er würde jetzt den Preis dafür bezahlen, dass ES seinetwegen so viele Jahre ohne Macht, ohne Körper und ohne Sinn dahinvegetiert hatte.
 

Doch seine Strafe würde nicht der Tod sein...
 

...sondern das Leben!



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