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Loki: the fallen Prince - der gefallene Prinz

von

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Exorzismus à la Loki

Runya tigerte nervös hin und her und versuchte, nicht die Nerven zu verlieren. Aber alles in ihr vibrierte und sie hatte keine Ahnung, wie lange sie noch durchhalten würde.
 

Sie wollte etwas tun... Irgendwas!
 

Sie musste einfach. Oder sie würde noch verrückt werden vor Anspannung, Angst und Aufregung.
 

Sie hatte gefragt, ob sie Wache schieben solle, aber Loki hatte verneint. Nun, da er wieder im Besitz seiner magischen Kräfte war, war dies unnötig. Ausserdem – so hatte er ihr versichert – befanden sie sich an einem Ort, an dem Odin sie niemals finden würde.
 

Was immer das bedeuten mochte... Denn mehr hatte Loki nicht verraten.
 

Er hatte sie gedrängt, sich etwas hinzulegen, doch Runya hatte abgewunken. Sie würde keinen Schlaf finden, soviel stand fest. Als Loki anerboten hatte, ihr mit seinen wiedererlangten Fähigkeiten beim Einschlafen behilflich zu sein, hatte sie erneut verneint.
 

Er sollte seine Magie schonen und nicht an sie verschwenden.
 

Schliesslich stand ihm ein grosser Kraftakt bevor.
 

Und nun war es soweit und Runya fühlte sich noch hilfloser. Und so hibbelig und angespannt wie kaum je zuvor in ihrem Leben.
 

Loki, der ihre Unruhe mehr als deutlich wahr nahm, war drauf und dran, sie in einen sanften – magischen – Schlummer zu versetzen. Auch gegen ihren Willen. Doch dann liess er es bleiben, weil Runya ja Recht hatte: er brauchte alle Kraft, die er besass.
 

Und das war noch nicht allzu viel, wie er wusste.
 

Er fühlte sich zwar mittlerweile rein körperlich nicht schlecht, doch was seine Fähigkeiten anbelangte, so hinkten sie noch weit hinter dem gewohnten Level zurück. Das lag, wie Loki klar war, an den Folterungen, denen er ausgesetzt gewesen war. Vor allem an der letzten durch Odin selbst. Ihn schauderte beim blossen Gedanken daran und er bemühte sich schnell wieder um Konzentration auf das aktuelle Problem.
 

Thor.
 

Den Bruder ruhig zu stellen war schon ziemlich mühsam gewesen. Mehrmals hatte Loki geglaubt, die Kontrolle über ihn zu verlieren. Jetzt, einen Tag später, hoffte er, dass er inzwischen stark genug war, um den Bann zu brechen.
 

Er warf der Prinzessin einen letzten intensiven Blick zu. «Da Sie unbedingt dabei bleiben wollen, möchte ich nur noch eines sagen: was auch immer geschieht – unterbrechen Sie mich nicht. Ganz gleich wie sehr Sie das Gefühl haben, es tun zu müssen. Und stören Sie mich auch nicht. Verhalten Sie sich absolut ruhig. Versprechen Sie mir das?»
 

Runya musterte ihn erschrocken. «Was könnte denn geschehen?»
 

«Im Idealfall gar nichts. Im schlimmsten Fall...» Loki brach ab und zuckte die Schultern. «Versprechen Sie mir, dass Sie einfach nur zuschauen werden?»
 

Sie nickte langsam. «Versprochen.»
 

«Gut.» Er lächelte ihr bekräftigend zu und neigte sich dann zu seinem Bruder hinunter.
 

Thor lag reglos da. Loki hielt ihn in einem künstlichen Koma, denn andernfalls wäre eine Heilung kaum denkbar. Ganz abgesehen davon, dass Thor längst wieder die Kontrolle über sich verloren hätte und deshalb nie im Leben stillhalten würde. Aber nur wenn sein Geist ruhiggestellt war, konnte der Donnergott das, was Loki notgedrungen tun musste, überleben, ohne dauerhaften Schaden an seiner geistigen Gesundheit zu nehmen.
 

Loki schloss die Augen und sammelte seine Kräfte. Ein Zittern befiel ihn, als er die Hände ausbreitete und sie links und rechts von Thors Schläfen positionierte.
 

Lange Zeit hatte Runya den Eindruck, dass nichts geschah. Loki bewegte sich nicht, genauso wenig wie Thor. Hätte sie es nicht besser gewusst, so hätte sie glauben können, zwei Statuen vor sich zu haben.
 

Dann, nach einer gefühlten Ewigkeit, sah sie plötzlich ein leichtes grünliches Flimmern zwischen Lokis Fingern. Sie hielt den Atem an und versuchte erneut, ihre angespannten Nerven zu beruhigen. Wieder geschah lange Zeit nichts weiter bis...
 

...Thor auf einmal heftig zu stöhnen und sich zu winden begann.
 

Lokis Hände hielten ihn fest - ohne ihn allerdings dabei zu berühren. Doch die Magie, die ihnen entströmte, liess dem Blonden keinen Spielraum. Allerdings gewann Runya den sicheren Eindruck, dass zwischen den beiden Männern gerade eine Art Kampf ablief: Thor wand sich heftig und Lokis Hände begannen immer mehr zu zittern. Sie sah dass er noch blasser war als sonst.
 

Und dann, auf einmal, wurde aus der Blässe etwas anderes...
 

Runya schnappte nach Luft. Träumte sie, narrten sie ihre Sinne oder lief Loki tatsächlich auf einmal blau an? Im wortwörtlichen Sinne?
 

Sie träumte nicht.
 

Der Magier veränderte sich vor ihren Augen. Seine Haut nahm einen tiefblauen Schimmer an und auf seiner Stirn und seinen Wangen zeichneten sich plötzlich feine, runenartige Linien ab.
 

Und dann stockte der Prinzessin gleich nochmal der Atem, denn auch Lokis Augen hatten sich komplett gewandelt. Das Weisse darin war einem leuchtenden Rot-Orange gewichen und seine Iris und Pupillen verschmolzen ineinander in einem tiefen Schwarz.
 

Runya zuckte zusammen, atmete tief durch und tat dann ganz leise und vorsichtig einen Schritt nach vorne, um Loki genauer anschauen zu können. Sie hoffte, dass sie ihn dadurch nicht stören würde, doch sie konnte einfach nicht anders... Was sie sah, hatte sie eine Sekunde lang verschreckt. Denn natürlich wusste sie sofort, was das bedeutete.
 

Aber wie konnte das sein? Wie konnte der jüngere Prinz Asgards ein Frostriese sein?
 

Loki reagierte nicht auf ihr Näherkommen was sie als Zeichen nahm, dass sie ihn nicht von seinem Tun ablenkte. So konnte sie ihn weiter betrachten – und feststellen, dass ihr erstes, flüchtiges Entsetzen einer wachsenden Faszination wich.
 

Sie hatte Loki von Anfang an attraktiv gefunden. Und daran hatte sich, wie Runya nicht ohne leise Verwunderung feststellte, auch jetzt nicht das Geringste geändert.
 

Ganz abgesehen davon dass es ihn noch faszinierender machte. Und noch geheimnisvoller.
 

Allerdings wusste sie nicht, ob sie je den Mut haben würde, ihn zu fragen, wie es dazu kam, dass ein Frostriese als Sohn Odins aufgewachsen war.
 

Runya war derart vertieft in ihre Gedanken dass sie gar nicht bemerkte, wie Thor auf einmal wieder ruhiger zu werden schien. Erst als Lokis Hände noch mehr zu zittern begannen, wachte sie aus ihrer Versunkenheit auf.
 

Im nächsten Augenblick durchbrach ein schriller Schrei die Stille.
 

Thor – eben noch beinahe entspannt – bäumte sich erneut auf. Sein ganzer Körper zuckte, Schweiss tropfte ihm von der Stirn und er keuchte und schrie als ob er gefoltert würde. Seine Adern begannen weit hervorzutreten und Runya fürchtete schon, sie würden platzen.
 

Erschrocken hielt sie die Hand vor den Mund um sich an irgendwelchen Lautäusserungen zu hindern. Sie hatte Loki versprochen, ruhig zu bleiben, egal was geschah.
 

Nun begann sie zu ahnen wie wichtig die Ermahnung gewesen war!
 

Aber nicht nur Thor kämpfte, sondern auch Loki, wie die junge Frau unschwer erkennen konnte. Es war fast, als würde er von einer unsichtbaren Macht zurückgedrängt, als müsse er sich gegen einen übermächtigen Feind stemmen. Sein linker Fuss ging einen Schritt zurück um den Halt zu verstärken und seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.
 

Das Grün seiner Magie wandelte sich erst zu einem tiefen Blau und dann zu einem leuchtenden Weiss.
 

Einem eisig schimmernden Weiss.
 

Runya biss sich in die Hand um keinen Laut von sich zu geben als sie sah, dass sich an Lokis Fingern Eis zu bilden begann. Im nächsten Moment schoss etwas aus Thor heraus, das wie ein schwarzer Nebel aussah und wild um sich zu zucken begann.
 

Und auf einmal war der ganze Raum erfüllt von einem schaurigen, unglaublich hohen Kreischen, das der jungen Prinzessin durch Mark und Bein fuhr. Sie stolperte unwillkürlich zurück.
 

Thor bäumte sich ein letztes Mal auf und schrie...
 

...dann fiel er reglos zurück.
 

Im selben Moment schoss ein eisiger Strahl aus Lokis Händen und fror den dunklen, schwarz flimmernden Nebel, der Thor verlassen hatte, ein. Das Eis traf jeden Partikel und liess sie alle als kleine frostige Kristalle zu Boden fallen, wo sie in tausend kleine Stücke zerbarsten.
 

Runya atmete auf. Das war es wohl gewesen... Loki hatte es geschafft!
 

Eine Sekunde später fiel der Magier mit einem lauten Stöhnen in sich zusammen.
 

Gleichzeitig schlug Thor die Augen auf und sagte lallend: «Wo... bin... ich?»



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