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Loki: the fallen Prince - der gefallene Prinz

von

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Angst um Loki

Zwei Dinge fielen Runya sofort auf. Das erste: Thor sah schrecklich aus! Das zweite: er wirkte völlig anders.
 

Sie hatte den Schock ihres Lebens, als er anstelle von Frigga die Tür öffnete. Die Worte, die bereits hatten aus ihr heraussprudeln wollen, blieben ihr im Halse stecken. Bis sie in Thors Gesicht sah und erkannte, dass etwas nicht stimmte.
 

Ihr fassungsloser Blick sagte alles. Doch der Donnergott war zu erschöpft und zu ausgelaugt, um deswegen auch nur eine einzige Bemerkung zu verlieren. Sollte die Prinzessin von ihm denken was sie wollte. Er hatte jetzt wirklich andere Sorgen!
 

Beinahe mechanisch öffnete er die Tür ganz und liess Runya eintreten - ohne sie dann weiter zu beachten. In seinem Inneren tobte ein einziges Chaos. Er kam sich vor, als würden gewaltige Kräfte aus zwei verschiedenen Richtungen an ihm zerren und reissen. Solange, bis er auseinander brach.
 

Ohne ein Wort stolperte er in Friggas grosszügig ausgestattetes Bad. Sein Gesicht! Er musste dringend sein Gesicht wieder vor sich sehen, sonst würde ihn die Dunkelheit erneut übermannen! Zum Glück war Friggas Spiegel derart gross, dass er die ganze Breite der rechten Wand einnahm. Thor stützte sich schwer ab und starrte sein bleiches Spiegelbild an. ‘Du bist Thor.’ sagte er sich vor, als spulte er ein Mantra ab. ‘Thor, Sohn von Odin. Thor.’
 

«Thor?» Runyas leise, fragende Stimme riss ihn aus seiner Versunkenheit. Er ruckte herum. «Was... ist los mit dir?» Sie wagte kaum zu sprechen.
 

Wie zerbrechlich sie aussah! Und wie verängstigt. Seinetwegen? Oder gab es noch andere Gründe dafür?
 

Es gab, wie er gleich erfahren sollte.
 

Runya holte tief Luft und musste sichtlich ihren ganzen Mut zusammen nehmen. «Weisst du, wo deine Mutter ist?» fragte sie zunächst, ohne eine Antwort abzuwarten.
 

Thor schüttelte den Kopf. «Nein, ich habe keine Ahnung.» Seine heisere, erschütterte Stimme verblüffte ihn selbst. Er hatte kaum die Kraft zum Sprechen gefunden. War er vorhin im Gang wieder einigermassen stärker geworden, kroch nun die Schwäche erneut durch all seine Glieder.
 

Warum war er überhaupt hierher gekommen? Er war ein Dummkopf gewesen. Seine Mutter konnte ihm nicht helfen, das ahnte er doch. Wusste er – tief in sich drin. Gestern hatte er es sogar ganz genau gewusst. Er hatte diesbezüglich etwas zu Loki gesagt. Was war es nur gleich nochmal gewesen..? Er konnte sich nicht erinnern. Aber der Gedanke an Loki flösste ihm Panik und Hoffnung zugleich ein.
 

Panik weil er sich davor fürchtete, ihm in die Augen zu schauen.
 

Und Hoffnung, weil Loki...
 

...ihm helfen konnte! Ja, jetzt fiel es ihm wieder ein. Das war es gewesen, der flüchtige Moment der Erkenntnis gestern. Er hatte Loki um Hilfe gebeten. Ihn angefleht, um genauer zu sein. Und er hatte gewusst, was dazu nötig war, um den Bruder auch in die Lage zu versetzen, ihm beistehen zu können.
 

«Thor..?» Runya war ganz nahe an ihn heran getreten und betrachtete ihn mit einem sehr sonderbaren Ausdruck. Wieder schien sie mit sich zu ringen und ihren Mut zusammen nehmen zu müssen. Doch dann fragte sie unvermittelt: «Könntest du bitte Loki helfen?»
 


 


 


 


 

Was tat sie da? Die Worte rutschen ihr raus, ehe sie es verhindern konnte. Aber Thor war so... anders. Sie kannte ihn nur als arrogant, überheblich, grob, laut und selbstgefällig. Doch der Mann, der jetzt da vor ihr stand war ein ganz anderer. Er wirkte fast gebrochen.
 

Und dann seine Stimme! Leise, krächzend und zutiefst unsicher.
 

Runya hatte nie geglaubt, dass sie so etwas wie Instinkt oder gar übersinnliche Wahrnehmungen besass. Doch nun war sie genau dem gefolgt, von dem sie dachte, dass es ihr nicht zu eigen war. Sie hatte der inneren Stimme vertraut, dem Gefühl, das ihr gesagt hatte, dass Thor vielleicht die verzweifelt gesuchte Hilfe sein könnte.
 

Sie musste verrückt sein!
 

Erst recht, weil sie nun weiter sprach. Thor davon erzählte, dass Odin sie und Loki in einer Bibliothek überrascht und den Mann mit seinem Speer attackiert hatte. In welcher Bibliothek, das erwähnte sie nicht.
 

Genauso wenig wie den Grund, weshalb sie dort gewesen waren.
 

Sie duckte sich und machte sich auf einen gewaltigen Zornausbruch des blonden Hünen gefasst. Doch nichts dergleichen geschah. Thor wurde lediglich noch eine Spur blasser und fragte geschockt: «Was ist mit Loki? Ist er..?» Er brach ab, doch das Wort, das er nicht hatte aussprechen können, lag bleischwer im Raum.
 

Da begriff Runya instinktiv, dass sie ihn einweihen konnte. Einweihen musste. Auch wenn sich ihr ganzer Verstand dagegen sträubte und sie dagegen kämpfte... Die nächsten Worte purzelten nur so aus ihr heraus.
 

«Wir müssen uns beeilen. Ich fürchte, wir könnten sonst zu spät kommen. Ich führe dich hin.» Innerlich betete sie, dass sie den Weg wiederfinden würde.
 

Thor schien verwirrt. «Hinführen? Ich weiss, wo die Bibliothek liegt.»
 

«Nicht DIESE Bibliothek.» Runyas Blick war intensiv. Flehend.
 

Thor begriff, ohne wirklich zu begreifen. Er wusste nur, dass er der Frau folgen musste, wenn er Loki lebend wiedersehen wollte. Und dass jetzt nicht der richtige Moment für Fragen war.
 

Doch da gab es noch ein Problem.
 

«Der Spiegel...» keuchte er. «Ich habe Angst, dass ich ohne den Spiegel wieder durchdrehe. Wenn ich... mein Gesicht nicht mehr anschauen kann, meine ich.» Es klang so blöd, wie es sich anhörte, das war Thor klar.
 

Leider war es auch die schlimme Wahrheit.
 

Diesmal war Runya diejenige, die nicht ganz verstand. Doch auch sie begriff instinktiv, dass der Zeitpunkt zum Sich-Wundern falsch war. Also tat sie das Naheliegendste. Sie griff in ihre Tasche und zückte ein kleines, rundes Spiegelchen hervor. Zum Glück war sie nicht ohne Eitelkeit!
 

«Ich habe einen Taschenspiegel.» hauchte sie tonlos. «Meinst du, damit wird es gehen?»
 


 


 


 


 


 

Sie kamen nur langsam vorwärts, einerseits, weil Thor alle paar Schritte in den Spiegel schauen musste und andererseits, weil er so schwach war, dass er sich kaum auf den Beinen halten konnte. Doch Runya stützte ihn so gut es ging und zog ihn mit sich.
 

Sie wunderte sich über sich selbst. Darüber, dass sie den Weg noch wusste. Und darüber, dass sie dem Riesen an ihrer Seite überhaupt eine Stütze sein konnte. Es musste wohl stimmen, dass Verzweiflung enorme zusätzliche Kräfte verlieh!
 

Auch Thor wunderte sich über Runya. Zum ersten Mal begann er, sie mit anderen Augen zu sehen. Die schwache kleine Prinzessin kam ihm auf einmal sehr stark vor. Vielleicht hatte er einen Fehler begangen, sie innerlich derart schnell abzuschreiben.
 

Er hatte keine Ahnung, wo sie ihn hinführte. In diesem Flügel des Palastes war er noch nie gewesen. Doch auf seine schwache Frage, ob Runya sicher sei, dass die Richtung stimmte, nickte sie nur wild entschlossen. «Ja, ich kenne den Weg.»
 

Das stimmte tatsächlich. Mit jedem Schritt wurde sie sicherer. Ihre Orientierungslosigkeit schien auf einmal wie weg geblasen. Vermutlich war es die schiere Angst um Loki, die sie beflügelte.
 

Als sie schliesslich die Bibliothek erreichten, keuchte Thor überrascht auf. «Was ist das hier?» fragte er fassungslos. Warum wusste er nichts von diesen Hallen?
 

Runyas Hauptsorge galt der Tür. Wenn Odin diese wieder hinter ihr abgeschlossen hatte, gab es keine Chance, hinein zu kommen. Doch zu ihrer grossen Überraschung stand das schwere Tor zu den geheimen Räumlichkeiten weit offen.
 

Die Prinzessin verschwendete keine Zeit, sich allzu lange darüber zu wundern. «Wir sind da.» raunte sie Thor zu in der Hoffnung, dass dieser ab jetzt übernehmen würde.
 

Er tat es. Doch es brachte nichts.
 

Denn sein Rufen nach seinem Vater verhallte ungehört.
 

Die Bibliothek lag leer und verlassen vor ihnen.



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