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Zeit zu sterben, Zeit zu leben

Zwei Hundebrüder, ein Vater und eine Reise
von

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Toutousai


 

N

ach mehr als drei Tagen und Nächten in mehr oder weniger Schweigen erreichte die Reisegruppe den langgestreckten Fuß eines Vulkans. Die Bäume hier wuchsen deutlich spärlicher, manch einer war von den Hitzeschwaden, die hier immer wieder aus der Erde drangen, schwarz versengt worden. Der Hundefürst sprang jedoch unbeirrt voran, zum einen nach den letzten Tagen sicher, welches Tempo auch sein Jüngster mithielt, als auch einem vertrauten Pfad aus seiner Erinnerung folgend.

 

Besagter Hanyou war etwas genervt. Kaum, dass er zum Reden gekommen wäre, oder auch nur zum Fragen. Sie waren permanent gelaufen. Mit Sesshoumaru zu sprechen war absolut sinnlos, und, wenn er das so richtig einschätzte, mit seinem Vater auch. Ungefragt was von sich zu geben war ja anscheinend verboten. Mit Onkelchen zu reden und sich ein paar Informationen zu holen, war nutzlos. Der hockte auf seiner Schulter und starrte den Rücken des Taishou seit Tagen an wie Jaken Sesshoumaru. Widerlich, geradezu. Als ob diese kleinen Geister dermaßen beglückt davon wären, von so jemandem auch nur in der Nähe geduldet zu werden. Sollte er denn etwa auch dafür dankbar sein, dass die hohen Herren einem Hanyou erlaubten mit zu wandern? Keh! Wer war er denn! Sein Blut war doch wirklich nicht schlechter als das ihre – was natürlich auch an dem Kerl lag, dessen Rücken er langsam auswendig konnte. Und, zugegeben, der trug zwei so Schwänze wie sein lieber Halbbruder ja nur einen. War das ein Statusabzeichen? Und wieso hatte er selber dann keine Boa? Weil er eben doch nur was Halbes war? Hatte er deswegen das nie verliehen bekommen? Oder weil Vater schon tot gewesen war? Oder war das gar angewachsen? Von Geburt an? Er musste seinen Impuls unterdrücken an den zwei Boas vor ihm oder auch nur an der Sesshoumarus zu zupfen.

Ja, hier ging es jetzt hoch zu Toutousai. Hier hatte er immer die Menschen zurückgelassen. Nur, warum blieb jetzt hier auch Vater stehen und drehte sich um?

 

„Ich gehe allein weiter,“ sagte der Taishou. „Myouga, du folgst mir in einer halben Stunde. Ihr Zwei könnt euch erholen – und folgt in drei Stunden. Bis dahin, oder ich früher zurück bin,“ fuhr er etwas nachdrücklicher fort: „Kein Streit, keine Waffen, außer ihr werdet von irgendjemand anders angegriffen. Verstanden?“ Er sah sich gezwungen das höfliche Kopfsenken aller beider abzuwarten. Bei den wenigen Pausen hatte er durchaus die ab und an ausgetauschten Blicke bemerkt. Sie warteten auf etwas. Und er konnte sich nur ausmalen, auf seine Abwesenheit, um das von ihm unterbrochene Duell fortzusetzen. Nichts, was er brauchte – zumal bei dem Auftrag, der von ihnen Dreien lag. Zunächst jedoch musste er wissen, was es alles mit seinem neuen Schwert Tsurugi-hime auf sich hatte. Toutousai war nicht nur ein Meisterschmied, sondern er konnte auch in anderen Klingen lesen.

So eilte er mit weiten Sätzen den Berg hinauf. Bald schon hörte er das gleichmäßige Schlagen eines Hammers. Ah, darum war er noch nicht bemerkt worden. Solange Toutousai schmiedete, konzentrierte er sich ausschließlich auf sein Werkstück. Wer den wohl dazu gebracht hatte für ihn etwas herzustellen? Sein alter Freund war ein wunderlicher Kauz, der nur für jemanden seine exzellenten Werkstücke herstellte, den er mochte.

Und ja, da saß er, noch immer vor der knöchernen Hülle des längst verstorbenen Wals. Feuer, angeheizt aus dem eigenen Mund, zeigte nur zu deutlich, dass auch Toutousai ein Youkai war. Der blickte nicht auf und so machte er den letzten Sprung.

 

Jetzt erst entdeckte der alte Schmied vor sich schwarze Schuhe, weiße Beinkleider. Ohne weiter aufzublicken: „Hast du schon wieder dein Schwert ruiniert, Hundebengel?“ Allerdings nahm er den Hammer vorsorglich beiseite. Sesshoumaru neigte zu nichts anderem als gewalttätigem Handeln, wenn man ihm widersprach. In der nächsten Sekunde hätte er sein Werkzeug allerdings fast fallen gelassen, denn sein Blick glitt höher, deutlich rascher, als er zwei Boas erkannte. „Oyakata-sama!“ Das war zwischen Ungläubigkeit und Freude.

Der Taishou ließ sich ungezwungen nieder. „Kümmere dich um das Schwert. Es wäre schade eine solche Klinge wegen mir zu missachten.“

„Natürlich. - Ich ….Ihr seht sehr gut aus.“

„Ich sehe lebendig aus, Toutousai. Und das bin ich. Während du schmiedest, erzähle ich dir.“

„Danke, oyakata-sama.“ Ha, er würde ohne weitere Nachfrage seine Neugier gestillt bekommen! Sekunde. Dann wollte doch dieser alte, raffinierte, Hund etwas von ihm?

 

Nachdem der Schmied sorgfältig das noch glühende Metall in seinen Umschlag aus Lehm und Stroh gepackt hatte, sah er auf. „Unglaublich, aber wahr. Nun gut. Was willst du jetzt von mir? Und erzähle mir nicht, du hast, nur um mich wieder zu sehen, den Weg auf dich genommen.“

Der Taishou blieb gelassen. „Zwei Punkte, Toutousai. Erstens, wenn meine Söhne dabei sind, sprichst du mich an, wie es sich gehört. Zweitens ...“ Er griff über seine Schulter. „Das hier ist Tsurugi-hime. Diese Klinge wurde im Jenseits für mich und diesen Auftrag geschmiedet. Was kannst du mir über sie sagen?“

„Eine tsurugi, oder wie manche sagen, ken-Klinge.“ Der dämonische Schmied nahm das Schwert. „Natürlich. Mit so etwas Neumodischem wie einem katana gibst du dich nicht ab. - Hm. Zweiseitige Schärfe, die Spitze abgesetzt, sehr gute Arbeit. Wirklich. Keine Blase, kein Aufwurf. Guter Schmied. Nicht einmal eine Ziselierung um den eigenen Fehler zu vertuschen. Das da drin allerdings – hu. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass das die Klinge eines liederlichen Schülers von mir ist ….mein talentiertester Schüler, aber auch mein größtes Versagen. Er schmiedete für deinen älteren Bengel ...“ Er ignorierte das Zusammenziehen der Augen seines Gegenübers besser. „Ein Schwert namens Tokejin. Allerdings schaffte er es, dass ihn diese Klinge übernahm. Ein schlechter Schmied, der sich von seiner eigenen Klinge übernehmen lässt. Nun gut. Inu Yasha ging dazwischen. Tokejin versuchte ihn zu übernehmen, aber dann tauchte Sesshoumaru auf, der sich als der Auftraggeber entpuppte. Wirklich, Taishou, ich warnte ihn, dass ihn das Schwert auch übernehmen würde, aber er fragte nur zurück für was ich ihn eigentlich halte – und er nahm es und verdrängte den bösen, rachsüchtigen, Geist darin. Nun, nichts, was ich gut fand. Rachsucht und Zorn zu verdrängen gelingt meist nur mit eben dem.“

„Tokejin zerbrach. Und es ist mit darin.“ Toutousai hatte wahrlich nichts verlernt. Nur, warum sollte Sesshoumaru zornig oder rachsüchtig gewesen sein? „Was noch?“

„Schwer zu sagen. Natürlich liegt immer noch Zorn darin, das wird nie verschwinden. Aber du hattest schon recht. Es ist noch etwas anderes dabei. Etwas, was ich aber kaum sagen kann. Es wurde im Jenseits geschmiedet. Aber Tenseiga ist es nicht, nein. So´unga – den Göttern sei dank – auch nicht. Jedenfalls wird diese Klinge dein Youki bündeln, übertragen. Und, ich denke, die Wenigsten wollen sich dir damit gegenüberstellen. - Oh, Myouga.“ Denn der Flohgeist kam, getreu seiner Anweisung, und landete neben seinem Herrn.

„Euer neues Schwert, oyakata-sama.“ stellte er fest. Das er natürlich bereits tagelang in der Scheide gesehen hatte. Aber so – eine magische Klinge. Ohne Zweifel. So fuhr er nur etwas spöttisch fort: „Kannst du ihm was dazu sagen, Toutousai?“

„Ich war dabei, du Floh,“ gab der Schmied keinen Deut sachlicher zurück. „Diese andere Art von Magie, oyakata-sama – sie soll etwas bewirken, mächtig, aber ich sehe nicht was. Es muss eben etwas aus dem Jenseits sein. Und, selbst wenn ich Tenseiga schmieden konnte, das ist doch recht … naja, hochgestochen.“ Der alte Youkai kratzte sich auf dem Kopf. „Aber ja, ich denke, es passt. Schwerterprinzessin. Warum auch immer das eine weibliche Klinge sein soll. Die Meisten haben doch männliche, oder, nennen wir es, ihren Zweck bezeichnende Namen.“

„Nun, es fiel mir ein.“ Der Taishou nahm sein Schwert und schob es in die Scheide. „Ich denke jedoch, ihr zwei solltet mir ein bisschen etwas mehr über meine Söhne erzählen – vor allem über Inu Yasha. Ja, das mit der Jagd nach dem Juwel der vier Seelen habe ich gehört – aber wieso kamen die Zwei auf den närrischen Einfall sich um Tessaiga zu prügeln? Noch dazu im Jenseits und zu allem Überfluss in meinem Körper? Hatte ich euch nicht den Auftrag gegeben, Tessaiga zu versiegeln und war nicht Hosenki euer Ansprechpartner?“

Die beiden alten Dämonen tauschten einen Blick, ehe Myouga hastig sagte: „Ja, genau, oyakata-sama. Während ich mit Saya So´unga in den endlosen Brunnen stürzte, ging Toutousai zu Hosenki, natürlich, nachdem er Tenseiga an Bokuseno gegeben hatte.“

„Bokuseno.“ Der Hundefürst hatte für einen Moment tatsächlich das Bild des alten Baumgeist vor sich, der an einem Ast das Schwert des Lebens trug und nicht so sicher war wie Sesshoumaru darauf reagieren würde. „Was lief also schief?“

„Nun ja,“ seufzte der Flohgeist, der erkannte, dass sich der Feigling von Toutousai aus der Sache heraushalten wollte. „Sesshoumaru war nicht … nun ja, er war nicht begeistert von einem Schwert, das nicht töten konnte.“

„Das war der Plan,“ erklärte der Taishou mit einem Blick auf den Schmied.

Der seufzte nur, fast ebenso tief wie der Flohgeist.

Schön, dachte der Herr der Hunde. Hier gab es wohl kaum einfach so Antwort. Ohne weiteres Wort ließ er sein Youki ansteigen.

 

Mehr als unglücklich spürten es die Beiden. Die Temperatur schien deutlich abzukühlen, während sich um sie ein Knistern ausbreitete, das nicht von dem mittlerweile klein gewordenen Schmiedefeuer kam. Und beide spürten, wie ihre sowieso schon schütteren Haare begannen sich unter der Energie zu krümmen.

„Ja, schon gut, oyakata-sama,“ beteuerte Myouga. „Ich bewachte also Euer Grab hier im Diesseits, wie es Euer Befehl gewesen war, und besuchte auch immer wieder Izayoi-sama mit ihrem Kind. Nach ihrem Tod natürlich nur noch Inu Yasha-sama, was sich als relativ schwer herausstellte, denn der Kleine war dauernd quer durch Japan unterwegs. Als ich wieder bei Euch, also, bei Eurem Grab, war, kam Sesshoumaru vorbei und, da er mit sich selbst sprach, erkannte ich, dass er nach Tessaiga suchte. So wollte ich Inu Yasha informieren, aber der hatte von diesem Schwert keine Ahnung oder es war ihm egal.“

Myouga war folglich überfordert gewesen. Der Blick des Taishou glitt zu Toutousai.

So meinte der eilig: „Nach Eurem Tod … Ich ging zu Hosenki und der gab mir die schwarze Perle. Es dauert eine Weile, bis wir Tessaiga darin versiegelt hatten, aber dann wollte ich zu Izayoi-sama gehen. Da war sie allerdings schon tot. Und dann den Jungen zu finden, ohne dessen Wissen das zu versiegeln ...Naja.“

„Sie haben ihn tatsächlich nach dem Tod der Mutter sofort in die Wildnis geschickt.“ Der Herr der Hunde war betroffen. Das erklärte die gewisse Aggression des Jungen ihm gegenüber mehr als nur schlichter Machtwille.

„Sie haben ihn nicht eigenhändig umbringen wollen,“ erklärte Myouga. „Ihr wisst ja, dass so etwas verboten ist.“

Wenn er gewusst hätte, was er mit seinem Tod auslöste … „Weiter, Toutousai. Ihr habt Tessaiga in Inu Yashas Auge versiegelt. Sesshoumaru suchte es.“

„Äh, genau weiß ich nicht, was dann passierte,“ beteuerte der Schmied hastig.

Der Flohgeist erkannte, dass er schon wieder fällig war. „Also, nach dem, was mir Inu Yasha erzählte, kam Sesshoumaru bei ihm vorbei und wollte Tessaiga.“ Hm, besser nicht erwähnen, dass dieser angeblich Izayoi aus der Unterwelt geholt hatte um ihren Sohn zu erpressen. „Äh, ja. Da das Inu Yasha nicht wusste, holte Sesshoumaru mit Magie die Perle aus dessen Auge und verschwand dann in dem Portal. Inu Yasha sprang hinterher, samt Kagome.“

Kagome? Der Taishou horchte auf. Das war doch diese menschliche Priesterin? Sie musste seinen Jüngsten wirklich lieben, um blindlings mit dem in die Unterwelt zu springen.

„Äh, ja,“ fuhr Myouga fort, sich einen Schweißtropfen von der Stirn wischend. Wie erklärte man einem Vater so etwas? „Sesshoumaru konnte Tessaiga aufgrund des Bannkreises nicht berühren. Dann, äh, kämpften sie.“

„Moment. Sesshoumaru und Inu Yasha kämpften – ohne Waffen?“ Das erklärte seinen Zustand nicht.

„Zunächst, aber dann, Inu Yasha war wohl am Verlieren, gelang es Kagome Tessaiga zu ziehen und Inu Yasha zu geben. Sesshoumaru verwandelte sich daraufhin in seine wahre Gestalt. Es … es war wohl recht schwierig, aber letztendlich gelang es Inu Yasha seinem Halbbruder den linken Vorderlauf abzuschlagen.“

Beider Vater nahm das zur Kenntnis. „Er hat wieder beide Arme.“ Youki- Heilungen waren wirklich etwas Bewundernswertes.

„Äh, ja, das dauerte nur ein bisschen. Aber sie gelangten alle wieder heil zurück in diese Welt. Und etwas später, das war schon auf der Jagd nach Naraku, trafen sie sich erneut bei Eurem Körper.“

„Sie kämpften?“

„Nicht gegeneinander, also, nicht so richtig, da kam Naraku ja auch vorbei ...“

„Schön. Und jetzt eine Antwort, Toutousai. Wie oft kämpften sie gegeneinander?“

Der Schmied kratzt sich erneut am Schädel. „Im Jenseits zwei Mal, ja. Und hier ...also, tödlich gemeint ….ach du je. Schwer zu sagen. Die letzte Zeit aber nur mehr ...nun ja. „

Ein Knurren des Herrn der Hunde und ein erneutes Knistern ließ die beiden alten Freunde dann allerdings eine Kurzfassung abgeben. Immerhin, erkannte der Taishou, deckte sich das im Großen und Ganzen mit dem, was die Menschen ihm erzählt hatten. Und, da gab es wohl einiges zu bereinigen. Arme Welpen.

 

Inu Yasha setzte sich an einen Baum, nachdem er Tessaiga abgezogen hatte. Drei Stunden Pause, ja? Klang schon mal gut. Die letzten Tage war er kaum zum Schlafen gekommen. Er registrierte einen Blick seines Halbbruders. „Ja, ich werde schlafen. Irgendwie habe ich nämlich das Gefühl, wenn es so richtig losgeht sollte ich fit sein Aber jeder, wie er es mag, hm?“

Der Kerl verließ sich darauf, dass er ihn nicht schlagen würde! Aber, nun ja, wenn Vater zurückkehrte und sie bei einem Kampf ertappte … So entschloss sich der große Bruder zu „ignorieren“. Sollte der Hanyou doch schlafen, wenn dieser es bei seiner schwachen Konstitution benötigte. Er selbst würde stehen bleiben und höchstens ein wenig meditieren um sich zu sammeln und kampffähig zu werden. Schließlich wollte er sich nicht unter den Augen seines verehrten Vaters blamieren.

 

Myouga wandte nervös den Kopf und wollte bereits auf die Schulter seines Herrn springen, als der Taishou sagte: „Nun, sie sind pünktlich.“ Und fügsam, aber das musste er nicht aussprechen. Immerhin schienen beide trotz allem, was in den vergangenen Jahrhunderten geschehen war, ihm einen gewissen Gehorsam – Sesshoumaru – entgegen zu bringen, oder ihn zumindest kennenlernen wollen, Inu Yasha. Und da gab es wohl noch einiges, ehe sie wirklich gemeinsam, als Einheit, in einen Kampf gegen einen derartigen Gegner ziehen konnte. Wenn sich diese unselige Seele von Onigumo mit einem Daiyoukai verschmolzen hatten und, wer wusste was, noch angestellt hatte, war das sicher kein einfacher Gegner, für keinen von ihnen. Zu zweit oder dritt würde es sicher gehen. Hm. Es bot sich an, Toutousai zu benutzen. „Wenn die Jungen hier sind, richte ihre Schwerter auf besten Kampfmodus. Und gib mir Tsuruki-hime wieder.“ Als das Schwert in der Scheide ruhte – und er hätte schwören mögen, dass es entspannt und zufrieden war, wandte er den Kopf, wo sein Nachwuchs nebeneinander den Berg heraufkam, eine Sache, die dem Älteren missfiel, aber gegen die er nichts unternommen hatte. „Gut,“ sagte beider Vater daher nur. „Toutousai wird eure Schwerter bearbeiten. Und nein, ich denke nicht, dass sie es nicht nötig haben!“ setzte er etwas nachdrücklicher hinzu. Zum Einen war das seine Überzeugung, zum Zweiten – man hinterfragte den Befehl eines Fürsten nicht einmal in Gedanken. Beide waren bereits dabei gewesen ihn anzustarren.

So neigte Sesshoumaru etwas den Kopf, ehe er Bakusaiga zog und sich niederließ.

Der alte Youkaischmied nahm die Klinge behutsam, sicher, dass ihn nur die Gegenwart des Taishou davon abhielt soeben filetiert zu werden. „Gutes Material, guter Stahl. Wird ein wenig brauchen, da es offenbar noch nie gefegt wurde. Aber danach hast du eine wirklich tödliche Klinge.“ Er blies sein Feuer wieder an.

 

Der Herr der Hunde erhob sich, sicher, dass sein Ältester sein Schwert nie aus den Augen lassen würde. „Inu Yasha.“ Er ging.

Der Hanyou folgte ein wenig überrascht, aber gehorsam. Hatte Kagome etwa recht und auch sein Vater wollte ihn kennen lernen? Er sollte ihm wirklich eine Chance geben, da hatte sie wohl recht. Wie weit wollte der allerdings noch laufen? Oh, natürlich, bis Sesshoumaru nichts mehr hören konnte, zumal mit dem Feuer und dem Hammer. Da der Taishou stehen blieb und sich umwandte tat er es auch, steckte aber in irgendeiner Mischung aus Nervosität und Aggression die Hände in die Ärmel – nur, um sie wieder herauszuziehen, als er die ein wenig hochgezogen Brauen des Hundefürsten bemerkte. Sollte er sich jetzt hier immer aufführen, als wäre er bei Hofe? Zugegeben, in Anwesenheit eines Fürsten war man immer bei Hofe, ja, flüsterte ihm eine Stimme aus der Vergangenheit zu. Aber er würde ganz sicher nicht zu Boden fallen und den küssen. So richtete er sich nur etwas auf.

Ahja. Das konnte schwieriger als erwartet werden. „Willst du mich etwas fragen, Inu Yasha?“ Das war doch wohl eine neutrale Frage.

Ja, vieles. Aber, wo jetzt damit anfangen? „Äh, wieso ...ich meine, Mutter sagte mir, Ihr wärt rechtzeitig gekommen, um uns zu beschützen, aber ….ich meine, Ihr wusstet doch, dass Geburtstag ist!“

„Ich kam rechtzeitig um euch zu beschützen. Nicht rechtzeitig, um die Verletzungen zu überleben, die mir Ryuukossusei geschlagen hatte.“ Das klang ruhig. Anscheinend hatte der Junge immer nur von Izayoi und Myouga Bruchstücke erzählt bekommen – und sich den Rest zusammengereimt. Das wäre natürlich auch ein Grund für dessen Ärger.

„Ja, äh, vermutlich ist das schon wieder unhöflich ….“ Aber Inu Yasha fand Mut in der bisherigen Ruhe seines Vaters. „Ich meine, ich habe den Kerl zerlegt! Und Ihr …. Ihr hattet doch So´unga.“

Oh, das war allerdings eine berechtigte Frage. „Du hattest Tessaiga. Ich kämpfte gegen ihn, wie es sich gehörte, da er kein Schwert tragen konnte – Hund gegen Drache, rohe Kraft gegen rohe Kraft.“

„Er war stärker?“

Der Taishou stellte fest, dass ihm die Ungläubigkeit dieser Frage doch schmeichelte. „Nein. Aber diese Schuppen bildeten ein wirkliches Problem.“

„Ja, ich weiß,“ murmelte Inu Yasha. Aber er hatte doch gar nicht anders gekonnt als sich diesem Drachen mit dem Schwert zu stellen. „Auch gegen Menomaru oder dessen Vater habt Ihr So´unga nicht eingesetzt.“

„Nein, auch wieder einen Bannkreis. Aber, woher weißt du das?“

„Ich habe Menomaru umgelegt, als der seinen Vater übernommen hatte. Ich meine, wieso muss ich hinter Euch aufräumen und nicht Sesshoumaru?“ Der Hanyou bemerkte, dass ihn sein Vater anstarrte. Das war wohl schon wieder zu viel gewesen? Immerhin war noch kein Youkiausbruch oder sonst was gekommen.

Au weia, dachte der Taishou. Es gab nur wenige Gegner, die er nicht umgebracht hatte, sondern versiegelt. Und ausgerechnet auf diese Zwei war der Kleine gestoßen, ja, hatte sie besiegt? Nun, abgesehen von der nicht unbedingt positiven Kindheit machte das auch keinen guten Eindruck von einem Fürsten, wenn dessen halbwüchsiger Sohn sich darum kümmern musste. Und das auch noch erfolgreich tat. „Ich bin dir natürlich keine Rechenschaft schuldig, Inu Yasha. Aber zunächst einmal: Ryuukossusei und Menomaru zu besiegen – dazu gehört schon was.“

Das klang schon mal gut und für einen Moment atmete der Halbdämon auf.

Da fuhr der Taishou fort: „Zumal als Hanyou.“

Inu Yasha erstarrte und fixierte sein Gegenüber. Sollte er oder er nicht?

Dem Hundefürsten wurde klar, dass das ein Tritt ein riesiges Fettnäpfchen gewesen war. Und, dass nur doch irgendwie erlernte Reflexe den halben Jungen vor ihm abhielten auf der Ferse kehrt zu machen, in sein Dorf zurück zu gehen – und ihn samt Aufgabe zu vergessen. Das würde ihm Emna Daio nie verzeihen, und er sich selbst auch nicht. Wie bekam er nur dieses schwierige Kind näher zu sich? „Was nur um so mehr zu bewundern ist. - Komm, gehen wir zu den anderen zurück. Tessaiga ist sicher fertig.“ Das konnte wahrlich noch eine komplizierte Reise werden.

 
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Und dabei hat erst ein Kind eine Frage gestelllt ...
Papa wird auch noch eine Menge lernen. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: Morgi
2020-10-06T07:37:56+00:00 06.10.2020 09:37
Hallo!

Wenn einem als Fürst nicht oft widersprochen wird, muss man sich ebenfalls selbst zusammenreimen, wenn einem nur zweimal erblickten Sohn - der weder als Neugeborenes noch in der flackernden Vision sprechen konnte - das Hanyou übelnimmt. Da hat er einen Schwachpunkt erwischt, der Inuyasha anerzogen wurde. Tja, in der Familie hat es niemand einfach und Gefühle zu äußern, scheint eher gegenüber den Frauen unter vier Augen möglich als zwischen den Männern. Sehr passend, sehr passend.
Toutousais Rolle gefiel mir. Er hat den richtigen Riecher bei der Schwerterprinzessin, die außergewöhnliches birgt (und mich immerzu an Izayoi denken lässt). Zudem machen altmodische Klinge - hihi - und die Kräfte des Jenseits einen unkalkulierbaren Gegner aus dem Hundefürsten, doch was ich mich wirklich frage: Wie kann Toutousai arbeiten, während ihm der mordlüsterne Welpe auf die Finger starrt? :D
Bokusenou war herrlich eingeflochten.

Viele Grüße, Morgi
Von:  Natsuno
2020-04-25T10:03:37+00:00 25.04.2020 12:03
Diese Geschichte liest sich wirklich super, ich mag deinen Schreibstyl total und die Charaktere sind echt super getroffen. Zum Glück hab ich noch ein bisschen was zum lesen :D
Antwort von:  Hotepneith
25.04.2020 14:04
Vielen Dank. Ich hoffe, es liest sich auch weiter angenehm, zumal sich die Stroy ihrem Ende nähert. ich gebe mir immer mühe, egal in welchem Umfeld die Vharaktere unverwechselbar zu ölassen, bzw auch Charakteränderungen zu erklären und entsprechen langsam hinzuführen.


hotep
Von:  SUCy
2019-09-18T15:49:49+00:00 18.09.2019 17:49
Ahhh da haben sie schon mal ein paar Minuten für sich und dann machen sie DAS daraus? XD
Taishou man... frag ihn halt wie es ihm ergangen ist, so ganz auf sich gestellt. Und Inu sag ihm halt du hättest ihn öfter brauchen können. XD Aber ne stattdessen dieses >Kampf gelaber. Männer...
Ich freu mich wirklich darauf wie sich das hier weiter entwickelt. Und bin tierisch auf nächste Woche gespannt.
Antwort von:  Hotepneith
18.09.2019 20:04
Die Familie hat das Talent erfunden aneinder vorbei zu reden...

hotep
Von:  nicoleherbster
2019-09-18T14:46:13+00:00 18.09.2019 16:46
Hihi da kommt noch so einiges auf den Herrn Papa zu. Mal schauen was Sesshoumaru ihm so an den Kopf wirft und wie er Inuyasha näher an sich binden möchte. Das wird noch eine interessante Reise.


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