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Zeit zu sterben, Zeit zu leben

Zwei Hundebrüder, ein Vater und eine Reise
von

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Musashino


 

F

alls es irgendwen interessierte, was ein Daiyoukai und ein Shinigami in dem Waldgebiet oberhalb des Ozeans trieben, so war weder Oni noch Youkai noch Tier dumm genug nachzugucken. An einer Lichtung blieb der Inu no Taishou stehen und fasste über seine Schulter zum Griff der Klinge in der Scheide.

Hakai zuckte für einen Moment zusammen, ehe er begriff, dass eine Schwertprobe angesagt war.

„Darf ich bitten, Prinzessin?“ fragte der Hundefürst, ehe er die Klinge ausstreckte.

Höfische Erziehung, anscheinend, dachte der Shinigami, aber er sah durchaus fasziniert zu, wie der Stahl hell aufleuchtete, ehe sich kleine Sicheln aus Youki daraus lösten und auf den nächsten Baum zurasten, den ohne jede Mühe fällten.

„Gefällt es Euch?“ erkundigte sich Hakai.

„Ich glaube. Mein Sohn, mein Ältester, hatte schon immer Gefallen an mächtigen Schwertern. Was ist die magische Grundlage?“

„Ich hörte, die Zähne eines Oni, eines, ja, Abkömmlings Narakus.“

Der Taishou schob die Klinge weg. „Wie zynisch. Passt zu Sesshoumaru.“ Und zu dessen Angst vor einem Zahnarzt. Wenn er selbst daran dachte, dass er sich zwei Fangzähne von Toutousai hatte ziehen lassen, um Tenseiga und Tessaiga zu erhalten … Nun gut, es war in seiner wahren Form gewesen und vermutlich für den alten Schmied unangenehmer als für ihn, da dieser sich doch zwischen scharfen Zähnen und einer feuchten Zunge einem ziemlich großen Schlund gegenüber gesehen hatte. „Wie weit ist es noch bis zu dem Dorf, Hakai?“

„Das liegt dort vorne in dem Wald ….der ….“ Der Shinigami wollte eigentlich voraus deuten, ehe er die gewaltige Energie spürte, deren bläulicher Schimmer bis hierher zu erkennen war. „Dort, wo der Kampf stattfindet.“

Seine Söhne! Es wäre zu viel Pech, wäre er am Leben und sie in der Unterwelt! Der Daiyoukai wurde so schnell, dass Hakai nur noch rufen konnte:

„Ich muss zurück, edler Herr!“

 

Zu kampferfahren um blindlings in eine unbekannte Lage zu stürzen, verharrte der Inu no Taishou unter den letzten Bäumen, vor denen sich eine große Wiese dehnte, dahinter Reisfelder und ein Menschendorf. Auf dieser Grünfläche jedoch duellierten sich zwei weißhaarige junge Männer, einer mit einer Rüstung und einer weißen Boa über der Schulter, den er erkannte. Sesshoumaru. Dieser war älter geworden, ja, und stärker. Sein Gegner war dagegen eindeutig ein Hanyou, das verrieten nicht nur die beiden Öhrchen auf dem Kopf, sondern auch die Tatsache, dass in dessen Hand Tessaiga lag und er damit mehr als nur umgehen konnte. Dazu erkannte der Taishou mit gewisser Rührung das Gewand aus dem Stoff aus Feuerrattenhaar, das er an Inu Yashas Geburtstag Izayoi noch gegeben hatte. Sie hatte es als Kleid für einen zweitgeborenen Adeligen schneidern lassen und Inu Yasha trug es bis heute. Das sollte jedoch ein Übungskampf sein? Sie setzten eine Menge Energie ein. Allerdings – das war auch nicht tödlich gemeint, das sähe bei dieser Masse an Youki schon ganz anders aus. Hinten am jenseitigen Rand der Wiese stand ein junges Menschenmädchen, noch nicht erwachsen, ein anderes in der Kleidung einer Priesterin kam mit zwei weiteren Menschen heran gelaufen. Diese Miko musste also seine Schwiegertochter sein? Ja, helle, magische Energie. Sollte sie es wagen auf seinen Ältesten loszugehen, würde er eingreifen.

Trotz des Kampflärms verstand er, was sie schon aus Distanz rief: „Rin-chan! Was ist denn hier nur passiert?“

Das Menschenmädchen wandte sich um. „Ich weiß es nicht, Kagome-sama. Irgendwie ergab ein Wort das andere und dann ging es los….“

„Nicht schon wieder! - Inu Yasha! Mach ...“

 

Sie schien mit etwas zu zögern, dachte der Taishou. Nun ja. Wenn es sich um einen Trainingskampf gehandelt hätte, hätte er nicht eingegriffen, aber der Shinigami schien Recht zu haben – mangelnde Selbstbeherrschung. So zog er Tsuruki-hime. „Lehren wir sie einmal die Kunst des Krieges, Prinzessin,“ sagte er. „Man sollte auch immer den Rücken im Auge haben.“ Er spürte, wie sich die Klinge in seiner Hand zu amüsieren schien. „In der Tat. Wir werden uns gut verstehen.“

 

Die Youki-Menge, die über die Wiese fräste, Soden meterweit durch die Luft schleuderte, ließ nicht nur die Menschen auf der gegenüberliegenden Seite aufschreien und hastig einen wirklich interessanten Schutzbann wirken, wie der Herr der Hunde neugierig feststellte, sondern auch seine Söhne auseinander springen und der Energie ausweichen, um sich mit noch gezogenen Schwertern, aber Seite an Seite, der unerwarteten Bedrohung gegenüberstellen.

Hm. Doch keine Feinde, dachte der Youkaifürst, als er seine Klinge zurückschob und aus der Deckung schritt. Zugegeben, er genoss Sesshoumarus offenen Mund genau so wie damals bei dem Untergang So´ungas. Inu Yasha starrte ihn ebenso an, wenngleich etwas fragender.

Als der Taishou keine zehn Meter mehr vor seinem Nachwuchs war, entkam seinem Ältesten ein ungläubiges: „Chichi-ue.“ Verehrter Vater.

Der Jüngere ergänzte: „Vater? Aber der sieht doch recht lebendig aus …?“

Überraschung hin oder her, das war keine Begrüßung. Ohne weiteren Kommentar ließ der Taishou eines seiner Schulterfelle in Sekundenbruchteilen länger werden, sich um die Knöchel des Hanyou schlingen und den unsanft auf das Hinterteil reißen, ehe er wie zuvor dastand.

 

Noch während Inu Yasha halb überrascht, halb empört, aufstarrte, hatte Sesshoumaru sich unangenehm an gewisse Vorkommnisse in seiner Welpenzeit erinnert gefühlt, als er per Nackenstoß zu Boden befördert worden war. Falls das nicht half, hatte er im wahrsten Sinne des Wortes beißend seine eigene Schnauze in der seines Vaters gefunden. Nicht notwendig, vor den Menschen und vor allem Rin, schmerzhaft auf die Erde geschafft zu werden. So neigte er den Kopf lieber höflich. „Ihr versteht meine Überraschung, chichi-ue.“

„Inu Yasha.“ Der Herr der Hunde blieb stehen.

„Äh, ja, schon.“ Der Hanyou rappelte sich auf. Oh Mann, wenn schon Sesshoumaru so auf diplomatisch machte – das war ja wie Kagomes „Mach Platz“. Und wieso lebte der Kerl eigentlich? „Ich meine, ich, wir dachten, du bist tot.“

„Deine Höflichkeit lässt zu wünschen übrig,“ kommentierte der Taishou sachlich.

Inu Yasha entsann sich seiner Kindheit. „Ihr ….woher kommt Ihr?“ Ach du je. Was machte der denn hier? War das wirklich sein Vater? Youkaimässig benahm der sich schon, eher wie Sesshoumaru. Aber, was sollte er ihm denn jetzt sagen? Er wusste schon, was er in den vergangenen Zeiten seinen Vater immer hatte fragen wollen, aber jetzt so und … Seine Überraschung grenzte an Schock.

„Kommt näher.“ Da seine Söhne sichtlich verwirrt gehorchten, allerdings auch die Menschengruppe heran gelaufen kam und erst wenige Meter vor ihm doch irgendwie unsicher stoppte, erkannte der Hundefürst, dass hier wohl etwas wirklich vollkommen anders ablief, als er es gewohnt war. So blieb er regungslos stehen. „Sesshoumaru, wie lange war ich tot? - Inu Yasha, aus welcher Zukunft ist deine Miko?“

Beide Söhne blickten sich unwillkürlich an, ehe der Ältere antwortete: „Es dürften zweihundertsiebzig Jahre sein, nun, an die dreihundert, chichi-ue.“

„Äh, gut fünfhundert Jahre. Und da sieht es wirklich anders aus ….“ Inu Yasha brach lieber ab. Irgendwo aus längst vergangenen Kindertagen kamen ihm gewisse Regeln in den Sinn. Nie mehr antworten als gefragt war. Und, ja, älteren Familienmitgliedern schuldete man Respekt, auch und gerade dem eigenen Vater. Aber – wieso nur war der hier?

Schön, dachte der Inu no Taishou. Keine wie auch immer geartete Entscheidung, ehe er wirklich wusste was los war. Nur das hatte ihm den Sieg in so mancher Schlacht beschert. Einige Gegner hatten ihm Bauernschläue attestiert – er fand es Intelligenz zum Überleben. „Hat deine Ehefrau auch einen Namen?“

„Kagome,“ erwiderte diese prompt, erstarrte dann jedoch unter einem eisigen Blick. Ach du je. Der kam wohl aus dem Mittelalter. Schön, das hier war noch Mittelalter, und wenn der wirklich dreihundert Jahre tot gewesen war ….Nun, da hatte er wohl einiges verpasst. Überhaupt: wieso lebte der wieder, was ja weder Inu Yasha noch Sesshoumaru bezweifelten? Und, dass die den Unterschied zwischen irgendwie wieder Auferweckten und wahrlich Lebenden wittern konnten, wusste sie aus Erfahrung. Auch, wenn anscheinend beide bemüht waren ihre Verwirrung zu verbergen. Schon die Tatsache, dass man das dem sonst so eiskalten Youkai ansehen konnte, wenn man ihn kannte, sprach für sich. „Äh, vielleicht darf ich Euch ...“ Wie hatten Myouga und Toutousai ihn doch genannt? „Euch, oyakata-sama, in unser Dorf einladen? Dann werdet Ihr sicher Eure Fragen beantwortet bekommen. Falls Ihr wollt, koche ich.“

Immerhin kannte das Mädchen aus der Zukunft gewisse Höflichkeit. Nun gut. Er sollte erst entscheiden was er selbst von sich gab, wenn er wusste, was seit seinem Tod passiert war. Und das schien eine Menge zu sein. „Gehen wir.“

Da diese Kagome vorauseilte und Inu Yasha bei einem Versuch sich ihr anzuschließen, also, an seinem Vater vorbei zu gelangen, die Hand seines großen Bruders an der Schulter spürte, die ihn zurück hielt, schien ja nicht Hopfen und Malz verloren zu sein. Der Taishou wandte etwas den Kopf. „Inu Yasha, wie lange ist Iza … deine Mutter verstorben?“

Der Hanyou zuckte die Schultern. „Äh, genau weiß ich es nicht. Ich war noch sehr klein.“ Er sollte wohl lieber höflich bleiben. Ärger mit gleich zwei Daiyoukai aus der Verwandtschaft wäre nur stressig. Zumal Kagome das auch nicht witzig finden würde, so umständlich, wie sie mit dem Kerl geredet hatte. „Chichi-ue.“

„Wie klein? Wer hat dich aufgenommen?“

„Äh, niemand. Ich war allein, außer, wenn Onkelchen, also, Myouga, mal vorbei kam und mir was erklärte.“

Myouga also. Der Hundefürst war froh, das wenigstens irgendjemand seinen letzten Willen beachtet hatte. Izayoi, ja. Menschen starben viel zu schnell und leicht. Sekunde. „Du bist nicht im Schloss geblieben, ich meine, das deiner menschlichen Verwandtschaft?“

Inu Yasha hätte um ein Haar bitter aufgelacht. „Sie haben mich ja rausgeworfen. Auch Mutters Gedenkstein liegt außerhalb.“

Das wollte er dann doch genau erzählt bekommen. „Und Sesshoumaru?“

Besagter große Bruder versuchte instinktiv abzuwinken, aber Inu Yasha sagte bereits: „Na, der wollte mich um die Ecke bringen. Er wollte ja Tessaiga. Ist eine ziemlich neue Errungenschaft, dass er akzeptiert hat, dass das mein Schwert ist.“

Ehrlich war sein Jüngster ja, wenngleich unerzogen. Und Sesshoumaru, nun ja, was hätte er auch von jemandem erwarten wollen, der ihn selbst töten wollte, nur um an die Schwerter der Macht zu gelangen. „Kennt ihr jemanden namens Onigumo?“

Beide Söhne sahen sich an, ehe Sesshoumaru erwiderte: „Nein, chichi-ue.“

Inu Yasha rieb ein wenig überfordert ein Öhrchen. „Ich denke, das war ein Typ, dem damals Kikyou half, erzählte sie. Ein Mensch, der einen Unfall hatte und schrecklich entstellt war. Eines Tages war er verschwunden und sie dachte, solche Wurmdämonen hätten ihn gefressen. Sie versiegelte die Grotte zur Sicherheit, aber danach hat sie nichts mehr von ihm gehört. Ich auch nicht.“

Er wusste also mehr als seine Jungs. Der Taishou verspürte fast etwas wie Vergnügen. „Ihr habt beide von ihm gehört. Onigumo nahm jede Menge Oni und Youkai in sich auf und wurde zu Naraku.“ Er sah, wie Kagome vor ihm herumfuhr und auch die anderen Menschen eilig aufschlossen. Kannten diese Naraku etwa auch?

„Naraku?“ wiederholte Kagome. „Aber er ist tot und auch das Juwel ist doch weg.“

„Ich denke, wir haben viel zu besprechen.“ Der alte Feldherr nickte langsam. Sein Wunsch nach etwas mehr Unterhaltung schien ja aufzugehen. Und, auch das bemerkte er mit gewisser Wonne – es würde Ärger geben. Ach, wie er dieses Leben doch vermisst hatte. Und seine Jungs. Selbst den manchmal so schwierigen Älteren. Er hatte durchaus bemerkt, dass bei dem Spaziergang in das Dorf der Blick Sesshoumarus ab und an rückwärts zu diesem jungen Menschenmädchen gerichtet war. Unauffällig, natürlich. „Ich bin doch neugierig, was ihr mit Naraku zu tun hattet.“

 

Die Nacht war schon weit fortgeschritten und noch immer saß die Gruppe aus Daiyoukai, Hanyou und Menschen um ein Feuer. Der Inu no Taishou wusste nun, was sie zusammengeführt hatte, was mit Naraku gewesen war und dem Juwel der vier Seelen. Allerdings hatte er sich aus doch gewisser Kenntnis seines Älteren gehütet den vor versammelter Mannschaft zu fragen, was es mit dieser Rin so auf sich hatte. Irgendwie erschien es ihm undenkbar, wie sein so stolzer Sohn in Begleitung eines Kappa und eines Menschenmädchens durch die Wälder streifte. Aber gut. Jaken saß ebenfalls hier und Rin war von Kagome ins Bett geschickt worden. Sie war freilich erst nach einem Blick auf Sesshoumaru auch tatsächlich verschwunden. Mehr als interessant. Vielleicht würde sich ein Vater-Sohn-Gespräch ergeben, auf der Reise? Er bemerkte, dass ihn Kagome ansah und entsann sich ihrer Frage, was ihn denn wieder ins Leben zurückgerufen hatte.

„Ein Auftrag,“ sagte er daher. „Von höchster Stelle. Aber natürlich bin ich dir keine Rechenschaft schuldig.“

Aus doch gewisser Kenntnis ihres Schwagers schloss die Miko ihrerseits auf ihren Schwiegervater. Überdies hatte sie in der Schule durchaus gehört, wie sich in alten Zeiten Daimyo benahmen – Youkaifürst war da sicher das Gleiche in grün. „Äh, nein, natürlich nicht. Ich meine nur, da du … da Ihr hierher gekommen seid … ich meine, dass das auch Inu Yasha betrifft?“

„Beide Söhne sollen mit.“ Und da er sowohl die abwehrende Handbewegung Sesshoumarus bemerkte als auch den Blick, den sein Jüngster auf seine Ehefrau warf: „Nur ihr beide. Und das ist eine Anweisung.“

Der Hanyou seufzte, da er verstand. „Ihr wurdet wieder lebendig gemacht, damit Ihr mit uns - wohin eigentlich – reist?“

„Maruishima.“ Der Taishou war angetan, dass sowohl Söhne als auch Menschen begriffen, dass man Emna Daio nicht widersprach – außer man wollte, dass einem nach dem Tod etwas wirklich Scheußliches zustieß.

Sesshoumaru sagte nur ein Wort: „Onigumo.“

„In der Tat. - Wir brechen bei Sonnenaufgang auf.“

 

Keine zehn Minuten später fanden sich der Inu no Taishou und Sesshoumaru allein auf dem Dorfplatz. Die Menschen schliefen alle oder hatten sich zumindest in ihre Häuser zurückgezogen. Dem Youkaifürsten fiel zum ersten Mal bewusst auf, dass die Menschen hier in diesem Dorf die Anwesenheit von Wesen seiner Art gewohnt waren. Inu Yasha war mit seiner Ehefrau gegangen, nun ja, sie wollten sich wohl noch verabschieden.

Hm, dachte der Hundefürst. Immerhin entsann sich sein Ältester noch soweit seiner Manieren, dass er nicht aufstand, ehe sich der Vater nicht erhoben hatte. Und er redete ihn nicht an. „Wo verbringst du gewöhnlich so eine Nacht?“

„Am Waldrand.“

„Gehen wir.“ Der Taishou stand auf. Gut, immerhin schien zumindest dieser Sohn seine Erziehung nicht vergessen zu haben. Inu Yasha würde eine andere Sache werden. Izayoi war offenkundig zu früh verstorben. Und keiner hatte sich um den Jungen gekümmert. Kein Wunder, wenn der weder von Höflichkeit noch Benehmen Ahnung hatte. Das konnte noch schwierig werden. An der Stärke des Hanyou und dessen Fähigkeit mit Tessaiga umzugehen konnte jedenfalls kein Zweifel bestehen. Es war allerdings ein seltsames Gefühl wieder am Leben zu sein, fast neben Sesshoumaru zu gehen, denn der hielt sich den höflichen Schritt zurück, dessen Youki so vertraut zu fühlen. Ja, der war stärker geworden, viel mehr als zu dem Zeitpunkt als er selbst gestorben war. Er mochte jetzt gegen ihn selbst ein interessanter Gegner sein. Diese Kämpfe gegen Naraku und sein Gefolge schienen beide Söhne mächtiger gemacht zu haben. Nur gut, denn es ging ja jetzt gegen eben diesen. Nein, gegen Onigumo. Wer oder was auch immer Naraku gewesen war, der innerste Kern mochte nun gleich geblieben sein, aber das Wesen, dass aus Onigumo und einem Daiyoukai entstanden war, war sicher neu – und stark.

Sesshoumaru konnte die Energie seines Vaters ebenfalls spüren – lang vergessen und doch so vertraut, so seltsam warm. Er hatte nicht den mindesten Zweifel daran, dass dies sein Erzeuger war, der Mann, den er stets auf das Höchste bewundert hatte. Natürlich auch, weil der der Mächtigste unter allen Sterblichen gewesen war, und wohl noch immer war, denn diese kurze Kostprobe seines Youki mit der er den Zweikampf zwischen ihm und Inu Yasha unterbrochen hatte, war eben schon mal recht stark gewesen. Aber das war eben auch der Feldherr, der Mann, der in so vielen Schlachten und Duellen gesiegt hatte, der das Höllenschwert bezwungen hatte. Jetzt trug er eine andere Klinge. Sesshoumaru fand, dass sie ihn an etwas erinnerte, aber das war wohl unmöglich. Das Schwert war sicher in der Unterwelt geschmiedet worden. Da der Herr der Hunde stehenblieb und ihm mit einer Handbewegung bedeutete neben ihn zu treten, gehorchte er.

„Möchtest du mich etwas fragen, Sesshoumaru?“

Dankbar, dass sein Vater anscheinend Rücksicht darauf nahm, dass Inu Yasha ja nicht alles erfahren musste, meinte der jüngere Daiyoukai: „Euer Schwert ist nicht So´unga.“

Der Taishou lächelte etwas, wenngleich nur inwendig. Sesshoumaru und seine Gier nach Schwertern. Manches würde sich wohl nie ändern. Schon in den ersten Tagen des Trainings hatte der kleine Welpe damals wutentbrannt das Holzschwert zu Asche gemacht, weil er ein richtiges wollte. „Nein. Ich habe es Tsuruki-hime getauft, die Schwerterprinzessin. Aber, du hast in zwei Dingen Recht, mein Sohn. Die Klinge wurde in der Unterwelt geschmiedet. Und sie kommt dir bekannt vor, denn es handelte sich ursprünglich um Tokejin.“

„Tokejin.“ Nun ja, er hatte den bösen Geist dieses Schwertes gemeistert und das würde sein verehrter Vater natürlich auch. Sogar, wenn in der Unterwelt noch einiges an Magie mit eingeflossen war.

Den Rest der Nacht herrschte Schweigen zwischen den beiden Daiyoukai. Nur ihre Energien verbanden sich, suchten die Einheit.

 

Inu Yasha drehte sich zu Kagome, als sie nebeneinander lagen. „Ich will da nicht mit.“

„Dir wird kaum etwas übrig bleiben,“ gab sie zurück. „Ich meine, jemand, der deinen Vater wieder zum Leben erweckt und euch losschicken will, hat nicht nur einen Plan, sondern auch Macht. Ich tippe mal auf Emna Daio, den obersten Richter, wenn nicht noch jemand Höheren. Das sind wirklich keine Leute, die man verärgern sollte. Und, sieh es doch positiv. Du hast endlich die Chance deinen Vater kennen zu lernen, mit ihm zu reden. Das wolltest du doch immer.“

„Naja, bloß der Auftritt war eher so Sesshoumaru-mäßig. Explosiv, dann knallt er mich zu Boden ...“

„Er ist nun einmal ein Daiyoukai und der Hundefürst. Ich vermute, er hatte keine Ahnung, wie deine Kindheit abgelaufen ist und erwartete, ja, einen wohlerzogenen Sohn. Deine Mutter lebte in einem Schloss.“

„Keh. Das könnte eine wirklich amüsante Reise werden. Der plus mein ach so lieber großer Halbbruder!“

„Dein Halbbruder benimmt sich bemerkenswert gesittet seinem Vater gegenüber. Diesbezüglich hast du vermutlich eher Hilfe.“ Sie sah, dass ihr Hanyou zweifelnd die Nase rümpfte. „Gib ihm doch eine Chance. Ich meine, er ist dein Vater, aber der war jetzt auch dreihundert Jahre tot, da muss er sich doch auch erst zurecht finden. Und, überleg mal, er hat dich nur einige Minuten sehen können. Vermutlich warst du für ihn immer noch ein Baby, bis er dich nach dem Kampf gegen das Höllenschwert gesehen und angesprochen hat.“

„Du meinst also, ich soll mit, weil ich sonst Ärger mit allen möglichen Unterweltlern bekomme?“

„Und du zugleich die unerwartete Chance hast deinen Vater näher kennen zu lernen. Er wird bestimmt auch noch wissen wollen, wie es deiner Mutter ging. Er hat ja auch schon etwas nach ihr gefragt. Und, überleg mal, du weißt doch selbst, wie das ist. Als du am Baum hingst – wie lange hast du gebraucht, um zu begreifen, dass Kikyou schon fünfzig Jahre tot war und ich nicht sie bin?“ Sie spürte sein Zusammenzucken. Es war ihm sehr unangenehm, sie sollte nicht weiter nachsetzen, sondern ihn nachdenken lassen. Aber etwas musste sie noch loswerden. „Und, schau, als mein Papa gestorben ist, fielen mir auch noch so viele Sachen ein, die ich fragen wollte, ihm sagen wollte ….aber da ging nichts mehr.“

Er musste daran denken, dass sie um seinetwillen ihre Familie aufgegeben hatte, und legte den Arm um sie. Und das mit Kikyou, ja, verdammt… „Schon gut, Kagome. Ich mach ja mit. Unter einer Bedingung.“

„Ja? „ Sie schmiegte sich an ihn. „Soll ich was Schönes kochen, wenn du wieder da bist?“

„Klingt schon mal gut. - Du gibst Vater nicht deinen Befehl, du weißt schon. Ich fürchte nämlich, der könnte die Kette benutzen.“

„Nein, mach ich nicht.“ Aber sie verschwieg ihrem Hanyou, dass sie durchaus den Eindruck gewonnen hatte, ein Daiyoukai habe seine eigenen Methoden den Nachwuchs zu erziehen. Hoffentlich nahm sich Inu Yasha etwas zusammen – und stieß auf gewisses Verständnis.

 
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Im nächsten Kapitel bricht das, äh, Dreamteam also auf ... Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: Morgi
2020-10-06T07:03:12+00:00 06.10.2020 09:03
Hallo!

Ja, auf dem Stand zu sein, der vor dreihundert Jahren üblich war, macht das Mittelalter Japans auch für Kagome noch interessanter. Ich gestehe, ich hätte zu gern gelesen, wie der alte Hund sich mit ihr über frauenüblichere Sitten austauscht und auch Rin näher kennen lernt. Ein kleiner Wildfang mit reiner Seele und Blumenvorlieben würde ihn erstaunen!
Obwohl ich Fragen über das adoptierte Menschenmädchen erwartete, übe ich mich nun sehr zufrieden in Geduld. Der kurze Austausch über Tokijin, das friedliche Beisammensein und Band - ja, das war eindeutig wichtiger. Ein redseliger Sesshoumaru wäre bei allem Interesse und durchaus vorhandener Ehrfurcht befremdlich ausgefallen. Trotzdem muss sein Vater auf mehr als seine Neugierde und das Reiseziel achten: Seine Söhne sollten das Abenteuer überleben.
Mir macht es viel Spaß, der Reise zu folgen. Es wirkt wie die Ruhe vor dem Sturm, auch wenn viel Vertrautes darüber trügt. Der Gedanke an Myougas Einfluß, das kurze Menschenleben Izayois, die Grundsätze einer dämonischen Erziehung ... es bleibt spannend.

Viele Grüße, Morgi
Von:  MissVegeta
2019-09-09T04:06:37+00:00 09.09.2019 06:06
Das wird eine nervenaufreibende und harte Zeit für Inuyasha. Er müsste ein wenig sein Temperament zügeln und nicht so leichtsinnig sein. Ich denke, dass er noch einige Male am Boden liegen wird, haha!
Bin gespannt, auf was für eine Reise du die drei schickst. Man kann sich sicher auf einiges freuen.
Von:  nicoleherbster
2019-09-06T15:56:36+00:00 06.09.2019 17:56
Oh toll ein neues Kapitel. Das zusammen treffen war echt amüsant und unterhaltsam. Bin schon gespannt auf was für Gefahren und Aufgaben sie auf der Insel treffen und wie das miteinander so wird. Schreib schnell weiter ja.
Von:  Mitsuki-chan
2019-09-04T16:49:59+00:00 04.09.2019 18:49
Juhu Erste :)
Wieder ein schönes Kapitel. Inu-Papas Version von "Mach Platz" scheint Inuyasha ja nicht gerade zu gefallen. Ich finde du hast die Chars alle sehr gut vom Wesen her getroffen. Sesshomaru redet nicht viel, Inuyasha benimmt sich ein bisschen "daneben". Und auch Inu-Papa gefällt mir sehr gut. Mal sehen wo ihre Reise hin geht. Bin gespannt wie Inuyasha mit zwei Autoritätspersonen klar kommen wird ;) *hihi*

GLG Mitsuki


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