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Der Waldläufer Nousagi

von

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Der Yokai-Friedhof

Kapitel 28 Der Yokai-Friedhof
 


 

Mir war überhaupt nicht wohl dabei, als ich mit Shiju zu diesem Friedhof reiste. Der Weg führte durch den Wald zu einem hohen Berg. Dort gingen wir einige Meilen hinauf, wobei ich Shiju wieder auf die Arme nahm und einfach die Vorsprünge hinaufsprang. Durch eine Schlucht, mit einem Weg so breit wie unsere Körper gingen wir hindurch und kamen am Ende zu einem Krater. Überall hingen Kadaver der gestorbenen Yokai und je näher wir ihrem Ziel kamen, desto mehr wurden es. Langsam kam mir auch eine Idee warum es so schwer für die Yokai war dorthin zu gelangen. Dieser Krater strahlte eine heilige Energie aus und diese kratzte auch an mir. Das Biest sträubte sich, konnte sich aber zurück halten denn es wollte, ebenso wie ich das Shiju nichts passierte. „Ist alles in Ordnung?“, fragte sie mich, als ihr der Schweiß auf meiner Stirn auffiel. Ich nickte und drückte ihre Hand kurz. „Ich kann auch alleine weiter gehen", bot sie besorgt an und ich schüttelte den Kopf. „Ich lass dich nicht allein dort hin. Wer weiß ob gerade ein Yokai dort ist", begründete ich und ging weiter.
 

Als wir am Kraterrand ankamen glaubte ich meinen Augen kaum. Dort lagen Unmengen Gebeine von allerhand Yokai. Große, fast riesige Glieder und ebenso kleine oder komisch aussehende lagen dort. „Komm mit", hörte ich Shiju der dieser Anblick anscheinend nicht fremd war. Also folgte ich ihr und tastete nebenbei die Umgebung ab. Dort war nicht nur die heilige Energie, sondern auch ein Youki zu spüren und dieses war nicht klein. Ich ließ den Blick schweifen und versuchte es ausfindig zu machen. Allerdings war nichts im Krater zu sehen. Vielleicht war dieser Yokai noch auf dem Weg zu diesem ominösen Ort.
 

Shiju dagegen kletterte die Felsen hinab und suchte die Gebeine ab. „Ich habe hier glaube ich schon mal eine Kralle gesehen. Ich muss sie nur wiederfinden", sprach sie mit mir. Ich dagegen folgte dem Youki und nahm sie nur nebenher wahr. Es kam näher und das beunruhigte mich. „Bitte beeil dich mit suchen“, sagte ich und sah in ihre Richtung. Doch da wo sie gestanden hatte, war sie nicht mehr. Panisch sah ich mich um und konnte sie nicht entdecken. „Shiju?!“, rief ich und lief ihrem Geruch nach. Die heilige Energie machte es mir allerdings schwer meine Sinne zu benutzen. Als wenn es sie abgeschaltet hätte, lief ich weiter und fand sie endlich. „Shiju bitte bleib in meiner Nähe“, bat ich hechelnd und sie sah mich nur fragend an. „Wieso? Ist wirklich alles in Ordnung mit dir?“, fragte sie wieder besorgt und kam zu mir. Sie fühlte meine kalte Stirn und ich schloss meine Augen. Normalerweise waren ihre Hände immer eiskalt, doch nun kamen sie mir heiß vor. „Ja. Es nähert sich nur ein Yokai“
 

„Ein Yokai?“, fragte sie und zuckte mit den Schultern. „Die meisten die hier her kommen sind schon fast tot. Wenn seine Überreste noch frisch sind, sind sie am besten um die Macht darin zu nutzen", plapperte sie schon fast freudig darüber und ich traute meinen Ohren kaum. „Ist das dein Ernst?“, fragte ich etwas launig. Shiju dagegen klopfte mir auf die Schulter und drehte sich um. „Mach dir nicht so viele Gedanken liebster."
 

Grummelnd verschränkte ich die Arme und sah ihr zu wie sie weitersuchte und dabei durch ein riesiges Gerippe lief. Plötzlich spürte ich das Youki direkt über uns und sprang sofort zu Shiju, zückte eines meiner Messer und hielt ihr mit der anderen Hand den Mund zu. „Nousagi", nuschelte sie und sah mit schockgeweiteten Augen zu mir. Anscheinend hatte ich sie mehr erschreckt wie der Yokai, welcher über uns hinweg schwebte. Es war eine Art Kappa in riesigem Ausmaß. Er trug eine Kette mit Unmengen Schädeln daran und auch etwas, was das Augenmerk meiner liebsten auf sich zog. Sie zog meine Hand von ihrem Mund und stützte sich in meinen Arm. „Dort Usa! Eine Drachenklaue!“, rief sie entzückt und ich presste wieder meine Hand auf ihren Mund. Der Kappa hielt an und wand seinen Kopf zu uns. Er hatte uns entdeckt. „Na klasse", knurrte ich und hob Shiju auf meine Arme. „Usa nicht! Lauf zurück wir brauchen die Kralle“, zeterte Shiju und strampelte auf meinem Arm herum. „Die kannst du hier sicher später noch finden. Aber nun warten wir bis dieser Kappa verreckt ist, bevor er uns noch umbringt", erwiderte ich und sprang den Krater hinauf. Der Kappa aber war noch flink und schlug mit seiner eigenartigen Hand auf unsere Richtung zu. Schnell setze ich Shiju auf einem Felsvorsprung ab und drehte mich um. Die Hand prallte auf mich ein und ich stemmte mich dagegen. „Lauf Shiju!“ befahl ich schreiend und sie sah mich erstarrt an. Knurrend drückte ich die Hand weg und versuchte nicht abzurutschen. Dieses Ding sonderte irgendein Sekret ab und machte seine Haut dadurch rutschig.
 

Mein Biest wollte helfen und brachte mich dazu einzustimmen. Meine Augen verfärbten sich und ich schaffte es mit der Kraft des Biestes den Kappa davon zu stoßen. Augenblicklich schnappte ich mir Shiju und sprang weiter den Krater hinauf. Der Kappa war nun erzürnt und setze zum erneuten Schlag an. Wir hatte sie gesagt? Kurz vorm verrecken? Dafür hatte er noch mächtig Kraft. „Usa“, hauchte Shiju in meinen Armen und ich sah sie an. Ihr Blick verriet mir ihr Entsetzen über meine glühenden Augen. Doch das war egal. Ich müsste sie in Sicherheit bringen. Ich fand eine Höhle und schlüpfte mit ihr in den schmalen Spalt der zu ihr führte. Hoffentlich würde der Kappa uns in Ruhe lassen. Leider hatte ich falsch gehofft. Er sprang auf uns zu und schlug mit seiner Hand auf die Höhle ein. Schützend stemmte ich mich über Shiju. „Usa pass auf!“, japste sie auf und ich spürte die schwere im nächsten Moment. Dieser Kappa hatte den Höhleneingang zum Einsturz gebracht. Das jedoch schien ihm zu reichen und so machte er sich hoffentlich dazu auf, zu verrecken.
 

Nun war ich in einer misslichen Lage. Die Höhle war schmal und eng. Wir hatten gerade genug Platz für uns gehabt und nun lastete der Eingang auf meinem Körper. Ich wusste nicht wie verkeilt die Steine und Brocken waren, doch nach einem kleinen Test, indem ich versuchte mich zu bewegen, fielen schon die ersten Brocken. Wenn ich uns hier nicht begraben wollte, müsste ich weiterhin die Brocken halten, bis der Kappa draußen tot war. Solch eine harte Prüfung hätte sich nicht mal Baku ausdenken können. Das war nun egal. Ich konnte Shijus Leben nicht gefährden und so blieb ich stehen. „Wir müssen einen Weg hinausfinden“, beschloss Shiju und sah sich panisch um. Sie begann damit die Steine hinter sich zu schieben damit weniger Gewicht auf mir lastete. Ich wusste aber auch das der Eingang um die zwei Meter hinunter ging. Er war zwar eng gewesen, aber das reichte aus um ein gewisses Gewicht hervorzurufen. „Lass das und warte einfach bis der Kappa krepiert ist“, schimpfte ich grob. Hätte sie etwas auf mich gehört, wären wir hier nun nicht eingeschlossen. Aber ich wollte ihr keine Schuld geben. Sie handelte schließlich im Auftrag. Auch wenn ich mir nun zurechtlegte, jemanden ausfindig zu machen, der ab jetzt ihre Materialien besorgte. Das hier war definitiv eine Nummer zu groß für die zierliche Brünette vor mir. „Aber“, begann sie und ich knurrte im Auftrag meines Biestes. Sie sah mich mit großen Augen an und sofort bereute ich mein handeln. „Verzeih mir, aber bitte warte einfach“, bat ich und sie sah bedrückt zu Boden.
 

Es vergingen Stunden in denen ich diese Steine in Schach hielt und draußen versuchte die Aura des Kappes zu erspüren. Sie wurde schwächer aber leider war sie noch nicht erloschen. Der Schweiß tropfte von meinem Kinn und ich hatte die Augen geschlossen. Kraft war meine größte Schwäche und ausgerechnet das, wurde nun seit Stunden von mir verlangt. Zudem machte diese heilige Energie auch noch seinen Teil aus und schwächte mein Youki. „Wir müssen hier raus“, begann Shiju erneut, denn sie sah besorgt zu mir.
 

Meine Augen verfärbten sich wieder, denn das Biest musste mir langsam mit seinen Kraftreserven aushelfen. „Warte noch eine Stunde“, bat es grollend und es hallte dumpf von den Wänden zurück. „Bist du das Biest?“, fragte Shiju und es antwortete wieder grollend: „Das bin ich“
 

„Wo ist Usa jetzt?“, fragte sie und musterte mich fragend. Ich hatte meine Gestalt beibehalten, denn als Hund würde ich diesen Raum sprengen. „Er ist sozusagen im Hintergrund. Wir sind uns leider nicht immer einig, doch wenn er die Kraft benötigt, dann setze ich sie in seinem inneren frei“, erklärte es sich. Ich musste zugeben das es recht nett sein konnte. „Das einzige bei dem wir uns einig sind, bist du. Und nun lass uns noch etwas aushalten. Diese Kröte wird bald ihr Leben aushauchen. Bitte vertraue auf uns und nächstes Mal, hörst du auf die Warnungen die wir dir geben“, brummte es unverschämt und ich schämte mich. das Biest war eben doch nicht annähernd so wie ich. Shiju sah schuldbewusst zur Seite und nickte.
 

Nach einigen Minuten war es endlich soweit. Die Aura des Kappa erlosch und das Biest zog sich zurück. Keuchend atmete ich aus. Meine Beine wurden augenblicklich weich. Wir mussten hier raus. „Komm zu mir“, bat ich mit kratziger Stimme und Shiju sah zu mir. Sie krabbelte zu mir herüber. „Was soll ich tun?“, fragte sie und ich sah ihr tief in die Augen. „Bitte schling die Arme um meinen Hals und halte dich so fest wie nur möglich“, wies ich sie an und sie tat es augenblicklich. „Wie willst du uns hier herausbekommen?“, murmelte sie ihre Frage an meinen Hals und kitzelte damit meine Haut. Zu anderer Zeit wäre mir das nur zu Recht gewesen, doch nun kam der schwierige Teil. „Bitte halt dich so fest wie möglich.“
 

Ich bat das Biest um die letzte Kraft die wir noch hatten und es lies meine Augen glühen. Mein Körper veränderte sich und die Steine und Brocken schoben sich nach oben. Mein Körper wurde von dickem schwarzem Fell überzogen und ein lautes Knurren flüchtete aus meinem Hals. Shiju klammerte sich an meinen Hals und ich bäumte mich immer wieder auf und schob die Steine weg. Den Rest schob ich uns mit meinen krallenbesetzen Klauen durch die Brocken. Als wir endlich draußen waren, verwandelte ich mich zurück und legte meine Arme sofort um Shiju. „Ist alles in Ordnung?“, fragte ich heiser und tastete ihren Kopf ab. Shiju hob ihr Gesicht und dicke Tränen rollten über ihre Wangen. „Wie geht es dir? Oh Gott Nousagi“, schluchzte sie zitternd und legte ihre Hände an meine Wangen. Ich schloss meine Augen und seufze stark aus. Mir tat alles weh, doch meiner Seele ging es gut. Ich hatte Shiju heile hier rausbringen können. Sie küsste mich und ich schöpfte neue Kräfte. „Bitte bleib bei mir, bis ich wieder aufstehen kann. Danach holen wir diese Kralle und verschwinden von hier“, erklärte ich meinen Plan und Shiju nickte diesmal zustimmend.
 


 

Als wir endlich in ihrer Hütte ankamen, legte ich die Kralle in ihren Arbeitsraum und lehnte mich dann erschöpft mit dem Rücken an den Türrahmen. „Usa?“, flüsterte sie und ich öffnete meine Augen um sie anzusehen. Sie schien irgendwie ruhiger, hatte den Rückweg kaum etwas gesagt. Sicher spuckten ihr noch die Anschuldigungen des Biestes durch den Kopf. Ich streckte meine Hand nach ihr aus, sodass sie sie nehmen konnte. Sie verstand was ich wollte, nahm meine Hand und ich zog sie sanft zu mir in die Arme. Langsam senkte ich den Kopf auf ihre Schulter, vergrub meine Nase in ihrem Haar. „Weist du, was ich an dir liebe?“, fragte ich leise und sie schüttelte ganz leicht ihren Kopf. Ihre Finger streichelten meine Brust und ich genoss den Moment der Zweisamkeit einfach. Dieser Tag hatte genug Aufregung gebracht. „Das du dir von niemandem etwas vorschreiben lässt. Selbst Taisho-sama hast du respektlos behandelt.“ Sie kicherte leicht an meiner Brust und schmiegte ihr Gesicht an meine Schulter. „Ich liebe dich Shiju“
 

Shiju drückte sich fester an mich und umschlang mich mit ihren Armen. „Ich liebe dich auch. So sehr Usa. Bitte verzeih mir“, bat sie und rieb ihre Tränen an meiner Schulter ab. „Bitte weine nicht“, bat ich und spürte die unendliche Müdigkeit. Selbst das Biest meldete sich seit Stunden nicht mehr. Sicher würde ich bald einfach umfallen. „Lass mich einfach etwas schlafen liebste“
 

Vorsichtig löste sie sich von mir, sah mir in die Augen und gab mir einen Kuss. Sie begann damit ihre Schlafstätte vorzubereiten, doch wie sie fertig wurde, bekam ich schon gar nicht mehr mit. In der Nacht wachte ich nur einmal kurz auf, da mein Hals sich staubtrocken anfühlte und sah neben mich. Shiju lag neben mir in ihrem Bett. Wie sie mich hier her gebracht hatte, war mir ein Rätsel, aber wie sie hier in meinem Arm lag, erinnerte mich das an unsere Zeit im Tempel. Ich hoffte das wir für immer so aneinander liegen würden. Vorsichtig wand ich mich aus ihrer Umklammerung und stand auf, um etwas zu trinken. Das Mondlicht fiel durch ihr Arbeitszimmer und mein Blick fiel auf den Tisch. Dort lagen verschiedene Werkzeuge und ein großes Stück Knochen. Was sie wohl noch alles für Auftraggeber hatte? Naja egal. Ich trank einen Schluck und kroch wieder zu Shiju unter die Decke. Nach einem Kuss auf ihre Stirn glitt ich wieder in einen tiefen Schlaf.



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