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Was die Hitze des Sommers nicht alles bewirken kann...

The Vessel and the Fallen 1
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hier ist Teil zwei… zum Verständnis wäre es gut, das vorherige Kapitel zu kennen, weil die beiden eigentlich eins sind.

Koumei ist hier nervlich ein bisschen fertig, also wer so etwas nicht mag, darf sich gewarnt fühlen :)
Außerdem stehe ich mit diesem Kapitel wirklich auf Kriegsfuß,
habe es wahrscheinlich zu Tode abgeändert und Sachen hinzugefügt, bis ich einigermaßen (nicht?) zufrieden war.
Es kann auch sein, dass ich es später noch einmal ein bisschen bearbeite. Komplett anzeigen

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Nacht


 

*~*

 

*

 

„Koumei, du musst wenigstens versuchen, dich zu entspannen!“, drängte Hakuren besorgt, als er endlich dessen allesbeherrschende Aufregung wahrnahm.

„Ich kann nicht! I-ich glaube ich mag d-das auch nicht“, winselte er zitternd.

Dabei passierte noch gar nichts. Am liebsten hätte er sich selbst geschlagen. Für die Reaktionen, die er nicht kontrollieren konnte und seine schwache Stimme. Vater hatte Recht. Du zeterst wegen nichts! Hör mit dem Stottern auf, das ist ja nicht zum Aushalten! Stell dich nicht so an! Wie konnte man nur derart kläglich sein?

Hakurens Blick hingegen wurde weich und verständnisvoll. „Oh, na gut, wenn du noch nicht bereit bist. Du musst entscheiden, ob du es willst oder nicht, auch wenn es mich schon ein bisschen wundert, dass du plötzlich so wenig Entgegenkommen zeigst“, meinte er und ließ von ihm ab. Setzte sich auf und streckte sich. Er wirkte nicht einmal gekränkt, höchstens ein wenig enttäuscht.

Was für eine Erleichterung! Nur fühlte es sich merkwürdigerweise an, wie eine lächerliche Ausflucht. Jämmerlich und irgendwie falsch. Koumei konnte nicht leugnen, dass er sich zu ihm hingezogen fühlte und dass da irgendwo durchaus etwas wie ein leises Begehren schlummerte, aber so stark, dass er darüber seine Vorsicht und Bedenken vergessen konnte, war es definitiv nicht. Trotzdem, behinderten sie ihn nicht eigentlich nur auf überflüssige Weise? Wie auch immer seine Entscheidung ausfallen würde, wahrscheinlich war sie ohnehin falsch.

Er zögerte lange, dann murmelte er niedergeschlagen: „Mh…ist schon gut. Es geht schon…“

Doch der andere schien sich darüber regelrecht aufzuregen: „Mei, wenn du so verkrampft, ohnehin schon verwirrt bist und nicht weißt, was du willst, ist es vielleicht keine gute Idee… Irgendwie gefällst du mir heute einfach nicht, du wirkst schon den ganzen Abend über erschöpft und benimmst dich merkwürdig. Ist irgendetwas? Wenn du von diesem Tag zu erledigt bist und deine Ruhe haben willst, musst du es mir nur sagen, dann gehe ich sofort. Es macht mir nichts aus, ich kann damit leben. Ich weiß ja, dass dieser Tag hart für dich war. “

Koumei schüttelte panisch den Kopf. Gehen für immer dann? Wie furchtbar! Also beteuerte er schwach: „N-nein, ich bin nur noch ein bisschen mitgenommen von diesem Tag, wie du schon vermutet hast. Es ist schon gut, Ren. Es macht mir nichts aus“, log er.
 

Der Prinz seufzte tief. „Ich kann dich gut verstehen, so viel Trubel wie heute magst du ja überhaupt nicht. Aber meine Güte, Koumei! Es soll dir nicht nur nichts ausmachen, sondern es soll dir gefallen und sich gut anfühlen! Was ist heute nur los mit dir? Dein Wille ist ungefähr so stark wie ein Blatt Pergament. Du sagst die ganze Zeit Dinge, die du nicht sagen willst und dann bereust du es“, wies Hakuren ihn scharf zurecht.

Ja, seinen Willen und seine Selbstbeherrschung hatte er heute Morgen irgendwo zwischen Baderaum und Speisesaal verloren. Zudem konnte Koumei nicht wirklich glauben, was sein Freund ihm da erzählte.

„G-gut?“, wiederholte er nur ungläubig.

Hakuren kratzte sich verlegen am Hinterkopf, diese Geste hatte er sich wohl bei ihm abgeschaut.

„Tja, deshalb tut man es, oder? Nun ja, es ist vor allem beim ersten Mal nicht unbedingt leicht, aber so wäre es wünschenswert. Ich versuche es. Du wirst sehen, es ist halb so aufregend.“

Oh ja, der Schwarzhaarige zeigte es nicht so stark, aber aufgeregt war er auch.

„Wenn du meinst…“, erwiderte der Rothaarige zweifelnd, da er diesen verschwindend kleinen, nervösen Unterton in Hakurens Stimme sofort registriert hatte.

Seine Augen flackerten beinahe unsicher. Doch das winzige Schwanken verschwand sofort. Ein vertrauenerweckendes Lächeln: „Komm nur her.“
 

Koumei zwang sich, nicht weiter mit sich selbst zu hadern. Trotz seiner Bedenken stemmte er sich hoch. Ergriff die ausgestreckten Hände und flüchtete sich in die warme Umarmung.

„Ist das nicht unangenehm für dich, wenn ich d-die ganze Zeit auf deinem Schoß sitze?“

Wie konnte man sich nur gleichzeitig so geborgen und verletzlich fühlen?

„Nein, nein. Ist es für dich denn in Ordnung?“, murmelte Hakuren. Seine Stimme klang seltsam dumpf. Ja, auch er musste beunruhigt sein. Nein… eher erregt.

Koumei spürte es. Dennoch bejahte er nur. Legte seinen Kopf auf Hakurens Schulter und verlor sich in seinem Geruch nach erhitzter Haut. Nahm aus dem Augenwinkel wahr, wie er sich ein wenig zur Seite lehnte und nach dem Ölfläschchen griff. Zwang seinen Atem, sich zu verlangsamen, erfolglos. Beobachtete, wie Hakuren etwas von der goldenen Flüssigkeit zwischen seinen Handflächen verteilte und erwärmte. Berührungen an seinem Oberschenkel.

„Darf ich?“

Diese trügerisch vorsichtigen Worte in seinem Haar, kurz bevor er sich keuchend vor Schreck zusammenkrümmte.

„Geht es?“

Koumei grub die kurzgeschnittenen Nägel in Hakurens Schultern. Dieses Gefühl war befremdlich. Nicht schmerzhaft, schließlich übte Hakuren keinerlei Druck aus. Aber unangenehm. Sehr unangenehm. Beinahe erniedrigend. Sein ganzer Körper verspannte sich. Genau das, was er nicht tun sollte. Unbehagliche Laute drangen aus seinem Mund, schienen jemand anderem zu entweichen.

Er wollte fort, doch Hakuren hielt ihn fest. „Warte, Mei, pass auf, sonst tust du dir noch weh!“, rief er erschrocken.

Koumei gehorchte. Hakuren fragte behutsam, ob er sich anders entschieden hätte, aber der Rothaarige schnaubte nur verärgert. Er hatte es so satt, sich von dieser unnötigen Furcht beherrschen zu lassen! Aber er konnte nichts dagegen tun, außer Hakurens schweren  Geruch einzuatmen und sich keuchend an ihm fest zu halten. Er gewann den flüchtigen Eindruck, dass sein Prinz selbst nicht mit völliger Sicherheit wusste, wie genau er sich verhalten musste. Seltsamerweise beunruhigte es ihn nicht zusätzlich. Vielleicht hatte er bereits die Grenze der möglichen Anspannung erreicht, so sehr, wie sich seine Muskeln versteiften und zitterten.

Hakurens freie Hand lag beschwichtigend in seinem Nacken, vollkommen sinnlos. Seine Stimme voller Verständnis. „Es ist nicht schlimm, Mei. Warte einfach nur ab.“

Doch, es ist schrecklich. Er wollte nicht abwarten. Es beschämte ihn und dennoch wollte er nichts sagen. Er wusste nicht einmal warum, aber irgendwie hatte er das Gefühl, sich wenigstens soweit beherrschen zu müssen. Bereute Hakuren seinen Wunsch jetzt? Eine gefühlte Stunde verging. Statt sich aufzulösen, wirbelten seine Gedanken wirr umher. Er fühlte sich wie im Fieber. Hitze. Sein Blut war glühend heiß. Immer, wenn Hakuren sich auch nur ein winziges Stück bewegte, sandte es beinahe unangenehme Schauer durch seinen Leib. Was mochte er wohl denken? Wahrscheinlich nicht sonderlich viel, aber es war ein schlechter Trost: Koumei kam sich abscheulich vor. Nicht wert, auf diese Weise berührt zu werden. Er verhielt sich wahrlich abstoßend. Schaffte es nicht, sich zusammenzureißen. Kein Wunder, dass er nie in einer Schlacht kämpfen würde, wenn ihn bereits dies hier vollkommen an den Rand eines Nervenzusammenbruchs trieb. Wie konnte Hakuren ihn nur derart begehrenswert finden? Doch der küsste nur gelassen seine Schulter.
 

„Alles in Ordnung?“

Koumei nickte halbherzig.

Hakuren streichelte seinen Rücken. Wie ruhig er auf einmal sein konnte. Noch ruhiger als er sich bei Koumei für gewöhnlich verhielt. Bewundernswert.

Langsam spürte er, wie die furchtbare Last von ihm abfiel. Der Rothaarige vergrub das Gesicht an Hakurens Hals. Sein geliebter Hakuren. Wie konnte er ihn nur so sehr wollen, dass er ihn mit dieser fürsorglichen Geduld behandelte und gleichzeitig so sehr beschämte? Er war es nicht wert. Weshalb wollte der Prinz ausgerechnet mit ihm das Bett teilen, wo er doch derart unerfahren und verängstigt war? Wo er bereits jetzt kaum mehr atmen konnte, weil diese tiefen Berührungen verstörende Gefühle und Emotionen in ihm hervorriefen? Unfähig seine Furcht auch nur für einen Moment loszulassen? Es dauerte viel zu lange. Die folgenden Minuten zogen sich ins unendliche. Waren es vielleicht sogar Stunden? Eine quälende Ewigkeit? Schweiß erschien auf seiner Stirn. Perlte sein Gesicht hinab und vermischte sich mit dem des Älteren. Dann war da ein neues Gefühl, seltsam drückend und heiß. Es lief durch all seine Adern, durch seinen gesamten Körper und irgendwie fühlte es sich verboten gut an. Wie viel er von Hakuren spürte. Koumei stöhnte und bebte unterdrückt. Unter seinen stumpfen Nägeln riss Haut. Dieses Ziehen im Unterleib ließ ihn leise wimmern. Warum hatte er dem hier nur zugestimmt? Es fühlte sich weder angenehm, noch romantisch an. Ganz anders als ihr vertrautes Beisammensein. Keine verklärte Liebe aus einer der alten Sagen. Das hatte er auch nie erwartet. Viel mehr erfüllten Scham und ein seltsam stechendes Gefühl sein Herz und seinen Körper. Er brauchte mehr Zeit, dabei wollte er diese quälend lange Prozedur endlich hinter sich bringen. Hakuren ging langsam vor. Behutsam. Achtete genau auf seine Reaktionen und fragte unendlich oft, ob alles in Ordnung sei und beteuerte,  dass er sich für nichts schämen musste. Aber es war immer noch zu übereilt. Er konnte ihn noch so vorsichtig behandeln, es ging einfach zu schnell. Seine Muskeln zogen sich viel zu kräftig zusammen. Vielleicht war er zu sensibel, aber er konnte es nur schwer ertragen. Wie herabwürdigend. Beinahe hätte er den anderen doch noch gebeten, endlich aufzuhören. Nein, er hätte ihn angeschrien. Doch irgendwann nahm der unangenehme Druck nicht weiter zu und er hockte zitternd auf Hakurens Schoß. Das Ziehen ließ ein wenig nach. Für einen Moment tanzten schwarze Punkte vor seinen Augen. Die viel zu starke Anspannung, gepaart mit der Angst und der Aufregung, die mittlerweile endlich etwas gelindert waren, raubte ihm all seine Kraft.

„Hakuren…“, flüsterte er. Seine Stimme klang so dünn.

„Mei? Was ist los?!“

Die Hand stützte ihn, während er erschöpft nach Luft schnappte.

„I-Ich muss mich hinlegen.“

„Warte.“ Hakuren klang schlagartig besorgt. Vorsichtig zog er seine Finger zurück und bettete Koumei auf das Handtuch.
 

Kaum berührte sein Rücken den weichen Stoff, durchströmte Erleichterung seine Adern. Sofort ging es ihm wieder besser. Das Blut floss wieder in seinen Kopf und verdrängte das flaue Gefühl. Nur das Ziehen blieb. Benommen schweifte sein Blick durch den Raum, bis er an Hakurens tiefblauen Augen hängen blieb.

„Möchtest du nicht mehr?“, fragte dieser rücksichtsvoll und Koumei spürte plötzlich, wie sehr er ihn liebte. Wie hatte er nur jemals daran zweifeln können? Hakuren war doch überaus zärtlich und verständnisvoll und es ging ihm genauso wie Koumei, denn er war ebenfalls unsicher. Er musste sich nicht vor ihm schämen. Warum tat er es dennoch? Diese wohltuende, liebevolle Wärme, die ihn jetzt umgab, war etwas vollkommen anderes als diese unangenehme, verzehrende Hitze. Doch sie kehrte viel zu schnell zurück. Ein heftiges Beben in seiner Brust, vermischt mit dem jähen Verlangen, wieder diese makellose Haut auf der seinen zu fühlen. Dabei fürchtete er ebendies. Unvorstellbar. Wohlmöglich hatte dieser Tag ihn jeglicher Vernunft und Rationalität beraubt. Im einen Moment dachte er dies, im anderen das. Wollte Dinge, die er gleich darauf verfluchte. Er verstand die Welt nicht mehr, doch am wenigsten sich selbst. Hasste den jämmerlichen Ton seiner Stimme. Die Schwäche, die er zeigte und nicht verhindern konnte. Die Tränen, die den ganzen Tag über bereits ungeweint in seinen Augen brannten. Er hatte die Kontrolle verloren und das verunsicherte ihn am aller meisten.
 

Sein Vater hatte ihn durchschaut. Er war eine Schande für die Familie Ren, wenn er schon in Hakurens Armen haltlos wimmerte. Was war nur mit seiner strengen Erziehung geschehen? Verflogen in nur einer einzigen Nacht? Nein, sie hatte bei ihm wohl nie gewirkt. Ein Mann sollte stark sein. Sich nicht von seinen Gefühlen beeinflussen lassen. Er kam sich vor, wie eine heulende Witwe, nur, dass er das Weinen noch unterbinden konnte. Hätte er damals schon gewusst, dass es durchaus Witwen gab, die mit ihrem „Schicksal“ äußerst glücklich waren, er hätte sterben wollen. Nun versank er lediglich in tiefer Reue. Sie drohte ihn zu verschlingen. Was war er nur für eine verachtenswerte Kreatur? So schäbig. Nicht besser als Kali, aber noch dazu bereit sich einem anderen Mann hinzugeben, aus dem reinen Affekt heraus, obwohl er vor Angst schlotterte. Viel schlimmer. Wie unbedacht sie sich verhielten. Wie dumm. Koutoku täte nur Recht damit, sie zu bestrafen. Nein, das durfte er nicht. Sie beide verband doch so viel mehr als wankelmütige Launen. Hakuren liebte ihn auf eine unvernünftige, unerschütterliche, unbeugsame Art und Weise. Sorgte sich um ihn. Schützte ihn. War blind für jeden anderen und sah nur ihn. Schon so lange. Und Koumei liebte ihn ebenso, auch wenn er sich dessen viel zu lange nicht bewusst gewesen war. Diese viel zu kurze Zeit mit ihm. So schön, nahezu berauschend. Allzu bald würde alles enden. Er würde in einen finsteren Abgrund stürzen und alleine zurückbleiben, während Hakuren dort oben im Licht eine falsche Maske des Lächelns aufsetzen würde, umschwärmt von seiner zukünftigen Gemahlin. Niemand könnte je ahnen, dass hinter dieser sorgenlosen Miene Abneigung gegen sein Schicksal und Verzweiflung steckten. Koumei blinzelte die Tränen fort. Verschränkte seine Hand mit der seines Geliebten. Ergeben. Ermattet. Ja, dieses Schicksal war so grausam. Wie sehr er es hasste. Doch sie waren wehrlos. Konnten nichts dagegen tun.
 

Sanftes Streicheln an seiner Stirn. „Was ist mit dir? Habe ich dir wehgetan?“ Diese übertriebene Panik. Es gab nicht viel, dass seinen Gefährten so in Aufregung versetzen konnte.

Er schüttelte nur den Kopf. „Alles in Ordnung“, log er und rang sich ein falsches Lächeln ab.

Hakuren seufzte erleichtert.

„Du könntest weitermachen“, schlug Koumei vor. Habe ich das grade wirklich gesagt?, dachte er erschrocken. Eigentlich war er jetzt schon vollkommen von diesem ungewohnten Gefühl überfordert.

„Ich weiß nicht ob das klug ist, wenn du so angespannt bist, Mei…“, gestand auch Hakuren.

Dabei wusste der Rothaarige ganz genau, was der andere wollte. Dieser intensive Blick sprach Bände, sagte mehr als tausend Worte. Der Ältere mochte versuchen, fürsorglich zu handeln, allerdings konnte er sein offenkundiges Verlangen nicht länger überspielen, wenngleich er es ihm zu Liebe versuchte. Koumei sah es überall an ihm. Offensichtlich und versteckt. Immer noch fürchtete er sich davor. Dennoch… da war immer noch Neugier, auf einmal sogar erstaunlich viel Neugier. Irgendetwas erfüllte ihn daneben auch mit verbitterter Gleichgültigkeit.

Egal, was soll dir schon passieren? Reiß dich zusammen! Dieses Gezauder ist armselig, du weißt das. Wenn er merkt, dass du dich schämst, wird er denken, dass du ihn nicht liebst und dann wird er noch schneller fortgehen. Wenn er dir wirklich weh tut, ist es eben das erste und letzte Mal gewesen. Wenn er sich nicht damit abfinden kann, ist es sein Problem, nicht deins! Also werde dir endlich darüber klar, was du willst und benimm dich nicht wie eine lächerliche Prinzessin!

Aber auch Hakuren hatte inzwischen Bedenken: „Ich weiß aber nicht, ob ich nicht nochmal – “

„Dann versuch es“, erwiderte Koumei tonlos. „Ist es nicht das, was du die ganze Zeit wolltest?“

Die Verbitterung ließ sich nicht völlig verbergen. Er war so hinterhältig. Wie konnte er sich nur anmaßen, derartig boshafte Dinge zu sagen? Hakuren hätte ihm niemals all diese Zuneigung und Liebe vorgespielt, nur um sich ihm für eine Nacht anzunähern. Wäre niemals in der Lage dazu gewesen. Oder? Oh, was dachte er da nur? Wie kam er auf solch gehässige Ideen, die so unendlich weit von der Wahrheit entfernt waren? Aber jetzt verspürte er eine seltsame Wut.

Der Prinz zögerte kaum merklich, obgleich die Unschlüssigkeit ihn nicht überrollte. Koumei funkelte ihn an, vielleicht passten seine rauen Worte ja doch. Weshalb versuchte Hakuren nur immer wieder, alles hinauszuzögern, obwohl deutlich war, womit es enden würde? Das war alles andere als rücksichtsvoll.

„Worauf wartest du“, knurrte er verbissen, „ich werde schon schreien, wenn du mir zu sehr wehtust.“

„Bist du verrückt? Ich möchte dir überhaupt nicht wehtun!“, beteuerte Hakuren heftig.

„Zu spät“, schnaubte Koumei. Nicht, dass ich das nicht ertragen könnte, aber das musst du ja nicht wissen…

Der Prinz senkte betreten den Blick.

„Na schön. Aber versprich mir, dass du irgendetwas sagst, wenn-“

„Gut, wenn dich das glücklich macht“, spottete er. Irgendwie trug er plötzlich einen irrationalen Zorn in sich, der natürlich tief in seinem Inneren weitgehend unbemerkt verrauchen würde, nachdem er sich grade für einen winzigen Moment an die Oberfläche gekämpft hatte.

Hakuren rang ihn mit seinem empörten Blick zu Boden, ehe er erstaunlich leise bat: „Setz dich auf, Mei.“

Während er sich aus der liegenden Position in die Höhe kämpfte, bemerkte er, wie der andere nochmals zum Öl griff. War dieses Theater wirklich klug gewesen?

 

~
 

Koumei umklammerte Hakurens Arm, welcher sich begehrlich um seine Hüften geschlungen hatte. Hinterließ tiefe Kratzer auf seinen Händen. Der letzte Halt. Dieses Gefühl… noch nie hatte er etwas dergleichen gespürt. Etwas zwischen Schmerz und Schweben. Es beraubte ihn jeglicher Besinnung, war so überraschend und plötzlich gekommen, dass es beinahe unerträglich schien. Entzündete einen fiebrigen Glanz in seinen Augen.

Hakuren stöhnte gegen seine Schulter. „Mei…“

Es machte ihn Wahnsinnig, nein, sie beide. Ja, im wahrsten Sinne des Wortes. Heftige Wellen durchliefen seine Adern. Trugen ihn fort. Schwer lehnte er sich zurück, drängte sich gegen Hakuren und Flammen loderten durch sein Blut. Die Haut des anderen brannte auf der seinen wie Feuer. Schien so gut an die seine zu passen, dass er sich fragte, wie er ohne diese Nähe jemals hatte leben können. Dann verschwand der Gedanke in einem verschlingenden Strudel. Er konnte kaum Atmen. Wollte irgendetwas sagen, wusste nicht einmal was. Doch er brachte nichts heraus, konnte nicht klar denken. Sein Körper gehorchte ihm nicht mehr. Nur ein Ächzen stahl sich, beinahe gequält, über seine Lippen. Was war das? Diese Reaktion ängstigte ihn. Koumei wimmerte. Es fühlte sich so falsch an und erfüllte ihn zugleich mit einem unbeschreiblichen Verlangen nach mehr davon. Wie konnte es sich nur gut anfühlen? Es übertraf alles Verbotene, was sie bisher getan hatten. Er wollte das nicht, es war so demütigend. Endlich ein Vorwand, die angestauten Tränen über ihren letzten gemeinsamen Tag, ihre letzten Stunden, zu weinen. Er konnte es nicht länger zurückhalten, obwohl er die Lider schloss. Salzige Tropfen rannen über sein Gesicht. Perlten auf das weiße Laken. Hakuren bemerkte sie nicht. Lediglich ein Kuss auf den Nacken.
 

Der Rothaarige stöhnte auf. Er fühlte Hakurens Hände, so fest um seine Brust gewunden. Sie würden ihn nie wieder gehen lassen. Hielten ihn gefangen. Kochender Schweiß gesellte sich zu den Tränen. Konnte seinen protestierenden Gliedern keine Linderung verschaffen: Sein Körper war so heiß, als würde er verbrennen. Glühend. Dieses Feuer in seinem Inneren fachte sich selbst immer weiter an. Versengte ihn von innen heraus. Nahm kein Ende. Immer schlimmer. Leise Angst pochte in seinem Herzen. Die Tränen ein nicht enden wollender Strom. Aber kein Wort verließ seinen Mund. Er fühlte nur noch Hakuren. Ein scharfer Schmerz. Ein Keuchen. Seine Finger krallten sich verzweifelt in die weichen Kissen. Das war falsch. Seine Muskeln verkrampften sich. Zum Zerreißen gespannt. Ließen seine Oberschenkel zittern. Der Druck in seinem Inneren wurde unerträglich. Sandte Wellen des Schmerzes durch seinen ganzen Leib. Bahnte sich mit unaufhaltsamer Macht seinen Weg. Ein letztes Aufbäumen. Dann riss etwas in ihm. Zumindest fühlte es sich so an und ließ ihn erbeben. Da wusste er, dass es um seine Selbstbeherrschung vollends geschehen war und er nichts mehr vor Hakuren verbergen konnte. Etwas drängte aus ihm heraus. Bahnte sich seinen Weg hervor, ohne das er es aufhalten könnte, obwohl er es mit aller Macht versuchte: Koumei schluchzte auf. Sein zitternder Atem ging stoßweise und er wusste, dass all seine Mühen umsonst gewesen waren. Selbst Hakuren würde jetzt merken, wie erbärmlich er wirklich war. Die Tränen, die er die ganze Zeit so erfolgreich unterdrückt hatte, schienen ihn zu verhöhnen und nur noch stärker hervor zu quellen. Das durfte nicht sein! Dennoch, er konnte es immer noch nicht vergessen: Morgen, der neue Tag der bevorstand und drohend auf das Ende dieser Nacht wartete. Koumei keuchte schweißgebadet. Ermattet brach er auf dem durchnässten Laken zusammen. Gleichgültig. Bebend. Am Ende seiner Kräfte. Seltsam erleichtert. Verstört, verbittert. Und doch merkwürdig befreit. Hakuren sank vollkommen erschöpft auf seinen Rücken. So schwer. Seine Knochen protestierten. Er bekam keine Luft mehr. Es stach. Erst sein erschrockener Schmerzensschrei brachte den anderen zur Besinnung. Viel zu langsam verschwand das niederdrückende Gewicht von seinem Körper, als der Ältere sich behutsam und dennoch hektisch von ihm löste.
 

Koumei fühlte sich vollkommen ausgelaugt. Nur der abebbende Schmerz blieb zurück.

Entsetzt keuchte Hakuren: „Mei! Alles in Ordnung? Es tut mir so leid!“

Er klang ebenso schockiert, wie er sich selbst noch immer fühlte. Hatte Angst, etwas Unverzeihliches getan zu haben. Fast, als erwartete er einen Schlag oder verletzende Worte.

Doch Koumei warf sich ihm regelrecht an den Hals. Ignorierte die Erschöpfung und das Unwohlsein, sondern drückte sich an ihn, als wollte er mit ihm verschmelzen. Bald würde er diesen Geruch nach Heidelbeeren und Leder für immer vermissen. Gesplitterte Fingernägel gruben sich unkontrolliert in Hakurens Rücken. Koumeis rotes Haar wippte auf und ab. Der magere Körper geschüttelt von heftigen Schluchzern.

„Oh Mei… es tut mir so leid, ehrlich. Wolltest du es doch nicht? Habe ich dir wehgetan? Ich Idiot hätte einfach die Klappe halten und dich entscheiden lassen sollen! Es hat dir überhaupt nicht gefallen, oder? Sag mir doch, was los ist“, flüsterte er beunruhigt, bekam aber nur ein tränenfeuchtes Kopfschütteln. Dass Hakuren im Nachhinein Dinge bereute, auf die er vorher ganz wild gewesen war, war nichts Ungewöhnliches. „Was ist mit dir? Ich schwöre, dass ich dich nie wieder anrühren und nie wieder etwas tun werde, was du nicht willst, aber bitte, rede doch endlich!“, flehte er.

Da gruben sich die schlanken Hände haltsuchend in sein dunkles Haar.

„G-geh nicht“, wimmerte es herzzerreißend.

Zögern. Dann ein ungläubiger Blick. Hakurens Stimme schwankte: „Ich muss. Spätestens wenn die Sonne aufgeht.“
 

Koumei zitterte vollkommen ermattet. Die hellen Augen verschleiert vor Erschöpfung. Eigentlich war es ein einziges Wunder, dass er nicht längst in tiefer Bewusstlosigkeit schwebte, aber mit einem Mal machten sich all die verdrängten Gefühle bemerkbar und drängten aus ihm heraus. „B-bleib hier. Bitte.

Hakurens Augen weiteten sich vor Schreck. Überraschung zeichnete sich auf seiner Miene ab. „Du hast die ganze Zeit über nur daran gedacht? Den ganzen Tag über? Das ist der einzige Grund, der dich derartig quält?“

Koumei nickte schwach.

Der Schwarzhaarige brachte keinen Ton mehr heraus. Er wusste zwar, dass es ihn traurig machte, aber so sehr?

Koumei heulte leise, jetzt passierte genau das, was nicht geschehen sollte. Er ärgerte sich so unendlich über sich selbst. Nervenzusammenbrüche waren so erbärmlich.

„Ren, es tut so weh“, klagte er erstickt. In diesem Moment hätte er nicht einmal sagen können, welchen Schmerz er meinte.

Was war nur mit ihm los? Seine Gefühle lasteten so dunkel und schwer auf seiner Seele. Was war heute Nacht nur mit seiner Selbstbeherrschung geschehen? Nun lag sie in Trümmern vor ihm. Ließ sich nicht mehr retten. Verwandelte ihn in ein klägliches, bedauernswertes Etwas. Ein abstoßendes Wesen, welches nur noch schmerzerfüllt schluchzte und sich an seinem liebsten Hakuren festkrallte, wie an einem rettenden Seil. Dabei war es doch alles dessen Schuld.

„Also hast du doch Schmerzen?“, hakte Hakuren angstvoll nach.

Der Kleinere presste das nasse Gesicht an dessen Hals. „Mhmh…“

„Oh bei den Rukh, warum hast du denn nichts gesagt?! Glaubst du, du brauchst einen Arzt?“, hauchte Hakuren entsetzt.

Koumei schüttelte den Kopf. „Es ist nicht schlimm“, stritt er wimmernd ab, denn jetzt war es die Wahrheit und kümmerte ihn nicht mehr.
 

Aber der Prinz sah so bestürzt aus, dass Koumeis Herz alleine bei dessen verstörtem Anblick brach. Etwas Feuchtes tropfte auf seine Wange. Erstaunt starrte Koumei auf die salzigen Tränen, die nun auch seine Hände benetzten, aber sie kamen nicht mehr nur von ihm. Sie bahnten sich unaufhaltsam ihren traurigen Weg nach unten. Hakuren weinte. Und das war das schlimmste, was er hätte tun können, wo er doch sonst immer so heiter und fröhlich gestimmt war. Wenn der Prinz diese Schwäche zeigte, bedeutete es etwas Schreckliches.

Koumeis Herz zitterte vernichtend und ließ ihn aufheulen. „Oh Ren, wärst du doch niemals zurückgekehrt…“, stieß er hervor.

„Aber … Mei … ich …“

„Du hast es alles noch viel schlimmer gemacht“, weinte er bitter. Diese schreckliche Wut…

Hakuren schaute ihn durch den Tränenschleier hindurch an. Wie jämmerlich, jetzt lagen sie sich beide in den Armen und heulten. Alleine deshalb würde sein Vater, ja sogar Kouen, ihn blutig schlagen.

„Verzweifle nicht. Wir werden uns wiedersehen.“ Dieser lächerliche, auswendig gelernte Spruch. Wie überzeugend, wenn man selbst nur noch schluchzte.

Koumei widersprach ernüchtert: „Aber es wird nicht das gleiche sein. Keine Nähe. Wir können einander nur noch aus der Ferne beobachten. Und dann wirst du mich vergessen.“ Er schniefte, doch die Tränen wollten kein Ende nehmen.

„Wie kannst du mir so etwas unterstellen? Nein, ich werde einen Weg finden, zu dir zu kommen“, beteuerte Hakuren. Er war wirklich überzeugt davon. Wie bald würde er dieses Versprechen vergessen haben, wenn er erst einmal verheiratet war? Hakuren mochte Frauen, hatte sich früher kaum vor einem ganzen Schwarm von ihnen retten können. Weshalb sollte er dieses Mal so furchtbar abgeneigt sein, eine zu heiraten? Nein, wenn die Ehe erst einmal vollzogen wäre, würde er sich nicht mehr um ihn scheren. Koumei konnte nicht glauben, wie blind dieser vielbewunderte junge Mann sein konnte. Es war so unverzeihlich. Trostlos. Er ertrug es nicht länger.

Entsetzlich langsam hob er den Kopf und hauchte entkräftet: „Diese Möglichkeit suchst du vergebens. Wie kannst du nur dem Willen deiner Eltern zustimmen? Wieso hast du gesagt, dass du mich liebst? Wenn es stimmte, würdest du nicht einfach fortgehen, ohne mir auch nur eine einzige Nachricht zu hinterlassen! Wie konntest du nur? Für dich mag das alles nur ein ablenkungsreicher Zeitvertreib sein, aber ich, ich habe mich wirklich in dich verliebt und weißt du wie weh das tut, wenn du einfach so gleichgültig davon gehst? Ohne ein einziges Wort? Nur um dann wieder hierher zu kommen, um alles noch viel furchtbarer zu machen?“
 

Er konnte nicht weitersprechen. Seine eigenen ungewöhnlich lauten Worte machten ihm Angst. Er erkannte sich selbst nicht mehr wieder. Verwirrt presste er sich gegen Hakuren. Er hatte ihm noch nie so heftig seine Liebe gestanden. Und nun war es zu spät. Sein ganzer Körper bestand nur noch aus Verbitterung. Die salzigen Tropfen brannten auf seiner Haut wie Säure. Wieso konnte nicht alles beim Alten bleiben? Weshalb musste Hakuren für ihn wichtiger werden, als alles andere, nur um ihm so bald schon wieder genommen zu werden? So ungerecht.

„Ich habe Angst“, flüsterte es da plötzlich an seinem Ohr. „Und ich weiß genau, wie du dich fühlst, weil es mir nicht anders geht.“

Nein, das weißt du nicht.

Doch Hakuren fuhr fort und drückte ihn an sich: „Ich habe es dir unendlich oft gesagt. Ich will diese Heirat nicht. Nicht diese unbekannte Prinzessin, nicht dieses Bündnis. Ihr geht es sicher ebenso. Ich will sie nicht! Da bist immer nur du und es wird nie anders sein. Wieso verstehst du das nicht? Am liebsten würde ich das alles vergessen und nie jemanden wie sie zur Frau nehmen. Ich fürchte mich vor all den Pflichten und Hoffnungen der Leute. Ich weiß nicht, was von mir erwartet wird. Was ist mit Hakuyuu, ist er mir nicht böse, wenn ich ihm zuvor komme? Dabei ist diese Prinzessin so vollkommen reizlos. Aber weißt du, was geschieht, wenn ich ablehne? Es wird unserem Reich schaden und das kann ich nicht zulassen. Es wäre unverzeihlich, wenn deshalb ein Krieg zwischen ihrem und unserem Land ausbräche.“ Der Ältere wandte sich ab und wischte sich Tränen aus dem Gesicht.

Der Rothaarige schluchzte leise, woraufhin der Prinz ihn so besorgt anstarrte, als ob er gleich sterben würde. Dennoch, an seinen Worten gab es nichts zu Widersprechen. Oh, wie Recht er doch hatte. Koumei wusste das selbst am allerbesten.
 

Ihm erschien es, als verginge mit Hakurens Worten auch das letzte bisschen Glück, das bereits zu Beginn dieses scheußlichen Tages zerbrochen war. So lange und doch viel zu kurz hatten sie es miteinander geteilt. Bald war es endgültig vorbei. Nur ein paar Stunden noch. Eine lächerlich kurze Zeit. Herzschläge, Atemzüge. Flüchtige Küsse. Bald würde all das in schrecklich weiter Ferne liegen. Ebenso verging jedoch auch der Schmerz. Wurde zu einer dumpfen Erinnerung. Ballte sich zu einem kleinen, harten Knoten zusammen und enthüllte eine ungeahnte Kälte, die ihn nach der unerträglichen Hitze frieren ließ. Was sollten sie nur machen? Diese haltlosen Anschuldigungen gegen Hakuren würden seinem zersplitterten Herzen auch nicht mehr helfen. Das einzige, was er jetzt noch tun konnte, war eng an ihn geschmiegt die letzten Stunden zu verbringen. Würde der Morgen doch niemals anbrechen! Seufzend rutschte er wieder näher. Unwohlsein überkam ihn. Mit einem Mal brachen die Anstrengungen des Tages wieder mit aller Macht über ihn herein.

„Es tut mir Leid, dass ich das alles gesagt habe“, winselte er und sank kraftlos in Hakurens Armen zusammen. Seine tränenroten Augen fielen immer wieder zu.

„Das muss es nicht“, erwiderte der Prinz unvermutet sanft, während in einem fort die Verzweiflung in seinem Blick loderte. Aber in dieser Nacht konnten sie nichts mehr ändern. Koumei gähnte schwach und der Prinz stimmte ebenso niedergeschlagen mit ein.
 

Koumei bemerkte kaum noch, wie er ihn achtsam zwischen die Kissen gleiten ließ und behutsam seine Stirn küsste. Die weichen Stoffe empfingen ihn behutsam, umhüllten seinen ermatteten Körper und machten ihn noch schläfriger. Auch, dass Hakuren ihn vorsichtig mit dem sauberen Handtuch abrieb und das alte unter ihnen hervorzog, entging ihm.

„Möchtest du dich waschen?“, fragte er leise, doch Koumei murmelte nur etwas Unverständliches und schmiegte sich behaglich an ihn, um seine Wärme zu spüren, da es kühl geworden war.

Der Prinz klang bei jedem seiner Worte seltsam erleichtert. Wahrscheinlich hatte er befürchtet, dass der Rothaarige sich verstört von ihm abwenden würde und dass er seine Nähe trotzdem duldete, sie sogar suchte, schien ihn beinahe zu erstaunen.

„Na schön, es ist ja auch sehr spät. Dann tu das morgenfrüh, ja?“

Er erhielt lediglich ein müdes Seufzen. So lagen sie dicht an dicht, bis Koumeis Atem tief und regelmäßig ging. Endlich kam der Schlaf über ihn und zerrte die elendigen Sorgen mit sich fort.

 

 

~~~
 

Ein Rascheln durchdrang seine Träume wie ein seidiger Nebel. Dämmerlicht. Er blinzelte. Zu langsam, um etwas zu sehen. Seine Lider flatterten träge auf und schlossen sich wieder, kamen nicht vom Schlaf los. Weicher Stoff streifte flüchtig über seine Haut. Dann eine warme Berührung an seiner Stirn.

„Auf Wiedersehen, Mei…“

Ein diffuses Schemen über ihm.

„Ren…“, murmelte er. Haschte vergeblich nach den kräftigen Fingern, die ein letztes Mal durch sein Haar glitten. Er wusste nicht, dass dies wirklich das letzte Mal sein sollte, denn dann hätte er noch viel verzweifelter gegen den eisigen Griff des Schlafes angekämpft. Doch er schaffte es nicht, sich aus den Traumschwaden zu befreien. Egal, wie sehr er es wünschte. Aber er musste Hakuren noch einmal ins Gesicht sehen… Unmöglich. Es fiel ihm so schwer, jeder Gedanke… „Bleib…“ Sachtes Knarzen, dann ein Schaben. Der Raum war leer. Seine Hand fiel machtlos auf das Laken. Der übermächtige Schlaf zog ihn mit sich hinab.

 

 
 

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