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Nimm mein Herz und führe mich

von

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Unter der Frühlingssonne: Limonen und Zitronen

Der nächste Tag war der erste Sonntag im Mai.

Der Wetterbericht hatte eine fast schon sommerliche Wetterlage vorausgesagt. Die Sonne, die niemanden enttäuschen wollte, gab sich alle Mühe und strahlte schon direkt nach dem Erwachen des Tages aus voller Kraft.
 

Marti erwachte und das erste, was er spürte, war Jakos warmer Atem. Er lächelte und genoss dieses angenehme Gefühl. Eine Weile lag er einfach da und rührte sich nicht.

Seine Gedanken wanderten. Zu dem glücklichen Leben, das er führte. Zum gestrigen Tag. Zu den schönen Stunden, die der geschenkt hatte. Und zu den bitteren, angsterfüllten Momenten.

Ja, darüber würden sie beide noch mal in Ruhe reden müssen.

Aber nicht jetzt. Und vielleicht auch nicht heute. Mal sehen.
 

Leise stand er auf, zog sich etwas über und schlich sich aus dem Zimmer. Er würde jetzt erst mal Frühstück machen. So richtig schön. Und das würde er Jako ans Bett bringen. Zufrieden lächelte er bei dem Gedanken, Jako mit einem Kuss und Kaffeeduft zu wecken.

Als er in die Küche kam, stand mitten auf dem Tisch die große Obstschale, gefüllt mit Zitronen, Limetten und Orangen. Ja klar, Felix hatte eingekauft, und Felix, der total gerne kochte, kaufte auch immer so gesunde Sachen.
 

Eine halbe Stunde später drückte Marti vorsichtig die Türklinke mit dem Ellbogen runter, spazierte ins Zimmer und stellte das Tablett vorsichtig auf dem Bett ab.

Kaffee, frischgepresster Orangensaft, Rührei, Bacon, gebutterter Toast. Es duftete köstlich. Und es weckte Jako aus seinem Schlaf.

Der schaute mit großen Augen auf das liebevolle Frühstück und dann auf seinen Schatz. Marti strahlte ihn an und beugte sich zu ihm, um ihm einen Kuss zu schenken.

„Guten Morgen, du verschlafenes Jako“, sagte er.

Jako lächelte. Es war toll, so geweckt zu werden, da könnte er sich glatt dran gewöhnen.
 

Sie machten sich beide mit Heißhunger über das Frühstück her. Immerhin hatten sie am Tag vorher kaum etwas gegessen, erst vor Kummer und später waren sie so beschäftigt gewesen ...

Als Marti gerade in seine zweite Toastscheibe biss, erklang aus dem Flur ein lautes „Ach Du Scheiße!“

Sie stellten ab, was sie in den Händen hatten und stürzten aus dem Zimmer.

Sie fanden einen aufgebrachten Felix vor, der in der Küchentür stand und mit aufgerissenen Augen das Chaos in der Küche bestaunte.

„Himmel“, rief er, „was zur Hölle ist hier passiert, und wer war das?“
 

„Na ja“, gab Marti zu, „Ich habe Frühstück gemacht."

Jako schaute sich die Bescherung an und musste grinsen. Das Frühstück war Klasse, aber Marti hatte es geschafft, die Küche in einen Zustand zu versetzen, den man normalerweise nur aus Filmen kannte, die Jahrzehnte nach Beginn einer Zombie-Apokalypse spielen.

„Frühstück?!“, schimpfte Felix. „Und wie zum Geier hast du es fertiggebracht, dabei ganze sieben Pfannen zu verdrecken – ich habe nachgezählt - , im Spülbecken einen ganzen Stapel aus Schälchen, Besteck und anderem zu hinterlassen? Und die Sauerei auf dem Tisch, die Orangenschalen ... und was ist das dort auf dem Boden???“

„Na ja, mir sind ein paar Eier runter gefallen ...“
 

Felix, der ruhige, besonnene Felix, war nun echt sauer.

„Und das lässt du einfach so liegen?“

„Hm“, machte Marti und zuckte mit den Schultern.

„Das wirst du bitte aufräumen, und zwar pronto.“

„Ja, ja ...“

„Nix ja ja. Das kann ja wohl nicht wahr sein!“

Marti, der ein kleines bisschen gehofft hatte, dass Felix, der einfach das Herz und die Seele der WG war, sich darum kümmern würde, fing an zu meckern.

„Mann, immerhin hab ich gekocht, na ja, Frühstück gemacht, da könnte eigentlich wer anders aufräumen. Ich sehe nicht ein ...“

Und so zog sich der Wortwechsel über mehrere Minuten hin.
 

Jakos Grinsen wurde immer breiter. Er amüsierte sich königlich.

Schließlich machte er dem ganzen ein Ende.

„Marti?“

„Ja?“

„Natürlich wirst du das hier in Ordnung bringen“, sagte Jako.

Marti setzte zu einer Erwiderung an, stockte, setzte erneut an und sagte dann:

„Können wir wenigstens vorher zu Ende frühstücken?“

„Okay. Und dann helfe ich dir nachher, du Verrückter. Einverstanden?“

Marti nickte. Und lächelte zufrieden.

Felix sah von einem zum anderen und schüttelte verwundert den Kopf.
 

Bis die Küche wieder manierlich aussah, dauerte es letztendlich noch eine ganze Weile. Erst frühstückten sie zu Ende. Dann ging es in der Küche nicht ohne Flachsereien ab, und über einen pitschnassen Spüllappen, der quer durch die Küche geworfen wurde, gipfelte das ganze schließlich in einer Wasserschlacht.

Aber irgendwann hatten sie es doch geschafft und saßen nun zufrieden am Küchentisch, um einen letzten Kaffee zu genießen.
 

Etwas später waren sie wieder in Jakos Zimmer. Durch den Raum erklang Musik, starke, eindrucksvolle, rhythmische Klänge. Beide hielten sich eng umschlungen und bewegten sich zu dem Song. Konnte man es tanzen nennen? Irgendwie schon ...
 

Martis Gedanken kreisten. Er hatte nicht wirklich vorgehabt, Felix mit der Sauerei in der Küche allein zu lassen. Aber als Felix sich so aufgeregt hatte, da hatte er einfach aus purem Widerspruchsgeist dagegen gehalten.

Und dann hatte Jako mit seiner ruhigen, tiefen Stimme so bestimmt ... und bestimmend ... gesprochen.

Und irgendwas war da mit ihm passiert. Er hatte das total gemocht. Ein feines Kribbeln war in seinem Bauch entstanden ... Er schloss die Augen und gab sich ganz der Musik hin und der Umarmung seines Liebsten.
 

Jako genoss es so sehr, Marti ganz nah zu spüren und festzuhalten. Er würde ihn nie wieder loslassen, so sehr liebte er ihn.

Vorsichtig bugsierte er ihn zum Bett, und wenig später lagen sie beide dort, Marti unten, Jako über ihm, küssten sich leidenschaftlich und pressten sich eng aneinander.

Dann kniete sich Jako vor das Bett und streifte Marti das Shirt ab.

„Bleib liegen“, flüsterte er, während er ihn auch von seiner Hose befreite. Dann küsste er ihn sanft auf den Bauch.
 

Er mochte die weiche und warme Haut dort. Er ließ die Lippen und die Zunge spielen. Als er mit seinem Mund weiter nach unten wanderte, sog Marti schnell die Luft ein. Er spürte Jakos warmen Atem über seine Haut streifen, spürte die Leidenschaftlichkeit seiner Lippen und seiner Zunge.

Und dann spielte die Zunge mit der Spitze von Martis Penis ... bis die Lippen ihn umschlossen und sich sanft auf und ab bewegten ...

Marti stöhnte und atmete schwer, und auch Jako empfand ein tiefes, alles überflutendes Lustgefühl.
 

Zur gleichen Zeit betrachtete Felix in der Küche nachdenklich und ein bisschen sehnsüchtig, er wusste selbst nicht, wonach eigentlich, das Glas in seiner Hand. Daran befand sich frische, von ihm selbst zubereitete Zitronenlimonade. Sie funkelte im Licht der Frühlingssonne.

Er seufzte und trank es aus. Bis zur Neige. Bis zum letzten Schluck. Er spürte die herbe, erfrischende Säure der Zitronen. Die leichte Bitterkeit der Limetten. Die sanfte Süße des Zuckers.

Das Glas war leer und nur noch ein paar Tropfen verliefen funkelnd an seinem Rand.
 

Marti und Jako tranken in großen Zügen aus dem Kelch ihrer Lust und ihrer Liebe. Es war erfrischend. Es war ein ganz klein wenig bitter. Und es war so unendlich herrlich süß.

Und ... es war wie ein Wunder: Je tiefer ihre Züge waren, desto schneller füllte sich der Kelch wieder. Er wurde nicht leer, er ließ nicht nach, er bleib tief und voll.

So tief und voll wie der Ozean.

Wie Jakos Stimme.

Wie Martis Herz.
 

Die Frühlingssonne, die sich heute mit einem extra blankgeputzten Himmel schmückte, lächelte versonnen. Ach ja, man müsste noch mal ein paar Milliarden Jahre jünger sein ...

Dann wandte sie den Blick von beiden ab, denn es war ihr ein wenig wehmütig bewusst geworden, dass sie zwar Licht und Wärme schenken konnte, die Menschen das wahre Licht und die wahre Wärme jedoch nur in ihrem Inneren fanden.



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