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Ein anderer Strang der Zeit

Erster Teil - Das Ende einer Ära
von

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Kapitel 5

Noch immer verunsichert wanderte Neo Queen Serenity durch ihren Palast. Sie selbst machte die Gesetze – sie war die Königin. Was sie entschied, sollte auch geschehen. Aber konnte sie mit ihrem Gewissen vereinbaren, einen ihrer Untertanen für ein nicht begangenes Vergehen zu strafen? Sie musste es tun! Zum Schutz ihrer Familie!

Als die Königin um die nächste Ecke bog, lief sie genau demjenigen in die Arme, den sie in diesem Moment ganz und gar nicht hatte treffen wollen. Zu vertieft war sie ihren Gedanken nachgegangen, als dass sie seine Schritte hätte hören können. Überrascht sah sie auf. Auf sein Gesicht trat langsam ein schelmisches Grinsen. Dann verschwand es wieder, der Prinz machte einen Schritt zurück und verbeugte sich. „So spät noch unterwegs, Majestät? Und das auch noch vollkommen allein. Was, wenn Euch etwas zustößt?“

Serenity reckte ihr Kinn nach oben. „Dies ist mein eigener Palast, Prince Diamond. Seit Jahrhunderten durchschreite ich seine Gänge, ohne mich um mein Wohlergehen sorgen zu müssen. Sollte sich das ausgerechnet heute verändert haben?“

Der Gesichtsausdruck des Prinzen war nicht zu deuten. Seine Mundwinkel zuckten. „Dafür sehe ich keinen Grund, meine Königin. Und wenn Ihr Euch nicht sorgt, würde es Euch sicher nichts ausmachen, begleitete ich Euch ein Stück?!“

Serenity schluckte. Allein mit dem Prinzen mitten in der Nacht durch die Korridore zu wandern, widerstrebte ihr. Aber sie wusste keine Einwände. Vielleicht war dies nun eine gute Gelegenheit, Beweise zu sammeln, die ihren Entschluss endgültig rechtfertigen könnten. „Nur zu, Prince. Ich war gerade auf dem Weg zu meinem Gemahl“, nickte sie schließlich und setzte ihren Weg fort.

„Es wundert mich, Euch ohne ihn anzutreffen“, gab Diamond von sich.

„Auch wenn wir in der Öffentlichkeit stets Seite an Seite stehen, gibt es nun mal Zeiten, in denen ich gern mit meinen Gedanken allein bin.“

„Oder einfach in anderer Gesellschaft?“, grinste er von der Seite aus.

„Habt Ihr mich beobachtet?“

„Mehr zufällig entdeckt. Wer war dieser… närrische Blondschopf im Palastgarten?“

„Närrischer Blondschopf? Lasst sie das besser nicht hören. Die Prinzessin des Uranus ist ebenso stürmisch und stark wie ihr Planet.“

Überrascht zuckten die Gesichtszüge Diamonds. „Für eine Prinzessin hätte ich sie nun wirklich nicht gehalten.“

„Habt ihr nicht von ihr gehört? Neben ihr gibt es noch sieben weitere. Und ich warne Euch, sie sind meine treusten Beschützerinnen und ausgesprochen mächtig. Mich zu schützen ist ihr Schicksal. Sicher haben sie Euch längst im Visier.“

„Mich? Sehe ich denn verdächtig aus?“

Serenity hob zur Antwort nur vielsagend ihre Brauen.

„Ich bin nur ein kleiner Untertan, der die Hilfe seiner Königin ersucht, um seinem Volk zu helfen.“

Sichtbar hart bissen Serenitys Backenzähne aufeinander. „Ich weiß nicht, wie ich Euch helfen kann.“ Vor einer großen Tür blieb sie stehen. Ihr Blick wanderte erst zu dem schweren Holz, dann zu ihrem Begleiter. „Ich kann Euch weder ein größeres Gebiet zusprechen, noch mehr Macht schenken. Was also erhofft Ihr Euch von Eurem Besuch?“

Unergründbar starrten seine Augen in ihre. „Tatsächlich? Nun… Ich dachte, Eure Macht wäre grenzenlos. Unvorstellbar, dass Ihr mir nicht aus meiner misslichen Lage helfen könnt.“

Serenity überkam eine Gänsehaut. Etwas Bedrohliches lag in seiner Stimme. Wie weit war der Prinz schon von dem rechten Weg abgewichen? Kalte Stille legte sich um Königin und Prinz.

Plötzlich öffnete sich die Tür zu Serenitys Linken. Endymion trat in den Korridor. Abschätzend sah er zu seiner Gemahlin, dann zu dem königlichen Gast. Als er nach ihrer Hand griff, zuckte sie zusammen. An den Prinzen gewandt fragte der König: „Habt Ihr Eure Worte ordnen und Euren Ersuch nun doch vorbringen können?“

Noch immer starrte Diamond seine Königin an. „Das tat ich. Jetzt ist es an ihr, eine Antwort für mich zu finden.“

Sie wich einen Schritt zur Seite, näher hin zu ihrem Gatten. „Ich weiß nicht, wie ich Euch helfen kann, Diamond. Jede Provinz unseres Reiches wird gleich gut behandelt. Seit Jahrhunderten lebt unser Volk im Wohlstand. Auch die Eurer Familie zugewiesenen Ländereien werden nicht benachteiligt. Darum werde ich Euch keinen Joker zuspielen, Prince.“

Die Enttäuschung über dieses Urteil war dem Prinzen deutlich anzusehen. „Dann sehe ich keinen Grund, Eure Gastfreundschaft noch länger in Anspruch zu nehmen.“ Sein Blick wanderte zu Endymion. „Gleich morgen werde ich in mein Land zurückkehren.“ Damit wandte er sich ab und verschwand in den Weiten der Korridore.

Kurz darauf beobachtete Endymion, wie seine Gemahlin im Schlafsaal auf und ab lief. Behutsam fragte er: „Hältst du es für klug, ihn so abzuweisen?“ Er bekam keine Antwort. Darum fragte er nach einer kurzen Pause weiter: „Du kennst sein Gemüt. Glaubst du nicht, diese Antwort könnte ihn endgültig in die falsche Richtung treiben?“

Sie blieb stehen. Aufgebracht platzte aus ihr heraus: „Was hätte ich denn tun sollen? Denkst du, ich würde mir keine Sorgen machen? Was wäre wohl geschehen, hätte ich ihm meine Macht versprochen? Death Phantom hat keine Macht über ihn, ja! Das heißt aber auch, dass wir ihn notfalls besiegen können, sollte er sich gegen uns auflehnen! Was, wenn ich ihm mehr Macht schenken und er dennoch auf den Pfad des Bösen geraten würde? Ich will das nicht noch einmal durchleben müssen, Mamoru! Zu viele Opfer hat es gegeben!“ Sie schloss ihre Augen. In ihrem Kopf erschienen fast vergessene Bilder der Vergangenheit. Ihre leidenden Freundinnen, ihre verwandelte Tochter, ihr besessener Gatte und schließlich… Erschrocken riss Serenity ihre Augen auf. Tränen rannen über ihre Wangen. „Ich darf nicht noch einmal zulassen, dass sich eine von ihnen opfert. Es ist nicht nur ihre Aufgabe, mich zu beschützen. Ich bin ihre Königin. Und ich darf nicht zulassen, dass ihnen etwas zustößt. Nicht noch einmal!“ Mit plötzlich entschlossenem Blick sprach sie weiter: „Ich werde ihn verbannen.“

Endymion zögerte. „Hältst du dieses Vorgehen für richtig?“

„Ich halte dieses Vorgehen für unbedingt notwendig!“, entgegnete sie laut.

Bedächtig trat Endymion näher an seine Königin heran. „Warte wenigstens noch bis morgen früh, setz ihn nicht mitten in der Nacht vor die Tür. Wir werden ihn bewachen lassen. Und ich werde noch einmal mit ihm reden. Vielleicht zeigt sich ja doch noch, dass wir uns umsonst sorgen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  mor
2019-02-15T18:39:19+00:00 15.02.2019 19:39
Daimond tut mir Leid


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